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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Tamias - 17.06.2012

Hier hatte sich also die liebe Gemeinschaft ausgesucht zu verbleiben. Bis wann nur? Alle Wunden verheilt sind? Na bravo, dass durfte ja noch ein Weilchen dauern. Es durchzog ein unangenehmer, starker Schmerz meinen Körper. Ich spürte die verspannten Muskeln, die gezerrten Sehnen und meinen Bauch, in dem auch nicht alles in Ordnung war. Aber wir hatten alles hinter uns. Wir waren in Sicherheit. Dachten wir jedenfalls. Nunja, ganz sicher war man nirgendwo. Aber hier schien es ruhig genug um zu rasten.

Alvarez ging es miserabel genau wie Dekaja. Die beiden hatte es wohl am schlimmsten erwischt. Ich sah erschöpft über die Gemeinschaft. Es bildeten sich wieder Grüppchen. Velvet ging erstaunlicherweise zu Tryss, Skadi zu Alvarez und Kimya zu Kaya. Das Adrenalin in meinem Körper baute sich nach und nach ab, ich wurde immer schlapper und suchte nach einem geeigneten Ort mich abzulegen. Mir wurde schummerig vor Augen und es überkam mich ein Gefühl von Übelkeit. Ich sah noch kurz über die Gemeinschaft, ehe ich mich abwandte und einige Schritte in Richtung Waldesinnere machte. Ein alter Baum spendete Schatten und hielt das weiche Moos leicht feucht. Mein Blut brannte in meinen Adern und ehe ich näher drüber nachdenken konnte ließ ich mich kraftlos ins Moos fallen. Etwas mehr Flausch und ein bisschen mehr Dämpfung hatte ich jedoch schon erhofft, aber da hatte ich auch die Wurzel unter dem Moos nicht erahnt. Es war zum Welpen kriegen.

Meinen Kopf legte ich auf einer weiteren Wurzelverstrebung ab. Automatisch schloss ich die Augen. Ich wollte nicht weiter über irgendetwas nachdenken. Doch ich tat es trotzdem unwillkürlich. Was in Arkanis gefahren war konnte sich hier wohl niemand wirklich erklären. Die Welpen waren erstmal in Sicherheit und es sah aus, als hätten sie es körperlich wohl gut überstanden. Jedenfalls besser als manch ein anderer in diesem Rudel. Ich atmete einmal tief durch und bereute es im selben Moment wieder. Der Sturz hatte meinen Körper gut zu schaffen gemacht. Aber mir im Rudel die Blöße geben? Nein, ich war absichtlich etwas abseits gegangen. Sollten die sich erstmal um sich kümmern. Helfen konnte ich in meinem Zustand eh nicht und ein paar dumme Worte waren hier auch nicht angebracht.

Mein letzter Gedanke ging an Kenzo. Nichts hatte ihn hier gehalten und dennoch veränderte dieser Hund mein Weltbild ein wenig. Ich hatte ihn gemocht, zwar nicht vom ersten Tag an, aber ich hatte ihn zum Schluss gemocht. Wir hatten schließlich füreinander gekämpft und er hatte uns den Pelz gerettet. Nein natürlich hätten wir das auch alleine hinbekommen, ohne gezähmten Köter, aber nunja. Meinen Sturkopf hatte ich beibehalten und ablegen würde ich ihn wohl nie vollständig. Langsam wurde es um mich herum dunkel, ich spürte meine entspannenden Muskeln und gönnte mir diesen Augenblick der Ruhe und genoss ihn in vollsten Zügen. Wie lange er anhalten würde, wusste man ja nicht.

[etwas abseits / macht sich Gedanken]



