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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Rúna - 24.03.2013

Mit stummer Freude nahm ich zur Kenntniss, dass sich der junge Welpe recht schnell wieder aufbauen ließ und zurück zu seinem aufgeschlossenen neugierigem Wesen fand. Sorgsam trug er die Pflanzen zum Wasser und auch Alvarez an meiner Seite schaffte es schon bald sich endlich am Ufer nieder zu lassen.

Ich hingegen lief noch ein paar Schritte in den Fluss hinein, senkte meinen Fang und trank einige Schlucke. Es war ein Moment den ich nutzte um noch einmal darüber nachzudenken, was nun zu tun war. Gedankenversunken legte sich mein Blick auf die Pflanzen... die Wurzeln des Geistwurz mussten im Fluss gereinig werden... die Wolfsblume musste zerkaut und direkt auf die saubere Wunde geleckt werden und das Eisenkraut musste er fressen... Aber eines nach dem andren.

Wenige Schritte brachten mich wieder zu Alvarez und Kimya zurück, an welchen ich mich mit einem sanften Lächeln und ruhiger Stimme zu erst wandte,

"Kimya, würdest du noch etwas für mich tun? Die Wurzeln des Geistkrauts müssen völlig von Erde befreit werden, sie sind das einzige was wir von der Pflanze benötigen. Halte sie am besten an den grünen Teilen gut fesst und ziehe sie solange durch das Wasser bis die Erde sich gelöst hat.."

Die Wurzeln der Pflanze waren kurz aber robust und die kräftigen und langen Grünteile würden dem Welpen genug Material zum zubeißen zu geben, sodass die Aufgabe wohl gut bewältigen sein würde. Mein Blick wanderte sobald der Welpe sich wohl an die Arbeit machte weiter zu dem Rüden,

"Den Weg zum Fluss hast du geschafft, aber ich fürchte das schwerste liegt noch vor dir... wir müssen die Wunde reinigen und sehen dass wir das Gift aus dir heraus bekommen, es wird nicht ohne Schmerzen gehen. Die Wurzeln die Kimya für dich reinigt wirst du wie Knochen kauen und sie werden dir ebensowenig schmecken wie das Eisenkraut. Aber wenn wir Glück haben, werden sie dafür sorgen dass du deine Zähne schon bald wieder in frisches Fleisch schlagen kannst..."

ich versuchte zu lächeln, während ich wusste wie bitter die Pflanzen doch waren. Zudem war ich mir sicher, dass der Rüde den Schmerz an seiner Pfote ohne jedes Murren ertragen würde, ich wollte ihm lediglich nicht verschweigen, was ich zu tun gedachte und was er erwarten musste.


[beginnt mit der Behandlung | Bei Alvarez und Kimya am Fluss]


- Avis - 25.03.2013

Ein plötzlicher Ruck ging durch meinen Körper und brachte mich schlafartig in eine sitzende Position. Benommen schüttelte ich die Schwärze und Trübheit von meinen Augen um ein klares Blickfeld zu bekommen und brauchte einen Augenblick um mich zu orientieren. Verdammt! War ich etwa eingeschlafen? Das dürfte doch nicht wahr sein! Gerade jetzt, wo eine Fremde zu uns gestoßen und Mama noch weg war. Ich hatte mich doch nur etwas abseits hingelegt und skeptisch das Treiben beobachten wollen und war eigentlich wütend, dass es keinen zu interessieren schien was mit unserer Mutter war. Sie hatte doch nur uns und brauchte uns sicherlich. Als ich an uns dachte, fiel mir Kimya ein. Der war doch vorhin noch bei der Fremden gewesen, die irgendwas von Heilerin gesagt hatte. Suchend fuhr mein Blick umher und plötzlich stand ich auch auf allen vier Pfoten. Kimya war nirgends zu sehen. Verdammt! Ich war auch noch der Einzige der eingeschlafen war und Kimya war vielleicht Mama suchen, ohne mich! Aber ich musste ihn doch beschützen! Nochmal sah ich mich um, fast schon hektisch, das ganze gefiel mir überhaupt nicht, aber dann fiel mir auf, dass neben Kimya auch Alvarez fehlte, auch Velvet und Kaya waren nicht da. Ich mochte Alvarez, hoffentlich war er bei Kimya. Die Fremde fehlte jedoch auch. Ich blickte um mich, Deka mochte ich ja sehr gern, aber sie hatte sich noch keinen Schritt bewegt und Tamias war bei ihr. Komisch. Etwas weiter hinten waren noch Tryss und Skadi.

