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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Tryss - 26.07.2012

Ich musste noch einige Male schlucken, damit die scheußliche Bitterkeit endgültig verschwand. Ich ließ die Zunge über die Zähne gleiten und zog die Lefzen angewidert zurück. Bah, widerlich! Als der Geschmack vergangen war, sollte meine Laune sich eigentlich wieder besser. Doch unerwarteter Weise war es Velvet, die mir einen Strich durch diese Rechnung machte. Die warf mir belustigte Blicke zu und sagte dann etwas, das ich so niemals hinnehmen konnte. Der Ausdruck auf meinem Gesicht verfinsterte sich ein wenig. Meine Augenbraunen zogen sich zusammen.

„Das kann nicht dein Ernst sein?! Du klingst wie Kaya... Wie sollen wir lernen, wenn wir nicht ausprobieren? Wie sollen wir ihnen denn helfen, wenn wir nicht selbst etwas tun? Sollen wir tatenlos zuschauen und warten, bis sie dahingesiecht sind, nur weil wir zu feige sind ein Heilmittel zu suchen?“

fragte ich Velvet aufgebracht und stand plötzlich wild entschlossen neben der Fähe. Sie klang tatsächlich wie Kaya. Als ob sie mich belehren wollte, als wäre ich ein dummer kleiner Welpe, der versucht hatte mit Bäumen zu sprechen oder einem Schmetterling zuzuhören. Aber das war ich nicht. Ich war nicht klein, ich war nicht dumm. Ich war besorgt. Ich hatte Angst davor, dass meine Freunde starben, weil ich untätig herum saß und nichts tat. Ich wollte etwas tun. Und wenn ich dabei an irgendeinem Kraut selber krepierte. Das war immer noch besser als einfach nur zuzusehen und Deka und Alvarez im Stich zu lassen.

„Also. Willst du hier warten bis die beiden sterben oder kommst du mit und hilfst mir eine Lösung zu finden?“

Ich war einen Schritt näher an den Bach gegangen und blickte nun zu Velvet zurück. Auffordernd suchten meine Augen ihre und mein entschlossener Blick sprach Bände. Ich wandte mich ab und sprang über den Bachlauf, der nicht wirklich breit war. Auf der anderen Seite blieb ich erneut stehen um zurück zu blicken und Velvets Antwort abzuwarten.

[Velvet | Am Bach]


- Avis - 06.08.2012

Dass die erwachsenen Wölfe immer erst alles besprechen mussten, wollten mir überhaupt nicht in den Kram passen. Wieso auch? Weshalb konnten sie nicht einmal Dinge alleine entscheiden, waren sie wirklich so abhängig voneinander? Ich jedenfalls hatte schon das ein oder andere Mal etwas selber entschieden, und so schwer war das doch gar nicht gewesen! Den Blick leicht gesenkt nickte ich auf Kayas Worte hin bloß, und gab mich damit zufrieden. Nun, nicht zufrieden, aber was sollte ich auch anderes tun? Kimya würde mir, nach den Worten des grauen, mit Sicherheit nicht einfach so folgen, wenn ich loszöge um zu suchen, und alleine wollte ich dann doch nicht. Immerhin war das nicht unser Wald, und den Anschluss an die Gruppe verlieren wollte ich auch nicht.
Kurzerhand, oder Pfote, hob ich meinen Kopf wieder und spielte mit den Ohren, die anderen für wenige sekunden beobachtend. Doch auch das machte keinen Spaß. Irgendwie machte überhaupt nichts Spaß, und selbst wenn ich mich hätte ausruhen sollen, wollte ich das nicht. Natürlich war die ganze Situation furchtbar anstrengend (gewesen), aber Müde fühlte ich mich nicht. Ganz im Gegenteil, Tatendrang durchströmte meinen Körper. Und die Tatsache, dass es Kimya wirklich gut gehen zu schien, stoppte diesen auch nicht. Nur vielleicht die Frage nach Mama – ein wenig. Vorsichtig legte ich meinen Kopf kurz schief und blickte meinen Bruder dabei an.