- Avis - 18.06.2012

Wirklich mitbekommen wie es langsam aber sicher Abend wurde hatte ich gar nicht. Nein, so genau hatte ich da allerdings auch nicht drauf geachtet, schien es mir doch dringender auf Deka aufzupassen als auf die Tageszeit zu achten. Aber gut, irgendwie hatten wir es dann doch geschafft dieses Spiel zu beenden, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass es nie eines gewesen war. Bloß ein blöder Vorwand um etwas anderes zu erreichen. Bei einem Spiel hätten die beiden Fähen sich sicherlich niemals verletzt, und auch Alvarez hätte dann nicht solche Angst gehabt – konnte man das so nennen – als er mit mir den Hang hinunter lief. Dass der Rüde wirklich Angst verspürt hatte, daran zweifelte ich irgendwie, doch fiel mir nichts besseres ein als dieses Gefühl um das ganze für mich zu beschreiben, zu verarbeiten.
So schnell wie es ging, oder eher wie ich ging, war ich den anderen also gefolgt, an Dekajas Seite. Schrift für Schritt, bis wir schließlich wieder auf die anderen getroffen waren. Und ich war ziemlich froh über diesen Umstand. Immerhin hätte es auch darin enden können, dass wir uns nie, nie wieder gefunden hätten. Naja, wir waren fast alle wieder vereint.
Schnell blickte ich mich um, drehte meinen Kopf hin und her, ohne auch nur wirklich eine längere Zeit auf einen der Wölfe um mich geschaut zu haben. Kimya hatte ich schon gesehen, aber wo war meine – unsere – Mama? War sie vielleicht noch etwas fressbares suchen? Ja, mein Magen knurrte schon ein wenig bei dem Gedanken. Doch die anderen schien das gar nicht zu interessieren, dass sie nicht da war. Also musste ich ja richtig liegen bei meinem Gedanken.

Also streckte ich mich vorsichtig und blickte dann zu Kaya, in dessen Nähe sich auch mein Bruder befand. Langsam stand ich auf, ganz gemütlich, und lief zu den beiden hinüber. Eigentlich hatte ich mit ihm noch was zu besprechen, was die Sache mit dem Spiel anging, doch wollte ich mich zunächst meinem Bruder widmen den ich ja schon länger als Kaya nicht mehr gesehen hatte.

"Da bist du ja!" Rief ich freudig während meine Rute hin und her pendelte. "Spielen wir was? Oh, warte, wie war dein Abenteuer? Sucht Mama was für uns?"

( bei Kaya und Kimya )



- Velvet - 21.06.2012

Den Kopf erhoben blickte ich von unten zu Tryss hinauf. Es war ein merkwürdiges Gefühl das der jüngere so ein ganzes Stück über mir war mit dem Kopf, aber es störte mich nicht weiter. Sein Blick hatte etwas misstrauisches und ich fragte mich unbewusst ob er jedem direkt was schlechtes andichtete nur weil man sich nach ihm erkundete. Ich wusste nicht viel, aber ich wusste dass was Kaya erzählt hatte und demnach war Tryss so wie man sich einen Jungwolf vorstellte: aufgeweckt und verdammt neugierig. Vielleicht war das der Grund warum ich mich ihm genähert hatte, ich wollte mehr über den jungen Wolf erfahren der sich bereits mit so jungem Alter bewiesen hatte. Ich lächelte aufmunternd und schaute während er seine Worte sprach auf meine Pfote. Nun sie war wenigstens nicht blutig, sie war einfach nur geschwollen aber ich war optimistisch das es nur vorrübergehend war. Über das Göttergatten, wie er Kaya bezeichnete wunderte ich mich doch, ich hatte nicht gewusst das der Rüde uns so beobachtet hatte. Mein Blick glitt rüber zu Kaya der sich in einigen Metern Entfernung niedergelegt hatte und ich schaute ihn mit einem leichten Lächeln an, ehe ich mich wieder Tryss zu wandte.

„Meine Pfote? Das geht schon. Das wird wieder vergehen, da bin ich mir sicher. Ich brauche bloß etwas Ruhe, dann wird das schon werden. Aber...“, ich stockte einen Moment lang und überlegte wie ich die nächsten Worte formulieren sollte. „Nur weil man körperlich nichts abbekommen hat, so heißt es doch noch nicht das man unverletzt ist. Wir haben jemanden verloren, auch wenn wir ihn nicht kannten und Arkanis ist auch noch immer verschwunden, wie du schon sagtest.“ Ich warf einen weiteren Blick auf Kaya der mittlerweile von Kimya und Avis belagert wurde. „Und was Kaya angeht, glaube ich nicht das ich dem gerade viel helfen kann. Der wird gerade von den Welpen überfallen.“

Ich lachte leise und überlegte erneut. Mein Blick glitt über die kleinen Gruppen die sich gebildet hatten und ich fragte mich ob jemand helfen konnte. Und zu gleich fragte ich mich wie ich seine Frage beantworten sollte. Seine Stimme war leiser geworden und ich bemerkte die Sorge die sich in den Worten des Rüden mischten. Auch ich machte mir Sorgen, denn sowohl Dekaja als auch Alvarez sahen alles andere als Gesund aus. Ich konnte wenigstens einigermaßen laufen. Traurig richtete ich den Blick auf den bunten neben mir und schüttelte sachte den Kopf.

