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Passus V - Offene Wunden - Druckversion

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- Alvarez - 04.11.2012

Viel war es nicht, was ich von meiner Umwelt mitbekam. Zumindest befanden sich meine Sinne nicht imstande, Geräusche oder klare Bilder auf Distanz bis zum Verarbeitungszentrum Hirn zu transportieren. Vieles blieb nur ein Schwall aus Rauschen, oder ein Panorama aus Schemen. Daher erkannte ich Tryss erst sehr spät. Was ich jedoch bemerkte war, dass seine Silhouette eine Weile zögerte, sich mir zu nähern. Das es nicht sonderlich gut um mich stand, wusste ich selber, aber der junge Wolf hielt mir soweit es ging vor Augen, wie schlimm es eigentlich war. Schließlich fragte er mich, was ich bräuchte. Ob sie für mich etwas erjagen sollten.

„Spar dir die Mühe des Jagens…“

Ächzte ich leise. Selbst diese wenigen Worte kosteten mich größere Mühen, als ich gedacht hätte. Aber ich musste ja antworten. Tryss meinte es sicherlich nur gut und eine blutige Beute würde mir mit Sicherheit gut tun, aber das Endergebnis würde dasselbe bleiben. Mein Körper würde doch nur weiter schwächeln. Zwei weitere Wölfe trafen ein, wie ich wieder – sehr spät – bemerkte. Wieso kamen sie gerade jetzt alle? Hatte der Wildfarbene sie etwa gerufen? Wahrscheinlich. Konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Sie konnten mir ja doch nicht helfen. Keiner und aufmunternde Worte, so freundlich sie auch gemeint waren, waren das Letzte was ich eigentlich hören wollte. Glaubten sie etwa ich sei vom Fieberwahn bereits so benommen, dass ich meinen Zustand nicht mehr einschätzen konnte? Es machte mich wütend. Diese Hilflosigkeit, meine schwindende Kraft und die Krankheit selber. Zusammen schürte es einen schon lange in mir brennenden Zorn, den wenige Augenblicke später zwei Wölfe zu spüren bekommen würden.

„Wir sind in Sicherheit und alles wird besser?“

Knurrte ich und ein brennen machte sich in meiner trockenen Kehle breit, welches ich gekonnt ignorierte. Mir war jetzt nicht nach Wehmut, sondern nach Konfrontation. Ich wollte meinen Unmut loswerden.

„Ich vegetiere langsam vor mich hin Tamias! Ich sterbe und keiner von euch kann mir irgendwie helfen, es sei denn einer von euch überwindet seine Abneigung mir gegenüber soweit und ist so Barmherzig und reißt mir die Kehle heraus!“

Ich war lauter geworden und Skadis auftauchen, dass kühle, wohltuende Wasser in ihrem Fell verschaffte meinem Körper einen kurzen Kräfteschub, mit welchem ich mich erheben konnte. Skadi war das nächste Opfer meiner aufgewühlten Emotionen. Mein Fang schnellte hervor, war mit einem dunklen Knurren unterstrichen, weit aufgerissen und hätten mich meine plötzlich aufgetauchten Kräfte nicht eben so schnell wieder verlassen und zurück taumeln lassen, hätte ich die braune Wölfin mit aller Sicherheit gebissen. Unsanft fiel ich zur Seite, erstickte jedoch den Schmerzenslaut. Anstelle wieder aufzustehen starrte ich jeden Wolf aus meinen blassen Seelenspiegeln aus wütend an. Sollten sie sich um ihre eigenen Probleme kümmern, anstelle bei einer auswegslosen Situation noch die Hoffnung zu bewahren und mich damit anstecken zu wollen. Dekajas Stimme erklang, auch sie sagte irgendetwas vom Helfen.

Zum Teufel mit euch!,

fluchte ich und als hätten meine Worte Wirkung gezeigt, brach die junge Wölfin vor den Augen der Anwesenden zusammen. Auch ihr ging es nicht gut.