"Keine Ahnung. Aber sie muss wiederkommen. Sonst gehe ich zu Tryss und sage dem, dass wir sie suchen müssen. In Ordnung? Ich hole Mama zurück, keine Sorge."

Es war ein halbes Versprechen das ich ihm damit machte, und vielleicht war es falsch gewesen, vielleicht aber auch genau richtig.
Ich war in Gedanken, dachte darüber nach, was ich da eben gesagt hatte. Doch als Kimya dann das Wort "spielen" in den Fang nahm, war ich wieder ganz Ohr. Sogleich lauschte ich seinen Worten, meine Augen glänzten, ich nickte.

"Machst du mit, Kaya?"

Erwartungsvoll blickte ich den Rüden an und lief zu den Bäumen, die mein Bruder wohl gemeint haben musste. Sogleich hatte ich auch schon neben einem dieser Bäume einen kleinen Stock gefunden, hatte mich hingelegt, und ihn in zwischen meine Pfoten geklemmt. Erst vorsichtig, dann immer weniger begann ich, jenen zu "bekämpfen", und spürte das Holz zwischen meinen Zähnen. Doch das war sicherlich nicht das, wie Kimya sich mit mir beschäftigen wollte. Also lies ich kurz von meinem Stock ab und blickte zu ihm hinüber, erwartungsvoll und fragend zugleich.


- Velvet - 09.08.2012

Es wunderte mich überhaupt nicht dass Tryss so reagierte wie er es tat. So wie ich den Rüden einschätzte war er niemand der sich etwas vorschreiben lies und dennoch war er ein Welpe, auch wenn Tryss vielleicht bereits viel erlebt hatte, trotz allem war er noch jung und – auch wenn ich mich hüten würde das zu sagen – verstand er noch nicht alles. Mit leichtem seufzen hörte ich seinem Schwall an Worten zu nur um letztlich, mit einem leichten Lächeln auf den Zügen, den Kopf zu schütteln. Nein, dass was er mir vorwarf dachte ich nicht. Aber ich glaubte auch nicht das er verstand wo drauf ich hinaus wollte.

„Nein, Tryss, ich sage nicht das wir Ihnen nicht helfen sollen. Aber sag mir, Tryss, wie willst du Ihnen helfen wenn du selbst krank wirst weil eine Pflanze, die du nicht kennst aber probierst, dir schadet? Bevor du einfach hingehst und versuchst selbst etwas zu finden frag doch die anderen. Nur weil ich nicht weiß welche Pflanze hilfreich ist, heißt es nicht das die anderen es nicht doch wissen. Und sollte das nicht helfen, können wir selbst immer noch die Pflanzen testen. Aber denk daran, auch du kannst krank werden davon Tryss, und dann bist du den anderen keine Hilfe mehr.“

Ich konnte mir gut vorstellen das Tryss mir diese Worte übelnahm, aber es half auch nichts, wenn ich es ihm nicht wenigstens versuchte es ihm zu erklären, wieso ich handelte wie ich es tat. Es half schließlich niemandem, wenn keiner da war der auf die Jagd gehen konnte um Futter für die verletzten zu suchen, wenn niemand da war, der sicherstellen konnte das keine anderen Tiere die geschwächten Angriffen. Zwar war diese Gemeinschaft kein Rudel, denn ein Leittier hatten wir nicht und auch kein Revier, aber letztlich stand dennoch jeder für den anderen ein – bei den meisten von unserer Gruppe vermutete ich es jedenfalls. Als Tryss letztlich über den Fluss setzte wollte ich aufstehen, jedoch hatte ich meine Verletzung diesbezüglich unterschätzt. Zwar schaffte ich es einige Schritte zu machen, aber den Sprung – selbst wenn es nur ein kleiner war – traute ich mir nicht zu.

