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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Rúna - 15.03.2013

Die Wolfsblume mit ihren kleinen aber leuchtend orangeroten Blüten vorsichtig zwischen den Kiefern tragend näherte ich mich dem kranken Rüden erneut. Trotz seines Zustandes hatte er einen Großteil der Strecke allein bewältigt und stand noch immer auf seinen Läufen, auch wenn ihn beides wohl an die Grenzen seiner Kräfte brachte. Mit jedem Schritt der mich nun näher brachte wurde mir jedoch auch die beeindruckende Größe des Rüden bewusst, welchem es bei guter Verfassung ein Leichtes sein würde über mich hinweg zu sehen.

Doch werde seine Größe, noch der kränkliche Geruch hielten mich davon ab bis auf eine kleine Hasenlänge heran zu kommen. Noch während des Laufens hatte ich die angeschwollene Pfote gemustert und mich gefragt ob das Wasser des Flusses ausreichen würde, das Gift heraus zu spülen. Zwar wusste ich wohl, was zu tun war, aber ich verdrängte die Gedanken, musste der stolze Wolf doch erst einmal zum jenem gelangen.

Sorgsam legte ich die Blume vor meine Pfoten, am wichtigsten waren die zarten Blüten und die Pflanze begann bereits diese zusammen zu ziehen, sie starb und darum musste man sich beeilen.

“Wenn der Geruch deine größte Sorge ist, so besteht wohl doch mehr Hoffnung als ich befürchtet hatte… er stört mich nicht, denn so wie die Krankheit, wird auch er wieder verschwinden.“,

Mit zuversichtlicher Stimme wollte ich ihm zu verstehen geben, dass es keinen Grund gab sich mir gegenüber für seinen Zustand zu rechtfertigen. Zumal ein leiser Humor aus den ersten Worten heraus zu hören war. Dennoch blieb ich ernst,

“Wir müssen gehen… die Wunde muss sauber sein, bevor dir die Pflanzen helfen können und sie verlieren ihre Wirkung wenn sie zu lange aus der Erde heraus sind…“

Vorsichtig nahm ich die Pflanze wieder auf und blickte den Rüden einen Moment lang in die glasig farblosen Augen. Ich begab mich neben ihm, den Blick gen Fluss gerichtet und ihm auf diese Weise hoffentlich zu verstehen gebend, dass er gehen musste und wenn er nicht alleine konnte, würde ich ihn stützen…

[Bei Alvarez | versucht ihn zum Fluss zu bewegen]


- Kimya - 16.03.2013

Ich war so motiviert, wollte sofort die Pflanze der Heilerin überreichen und schon so neugierig, was sie mit ihr anstellen würde. Ich sah die andere Gruppe schon vor mir, wenn auch etwas entfernt und wedelte leicht mit meiner Rute, während ich die Pflanze in meinem Mund neu richtete, damit sie nicht zu sehr auf dem Boden schleifte. Gerade wollte ich mir ausmalen, wie die Heilerin wohl reagieren würde, ob es auch die richtige Pflanze war – da holte mich Skadi ein. Ich witterte ihren Geruch, als sie hinter mir war und richtete meinen Blick kurz freudig auf, um sie lieb anzusehen, da bemerkte ich ihren grimmigen, ja fast schon wütenden Gesichtsausdruck. Schnell senkte ich den Blick und den Kopf, nur um sie dann anschließend wieder kurz anzusehen. Als sie anfing, mit mir zu schimpfen, blieb ich stehen, klemmte die Rute zwischen die Hinterläufe, neigte meinen Kopf so tief, dass die Pflanze fast gänzlich auf dem Boden lag und legte meine Ohren an. Womit hatte ich das denn nun verdient? Der Weg von ihr bis zum restlichen Rudel war doch gar nicht so weit, dass ich auf dem Weg verloren gehen konnte. Befürchteten sie etwa, dass ich wieder heimlich nach Mama suchen würde? Aber jetzt hatte ich doch eine ganz andere Aufgabe, das war doch offensichtlich. Als Skadi mich zusätzlich noch anknurrte, wimmerte ich leicht und legte mich unterwürfig auf den Boden. Noch nie hatte jemand so böse mit mir gesprochen, selbst Mama war zwar oft mal streng gewesen, aber doch nie so... Als Skadi dann mit ihrer Pflanze weiter lief, schaut ich ihr hinterher, immer noch auf dem Boden liegend. Ich brauchte eine Weile, um mich wieder in Bewegung zu setzen, indem ich erst kriechend, dann langsam laufend hinter ihr her lief. Sie war natürlich größer und somit viel schneller als ich. Daher erreichte sie die Gruppe vor mir, gab ihre Pflanze ab und ich konnte beobachten, wie nicht nur Skadi sich von der Gruppe trennte, sondern auch die Heilerin. Während ich an der Gruppe und der weiter entfernten Skadi vorbei lief, warf ich der Fähe einen kurzen, ängstlichen Blick zu, meine Rute immer noch an meinen Unterkörper klebend. Schnell huschte ich bis kurz vor die Heilerin und Alvarez, dort blieb ich stehen.

