Obscuri
Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

+- Obscuri (https://obscuri.schattenwanderer.net)
+-- Forum: Rollenspiel (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=3)
+--- Forum: Der Weg in den Norden (https://obscuri.schattenwanderer.net/forumdisplay.php?fid=9)
+--- Thema: Passus IV - Der Überläufer (/showthread.php?tid=147)

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16


- Velvet - 11.01.2012

Ein rhytmisches Trommeln lies die Erde erzittern. Sowohl meine Pfoten als auch die meiner Reisegefährten schlugen auf dem Boden auf und wirbelten den Dreck auf als wir versuchten so schnell wie möglich so viel Weg wie möglich zwischen uns und die Bedrohung aufzubringen. Ich lauschte den Worten der anderen doch schwieg ich selbst. Alvarez hatte Recht, wir brauchten eine Methode sie abzuschütteln und Wasser wäre vielleicht wirklich eine gute Idee. Doch ich sah da ein Problem, selbst wenn wir einen Fluss fanden, wir hatten Avis bei uns und dieser war nicht in der Lage durch einen Fluss zu rennen. Nicht das er nicht schaffen könnte, aber seine gringe Größe und sein leichtes Gewicht würde dort zum Nachteil werden. Ich schloss zu Dekaja, Avis und Kaya auf und lief neben letzterem her. Die Erde wirbelte unter den Pfoten auf, wir hinterliesen auf unserer Flucht eine deutliche Spur.

„Wir brauchen unwegsames Gelände. Etwas wohin die Pferde der Menschen nicht folgen können. Ein Fluss wird nichts, nicht mit den kleinen!“

Da Avis die Frage nach seinem Bruder direkt an Dekaja richtete antwortete ich ihm auch nicht. Ich blickte nach hinten um zu sehen ob uns noch jemand folgte und stellte fest das wir nicht vollständig waren. Ich hatte mich nicht getäuscht. Tamias war fort und auch Kheran fehlte. Ich fragte mich wohin die beiden gegangen waren doch für solche Gedanken und einen solchen Austausch war später noch Zeit. Ich hoffte bloß das es ihnen gut ging. Doch die nächsten verzweifelten Worte von Avis verstand ich und auch wenn ich nicht „Onkel Kaya“ war so wollte ich doch sicher gehen das er es verstand.

„Niemand wird dich vergessen. Du musst doch für uns alle das Spiel gewinnen Avis!“

Ein Spiel, auch wenn ich langsam bezweifelte das Avis diese Situation noch als solches hinnahm wollte ich doch wenigstens versuchen ihm weiterhin zu erklären es wäre ein Spiel. Ich hoffte inständig das Arkanis und Kimya in Sicherheit waren, doch die Wölfin würde wissen was für ihre Welpen das beste war. Mein Atem ging schneller und doch war ich mir sicher das ich es noch einige Zeit durchhalten würde. Ich schaute Kaya von der Seite her an, hoffte das auch dieser noch durchhalten würde. Ich hörte mein Herz jagen und spürte in der Erde das beben welches durch die Pfoten der Wölfe um mich herum ausgelöst wurde. Wie lange würde es dauern bis wir endlich in Sicherheit waren?



- Tryss - 12.01.2012

Im Gegensatz zu Avis gefiel mir dieses „Spiel“ überhaupt nicht. Panik, Aufregung, Hetzerei, das alles war absolut nicht meine Welt. Es war mir zuwider. Zutiefst zuwider. Noch mehr zuwider war mir allerdings die Vorstellung in einer Blutlache tot am Boden zu liegen mit gebrochenen Augen und fleischigen Wunden am Körper. Ich wollte nicht so enden wie Kheran und ich wollte keinen der anderen so enden sehen. Nicht einmal Kenzo – der eigntlich mein 'Feind' (was für eine elendig sinnlose Bezeichnung) hätte sein sollen – wünschte ich so ein Schicksal, so ein Ende. Ich lief also, ließ mich von Skadi und Deka mitziehen, bis auch Alvarez, Kaya, Velvet und Avis sich uns anschlossen. Danach ließ ich mich gemeinschaftlich von allen vorantreiben, denn stehenbleiben stand zwischen so vielen Wolfspfoten leider nicht zur Debatte.