„Kümmert euch lieber um sie. Bei ihr werden eure…“

Verdammt, jetzt wollte nicht einmal mehr meine Worte mir gehorchen! Stoßweise drang mein Atem durch die Nase und kam einem schnaufendem Stier gleich. Genau zu sagen, ob es wirklich meine ausgebrochenen Gefühle, oder der schwächende Zustand dafür verantwortlich war, vermochte man nicht. Ich wusste es aber. Immerhin spürte ich, wie mein Herz raste, es hämmerte förmlich gegen meinen Brustkorb, als wolle es sich aus seinem knochigen Gefängnis befreien. Die Luft, welche ich durch die Nüstern aufnehmen konnte, war mager und längst nicht mehr ausreichend für den Sauerstofftransport der Blutköperchen. Ich öffnete den Fang und begann zu hecheln. Ich hätte einfach liegen bleiben und weiter schlafen sollen. Und der Meinung schien auch mein Körper zu sein. Wieder überfiel mich eine Müdigkeit und die Lider sanken für einen kurzen Moment. Doch ich verweigerte den Schlaf, nicht wenn ich so viele Wölfe um mich und gerade nach der Wölfin gebissen hatte.

[Spricht zu Tyss – spricht wütend zu Tamias – schnappt nach Skadi – schwächelt & spricht zur Allgemeinheit wegen Dekaja]


- Kaya - 05.11.2012

Gespannt sah ich weiterhin zu Velvet und harrte nicht nur ihrer Reaktion sondern auch einer solchen der Heilerin, wie sie sich nun wohl vorerst endgültig nannte. Für den Moment konnte ich gut damit leben dass dies ihr Name sein würde, allerdings war ich mir sicher, dass sie – sollte sie länger bleiben – durchaus einen Namen bekommen würde. Aber das war für den Moment noch ziemlich weit weg. Erst einmal mussten wir uns überhaupt vom Fleck bewegen. Also, was hielt uns noch hier?

Velvet meldete sich zu Wort, auch wenn ihre Ansprache an die Fähe eher eine förmliche war – vermutlich hatte meine Graue Seelenwölfin es einfach nicht anders gelernt. Zu mäkeln fand ich daran indessen nichts. Immerhin wehrte sich die Fähe, die ich soeben als meine Gefährtin tituliert hatte, nicht gegen mögliche Hilfe – auch wenn es von außen sicher so aussah als wollte ich sie ihr förmlich aufnötigen...mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln.

Dankenswerter weise war die Heilerin ebenso ob der Ansprache nicht etwa böswillig aufgelegt, im Gegenteil...auf mich machte sie beinahe den Eindruck als habe es genau die von Velvet verwandte Ansprache gebraucht um Dinge in Bewegung zu setzen. Und ich rang mich zu einem Wolfslächeln durch, als die Unbekannte – die ja nun so unbekannt gar nicht mehr war – sich sogar bereit erklärte, nicht nur Alvarez in Augenschein zu nehmen, sondern sich danach auch Velvet anzusehen. Das war doch im Endeffekt das, was ich gewollt hatte. Oder etwa nicht?

„Danke...“ fügte ich an, senkte den Kopf beinahe ein wenig demütig und sah zu Kimya. Der stand wenig entspannt wirkend neben der Heilerin und schien Hummeln im Hintern zu haben, jedenfalls wirkte er nicht so, als habe er vor, noch lange an diesem, eigentlich ganz schönen, Fleckchen Erde zu verweilen.

„Dann lasst uns gehen.“

meinte ich schließlich und verließ die Position nahe der Heilerin, um zu Velvet aufzuschließen und mich neben jener zu postieren, während ich zur Fähe und zu Kimya sah. Avis beachtete ich in diesem Moment gar nicht wirklich, war mir aber ziemlich sicher, dass der junge Rüde keine Dummheiten machen würde. Blieb nur zu hoffen, dass ich mit meiner forschen Aufforderung zum Aufbruch niemandem auf die Pfoten getreten war. Aber das würde sich ohnehin frühestens herausstellen, wenn wir die Anderen erreicht hatten.