Ich beobachtete, wie die Heilerin mit dem Rüden sprach, die Pflanze bei sich tragend und anschließend ein paar Schritte in Richtung Fluss lief. Anscheinend wollte sie mit Alva zum Wasser. Warum wohl? Ich war zwar neugierig, trotzdem hatte mich die Zurechtweisung von Skadi so eingeschüchtert, dass ich mich nicht traute, mich den beiden anderen zu nähern. Außerdem war Alvarez auch eher schweigsam, so wie Skadi, hinterher mochte er mich auch nicht und würde vielleicht auch mit mir schimpfen, das wäre schrecklich. Das Gefühl, etwas schlimmes und böses getan, ja vielleicht sogar jemanden enttäuscht zu haben, war schrecklich und zuckte durch meinen ganzen, kleinen Körper. Ich fühlte mich elend. Ein paar Schritte machte ich auf die Heilerin zu, blieb trotzdem noch ein paar Meter von ihr entfernt. Sie brauchte doch immerhin ihre Pflanze, ich konnte sie nicht auch noch enttäuschen. Vorsichtig kam ich noch etwas näher, immer noch mit einer unterwürfigen Körperhaltung und legte die Pflanze dann vorsichtig vor ihr ab.

“Ich habe auch diese Pflanze gefunden... Ist das die richtige? Ich habe sie ausgebuddelt. Sie schmeckte ganz bitter.“

Während ich die Wörter langsam, leise und leicht stotternd sprach, schaute ich die Heilerin kurz und unsicher an. Ich hoffte natürlich, dass es wirklich die richtige Pflanze war und sie somit den anderen helfen konnte. Und natürlich wollte ich auch etwas richtig gemacht haben, vielleicht um den Fehler, den ich vorhin bei Skadi gemacht hatte (von dem ich noch nichtmal wirklich wusste, was es genau gewesen war) wieder gut zu machen.

[Bei Runa und Alvarez | Nahe des Flusses]


- Dekaja - 17.03.2013

Meine Ohren zuckten als ich die Worte von Tamias hörte. Natürlich war es so. Natürlich traf der Verlust eines Rudelmitglieds jeden. Aber zumindest für mich kam es nicht in Frage, dafür einen Schuldigen zu suchen. Nicht bei so etwas. Aber Tamias war älter als ich. Vielleicht hatte er dahingehend bereits Erfahrungen gemacht. Ich war gerade einmal ein Sommer alt und musste mich mit so einer Situation zum Glück noch nicht auseinandersetzen. Trotzdem war ich sicher, dass ich nie so reagieren würde. Besonders nicht bei jemanden, der den Tod verhindern wollte. Ich blinzelte, während ich in meinen Erinnerungen nach vergleichbaren Erlebnissen suchte. Aber ich wurde nicht fündig. Das einzige Mal, dass ich jemanden verloren hatte, passierte es mit einem Schlag. Meine Familie, mein Rudel wie vom Erdboden verschluckt. Aber selbst da bin ich nicht auf die Idee gekommen, nach jemanden zu suchen, der dafür verantwortlich war. Wahrscheinlich war es wirklich eine Sache, die mit dem Erwachsenwerden kommt. Ich hoffte, nie so zu handeln.

Alvarez bemerkte ich erst, als Tamias ihn erwähnte. Ich war so in das Gespräch mit der Heilerin und Tamias vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie er sich mühsam aufgerichtet hatte und versuchte, zum Fluss zu kommen. Ich war froh darüber, dass er es versuchte und dass er sich nicht aufgegeben hatte. Mit diesem Kampfeswillen im Blut war ich mir nun wirklich sicher, dass er es schaffen würde. Zusammen mit der Heilerin und ihren Pflanzen. Besorgt musterte ich ihn, aber ich sagte nichts. Schließlich hatte ich vorhin mitbekommen, wie abweisend und distanziert er reagiert hatte. Außerdem sollte er sich auf den Weg zum Fluss konzentrieren. Das allein stellte wohl bereits eine Herausforderung dar. Aber im Gegensatz zu mir kam er immerhin auf die Beine. Das war wohl wirklich ein gutes Zeichen – Tamias hatte dahingehend schon Recht.