In Anbetracht der Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte wohin mein Bruder gegangen war, würde es mir sicherlich nicht weiter helfen wenn ich mich weg schleichen würde und Deka konnte mir offenbar auch nicht helfen. Sie sah immer noch ziemlich mies aus, was mir immernoch etwas Angst machte, aber das dürfte ich auf keinen Fall zeigen. Die Anderen sollten nicht denken ich wäre ein Angsthase. Nein. Ich bin Avis und der hatte keine Angst! Also blieb mir nichts anderes übrig als die andere Alternative zu wählen. Ich setzte mich in Bewegung und musste zugeben, dass ich mich frisch und ausgeruht fühlte. Mein verräterrischer Körper hatte Schlaf offenbar doch nötig gehabt, aber das würde ich nicht billigen, nochmal würde mir so etwas nicht passieren, vor allem nicht bei allem was gerade so los war.
Ich lief vorbei an Deka und Tamias und blickte kurz freundlich, bevor ich Tryss und Skadi anvisierte. Leider war ich nicht annährend so schnell, wie ichs gern hätte und schon ziemlich aus der Puste als ich die Beiden erreichte. Fast hätte ich hechelnd die Zunge raus gesteckte, aber diese Blöße würde ich mir nicht geben, ich war nicht schwach, ich war stark! Ich streckte meine Pfoten durch, versuchte meine Atmung zu beruhigen und setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Ohne große Höflichkeit fragte ich einfach direkt.

„Wo ist mein Bruder hin und warum habt ihr mich nicht geweckt!“

Fast klang ein kleiner Vorwurf in der Stimme mit, aber das minderte nicht die Angst, die ich innerlich hatte. Ernst war der Blick, den ich beiden Großen zuwarf, ich erwartete immerhin sofort eine Antwort.


[aufgewacht, steht vor Skadi und Tryss, erwartet Antwort]


- Kimya - 27.03.2013

Die beiden brauchten eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich auch bei dem Fluss ankamen, wo ich schon sehnsüchtig und hibbelig auf sie wartete. Immer wieder hatte ich Blicke auf die Pflanzen geworfen, die ich vorsichtig ans Ufer gelegt hatte, um sie mit meinen kleinen, aber spitzen Zähnchen nicht zu zerstören. Sie wirkten zwar auffällig, trotzdem hätte ich ihnen niemals angesehen, welche wundersame Wirkung sie wohl auf unsere Körper haben mussten. Ich war einfach so gespannt, wie die Heilerin es anstellen wollte, mit diesen paar Kräutern Alvarez zu helfen. Alvarez, einem Wolf der ja wirklich riesig und kräftig und stark war. Und das waren nur ein paar Pflanzen... Ich sah die beiden näher kommen und rannte ihnen noch ein paar Schritte entgegen, dann wieder zurück zu den Pflanzen, um sie auch ja nicht zu verlieren, so kurz vor dem Ziel. Die mussten bewacht werden wie der allergrößte Schatz, wie das wichtigste Stück Beute. Alvarez und die Heilerin waren nun endlich angekommen und der Blick der Fähe wanderte sofort zu den Pflanzen. Einen kurzen Moment schien sie nachzudenken und erwartungsvoll schaute ich sie an. Doch statt sich nun der Pflanzen anzunehmen, sah sie mich erneut an. Mein Herz schlug ein wenig höher. Ihre ganze Art machte mich ein wenig nervös, gab mir das Gefühl so viel falsch machen zu können und trotzdem war es so aufregend wie alles andere zusammen, was ich jemals erlebt hatte. Das war ein Abenteuer ganz nach meinem Geschmack. Die Fähe gab mir neue Anweisungen. Ich sollte also die Wurzeln der Pflanze von der Erde lösen, indem ich sie im Fluss wusch. Ich wusste, dass man Dreck so lösen konnte, denn als ich einmal sehr dreckig war, nachdem mich Avis auf eines seiner Abenteuer mitgenommen hatte, hatte Mutter ihn und mich in einem Wasserloch gewaschen. Also musste es wohl auch mit den Pflanzen gehen. Ich nickte ehrgeizig, um der Heilerin zu zeigen, dass ich diese Aufgabe gerne übernehmen würde.