Aus der Diskussion über mögliche Fluchtwege hielt ich mich vorerst heraus. Ich wusste nicht, wo man am besten hinflüchten konnte, wo man die Meute am besten abhängte und ich hoffte insgeheim, dass wir bei dieser Auswahl auch nicht allzu gründlich sein mussten. Wenn Kenzo und Tamias ihre Aufgabe gut machen würden. Unsere Leben lagen zu einem großen Teil in den Pfoten dieser beiden. Ich hoffte ebenso inständig, dass sie sich darüber im Klaren waren.

Auch an den Aufmunterungsversuchen, die an Avis gerichtet waren, hielt ich mich heraus. Ich hätte dem jungen Wolf zwar gerne ein paar Worte an den Kopf geworfen. Aber die wären sicher wenig freundlich ausgefallen und nicht so blumig wie die der anderen. Sie meinten es nur gut und wollten den jungen Welpen nicht beunruhigen, aber wenn ihm das Spiel zu langweilig wurde, dann hatten wir ein Problem. Wenn er stehen blieb, würde er nicht so schnell weiterlaufen. Avis war ein Dickschädel, das hatte meine Erfahrung mit ihm gezeigt. Und da die ohnehin nicht die allerbeste war und ich absolut nicht mit dem jungen Rüden umzugehen vermochte, ließ ich einfach jegliche Versuche. Stattdessen versicherte ich mich kurz, dass es allen gut ging. Auf Deka ruhten meine Augen ein wenig länger. Solange ihr und Skadi nichts passierte, war die Welt halbwegs in Ordnung. Glücklicherweise war Arkanis schon mit Kimya geflohen. Die ältere würde auf den Jungen acht geben und ihn in Sicherheit bringen, das wusste ich. Nun, das hoffte ich. Ich wollte Arkanis nicht gerettet haben, um sie jetzt wieder zu verlieren.

„Nein, Fluss... bringt nichts...unwegsames... Gelände... Skadi kennt... Weg.“

stieß ich keuchend während des Laufens mühsam hervor und beteiligte mich nun zum Schluss doch an der Diskussion. Ich wollte nur nicht, dass es in eine falsche Richtung ging. Und ich wollte nicht, dass wir Kenzo und Tami verpassten, wenn diese sich an Skadis kryptische Worte und Wegbeschreibungen hielten. Aber das mussten die anderen unter sich ausmachen, ich beschloss ab sofort den Fang zu halten und lieber weiterzulaufen. Reden und Rennen. Das war beides zusammen viel zu anstrengend und wir würden die Puste noch brauchen, da war ich mir sicher. Ich schloss daher lieber zu Deka auf, für die ich noch ein bisschen meiner kostbaren Luft hergeben würde, und begab mich an ihre Seite, so dass ich sie von außen schützen konnte und niemand anderen dabei behinderte. Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu.

