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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Tamias - 11.12.2012

Es tat weh. Es tat gut. Es war befriedigend in jeder Hinsicht. Das Laufen, unabhängig von den anderen, mal wieder meinen eigenen Weg gehen. Ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf irgendwen. Das tat mir unheimlich gut. Meine ersten Schritte waren noch langsam, doch je mehr ich in den Wald hineinschlenderte desto schneller wurde ich. Die frische Waldluft in meiner Nase, das Moos unter meinen rauhen Pfoten, der Wind durch mein struppiges Fell taten so gut, dass ich meine Schmerzen für einige Momente vergaß. Ich vergaß meine Sorgen, die anderen Wölfe, die Krankheiten und das Leid auf dieser Erde. Meine Vergangenheit, meinen Kummer... alles wehte mit dem Wind in weiter Ferne.
Ich dachte nicht mehr nach, mein Körper tat, was er tun musste. Angetrieben von meinem leeren, knurrenden Magen machte sich mein gesamter, dürrer Körper bereit für die Jagd.
Die Muskeln wurden so langsam warm und seit ein paar hundert Metern hatte ich sogar eine Fährte. Es war zwar nur ein Feldhase aber doch immerhin etwas. Der Geruch wurde intensiver, schärfer und ich verlangsamte mein Tempo. Ich verfolgte seine Spur, bis ich ihn erahnen konnte. Ich legte mich auf die kühle Walderde und lauerte auf. Der Hase hatte mich bemerkt, ich nutzte noch eben den Überraschungsmoment aus, sprintete los und verpasste ihn. Verdammt! Zu langsam. Ich lief dem Tier noch eine Weile hinterher, ehe er in seinem Bau verschwand. Um haaresbreite! Frustriert schnaubte ich kurz, sah mich um und fing mit dem Erschnüffeln einer weiteren Fährte an.
Es dauerte eine Weile ehe ich eine neue Spur erhaschte. Eine Gruppe Hirsche. Ich roch Blut. Einer musste sich verletzt haben. Dieses mal ging ich noch behutsam an die Sache, sondern ging langsam auf die Herde zu, zeigte eindeutiges Desinteresse. Die Tiere nahemen mich nicht ernst. Ein einzelner Wolf konnte keine Herde erlegen. Sie beobachteten mich dennoch eine Weile.
Mal hier mal da schnüffelnd umkreiste ich die Tiere. Ein junges Rehkitz hatte sich das Hinterlauf verletzt und humpelte mit seiner Mutter etwas abseits der Gruppe.
Ich schlenderte mit vollster Konzentration, blieb stehen und sah wieder zu dem Wild hinüber. Geschätzte 200 Meter trennten mich von meiner Beute. Ganz ungefährlich war es nicht. Gut sollte es geplant sein, sonst würde ich noch meine Energie verschwenden.
Die Herde wurde zunehmend unaufmerksamer. Sie beachteten mich gar nicht mehr. Lediglich, wenn ich ihnen zu nahe kam gingen sie ein paar Schritte von mir weg.
Ich hatte mich in den Schatten gestellt und saß auf meinen Hinterläufen, die Herde stets im Blick. Das junge Reh ging vorsichtig und langsam. Gleich würde es losgehen können. Ich erhob mich wieder und ging in Position, legte mich platt auf die Erde, kroch nur ein paar Meter weiter. Mein braunes Fell passte sich beinahe der Erde an, ich durfte kaum zu erkennen sein. Ich wartete ab, bis die Mutter einen geeigneten Abstand zu ihrem Jungen hatte und preschte dann aus dem Hinterhalt los. Ich biss in die Hinterläufe der Mutter und schnappte nach ihrem Bauch, wich den Tritten aus und versuchte das Tier weiter von dem Kitz zu entfernen. Mit Erfolg. Ich ließ von dem Muttertier ab und konzentrierte mich von nun an auf meine eigentliche Beute. Ich schnappte nach dem Hals des Tieres. Erfolglos. Das wäre auch zu einfach gewesen. Das Adrenalin übertönte die Schmerzen im Bein und das Tier war schneller als ich es vermutet hatte. Dann verbiss ich mich in die alte Wunde am Hinterlauf des Tieres. Es blökte auf und knickte mit den Hinterläufen ein. Mit einem gezielten Sprung erwischte ich es am Rücken. Blut rann und ich war dem Vollrausch unterlegen. Ungeahnte Kräfte setzten sich in mir frei und als ich los ließ um nach dem Hals des verletzten Tieres zu schnappen erwischte ich es endlich. Nicht nur den Hals sondern gleich die Pulsschlagader auch. Ein voller Erfolg, jetzt hatte ich gewonnen. Noch lebte das Tier, doch schon bald würden seine Kräfte nachlassen. Ich ließ los und lief nur noch dem Tier hinterher. Es taumelte noch etwas, ehe es nach gefühlten Stunden zu Boden fiel. In ein paar Metern Entfernung blieb ich stehen, bis es sich nicht mehr rührte. Dann fing ich an zu überlegen.

.. wow, gut gut soweit. Aber wie bekomme ich jetzt das Tier zu den anderen? Es ist nicht weit, aber mit vollem Magen schaff ich es nicht. Nun gut, werde ich es wohl ziehen müssen und meinen Hunger unterdrücken...

