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Kimya und Avis | Nach Passus III - Druckversion

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Kimya und Avis | Nach Passus III - Avis - 08.01.2012

Seit langem wieder wollte ich sehen wie die Sonne kam, um uns einen Guten Morgen zu wünschen, und hatte mich deshalb leise davon geschlichen, während Kimya und Mutter noch am schlafen waren. Nunja, weit weg war ich ja nicht wirklich, aber doch weit genug, sodass Arkanis wütend geworden wäre, hätte sie mich gesehen. So war ich extra leise gewesen, hatte mich wie auf Samtpfoten davon geschlichen, und saß nun draußen und wartete ... und wartete ... und wartete. Zwar war die Sonne schon ein wenig zu sehen, aber noch immer nicht genug für mich. Hatte Kimya den Sonnenaufgang schon einmal so miterlebt? Langsam fiel mein Blick zurück dort hin, wo die anderen beiden noch immer am schlafen waren, und fing an mich anzustrengen. Doch so sehr ich auch nachdachte konnte ich mich nicht an einen Morgen erinnern, an dem wir gemeinsam außerhalb gelegen und gewartet hatten. Oftmals schlief er noch, für meinen Geschmack viel zu lange, und selbst wenn er wach war, hatte er sicherlich zu viel Angst davor, Mutter alleine zu lassen. Dennoch, irgendwie und irgendwann musste es doch selbst für den kleinsten und größten Angsthasen, oder Angstwelpen, so weit sein. Er konnte doch nicht ewig an ihr hängen. Da sollte er sich nur mal mich ansehen, den starken und mutigen Avis, der sich sogar manchmal schon alleine den Sonnenaufgang ansah.
Langsam stand ich wieder auf und bewegte mich in Richtung meines Bruders, so hatte ich doch kurzfristig für ihn beschlossen, dass heute der große Tag war. Leicht nervös - und dennoch ziemlich selbstbewusst – stapfte ich also zurück.

"Kimya? Kimyaaaahaaaaa....."

So leise wie es nur ging hatte ich mich neben ihn geschlichen und ihm die Worte in eines seiner Ohren geflüstert, ehe ich ihm großzügig über die Schnauze leckte, und schließlich das halbe Ohr im Mund hatte.

"Steh auuuf."

Eine Mischung aus nuscheln und flüstern war, es die Kimya verstanden hatte, wenn überhaupt. Er sollte aufstehen, sich beeilen, mir nach draußen folgen, und staunen.



- Kimya - 08.01.2012

Ich fands toll zu träumen, denn in meiner Traumwelt war ich derjenige, der bestimmen konnte, was als nächstes passierte, auch wenn es manchmal nur indirekt war. Ich hatte immer ganz herrliche Träume, von bunten Blumenwieden, reissenden Flüssen, die mir aber nicht gefährlich werden konnten und hohen, grünen Bäumen mit rauschenden Blättern. Ich war gerade am Fluss und wollte meine Nase ins Wasser halten, um zu fühlen, wie schön es sich an meiner Haut anfühlte... Da kam es mir viel zu lebendig vor, wie kalt meine Nase plötzlich wurde. Als mein Kopf dann ruckartig zur Seite gezogen wurde, wachte ich auf und schaute verwirrt in das noch verschwommene Gesicht meines Bruders. Ich brauchte einen kurzen Moment, dann drang auch seine Stimme bis zu mein Ohr rüber. Bevor ich ihm antwortete, gähnte ich erst ausgiebig. So lange konnte Avis sicher noch warten. Dann schüttelte ich mich, wobei mein Ohr, dass sich bis gerade noch in dem Mund des kleinen Rüdens befunden hatte, sich wieder befreite. Ein kurzer Blick huschte zu meiner Mutter, die noch am schlafen war. Bemüht leise antwortete ich ihm.