Mein Blick glitt wieder zu der Heilerin, die von meinen Fragen wohl etwas überfordert war. Ich verstand es im ersten Moment nicht, weil ich selbst der Typ Wolf war, der gerne auf Fragen antwortete, genauso gerne wie ich sie stellte. Aber ich begriff es besser, als sie andeutete, dass sie keine Familie mehr hatte. Vielleicht hatte sie ihr Rudel auch verloren? Das wäre durchaus möglich. Also nickte ich nur und beließ es dabei, während sich auf meiner Mine Besorgnis ausbreitete. Ich hoffte, dass ich die Fähe damit nicht verschreckt hatte, deswegen sagte ich erst einmal nichts. Außerdem begann sie damit, zu erklären, was mit mir los war und warum ich nicht aufstehen konnte. Es gefiel mir nicht, dass auch sie mir nochmals Ruhe verordnete. Für meine Begriffe hatte ich genug herumgelegen. Mir wäre es lieber gewesen, den anderen helfen zu können. Beim Jagen wie auch immer. Andererseits blieb mir ohnehin nichts anderes übrig. Die Schmerzen erlaubten es mir ja nicht einmal, mich aufzurichten. Ignorieren funktionierte diesmal nicht. Also war ich wohl gezwungen, den Boden unter mir auch weiterhin warm zu halten.

„Ruhen ist eigentlich gar nicht nach meinen Geschmack. Ich würde lieber den anderen helfen. Aber im Moment bleibt mir ohnehin nichts anderes übrig, da hast du Recht.“

Sagte ich schließlich, bevor sie zu Alvarez ging, um nach ihm zu sehen. Ich bemerkte jetzt auch, dass die anderen drei aus dem Wald zurückgekommen waren. Eine schlecht gelaunte Skadi, ein ängstlicher Kimya und ein hoffnungsvoller Tryss. Bei ersteren beiden fragte ich mich, was wohl passiert war, aber sie waren zu weit weg, als dass ich sie hätte fragen können. Vielleicht sollte ich Tamias danach fragen? Aber woher sollte er das wissen? Er konnte wohl kaum Gedanken lesen. Also beließ ich es dabei und sagte nur:

„Scheint so, als wären die Drei erfolgreich zurückgekehrt. Was da wohl im Wald abgelaufen ist, dass Skadi und Kimya so…merkwürdig sind? Was meinst du?“

Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, nicht danach zu fragen, aber letztendlich fragte ich den Rüden doch danach. Ich rechnete eigentlich auch gar nicht mit einer Antwort von ihm. Aber vielleicht hatte ich ja doch Glück und er teilte mir seine Gedanken mit. Das war mir auf jeden Fall lieber als sich anzuschweigen. Diese unangenehme Stille mochte ich noch nie.

[bei Tamias | redet mit ihm]