„Alles... in Ordnung?“



- Alvarez - 12.01.2012

Während ich lief, vernahm ich die Worte Avis. Aber da dieser es vorzog seine Fragen an Kaya, oder die andere Fähe zu stellen, machte ich mir nicht mehr die Mühe zu antworten, sondern lief kommentarlos neben ihm her. Meine Lauscher spitzten sich lediglich, als sie davon sprachen, dass der Fluss keine gute Wahl wäre. Ja, Tryss sprach sogar davon, dass er nichts brächte. Ich warf ihm nur kurz einen Blick zu, schwieg mich aber auch darüber aus. Es brachte nichts darüber zu Diskutieren, was etwas in einer solchen Situation brächte und was nicht. Meine Meinung blieb dabei, dass der Fluss die Chance war unsere Spuren wegzuschwemmen. Dies würde bedeuten, wenn wir lang genug mit ihm schwammen, würden die Hunde keine Spur zum verfolgen haben. Vielleicht hatte Velvet ja Recht und Avis war noch zu klein dafür. Also unwegsames Gelände eben. Zumindest würde uns das Zeit verschaffen, denn die Pferde würden nicht mit den Zweibeinern dadurch brechen können. Aber würde uns das auch die Hunden vom Hals halten? Ich bezweifelte das, denn sie waren anatomisch uns sehr ähnlich, wenn nicht sogar gleich. Ihre Körper würden dadurch passen, wo unsere hindurchpassten. Und ihre Nasen würden weiterhin unsere Spur aufnehmen. Zu hoffen blieb also nur, dass die Menschen ihre Köter zurück pfiffen, wenn sie merkten, dass sie nicht weiter vorwärts kamen. Also blieb meiner Wenigkeit nur den Wölfen zu folgen. Allen voran eben Skadi, die anscheinend die Führung für dieses Gebiet übernommen hatte.

[Läuft weiter]



- Kenzo - 13.01.2012

Ich holte rasch auf. Mit eleganter Geschmeidigkeit konnten wir Hunde im Gegensatz zu den Wölfen selten aufwarten, dafür bestach unser Sprint durch Kraft und Imposanz. Wenn ein Hund wie ich sich mit Bestimmtheit in Bewegung setzte, wagte es kaum einer sich ihm in den Weg zu stellen. Hinzu kam meine Wut, die innerlich hochkochte - doch es half nichts. Der Idiot von Wolf überlebte das hier nicht allein, wobei er vielleicht einen Tod durch Menschenhand verdiente.
Der Boden vibrierte unter meinen Pfoten, als wir den Jägern näher kamen und meine Sätze wurden länger, um Tamias endgültig einzuholen. Es galt keine Zeit zu verlieren. Als Tamias ein Tal erwähnte, runzelte ich die Stirn. Ich hatte Skadis Worte vernommen, auch wenn sie mir wenig sagten, vielleicht hatten sie eine Bedeutung für den Wolf, der damit mehr anfangen konnte - und ich hoffte, dass die beiden nicht denselben Ort meinten.

"Deine Freundin sagte... sie wird die anderen zu jenem Tal führen, in dem ihr ward..." , knurrte ich kehlig, als ich beinah Schulter an Schulter mit dem Wolfsrüden lief.

Ich warf einen Seitenblick auf Tamias und wartete ab, wie er reagierte. Falls sich meine Ahnung bestätigte, brauchten wir eine andere Lösung. Wir waren nur zu zweit, auch wenn ich wusste, dass die Jagdhunde der Menschen im Allgemeinen kleiner und wendiger waren als wir, an Kraft jedoch deutlich unterlegen. Wenn sich die ganze Meute jedoch für einen Angriff entschied, hatten wir wohl ein Problem.

"Die Hunde laufen schneller als die Pferde - jedenfalls wenn wir im Wald bleiben oder noch mehr Bodenbewuchs hätten", meinte ich heiser.

Mein Atem ging rasch, der Lauf von vorhin steckte mir noch in den Knochen. Dennoch mussten wir wohl das Risiko wagen. Keine Hunde bedeutete, dass die Menschen unsere Spur verloren und das war vielleicht das einzige, was uns noch retten konnte.

"Wenn wir die Meute sprengen und zumindest den Leithund und ein paar andere erwischen, dann dürften sie die Spur verlieren. Die Menschen brauchen die Hunde - ohne sie sind sie ohne Orientierung."

Nun war die Frage, wie mutig der Wolf tatsächlich war oder ob ihm etwas besseres einfiel. Ich wusste allerdings, dass Wölfe echte Kämpfe gern vermieden, wohingegen sich ein Hund jederzeit in den Kampf stürzte, wenn er musste.



