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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Kimya - 07.02.2013

Gerade als Tryss dabei war, mich ein wenig beruhigen zu wollen, kam die Heilerin selbst vorbei und sofort war ich ganz in ihren Bann gezogen und lauschte ihren Worten so aufmerksam, wie ich wohl noch keinen Worten bisher gelauscht hatte. Alles, was sie von sich gab, waren für mich Weisheiten, die ich aufsaugen und mir unbedingt einprägen musste. Geistwurz... Große Pflanze, fleischiger Stengel, roch nach Honig. Wolfsblume, gelbrote Blüten, nicht so groß. Eisenkraut, grau-blaue Pflanze, pelzig. Ihre Blätter sollen herb und bitter schmecken... Mir schossen gleich einige Fragen in den Kopf, aber ich traute mich nicht, die Heilerin zu unterbrechen und als sie fertig mit reden war, ergriff auch sogleich Tryss das Wort und meinte zu mir, dass wir uns beeilen mussten. Mir war klar, dass die Fähe uns immer noch zuhörte und beobachtete, besonders ich wollte sie jetzt nicht enttäuschen, denn ich hoffte insgeheim, dass sie mich mögen könnte und mir vielleicht irgendwann auch beibringen konnte, wie sie heilte und anderen Wölfen half. Deswegen drehte ich mich um, nickte und lief vor.

Als wir uns außer Hörreichweite befanden, drehte ich mich zu Tryss um und schaute ihn an. Jetzt hatte ich die ganzen Fragen in meinem Kopf und konnte sie nur dem Rüden stellen, der doch sicher auch kaum eine Ahnung von den Kräutern hatte. Oder vielleicht doch?

“Wo sollen wir denn anfangen zu suchen? Und meinst du die Wolfsblume geht dir bis zur Brust oder mir? Ich habe auch noch nie eine Pflanze gesehen, deren Stengel aus Fleisch ist. Macht die Pflanze satt? Gras macht nicht satt, aber wenn die Pflanze aus Fleisch ist...“

Ich unterbrach mich selbst und schaute wieder nach vorne in den Wald, dem wir uns näherten. Das waren soviele Fragen, warum hatte ich sie nicht einfach der Heilerin gestellt, die sich besser auskannte? Ich bereute es und seufzte, um meinen Frust kund zu tun. Dann hielt ich schonmal meine Nase in den Wind, um Pflanzen wittern zu können. Ich wusste nicht direkt, wie Honig roch, aber vielleicht fiel mir ja doch etwas ungewöhnliches auf...

[Mit Tryss etwas Abseits, suchen nach Kräutern]


- Tryss - 10.02.2013

Kimya schien verstanden zu haben, dass Eile geboten war. Er zögerte nicht lange, fragte nicht, sondern lauschte nur genauso aufmerksam wie ich. An seinem angestrengt konzentrierten Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass er versuchte sich alles gut einzuprägen. Für einen Moment war ich richtig stolz auf den kleinen Wolf. Als er dich unvermittelt umdrehte und begann vorzulaufen, warf ich der Heilerin noch ein kurzes Nicken zu.

„Wir sind bald zurück“,

sagte ich, wandte mich dann um und folgte Kimya mit schnellen Schritten. Der Kleine war ganz schön zielstrebig für sein Alter. Aber wenigstens musste man ihm im Gegensatz zu Avis nicht erst irgendwas versprechen oder ihn in den Himmel loben, bis er einem einen Gefallen tat. Das gefiel mir. Wahrscheinlich war Kimya schon fast erwachsener als einige andere in unserer Gruppe. Trotzdem fehlte ihm noch einiges an Lebenserfahrung – was sich zeigte, als er sich umdrehte und ein wenig ratlos fragte, wo wir suchen sollten. Tja, zu früh gefreut. Für ein paar Momente hatte ich doch glatt gedacht, Kimya wüsste, wo es hingeht und hätte eine der Pflanzen bereits gesehen.

„Also... ich denke die Wolfsblume geht eher mir bis zur Brust. Dich dürfte sie ein wenig überragen.“,

mutmaßte ich, ohne es aber genau zu wissen. Die Heilerin hätte sich was das angeht ein wenig präziser ausdrücken können. Aber das ließ sich nun nicht ändern, die anderen Merkmale sprachen ja für sich. Oder eher für mich. Kimya stellte noch ein paar weitere Fragen. Oh je, er war ja fast schlimmer als ich. Da uns aber die Zeit davonlief, hielt ich es für ein wenig zu müßig dem jungen Rüden zu erklären, was ein fleischiger Stengel ist.