“Morgen.. Was ist denn los?“

, sagte ich und gähnte anschließend wieder, während ich meine Glieder streckte. Langsam bekam ich wieder mehr von der Welt um mich herum mit und der Traum rückte in weite Ferne.. Schade.. Wieder ein Traum vorbei. Bis nächste Nacht dann., dachte ich mir und schaute dann zu meinem Bruder. Was war denn mit ihm los? Dass er ein Frühaufsteher war, war mir ja bekannt, aber bisher hatte er mich um die Uhrzeit verschont. Und ich war ja selber kein Langschläfer, aber ein bisschen träumen wollte ich schon und das ging nunmal am besten Nachts. Ich schaute an Avis vorbei aus der Höhle. Es war noch nicht einmal wirklich hell.. Ich war drauf und dran mich einfach wieder hinzulegen, irgendwann würde er sicher aufgeben und alleine weiter spielen. Aber.. würde das etwas bringen? An Schlaf war jetzt sowieso nicht mehr zu denken, also konnte ich auch gleich wach bleiben und mir anhören, was Avis zu sagen hatte.

Ich stand auf, ging ein paar Schritte zum Höhlenausgang und drehte mich dann noch einmal zu meinem Bruder um und schaute ihn erwartungsvoll an. Was er sich wohl dieses Mal wieder ausgedacht hatte? Hatte er einen toten Frosch gefunden? Oder eine Maus gefangen? Oder eine unbewohnte (oder vielleicht doch bewohnte) Höhle gefunden? Bei ihm konnte man ja nie wissen...



- Avis - 09.01.2012

Mit großen Augen blickte ich auf meinen Bruder hinunter. Warum war er denn immer so langsam? Ich seufzte, und hatte meine Lefzen kurz hochgezogen, als er mich dann bemerkt hatte. Endlich! Konnte ja eigentlich nicht so schwer sein sich aufzuraffen. Nunja, außer man hieß Kimya und war ein Langschläfer ... Das bekam ich mal wieder zu spüren, beziehungsweise zu sehen. Und nun auch noch dieses Gähnen! Aber mein Bruder war wie er war ... ohne manieren. Oder kam es mir bloß so vor? Nein, nein, dass konnte so nicht sein. Weniger interessiert sah ich ihm nun zu, wie er langsam wach wurde, und sein dünnes Stimmchen erhob. Vorsichtig lauschte ich also seinen Worten, und war wenig überrascht über diese. Natürlich wollte er mal wieder wissen was los war, etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet. Doch verraten wollte ich nichts, immerhin sollte es ja eine Überraschung werden.

"Wirst du schon sehen."

Und vielleicht würde er sich irgendwann noch einmal an diesen Morgen zurück erinnern, als einen der schönsten die er erlebt hatte. Natürlich, wir beide waren noch Welpen, doch Mutter und die anderen Wölfe hatten bestimmt auch alle so einen Moment, der für sie etwas bedeutete und somit als unvergesslich galt. Genau so einen Moment wollte ich nun meinem Bruder bescheren, da ich genau wusste, dass ich manchmal ziemlich frech sein konnte. Doch sollte Kimya sich nicht nur an meine nervigen Seiten erinnern ... ich wollte ihm zeigen, dass ich auch anders sein konnte wenn ich wollte. Nun, nicht direkt anders, aber vielleicht ein wenig höflicher.
Vorsichtig zog ich ihn noch einmal kurz am Ohr, woraufhin ein prüfender Blick zu Arkanis und wieder zurück zu Kimya glitt. Das er vor mir am Höhlenein, - beziehungsweise ausgang – sein würde, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Doch natürlich war mein Bruder nicht dumm, und er konnte sich denken wo ich hin wollte, aber nicht woraufhin ich hinaus wollte. Schnell folgte ich ihm also und meine Rute wedelte fröhlich hin und her, während ich wenige kleine Sprünge hinaus machte.

"Komm schon, schnell schnell schnell!"

rief ich nun in einem etwas lauteren Ton. Hoffentlich hatten die anderen Wölfe mich nicht gehört.
Mit einem breiten Grinsen in meinem Gesicht wartete ich also nun auf Kimya.