“Das mach ich!“

, sagte ich schnell, um die beiden nicht noch unnötig warten zu lassen und schnappte mir die genannte Pflanze am Grün, trug sie dann vorsichtig ins Wasser hinein, wobei ich darauf achtete, sie nicht zu sehr auf dem Boden schleifen zu lassen. Das Wasser war kühl, aber es war angenehm. Ich mochte das Wasser und ich konnte auch schon ein wenig schwimmen, daher machte es mir gar nichts aus, nun mit einer Pflanze durch den Fluss zu waten. Hinter mir zog sich eine Schlammspur im Wasser nach, die sich nach und nach mit der Strömung verflüchtigte. Gleichzeitig wurden die Wurzeln immer sauberer, ich konnte sehen, wie die Erdklumpen, die an ihnen hafteten, sich langsam auflösten. Das ging recht schnell und als ich fertig mit meiner Arbeit war, lief ich platschend auf die Heilerin und Alvarez zu. Ob es nun an der sperrigen Pflanze in meinem Maul war, an dem Wasser, dessen Strömung zwar nicht stark, aber doch vorhanden war, oder an dem kleinen Stein, den ich unter Wasser nicht sehen hatte können... Jedenfalls stolperte ich, kurz vor den beiden und fiel klatschend mit dem Kopf zuerst hin, so dass mit das Wasser bis zu den Schultern stand. Prustend richtete ich mich wieder auf, schüttelte mich und schaute mich verwirrt um. Nun war ich dem ganzen Nass doch etwas zu nah gekommen, als mir lieb war. Bedröppelt und peinlich berührt schlurfte ich die letzten Schritte ans Ufer und legte die saubere Pflanze vor der Heilerin hin. Dann schüttelte ich mich, um das triefende Fell zu trocknen. Hoffentlich würde sie nichts dazu sagen. Und Alvarez auch nicht. Ich wollte in diesem Moment einfach im Boden versinken...

[Bei Runa und Alva am Fluss]


- Dekaja - 29.03.2013

Ich war froh, zu sehen, wie die Heilerin sich um Alvarez kümmerte und Kimya, mittlerweile wieder besser gelaunt und hoch motiviert, bei den Heilpflanzen mithalf. Anscheinend wurden meine Hoffnungen nicht enttäuscht, eher bestätigt. In dem distanzierten Rüden steckte anscheinend ein wirklicher Kämpfer – wie ich es bereits bei unserer ersten, eher unfreundlichen Begegnung geahnt hatte. Tryss Rückkehr und sein Lächeln quittierte ich ebenfalls mit einem hoch erfreuten Lächeln und Schwanz wedeln, was nicht so ganz angenehm war, da der Rücken noch immer schmerzte und die Rute so oder so nur auf dem Boden schlug. Ich bemerkte allerdings schnell, dass er zu Skadi ging – wahrscheinlich um herauszubekommen, was ihr ihre Laune verdorben hatte. Zunächst rechnete ich fest damit, dass auch Tamias gehen würde, aber er blieb und leistete mir Gesellschaft, wofür ich ihm trotz unserer nur oberflächlichen Bekanntschaft sehr dankbar war.