„Pass auf... ich erkläre dir das, aber jetzt ist wenig Zeit. Was hälst du davon, wenn wir uns aufteilen? Ich suche den Geistwurz mit dem fleischigen Stengel und du hälst nach der Wolfsblume Ausschau. Die dürfte leicht zu finden sein mit ihren roten Blättern. Und nach dem dritten Kraut halten wir beide Ausschau, einverstanden?“

Ich hob prüfend den Blick und sah mich um. Ein wenig weiter links von uns begann der Wald. Am Waldrand gab es immer viele Blumen, vielleicht sollten wir dort mit der Suche beginnen?

„Komm, wir suchen dort hinten. Am Wald stehen immer viele Pflanzen, sicher auch welche von denen, die wir suchen sollen. Du kannst dich ein wenig allein bewegen, aber bleib immer in Sichtweite, hörst du? Und wenn du etwas findest, dann rufst du. Und wenn ich etwas finde, dann rufe ich. Kann ich mich auf dich verlassen, Kimya?“

Natürlich konnte ich das. Ich musste mich auf den jungen Wolf verlassen. Aber auch wenn Kimya jung war, er schien zu wissen, worum es ging und was auf dem Spiel stand. Das Leben unserer Freunde und dafür musste er für ein paar Minuten ein wenig erwachsener sein als sein Bruder oder irgendeinanderer Welpe in seinem Alter war.

[Kimya | Auf der Krautsuche]


- Skadi - 11.02.2013

Als ich mich neben Velvet legte und ihren dankbar lächelnden Blick auffing, ließ ich meine Zunge über meine Vorderläufe fahren. Kleine rote Blutfleckchen von dem Flesch klebten in meinem Fell. Diese hieß es zu säubern. So wie meine Lefzen. Viel Blut klebte nicht an meinem Fell, da ich weder viel noch lange an der Mahlzeit beteiligt war. Velvet hatte ihren Blick wieder der Gruppe vor uns gewidmet, während sie sprach. Auch ich beobachtete – trotz der Fellreinigung – aufmerksam das Treiben vor uns. Velvet hatte mir die Situation geschildert, wie sie auf die ‚Heilerin‘ gestoßen waren.

“Ihr wart nicht lange fort, aber Alvarez geht es immer schlechter. Man kann fast zusehen, wie er abbaut, ohne den Blick von ihm zu lassen. Es scheint fast, als hätte er sich selbst aufgegeben.“
Ich machte eine kurze Pause. Nur einen tiefen Atemzug.
“Bei dem Versuch ihm zu helfen hat er uns angegriffen und mehr als deutlich gesagt, dass er sich von uns eher gequält als gerettet wird.“

Nun bettete ich meinen Kopf auf den Vorderpfoten und schloss kurz meine Augen. Wie er versuchte auf zu stehen und nach mir zu schnappen – diese Bilder liefen vor meinem inneren Augen. Ein kläglicher Versuch mich ab zu wehren, denn direkt darauf ist er zusammen gebrochen.
Velvet sprach von Gefahren, die bald wieder auftauchen könnten. Gewiss hatte ich im Nacken noch immer das Gefühl von den Hunden verfolgt zu werden – doch diesen Gedanken konnte ich bisher immer Erfolgreich abschütteln. Sollte dies der Fall sein, gab es nur zwei Möglichkeiten. Kämpfen und hoffen, dass die Menschen nicht direkt hinter ihren Hunden sind oder flüchten und die Verletzten zurück lassen. Beides würde Opfer bringen. Das Zurück lassen der Gefährten jedoch war sicherlich ein Opfer, dass die Seele der überlebenden angreifen und eventuell zerstören würde. Ich würde lieber sterben, als noch ein Mal den Verlust von Leben zu verschulden. Doch ich sagte nichts dazu. Ich blieb bei meinen Gedanken und sprach sie nicht aus. Vielleicht wäre es besser gewesen diese Eventualität in der Gruppe ab zu sprechen – doch war dazu keine Zeit. Wie stellte man sich das überhaupt vor. Die verletzten einige Meter neben sich zu lassen, sich in einer Runde auf zu bauen und über Leben und Tod zu entscheiden. Nein, dafür war es ‚zu sicher‘. Bisher hatte kein Feind uns aufgespürt und unsere Spur verfolgt. Die Heilung der Wunden war erst ein Mal oberste Priorität.
Dann sprach Velvet eine Frage aus, auf die ich etwas später antwortete. Ich sammelte innerlich Kraft, um das was ich dachte aus zu sprechen.