„Tut mir Leid Tryss. Ich werde hier bleiben. Vielleicht hat Kaya ja eine Idee was wir tun können.“, ich warf einen Blick über die Schulter zu besagtem grauen Rüden der sich noch immer mit den beiden Welpen beschäftigte. Alvarez, Skadi und Tamias mussten auch noch irgendwo in der nähe sein und vielleicht hatte ja auch einer von denen eine Idee. „Bevor du weiter selbst versuche machst, frag doch mal die anderen. Vielleicht hat einer von Ihnen ja eine Idee.“ Ich sprach ruhig, wollte nicht das er glaubte, dass ich ihn bevormunden wollte, denn das wollte ich nicht. Ich wollte ihm bloß eine Idee geben, einen Anreiz. Ich schaute noch einmal über den Bach zu Tryss hinüber und lächelte – hoffentlich versöhnlich. Dann drehte ich mich langsam um und lief zu Kaya und den Welpen hinüber. Neben dem grauen lies ich mich zu Boden nieder und musterte die kleine Gruppe.

„Darf ich mich zu euch gesellen?“, ich sprach ganz bewusst alle drei an und nicht nur den grauen. Diesem schob ich meine Schnauze einmal kurz in das Fell – insofern er nicht zurück zog - und musterte dann wieder die Welpen. Diese jedoch schienen aufgewühlt zu sein und ich wurde daran erinnert das Arkanis ja nun fort war und die Welpen nun ohne Mutter da standen. Ich hatte Mitleid mit Ihnen, es musste schwer sein.

[erst Tryss || redet mit ihm || dann bei Kaya & den Welpen || spricht die drei an]



- Kaya - 13.08.2012

Nach wie vor fühlte ich mich in der Gegenwart der beiden Welpen zwar nicht unwohl, aber vielleicht mit meiner Meinung doch ein wenig deplatziert – immerhin stand ich zwar auf dem Standpunkt dass es Sinn machen konnte, Arkanis zu suchen, aber darum ging es ja nicht einmal im großen und Ganzen. Stattdessen schienen die jungen Wölfe nun selbst nicht so ganz zu wissen, was genau sie wollten – und ich war im Begriff, mich was das anging, anzupassen.

Kimya war es, der Avis schließlich zu einem Spiel animieren wollte – und ich sah, ob das nun gut oder weniger gut war, keinen Grund der so wirklich dagegen sprach. Allerdings hatte Avis wohl wiederum andere Pläne, denn wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er zu Tryss – warum eigentlich? - gegangen und hätte dem gesagt, man solle Arkanis suchen. Das wäre ja noch verkraftbar gewesen, aber dass er dann selbst mich fragte, ob ich mitmachen würde...uff!

„Weisst du...“ begann ich und suchte den Blick des jungen Rüden, während ich aus dem Augenwinkel feststellte, dass sich das Zweiergespann aus Tryss und Velvet auflöste und in meine Richtung kam. Als ich mich wieder auf Avis konzentrieren wollte, hatte sich der junge Rüde schon zu Kimyas Worten in Bewegung gesetzt und schien ebenso spielen zu wollen. Ich seufzte leise und sah zu Velvet, deren Entscheidung zu mir zu kommen ich für den Moment dann doch ziemlich begrüßen mochte. Um eine Antwort an Avis und Kimya war ich somit erst einmal herumgekommen. Dass Velvet mir die Nase ins Fell stopfte war ich ja inzwischen wohl ebenso gewohnt wie sie es andersherum gewohnt sein mochte. Es gab ein unwirkliches Gefühl der Nähe, der Innigkeit.

„Wie Du siehst, reicht ein 'zu Dir' vollkommen aus.“ erwiderte ich nicht ohne einen Hauch Süffisanz, der dazu diente die kurze Enttäuschung über den Rückzug der Welpen zu kompensieren. Sie meinten es ja nicht böse, eher im Gegenteil. Nichtsdestotrotz fiel es mir zunächst schwer, mich auf die Fähe mir gegenüber zu konzentrieren, einfach weil ich mit den Gedanken noch einige Momente zurücklag.