- Alvarez - 18.03.2013

Ich deutete ein zaghaftes Lächeln auf meinen Lefzen an, das zerbrechlich wie die Flügel eines Schmetterlings wirkte. Den Humor hatte ich herausgehört und wenn ich mich in einer anderen, weniger misslichen Verfassung befunden hätte, wäre aus diesem Wortspiel sicherlich noch ein hinreißendes Katz und Mausspiel geworden. Doch die Zeit für solch unsinniges Tun blieb mir versagt. Es drängte, dass ich es endlich bis zum Fluss schaffte und die Heilerin mit der Behandlung beginnen konnte. Mein letzter Wille zu leben setzte alle Hoffnung in diese Wölfin und ihr Können, welches einfach mal in den Raum gestellt wurde, dass sie wusste was sie tat. Meine Augen versuchten sie zu fixieren, doch dieses Vorhaben wurde mit einem brennen der Augäpfel quittiert, die durch diese Anstrengung zu tränen begannen. Langsam schien wirklich alles in mir auszutrocknen. Mein Nasenrücken zog sich kraus, als ich die fremde Fähe schließlich dicht bei mir wusste und ein leises Grollen brummte aus meiner Brust. Es war reiner Instinkt, der mich zu diesem Abwehrerhalten trieb, welchen ich jedoch so gut es ging zu bekämpfen versuchte. Unruhig zuckten schließlich meine Lauscher, als ich zumindest diesen Kampf gewann. Für mich war es einfach untypisch und neu auf die Hilfe eines anderen Wolfes zu vertrauen, welcher nicht aus meinem ehemaligen Rudel stammte. Doch letztendlich musste ich meinen Stolz vergessen, wenn ich den Hauch einer Chance haben wollte. Vorsichtig wagte ich die nächsten Schritte auf meinen langen, wackeligen Läufen. Mein Gleichgewicht zu halten fiel mir schwer und meine Bewegungen glichen einem Welpen, der seine ersten Gehversuche unternahm, aber wir kamen vorwärts. Wenn auch sehr langsam. Dabei lastete meine Schulter auf dem Körper der braunen Wölfin, die mein einziger Halt in diesem Moment war. Stoßweise pressten meine Lungen den Atem aus dem leicht geöffneten Fang und tat meine Anstrengung kund. Ein Kilometermarsch war nichts im Verglich zu der Hürde, welche diese Krankheit mir hinterlassen hatte. Um zum Atem zu kommen, hielt ich wieder an und musste mit mürrischem Blick feststellen, dass wir noch gar nicht so weit gekommen waren, wie es sich für mich angefühlt hatte. Doch anstatt mich meinem Ärger hinzugeben, sah ich die kleine Gestalt von Kimya an, welcher sich uns genähert hatte. Ungewöhnlich zurückhaltend kam er auf sie zu und brachte eine weitere Pflanze, die womöglich jene war, die die Heilerin benötigte. Mit einem für meine Verhältnisse sanftmütigen Blick bedachte ich den jungen Wolf. Sie waren groß geworden…wie die Zeit verging. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie ich immer wieder ein gewisses Gebiet um ihre Geburtshöhle abgelaufen war, nur um die Sicherheit Arkanis und ihren Welpen zu gewährleisten. Ich hatte Grenzen gesetzt, die mir jetzt im Nachhinein lächerlich vorkamen. Aber es hatte mir eine Aufgabe gegeben und irgendwo wieder einen kleinen Teil von Vertrautheit. Doch bevor dieser keimende Samen erste Knospen tragen durfte, hatten die Jäger ihn mit ihren Rössern und Hunden niedergetrampelt. Verbittert wie eh und je stand ich nun hier. Mein Leben am seidenen Faden.

„Ich danke euch beiden…

Man konnte meine Dankbarkeit fast schon als heilige Worte auffassen, denn es kam nicht oft vor, dass ich sie aussprach. Aber egal ob die Pflanzen nun die richtigen waren, oder nicht. Egal ob ich überlebte oder…naja…Ich wollte zumindest zweien gegenüber noch einmal netter gewesen sein, als ich es in den letzten Tagen gewesen war. Kimya schenkte ich ein Lächeln, welches zwischen Schmerz und Kraftlosigkeit freundlich wirken sollte, ehe ich mich erneut dazu aufraffte weiter zu gehen. Und siehe da, ich kam weiter ohne zu stürzen.

[Bei Rúna - lässt sich helfen - bedankt sich bei Kimya & der Heilerin]


- Tryss - 20.03.2013

Was war denn mit Skadi los? Ich war kaum bei den beiden angekommen und hatte ein Nicken auf meine Frage geerntet, da begann die Fähe Kimya förmlich anzuraunzen. Erstaunen und Unverständnis schlichen sich in meine Gesichtszüge. Was hatte der junge Wolf denn getan? Die Fähe rüffelte ihn nie wieder wegzulaufen. Ich schüttelte verwundert den Kopf. Kimya und weglaufen? Aber er wollte doch nur den anderen helfen. Der Weg zum Rastplatz war nicht weit, Skadi hatte den jungen Rüden also immer im Blick gehabt und stauchte ihn trotzdem so zusammen. Mit der Blume im Fang fiel es mir schwer mich einzumischen – zumal Skadi ohnehin nicht in der Stimmung für Widerworte zu sein schien. Dennoch tat mir Kimya leid. Es sah schrecklich traurig aus, wie er am Boden kauerte, die Ohren anlegte und die Rute zwischen die Hinterläufe klemmte. Ein wenig erinnerte er mich an mich selbst, wenn ich Ärger mit meinem Vater hatte. Doch selbst der war nie grundlos aus der Haut gefahren. Als Skadi wieder vorantrabe und Kimya ihr zaghaft folgte, machte auch ich mich wieder auf den Weg. Bevor wir uns Gedanken um Streitigkeiten machen konnten, musste erst das Gestrüpp abgeliefert werden. Ähm, ich meinte natürlich die Heilpflanzen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie genau diese Pflanzen Alvarez helfen sollten. Ich nahm mir vor die Heilung aus einiger Entfernung zu beobachten.