“Wenn sie ihnen nicht helfen kann, dann müssen wir dem Leiden ein Ende setzten.“
Sagte ich leise und bereute es schon fast. Doch war es grausamer jemanden Höllenqualen ausgesetzt zu lassen, anstatt diese zu beenden.
Die Heilerin suchte den Weg zu Tryss und Kimya. Was gesprochen wurde konnte ich nicht verstehen, doch ich erhob meinen Kopf und spitzte die Ohren. Zu gerne hätte ich gewusst, was sie sagte. Anweisungen oder die Aussage, dass sie keine Lösung gefunden hatte. Wurde eine Prognose von ihr ausgesprochen, oder behielt sie ihre Einschätzung für sich selbst?
Wieder drang eine Frage von Velvet in meine Ohren, auf die ich keine Antwort wusste die sinniger war als die Frage selbst. Doch direkt darauf lief Kimya los – gefolgt von Tryss.

“Es sieht so aus, als hätte die Heilerin die beiden los geschickt um irgendetwas zu holen. Vielleicht weiß sie ja wirklich eine Heilungsmethode. Wahrscheinlich sollen die beiden irgendetwas suchen, was sie dann auf die Wunde legen kann und was Alvarez fressen muss.“

Ich sprach mit zusammengekniffenen Augen, um den beiden Jungrüden so lang es ging hinterher zu schauen. Als würde ich so ihre Gedanken lesen können. Als sie im Dickicht verschwunden waren, schüttelte ich kurz meinen Kopf und sah wieder zu der Heilerin. Dann zu Velvet.

“Du solltest etwas fressen, Velvet.“
Merkte ich kurz an, als ich das Fleisch unangetastet vor ihr sah.
“Ich glaube die Heilerin ist – zumindest was Alvarez angeht – unsere letzte Chance. Unsere letzte Hoffnung. Sie sollte sich aber auch dich, Tamias und mich ansehen, wenn sie wieder ausgeruht ist. Egal was passiert. Zumindest, wenn sie dann noch bei uns ist. Wir sind ein Haufen Verletzter und haben kaum eine Chance zu überleben. Wir alle. Wenn die Hunde folgen, wer kann noch kämpfen um den Verletzten einen Vorsprung zu gewähren? Und wer kann laufen, um einen Vorsprung zu bekommen? Es ist fast Aussichtslos, egal was passiert. Wir müssen alle zu Kräften kommen um weiter zu gehen und wir können nur hoffen, dass uns kein Jäger hier aufspürt und unsere Aussichtslose Lage ausnutzt. Ob Mensch oder Tier, wir wären für viele ein leichtes Opfer.“

Ich weiß nicht, woher dieser Redefluss kam. Es waren aneinandergereihte Sätze mit den Gedanken die ich hegte. Sie sprudelten einfach aus mir heraus - ich wusste nicht ob Velvet – oder überhaupt wer anderes – den Zusammenhang erkennen konnte. Ich sah die Gruppe, die wenige Beute für die erschöpften Körper und die geringe Anzahl der Wölfe, die Jagen geschweige denn Kämpfen konnten. Dazu zwei Welpen, die den Schutz und den Optimismus brauchten. Die nun den ersten Eindruck vom Ernst des Lebens zu spüren bekamen – und dann war es gleich so ein großer Brocken, den sie verdauen mussten. Angst, Sorge, Hoffnung, Schmerz und Leid.

[Bei Vel‘ | Unterhaltung]


- Kaya - 11.02.2013

Ich fand meinen Platz neben Tamias alles andere als unangenehm. Im Gegenteil, vielleicht war es das, was mir in den letzten Tagen und Wochen ein wenig abhanden gekommen war – dieses Gesellschaftsgefühl. Rudelgefühl, wenn man so wollte. Ich hatte keine Ahnung, ob es meinem Gegenüber ähnlich ging – Tamias verstand sich nach wie vor wunderbar darauf, mich nicht in ihn hineinsehen zu lassen – selbst dann, wenn ich doch gar nicht diese Absicht hatte.