Ich drehte noch kurz den Kopf in die Richtung, in die ich musste und schätzte die Entfernung ab. Machbar. Also ging ich zu meiner Beute und packte es Hals, zog mit all meiner Kraft in die Richtung des Rastplatzes.
Es wurde ein verdammt langer und mühsamer Weg, ehe ich abbrach. Es war definitiv zu weit. Meine Kräfte verließen mich zusehends. Ich nahm so viele Stücke wie möglich auf und transportierte es zu den anderen. Leicht taumelnd vor Erschöpfung warf ich Dekaja das Fleisch zu. Wortlos ging ich weiter und warf Alvarez den Rest zu.

"Die Beute liegt ein paar hundert Meter von hier, bedient euch ruhig. Wir ALLE können es gebrauchen."

Die Betonung lag auf ALLE. Das sollte den alten grauen Giftwolf dazu animieren endlich zu fressen.

[war jagen, erfolgreich]


- Alvarez - 12.12.2012

Ich war zu Schwach um etwas zu erwidern, deshalb tat ich das, was noch in meiner Kraft lag. Ich starrte Tryss voller Hass an. Ja, es war keine leichte Abneigung, es war keine Wellenschlagende Sinnflut von Zorn, es war blanker Hass. Der Jungwolf hatte dünnes Eis betreten, welches er überschätzt hatte. Es brach. Den wenigen Respekt, den er sich bei mir erkämpft hatte, war vollkommen vergessen. Es war, als wäre es nur ein kleiner Hauch gewesen, denn der aufkommende Sturm hinfort gerissen hatte. Sollte ich wirklich wieder gesund werden – wovon ich derzeit überhaupt nicht ausging – brauchte der Herbstfarbene keinerlei Dankbarkeit von mir erwarten. Regungslos sah ich zu, wie zumindest Tamias den Platz verließ und Skadi wiederholte erneut ihr Tun. Kaltes Wasser fraß sich durch meinen Pelz und kühlte den hitzigen Leib. Ich erwartete schon fast ein Zischen, welches natürlich ausblieb. Die Wölfin drohte mir. Wieder einmal taten die Wölfe das, was sie für gut hießen und übergingen meinen eigenen Wunsch.

„Ihr tut mir damit keinen Gefallen“

Presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Welche Torheit musste von ihnen Besitz ergriffen haben, um mich weiter durchs Leben zu quälen. Sie sahen doch in welchem Zustand ich mich befand. Wie wenig ich nur noch auf den Rippen hatte, obwohl man mir ab und an etwas Essbares gab. Essbares…Tamias hatte Beute geschlagen und warf mir ein Stück Fleisch vor die Pfoten. Ich rümpfte die Nase und hatte das Gefühl, dass mir schon alleine von dem Geruch schlecht werden musste. Mühselig versuchte ich mich auf den Bauch zu drehen. Nach endloser Zeit hatte ich es geschafft. Den Hals reckte ich und nahm vorsichtig das Fleisch zwischen die Zähne und zog es zu mir. Der Geschmack der sich in meiner Schnauze ausbreitete, verstärkte das Gefühl der Übelkeit, welches ich mit aller Kraft nieder zu ringen versuchte. Meine blassen Seelenspiegel lauerten zu den anwesenden Wölfen. So fürsorglich – pah! – wie sie taten, würde ich es fressen müssen. Das allein war für mich schon ein Akt, denn ich wusste, dass ich die Nahrung nicht in mir behalten würde. Das bedeutete erneute Erniedrigung. Zaghaft leckte meine Zunge über das leblose Stück Fleisch, woraufhin ich mein Gesicht verzog. Dennoch zwang ich mich es zu fressen. Für einen Augenblick dachte und hoffte ich sogar, dass es mir gelang, es wirklich inne zu behalten. Denn ich fühlte mich wieder etwas bestärkt. Meine Miene hellte sich auf, um sich gleich darauf zu einer Grimasse zu verziehen. Mein Magen pumpte, presste förmlich Stoßweise die Muskeln zusammen. Seltsame Geräusche verließen meinen Fang, den ich geöffnet hielt und nach Luft rang. Die Ohren legten sich an den markanten Kopf, als ich meine Lider schloss und spürte, wie das was ich gerade erst gefressen hatte, unverwertet den Weg in die Freiheit fand. Vermischt mit Speichel und Magensäure, lag vor meinen Pfoten die mühselig erjagte Beute. Ich wollte meine Augen schon gar nicht öffnen. Die Situation in der ich mich befand war mir unangenehm. Ich schämte mich und wollte am liebsten fort. Irgendwohin, wo mich jeder in Ruhe ließ. Aber ich war nicht in der Lage zu gehen. Ich lag in unsichtbaren Ketten der Krankheit und musste dort verweilen. Plötzlich wurde mir kalt. Mein Körper begann zu zittern. Schüttelfrost. Ich war mir nicht sicher, was ich besser finden sollte. Das Fieber mit der unerträglichen Hitze, oder die plötzlich aufkommende, innere Kälte.