- Kimya - 10.01.2012

Obwohl ich vor Avis am Höhlenausgang stand, war ich ihm immer noch nicht schnell genug. Ich rollte mit den Augen und schaute ihn dann wieder ruhig an. Manchmal war er mir ein bisschen zu unruhig, aber im Grunde war er es auch, der mich für die meisten Abenteuer begeisterte, an die ich mich am Ende so gut und gerne erinnern konnte. Ich selber konnte mich dafür selten aufraffen und war oft ein bisschen gefangen in meiner Welt. Es war also gut, dass ich Avis als Bruder hatte, der mich wachrütteln und ein bisschen mitschleifen konnte – und es auch wollte, was nicht selbstverständlich war. Aber wir waren eben Brüder und das war eine Verbundenheit, die es auch unter den besten Freunden nicht geben konnte. Ein bisschen schneller nun, um Avis nicht unnötig ungeduldig zu machen, lief ich ihm hinterher, immer noch bedacht, so leise wie möglich zu sein, um die anderen nicht aufzuwecken.

“Komm, erzähl schon“

flüsterte ich leise und langsam ungeduldig. Ich mochte es nicht, wenn ich nicht wusste, wohin der Weg mich führte. Ich war ein bisschen unflexibel, schon jetzt, und war lieber auf jede Situation vorbereitet, was mit Avis eher selten möglich war, denn er hatte Gefallen daran gefunden, mich in jedes Abenteuer reinzuschubsen, bevor ich überhaupt bereit dafür war.

“Warum muss das überhaupt so früh am Morgen sein.. Und wo gehen wir hin?“

Ich wurde langsam genervter und spiegelte das so gut wie möglich in meinem Ton wieder. Ich würde ihm ja doch höchstwahrscheinlich folgen, warum konnte er es mir nicht einfach sagen, damit ich nicht zu platzen brauchte?



- Avis - 11.01.2012

Meine Augen glänzten vor stolz, als ich ungeduldig auf Kimya ein wenig des Höhleneingansg entfernt auf ihn wartete. Ich hatte es geschafft, meinen Bruder aus dem Schlaf zu reißen, und ihn nach draußen zu bekommen. Wenn das noch keine Meisterleistung an sich war, dann wusste ich auch nicht weiter. Denn so einfach war es nicht, zumindest nicht für mich, und auch nicht meinem empfinden nach. Aber nunja. Meine Rute pendelte weiterhin fröhlich hin und her, und so lief ich wenige Schritte weiter, in Richtung des dichteren Waldes. Vorsichtig nickte ich meinem Bruder zu, der schon wieder Fragen stellte. Wieso, Weshalb, Warum, und das alles waren Dinge, die er gerne klärte bevor er sich zu einem Abenteuer aufmachte, tat er es denn überhaupt einmal. Warum konnte Kimya die Dinge nicht hinnehmen, so wie sie auf ihn zukommen würden? Das war doch grade das spannende an der ganzen Sache, fand zumindest ich, und streckte ihm nur demonstrativ die Zunge entgegen.

"Du wirst es schon sehen. Früh genug, hoffe ich ..."

Denn entgegen meiner Vorstellungen – oder Erwartungen – hatte die Sonne sich noch nicht allzu viel bewegt, seitdem ich in der Höhle gewesen war. Also hatte das ganze Spektakel um meinen Bruder Kimya doch nicht ganz so lange gedauert, wie ich es zunächst angenommen hatte.
Vorsichtig und aus Spaß heraus, drehte ich mich ein paar mal auf der Stelle, ehe ich zum Stillstand kam, und mich langsam auf den Boden legte, auf dem sich schließlich auch mein Kopf befand. Glücklich kniff ich kurz die Augen zusammen, hob aber sogleich meinen Kopf wieder an, um mit Kimya ordentlich kommunizieren zu können.

"Wir bleiben hier, also in der Nähe von der Höhle. Keine Sorge, du wirst schon sehen."