Ich nickte auf seine Worte hin und ließ ihm seine Ruhe, denn er schien ein deutlich größeres Schlaf- und Ruhebedürfnis aufzuweisen als ich selbst. Es sei ihm gegönnt. Ich ließ den Blick schweifen und fing kurz Kimya ein, der sich umgehend mit Tryss auf den Weg machte. Ich hatte wenig Sorge um den Welpen, wenn Tryss dabei war. Kurz gähnte auch ich, ehe ich mich – nicht ohne einen leisen Seufzer – wieder auf die sehnigen Läufe brachte. Velvet und Skadi schienen in ein kleines Gespräch vertieft und doch waren die beiden mein nächstes Ziel. Alvarez strahlte zum einen den ungesunden Geruch aus, für den er freilich nichts konnte; zum anderen aber wollte ich der Heilerin nicht unnötig im Wege herumstehen. Ich war mir sicher, dass wenn man mich bräuchte, man sich schon bei mir melden würde. Allein das ließ mich meinen kurzen Weg zu Skadi und Velvet schon schneller zurücklegen als ich eigentlich beabsichtigt hatte – ich war schlicht in Gedanken gewesen.

„Ich hoffe, ich störe nicht?“

fragte ich, nicht ohne den leicht neckischen Unterton, den Velvet so wenig an mir schätzte, wie sie selbst bekundet hatte. Ich blieb stehen, allein schon um nicht mehr Platz wegzunehmen als ich es ohnehin schon tat. Leider hatte ich von der Beginnenden Unterhaltung der beiden nicht wirklich viel mitbekommen – andererseits war ja auch niemand gezwungen, mich auf dem Laufenden zu halten, denn noch war ich weit davon entfernt, meinem Rang etwas offizielles zu verleihen...und unwichtig war es meiner Meinung nach auch, jedenfalls in diesem Moment in dem wir schlicht und ergreifend andere Sorgen hatten.

„Am liebsten wäre ich mitgegangen...“

bekundete ich, während ich Tryss und Kimya nachsah, die sich nun schon aus meinem Blickfeld entfernt hatten. Und es war beileibe nicht so, dass ich log – ja, ich hätte mir das ebenso gut vorstellen können. Allerdings trug ich hier auch nicht wenig an Verantwortung, so dass es mir leicht fiel, mich recht wohl in meinem Fell zu fühlen. So richtete ich meinen durchaus ragenden Blick wieder auf die beiden Fähen in meiner Nähe, schnaufte kurz an Vel's rechten Lauscher und wartete darauf, was die Damen vor Ort mit wohl zu sagen hätten – wenn ich sie denn nicht durch mein plötzliches Erscheinen zum Schweigen verdonnert hatte...


[lauscht Tamias zu, lässt den dann in Ruhe und widmet sich Skadi & Velvet]



- Kimya - 14.02.2013

Ich hatte mir eigentlich eine ausführlichere Antwort von Tryss gewünscht, aber mir war eigentlich schon klar, dass er der falsche Ansprechpartner dafür war. Hätte ich doch nur die Heilerin gefragt.. Aber vielleicht würde sich ja später noch ein wenig Zeit dafür finden. Jetzt mussten erst die Kräuter gefunden werden und das machte mir Tryss auch noch einmal klar. Wir mussten uns jetzt wirklich ganz flott auf die Suche machen, also wollte ich schon nach den ersten Worten losrennen, dann hörte ich davon, dass wir uns vielleicht aufteilen sollten. Ich blieb stehen und spitzte die Ohren, um ihm weiter zuzuhören. Ich sollte also nach der roten Wolfsblume Ausschau halten. Na, das konnte ja wirklich nicht zu schwer sein. Weder waren ihre Stengel aus Fleisch, noch rochen die Blüten nach Honig. Ich nickte immer wieder und wollte schon wieder loslaufen, da stellte mir Tryss die Frage, ob er sich auf mich verlassen konnte... Schon wieder so eine Frage, die mir sonst bisher niemand gestellt hatte. Ich musste noch nie Verantwortung tragen und bisher hatte sich niemand wirklich auf mich verlassen. In der Gesellschaft des Rüdens fühlte ich mich wirklich immer ein wenig älter, als sonst bei den anderen. Ich musste ihm jetzt unbedingt zeigen, dass ich ihm dankbar war, indem ich die Blüte ganz schnell fand. Und natürlich musste ich ihm eben noch antworten.

“Na klar! Ich rufe dich, wenn ich etwas gefunden habe.“

Dann hüpfte ich los zum Waldrand, zu dem Tryss gedeutet hatte und war so motiviert, wie selten. Kein Abenteuer mit Avis habe ich bisher so spannend gefunden, wie die Suche nach den merkwürdigen Heilpflanzen, die wir für die Heilerin suchen mussten. Außerdem war es mit Tryss auch ein wenig lustiger. Möglicherweise lag das daran, dass er eben ein bisschen älter war und man mit ihm ganz anders reden konnte.