„Und, was sagt er?“ fragte ich gleich danach, nicht ohne mit dem Fang kurz gen Tryss zu nicken – damit auch jaaa klar wäre, um wen es ging.


[bei Avis und Kimya, lässt jene ziehen als Velvet kommt]



- Skadi - 14.08.2012

Ein langes Schweigen hat sich zwischen Alvarez und mir aufgetan. Er sah mich nicht an, versuchte kein Gespräch zu eröffnen. Und ich tat es auch nicht. Bisher hatte ich ihn schon als einen ruhigen Vertreter dieser Gruppe beobachtet und dazu gerechnet die Verletzungen und Schmerzen. Er hatte sich zurück gezogen, weil er alleine sein wollte. So dachte ich.
Meine Anwesenheit störte ihn, wurde ihn unangenehm. Also stand ich auf. Ich sah kurz auf ihn herunter und legte meine Lefzen ganz nahe an seine Ohren.

“Ich hoffe, dass wir etwas finden, was dir helfen kann.

Sagte ich leise und ging. Es waren vielleicht harte Worte, ohne Aufmunterung und ohne viel Hilfe, aber sie waren wahr. Ich hatte keine Idee, was wir tun könnten. Was ihm helfen könnte. Ich konnte nur hoffen, dass es irgendwer wusste und mit diesem Wissen schnellst möglich in die Tat überging.

Mein Ziel war der kleine Bach, um erneut meine Hüfte zu kühlen und meiner Kehle Feuchtigkeit zu spenden. Jedoch erblickte ich Tamias, der nicht weit davon unter einem Baum lag – ganz allein. Ich zögerte kurz, wusste nicht, ob er böse oder wütend auf mich war. Ich wusste auch nicht, ob ich böse oder wütend auf ihn war. Die einzigen Gegenwärtige Gefühle die ich hatte, und die ich richtig zuordnen konnte, waren Schmerzen, Sorgen und Erschöpfung.
Meine Pfoten trugen mich zu Tamias und ich drückte ihm meine Nase sanft hinter sein Ohr. Dann ließ ich meine Zunge kurz zwischen seinen Ohren durch das Fell fahren und ich kehrte ihm wieder den Rücken zu. Jetzt peilte ich mein eigentliches Ziel an. Den Bach.

Wortfetzen von dem Gespräch von Tryss und Vel erreichten meine Ohren. Tryss schien etwas aufgebracht, Vel hingegen antwortete ruhig und besonnen. Ihre Worte konnte ich nicht mehr verstehen, obwohl ich nicht sagen kann, dass Tryss ungehalten geschimpft hatte.
Als ich am Bach an kam, hatte Vel sich schon zu Kaya und den Welpen geschoben und Tryss alleine zurück gelassen. Ich blieb am Bach stehen, trank einige Zungen Wasser und dann stieg ich mit den Läufen in das kühle Wasser. Es dauerte eine Weile, bis ich einen geeigneten Platz im Wasserbett gefunden hatte. Ich legte mich so hinein, dass meine verletzte Hüfte komplett mit Wasser umspült wurde. Ein wohliges, schmerzlinderndes Gefühl kam in mir auf.
Dann sah ich zu Tryss.

“Hast du dich irgendwie verletzt, oder bist du wenigstens heil davon gekommen?“

Fragte ich mit ruhigem Ton, ich lächelte ihn sogar kurz flüchtig an, ehe ich meinen Kopf auf den trockenen Ufer vor seinen Pfoten ablegte.