[Verliert den letzten Funken Respekt für Tryss - lässt Skadi machen & spricht - versucht schließlich Tamias Beute zu fressen - übergibt sich - schämt sich & fröstelt]


- Skadi - 19.12.2012

Alvarez wirkte zwar nicht begeistert, als ich mich wieder zu ihm legte, aber er ließ es zu. Seine Hitze drang in meinen Körper über und durch diese halbseitige Wärme machte sich ein unwohles Gefühl in mir breit. Wie sich dann erst Alva fühlen musste, da sein gesamter Körper von Hitze nur strahlte. Seine Worte, dass wir ihm damit keinen Gefallen taten, ignorierte ich so gut ich konnte.

Meinen Kopf bettete ich auf meinen Pfoten, so dass ich in den Wald hinein sah, ohne einen der anderen Wölfe im Blick zu haben. Es dauerte nicht lange, als Tryss Ruf dann jedoch meinen Kopf heben ließ. Auf dem Hang erspähte ich einen fremden Wolf, jedoch in Begleitung der Welpen. Ich war irritiert, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie Kaya dies zulassen konnte. Es musste aber ein Grund geben. Da Kaya nun auch auftauchte, machte ich mir keine Sorgen darum, das dieser fremde Wolf eine Gefahr ausstrahlt.
Dann tauchte auch Tamias auf, der Futterbrocken an die verletzten verteilte. Das frische Blut drang in meine Nase und mein Bauch rumorte sofort als Reaktion darauf. Ich hatte hunger. Wie Recht Tamias hatte, dass wir alle es gebrauchen könnten. Also stand ich kurzer Hand auf und ging auf Tamias zu, um ihn mit einem sanften Stups in sein Nackenfell zu begrüßen. Wortlos ging ich einige Schritte in die Richtung, aus der Tamias gekommen war, um dann mein Fell trocken zu schütteln und mich langsamen, lahmenden Schrittes auf den Weg zu der Beute zu machen.

Es war nicht schwer sie zu finden. Der köstliche Geruch frisch erlegten Wildes führte mich direkt zu dem Kadaver. Ich packte es an einem Hinterlauf und zerrte es etwas schwerfällig in die Richtung des provisorischen Rudelplatzes. Als es nur wenige Wolfslängen von der Gruppe entfernst war, besorgte ich mir ein gutes Stück Bauchfleisch und legte mich etwas Abseits hin. Schnaubend von der Anstrengung. Verletzt war jede kleine Tätigkeit deutlich schwieriger. Jedoch musste ich zufrieden beurteilen, dass die Pause, das Kühle Wasser und auch die Gewissheit, dass uns die Hunde nicht weiter folgten, dem Hinterlauf gut taten. Es schmerzte noch, aber es war nur mein Fleisch und kein Knochen, der zerstört war.
Von der Position in der ich lag, konnte ich jeden Wolf beobachten. Alva, Deka die nicht so schnell fort laufen konnten, Tryss, der bei Deka war. Tami und auch die vier Ausreißer, die mit dem fremden Wolf näher kamen. Noch konnte ich nicht sehen, ob es Fähe oder Rüde war. Sicher würde ich es der Fährte entnehmen können, aber der Geruch der frischen Beute bezirzte mich zu sehr, um mich auf einen anderen Geruch zu konzentrieren.

[Holt das erlegte Tier zu den anderen, nimmt sich Fleisch und legt sich etwas abseits | beobachtet das Geschehen]


- Kaya - 21.12.2012

'Tock'. 'Tock tock'. Ich reckte den Kopf nach oben und mein eben noch erfreuter Blick, der sich vornehmlich darauf bezog, dass wir endlich dazu tendierten uns in Bewegung zu setzen, wurde zu einem weniger freundlichen. „Nicht, oder?“ schoss es mir durch den Kopf, aber die Geräusche setzten sich genau so fort. Es schien – und vermutlich war es tatsächlich so – als habe sich ein Specht dazu entschlossen, gerade jetzt für den Nestbau zu sorgen. Ich wusste von einem Dachs, den ich einst traf, ein alter Knacker mit wenig Lebensmut, dass Spechte dazu neigten ihre Behausungen zu den unmöglichsten Zeiten auszubauen. Ich seufzte leise und setzte, als die anderen sich letztlich schon in Bewegung gesetzt hatten, recht mühsam eine Pfote vor die nächste, wurde aber schon nach kurzer Zeit schneller, so dass ich zu ihnen aufschloss. Nur weg hier, weg von dem aufkommenden Lärm, der mein Gehör zur Weißglut brachte!

Tryss' Heulen – er besaß von uns allen eindeutig das klangvollste und, wenn man das Prädikat verwenden wollte, 'schönste' – scholl durch den Wald und ließ mich ein wenig schneller traben. Es war zu ahnen dass etwas passiert war, dass es entweder also Alvarez schlechter ging oder aber die Zahl unserer „Patienten“ sich binnen kurzer Zeit erhöht hatte. Einen Blick warf ich auf die beiden jungen Wölfe die mich und die beiden Fähen umgaben und stellte nicht wenig erleichtert fest, dass sie mit Tryss' Heulen nicht gemeint gewesen sein konnten.

