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Skadi und Tamias / nach Passus III - Druckversion

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Skadi und Tamias / nach Passus III - Tamias - 03.11.2011

Und wieder dämmerte es. Dieser Tag war genauso gewesen wie die letzten Tage auch. Der Hunger war gestillt, ab und zu stand ich mal auf um meine Kehle zu befeuchten und mir ein wenig die Pfoten zu vertreten. Ich war vor einigen Tagen durch den Wald gezogen. Ich konnte manchmal einfach diesen Welpengeruch nicht mehr ertragen und so langsam erschien mir diese andere Gruppe, diese Fremden, als ungefährlich.
Ich war einfach auch noch nicht daran interessiert die Wölfe näher kennen zu lernen. Mir war unglaublich langweilig und spielte schon mit dem Gedanken die Gruppe zu verlassen. Doch etwas hielt mich hier. Etwas brachte mich dazu hier zu verweilen, mich gegen meinen Willen hier festzuhalten.
Ja es war teilweise auch Kaya, der Graue dem ich mittlerweile sogar ein wenig vertraute. Aber vielmehr war es Skadi. Wir hatten noch nie viel mit einander gesprochen, doch genau das schätzte ich. Egal wie verärgert ich gewesen bin, sie besaß immer einen gewissen Schutz. Sie hielt mich zurück, wenn ich zu große Schritte vorran gehen wollte.
Doch vergleichbar mit Kaya und Velvet war das nicht. Die beiden turtelten ständig und es sah viel vertrauter aus als das, was zwischen Skadi und mir war.
Ich erhob mich, streckte meine Muskeln und schüttelte den Dreck aus meinem Fell.
Ein sanfter Blick zu Skadi. Würde sie folgen? Ich hoffte es.
Langsam bewegte ich mich in Richtung Fluss. Meine Kehle war wieder mal trocken und ich wollte den Ausblick auf die Wiese genießen. Die Sonne ging unter und unser Waldstück lag erhöht. Man hatte einen wundervollen Ausblick. Noch einmal drehte ich mich zu Skadi um.



- Skadi - 05.11.2011

Ich lag etwas abseits von allen anderen. Relativ nahe von mir waren Tamias, Kaya und Velvet. Auch Kheran lag eher bei uns, als bei 'den anderen' Lediglich Tryss mischte sich zwischen die Gruppen. Sonst erkannte man, als wäre eine leuchtende, rote Linie gezogen, wer zuvor zu wem gehörte - und wer eben nicht. Wir waren, bis jetzt, keine große Gruppe. Nein, wir waren zwei Gruppen, die nebeneinander her lebten. Die die Jagten zusammen bestritten, aber alleine fraßen. Wir beschützten uns, aber würden in gegensätzliche Richtungen flüchten...
Ich kaute auf einem dicken Unterschenkelknochen von einem Reh. Schon lange war das Fleisch davon abgefressen, aber das innen liegende Knochenmark, dass so weich, im Gegensatz zu der harten Hülle war, schmeckte unvergesslich gut. Außerdem tat es meinem Kiefer gut, der durch das gekaue auf dieser harten Substanz nicht seine kraft verlor. Im Gegensatz: Er wurde dadurch nur gestärkt. Auch wenn kurz darauf meist eine 'Kiefersperre' da war. Ein leichter Schmerz beim bewegen des Mauls, ganz hinten wo die letzten Zähne kauerten. Aber das war nicht schlimm. Und ich war daran gewöhnt. Und es hinderte mich an nichts!
Dann sah ich, wie Tamias auf stand. Ich ließ von dem Knochen ab und sah aufmerksam zu dem Rüden. Wo wollte er hin? In die Sonne, oder weiter weg? Als er mich an sah, lächelte ich, aber er ging weiter. Dann kam er dem angrenzenden Wald, unserer kleinen Lichtung vor der Höhle, näher - ich war schon kurz davor ihm hinterher zu laufen. Weg von den Welpen. Weg von den erforschenden Blicken der 'anderen'. Aber was, wenn Tamias alleine sein wollte? Er war eher der Rüde, der die Stille suchte. Doch dann kam ein weiterer Blick zu mir. Das war meine Einladung! Ganz eindeutig!
Ich ließ nicht länger auf mich warten, stand schnell auf und trabte schnellen Schrittes dem großen Rüden hinterher. Weg von hier! Der Knochen, abgekaut und besabbert wie er war, ließ ich zurück. Sollte sich wer anders damit beschäftigen, oder liegen bleiben, bis ich ihn wieder an mich nahm. Ich hatte Tamias eingeholt. Meine Rute wedelte vor Freude hin und her. Als ich mein Tempo zügelte und dem gemächlichen Schritts Tamias' angepasst hatte, wurde auch meine Rute langsamer. Dennoch schwang sie langsam von einer zur anderen Seite.