„Ich danke dir, Tamias. Du weißt gar nicht, wie schrecklich es ist, nicht aufstehen und nachfragen zu können.“,

antwortete ich ihm etwas betrübt. Ich hasste es zu spekulieren. Wenn ich könnte, würde ich einfach aufstehen und Skadi direkt fragen, aber das war nicht möglich. Leider. Inständig betete ich, dass die Schmerzen schnell vorübergingen, ob mit oder ohne Heilpflanzen. Aber einige Wochen ohne meine Position groß verlassen zu können würden wohl noch vorbei gehen. Diese Zeitspanne kam mir wie eine Ewigkeit vor. Mein Blick glitt in Richtung Tryss und Skadi und ich beäugte die beiden neugierig, Worüber sie gerade sprachen? Was hatte Kimya denn getan? Tamias Analyse erschien mir plausibel, zumindest der erste Teil davon. Sie würden sich wohl kaum streiten, dass einer die Pflanze zuerst gefunden hatte. Das würde vielleicht zu Avis und Kimya passen. Oder zu mir und Kimya, wenn es ein spielerischer Wettbewerb wäre. Aber kaum zu Skadi, die ich selbst eher als nüchtern und angespannt einschätzte. Da musste irgendetwas passiert sein, was die Fähe verärgert hatte. Und ich entschloss mich, Tamias an meinen Gedanken teilhaben zu lassen.

„Das mit der Pflanze halte ich für unwahrscheinlich. So schätze ich Skadi, obwohl ich auch nicht so viel mit ihr zu tun hatte, nicht ein. Dann ersteres, wobei ich mich frage, was Kimya gemacht haben könnte. Schließlich ist er für einen Welpen doch ziemlich ruhig – wenn ich das mit Avis vergleiche. Vielleicht ist er auf der Suche nach der Pflanze zu weit von Skadi abgekommen und hat vergessen, ihr Bescheid zu geben, in seinem Ehrgeiz die Pflanze zu finden. Wobei Tryss ja auch noch da war, um auf so etwas aufzupassen. Oder Kimya ist mit einer Pflanze unvorsichtig umgegangen? Und deshalb mussten sie eine neue suchen? Das kann natürlich auch sein. Ich bezweifle, dass er Skadi mit zu vielen Fragen gelöchert hat, wie ich es in meiner Welpenzeit getan hätte. So schätze ich ihn eigentlich nicht ein. Hast du noch ein paar Ideen?“

Ich hatte gar nicht gemerkt, wie schnell ich meine Gedanken heruntergerattert hatte und wie noch ein paar mehr dazu gekommen waren. Deshalb hoffte ich im Nachhinein, dass Tami davon nicht gleich überfordert wurde und sich wieder verzog, um seinen Lauschern eine Auszeit zu gönnen. Allerdings hatte er nach meiner Einschätzung der Situation gefragt und wenn mich jemand etwas fragte, möchte ich ihm auch immer so genau wie möglich antworten. Ich hoffte, das verschreckte ihn nicht zu sehr – aber hey, es war schließlich Tamias.

[redet mit Tamias über das Skadi-Kimya-Problem]


- Tryss - 30.03.2013

Ich saß noch immer auf meinen Hinterpfoten und wartete auf Skadis Reaktion – die ziemlich heftig ausfiel. Als sie die Lefzen hochzog und mich anknurrt, legte ich kurz demütig die Ohren an den Kopf. Aber dann wurde ich meinerseits sauer, stand auf. Meine Ohren klappten nach vorn und ich starrte sie wütend an.

„Deshalb waren wir doch dabei! Damit er geschützt ist. Darf er nicht helfen, nur, weil er jung ist? Soll er die anderen lieber dahinsiechen lassen, wie Velvet es tun würde? Er gehört zu unserer Gemeinschaft, Skadi. Selbst, wenn du ihn nicht leiden kannst, solltest du lernen ihn zu dulden.“

brummte ich und ließ mich enttäuscht wieder auf die Hinterpfoten plumpsen. Ich verstand nicht, warum Skadi so überreagierte. Wieso sie so empfindlich auch Kimya reagierte, der doch alles tat um uns zu gefallen. Er wollte es uns recht machen, er wollte uns zeigen, dass er stark war. Und trotzdem wurde er dafür gestraft.