[Verlässt Alvarez | Begrüßt kurz und wortlos Tamias | Geht zu Tryss]


- Kimya - 14.08.2012

Oh nein! Avis hatte meinen Wink und meine Betonung wirklich nicht verstanden. Der Vorteil an der Sache war, dass wohl Kaya auch keinen Verdacht geschöpft hatte, Avis ihn allerdings fragte, ob er mitspielen wollte... Ich schaute rüber zu den beiden und bemerkte erleichtert, dass nur mein Bruder mir folgte, während Kaya dort blieb und mit Velvet sprach, die auch gerade dazu gekommen war. Ich atmete kurz aus und schaute Avis dann eindringlich an.

“Avis... Schau mal, die wollen Mama nicht suchen, die wollen nur warten, ob sie wieder kommt. Lass uns selber schauen. Vielleicht erinnere ich mich ja an den Ort, wenn ich ihn sehe.“

Ich sprach so leise ich konnte und schaute immer wieder zu den anderen um zu sehen, ob sie etwas ahnten. Jetzt fiel mir natürlich auch auf, dass es ganz Verdächtig wirken musste, wenn wir nicht auch wirklich spielten. Deswegen fing ich an mit meiner Rute zu wedeln (natürlich nur zur Tarnung!), zerrte an dem Stock, den mein Bruder angenagt hatte und kniff Avis leicht in die Wange. Noch während sich meine Nase in der Nähe seines Ohres befand, flüsterte ich ihm etwas zu.

“Bist du dabei?“

Fragte ich und zweifelte doch nicht daran. Avis war es doch, der sonst immer für alles zu haben war, auch wenn es nicht ganz erlaubt oder ungefährlich war. Und jetzt ging es doch um Mutter! Ich verstand sowieso nicht, warum die anderen nicht nach ihr suchen wollten. Das kleine, leise Stimmchen in meinem Inneren, dass mir immer wieder zuflüsterte, dass Mama vielleicht gar nicht mehr.. da war, versuchte ich zu überhören. Und selbst wenn! Wir mussten doch sicher sein. Wenn sie irgendwo verletzt war, dann brauchte sie sicher unsere Hilfe. Ich war nicht gewillt, einfach nur hier zu bleiben. Und doof fand ich es auch, dass die anderen gar nicht wirklich mit uns redeten. Wir waren jetzt langsam doch auch alt genug, um alles zu erfahren.

Mit diesen Gedanken wuchs auch mein Mut und meine Unsicherheit gegenüber dieser Aktion wurde kleiner. Was konnte schon schlimmstenfalls passieren...?

[Am Waldrand mit Avis, verrät ihm seinen Plan]


- Tamias - 14.08.2012

Im Land der Träume versunken vergaß ich beinahe alles um mich herum. Außer die Schmerzen, sie durchzogen meinen gesamten Körper weiterhin und begrüßten jede Bewegung mit starkem stechen.
Kälte durchzog die sonst so warmen Muskeln, der Wind, der von Zeit zu Zeit mein glanzloses, stumpfes Fell durchzog gab den Rest. Wie versteinert fühlte es sich an. Von Emotion und Lebensfreude keine Spur mehr. Getrocknete Flüssigkeit hinderte mich daran die Augen aufzuschlagen. Zu anstrengend erschien es mir, zumal die Dunkelheit in diesem Moment mir am angenehmsten erschien.
Ich konnte einfach sein. Gedankenlos, ohne Anstrengung und ohne etwas dabei zu empfinden war ich nach langer Zeit mal wieder eins mit meinem Körper.
Die Zeit tat mir gut, bis ein vertrauter Geruch immer näher kam, ich dann die dumpfen Geräusche des Waldbodens vernahm und ich dann erst Skadi realisierte. Meine Nase fing binnen weniger Sekunden an zu arbeiten. Sie war bei Alvarez gewesen. Ich roch Krankheit, die jedoch nur indirekt von ihr aus ging. Hier schien es dem ein oder anderen schlechter zu gehen als angenommen.
Ich spürte ihre Schnauze an meinem Ohr, ehe ich ihre Zunge zwischen meinen Ohren spürte. Dann ging sie wieder. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte. Sie ging zu Tryss? Wieso? Ich wäre ihr zwar sofort gefolgt aber zu diesem Wolf da? Das schien für mich zu anstrengend.
Vorsichtig legte ich mich in normale liege Position und putzte mit meiner rechten Vorderpfote die Krümel aus meinen Augen. So langsam machten sich Organe wie mein Magen bemerkbar. Ich bekam Hunger und Durst hätte ich auch. Langsam blickte ich mich um und war der Meinung alle Wölfe waren da. Ein Schnüffler in der Luft gab grünes Licht. Keine Gefahren in der Nähe.
So raffte ich mich langsam auf, streckte meine müden Muskeln und schüttelte das staubige Fell. An die Schmerzen hatte ich mich langsam gewöhnt. Nun stand ich da und überlegte kurz was ich jetzt machen wollte.
Schritt für Schritt trabte ich federnen Ganges und doch deutlich steifer als sonst Skadis Fährte hinterher bis zum Bach. Dort trank ich einige Schlücke und beobachte lautlos die beiden Wölfe. Vielleicht konnte man gemeinsam kleine Beute machen, so bekämen die kranken Wölfe auch Nahrung. Das dürfte sie stärken und wir hätten jedenfalls versucht zu helfen.