Velvet riet mir, mich an die Spitze zu setzen und schließlich vorauszueilen, stachelte die jungen Wölfe aber gleichzeitig an, es mir dann gleichzutun und einen kleinen „Wettstreit“ zu inszenieren, wer denn nun schneller am Ziel wäre. Offen gestanden wäre mir diese – durchaus famose – Idee selbst nicht unbedingt gekommen. Ihr Ruf animierte mich glatt dazu, noch eine Spur schneller zu laufen, auch wenn ich so natürlich noch mehr darauf achten musste, wo und wie ich meine Pfoten am besten auf den Boden trommeln ließ. Aber ich merkte, wie ich dem Ausgangspunkt unseres kleinen „Ausfluges“ langsam näher kam. Als ich mich kurz umwandte, durfte ich feststellen dass zumindest Avis – der einen kleinen Bogen zu laufen schien – und auch die Heilerin sich in meine Spuren geheftet hatten. Es vergingen einige weitere Momente in denen ich wieder alleine schien und schließlich die etwas unübersichtliche Szenerie am Platz wahrnahm, zumindest wirkte sie im ersten Moment so.

Bis auf Tamias schienen alle am Platz versammelt zu sein – was dankenswerterweise auch Alvarez inkludierte, der allerdings immernoch nicht fitter wirkte. Umso besser dass wir bereits für Hilfe gesorgt hatten...hoffte ich zumindest. Kimyas Worte neben mir hatten auch Tryss auf den Plan gerufen, der verbal versuchte uns anzutreiben...immer gemach, wir waren doch schon da! Es freute mich allerdings, das konnte ich ja einräumen, dass ich den jungen Rüden so geschäftig sah.

Mein Blick wanderte, just als ich etwas sagen wollte, jäh zu Tamias der ordentlich versaut und wenig fit – zumindest schien es auf den ersten Blick so – auf der Bildfläche erschien, Dekaja und Alvarez mit Fleisch versorgte und zusammenbra- ah, doch nicht. Das hätte jetzt eigentlich auch nicht gepasst, allerdings konnte man in unserer Gruppe ja bekanntlich nichts so richtig ausschließen. Alvarez machte nicht den Eindruck als freue er sich einen Wolf über die milde Gabe, immerhin aber probierte er...und scheiterte jämmerlich. Er würde sicher noch einen weiteren Versuch bekommen, da war ich mir sicher.

„Wir haben...“

wollte ich gerade ansetzen, als nicht nur das unsägliche 'Tock tock' wieder losging, sondern auch Skadi erschien die zwischenzeitlich verschwunden war. Mir kam es so vor als stünde ich schon eine ziemliche Weile an der gleichen Stelle und wartete auf...ja, auf was eigentlich? So genau wusste ich das nicht. Aber vielleicht ergab sich jetzt ja endlich die Chance, auch mal etwas zu sagen. Und ich musste mich zusammenreißen, dass mir nicht gleich noch das Wasser im Fang zusammenlief.

„Wir haben Besuch.“

Vielleicht brachte der zweite Versuch ja ein wenig mehr, zumindest hatte es nicht den Anschein, als würde sich kurzfristig jemand aus der Szene entfernen wollen...mit Ausnahme von Alvarez vielleicht, für den das Loch in dem man ihn verstecken mochte, gar nicht groß genug sein könnte. Mitfühlend musterte ich den Grauen, ehe ich zu Tryss sah.

„Zumindest sollte jemand, den man 'Heilerin' nennt, in der Lage sein, Hilfestellung zu leisten.“

Damit drehte ich mich zur ansonsten noch namenlosen Fähe um, die hoffentlich inzwischen auch angekommen war – und witterte nach Velvet, falls ich sie nicht im Trubel schlicht und ergreifend übersehen hatte. Was ja durchaus passieren konnte.

[zunächst unterwegs, dann am Platz; sieht sich um und stellt Runá vor]



- Velvet - 05.01.2013

Ich beobachtete die anderen wie sie vor meinen Augen verschwanden, denn auch wenn ich zu gerne direkt hinter ihnen her gestürmt wäre so wusste ich doch dass mein Bein es nicht zulassen würde. Und so machte ich mich verrückt was der Ruf des anderen bedeuten konnte während ich die anderen schon nicht mehr sehen konnte. Ich folgte meinen Gefährten langsamer und darauf bedacht das verletzte Bein so wenig zu belasten wie nur möglich. Die letzten Meter schloss ich gerade auf als Kaya erzählte wer die Fremde Begleiterin war und begab mich an seine Seite während ich die mir dargebotene Szene aufmerksam betrachtete. Es waren alle da. Alvarez sah noch schlechter aus als es zuvor der Fall gewesen war, insofern es überhaupt möglich war. Tamias war offensichtlich Jagen gegangen, Skadi und Tryss sind ebenfalls da und natürlich die Gruppe die sich zuvor vollständig bei mir aufgehalten hatte. Ich drückte die Schnauze kurz gegen den Hals des Rüden an meiner Seite und deutete auf einen Punkt ein Stück abseits. Sollte die Heilerin nun anfangen zu „Arbeiten“ wollte ich nicht im Weg sein und hoffte das ich mein Bein entspannen konnte.