[mahnt zum Aufbruch; bei Kimya, Velvet & der Heilerin, Avis in der Nähe]



- Tryss - 06.11.2012

Diese sturen kranken Wölfe! Es war wirklich langsam schlimmer, als mit Tamias und Kaya zu zanken. Skadi und Tamias waren schneller gekommen, als ich es gehofft hatte und auch der Rüde bot Alva seine Hilfe an. Skadi machte sich sogar noch nützlicher und verschaffte ihm mit ihrem nassen Fell Linderung. Doch das alles schien den Rüden nicht zu interessieren. Er funkelte uns wütend an, in seiner Stimme schwang Groll mit und sogar nach Skadi versuchte er zu schnappen. Ich trat einen Schritt vor und funkelte ebenso wütend zurück. Was bildete der sich ein?

„Mir scheint das Gift in deinem Körper hat sich auch in deinem Kopf festgesetzt! Du greifst sogar die an, die dir helfen wollen deinen Hals aus der Schlinge des Todes zu ziehen. Niemand wird dir die Kehle rausreißen und niemand wird dich in Ruhe lassen. Du gehörst zu uns, auch wenn du das nicht wahrhaben willst und wir werden dich nicht einfach sterben lassen. Hast du das verstanden?!“

Es war ausnahmsweise eher keine Frage, sondern eine Möglichkeit meine Worte zu unterstreichen. Mein Kopf war mit jedem Wort ein wenig dichter an den Alvas herangerückt und am Schluss dürfte es selbst für den kranken Rüden nicht schwer gefallen sein den Missmut in meinen Augen zu erkennen. Ich schnaubte ihm wütend warme Luft ins Gesicht, bevor ich mich umwandte und nun Dekaja anfunkelte.

„Und du wirst nirgends hingehen, schon gar nicht auf die Jagd! Ihr seid wohl alle wahnsinnig geworden. Ihr seid krank, also bleibt hier, ruht euch aus und lasst euch helfen, ihr sturen Esel.“

Jegliche Besorgnis war aus meinem Verhalten verschwunden. Auch, wenn ich natürlich besorgt war, keine Frage, aber das zum Ausdruck zu bringen hatte ja nicht viel gebracht. Womöglich verstanden die beiden ja nur die harte Tour. Einen Versuch war es wert – aber auf lange Diskussionen konnten wir uns nicht mehr wirklich einlassen. Ich warf den beiden also einen letzten, vernichtenden Blick zu und trat dann die wenigen Schritte zu Tamias herüber.

„Wir müssen die anderen rufen. Sie müssen uns helfen etwas für die beiden zu tun. Wir sind zu wenige um Jagen zu gehen UND auf die beiden sturen Patienten aufzupassen. Und vielleicht können Kimya und Avis die beiden ja ein wenig aufmuntern.“

schlug ich in leisem Flüsterton vor, aber ich hatte eigentlich keine Lust auf eine Antwort zu warten. Dazu war die Lage zu ernst, der Zustand der beiden zu bedrohlich und ihre Köpfe zu dick. Ich wartete eine kurze Sekunde, ob Tamias einen Einwand hatte. Aber selbst wenn, er wäre nicht schnell genug gewesen. Ich hob also den Kopf und stieß ein mittellanges, aber eindringliches, lautes und alarmierendes Heulen aus. Und ich hoffte, dass die anderen nicht allzu weit weg waren, um mich zu hören und so schnell sie ihre Pfoten trugen herbeieilen zu können.