„Nein, es tut mir Leid Tryss. Ich weiß nicht ob sich hier jemand auf das heilen versteht, ich selbst habe es leider niemals gelernt. Aber ich hoffe sehr, das wir etwas finden was Dekaja und auch Alvarez helfen kann. Ich bin mir sicher dass wir eine Möglichkeit finden das wir alle wieder gesund werden, Tryss, Du brauchst nur ein bisschen Geduld und vor allem musst du daran glauben.“

Ich versuchte ihn aufmunternd anzulächeln. Erst dann fiel mir, über die Sorge um die anderen ein, das Tryss noch eine andere Frage gestellt hatte. Die Jäger. Sie waren wirklich verschwunden und ich musste erleichtert genau daran denken und deshalb nickte ich – wenn auch verspätet.

„Ja, ich bin froh das wir die Jäger hinter uns gelassen haben. Es war wirklich gefährlich und ich bin froh das nicht noch schlimmeres passiert ist. Ich will gar nicht wissen was passiert wäre, wenn wir sie nicht abgehängt hätten. Ihre Hunde haben uns schon verletzt, sie selbst hätten uns vielleicht getötet.“

Meine Stimme war immer leiser geworden und ich schauderte bei dem Gedanken was hätte geschehen können. Ich war froh das es alles nur Spekulationen waren. Die Zweibeiner waren umgedreht und wir waren – jedenfalls vorerst – in Sicherheit. Erleichtert schaute ich Kaya und dann auch Tryss an, erleichtert darüber das wir niemanden aus der Gemeinschaft verloren hatten. Ausser Kheran.

[bei Tryss || nahe Kaya, Kimya und Avis || spricht mit Tryss]



- Tryss - 23.06.2012

Wow! Velvet war ja richtig gesprächig! Ich war erstaunt, wie offen und ruhig die Fähe mit mir redete. Eigentlich hatte ich eher erwartet, dass sie wie Kaya und Tamias schweigsam und mürrisch war, aber ganz im Gegenteil. Sie beantwortete so ziemlich alle meiner Fragen und machte nicht den Eindruck, als ob es sie groß belasten würde das zu tun. Ich war begeistert und angenehm überrascht. Die Dame war sympathisch! Dass ihre Pfote in Ordnung war, nahm ich ihr dennoch nicht richtig ab – man musste sich das Ding ja nur mal ansehen. Es war fast doppelt so groß wie sonst – na ja, das war vielleicht etwas übertrieben, aber doch viel größer als normal. Die Schwellung jedenfalls nicht zu übersehen und ich fand, dass das schon eine ziemliche Beeinträchtigung darstellte. Ich warf einen kurzen zweifelnden Blick auf die Wunde, zuckte aber dann mit den Schultern und ließ mich auf die Hinterpfoten sinken. Es war unangenehm zu stehen, während Velvet lag. Doch ganz ablegen wollte ich mich auch nicht. Dann blieb mir nämlich der wunderbare Überblick über das Gelände verwehrt – und vor allem auf Kaya, der von den Welpen überfallen wurde, wie es Velvet so schön formuliert hatte. Ich schielte noch einmal an ihr vorbei und konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen.

„Oh, oh. Der Arme. Dabei hat er doch gar nicht so viel für flippe Fragensteller übrig. Na vielleicht schaffen es ja die beiden Würmchen ihn ein bisschen aufzuweichen.“