Vorsichtig und darauf bedacht lieber zu humpeln als schmerzen zu bekommen begab ich mich erneut aus dem geschehen heraus und legte mich hin. Den Kopf hielt ich jedoch oben und musterte aufmerksam was geschah, darauf hoffend das Kaya mir folgen würde. Ehrlich gesagt wusste ich eh nicht was wir dort sollten, vor allem wenn wir darauf vertrauen würden dass die Heilerin wusste was sie tat. Mein Blick ruhte auf der Gruppe. Wie schnell die Wunde von Alvarez sich entzündet hatte verwunderte mich. Es war noch nicht so lange her das wir hier ankamen und dennoch hatte sich sein Zustand so sehr verschlechtert dass es einem direkt ins Auge sprang. Es beunruhigte mich denn es zeigte einem doch deutlich wie schnell sich das Leben ändern konnte. Auch das Arkanis noch immer verschwunden war machte die Sache nicht gerade besser. Die Gruppe war angeschlagen und ich fragte mich was noch kommen würde. Ach Dekaja schien alles andere als gesund zu sein wie sie dort lag bei Tryss. Sie schien Schmerzen zu haben und als ich die beiden verletzten so sah, war ich froh das ich wenigstens irgendwie laufen konnte - wenn auch unter Schmerzen.

Während ich so da lag überlegte ich ob es richtig war die Heilerin einfach zu den Verletzten zu lassen, gab aber zu dass es vermutlich die einzige Chance war das Alvarez das ganze überstand, denn dass es ihm schlecht ging sah man sofort – auch ein Grund warum ich mich zurück zog, noch mehr Wölfe um ihn herum brauchte er wahrscheinlich wirklich nicht. Ob Tryss und auch Tamias genauso denken würden? Oder würde vielleicht auch Skadi dazwischen gehen? Ich war mir nicht sicher was überwog: Hoffnung oder Sorge. Würden sie einer Fremden einfach so vertrauen? Und wie Alvarez reagierte konnte ich auch nicht sagen, da ich den Rüden kaum bis gar nicht kannte, waren wir doch noch nicht so lange eine Gemeinschaft.

[etwas Abseits der Gruppe || alleine]



- Tryss - 07.01.2013

Du tust dir selbst keinen Gefallen...

Das war es, was mir auf Alvarez' Antwort hin durch den Kopf schoss. Aber ich sagte nichts, denn ich hatte den Blick gesehen, den er mir zugeworfen hatte. So viel Hass, so viel Abneigung. Was hatte ich ihm denn getan? Warum war er so wütend? Ich wollte ihn doch nur nicht aufgeben, ich wollte doch nur, dass er weiterlebte und wir ihn nicht begraben mussten. Was war so schlimm an diesem Leben, dass man es so einfach wegwerfen musste? Warum kämpfte er nicht? Warum verstand er nur nicht, warum wir uns um ihn sorgten? Trauerigkeit und Unverständnis schlichen sich in meinen Blick. Ich beschloss mich nicht länger mit dem Rüden herumzuärgern, sondern meine Aufmerksamkeit den anderen zu widmen, die gerade wieder bei uns ankamen. Selbst Tamias Jagderfolg konnte mich nicht aufmuntern. Hunger hatte ich nicht, zu sehr bestimmten Sorge, Trauer, Furcht und auch ein wenig Groll meine Stimmung. So schaute ich nur kurz auf die Beute, die Tamias für Alva und Deka heranschaffte und die Skadi kurze Zeit später in Gänze herbeizog. Sollten die anderen sich daran satt fressen, sie hatten es nötiger.

Und ohnehin war die Gruppe, die uns entgegen kam, sehr viel spannender. Sie hatten wirklich eine Fremde dabei! Meine Ohren – vorher ein wenig zurückgeklappt – stellten sich schlagartig vor Neugierde wieder auf. Ich legte den Kopf ein wenig schief und lief den anderen ein paar Schritte entgegen. Kaya lief allen voran und was er sagte, klang wie wunderschöne Musik in meinen Ohren. In der Tat hatte ich mich wohl noch nie so über Worte aus seinem Fang gefreut. Meine Miene hellte sich schlagartig auf, meine Körperhaltung straffte sich und meine Rute begann zunächst langsam, dann immer schneller zu schwingen.

„Eine Heilerin! Ist das wirklich wahr!? Hast du die Fähigkeiten uns zu helfen? Unser Freund hier bedarf nämlich Hilfe, er ist schwer krank. Kannst du ihm helfen? Was müssen wir dir dafür geben? Sollen wir dir zur Pfote gehen? Irgendwelche Kräuter suchen oder oder...“

Ich verstummte und blickte verlegen zur Heilerin, dann zu Kaya. Da war es wieder. Die Fragen sprudelten nur so hervor und ich konnte nichts dagegen tun. Genauso wenig wie ich etwas dagegen tun konnte, dass meine Rute weiter freudig pendelte.

„Entschuldige...“

murmelte ich der Heilerin entgegen, noch immer ein wenig verlegen. Aber diese Verlegenheit war nicht von langer Dauer, dafür war ich viel zu neugierig. Ich gab Kaya einen Stupser und umrundete die kleine Gruppe, bis ich neben Kimya stand. Auch dem gab ich einen kleinen Stups und sah dann die neue Fähe erwartungsvoll an. Ob sie wirklich helfen konnte?