[Rastplatz | Alva, Deka, Skadi, Tami ]


- Velvet - 10.11.2012

Ich hatte gewartet, auf die Worte von den anderen und sie mit Wohlwollen akzeptiert. Denn es war das was ich wollte. Sollten sie sich erst um die anderen kümmern, bevor sie sich an meine Verletzungen machten. Mir ging es gut genug dass ich laufen konnte und dank Kaya würde ich gewiss so schnell auch nicht am Hungertod sterben. Doch die Tatsache wer starb und ob jemand starb das lag nicht in meinen Pfoten. Und endlich kamen die Worte die wahrscheinlich nicht nur ich, sondern auch die Welpen erhofften. Kaya gab den Aufbruch bekannt und begab sich an meine Seite. Ich berührte seine Schnauze kurz mit seiner, musterte die anderen und lief dann neben Kaya her, denn Weg denn wir gekommen waren. Ich war sicher das Avis und Kimya und auch die Heilerin folgten. Einige Meter waren wir bereits gelaufen, doch dann ertönte ein Ruf über den Wipfeln und ich schaute besorgt zu Kaya. Es war Tryss gewesen und so wie es klang war bei den anderen etwas alles andere als in Ordnung. Beunruhigt schaute ich ihn an.

„Lauf zu den anderen, Kaya! Wenn Tryss ruft, dann brauchen sie vermutlich ziemlich dringend Hilfe.“, meine Stimme war nur ein flüstern in das Ohr des grauen, so dass die anderen es nicht würden hören können. Und schon dass zweite Mal in kurzer Zeit schickte ich meinen Gefährten, denn das war er mittlerweile, fort um eine Situation zu klären. Ich schaute ihn noch einmal eindringlich an und nickte nach vorne, sicher dass er gehen würde. Dann bemühte ich den Schmerz in meinem Bein zu unterdrücken um ihm folgen zu können. Ich schaute zu den Welpen und lächelte die beiden an. „Los, schaut doch mal wer schneller bei Tryss und den anderen ist. Ihr oder Kaya?“ Ich ließ meine Stimme beabsichtigt amüsiert klingen, hoffte das die beiden Welpen Tryss in Ruf nicht die Dringlichkeit angehört hatten.

Als letztes ging mein Blick zur Heilerin und mit leiser Stimme, um den Welpen keine Angst zu machen, sprach ich auch diese an. „Vielleicht wäre es nicht falsch wenn du dich Kaya anschließt. Wenn Tryss ruft, so wird es einem der anderen nicht sonderlich gut gehen und vielleicht kannst du deine Hilfe direkt denen anbieten die sie jetzt brauchen.“ Ich lächelte sie dankbar an, denn ich war letztlich froh dass die Heilerin – immer noch ein merkwürdiger Name – uns begleitete und schöpfte Hoffnung daraus dass sie diesen Titel als Namen trug. Denn wenn jemand einen solchen Namen trug, so würde dieser Wolf doch auch Wissen was er zu tun hatte wenn er oder sie verletzte sah? Doch, ich war mir sicher.

[bei Kaya, der Heilerin, Kimya und Avis || spricht || unterwegs]



- Rúna - 15.11.2012

Der Rüde reagierte ob meiner ersten Worte auf eine Art und Weise die mir wieder ins Gedächtnis rief, warum ich mich Heilerin nannte, warum ich keinen Namen trug wie es andere Wölfe taten und warum ich allein umher zog. Ich schnaubte freundlich, vermochte jedoch nicht anders auf sein Dankeswort zu reagieren, als dieser Laut und die noch immer freundlich abwartenden Augen auf ihn gerichtet zu halten.
Als er denn zum Aufbruch rief wartete ich, bis sich auch der Rest in Bewegung setzen würde um ihnen als letzte zu Folgen. Doch schon nach wenigen federnden Schritten drang ein Ruf an meine Ohren der so eindringlich war, dass es unmöglich schien sich ihm zu wiedersetzen. Ich glaubte neben der Dringlichkeit auch Sorge im Klang des Heulens zu vernehmen und nahm durchaus bereits an, dass der Ruf nur von einem Wolf stammen mochte, dem Anführer des Rudels welchem die Vier Wölfe vor mir angehörten. Er rief nach ihnen und es bedurfte nicht erst Velvets Worte, um in mir die Sorge um die übrigen Verletzten zu wecken.
Langsame Schritte trugen mich die geringe Entfernung zu ihr und Kaya, während mein Blick jedoch in der Richtung des Rufes lag, was würde mich erwarten? Meine Haltung wirkte ruhig und aufmerksam, der Situation nach mochte man meinen Blick auch als ernst bezeichnen. Als Velvets Worte an meine Ohren drangen senkte sich mein Fang kurz zu Kimya, um ihn in Richtung des Heulens zu stuppsen,