Ich gluckste, weil ich ein Lachen unterdrücken wollte – immerhin saß hier Kayas Gefährtin vor mir und auch wenn ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich Skadis Erklärung verstanden hatte, so erschien es mir doch sinnvoller nicht allzu viele Neckereien über den Grauen gegenüber Velvet fallen zu lassen. Stattdessen konzentrierte ich mich auf den weiteren Teil ihrer Antwort. Sie sprach von Verletzungen, die nicht körperlich waren. Ich wusste, was sie meinte. Im Gegensatz zur Liebe kannte ich dieses Gefühl nur zur Genüge. Den Schmerz jemanden zu verlieren, andere leiden zu sehen. Als ich meine Familie verloren hatte, hatte ich eingehende Bekanntschaft mit diesen Empfindungen gemacht. Und ich hatte gehofft dass ich sie nicht noch einmal wiedertreffen würde. Nun war es erneut so gekommen. Weil Arkanis weg war und weil Deka verletzt war. Auch Kherans Tod betrübte mich natürlich, auch wenn ich ihn eigentlich kaum gekannt hatte. Doch ich ließ mir von alledem nicht viel anmerken. Auch wenn ich sonst mein Herz offen auf der Zunge trug – in diesem Fall behielt ich dieses Gefühle in mir verschlossen. Ich wollte mit niemandem teilen, was ich empfand. Und auch die Sorgen wollte ich nicht auf andere übertragen. Das wäre nicht fair gewesen für die, die unbeschwert waren und keine Verluste zu beklagen hatten. So ließ ich nur kurz die Ohren spielen und nickte zum Zeichen, dass ich wusste, was sie meinte. Ich ging jedoch schnell zu unserem nächsten Thema zurück: Dem Heilen. Als Velvet erwähnte, dass sie keine Heilkünste besaß, klappten meine Ohren langsam zur Seite. Oh. Schade. Oder... ungünstig. Blieben also nur noch Skadi, Tami und Kaya, die ein wenig Wissen mitbringen konnten. Wobei ich Skadi am ehesten zutraute so einfühlsam zu sein einen Patienten richtig zu versorgen. Bei Kaya und Tamias. Na ja, sie wären wahrscheinlich sehr nüchterne Heiler, um es nett zu formulieren.

„Na ja, aber haben wir ja nicht. Wir sind jhier und sie nicht. Und deshalb müssen wir uns Gedanken darum machen, wie wir es hinbekommen, dass wir nicht noch zwei Verluste zu beklagen haben.“

antwortete ich entschlossen und meine Ohren richteten sich erwartungsvoll und durch und durch mit Tatendrang erfüllt wieder auf. Ich blickte mich für einen Moment suchend um, als wollte ich direkt etwas finden, mit dem man helfen konnte. Da fiel mein Blick auf ein paar seltsame Gräse am Flussufer.

„Ob man die essen kann?“

Dass ich kein Wolf war, der das Experimentelle scheute, war ja bekannt. Also beugte ich mich vor, witterte kurz an dem seltsamen Grünzeug und konnte nichts finden, das gefährlich oder unnatürlich roch. Also schnappte ich kurzerhand mit den Zähnen danach, riss ein paar Halme ab und kaute kurz darauf herum. Nach wenigen Sekunden aber, begann das Zeug widerlich zu schmecken. Ich verzog das Gesicht und sah zu, dass ich das unschmackhafte Gemüse schnell herunterbekam.

„Schmeckt wahrscheinlich besser, wenn man krank ist.“

krächzte ich heiser und stand auf um schnell ein paar Schluck Wasser aus dem Bach zu nehmen und den bitteren Geschmack im Mund loswerden zu können.



- Kaya - 23.06.2012

Ich stand auf und schüttelte mich kurz, da der Wind beharrlich weigerte, mein Fell zu durchpflügen. Seltsam, es fühlte sich an, als ob irgendetwas...anders wäre als zuvor. Aber ich konnte nicht genau greifen, was es war – geschweige denn, was es bedeuten mochte. Ganz so weit war ich in meiner Denkweise dann doch nicht frei, wie ich es gern gewollt hätte.

Ich musste ziemlich verloren ausgesehen haben, denn kaum hatte ich beschlossen, mich nicht dem Jungspund und der Fähe, die ich ohne Frage zur möglichen Gefährtin auserkoren hatte, zu nähern, erschien auch schon einer der beiden gar nicht mehr so klein wirkenden Fellbälle auf der Bildfläche.
Ich hatte mich gerade wieder abgelegt, als es von rechts rummste, Kimya – sofort zu erkennen wenn man sich lange genug mit den Welpen beschäftigt hatte – an mich heran und über mich purzelte und schließlich, nach aussen hin zumindest, verschüchtert dastand und mich doch tatsächlich fragte, ob ich in Gedanken versunken sei. Ich runzelte die fellige Stirn ob der im ersten Moment seltsam deplatziert wirkenden Frage, gab das jedoch bald darauf dran. Das da war ein Welpe, warum sollte ich mir mehr Gedanken machen als nötig?