Mittlerweile war auch ich bei den anderen angelangt. Als ich meinen Blick schweifen ließ, sah ich, dass Deka wieder wach war. Sie unterhielt sich mit Tamias und da ich noch eine Aufgabe zu erledigen hatte und die beiden nicht stören wollte, begnügte ich mich damit ihr ein Lächeln zuzuwerfen. Dann aber lief ich schnurstracks weiter zur Heilerin, Alvarez und Kimya. Ich legte meine Pflanze neben die von Kimya und warf der Fähe einen Blick zu.

„Ich hoffe damit hast du alles was du brauchst.“

meinte ich freundlich. Alvarez sprach ich lieber nicht an. Er schien gerade gut gelaunt zu sein und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er nicht sonderlich gut auf mich zu sprechen war. Also begnügte ich mich damit einen Schritt zurückzutreten und Kimya kurz anzustupsen. Es war ein aufmunternder Stupser, der ihm zeigen sollte, nichts falsch gemacht zu haben.

„Nimms dir nicht so zu Herzen. Sie ist einfach angespannt. Du hast das gut gemacht.“

murmelte ich mit der ganzen Sanftheit und Freundlichkeit, die ich aufbringen konnte. Ich gab ihm noch einen Stups in die Seite und entschied mich dann, dass er bei der Heilerin gut aufgehoben war. Kimya schien viel zu interessiert an ihr zu, als dass er weglaufen würde. Und das gab mir die Gelegenheit zu Skadi, die unter einem Baum hockte, herüber zu schlendern. Ich näherte mich langsam und ließ mich dann zwei Schritte neben ihr auf die Hinterpfoten fallen.

„Du hättest ihn nicht so anraunzen müssen. Er wollte nur helfen.“

Anklagend sah ich zu der Fähe neben mir und wartete auf eine Reaktion. Was hatte ihr nur so die Laune verdorben?

[Erst Alva, Rúna und Kimya, dann Skadi]


- Rúna - 20.03.2013

Den Blick weiterhin auf den nahen Fluss gerichtet versuchte ich das unweigerlich folgende Grollen des Rüden zu übergehen, lediglich das unruhige Spiel meiner Ohren schien ein seltsames Spiegelbild der seinen zu geben. Beinahe mochte ich froh darüber sein, dass ich Alvarez nicht in seiner vollen stolzen Masse an Wolf stützen musste, doch auch so brachte ich genug Standfestigkeit dafür auf. Kein Wort würde mehr von mir an ihn folgen und auch der Blick war ruhig nach vorn gerichtet. Er bestimmte das Tempo und ich ging lediglich neben ihm… sowie das Ufer dem Wasser des Flusses folgte.

Gerade als Alvarez innehielt, erschien Kimya schüchtern und klein mit der zweiten Blume vor uns. Vorsichtig legte ich die eigene Pflanze nieder ohne die stützende Haltung aufzugeben. Das Auftreten des sonst stürmisch jungen Wolfes verwunderte mich und so lächelte ich sanft und freundlich,

“Ja das ist die richtige Blume, sehr gut Kimya! Damit hast du mir sehr geholfen… trägst du sie vorsichtig zum Fluss? Wir kommen gleich….“

Die Witterung der Blume und ihr Äußeres ließen mir keinen Zweifel dass auch die zweite Pflanze gefunden worden war und mit ihr stieg die Hoffnung, dass Alvarez genesen würde weiter an. In kaum wahrnehmbaren Bewegungen pendelte meine Rute von einer zur andren Seite. Zu meinem Erstaunen fügte Alvarez noch weitere Worte an… Worte des Dankes, worauf ihn nun doch ein nachdenklicher Blick meiner Augen traf. Der kurze Moment brannte sich ein, doch er verging ebenso schnell wie er gekommen war, als der Rüde seinen Weg fort setzte und ich ihm erneut folgte.

Noch einmal wurde unser Weg unterbrochen, denn Tryss brachte auch die letzte der verlangten Pflanzen und ernte von mir einen dankbaren Blick, ehe er sich Kimya zu und kurz drauf wieder abwandte.

“Bringst du auch diese zum Fluss? Ich brauche die Pflanzen in der Nähe des Wassers…“

Richtete ich noch einmal das Wort an den jungen Wolf, wollte ihn beschäftigt halten und das Gefühl geben gebraucht zu werden. Meine Aufmerksamkeit lag jedoch bei Alvarez und seinem Weg zum Ufer…

Man kam voran und bald schon würde hoffentlich das Wasser neue Lebensgeister in den ausgemergelten Körper bringen und die Säfte der Pflanzen das Ihrige dazu beitragen.