"Los, lauft ihr beiden, diesem Ruf müsst ihr folgen! Den alten Rüden hier werdet ihr doch wohl abhängen können?",

schmunzelte ich und wollte, dass die beiden sich durchaus beeilten und zeigten was sie konnten. Ich nahm an, das Kaya mir die Worte nicht verübeln würde und durchaus verstand warum auch ich noch einma versuchte die Welpen anzutreiben. Erst als die beiden und vielleicht auch Kaya schon losgelaufen waren wandte ich mich der verwundeten Fähe gänzlich zu. Kurz überging ich die üblichen Gepflogenheiten, senkte meinen Fang an den verletzten Lauf und ließ meine Zunge kurz über die Wunde gleiten. Es war eine schnelle kurze Bewegung, ein Prüfen nachdem ich mich sofort wieder einen Schritt zurück entfernte um ihr wieder ihren persönlichen Raum zu lassen. Zu groß war meine Neugier und die Sorge über das was mir bereits ihr Geruch verriet,

"Sein Ruf klang dringend... folge ihm, aber schone deinen Lauf. Ein verletzter Wolf sollte nicht allein sein... Ich werde sehen was ich tun kann..."

Der Geschmack auf meiner Zunge bestätigte den ersten Verdacht und so war mein Zögern durchaus auch in meiner Stimme zu vernehmen. Auf den eigentlich ungehörigen Vorstoß ihr gegenüber ging ich garnicht erst ein, auch wenn ich sie damit vielleicht ein wenig aufgebracht hatte. Es behagte mir überhaupt nicht sie allein hinter uns zurück fallen zu lassen, doch so weit entfernt schien das restliche Rudel nicht entfernt zu sein und so würde ich Kaya und den Welpen schließlich mit weiten Sätzen folgen..

[Bei Velvet, Kaya, Kimya und Avis || untersucht sehr kurz Velvets Lauf || Folgt den anderen zu Tryss]


- Tamias - 16.11.2012

Schön. Da war man schon mal fürsorglich und wollte helfen, da bekam man noch die kalte Seite eines sterbenden Rüden zu spüren. Doch wäre ich an seiner Stelle anders? Niemand konnte die Frage für sich beantworten. Tryss jedoch regte sich darüber noch auf. Wir mussten seinen Standpunkt so hin nehmen, würde er sich mehr aufregen, so würde er mehr Kraft verlieren. Das würde ihn mehr schwächen als es nötig war.

"Tryss.. lass gut sein. Er hat seine eigene Meinung."

sprach ich ruhig zu dem jungen Rüden. Was sollten wir nun tun?
Es wäre wirklich von Vorteil für alle, warme Beute im Magen zu haben. Die kranken würden dann schon mitessen. Dem Geruch von frisch Erlegtem konnte keiner Widerstehen.
Zwei Wölfe konnten hier jedoch nicht weg. Skadi musste hier bleiben bei Tryss und den beiden "Patienten".

"Ich geh in den Wald und erlege kleines Getier. Das dürfte uns allen gut tun. Die anderen werden wohl schnell hier sein, ich beeil mich."

Mein Blick wandte sich an Skadi.

"Bleib bitte hier. Die anderen sind mit Sicherheit auch gleich da."