[Rastplatz | Bei den anderen, nahe Kimya, Kaya und Rúna]


- Rúna - 08.01.2013

Kaya hatte entschieden und der Ruf des fremden Anführers beließ ohnehin keine Wahl hier noch länger zu verweilen. Ein letzter Blick auf Velvet und ich folgte den drei Rüden bis zum angestammten Platz an dessen Rand ich unweigerlich langsamer wurde und mich schließlich hinter meinen Führern hielt. Doch lange war ich nicht allein, wenn man das überhaupt so sagen konnte, da gesellte sich Kimya mit ein paar aufmunternden Worten an meine Seite. Nötig waren sie nicht unbedingt, wenngleich ich durchaus vorsichtig wachsam blieb, doch seine Geste rührte mich und so schenkte ich dem jungen Wolf dennoch ein dankbares Lächeln.

Der Ruf nach Hilfe, der erneut an meine Ohren drang brachte mich dazu langsam weiter zu gehen, während der Blick kurz über die am Boden liegenden wanderte und schließlich erneut bei ihrem Anführer hängen blieb. Kaya, ein gutes Stück vor mir, berichtete in knappen Versuchen bereits von mir, was bei dem fremden Rüden für einen kleinen Begeisterungssturm sorgte den ich ruhig über mich ergehen ließ, ehe ich etwas zurückhaltend antwortet,

“Ich kann dir nicht sagen ob ich fähig bin euren Kranken und euch zu helfen, aber ich würde es gerne versuchen. Ich vermag jedoch keine Wunder zu vollbringen und möchte ehrlich sein, denn mir scheint, dass es um euren Weggefährten wirklich schlimm steht. Ich werde eure Hilfe brauchen und diese ist das einzige um das ich euch bitte…“,

unsichere Worte und dennoch klang meine Stimme sicher und ruhig. Ich hatte durchaus schon erlebt, dass mein Wissen nicht ausreichte, dass sich Schmerz über den Verlust in Wut und Zorn verwandelte und aus Hoffnungsvollen Bitten harsche Vorwürfe wurden. Mein Blick glitt von Tryss zu Kaya und schließlich zu Kimya, ehe ich erneut Pfote vor Pfote setzte und mich der zusammengesunkenen Gestalt des einstmals stattlichen Rüden. Keine Antwort, keine Erlaubnis wartete ich mehr ab, denn die Zeit die verstrich war kostbar, zu kostbar um sie mit etwas anderem zu verschwenden, als zu helfen… meine ganze Haltung drückte eine Art freundliche Bestimmtheit aus, kein ignorantes Hinwegsetzen über das Wort der anderen, das mir hier Gesetzt war, aber doch eine Unabänderlichkeit, wie das Dahinfließen eines Flusses.

Beißender Geruch stieg von dem Erbrochenen auf und drang in meine Schnauze, doch es hielt mich nicht davon mich dem Kranken soweit zu nähern dass ich ihn mit sanfter, ruhiger Stimme ansprechen konnte,

“Hallo, Wolf… du weißt, dass du schwer erkrankt bist… aber vielleicht kann ich dir helfen… erlaubst du mir dir zu helfen?“

Während ich sprach glitt mein Blick über den von Krankheit gezeichneten Leib, das Fell wirkte stumpf, glänzte lediglich von Schweiß und etwas Wasser, dessen Ursprung sich mir nur ahnungsweise Erschloss. Das dennoch vorhanden Heben und Senken der Brust und das Zittern, dass diese begleitete. Auch die Hitze des Fiebers war zu spüren, sowie andere, verschiedene Gerüche die mir Hinweise auf den Zustand des Rüdens vor mir gaben. Etwas an ihm ließ mich zögern, denn ich war mir unsicher wie er auf meine Worte reagieren mochte. Er litt nicht etwa an einem gebrochen Lauf, zu dem man ihn zwingen könnte still zu liegen bis er wieder verwachsen war, nein er musste von sich aus wollen, er musste gesund, er musste weiterleben wollen… aber tat er das?


[Rastplatz | erst bei Kimya, Kaya, Tryss | schließlich bei Alvarez]


- Tamias - 08.01.2013

Lautlos, wortlos beobachtete ich das Spektakel, welches sich hier ereignete. Kaya, Kimya, Avis und Velvet kamen wieder. Im Schlepptau noch einen fremden Wolf. Eine Wölfin. Ich kniff die Augen zusammen, rührte mich nicht vom Fleck und unterdrückte meine Anspannung. Statt dessen musterte ich die Neue und natürlich.. Tryss konnte seinen Babbel mal wieder nicht halten. Von einem jungen Welpen war man das gewohnt, aber Tryss konnte sich jetzt mal echt zusammen reißen. Eine Heilerin. Pah. Das wäre ja zu schön. Sie beachtete mich aber auch nicht weiter und ging an mir vorbei zu Alvarez. Der Rüde war dem Tode eh schon so nahe. Sterben würde er auch ohne ihre Hilfe, aber vielleicht hatte er mit ihrer Hilfe doch noch eine Chance.
Ich hatte die Rute erhoben und die Ohren aufgestellt, meinen Blick ließ ich nicht von der Fremden ab. Wieso vertrauten ihr alle? Nur, weil sie eine letzte Hoffnung war? Das blieb abzuwarten.
Langsam setzte ich eine Pfote vor die andere und ignorierte die Fremde. Das war nicht meine Angelegenheit und ich wollte es mir auch ersparen einen Wolf weiter leiden oder gar sterben zu sehen. Ich ließ also gänzlich den Blick von der Heilerin ab und trabbte langsam zu Skadi, die meine Beute herbrachte. Ich trennte mir einen Knochen ab und legte mich ein Stückchen neben der braunen Fähe in das feuchte Gras. Den Knochen zwischen meinen Vorderpfoten kaute ich drauf herum.