Als ich an der besagten und gezeigten Stelle ankam, hielt ich die feuchte Nase in den Wind, um vielleicht schonmal ein bisschen Honig zu riechen, aber mir fiel nichts auf, das irgendwie anders duftete, als ich es schon kannte. Dann suchte ich die Umgebung nach roten Blättern ab... Aber so wirklich konnte ich noch nichts finden. Also musste ich wohl doch etwas genauer suchen und durch die Sträucher und das hohe Gras düsen. Während ich ein wenig herum sprang, schnappte ich nach einem Halm und kaute darauf rum. Kurz warf ich Tryss einen verstohlenen Blick zu. Er sollte ja nicht denken, dass ich meine Aufgabe nicht ernst nahm. Aber der Grashalm... hatte schon ein wenig danach gerufen, ausgerupft zu werden. Schnell tat ich beschäftigt, suchte weiter, während ich schmatzend dem Gras den Garaus machte.

[Bei Tryss, dann schonmal weiter, sucht nach Pflanzen]


- Rúna - 16.02.2013

Erleichterung durchströmte mich für einen kurzen freudigen Moment, als Tryss mit dem Jungwolf davon zog, ohne dass er meine Bitte in Frage stellte. Ich wusste sehr wohl, auf welche Weise man mein Verhalten auslegen konnte und auf welch dünnem Eis ich mich bewegte. Aus einer Bitte konnte nur zu leicht eine gestellte Aufgabe und schließlich ein Befehl werden...

Die Lauscher zuckten nervös, ehe ich den Moment des kurzen Alleinseins dazu nutzte mir einen groben Überblick über das Rudel an das ich hier geraten war und dessen Zustand zu verschaffen. Da waren Tryss und die beiden Welpen, denen es offensichtlich soweit gut ging. Dann Kaya, dem auch nichts zu fehlen schien und der sich bei Velvet und einer weiteren Fähe befand. Jene schien ebenso verletzt zu sein wie Velvet. Weiter wanderte der Blick, zurück zu Alvarez, ob dieser sich bereits aufgerafft hatte? Über seinen Zustand musste ich mir wohl die größten Sorgen machen, doch noch gab es Hoffnung, er schien zäher zu sein, als man ahnen mochte. Das Rudel jedoch wuchs weiter, ich entdeckte einen weiteren Rüden, dem auf den ersten Blick jedoch nichts zu fehlen schien, sah man von der allgemeinen Erschöpfung einmal ab. Und etwas Abseits lag eine dritte Fähe...

Und mit ihr stimmte etwas nicht, ihre Haltung erschien mir verkrampft, angespannt und ganz so, als versuche sie vergeblich einen Schmerz zu lindern. Ich wandte mich um und trabte langsam und wachsam auf die Fähe zu. Hatte sie von mir bereits durch einen der anderen erfahren oder war ich für eine plötzlich auftauchende Fremde? Während ich mit Alvarez beschäftigt gewesen war, hatte ich meine restliche Umwelt völlig ausgeblendet und wusste daher nicht recht, was mich nun erwartete.

Die letzten Meter ging ich sehr langsam, wollte ihr Zeit lassen mich zu registrieren und auch zu reagieren. War es in Ordnung wenn ich näher kam? Ich machte mich nicht unbedingt kleiner, doch der Schweif pendelte ein wenig, freundlich und auch die restliche Haltung drückte vorsichtige Freundlichkeit aus…

Noch während ich mich der Fähe genäherte hatte, war unweigerlich eine Frage in meine Gedanken geschlichen: Was war diesem Rudel nur zugestoßen, dass es in solch einem Zustand war? So viele Verletzte und die letzten Nachwehen einer großen Anspannung, die bereits verblasste. Drohte noch immer Gefahr? Und war das hier wirklich ihr Revier… in dem sie sich auskannten? Ich erinnerte mich nicht eine Grenze überschritten zu haben, bevor ich den Welpen über den Weg gelaufen war und auch danach nicht… Doch all das würde warten müssen, stand hinter den Kranken zurück, die ihre Hilfe brauchten.