Davon machte mein Bruder sich ja schon genug, und wohlmöglich für die gesamte Truppe asureichend. Oder es kam mir so vor, schien zumindest ziemlich logisch. Aber ja, um die Sonne einmal – zumindest fast – vollständig aufgehen zu sehen, musste man ja nicht einen Ort gehen, wo die Bäume einem nur so die Sicht verdeckten.
Mit großen Augen sah ich nun also dem Himmel entgegen, und streckte ihm sogleich meinen Kopf hin. Wenn Kimya jetzt einmal auf mich hörte, hätte ich es geschafft.

"Sieeeeeeeeeh hin!"

befahl ich ihm also quasi. Da wollte und sollte alles Jammern und Quängeln nicht helfen, mein Bruder hatte – zumindest für diesem Moment – zu tun, was ich sagte, und für richtig hielt. Und das war es absolut. Und wenn ich ihn schon einmal so von mir überzeugen konnte, würde es danach vielleicht sogar noch für ein Spiel reichen ...



- Kimya - 12.01.2012

Wolfenskinder, war Avis heute wieder hibbelig. Ich war doch schon draussen und man konnte meinen, dass ich mich schon ziemlich hatte motivieren lassen. Und trotzdem hüpfte er immer noch ungeduldig um mich herum, wusste aber selber wohl nicht mehr wohin und blieb einfach etwas weiter entfernt vom Höhleneingang stehen. Ich legte den Kopf fragend zur Seite und fing an daran zu zweifeln, ob das hier alles Sinn ergab. Vielleicht war das ja auch nur ein Späßchen von ihm, womöglich ein Streich, nur um mich zu wecken. Ich wollte schon ein bisschen sauer werden und ihm etwas zurufen, da befahl – ja, er befahl - er mir, nach oben zu schauen. Jetzt erwartete ich etwas absolut spektakuläres, einen großen Greifvogel oder sowas, irgendetwas was mich wirklich überwältigen würde und während ich langsam meinen Blick zum Himmel richtete und mein Herz zu klopfen begann, sah ich … nichts. Einen Moment lang suchte ich den Horizont, den Himmel, alles, ab um auszuschließen, dass ich es einfach übersehen hatte. Aber da war einfach gar nichts. Immer noch nach oben schauend grummelte ich leise ein paar Worte.

“Willst du mich eigentlich nur ärgern?“

Doch während ich noch sprach, sah ich ganz hinten, ganz dicht bei den Bäumen, ein helles, leicht rotes Licht, dass wie Flammen zwischen den Blättern langsam nach oben loderte, stärker wurde und versprach, den ganzen Himmel zu beleuchten. Blinzelnd konnte ich meinen Blick nicht von der Stelle abwenden und ich vergaß die Zeit um mich herum. Ich beobachtete, wie das Licht stärker wurde, wie es sich ausbreitete, erst intensiver, dann schwächer wurde und während ich dabei zuschaute, roch ich den Morgentau, hörte wie die Welt um mich herum zum Leben erwachte, die Vögel aus ihren Nestern kletterten und alles so frisch und unberührt roch, wie ich es noch nie gerochen hatte. Wenn die Welt nur immer so wäre... Nach einer ganzen Weile schaute ich dann wieder zu Avis, lief dann, ein bisschen hüpfend, so wie er es tat, wenn er ungeduldig war, zu ihm und stubste ihn mit meiner Nase an.

“Danke, das war schön.“

, sagte ich nur und schon das wirkte irgendwie komisch. Dass mein kleiner Bruder ein Auge für sowas hatte, hätte ich wirklich nicht gedacht. Aber ich war ihm wirklich dankbar dafür, dass er mich aus der Höhle gezerrt hatte und ich nahm mir vor, nun öfters so früh aufzustehen. Weil es ja nicht nur der Sonnenaufgang an sich war, sondern eben auch das Gefühl, der erste zu sein, der heute auf diesem Gras lief.