Meine Stimme war noch immer unglaublich ruhig. Mein bestimmter Blick gleitete von Skadi rüber zu Tryss, dann zu Dekaja und zu anschließend fiel er auf Alvarez. Ich streckte nun den Fang in die Luft und witterte. Keine direkte Spur, aber im Wald würde sich was finden lassen.
Ohne viel Zeit vergehen zu lassen machte ich mich auf den Weg und schon bald hatte ich eine Hasenfährte in meiner Nase. Diese nun zu Boden gerichtet preschte ich lautlos wie möglich los und verschwand im Unterholz.

[geht trotzdem jagen]


- Skadi - 21.11.2012

Die Worte, die Alvarez an Tamias gerichtet gesprochen hatte, hatte ich wahr genommen. Er litt Qualen und wollte ein Ende seines Leides. Ich konnte es nachvollziehen, aber ich hatte auch vor lange Zeit gelernt, dass der Überlebenswille irgendwann ein Mal wieder zurück kam. Hätte ich damals Wölfe gehabt, die mir geholfen hätten, wäre ich wahrscheinlich eine Fähe mit eigenen Jungen gewesen. Nur den Verlust des Partners, nicht aber die Höllenqualen eine Welpenmörderin zu sein. Ich schüttelte bei den Gedanken meinen Kopf und legte mich dennoch mit nassen und kühlen Fell zu Alvarez. Dieser hingegen sprang fast auf. Auch ich erhob mich wieder, was mir die Zähne des Rüdens aus dem Gesicht hielt. Vielleicht war es auch das Taumeln des Wolfes, welches seinen Angriff verfehlen ließ. Meine Reaktion darauf war aufgestelltes Nackenfell, entblößte Reißzähne und ein Knurren welches das von Alvarez übertönte.
Tryss sprach wütend, bestimmend und eindringlich zu dem kranken Wolf, während ich weiterhin mein Knurren aufrecht erhielt. Zwar etwas leiser als im akuten Geschehen, jedoch war es noch da. Das Dekaja noch dazu gekommen war, spitzte die ganze Situation noch auf. Ich war wütend.
Tamias war dann der erste, der sich beruhigte. Er sprach zwar auch eindringlich, jedoch nicht so forsch wie der Jungwolf. Und er entschloss jagen zu gehen, befahl mir hier zu bleiben. Ich hasste Befehle. Aber diesen würde ich befolgen. Alvarez jetzt den Rücken kehren und ihm damit zeigen, dass ich seine Entscheidung des Selbstmordes akzeptieren würde? Niemals. Als Tamias sich auf den Weg gemacht hatte, sah ich wieder zu dem am Boden liegenden Rüden. Ich senkte meine Schnauze zu seinem Ohr und knurrte in dieses hinein, ehe ich sprach:

“Wenn du dich aufgeben willst, ist das schon schlimm genug. Aber – und ich weiß das ich für alle sprechen kann – wir tun es nicht! Und wenn ich dein Maul mit meinem Fang festhalten muss, damit du endlich still bist und nicht weiter versuchst uns von dir weg zu treiben.“

Ich hob meine Schnauze wieder an und sah streng zu ihm herunter. Dann ging ich abermals in den Fluss, füllte mein Fell mit kühlen Wasser und trat wieder an Alvarez Seite.

“Ich werde mich jetzt wieder zu dir legen. Wenn du dich wehrst, bin ich gezwungen dich nieder zu ringen. Ich glaube diese Blöße willst du dir nicht geben, oder?“

Sprach ich dann an und legte mich neben den Rüden. So, dass seine linke Seite von mir Gekühlt wurde. Ich legte meinen Kopf auf meine Pfoten und ließ ihn dort. Ein Schnauben entfuhr meinem Maul. Noch immer war ich wütend. Ich wünschte mir, dass dieser Wolf für einen kurzen Augenblick in meinen Kopf sehen konnte. Dass er verstand, dass Aufgeben keine Option war. Ich war damals nicht vom Fieber erfasst, aber eine Fieberartige Trauer hatte mich ergriffen und mein Leben nicht lebenswert erscheinen lassen. Eine Lähmung, die von innen kam. Keiner war bei mir, um mich aus dieser Situation zu befreien. Alvarez hatte aber Wölfe bei sich, die ihm helfen wollten. Auch wenn ich es selber für unwahrscheinlich hielt, dass er überleben würde. Er selbst sollte sich nicht aufgeben.