"Wo geht es hin?"

fragte ich mit sanfter, leiser Stimme. Mir war es egal, Hauptsache erst ein Mal weg. Pause von der unangenehmen Lage dort - für mich.



- Tamias - 05.11.2011

Eindeutig verstand Skadi mein Angebot und so haftete sie mir zugleich auch an den Fersen. Da gehörte sie schließlich auch hin.
Ein zufriedenes, sanftes Lächeln entglitt meinen Zügen als sie wieder bei mir war, dennoch unterband ich sie zu berühren. Sie fragte mich wohin wir gehen würden. Eigentlich wollte ich nur zu der Lichtung und den Ausblick mit ihr genießen.

"Auszeit?"

Fragte ich mehr oder weniger. Ich spürte doch auch, dass sie die Anwesenheit der Welpen nicht besonders schätzte. Ein Thema für ein Gespräch? Wieso beäugte sie die Welpen mit einem Blick, den ich nicht einordnen konnte?
Doch wieder folgte ein Lächeln, würden wir es noch mal versuchen zu spielen? Wenn ich ihr nun in die Vorderpfote zwicken würde, wäre sie dann stutzig oder würde sie sich darauf einlassen? Vielleicht sollten wir uns noch ein wenig von dem Getummel entfernen.
Leichten Trabes verschwanden wir im dunkeln des Waldes.



- Skadi - 05.11.2011

Ich war erleichtert, als ich das Lächeln von Tamias bemerkte. Es zeigte mir, dass ich seine Blicke richtig aufgefasst hatte: Als Einladung mit zu kommen. Doch die Frage, wo wir hin gingen, beantwortete er mir nicht richtig. Nicht so, wie man eine Frage eigentlich Beantwortete. War es ein Geheimnis? Eine Überraschung? Oder einfach nur eine Wanderung ohne Ziel? Ich dachte nicht länger darüber nach. Es war mir eigentlich egal, wie er schon sagte, einfach eine Auszeit. Also nickte ich zuerst.

"Ja, etwas Luft tut gut. Ruhe, einfach mal etwas Abseits..."

Ich plapperte mehr vor mir hin, also sah ich ihn bei den Worten auch nicht an.
Wir hatten die ersten Bäume hinter der Lichtung passiert. Bäume, die uns einen Sichtschutz boten und den Geruch der großen Gruppe etwas abschirmten. Als mir das bewusst wurde, wurde mein Schritt fast zu einem leichten tänzeln. Schlichte Erleichterung drang durch. Ich war gewiss nicht das erste Mal von der Wurfhöhle weiter weg gegangen, aber jedes Mal fühlte ich mich besser, wenn ich etwas 'Welpenfreie' Luft atmen konnte und ich nicht damit rechnen musste, dass so ein Fellhaufen zu mir kommen würde um mich beschnuppern zu wollen - was bisher zum Glück noch nicht vorgekommen war.
Die Sonne hatte schon längst den höchsten Punkt überschritten und zog sich langsam zurück um dem Mond Platz zu machen. Der Himmel war in einem sanften orangenen Ton gefärbt und Vögel fingen an sich in Schwärmen über unsere Köpfe hinweg zu bewegen. Sie suchten einen Rastplatz für die Nacht - wie jeden Abend. Ein wunderbares Schauspiel, wenn schwarze Teppiche über einem hinweg fliegen um sich in dieser riesigen Gruppe ein gemeinsames Plätzchen zu suchen. Als würde alles was sie zusammen machen immer gelingen. Also gäbe es zwischen ihnen eine genaue Ordnung und kein Streit. Würde das bei unserer Wolfgruppe auch irgendwann ein Mal funktionieren? Ich glaubte da kaum dran. Wir waren alle zu verschieden, wollten alle verstanden und angehört werden. Uns solche Gespräche würden irgendwann zu einem kleinen Streit oder sogar einer größeren Auseinandersetzung führen.