- Avis - 14.01.2012

Natürlich dauerte es – entgegen meiner Vorstellungen – ein wenig länger, bis wir endlich sehen konnten, wie schön die Sonne war. So war es mir eigentlich klar gewesen, dass Kimya zunächst denken würde, dass ich ihn bloß reinlegen wollte. Doch bei allem was ich bieten konnte – nein, dieses mal wollte ich es wirklich nicht, auch wenn es mir sonst desöfteren Spaß bereitet hatte. Allerdings, so musste ich zugeben, war ich auch noch ein wenig Müde gewesen, als ich meinen Bruder geweckt hatte. Ja, dieses mal war ich wirklich früh aufgewacht, aber das war ja auch nicht so schlecht gewesen, oder? Vorsichtig stand ich auf, schüttelte mich kurz, und legte mich dann wieder hin, während mein Blick noch auf Kimya ruhte. So langsam schien auch er verstanden zu haben, worauf ich hinaus wollte.
Mit großen Augen erwartete ich also freudig das immer wiederkehrende Spektakel, und meine Rute wischte praktisch über den etwas feuchten Waldboden, auf dem ich noch immer lag.
So färbte sich der Himmel erst leicht rot, und wurde schließlich immer heller. Ja, von hier aus konnte man das ganze doch viel besser betrachten, wie in einem Wald. Rot war immerhin eine wirklich schöne Farbe, und ich glaubte fest daran, nun auch Kimya davon überzeugt zu haben. Doch anstatt zu ihm zusehen, blickte ich viel lieber weiterhin den Himmel an, und war jetzt noch stolzer darauf, das ganze entdeckt zu haben, als vorher. Leicht müde legte ich meinen Kopf wieder auf den Boden und rollte mich zur Seite. Und wäre Kimya nicht gekommen und hätte mich angestupst, wäre ich vermutlich so eingeschlafen. Doch nun zuckte ich kurz zusammen, und nickte.

"Das hab ich doch gerne gemacht!"

Mit einem Satz war ich gleich wieder aufgesprungen und hatte stolz meinen Kopf erhoben. Gerne getan hatte ich es wirklich, doch selbstverständlich war es für mich eigentlich nicht. Nein, zuerst hatte ich wirklich daran gedacht, es für mich zu behalten. Aber nun war ich irgendwie glücklich darüber, dass Kimya das auch einmal gesehen hatte.

"Komm schon, Kimya. Du willst doch nicht etwa wieder schlafen?"

Vorsichtig drehte ich mich um und lief wenige Schritte in Richtung des dichteren Waldes. Jetzt galt es, ein wenig Spaß zu haben ...



- Kimya - 20.01.2012

Die Sonne war noch gar nicht wirklich aufgegangen, da dachte Avis wieder an Abenteuer und Unternehmungen.. Kurz überlegte ich, ob er mich mit dem Sonnenaufgang nicht nur gut hatte stimmen wollen, um mich anschließend leichter rumkriegen zu können, ihm in den Wald zu folgen. Ich zögerte einen Moment. Eigentlich wollte ich jetzt nicht hektisch durch die Gegend rennen. Avis hatte es immer so eilig und ich ging höchstens mal in Ruhe spazieren... Trotzdem hatte mein Bruder mir jetzt diesen schönen Moment verschafft, da musste ich mich irgendwie kooperativ zeigen. Deswegen stand ich auf, leicht mit der Rute wedelnd, und folge ihm, ohne zu zeigen, dass ich nicht ganz so Feuer und Flamme war, wie er sich vielleicht wünschte.

Im Wald selber war es noch etwas dunkler und von dem roten Himmel war erstmal nichts zu sehen, denn dieser wurde von vielen Blättern und Stämmen verborgen. Trotzdem konnte ich sehen, die ein paar Tierchen aus ihren Löchern krochen und den Tag begrüßten. Zwei Wolswelpen waren da wohl gerade nicht gerne gesehen und sicher hätten Avis und ich Glück bei der Jagd nach ein paar unvorsichtigen Kröten... Aber darauf war ich gerade nicht aus. Und Avis? Er würde mir schon früh genug mitteilen, was er für heute geplant hatte. Eins war aber sicher, so ruhig wie gerade eben würde es für mich nicht werden.