"Meinst du, sie kann die beiden wirklich heilen?"

Fragte ich sanft und ruhig die Braune, einen leicht skeptischen Unterton konnte ich jedoch nicht unterdrücken. Es blieb abzuwarten. Warten, Zeit der Ruhe. Welch ein Kontrast zu den vergangenden Monden. Die Flucht saß mir noch immer in den Knochen.
Bei der Fremden waren genug Wölfe. Zu viele würden sicherlich stören oder sie ablenken oder Alvarez oder Dekaja schaden. Von hier aus konnte ich alles sehen und zu not sogar noch einschreiten. Ich beobachtete jeden Schritt ..

[etwas entfernt, bei Skadi]


- Alvarez - 14.01.2013

Nur noch Ahnungsweise konnte ich das Geschehen um mich herum verfolgen. Mein plötzlicher Zusammenbruch hatte nämlich nicht die nötige Muße so schnell wieder zu gehen. Es war ein stetes auf und ab, wobei die Tortour des Abwärts in den letzten Tagen extremer wurde. Selbst mir war aufgefallen, dass der Tod seine gierigen Fänge nach mir ausstreckte und sie womöglich in den nächsten Tagen zupacken ließ. Wenn ich denn überhaupt noch über eine so lange Zeit verfügte. Deshalb hatte ich den letzten Halm an Hoffnung los gelassen. Es war der Schmerz, der mir jeglichen Willen am Leben stahl. Es war ein ständiges Quälen und diese Pein hatten nicht einmal meine so genannten Mitwölfe zu beenden gewollt. Meinten sie nicht, wenn ich noch irgendwo einen Funken Licht sehen würde, würde ich mich so gehen lassen? Ich hatte die Jäger überdauert und war den lechzenden Flammen entkommen, auch wenn sie mir damals meinen Pelz geklaut hatten. Aber dies hier war nicht vergleichbar mit der Situation von damals. Hier gab es nicht, welchem ich ausweichen konnte. Die Gefahr ging von mir selber aus. Mein Körper pumpte das Gift durch meinen Leib und verpestete sich selber. Das Fieber vermochte mit seiner Hitze die Krankheitserreger nicht niederzuringen. Wo also sollte ich noch die Hoffnung her nehmen? Nein, ich sehnte mich nach einem Ende. Nach einer sanften Woge der Gefühllosigkeit, wie sie mir sonst immer der Schlaf geschenkt hatte. Aufruhr die ich nicht hörte, aber irgendwie zu spüren vermochte, ließ mich angestrengt den Blick nach dem Verursacher Ausschau halten. Ein weiterer Wolf? Wer war das? Trügten mich meine Sinne bereits, war es eine Illusion, oder hatte diese Gemeinschaft sich erneut einer Seele angenommen? Ohne dass jemand einschritt, kam das fremde Wesen auf mich zu, ein kratzendes Knurren entfuhr meines Fanges. Was sollte das? Ich versuchte erst gar nicht zu den anderen zu blicken, denn meine Seelenspiegel würden mir ohnehin nur verschwommene Bilder schenken. Die Ohren zuckten, als die Illusion sprach. Es war also doch keine…es war eine Wölfin und sie wollte versuchen mir zu helfen? Verstört und entkräftet versuchte ich den Blick auf ihr zu halten und Herr meiner Stimme zu werden. Für eine eingehende Musterung hatte ich keinen Nerv und womöglich würde mir mein Verstand ohnehin Streiche spielen.

„Die anderen hatten bereits versucht mir zu helfen und sieh was das brachte. Nichts. Also was glaubst du zu können, was dich von den anderen unterscheidet?“

Hilfe anzunehmen fiel mir schwer. Nicht nur weil ich ohnehin stur sein konnte, sondern vielmehr weil jeder Wolf für mich noch ein Fremder war, egal wie viel Zeit wir bereits gemeinsam nebeneinander hergelaufen waren. Keiner hatte mein Vertrauen, keiner vermittelte mir den Eindruck eines Rudels. Und nun sollte ich mein Vertrauen und Hoffnung einer Fähe schenken, die gerade von irgendwoher wie von Wunderpfote auftauchte und mir erzählte sie wolle mir helfen? Misstrauisch beäugte ich sie, doch nicht ganz so verschlossen, wie zuvor bei den Anderen. Denn die Wölfin tat etwas, was jeder andere Wolf einfach übergangen hatte. Sie fragte mich, ob sie helfen dürfte. Ein, zweimal blinzelte ich den verklärenden Schleier auf meinen Augen hinfort, als ich einlenkte.

„Hilf mir…Aber tu wenigstens du mir den Gefallen. Beende es, wenn es nichts bringt. Ich bin dieses vor mir hinvegetieren leid.“

Es würde sich wohl erst später herausstellen, dass ihre Art und mein Einlenken mir noch ein wenig Zeit auf dieser Erde bringen würde. Zeit, in der ich vermutlich noch so manches Leben schwer machen würde.