„Er hat gerade seine Mutter verloren und du raunzt ihn an als ob er freiwillig ins Maul eines Luchses gelaufen wäre. Das ist nicht fair, Skadi. Nicht einmal, wenn du Welpen nicht leiden kannst. Das hat er nicht verdient.“

Diese Antwort kam etwas leiser, aber mit mehr Enttäuschung in der Stimme, als ich es beabsichtigt hatte. Skadi war immer ein Vorbild gewesen. Wo die anderen ungerecht wurden und vorschnell urteilten, hatte sie einen kühlen Kopf bewahrt. Doch diese Zeit schien nun vorbei zu sein. Von Welpen blieb sie dennoch nicht verschont, denn nur einige Sekunden später stand plötzlich Avis bei uns. So so, war die kleine Schlafmütze also endlich aufgewacht. Seine anklagende Frage weckte in mir das Bedürfnis ihm eine gemeine Antwort zu geben. Er konnte mich ohnehin nicht leiden, deshalb wäre es nicht sonderlich schlimm gewesen. Aber auch er hatte gerade seine Mutter verloren und ich konnte schlecht Skadi verurteilen und dann selbst unfreundlich werden. Also ignorierte ich den anklagenden Tonfall in Avis' Stimme und deutete mit dem Kopf in Richtung Fluss.

„Er ist bei der Heilerin und hilft ihr Alvarez zu versorgen. Er hat geholfen die Heilpflanzen zu suchen. Vielleicht kannst du auch hingehen und ihr zusehen. Dabei lernst du sicher etwas.“

schlug ich vor, mit dem Hintergedanken, dass Skadi immer noch keine Welpen mochte und sie mir sicher nicht noch ein zweites Mal verzeihen würde, wenn ich ihr noch einmal einen aufs Auge drückte. Wobei ich mir nicht einmal sicher war, ob sie mir das erste Mal verzeihen würde.

[Bei Skadi und Avis]


- Tamias - 01.04.2013

Wie ich so da lag und mir Dekaja´s Spekulationen anhörte, zuckten immer wieder meine Ohren in Richtung Skadi und Tryss. Die Unterhaltung wurde nicht ruhiger, sogleich ich nicht jedes Wort zu verstehen vermochte.

"Hm."

brachte ich nachdenklich raus und dachte weiter nach. Eigentlich waren solche Vermutungen nicht so mein Ding, doch stand ich zwischen zwei Stühlen. Einerseits wollte ich doch so gern dort Ruhe schaffen, doch andererseits konnte ich Deka nicht so einfach hier lassen. Woher bloß auf einmal dieses Verantwortungsvolle und Einfühlsame her kam? Keine Ahnung. Vielleicht brauchte Skadi ja meine Unterstützung oder ich konnte ihr irgendwie anders helfen. Sie ist sonst immer eine taffe Fähe, wieso auf einmal so durcheinander und wütend? So kannte ich sie gar nicht und ja, es beunruhigte mich sehr.
Einmal tief durchatmen und dann wieder die Aufmerksamkeit an Deka richten.

"Lassen wir die beiden erstmal wieder runter kommen, vielleicht erzählen sie uns dann ja, was vorgefallen ist. Scheint jedenfalls so, als wenn die beiden mal gar nicht einer Meinung wären. Ist bestimmt sowas "erwachsenes" was Tryss nicht verstehen möchte. In seinen Augen scheint das wohl nicht so schlimm was passiert ist, sieht aber Skadis Emotionen dabei nicht oder kann sie nicht deuten. Die beiden sind auch sehr verschiedene Wölfe, gut möglich das Skadi etwas weiter denkt und das Vorgefallene etwas ernster nimmt. Tryss ist da eher lockerer. "

Was ein Redefluss. Sowas kannte ich von mir ja gar nicht. Was so eine gezwungene Langeweile alles anrichten kann.

"Erzähl mal von dir, Dekaja. Warum bleibst du bei der Gemeinschaft?"