[Bei Alvarez auf dem Weg zum Fluss | versucht Kimya auf ihre Weise wieder aufzumuntern]


- Kimya - 20.03.2013

Ich stand da also, kurz vor der Heilerin und Alvarez und hatte ihnen die Blume fast schon vor die Pfoten gelegt. Ob es daran lag, gerade noch von Skadi beschimpft worden zu sein, oder dass ich soviel Respekt vor den beiden Wölfen hatte, die vor mir standen, aber ich hatte alles erwartet, nur keinen Dank. Doch gerade das kam nun vom Rüden, Dankesworte. Vorsichtig, fast ungläubig schaute ich den Rüden an. Mit ihm hatte ich bisher nicht viel erlebt, keine Abenteuer bestanden, nicht viel geredet. Er war auch nicht böse zu mir gewesen, aber eben auch nicht besonders nett. Er war einfach nicht besonders gesprächig. Er war so selbstsicher, stolz und jetzt war er verwundet. Trotzdem wirkte er so würdevoll so.... Ach, wenn er nur mein Papa wär. So ein Wolf wäre sicher ein Papa, auf den man stolz sein konnte. Ein Papa, mit dem man jagen konnte (wenn er nicht gerade verwundet war, aber dafür hatten wir ja jetzt die Heilerin), der einem alles beibringen konnte. Während ich also so nachdachte, schaute ich Alvarez ein wenig verträumt an, mit leicht zur Seite geneigtem Kopf... Bis ich Schritte neben mir hörte und sah, wie Tryss näher kam, die Heilerin ansprach und ebenfalls seine Blume überreichte. Er hatte sie also auch gefunden! Ich konnte mir ein kurzes Schwanzwedeln einfach nicht verkneifen. Ich freute mich sehr darüber, diese Aufgabe gemeistert zu haben und zwar zusammen, Tryss und ich. Ein erwachsener Wolf und ich. Machte mich das etwa auch schon ein wenig erwachsener? Ich konnte es kaum erwarten, auch endlich groß zu sein.

Die Worte, die Tryss an mich richtete, nachdem er mich aufmunternd mit seiner kalten Nase berührt hatte, heiterten mich wirklich auf. Skadi kannte ich ja noch gar nicht so wirklich, ich mochte sie auch nicht, aber Tryss mochte ich. Wenn er mir sagte, dass alles gut war, dass ich etwas gut getan hatte, dann war es wirklich wichtig für mich. Dankbar schaute ich ihn an, fiepte leise und schleckte ihm über die Lefzen, wie ich es bei meiner Mutter getan hatte, wenn ich ihr zeigen wollte, dass ich sie respektierte und sie trotzdem gern hatte. Dann ging Tryss auch schon weiter, ich folgte ihm kurz mit meinem Blick und bemerkte, dass er zu Skadi lief. Schnell drehte ich mich wieder zu den beiden anderen Wölfen um. In diesem Moment sprach die Heilerin mit mir, ich erstarrte vor Ehrfurcht und schaute sie aufmerksam an. Sie lobte mich. Sie sagte mir, dass ich ihnen geholfen hatte, dass ich ihr geholfen hatte! Ich war so stolz, aller Streit, Ärger und Furcht war wie weggeblasen. Ich war wieder motiviert, ich war wieder genau hier, wo ich sein wollte! Aufmerksam hörte ich zu, als die Heilerin mir eine weitere Aufgabe gab. Mir. Ich durfte ihr weiter helfen! Natürlich tat ich, wie mir geheißen, ich würde alles tun, nur um zusehen zu dürfen, wie sie Alvarez' Wunden heilte.

“Natürlich mache ich das, du kannst dich auf mich verlassen!

Ich wedelte also kurz mit der Rute, schnappte mir dann sowohl die Pflanze, die ich gefunden hatte, als auch die von Tryss und lief dann mit ihnen zum Fluss, wobei die Blätter teilweise den Boden berührten, da sie einfach viel zu groß zum hochheben waren. Hoffentlich war das nicht schlimm, immerhin hatte die Fähe doch vorsichtig gesagt. Aber enttäuschen wollte ich sie nun auch nicht, immerhin hatte sie mir die Aufgabe übertragen.... Beim Fluss angekommen, legte ich die Pflanzen vorsichtig an und warf einen Blick zurück zu den beiden Wölfen, die noch weiter entfernt waren. Ungeduldig lief ich ein wenig um die Blätter herum und dachte darüber nach, was gleich kommen würde. Gleich würde ich lernen, wie es aussah, zu heilen...