„Ertappt!“

beschloss ich daher zügig zu antworten und grinste in mich hinein. Wahrscheinlich war Kimya selbst in Gedanken versunken gewesen und versuchte nun, dies zu kompensieren indem er mir einreden wollte, ich sei in Gedanken gewesen. Aber warum sollte ich mich auch nicht darauf einlassen? Gegenüber den Welpen hatte ich ja nichts zu verlieren, dachte ich jedenfalls.
Den Welpen wurde übrigens einige Sekunden später Gewissheit, denn als ich mich auch wieder in einen festen Stand gebracht hatte, ergänzte auch Avis unsere kleine Runde – und brachte mich vollkommen vom Jungspund und Velvet ab – oder von der Beobachtung jener, das mochte jeder für sich entscheiden.

Als Avis sich jedenfalls dazugesellt hatte und Kimya sogleich zum spielen animieren wollte – oder aber ihn fragte, wo Mama steckte, was jener ja kaum wissen konnte – senkte ich leicht betrübt den Kopf.

„Euch reicht ein doofer Rüde wohl nicht, mh?“

Ich hatte das durchaus humorvoll gemeint, war mir aber auch bewusst dass das durchaus falsch in die jungen Ohren geraten konnte, wenn ich nicht richtig aufpassen würde. Aber davon ging ich ehrlicherweise gar nicht mal aus.

„Wir sollten Velvet und Tryss nicht stören. Scheint wichtig zu sein.“

meinte ich und deutete mit dem Fang auf die beiden in der Nähe befindlichen. Aber das musste ja nicht bedeuten dass wir drei nun in Schweigen verfielen. Gebannt richtete ich meinen Blick auf Kimya, sah jedoch angelegentlich mehr oder minder mit dem anderen Auge zu Avis...bloß jede Reaktion auffangen – gar nicht so einfach!


[bei Kimya, Avis; plauscht]



- Kimya - 23.06.2012

Es war gar nicht Kaya, der mich zu erst ansprach. Bevor ich wirklich richtig gucken konnte, stand schon Avis neben mir, der mich mit Fragen durchlöcherte. Da wusste ich erstmal gar nicht wirklich, auf welche ich zu erst antworten sollte. Aber wenn er etwas über mein Abenteuer wissen wollte, dann konnte ich ja nicht gleichzeitig mit ihm spielen, oder erwartete er das etwa? Nein, das konnte er unmöglich wollen. Noch während ich überlegte, find meine Rute an zu wedeln. Es war schön, wieder mit meinem Bruder reden zu können, auch wenn wir nicht immer ein Herz und eine Seele waren – wir gehörten eben zusammen, so fühlte es sich richtiger an, als getrennt zu sein. Bevor ich dann Avis etwas sagen konnte, meldete sich Kaya zu Wort. Klar war es lustig, mit Kaya zu reden und vielleicht auch zu spielen, aber das konnte man doch nicht mit Mama vergleichen?

„Warum sollte uns das denn reichen?“

, fragte ich und legte meinen Kopf schief. Ich meinte das auf keinen Fall böse, es irritierte mich nur. Als Reaktion auf Kayas letzten Satz, drehte ich meinen Kopf in Richtung Tryss und Velvet. Was war wohl so wichtig? Plötzlich wurde ich unheimlich neugierig. Mir war aber auch klar, dass wir ein wichtiges Gespräch wohl nicht durch unsere Anwesenheit stören durften. Deswegen drehte ich mich zu Avis, um nun endlich auch seine Fragen zu beantworten.

„Das war kein besonderes Abenteuer.. Wir sind sehr viel gerannt und ich habe mich sehr müde gefühlt. Und meine Pfoten haben weh getan. Mama war sehr schweigsam und gar nicht gut gelaunt, sie war sehr ernst. Irgendwann bin ich so müde geworden, dass ich mich an nichts mehr erinnern kann. Dann wurde ich wach und Mama war weg. Ich weiß nicht, ob sie etwas sucht…“

Und irgendetwas an dieser Theorie kam mir auch merkwürdig vor. Es passte einfach nicht. Warum sollte Mama einfach gehen und mich liegen lassen, nur um etwas zu suchen? Aber das wollte ich Avis nicht sagen. Ich wollte ihn ja nicht verunsichern oder ihn vielleicht sogar traurig machen. Und vielleicht wollte ich selber auch ein wenig daran glauben. Ja, vielleicht kam sie ja bald wieder, mit einem dicken Kaninchen im Maul! Das wäre doch was…

[Bei Kaya und Avis, redet]