- Tamias - 05.11.2011

Ich atmete die frische Luft noch einmal tief ein. Herrlich. Sie war so frisch, so rein, so natürlich. Die Zusammenkunft von Walderde, Laub, Kriechgetier, Rinde und so weiter.. sie bildeten eine wunderbare Luft. Als ich sie einatmete, schloss ich kurz die Augen und das Lächeln aus meinem Gesicht verschwand dabei nicht.
Als ich meine bernsteinfarbenen Augen jedoch wieder öffnete besorgte mich der Anblick.

"Was bedrückt dich, Skadi?"

Irgendetwas in ihrem Gesichtsausdruck ließ mich erahnen, dass sie sich sorgte. Das sie etwas bedrückte. Das irgendetwas nicht stimmte. Waren es die Welpen oder die Gemeinschaft als solches?
Und wieso interessierte es mich so sehr?
Ich spürte, wie sie sich langsam entspannte und es beruhigte mich. Auch an ihrem Gang erkannte ich, dass sie lockerer wurde, je weiter wir die Gruppe verließen.
Der Wald bot uns nun Schutz und die anderen Wölfe waren außer Sichtweite. Vor uns lag die Lichtung, die uns diesen schönen Ausblick bot.
Wir erreichten sie, noch bevor Skadi mir antwortete. Und als ich sah, wie schön die Natur doch war, wie die Farben leuchteten, die Vögel ihre Rufe durch die Luft schallen ließen war ich leicht verblüfft. So schön hatte ich den Anblick nun doch nicht in Erinnerung. Vor uns lag die Welt zu Pfoten, ein unglaublich schöner Ort. Wir konnten auf die Baumkronen herrab sehen und durch die Laute der Tiere erahnen was sich dort unten abspielte. Neben uns plätscherte der kleine Wasserfall die Schlucht hinab.
Mein Blick fiel wieder aus Skadi, schließlich war sie mir noch eine Antwort schuldig. Mit ruhigem Blick sah ich sie an und mir fiel auf, wie wunderschön ihr sonst braunes Fell in einem rötlichen Ton schimmerte. Nun fing auch ich an mich zu entspannen.



- Skadi - 07.11.2011

In einem angenehmen Trab lief ich neben Tamias her. Die Vögel, die hoch gewachsenen Bäume, der Wind - ja fast alles faszinierte mich in diesem Moment. Das Gefühl von Freiheit wehte durch mein Fell und ich fühlte mich einfach gut. Wäre da nicht die Stimme von Tamias gewesen, die mir eine Frage stellte. Was bedrückte mich? Ich stockte in meinem Schritt, setzte sogar einen ganzen Schritt aus. Schnell hatte ich mich wieder an Tamias Seite geheftet, aber ich unterdrückte es zu antworten. Nein, ich wollte darauf jetzt nicht antworten, nicht in diesem Moment, nicht beim Laufen und nicht so kurz und knapp. Auf der anderen Seite wollte ich, jetzt wo ich die 'Sorge' für wenigstens kurze Zeit hinter mir gelassen hatte, auch nicht in dieser Situation darüber reden. Aber irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass es auch hilfreich sein konnte, einfach mal reden. Trotzdem blieb meine Stimme erst ein Mal stumm und ich zog wissbegierig die Umgebung in mir auf. Seit ich zu Tryss, Arkanis, Tamias und Kaya gestoßen war, gab es dazu keine Gelegenheit. Selbst wenn die Zeit da war, war es unnütz: Wieso eine Gegend einprägen, wenn sie in wenigen Stunden eh wieder verlassen wurde?
Dann kamen wir endlich an. Wir waren auf einer Lichtung, die erhoben lag. Wenn man einfach nur gerade aus sah, lagen die Baumkronen in einem sanften Rotton unter uns. Der Himmel sah atemberaubend aus. In diesem Moment kam ich mir einzigartig vor. Frei, Sorglos und einfach nur genießend. Frische, langsam abkühlende Luft umgab mich, unangetastete Natur lag wie weit das Auge reichte vor mir. Ich bemerkte den kleinen Wasserfall, der neben uns in die Tiefe ragte. Plätschernd flog das Wasser herunter, um dort die Erde mit Feuchtigkeit zu benetzen und den Tieren Flüssigkeit zu spenden. Das wollte ich mir auch erst ein Mal gönnen. Ich ging die wenigen Schritte zum Wasser und hielt meine Zunge in das kalte Nass. Es fühlte sich wunderbar an, wie das Wasser meine Zunge benetzte. Erst als sie völlig nass und sich von der Temperatur ans kalte Wasser gewöhnt hatte, fing ich an einige Schlucke zu nehmen. Dann ließ ich von dem Wasser ab und ging zu Tamias. Ich setzte mich neben ihm. Nahe genug, um seine Körperwärme zu spüren, jedoch nicht so nah, dass sich unser Fell berührte. Er sah mich an und ich konnte erkennen, dass er auf eine Antwort wartete.