- Avis - 22.01.2012

Schnell bewegten sich meine Pfoten, und ich lief ein wenig tiefer in den Wald hinein. Ja, hier war es noch dunkel, oder zumindest dunkler als zuvor, und ich blickte mich neugierig um. All zu oft war ich auch noch nicht hier gewesen, nicht um diese Tageszeit. Ja, es war wirklich noch ziemlich früh, doch machte es Spaß zu beobachten, was so passierte. Es fühlte sich gut an, als meine Pfoten über den noch vom Morgentau feuchten Boden strichen. Also blickte ich mich zu meinem Bruder um, um sicherzugehen, dass er mir auch wirklich folgte. Zum Glück bestätigte sich mein Verdacht, dass er sich wieder schlafen legen würde, nicht, weshalb ich ihm freundlich zunickte und ihm ein freudiges Lächeln schenkte, während meine Rute mindestens ebenso erfreut hin und her pendelte. Die Situation schrie praktisch nach Spaß, Aufregung, einem Abenteuer! Normalerweise war Kimya ja von solchen Dingen nicht all zu sehr überzeugt, doch vielleicht konnte ich es ja schaffen. Einen Versuch war es Wert.
Leicht legte ich meinen Kopf schief und betrachtete so meinen Bruder, ehe ich meine Zunge aus dem Fang hängen lies. Er sollte lachen, mal etwas glücklicher und freundlicher sein, und nicht immer so traurig auf andere wirken. Vermutlich war er noch nicht einmal traurig, aber innerlich stimmte es mich traurig, dass er dennoch so aussah.

"Lach mal."

Also forderte ich ihn auf, und lief langsam aber sicher einige Schritte rückwärts tiefer in den Wald hinein. "Traust du dich mit mir in den Wald?" Mein Blick und meine Körperhaltung waren Selbstsicher, und trotzdem ein wenig angespannt. So weit war ich auch noch nie alleine gegangen. Aber wnen Kimya mitkam, dann war ich ja nicht mehr alleine.



- Kimya - 15.02.2012

Ich seufzte leise, als der ruhige Moment des Sonnenaufgangs sich einem Ende zuneigte. Avis war pure Euphorie und versuchte mich zu einem Spaziergang im Wald zu animieren... Jetzt, da es aber wieder der gewohnte Wahnsinn zu werden schien, überrannte mich die Müdigkeit erneut. Ich war es wirklich nicht gewohnt, die Höhle so früh zu verlassen. Aber vielleicht lag es ja gerade daran, also an meiner Müdigkeit und der Unfähigkeit deswegen einen klaren Gedanken zu fassen, dass ich Avis ohne zu murren folgte. Und als ich gefragt wurde, ob ich mich mit ihm in den Wald trauen würde, gab ich die dümmste Antwort, zu der ich in diesem Moment in der Lage war:

“Natürlich, warum nicht?“

Schon nachdem ich nach den Worten Luft geholt hatte, bereute ich sie wieder.. Und trotzdem bewegten meine Pfoten sich Avis hinterher Richtung Wald.. Diese Müdigkeit! Nie wieder würde ich so früh aufstehen, das tat mir einfach nicht gut. Nur der Wald selbst wusste, wo man uns heute, ein paar Stunden später, wieder aufsammeln würde... Verheddert in Zweigen oder in Löchern feststeckend... Und trotzdem. Die frische Luft wirkte wie betäubend. Ja, jetzt war ich irgendwie doch bereit für ein Abenteuer.

Plötzlich, einfach aus Lust und Laune, fing ich an ein wenig herumzuspringen und überholte meinen Bruder. Meine Pfoten fühlten sich leicht an und jeder Sprung wirkte befreiend. Ich hatte den Wald schon erreicht, da drehte ich mich zu ihm um.

“Du hast sicher nichts bestimmtes geplant, oder?“

Was für eine dumme Frage eigentlich.. Avis plante doch nie etwas, es gelang ihm trotzdem irgendwie etwas anzustellen oder in etwas hineinzugeraten. Das würde heute sicher auch passieren. Und dieses Mal würde ich nicht seufzen und genervt reagieren, nein, heute war ich bereit!