[Erst bei Runa und Alvarez (kurz Tryss), dann alleine am Fluss]


- Skadi - 21.03.2013

Erst als ich die Ruhe hinter dem Baum gefunden hatte, holten mir meine inneren Augen das Bild hervor, wie sich Kimya auf dem Boden zusammengekauert hatte. Als ich ihn ausgeschimpft hatte, hatte ich weder die Ruhe noch die Gabe den Welpen zu beobachten. Aufzufassen, wie es ihm dabei ging. Jedoch musste ich auch ehrlich sein: Es war mir egal. Er hatte noch viel zu lernen und durch samtpfötiges anfassen ging das nicht. Zu viele Gefahren von denen der junge Wolf noch nicht ein Mal etwas ahnen konnte lauerten dort draußen.
Ich hatte mich gerade erst auf meine Hinterläufe nieder gelassen – zuvor war ich eine kurze Strecke auf und ab gelaufen um mich zu beruhigen – als Tryss vor mir auftauchte. Es war kein plötzliches auftauchen. Er kam langsam zu mir und setzte sich nur wenige Schritte neben mich. Erwartungsvoll sah ich ihn an. Kam seine Entschuldigung doch deutlich schneller als ich es mir gedacht hatte. Aber so war es nicht. Er machte mir Vorwürfe. Wütend zog ich die Lefzen an.

“Und du hättest ihn nicht einfach an meine Pfoten hängen sollen!“

Entgegnete ich knurrend und stand sofort wieder auf um weiter meine Runden zu laufen. Als ich ihn das erste mal den Rücken zukehrte schüttelte ich wütend meinen Kopf, als ich mich wieder zu ihm drehte, konnte ich mich noch immer nicht zusammen reißen.

“Du kennst die Gefahren die im Wald lauern – aber der Welpe kennt sie nicht! Und du weißt, dass ich mit diesen jungen Wölfen nichts anfangen kann! Außerdem weiß ich, dass er helfen wollte, aber wenn er dabei verloren gegangen wäre oder angegriffen worden wäre hätte das niemanden geholfen!“

Meine Worte wurden immer lauter. Nein, ich hatte mich nicht unter Kontrolle. Ich war aufgewühlt, wütend, unter Strom und hatte weder meinen Körper noch meine Worte bedenken können in dieser Situation. Sei es nur der Streit der entstanden war, so hätte ich gewiss anders reagiert. Doch der Streit auf Grundlage dieser Nähe und Verantwortung die ich direkt zuvor dem Welpen gegenüber hatte konnte ich mich nicht beruhigen. Wie ein junger Wolf, der noch herausfinden musste wo seine stärken und schwächen lagen, argumentierte ich. Ich feuerte alle Schuld die auf mir lag einfach ab, wollte es nicht wahr haben, dass ich vielleicht über reagiert hatte. Gesteuert rein durch die Emotion stand ich – erwachsene und fast betagte Fähe – vor einem Jungwolf und redete mich um Hals und Kragen. Wütende Blicke lagen auf dem Körper der Rüden vor mir. In diesen Moment wollte ich meine Schmerzen ignorieren und irgendetwas jagen gehen – einfach um mich herunter zu fahren und weg von all diesen Wölfen und vor allem den Welpen zu kommen.

[Mit Tryss etwas abseits]



- Tamias - 21.03.2013

Und schon ging die geheimnisvolle Heilerin fort um ihrer Arbeit weiter nachzugehen. Die drei waren wieder zurück und hatten dabei, was die Heilerin benötigte. Alvarez sah zwar übel aus, doch schien die Hoffnung ja nicht ganz ohne Begründung. Er hatte eine große Portion Sturheit bei der Verteilung der Gene abgekommen, die ihm nun wirklich gut tat. Wir ähnelten uns wohl in diesem Punkt ein wenig.

"Ist gut, wenn du dich ausruhst. Ich bleibe bei dir und leiste Gesellschaft."

Antwortete ich Dekaja ohne das sie eine wirkliche Frage gestellt hatte. Sie mochte nicht alleine die Pfoten still halten und nichts tun. Das konnte ich verstehen. Doch war sie kranker als sie sich eingestehen mochte. Sie musste einfach ruhen.
Ich war zwar nicht der Beste in Sachen Gesellschaft leisten aber ich tat was ich konnte.
Die Wölfin machte auf Tryss, Kimya und Skadi aufmerksam. Kimya half weiter der Heilerin und machte sich nützlich, während Tryss und Skadi wohl eine Art Auseinandersetzung hatten. In meinen Pfoten zitterte es kurz, doch entschloss ich bei Dekaja zu bleiben. Sie konnte auch nicht einfach losrennen und nachsehen was los war. Also tat ich es auch nicht. Die Ruhe tat auch mir ganz gut.
Skadi schien richtig aufgebracht und Tryss empört oder gar sauer. Irgendetwas musste im Wald passiert sein. Womöglich hatte es etwas mit Kimya zu tun. Skadi und der Welpe kannten sich kaum und aufgrund Skadis Schicksal mit ihren Welpen musste Kimya wohl etwas gemacht haben, womit Skadi überfordert war. Sehr schlimm konnte es jedoch nicht sein, schließlich lebten beide noch.