- Avis - 30.06.2012

Wie ich auf eine so dumme Frage gekommen war, war mir nur wenige Sekunden nachdem ich sie gestellt hatte, nicht mehr klar. Vermutlich überforderte ich meinen Bruder mit so viel Information – wenn man das so nennen wollte – obgleich er doch eigentlich recht schlau war. Er musste damit klar kommen, denn eigentlich war es mir egal ob er verstanden hatte was ich wollte, und musste selber Prioritäten setzen, welche der Fragen er zuerst beantworten würde. Natürlich war es mir am liebsten, dass wir etwas spielten, doch war da auch noch Kaya, der mit Sicherheit keine Lust darauf hatte, etwas mit uns zu spielen. Ganz wusste ich es nicht, doch kannte ich den grauen Rüden nun auch schon seit einiger Zeit, und konnte eigentlich ganz gut einschätzen wann wer etwas mit uns, also meinem Bruder und mir, unternehmen wollte. Zwar schien es mir eher so, als ob kaum jemand auf etwas dergleichen Lust hatte, doch im Zweifelsfall konnte ich mir ja noch etwas einfallen lassen.
Neugierig hob ich meinen Kopf und blinzelte den großen grauen Rüden an, als er etwas von 'ein doofer Rüde' sagte. So ganz verstand ich zunächst nicht was er damit zum Ausdruck bringen wollte, bis mir einfiel, dass ich nach Mutter gefragt hatte. Zumindest hatte ich das insgeheim und zumindest Kaya schien mich verstanden zu haben. Eine wirkliche Antwort war das trotzdem nicht gewesen, und so stimmte ich stumm, aber nickend Kimya zu, der schließlich auch seine Stimme erhoben hatte, auf die Sachen mit dem Rüden hin. Also schien das nicht nur mich zu verwirren, aber gut, Kaya würde uns das mit Sicherheit erklären. Oder zumindest hoffte ich das, anderenfalls wäre das ziemlich gemein gewesen.

Sogleich heftete mein neugieriger Blick an meinem Bruder, der von 'keinem besonderen Abenteuer' sprach. Nunja, auf mich wirkte das alles andere als 'nicht besonders' – keine Ahnung was Kimya dann als besonders empfand. Ich war mir sicher, er hatte noch nie ein richtiges Abenteuer erlebt, ganz im Gegensatz zu mir. Aber gut, so war das Leben eben, wenn man den halben Tag bei Mama verbrachte ...
Doch wo war sie jetzt? Auch mein Bruder wusste es nicht, und das verwirrte mich schon ziemlich. Unsicher drehte ich meinen Kopf in die verschiedenen Richtungen und hielt ausschau nach einer braunen Fähe, Mama eben. Ja, plötzlich sorgte ich mich um sie. Nun, nicht nur um sie, sondern irgendwie auch um Kimya.

"Aber dir geht es gut?"

, erkundigte ich mich schließlich. Vielen aus der Gruppe ging es nicht gut nach dem Spiel, das doch irgendwie keines gewesen war, und so schien es mir normal mich zu erkundigen, ob es zumindest meinem Bruder gut ging. Mit großen Augen sah ich zurück zu Kaya.

"Wir müssen sie suchen ...", bettelte ich ihn fast an, "... bevor etwas passiert."

War mir doch egal, ob sie etwas suchte oder nicht. Und selbst wenn, wäre mir das egal. Futter konnte man auch noch mit Kaya suchen, der nicht ganz so angeschlagen aussah wie der Rest. Zumindest äußerlich, innerlich konnte ich das nicht bewerten.


- Kaya - 08.07.2012

Ich hatte mir eigentlich recht wenig dabei gedacht, als mir einfiel dass ich die Welpen für den Moment lieber auf andere Gedanken bringen wollte als möglicherweise Tryss und Velvet aus ihrer angeregten Unterhaltung zu reissen, die sie offenkundig führten. Es war ja trotzdem das gute Recht der Knirpse, sich gegen meinen Wunsch zu entscheiden – aber dann würden sie eben auch mit den dann eintretenden Konsequenzen zu leben haben.