[Bemerkt eine Situationsänderung - erst abweisend - lenkt dann ein]


- Skadi - 16.01.2013

Nachdem ich mich etwas abseits hingelegt hatte und vorsichtig an dem Fleisch zupfte, kam Kaya näher. Er kündigte an, dass sie jemanden mitgebracht hatten. Für diejenigen, die noch nicht über die Lichtung gekommen waren eine neue Botschaft, für mich jedoch nicht. Ich hatte den Wolf schon erspäht und durch Näherkommen der Gruppe die Fährte einer Fähe aufgenommen. Als er sie jedoch als ‚Heilerin‘ anpries, zuckten meine Ohren aufgeregt in die Höhe. Auch meiner Rute konnte ich kurz ein nervös freudiges Zucken entnehmen. Eine Heilerin. Die Jungwölfe, fast noch Welpen, hatten also eine Heilerin aufgesucht. Welch ein Zufall musste in der Luft liegen, so dass gerade jetzt ein Wolf mit solch einer Fähigkeit in der Nähe war?
Tryss reagierte als erster. Er ließ Deka zurück – es waren nicht viele Wolfslängen – und befragte sie sofort. Ein zaghaftes Schmunzeln fiel mir dabei über die Lefzen, ehe ich wieder ein kleines Stückchen Fleisch von meinem Brocken puhlte und ihn zwischen meinen Zähnen zerkleinerte. Sie sprach leise. Ich konnte nicht jedes Wort hören, jedoch glaubte ich wahr genommen zu haben, dass sie Hilfe gebrauchen konnte. Sollte ich meine nun auch anbieten? Sie ging zu Alvarez und in diesem Moment entschied ich, dass es für den Rüden um den es ging besser wäre, wenn nicht wieder eine Horde Hilfebietender Wölfe um ihn herum tanzten. Er hatte uns alle deutlich abgewiesen und nun ein fremder Wolf der als ‚Heilerin‘ vorgestellt wurde – ich glaubte das dürfte genug für ihn sein.

Es dauerte nicht lange, bis Tamias sich zu mir gesellte und sich mit einem Stück seiner erlegten Beute neben mich gesellte. Ein kurzes Schweigen lag zwischen uns, ehe er eine Frage aussprach, die im Unterbewusstsein schon in mir schlummerte. Ich sah ihn lange an, ehe ich meine Zähne zum sprechen auseinander nahm.

“Ich weiß es nicht.“

Antwortete ich leise und widmete mich wieder meinem Futter. Als ich ein größeres Stück zerkaut und herunter geschluckt hatte, sah ich zu der Heilerin und Alvarez.

“Ich weiß nur, dass wir nichts tun können. Sein Krankheitsverlauf kam so schnell und das übersteigt all mein Wissen. Kühlen ist das einzige, was mir einfällt, damit es Alvarez vielleicht besser geht. Aber ich kenne keine Pflanze und kein Tierfleisch, dass die Ursache wirklich bekämpft. Wenn sie auch nur einen Hauch mehr Ahnung hat als wir..“

Ich brach den Satz ab um einen neuen anzufangen.

“Die Frage ist eher, ob wir ihr trauen können. Allerdings ist das fast egal, denn wir können Alvarez nicht retten. Wenn sie vor hat uns zu schaden, dann nimmt sie uns die neue Hoffnung.“

Meine Stimme hatte sich bei diesem Satz hart angehört. Ich kannte diesen Wolf zwar kaum, aber verlieren wollte ich ihn nicht. Mir wurde bewusst, dass die Worte ‚Heilerin‘ mir innerlich eine große Hoffnung gegeben haben. Hoffnung, dass es Alvarez und auch Dekaja bald besser gehen würde. Das wir unsere Reise fortsetzen konnten und auch, dass sie uns begleitete und uns in späteren Krankheitsfällen zur Pfote gehen konnte. Wenn sie es jedoch nicht schaffte, ob Absicht oder weil sie einfach zu Spät mit ihrer Arbeit beginnen konnte, dann würde sie mir diese Hoffnung entreißen.
‘Weißt du wie es ist, wenn man keine Hoffnung mehr hat?‘
Die Frage ging mir immer und immer wieder durch den Kopf und ich war auch kurz davor Tamias diese Frage zu stellen. Jedoch ließ ich es. Mir ist der Appetit vergangen. Es fühlte sich so an, als würde eine dicke Kröte in meinem Halse stecken und mir die Luft abschnüren.

“Lass und zu Velvet gehen und sie fragen.“

Beschloss ich dann und stand auf. Ich zögerte kurz, nahm dann aber das Fleisch zwischen meine Zähne, welches das Gefühl von dem verengten Halse nicht besser machte, und ich trabte zu Velvet. Ein leichtes Lahmen konnte ich noch immer nicht unterdrücken. Ihr legte ich das Fleisch vor die Pfoten. Ein sanfter Stupser galt ihrem Fell hinter dem Ohr, ehe ich mich eine Wolfslänge neben ihr in das Gras legte – so, dass ich das Geschehen um die Heilerin noch beobachten konnte.
Vorerst schwieg ich. Ich sah kurz zu dem Fleck an dem ich eben noch lag, um zu sehen ob Tamias folgte, dann sah ich Velvet kurz an und wieder zu der Heilerin.

“Wer ist sie?“,
fragte ich leise.

[Erst bei Tamias | Fühlt sich unwohl, geht zu Velvet um etwas über die Heilerin zu erfahren]