[Erwacht / folgt skadi zu tryss]


- Avis - 14.08.2012

Verwirrt blickte ich meinen Bruder an. Die Tatsache, dass er spielen wollte, hatte mich schon stutzig gemacht, und dennoch war ich freudig darauf eingegangen. Doch das, was danach folgte, auf etwas dergleichen war ich überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Nein, ich hätte wohl nie damit gerechnet, solche Worte aus dem Fang meines Bruders zu hören. Ein winziges Lächeln huschte über meine Lefzen, und ich war so froh, dass er bei mir war. Auf brüderliche Weise, versteht sich natürlich von selber. Natürlich hätte ich sie auch alleine gesucht, aber zu zweit machte es dann natürlich irgendwie noch einmal viel, viel mehr Spaß. Und außerdem würde die Suche so schneller vorangehen. Bevor ich allerdings antworten konnte, hatte Kimya sich schon meinen Stock geschnappt. Ob zum Spaß, zur Tarnung, oder was auch immer – das war mein Stock, egal, ob wir nun Mama suchen würden oder nicht. Also nickte ich ihm vorsichtig zu, schnappte mir meinen Stock und lief ein Stück mit der Rute wedelnd in Richtung Wald. Zwar bemerkte ich erst jetzt, dass Velvet von Tryss zu Kaya gewandert war, doch stellte das kein problem dar. Nein, ganz im Gegenteil. Sie half uns indirekt, indem sie den grauen Rüden ablenkte, und sein Augenmerk auf sie, und nicht auf uns, lenkte.

"Los!"

Das war es, was ich meinem Bruder halb flüsternd zurief. Das konnte keiner der anderen gehört haben, da war ich mir sicher.

"Und wo fangen wir an zu suchen? Aus welcher Richtung seid ihr gekommen?"

Es war nur Richtig in dieser Richtung nach Mama zu suchen. Ihr konnte etwas zugestoßen sein, und mit Sicherheit brauchte sie uns jetzt. Und wir baruchten sie. Es führte kein Weg an diesem Abenteuer vorbei, wie mir klar wurde, als wir immer weiter in den Wald gingen. Die anderen würden sie so schnell nicht suchen. Gut, das war auch nicht deren Mama. Aber ein bisschen Mitleid konnte doch mit Sicherheit selbst der größte und böseste Wolf aufbringen, für uns, nur für uns.