Ich mochte nicht mehr weiter spekulieren. Das führte auch zu nichts. Höchstens zu dem, das ich mir noch mehr Sorgen machte. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich von Skadi schon lange nicht mehr so lange von einander getrennt war. Sie machte mich so weich und mittlerweile fand ich das auch gar nicht mehr so schlimm. Ohne sie würde ich wohl nicht mehr hier sein, würde wieder mein einsames Einzelgängerleben führen.
Meinen Kopf bettete ich nun auf meine Vorderpfoten und wartete auf Dekas Antwort.

[Redet mit Deka]


- Skadi - 04.04.2013

Die erste Reaktion von Tryss war, dass er sich mir gegenüber unterwürfig zeigte. Mit angelegten Ohren. Doch dies blieb nicht lange so. Er stellte sich hin, richtete die Ohren angriffslustig nach vorne und gab mir Kontra. Daraufhin zog ich meine Lefzen nur weiter nach oben und ein bedrohliches Knurren war der Vorbote meiner nächsten Worte.

“Würde ich die Welpen nicht dulden, hätte ich sie verjagt oder wäre selbst gegangen, Tryss!“

Stellte ich mit einem Satz deutlich klar. Ich duldete ihre Anwesenheit, ich mochte nur ihre Nähe und schon gar nicht die Verantwortung ihnen gegenüber nicht. Weitere Argumente zu seinen hervorgehenden Worten wollte ich nicht sagen. Er ging von einem anderen Standpunkt aus. Kimya wollte helfen, das wusste ich selbst. Doch war er keine Hilfe wenn er dabei selbst ums Leben kam oder verloren ging. Doch die nächsten Worte von dem jüngeren waren leiser gesprochen. Er wollte mich dazu bringen ihn und die Welpen zu verstehen und nachsichtig zu sein. Erst wollte ich aus meiner Emotion heraus weiter auf den Wolf einsprechen. Nein, ich wollte Schimpfen. Ich wollte das Tryss sich genau so elendig fühlte wie Kimya zuvor und damit erreichen das auch er mich in Ruhe ließ. Ruhe war das was ich jetzt brauchte. Doch langsam schlich die Vernunft wieder in mein Gemüt. Ich ging einige Schritte auf Tryss zu, so dass meine Schnauze ganz nahe an seinen Ohren blieb.

“Ich hatte Angst ihn unter meiner Aufsichtspflicht zu verlieren, Tryss. Wirf mir nicht vor das ich unter Angst meine Handlungen zu einhundert Prozent unter Kontrolle haben muss. Das kann ich nicht und ich glaube das kann kaum ein Wolf.“

Sprach ich ganz leise, so dass ich mir sicher sein konnte, dass es niemand anderes außer Tryss hören konnte. Doch in meiner Stimme lag auch weiterhin der Zorn den ich verspürte. Schwächen zugeben war nie meine Stärke gewesen. Dies und der Umgang mit Welpen – und nun hatte ich beides gleich hintereinander weg durchgehen müssen.
Dann trat ich von Tryss weg. Doch gleich darauf kam Avis auf uns zu gelaufen.

‘Was für ein Tag‘

Dachte ich

‘Erst die Hunde und Flucht mit Verletzungen, dann das Welpentheater und es scheint nicht zu enden!‘

Ich ließ mich auf meine Hinterläufe nieder und beobachtete den Welpen ganz genau. Anklagend sprach er uns an. Unwillkürlich zuckten meine Lefzen immer wieder hoch. Meine Muskeln und Sehnen waren angespannt, es brauchte nicht mehr viel dann würden sie reißen. Viel eher aber würde mein Gemüt platzen und was das hieß konnte ich mir selbst nicht ausmalen. Zum Glück wies Tryss den Rüden gleich zu dem Fluss, wo die Heilerin mit Alvarez und Avis Bruder war. Bitte lass des Welpens Neugierde sofort dort hin verschlagen.