"Ich weiß es nicht. Vielleicht war Kimya nicht ganz artig und Skadi hat sich drüber geärgert. Oder einer von beiden hatte die Pflanze schon eher als der andere und es gab deshalb einen Streit. Wobei ich Skadi dafür zu Erwachsen einschätze. Wer weiß, wir werden es vielleicht später noch herausfinden. "

Meine Stimme war ruhig und gelassen, sowie meine Körperhaltung. Als Dekaja sich hingelegt hatte, so tat ich es ihr gleich. Mit leicht fragendem Blick sah ich zu ihr.

"Was meinst du, was passiert sein könnte?"

Es sollte eine Art Beschäftigung darstellen. Wilde Spekulationen würden die Zeit besser vertreiben als mühsame Gespräche oder unangenehmes Schweigen.

[Bleibt bei Dekaja / spekuliert]


- Alvarez - 22.03.2013

Dass ich mich bedankte schien wohl etwas Verwunderung zusähen, mit welcher ich jedoch gut leben konnte. Tatsächlich fühlte es sich sogar gut an, solche Worte einmal über die Lefzen bekommen zu haben. Tryss erscheinen ließ mich jedoch keine weitere Silbe über die Lefze bringen. Stattdessen mied ich den Kontakt mit dem jungen Wolf und konzentrierte mich stattdessen auf das lockende Gewässer, welches wie eine Kristallschlanke durch das Tal wand. Kristalle. Ich hatte dieses Gestein einmal bei den Menschen gesehen. Es waren schöne Bildungen gewesen, obgleich es zu der Natur des Menschen gewiss nicht passte. Aber das reine Wasser durfte diese schmeichelhafte Bezeichnung durchaus tragen. Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel Durst ich eigentlich hatte und wie verhöhnend nahe der Fluss zu mir lag und ich ihn in meiner tiefsten Stunde nicht zu erreichen vermochte. Jetzt jedoch lag er wie ein Licht am Ende des Tunnels vor mir. Und nicht nur durch eigene Stärke – dir mir eindeutig fehlte – sondern durch meinen endlich herunter geschluckten Stolz konnte mir jemand anderes dabei Helfen die überlebenswichtige Quelle zu erreichen. Womöglich war die Heilerin der vom Schicksal geschickte Engel. Wem außer ihr, die mir endlich das Versprechen abnahm es zu beenden, wenn keine Besserung eintrat, hätte ich es sonst erlaubt mir bei zu stehen? Niemandem. Zumindest niemandem, der in derzeitiger Verfassung war mir behilflich zu sein. Doch nun lag mein Leben vor mir. Ich würde die Luft atmen, das Fleisch schmecken und mich über irgendwen aufregen.

Mein Blick glitt zu dem Welpen, der neben uns behutsam aber auch stolz die Pflanzen trug in heller Aufregung und Erwartung die Heilung beobachten zu dürfen. Ich schmunzelte. Arkanis wäre bestimmt Stolz auf ihre Söhne. Der Gedanke an die Fähe versetzte mir unweigerlich einen kleinen Stich. Ich hatte die Fähe von Anfang an gut leiden können. Vielleicht weil gerade unsere erste Begegnung ein angenehmes Wortgefecht war. Und auch sonst war sie nicht so stürmisch oder gar leichtsinnig. Sie stand mit allen Vieren im Leben, auch wenn sie der Gedanke ans Mutter Dasein verunsichert hatte. Trotzdem weigerte ich mich daran zu glauben, dass sie ihre Welpen einfach zurück gelassen haben sollte. Auch wenn die letztere Option genauso tragisch war, gefiel mir der Gedanke eher, dass sie verstorben war, als dass sie ihre Nachkommen so schamlos verlassen hatte.

Ganz in meinen Gedanken bei der Fähe, hatte ich nicht bemerkt, wie weit wir gekommen waren. Ablenkung war manchmal doch vorantreibend. Neckisch stieß das Wasser an meine Pfoten, wenn die leichten Wellen es über das Ufer spritzen ließen.

„Geschafft“

Erleichterung übermannte mich und ließ mich auf den Bauch sinken und die Vorderläufe ins Wasser hängen.

[Bei Rúna & Kimya - denkt kurz an Arkanis - kommt beim Fluss an]