[ Waldrand; Kimya ]


- Tryss - 23.08.2012

Velvet beging in diesem Moment den größten Fehler überhaupt. Sie kniff den Schwanz ein und ließ den Dingen tatenlos ihren Lauf. Feige war sie. Ich schnaubte wütend die Luft durch die Nase und schüttelte verständnislos den Kopf. Waren ihr die anderen nicht wichtig? Lag ihr so wenig an Deka und Alvarez, dass sie lieber hier herumlag und auf Heilung wartete, statt etwas zu tun? Mir war sehrwohl bewusst, dass ich krank werden konnte, wenn ich die falschen Pflanzen probierte. Aber jede getestete Pflanze war ein Schritt in Richtung Heilung der beiden. Einfach abwarten würde uns nicht weiterbringen. Velvet war dumm und naiv, wenn sie glaubte, dass die beiden von alleine wieder auf die Beine kamen. Sie würden sterben, wenn wir nichts taten. Bevor ich zusah, wie zwei Wölfe unserer Gemeinschaft einfach langsam verreckten, würde ich lieber mein eigenes Leben geben. Dann musste ich wenigstens nicht mit dem Wissen weiterwandern nichts versucht zu haben. Ich funkelte Velvet wütend hinterher, als sie sich umwandte und zu ihrem Kaya spazierte. Und wenn er krank gewesen wäre? Hätte sie dann auch so reagiert? Würde sie dann nicht auch alles versuchen, damit sie ihn nicht verlor? Sie würde genauso reagieren wie ich, da war ich mir sicher.

„Ja, lassen wir die beiden dahinsiechen um uns selbst zu schützen.“ murmelte ich leise zu mir selbst, rief der weglaufenden Fähe aber noch laut hinterher: „Das ist nicht der Sinn einer Gemeinschaft, Velvet!“

Eigentlich hatte ich zuerst Rudel statt Gemeinschaft sagen wollen. Doch ein Rudel waren wir nicht. Eher ein loser Haufen herumstreunender Wanderer, die anscheinend nicht das gleiche Ziel hatten. Wahrscheinlich waren wir nicht einmal eine Gemeinschaft, denn das Wort verdiente ein Haufen von Wölfen nicht, wenn einer dem anderen nicht helfen wollte, sondern sich lieber in irgendeine Ecke verkroch. Solange es einem selbst gut ging, war ja alles in Ordnung. Ich hatte nicht übel Lust, bevor ich aufbrach und auf eigene Faust eine Heilpflanze suchte, zu Kaya und Velvet herumzuspazieren und den beiden gehörig die Meinung zu geigen. Während dieser Überlegung hatte ich aber nicht mit Skadi gerechnet, die plötzlich zu mir stieß. Ich bemerkte sie erst, als sie sich unweit von mir in den Bach legte. Ich blinzelte sie ein wenig irritiert an und fragte mich, wie viel sie wohl von dem Gespräch zwischen Velvet und mir mitbekommen hatte. Als sie den Fang öffnete, war ich mir fast sicher, dass sie mich darauf ansprechen würde. Falsch gedacht.

„Mir geht’s gut. Nur ein paar kleine Kratzer.“, brummte ich, weil eben das die Frage gewesen war mit der sich das Gespräch von Velvet und mir erst in diese Richtung entwickelt hatte. „Wie geht es Alvarez?“

Ich hatte Skadi mit dem Rüden sprechen sehen. Dass sie es bis zum Fluss geschafft hatte, war ein gutes Zeichen. Ich ging also davon aus, dass ihre eigenen Verletzungen am Verheilen waren. Es wäre ohnehin sinnlos gewesen, sie danach zu befragen, sie würde es ohnehin herunterspielen. Skadi war niemand, der mit seinen Wehwehchen hausieren ging. Ich erspähte Tamias, der ebenfalls langsam zu uns getrabt kam. Wenn einer der beiden Ahnung von Heilmitteln gehabt hätte, hätten sie es sicher gesagt, oder?