"Ich kann mit den Welpen nicht um. Nicht, weil sie mir unsympathisch sind oder so... Ich kann einfach ihre Anwesenheit nicht ertragen."

Ich sprach, ohne ihn an zu sehen. Irgendwie konnte ich ihn nicht ansehen. Welche Fähe behauptete denn von sich, dass sie Welpen in ihrer Nähe nicht ertragen konnte? Was warf das für ein Bild auf mich? Ich wandte nachdem ich es ausgesprochen hatte den Blick zu Seite ab.



- Tamias - 07.11.2011

In dem Moment, als Skadi ihre Worte aussprach, verging mein Lächeln.
Sie konnte die Welpen nicht ertragen? Ich schätzte die Anwesenheit der Welpen nun auch nicht grade aber so schlimm war es nun nicht gewese.
Eine besorgte Miene machte sich auf meinem Gesicht breit.
Hatte Skadi etwas schlimmes erlebt? In ihrer Welpenzeit? Oder mit Welpen allgemein? Hatte sie vielleicht schon mal welche gehabt und verloren? An sowas wollte ich jetzt gar nicht denken.
Mein Blick, der auf dem Boden gerichtet war, als die Fähe sprach, gleitete jetzt in ihre Augen, welche jedoch nicht auf mich gerichtet waren.
War ihr das Thema unangenehm? War ich ihr zu dicht auf den Pelz gerückt? Was passierte da grade in ihr? Und sollte sich sie darauf ansprechen? Lieber nicht.

"Möchtest du darüber mit mir reden, wieso das so ist?"

Ich hoffte zu tiefst, ihr damit nicht auf den Pelzkragen getreten zu sein. Ich war kein Meister der großen Worte, aber ein guter Zuhörer. Das musste ich immer gewesen sein, um zu lernen.
Bewusst verdrängte ich den Namen meiner Mentorin. Ich wollte ihn mir nie wieder ins Gedächnis rufen. Niemals würde ich ihn wieder hören und hören wollen. Die Fähe, die mir mein Leben gerettet hatte und mich groß zog, ehe sie verstarb. Ihr hatte ich alles zu verdanken.
Kurz schüttelte ich den Kopf um den Gedanken beiseite zu drängen. Mein Blick glitt über das, was vor uns lag.
Es war so wunderschön hier. Hier war mein kleines Paradies und ich danke Amaroq dafür, diesen Moment genießen zu können. Hier allein .. mit Skadi.



- Skadi - 07.11.2011

Es war mir bewusst, dass Tamias mehr hören wollte. Naja, wirklich bewusst nicht, Tamias war ein Wolf, der sich aus Angelegenheiten die ihn nicht interessierten gut raus halten konnte. Aber ich hatte gehofft, dass er sich für meine 'Angelegenheiten' interessierte - und so war es Freude aber auch gleichzeitig eine kleine Qual, als er nachfragte, ob ich mit ihm reden würde. Hätte ich es absolut nicht gewollt, hätte ich seine erste Frage anders beantwortet. Ich hätte es abgeblockt und darin war ich auch gut. Wenn ich etwas nicht wollte, war ich stur genug, es auch nicht zu tun und mich durch zu setzen. Das ich darüber reden wollte, irgendwie, machte es aber nicht leichter. Es war immer noch meine Vergangenheit. Ein schwarzer Fleck in meiner Geschichte, über den ich noch nie mit jemanden gesprochen hatte. Ein kurzer flüchtiger Blick glitt zu Tamias, ehe ich mich wieder abwandte und auf die Baumkronen vor der Lichtung sah. Dann atmete ich tief durch.

"Ich weiß nicht, ob du es verstehen kannst und ich hoffe, du kehrst mir danach nicht den Rücken zu. Ich habe noch nie mit jemanden gesprochen und..."