- Tryss - 27.11.2012

Spielleitung

Die beiden Welpen taten, wie geheißen. Vielleicht war es das Laufspiel, dass sie lockte, vielleicht auch die Aufregung der anderen. Wenn Tryss rief, musste etwas passiert sein, hatten die älteren Wölfe gesagt. Und was passiert war, das wollten sich die beiden jungen Rüden wohl nicht entgehen lassen. Sie folgten Kaya so schnell sie konnten – was nicht so schnell war, wie erhofft, wenn man bedachte, dass Avis und Kimya gerade etwas mehr als zwei Monate alt waren und schon fast den ganzen Tag auf Achse. Schließlich aber erreichten sie doch kurz hinter Kaya die Lichtung des Rastplatzes und sahen wie der Rüde, dass die anderen Wölfe in einer kleinen Gruppe zusammenhockten. Als die Heilerin einen Augenblick später auch zu ihnen stieß, machten sich die vier gemeinsam und hastigen Schrittes daran, die Gruppe mit den beiden Kranken zu erreichen. Auch Velvet war dem Ruf gefolgt, doch ihre Pfote machte ihr das Laufen schwer. Eile war ihr nicht möglich, obwohl sie versuchten so gut und so schnell es ging ebenfalls zu den anderen zu gelangen. Es dauerte trotzdem einige Minuten länger, bis auch sie am Rand des Rastplatzes auftauchte.

Kaya und Avis bis zu ihrem Wiedereinstieg bitte nicht direkt anspielen!



- Kimya - 03.12.2012

Ich kam hechelnd auf der Lichtung an, kurz nachdem ich Kayas Rute hatte hinter einem Baum verschwinden sehen. Avis war die ganze Zeit dicht vor mir gewesen, nur auf den letzten paar Metern hatte ich ihn einholen können. Als ich dann da stand und Kaya hinterher schaute, spürte ich meinen Bruder wieder deutlich na bei mir. Da kamen dann auch die Ereignisse wieder in mir hoch, dass mein Bruder einfach der Spielverderber gewesen war und mich alleine den anderen gegenüber gelassen hatte. Ohne Avis eines weiteren Blickes zu würdigen (denn ich war wirklich sauer), stapfte ich Kaya ein paar Schritte hinterher. Kurz blieb ich noch stehen, um einen Blick zu Runa zu werfen, die auch nur ein paar Sekunden später ankam. War es jetzt in Ordnung, sie alleine bis zu Tryss laufen zu lassen, wo sie doch neu und sicher ein bisschen unsicher war? Vielleicht sollte ein Rüde, der ich ja war, sie begleiten, damit sie sich nicht so allein fühlte. Kurz zögerte ich, dann fand ich die Idee ganz gut und lief zu ihr.

“Komm, wir laufen zusammen weiter!“

, sagte ich zu ihr und wedelte mit der Rute. Sie sollte ein wenig aufgemuntert werden, schließlich war es jetzt sicher schon schwer genug, an einem fremden Ort zu sein. Vielleicht musste ich ihr ja auch noch ein bisschen Mut machen. Ich überlegte einen kurzen Moment.

“Tryss ist nett, er redet mit uns Welpen wie mit erwachsenen und das mag ich an ihn. Du wirst ihn sicher auch mögen und er wird nett zu dir sein, weil du heilen kannst.“

Ich nickte innerlich. Wenn das keine aufmunternden Worte waren, dann wusste ich auch nicht weiter. Jetzt musste sie einfach auch zu Tryss laufen. Und dann würde sie heilen... Ja, bei dem Gedanken wurde ich gleich Feuer und Flamme. Ich war so neugierig darauf, wie sie das machen wollte und so interessiert. Das wollte ich auf jeden Fall lernen und da musste ich zugucken. Ja, ich war schon stolz auf die Entdeckung, die wir mit ihr gemacht hatten. Vielleicht würde ich dafür ja wenigstens nicht beschimpft werden, wo wir uns doch heimlich weggeschlichen hatten...