[kurz allein | sieht sich um, beginnt sich zu fragen was passiert ist | nähert sich Dekaja]


- Tryss - 18.02.2013

Beinahe konnte man vergessen, dass Kimya erst wenige Wochen alt war. Er benahm sich wirklich wie ein erwachsener Wolf, stellte keine Fragen mehr, diskutierte nicht herum, sondern spazierte einfach los und tat, was man ihm sagte. Es war nicht so, dass ich etwas gegen Diskussionen hatte. Aber „Warum darfst du die Blume suchen und ich nicht“, wie es Avis vielleicht gefragt hätte, gab es bei dem jungen Wolf einfach nicht. Ich lächelte ihm versöhnlich und zufrieden hinterher. Aus dem würde mal ein guter Rüde werden. Dann machte auch ich mich auf den Weg. Mit hastigen Schritten hatte ich nach wenigen Augenblicken den Rand des Waldes erreicht und blieb dann stehen. Ich sah mich um, versuchte jede Pflanze genau zu betrachten und zu prüfen, ob sie auf die Beschreibung der Heilerin passen würde. Aber bis auf hohe Gräser und ein paar kleine Baumsetzlinge sah ich nichts, das an Geisteswurzel... Geistes... Geistwurz! Genau! Jedenfalls, nichts, was daran erinnerte. Ich seufzte enttäuscht und blickte auf. Kimya suchte links von mir und schien ebenso konzentriert und beschäftigt wie ich. Doch auch bei ihm waren keine großen Pflanzen mit fleischigen Stengeln zu sehen. Mist... diese Pflanze musste doch unglaublich auffällig sein! Ich legte ungeduldig die Ohren zurück. Was hatte die Heilerin noch gesagt?

Sie könnte bereits blühen, dann riecht sie nach Honig.

Honig! Ich schloss die Augen und hob – noch immer den Kopf Richtung Wald gewandt und in der Hoffnung, dass von dort der Geruch herkommen könnte – die Nase in die Luft und begann Witterung aufzunehmen. Zunächst nahm ich gar nichts wahr, dann wehte mir ein leicht süßlicher Hauch in die Nase. Oder bildete ich mir das ein? Ich ließ den Kopf wieder sinken und öffnete die Augenlider. Es kam von rechts, aus der Nähe des Flusses.

„Kimya? Hast du schon was? Hier ist jedenfalls nichts, ich versuche es da drüben mal...“

rief ich meinem jungen Begleiter zu. Ich vergewisserte mich noch einmal, dass bei ihm alles in Ordnung war. Wieder und wieder musste ich mich daran erinnern, dass er noch nicht mein Alter hatte, dass er noch jung war und sich – wenn es drauf ankam – nicht gut allein verteidigen konnte. Ich musste also in der Nähe bleiben und öfter nach ihm sehen. Auch wenn es keine Mutter mehr zu geben schien, die es kümmerte, was mit ihrem Sohn geschah. Traurig dachte ich an Arkanis. Doch die Gedanken wurden von der Gegenwart schnell eingeholt. Es gab Wölfe, die brauchten uns jetzt dringender. Und noch war Kimya ja abgelenkt. Darum, wie es mit ihm und Avis weiterging, mussten wir uns später sorgen.

[Waldrand | Nahe Kimya]


- Dekaja - 21.02.2013

Meine Gedanken nahmen ungezwungene Bahnen, während ich da lag. Schnell hatte ich eingesehen, dass ich an Alvarez noch schlechter herankam als an die anderen Mitglieder des Rudels. Ich hatte etwas anderes erwartet. Optimismus. Dankbarkeit aufgrund des Versuchs zu helfen. Aber das wäre wahrscheinlich nicht er selbst gewesen. Etwas ärgerte es mich, dass ich ihm nicht helfen konnte. Nicht einmal bei der Kräutersuche oder im Trost spenden. Stattdessen lag ich hier mit einer Verletzung, die ich nicht direkt zuordnen konnte und die mich in meinem Tatendrang behinderte. Ich fühlte mich nutzlos. Mein Kopf sank müde und resignierend auf die Vorderpfoten. Mein Rücken schmerzte noch immer, was dazu führte, dass ich mich trotz der Sehnsucht, die Augen zuzumachen und zu schlafen, nicht entspannen konnte. Meine Gedanken kreisten immer in derselben Richtung. Wie es weitergehen sollte. Laufen war mit der Verletzung von Alvarez vielleicht nicht das Beste.

Meine Ohren zuckten, als ich Schritte hörte. Ich drehte meinen Kopf neugierig in die Richtung, aus der ich das Geräusch vermutete und sah die neue, braune Fähe auf mich zukommen. Moment, das war doch die, die versucht hatte, Alvarez‘ Schmerzen zu lindern? Hatte sie seinen Leiden bereits Linderung verschaffen können? Mir kam es in diesem Moment vor, als wäre ich zu dem Zeitpunkt weit weg gewesen. Erinnern konnte ich mich daran nicht mehr.