Ich brach ab. Ich wollte mich erst dafür im Voraus entschuldigen, wenn ich undeutlich oder Lückenhaft erzählen würde.

"Ich hatte einen Partner, vor langer Zeit. Wir waren zusammen die Alphawölfe von einem kleinen Rudel im überschaulichen Revier. Aber irgendwann ist er in eine beißende, am Boden liegende Falle aus Menschenhand geraten und... Er hat mich weggejagt, ich durfte ihn nicht vor den kommenden Menschen beschützen."

So viel zum Anfang. Obwohl das nicht erklärte, warum ich die Welpen nicht in meiner Nähe ertragen konnte.

"Ich wollte das Rudel holen, aber sie..." , eine kurze Pause und ein unbewusstes Zähne fletschen trat beim Reden auf, als ich die kommenden Worte sprach: "... Sie wollten nicht helfen. Sie vertrieben mich. Sie jagten mich davon, als wär ich ein räudiger Hund, ein Nichtsnutz..."

Ich stand auf und ging um Tamias herum um neben ihm wieder stehen zu bleiben. Meine stumpfen Krallen gruben sich in die weiche Erde.

"Ich war jung, naiv und dumm. Ich bin diesem Rüden gefolgt, als er damals in meine Heimatrudel kam. Er war einfach so anders. Was er von 'draußen', außerhalb der Reviergrenzen erzählten klang spannend und toll. Er war groß, stark und hatte eine unglaubliche Autorität. Keiner hätte ihm den Alphaposten streitig gemacht. Aber ich dummes junges Wesen... Ich war trächtig. Und ich habe es nicht verkraftet, von 'meinem' Rudel ausgestoßen worden zu sein. Zu meinen Eltern zurück hatte ich mich nicht getraut. Ich hatte mich aufgegeben und... Ich habe nichts gegessen, nichts getrunken und Tagelang nutzlos rumvegetiert... Ich habe meine Welpen getötet...."

Die letzten Worte verschluckte ich fast, während ich auf den Wasserlauf neben mir sah. Ich war wütend auf mich. Schon immer war ich deswegen wütend auf mich gewesen und hasste mich dafür, dass ich unschuldige Welpen habe sterben lassen. Das Rudel hatte mich nicht verletzt, sie hatten es mir nur angedroht. Ich hatte also keine Entschuldigung, warum ich nicht mich und das Leben in mir besser beschützt hatte.
Tamias wollte ich nicht ansehen. Ich hätte es gut verstanden, wenn er mir jetzt den Rücken gekehrt hätte. Wenn er mit mir nichts mehr zu tun haben wollte und einfach wortlos ging.



- Tamias - 08.11.2011

Währden Skadi zum Wasser lief und trank, sich neben mich hin setzte, wieder aufstand und um mich herum lief, blieb ich ruhig und entspannt sitzen und beäugte sie bei ihrem Bewegungsdrang. Doch die Geschichte, die sie mir nun erzählte, ließ mich innerlich wütend werden und doch schwang ein Hauch Traurigkeit mit.

"Es tut mir leid um deinen Gefährten. Was passierte kann man nicht mehr rückgängig machen und das ist auch gut so. Es klingt nur alles nicht nach der Skadi, die ich kenne. Was ich sagen möchte ist, dass es dich, zwar auf grausame Art und Weise, geprägt hat und dich zu dem gemacht hat, was du nun bist. Eine starke, selbstbewusst Fähe, die weiß was sie möchte."

Ich wollte sie eigentlich mit den letzten Worten ermuntern, doch schien es mir nun, ausgesprochen, nicht mehr angemessen.

"Jeden Schritt, den du zurück denkst, ist ein verlorener. Du weißt, welchen Fehler du begangen hast, du kannst aus der Vergangenheit nicht mehr lernen. Deswegen solltest du nach vorne schauen. Versuch von dem alten, vergangenen los zu lassen. Ich weiß, das ist nicht einfach. Und jedes mal, wenn du die Welpen siehst, wirst du dich fragen, wie deine ausgesehen hätten, wie ihr Charakter gewesen wäre. Aber dann solltest du dir ins Gedächnis rufen, dass die Welpen vor dir, dafür nichts können. Das es vergangen ist und das es Tage in deinem Leben geben wird, an denen du glücklicher bist als an jenen die hinter dir liegen.Damals, damals, damals.."

ich machte eine Pause und gab ihrem Fang einen Stupser, sodass sie nach vorne sehen musste.