Aber erstaunlicherweise schienen die Halbstarken keine wirklichen Anstalten zu machen, sich meinem temporären Wunsch zu widersetzen. Kimya irritierte mich gleich mal, als er mich darauf hinwies dass ein Kaya wohl nicht reichen würde, dennoch war ich weit davon entfernt, darauf nun böswillig zu reagieren. Aber ich schwieg für den Moment, denn als Avis sich etwas beruhigt hatte, ging Kimya dazu über, dem jungen Rüden zu erklären, was er getan hatte. Auch ich lauschte ordentlich hin, denn im Prinzip wusste auch ich das nicht im vollen Maße. Ich lauschte mit einem halben Ohr hin bis mich Avis schließlich ansah, als hätte ich meine Position mit einem ganzen Rudel Rehe getauscht, wäre aber nicht ganz so schmackhaft. Er wollte Arkanis suchen? Ich hielt das im Grunde genommen zwar nicht für die falscheste Idee, aber Entscheidungen sollten wir dann doch lieber im Kollektiv treffen, wie ich fand. So schüttelte ich sehr vorsichtig den Kopf und brachte meinen Fang etwas näher an den Avis'.

„Das kann ich nicht allein entscheiden, Avis. Könnte ich zwar schon, würde aber die Anderen verärgern. Würde ich jetzt sagen, dass wir Arkanis auf jeden Fall suchen, wären sie böse. Also müssten wir das erst besprechen.“

Ich hatte mir Mühe gegeben, so neutral wie eben möglich zu klingen, denn auch wenn man es mir möglicherweise nicht ansah, so hätte ich Arkanis durchaus gern gesucht. Vielleicht lieber als manch anderer der Anwesenden Wölfe dies getan hätte Aber letzteres konnte ich ja schlecht den Welpen sagen, wenn die ihre Lebensfreude bewahren sollten. Also beschloss ich, die Zeit zu überbrücken und mich bei nächster Gelegenheit mit den anderen Wölfen kurzzuschließen.

Ich streckte mich kurz und beschloss, dass die beiden jungen Rüden durchaus mit sich selbst klarkamen, allerdings hatte ich auch wenig Lust, mich in das Velvet-Tryss-Gespräch zu mischen, weshalb ich wohl etwas unentschlossen wirken mochte, als ich „einfach so“ neben Kimya und Avis stehenblieb...


[bei Kimya & Avis; erklärbärt]



- Velvet - 16.07.2012

Es war ein komisches Gefühl für mich so niedrig zu liegen während der jüngere über mir stand. Obgleich Tryss sich hinsetzte war er noch immer in der erhöhten Position und mit der vergangenen Situation – heißt den Jägern – musste ich unwillkürlich daran denken wie leicht Tryss mich jetzt vermutlich ausschalten konnte. Nicht das ich glaubte das der Rüde so etwas auch nur in Betracht zog, aber die Flucht steckte mir noch immer in den Knochen und ebenso die Hunde. Dennoch musste ich mir das Lachen verkneifen als Tryss sich auch noch köstlich über meinen – wie hatte er gesagt – Göttergatten amüsierte, aber ich musste ihm ja recht geben. Kaya war nun nicht gerade die Art Wolf den man sich als Welpensitter vorstellte. Ich grinste Tryss an, erwiderte jedoch nichts, auch seine nächsten Worte nahm ich vorerst nur stumm zur Kenntnis, wusste ich doch nicht was ich sagen sollte. Meine Eltern – eigentlich meine Mutter – hatten immer mit Weisheiten um sich geschmissen wie „Man muss nur daran glauben das es besser wird“ oder „Eine Lösung gibt es immer, man brauch nur jemanden der sie erkennt“ doch hatte ich nicht selbst bereits festgestellt das dem nicht so war? Wieso sonst war mein Bruder Tod, wenn es doch immer eine Lösung gab um es zum guten zu wenden? Doch um nicht noch weiter in die Vergangenheit abzuschweifen zwang ich meinen Blick wieder aufs hier und jetzt, gerade rechtzeitig: Seine Worte kamen und kurz darauf biss Tryss bereits in das Grasbüschel. Nachdem er seinen Mund durchgespült hatte blickte ich ihn belustigt an.

„Nur weil etwas irgendwo wächst, ist es noch lange nicht gesund. Ich weiß nicht viel von Gräsern, aber ich weiß das einige die vielleicht gut aussehen, dennoch schädlich sein können. Du solltest deine Schnauze nicht überall reinstecken Tryss, es könnte zurück beißen.“

Gott, ich hörte mich an wie eine Mutter die ihren Welpen belehrte. So weit war es also schon gekommen und ich fragte mich ob es nicht sinnvoller wäre wenn ich mit Kaya den Platz getauscht hätte. Dieser schien sich jedoch soweit ganz gut gegen die Flut der Welpen zu bewähren und so glaubte ich nicht das so bald Hilfe bei ihm benötigt wurde. Und selbst wenn er Hilfe brauchte würde er gewiss in der Lage sein, diese zu erbitten. Mein Blick glitt einmal zu Kaya und den Welpen die sich unterhielten so wie es aussah. Dann schaute ich wieder Tryss an.