Ich wollte der Fähe entgegenkommen und ihr zeigen, dass meine Verletzungen halb so wild waren. Schließlich hatte es mich nicht einmal annähernd so sehr erwischt wie den grauen Rüden. Also versuchte ich mich aufzustemmen und ihr etwas entgegenzukommen. Die ersten Bewegungen waren machbar, das Aufstemmen der Vorderpfoten und ich hatte bereits Hoffnung geschöpft, dass die Schmerzen nur von temporärer Natur waren, aber als ich versuchte, auch meine Hinterpfoten hochzubekommen, jagte ein heftiger Schmerz die Wirbelsäule hindurch. Ich zuckte vor Schreck zusammen und ließ mich fallen. Mein Gesichtsausdruck verdüsterte sich, während ich begriff, dass ich so keinen Schritt gehen konnte. Nicht im Moment.

Resignierend schaute ich die Fähe an, die vorsichtig auf mich zukam. Ich fragte mich ernsthaft, warum sie so langsam auf mich zu lief. Hatte sie Angst vor mir? Aber ich war doch wirklich nicht gefährlich. In diesem Zustand sowieso nicht, aber auch sonst war ich doch die Ruhe in Person. Ich wedelte etwas mit meiner Rute, um ihr zu zeigen, dass ihre Vorsicht unbegründet war. Ob sie ein Heilmittel hatte, das es mir ermöglichte, bald wieder durch den Wald zu rennen? Irgendein Kraut, das die Schmerzen betäubte? Vielleicht konnte ich dann Tryss und den anderen auch wieder nützlicher und keine Last mehr für die Truppe sein. Wie aktuell.

„Du kannst unbesorgt näher kommen. Ich beiße nicht.“,

sprach ich lächelnd.

“Wie geht es Alvarez? Konntest du ihm helfen? Geht es ihm besser? Wird er wieder gesund? Wo ist Tryss hin?“,

sprudelte es aus mir heraus. Einerseits war ich froh, jemanden zu haben, an den ich mich wenden konnte. Andererseits hatte ich das Gefühl, dass jegliche Sorge um mein Wohlbefinden bei Alv besser aufgehoben war. Irgendwie würden die Schmerzen schon abklingen. Irgendwie musste ich da durch.

[sieht Rúna auf sich zukommen | spricht mit ihr]


- Kimya - 24.02.2013

Jetzt aber mal im ernst, wie konnte ich nur nebenbei auf einem Grashalm knabbern, wenn nur ein paar Meter weiter einige Wölfe aus meinem Rudel am leiden waren? Beschämt spuckte ich das Kraut wieder aus und genau in dem Moment rief auch Tryss mir zu, ob ich schon etwas gefunden hätte. Ein wenig schämte ich mich ja, dass ich nicht ganz genau bei der Sache gewesen war und traute mich schon gar nicht zu antworten. Schnell schaute ich mich in der Umgebung um, in der Hoffnung, ganz spontan doch noch etwas zu finden, um Tryss dann sagen zu können, dass ich meinen Teil schon erledigt hatte – aber leider war weiterhin gar nichts zu sehen. Ich seufzte also und schaute zu dem Rüden, um ihm dann zu antworten.

“Nein, hab' ich nicht, ich suche weiter!“

Ich sah Tryss noch kurz hinterher, der sich jetzt etwas weiter entfernte um woanders nach seinen Blumen zu suchen, dann drehte ich mich wieder um und hüpfte weiter, immer noch nach roten Blättern Ausschau haltend. Wie konnte es nur so schwer sein, eine Pflanze zu finden, die so auffällig aussah? Und vor allem hatte ich sowas ja vorher auch noch nie gesehen, dabei hatte ich das Gefühl, dass mir gerade solche merkwürdigen Sachen immer schnell auffielen. Gerade als ich schon ein wenig am verzweifeln war und aufgeben wollte, stach mir etwas buntes ins Auge. Schnell sprang ich näher, um dieses etwas zu untersuchen... Doch noch bevor ich es erreichen konnte, spannte es die Flügel und flatterte erschrocken davon.

“Nur ein Schmetterling...“

Etwas enttäuscht schaute ich dem schönen Wesen hinterher, wie es mit leichten Flügelschlägen in die Höhe flog, um sich schnell vor mir in Sicherheit zu bringen. Schade... Kurz hatte ich geglaubt, die anderen stolz machen zu können, indem ich eine wichtige Pflanze fand. Langsam drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne um die Stelle anzusehen, an der das Insekt gesessen hatte und bemerkte, dass da immer noch etwas rotes war. Noch ein Schmetterling? Nein... Das sah anders aus, das sah aus wie...