"Schau was vor dir liegt. Das ist das heute, das ist das jetzt. Niemand kann dir das wieder nehmen. Nutze deine Erfahrung und verstehe, was vor dir liegt und genieße."

Konnte sie meine Worte verstehen? Kamen sie bei ihr an? Oder war sie in Gedanken weiter weg als ich dachte? In diesem Moment kam mir meine Vergangenheit so angenehm vor. Doch ich hatte auch verloren, was ich liebte, ich hatte getötet was ich hasste und hatte so einige Leben auf dem Gewissen. Doch nichts ging von mir aus. Es war das Schicksal was bei mir eine große Rolle spielte. Wenn etwas passiert, dann passiert es nicht ohne Grund. Auch wenn man erst einmal blind ist, so wird man irgendwann sehen, wieso das alles so ist und gewesen ist. So dachte ich jedenfalls.



- Skadi - 10.11.2011

Ich hatte meine Geschichte erzählt und nun wartete ich darauf, dass Tamias ging. Aber er machte keine Anstalten. Er sah mich an, mit einem Blick, den ich nicht sehen wollte. Als täte ich ihm leid, obwohl ihm meine nicht leben dürfenden Welpen ihm leid tun müssten!
Meine Ohren zuckten in seine Richtung, als er sein Maul öffnete um zu sprechen. Und das was er sagte, konnte ich nicht nach voll ziehen. Das die Vergangenheit nicht rückgängig gemacht werden konnte, dass war mir bewusst - sonst hätte ich das oft genug getan. Aber dass er so sanft und ruhig sprach, das konnte ich nicht verstehen. Ja, dass er mich sogar in Schutz nahm und Worte sprach, um mich auf zu muntern. Gut sa stehen zu lassen.
Noch immer konnte ich ihn nicht ansehen und ich wollte es auch nicht. Angst, dass seine Worte anderes sprachen als seine Gestik und Mimik äußern würden, hielt meinen Blicl stur zur Seite gehalten. Erst als ich seine Nase an meiner Schnauze fühlte, konnte ich seinen Worten glauben. Dass er mich wirklich nicht verurteilte oder verabscheute. Er stubste mich so an, dass ich meinen Kopf nach vorne drehen musste und auf das Schauspiel vor mir sehen musste. Die Sonne, die mit vielen rötlichen Farben vor uns unter ging und die ganze Welt in diesem friedlichen, sanften Rot tauchte.

Ich ließ alles, was Tamias gesagt hatte, in meinen Ohren wieder klingen. Ich versuchte erst den Harken zu finden. Den Fehler, warum er nicht gegangen war oder wo seine Anschuldigungen versteckt waren. Es so zu sehen, dass ich mir nun keine Vorwürfe mehr machen sollte, hatte ich nie in erwägung gezogen. Zu sehr hatte ich die Wut auf mich selbst in mir gestaut und mir immer wieder gesagt, dass das ein Handeln war, dass niemand verzeihen würde. Nun erbrachte mir Tamias eine ganz andere Reaktion und ich stellte mir kurz die Frage, ob ich es nicht versuchen solle - mir zu verzeihen. Aber ich schüttelte kurz den Kopf.

"Ich werde mir das nie verzeihen können...",

flüsterte ich leise nach vorne, zu der untergehenden Sonne und den Bäumen. Ich atmete tief durch und versuchte nun, wie Tamias es zuvor gesagt hatte, dass was vor mir lag zu genießen. Es dauerte, bis sich meine Muskeln etwas lockerten. Zwar waren sie noch immer angespannt, aber sie standen nicht mehr 'unter Strom'.

"Du schuldest mir nun aber auch einen Fetzen aus der Vergangenheit... irgendwann?"

Es war mehr eine Frage. Jedoch war ich nun nicht mehr in der Lage feinfühlig meine Worte aus zu wählen. Ich wollte nicht hier uns jetzt seine Vergangenheit hören. Ich wollte lediglich nur wissen, ob er sich irgendwann mir gegenüber öffnen könnte. Ob er mir etwas davon anvertrauen würde. Denn sein bisheriges Leben schien auch nicht dem Wunsch eines Wolfes wieder zu spiegeln.