[Mit Tryss abseits | Avis kommt dazu | angespannte Situation]


- Avis - 04.04.2013

Mein Blick war zwar fest auf Tryss gerichtet, mir entging aber nicht, dass sich die Braune etwas von Tryss entfernt hatte und selbst ihr Gesichtsabsdruck blieb ernst. Ich hatte bisher noch nicht viel mit ihr gesprochen, aber im Moment war mir wohl jeder unsympathisch, der nicht bei der Suche nach meiner Mutter half. Tryss war stets sehr um Deka besorgt, ich hatte es beobachten können, auch nach dem „Spiel“, wie Alvarez es mir auzutischen versucht hatte. Aber in keinem Spiel gab es danach Schmerzen und Wunden und es verschwanden auch keine Mütter einfach spurlos, zumindest konnte ich mir das schlecht vorstellen. Wenn das spielen war, wollte ich noch viel schneller erwachsen werden und nie wieder spielen. Mein Blick zeigte kurz Unsicherheit, zuckte kurz zwischen Skadi und Tryss hin und her, selbst mir entging nicht der Ernst, der zwischen beiden Wölfen herrschte, aber Tryss nahm mir jeden weiteren Gedanken ab. Er blickte in den Wald, Richtung Fluss und klärte meine Unwissenheit sachlich auf.

Kimya hatte geholfen Heilpflanzen zu sammeln und ich hatte gepennt? Na klasse! Es fiel mir schwer meinen Blick zu beherrschen und nicht unfreudig oder genervt zu schauen, vor allem nachdem Tryss meinte ich solle hingehen um was zu lernen. Pah! Dachte der etwa ich sei blöd, nur weil er größer war. Mit Mühe unterdrückte ich ein Schnaufen. Meine Rute pendelte kurz hin und her und ich versuchte zwanghaft meine gedabken zu ordnen und zu überlegen was ich nun tun konnte. Kimya wusste etwas, was ich noch nicht wusste und war die ganze Zeit mit der Fremden zusammen gewesen, verdammt. Wie lange eigentlich? ..Wäre ich nicht so stolz gewesen um Tryss zu fragen hätte ich es gewusst. So blieb mir nur ein genuscheltes

„Danke.“

Und ich drehte ihm zunächst den Rücken zu, ging an Skadi vorbei und blieb etwas abseits stehen. Es wunderte mich schon das sie mich allein zum Fluss gehen lassen wollten, aber irgendwie war grad eh alles komisch. Niemand schien auch nur eine Minute an mama zu denken. Sollte ich jetzt zu Kimya gehen und böse sein, weil er etwas wusste über Grünzeug, was ich noch nicht wusste? Interessierte es mich überhaupt so sehr? Sollte ich nicht lieber wieder los gehen um Mama zu finden? Wo war eigentlich der Rest der Gruppe. Ich drehte mich nochmals um, betrachtete die ernsten und erschöpften Gesichter, hob dann meine Rute und nahm Richtung Fluss in Kauf. Immerhin konnte ich Kimya nicht mit einer Fremden allein lassen. Alvarez war mir eh viel lieber als Tryss und wenn die Fremde ihm helfen konnte, umso besser. Vielleicht würde er ja helfen Mama zu suchen! Meine kleinen Pfoten schlengelten sich zwischen Geäst und Bäumen hindurch und schon bald konnte ich Rauschen hören. Eindeutig Wasser. Gleich musste Kimya in Sicht kommen.

[verlässt Tryss und Skadi, auf dem Weg zu Kimya, kurz vorm Fluss]