“Ich habs! Ich hab die Wolfsblume gefunden!“

Freudig lief ich in Kreisen um die Blume, warf kurz einen Blick zurück zu Tryss, dann wieder auf die Pflanze. Und nun? Sollte ich sie schonmal ausreißen? Wie sollte ich das am besten machen? Nachdenklich setzte ich mich auf mein Hinterteil und starrte die Pflanze an. Ich wusste ja gar nicht, was davon die Heilerin wirklich brauchte, also sollte ich wohl alles mitbringen. Auch die Wurzeln. Ich beschloss also kurzerhand zu buddeln und die Pflanze dann mit den Wurzeln aus dem Boden zu reißen. Stolz trabte ich dann mit meiner Beute im Maul zu Tryss, wobei ich die Pflanze vorsichtig am Stiel hielt und kaum mehr etwas sehen konnte, da die roten Blätter mit fast gänzlich die Sicht versperrten. Als ich den Rüden erreicht hatte, schielte ich zufrieden zu ihm hoch.

[Bei Tryss mit der Wolfsblume im Maul]


- Tamias - 25.02.2013

Ich saß da und starrte auf den Platz. Ein kurzer, leerer Blick zu ihm, ehe er sich von mir abwandte. Ich sah nicht, wohin er lief. Ich saß nur da und starrte auf Alvarez. Es wäre gelogen, würde ich behaupten nachzudenken. Die Müdigkeit holte mich schon bald ein und die Erschöpfung schlug wie ein langersehnter Moment auf mich ein. Ich rutschte mit den Vorderpfoten nach vorn auf den Boden, ließ mich ein Stück fallen und steckte meinen schweren Kopf zwischen die Pranken. Entspannung. Nun lag ich da und starrte auf das, was sich vor mir abspielte. Ein Ohr zuckte, vernahm Kayas Worte. Unhöflich schien es mir, wie er zu den Fähen platze und provokant fragte, ob er störte. Die beiden hatten sich unterhalten, ruhig und vernünftig. Die genauen Worte konnte ich nicht verstehen, doch das war nicht nötig. Ich schloss aus den Stimmen ein friedliches Gespräch. Stille, als Kaya dazu stieß.
Eigentlich mochte ich den grauen alten Rüden. Wir waren lange gemeinsam unterwegs gewesen und die ein oder andere Entscheidung verband uns.
Ich lag da und starrte ins nichts. Ich atmete ruhig und spürte meine Verletzungen. Ein Seufzer entglitt mir und obwohl ich mich entspannte, mochten meine Augenlider einfach nicht zu fallen. So sehr sehnte ich mich doch eigentlich nach der Dunkelheit vor meinen Augen, doch ich konnte nicht. Ich sollte nicht hier liegen und warten, ich sollte helfen. Wir mussten doch bald weiter. Wusste doch keiner wie weit die Gefahr hinter uns lag. Trotz der Ruhe kribbelte es in meinen Pfoten. Aufstehen sollte ich, also spannte ich meine Pfoten an, streckte mich und... ließ mich zur Seite fallen. Mein Kopf fühlte sich wie ausgebrannt an, als wäre er leer. Das meine Gedanken noch nicht an meine Schädeldecke hallten, wunderte mich dann doch ein wenig.
Eine kalte Brise war es schließlich, die durch mein zerzaustes Fell wehte und einen kleinen Schauer über meinen Körper verursachte. Verdammt kitzelten meine Haare an den Ohren. Ruckartig schnellte meine Vorderpfote über den Kopf und blieb nun auf der Schnauze liegen.
Ein tiefer Atemzug, ehe eine kräftige Windböe das selbe tat, wie die Brise zuvor. Sie wirkte beinahe wie plötzliche Energie, denn ich richtete mich auf und biss mir in die Seite, stand auf und schüttelte meinen Pelz. Wieder ein tiefer Atemzug. Mein Blick suchte nach der Heilerin und fand sie bei Dekaja. Ich sollte helfen. Also richtete ich mich auf, streckte mich noch einmal und trappte langsam, geschmeidig und mit schwingender Rute auf die beiden zu. Einige Meter vor ihnen wurde ich noch langsamer und blieb stehen.

"Darf ich zu euch kommen? "

Fragte ich höflich und war mir eigentlich sicher, nicht helfen zu können. Doch versuchen konnte ich es ja. Der gute Wille helfen zu wollen war es, der mein schlechtes Gewissen beruhigen würde. Da war ich mir sicher.
Doch Dekaja und ich kannten uns kaum und so waren wir quasi drei Fremde.
Ich legte für den ersten richtigen Eindruck mein bestes Wolfslächeln auf.

[Bei Dekaja und der Heilerin / ist komisch]