„Ich weiß nicht wie, Tryss, aber ich bin sicher das wir es irgendwie schaffen alles zum guten zu wenden. Wer weiß, vielleicht nimmt ja sogar die Natur ihren Lauf und heilte Alvarez und Dekaja, und auch meine Pfote. Ich glaube fest daran das wir gemeinsam eine Lösung finden wie wir alle weiter gehen können.“

Doch ich verschwieg meine Sorge um Arkanis. Die Welpen taten mir Leid, denn ich konnte mir vorstellen wie schwer es sein musste, ohne Mutter aufzuwachsen und es tat mir weh zu sehen wie sie sich damit abfinden mussten das die eigene Mutter sie zurück gelassen hatte. Ob sie nun Tod war oder lebte, diese Erkenntnis würden die beiden vielleicht niemals finden.

[bei Tryss (nahe Kaya & Co), redet mit Tryss]



- Kimya - 24.07.2012

Ich fragte mich langsam, was wohl die anderen erlebt hatten, dass sie mich so besorgt anschauten. Auch mein Bruder tat es grade und fragte mich, ob es mir denn wirklich gut ging. Aber ich war doch nicht einmal in die wirkliche Nähe der Hunde gekommen, hatte keinen gesehen und war nur gerannt, die ganze Zeit. Klar, es war ein bisschen anstrengend gewesen und es hatte auf jeden Fall keinen Spaß gemacht, aber kein Grund, dass es mir jetzt besonders schlecht gehen sollte. Außer natürlich, dass ich Mama vermisste und mir langsam doch große Sorgen um sie machte. Wann würde sie denn wieder kommen? Sollte ich auf Avis aufpassen? Allein der Gedanke stresste mich schon so, dass ich anfing, mich hinter dem Ohr zu kratzen und kurz über die Pfote zu schlecken, die meinem Kopf nah gekommen war. Jetzt bloß kein Trübsal blasen! Ich schaute zu Avis und merkte, dass er nicht mehr so heiter war, wie ich es sonst von ihm gewöhnt war. Ich musste ihn also irgendwie aufheitern.

„Mir geht es gut, wirklich! Aber ich weiß nicht… Meinst du nicht, dass Mama wieder kommt? Sie ist doch sicher nicht einfach so gegangen, oder?“

Ich schaute von Avis zu Kaya, der nun seinerseits meinte, dass er es nicht alleine entscheiden konnte, ob wir sie nun suchen sollten oder nicht. Ich schaute mich nach den anderen um. Die wirkten aber alle so beschäftigt… Wir konnten sie jetzt sicher nicht fragen, dann würden wir sie unterbrechen. Und unterbrechen durfte man erwachsene Wölfe nicht, das hatte Mama mir mal gesagt. Also blieb uns wohl nichts anderes übrig, als zu warten… Oder? Oder gab es da vielleicht noch eine andere Möglichkeit…

Ich spitzte die Ohren und ein kleiner Adrenalinstoß durchfuhr meinen Körper, nur bei dem Gedanken daran. Das war gar nicht mein Ding. Aber wenn man es mal so betrachtete, war eigentlich nichts hiervon mein Ding. Also konnte man auch gleich ganz von Gewohnheiten abweichen. Ich schaute noch einmal zu Kaya, dann zu Avis.

„Avis?“, sagte ich und betonte seinen Namen dabei ganz besonders kräftig. „Avis, wollen wir ein bisschen spielen? Da drüben vielleicht?“

Ich nickte mit meinem Kopf in Richtung Bäume. Dort hatte ich vorhin gesessen, es war leicht, sich dort ein wenig zu verstecken. Ich hatte einen Plan, bei dem ich ein etwas ungutes Gefühl hatte. Aber die anderen hatten sicher noch genug andere Probleme und hatten keine Zeit, um Mama zu suchen. Und vielleicht hatte sie sich ja wirklich verlaufen und fand uns einfach nicht mehr. Vielleicht hatte sie zu mir zurück kommen wollen und ich war einfach weggelaufen. Der Gedanke schoss mir durch den Kopf. Und wenn es wirklich so war, dann war ich Schuld daran, dass Mama jetzt nicht da war. Weder für mich, noch für Avis.

[Bei Kaya und Avis, hat einen Plan...]