„Du würdest ihnen helfen oder? Wenn du es könntest, würdest du sie heilen, nicht Skadi?“ fragte ich die Fähe in fast flehendem Tonfall. Sie würde schon wissen, von wem ich sprach. Tamias war inzwischen zu uns gestoßen, also wandte ich mich einfach an beide Wölfe. „Und wenn ihr es nicht könntet... würdest ihr nicht alles versuchen, damit es ihnen wieder besser geht?“

Mein Blick legte sich nun eher auf die Wölfin und ich wartete begierig auf ihre Antwort, von der ich absolut nicht wusste, wie sie ausfallen würde. Ich kannte Skadi als treu und loyal, Tamias als brummigen Kauz, der aber ebenso für seine Ideale einstehen konnte. Skadi aber hatte uns gerettet, damals im Dorf, als es für sie keinen Grund gab uns zu helfen. Im Gegenteil. Sie hatte ihr Versteck mit uns geteilt und somit ihr eigenes Leben riskiert, weil sie die Entdeckung durch die Menschen fürchten musste. Und dennoch hatte sie es getan. War das nicht das Verhalten, das Wölfe eines Rudels, einer Gemeinschaft zeigen sollten? Selbstlosigkeit? Skadi hatte das einmal getan. Würde sie auch jetzt so handeln?

[Fluss | Skadi und Tami]


- Kimya - 26.08.2012

Avis war dabei! Klar war er dabei, er war immer dabei. Das kam nicht oft vor, dass ich den Gedanken hatte, aber in solchen Dingen konnte man sich auf ihn verlassen. Nachdem sich mein Bruder seinen Stock zurückerkämpft hatte, war er auch schon flink zwischen den Bäumen verschwunden um sich möglichst schnell vor den Blicken der anderen Wölfe zu verstecken. Ich drehte mich noch kurz um, um einen Blick auf die anderen zu werfen. Sie waren beschäftigt. Irgend ein Thema war wohl unheimlich interessant. Viel interessanter als meine Mutter zu finden. Ich war nicht sauer auf sie oder nahm es ihnen groß übel - nur ein bisschen vielleicht. Nachtragend war ich auch nicht. Aber dann durfte wenigstens niemand uns beiden aufhalten, sie auf eigene Faust zu suchen - wenn sie es schon nicht selber taten! Mit dem Gedanken folgte ich meinem Bruder schnell.
Jetzt kam die Frage, die mich unvorbereitet traf, aber natürlich zu erwarten gewesen wäre. In welche Richtung? Von wo war ich gekommen? So wirklich orientieren konnte ich mich nicht. Bevor ich Avis gestehen musste, dass ich keine Ahnung hatte, wo wir mit suchen anfangen mussten, versuchte ich einen Anhaltspunkt zu finden. Irgendetwas, das mir vielleicht bekannt vorkam und an das ich mich erinnerte. Aber da war nichts. Wir waren wohl noch zu weit von dem Punkt entfernt, an dem meine Mutter verschwunden war und ich mein Bewusstsein verloren hatte.

"Weiß ich nicht, ich kann hier nichts erkennen..."

, nuschelte ich leise und ein wenig beschämt. Da zettelte ich sowas an und wusste nichtmal, wo wir mit suchen anfangen würden. Kurz schaute ich meinen Bruder an und wartete auf einen Hinweis, wie er das ganze jetzt aufnahm. Vielleicht war er ja gar nicht böse und erkannte, dass er selber nichts dafür konnte. Vielleicht hatte er ja selber eine Idee. Dann schaute ich mich nochmal um. Da musste doch etwas sein.. irgendetwas...
Dann stieg mir ein Geruch in die Nase. Nur ein ganz leichter, weit entfernter Geruch, aber er kam mir bekannt vor. Es waren Blumen. Aber nicht irgendwelche Blumen, sondern welche, die ich vorher noch nie gesehen hatte und deren Geruch mir auch in die Nase gestiegen war, als ich neben Mama...

"Ich rieche da etwas, was mir bekannt vorkommt. Ich glaube, wir müssen in diese Richtung!"

Mit den Worten tappste ich schnell in die Richtung, aus der der Geruch kam. Hoffentlich verliefen wir uns nicht... Und hoffentlich war es auch die richtige Richtung.

[Wald | mit Avis]