[Am Waldrand, erst bei Avis, dann bei Runa]


- Tryss - 10.12.2012

Ich war immer noch leicht aufgebracht über die sturköpfigen Reaktionen der beiden Kranken. Aber mein Gemüt beruhigte sich ein wenig, als ich sah, dass die beiden mir nicht widersprachen. Deka sagte nichts und auch Alvarez schwieg vorerst. War das ein Zeichen von Fügung? Oder wollten sie nur einfach einen günstigen Moment abwarten, bis sie sich wieder wie die Dummheit vom Lande verhalten konnten? Ich traute den beiden alles zu. Warum um alles in der Welt waren wir auch so eine Gemeinschaft voller Dickköpfe. Niemand gab nach, niemand konnte zurückstecken und jeder wollte das durchsetzen, was ihm in den Schädel kam. Ich nahm mich dabei keineswegs aus, ich war nicht besser. Und gerade deshalb wurmte es mich besonders, dass die beiden selbst in ihrer schwierigen Lage nicht einsahen, dass sie sich helfen lassen mussten.

Unerwarteter Weise war es Tamias, der mich dazu brachte mich völlig zu beruhigen. Und noch erstaunlicher war es, dass er selbst so ruhig blieb. Was war denn mit dem los? Erst erstaunt, dann leicht misstrauisch blickte ich dem Rüden hinterher, der sich zur Jagd aufmachte. Ich behielt für mich, dass ich das gerade jetzt für keine gute Idee hielt. Die beiden brauchten Ruhe und mentale Unterstützung. Aber womöglich war es für Tamias eine gute Ablenkung um sich nicht völlig nutzlos zu fühlen, daher sagte sich nichts sondern gönnte dem alten Griesgram seine Jagd.

Ich verlegte mich also darauf Skadi zu beobachten, wie sie Alvarez ihren Willen aufzwang und mich ab und an mit einem leichten, aufmunternden Stupser an Deka zu wenden. So hatten wir beide jemanden, um den wir uns kümmern konnten, bis die anderen Wölfe eintrafen. Apopros. Wo steckten die überhaupt? Je mehr Zeit verstrich, desto öfter blickte ich zum Waldrand. Waren sie nicht dort verschwunden? Wann würden sie auftauchen? Und würde das rechtzeitig sein? Konnten sie überhaupt etwas tun oder waren wir alle machtlos dazu verdammt mit anzusehen, wie unsere Gefährten dahinsiechten? Diese und noch mehr Fragen schossen durch meinen Kopf und als die kleine Gruppe endlich auftauchte, bemerkte ich sie kaum. Erst als Kimya etwas sagte, nahm ich die anderen wahr – und auch erst dann bemerkte ich, dass eine Fremde bei ihnen war. Ich straffte meine Haltung und warf kurz einen Blick zu Skadi.
„Sieh mal! Da sind sie und sie haben jemanden mitgebracht!“, raunte ich ihr und irgendwie auch den beiden kranken Wölfen zu.

Dann blickte ich wieder in die Richtung, aus der die anderen kamen – viel zu langsam, wenn man mich fragte. Daher wandte ich mich auch kurz von Deka ab und trat den anderen ein paar Schritte entgegen. Ich musterte kurz die Fremde, die sie bei sich hatten – obwohl ich auf diese Entfernung noch nicht allzu viel erkennen konnte. Und weil ich viel zu ungeduldig war, um noch weiter zu warten, rief ich von Weitem:

„He da, beeilt euch! Den beiden geht es nicht gut, wir könnten etwas Hilfe gebrauchen!“

[Rastplatz | Bei Skadi, Alva und Deka | Kimya, Kaya, Avis und die Heilerin in Sichtweite]