- Tryss - 21.04.2013

Ich hatte erwartet, dass Skadi weiter zornig sein würde. Dass sie weiter wüten würde, bis nichts mehr an Wut und Ungemach in ihr übrig war. Aber ich irrte mich. Nachdem ich leiser geworden war, trat sie näher an mich ran. Zwar lag der Zorn noch in ihrer Stimme, doch auch sie flüsterte nun. Und was sie flüsterte, entlockte mir ein kurzes Aufkeuchen. Meine Augen wurden größer und ich nahm den Kopf ein wenig zurück, um der Fähe forschend in die Augen blicken zu können. Meinte sie das ernst? Machte sie sich Gedanken, weil sie hätte Kimya verlieren können? Hatte sie Angst um den Welpen gehabt oder darum, dass man ihr einen Vorwurf daraus hätte machen können? Prüfend musterte ich die Fähe. Ich hatte Skadi immer für gerecht gehalten, aber ich wusste nicht, ob diese Aktion und ihre Aussage in eben jenes Bild passten. Ich wusste nicht recht, was ich auf ihre Aussage hin antworten sollte. Natürlich handelte jeder unter Angst anders, als er es sonst tat. Manche wurden quirliger, andere noch nerviger, wieder anderen ängstlich und noch andere eben wütend. Moment! Wütend?

„Hey, wenn Wut ein Zeichen von Angst ist... dann heißt das, dass Tami und Kaya ständig Angst haben?! So brummig wie die beide die ganze Zeit sind. Ha, ich habs doch immer gewusst!“

Meine Miene hellte sich auf, als hätte ich die Erkenntnis des Jahrhunderts gewonnen. Dafür hatte ich einen Preis verdient! Dabei war es eigentlich nur der klägliche Versuch Skadi wieder ein wenig milder zu stimmen und die angespannte Situation ein wenig aufzulockern. Zumal da ja noch Avis war, aber um den brauchten wir uns nicht lange Sorgen zu machen. Er sah zunächst ein wenig – wie sollte es anders sein – beleidigt aus, schien dann zu überlegen, und sah aus, als ob er noch mehr fragen wollte. Doch dann tappste er mit einem lustlosen „Danke“ davon und überließ uns wieder uns selbst. Ich blinzelte ihm nach und schüttelte leicht den Kopf. Ich kam eigentlich mit vielen Wölfen zurecht, besonders mit jungen. Aber dieser Welpe war mir ein Rätsel. Was man tat oder auch sagte, es schien falsch zu sein. Wie konnte Deka nur mit ihm umgehen?

[Skadi]


- Avis - 22.04.2013

Ich musste eins ziemlich schnell lernen, Wasser zu hören hieß noch lange nicht es auch bald zu sehen. Es dauerte noch einige Äste und Stolperfallen bis ich endlich vollkommen außer Atem Wasser vor meiner Nase sah. Kurz blieb ich erstmal im Dickicht stehen und versuchte meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, bevor ich mich vollkommen sichtbar machte und mit meinen Augen versuchte meinen Bruder zu orten. Das war allerdings nicht sonderlich schwer, ich hatte ihn gleich im Blickfeld und auch seine vertraute Witterung in der Nase. Ich würde meinen Bruder immer erkennen, egal was passierte. Ein Blick auf ihn ließ mich wieder etwas ruhiger werden, ihm war offenbar nichts passiert, wenigstens etwas. Was hätte ich getan wenn er nun auch weg gewesen wäre. Kurz durchfuhr mich ein Schmerz. Das dürfte einfach niemals passieren. Zielstrebig ging ich auf meinen Bruder zu und bemerkte so auch schnell sein nasses Fell.

„Kimya!“

Etwas wie Erleichterung mischte sich mit Verstimmung. Eine kurze Musterung über ihn, warum war er nass, dann ein kurzer Blick auf die Fremde.

„Ich habe dich schon gesucht.“

Du darfst mich nicht allein lassen, aber das blieb ungesagt.
Ich beobachtete das ganze Schauspiel, irgendein Grünzeug lag dort vor den Pfoten der fremden. Alvarez sah noch genauso aus wie vorhin.
Mein Blick zuckte hin und her. Ich war unsicher und versuchte das wie immer zu überspielen.

„Du denkst das grüne Zeug hilft ihn? Woher weißt du das?“

Diesmal sprach ich die Pfanzenwölfin direkt an. Es sah aus wie jedes andere Grünzeug, woher wollte sie wissen, dass es heilen würde? Ich hielt von dem Zeug nicht sonderlich viel und machte aus meiner Skepsis keinen Hehl.

[endlich angekommen, spricht zu Runa]