- Skadi - 13.01.2012

Anfangs sah ich noch zurück. Ich schnappte Worte mit Wasser auf, Fluss. Ich schnappte ruhige Worte auf, die wohl dem Welpen galten. Aber ich antwortete nicht. Ich wusste, dass mir alle folgten und somit lag die Verantwortung von dieser Gemeinschaft und dem jungen Wolf, der noch alles vor sich hatte, auf mir. Ich wollte nur schnell an diesem Tal ankommen. Der weg hinab würde noch schwer genug sein und Zeit beanspruchen.
Mein Tempo wurde schneller. Ich horchte nur noch, ob mir die 'Meute' folgte. Umsehen würde zu viel Zeit und Kraft verschwenden. Nur auf den Weg vor mir konzentriert lief ich durch den Wald. Bäume, Büsche und Unterholz wurden umlaufen oder übersprungen. Dann endlich konnte ich die Lichtung erkennen.

"Da, wir sind da!"

Rief ich zurück und sah flüchtig nach hinten. Als ich die letzten Bäume passiert hatte, blieb ich stehen und sah mich um. Vor uns war die Schlucht, der lichte Wald, der tiefen Einblick erlaubte und sonst nichts. Die Menschen jedoch waren laut zu hören. Es war ein unruhiges 'donnriges' Geräusch, dass sich zur rechten hin auf uns zu bewegte. Hoffentlich war Tamias vorsichtig genug und lief nicht direkt auf diese Kreaturen zu!
Nun sah ich wieder zurück und musste feststellen, dass ich mit einem recht großen Vorsprung an dem Abhang angelangt war. Der Welpe schien mehr auf zu halten als ich gedacht hatte.
"Schnell! Sie sind viel zu nahe",

trieb ich nochmals und lieg ein kleines Stück zurück, bis ich den ersten Wolf der hinter mir lief erreicht hatte.
[Ist mit Vorsprung bei der Lichtung angekommen | Bemerkt das die Menschen sehr nahe Sind | Versucht alle anzutreiben und läuft ihnen wieder ein Stückchen entgegen]


EDITIERT!


- Dekaja - 16.01.2012

Ich konnte nicht einfach nicht konzentrieren. Meine Pfoten zitterten vor mehr vor Panik, als vor Angst. Immer wieder huschte mein Blick vor und zurück, immer panischer und schneller wurde meine Atmung. Meine Flanken bebten und heißer Atem entwich meinem Maul. Der Boden unter meinen Pfoten schien sich zu bewegen, immer mehr fremde Geräusche durchzogen den sonst friedlichen Wald. Panik. Angst, was das mein Herz was da in mir hüpfte? Ein weiterer Blick zu Rück, ich hatte mit viel mitbekommen von dem Gesagten, vor mir waren Tryss und Skadi. Skadi konzentrierte sich auf den Weg, Tryss folgte ihr, ließ sich dann aber doch wieder auf meine Höhe zurückfallen. Ich hörte Avis´ Stimme. Er hatte Sorge um seinen Bruder, aber Arkanis und Kimya waren nicht zu sehen, wahrscheinlich hatte Arkanis mit ihm die Flucht ergriffen und sich drauf verlassen, dass wir Avis mitnahmen. Doch die Anderen hatten ihm offenbar gut zugeredet, denn er folgte, auch wenn das alles andere als ein Spiel war und ich bezweifelte, dass der kleine Fellball es so sah, dazu waren alle viel zu aufgebracht. Zumindest schienen meine, oder die Worte von Velvet gefruchtet zu haben, denn Avis Gesicht hatte einen entschlossenen Ausdruck angenommen und auch seine Pfoten bewegten sich etwas schneller. Gut so. Meine Augen blitzen kurz auf, bevor ich mich drehte und grad noch einem Baum auswich, gegen den ich fast gerannt wäre. Verdammt! Das war knappt Deka, du solltest dich besser auf den weg konzentrieren. Noch während des Laufens gab ich dem kleinen Rüden, welcher nun hinter mir lief weitere hechelnd-bellende Befehle.

„Gut so Avis…. Komm!!!! Deine Mutter wird so stolz auf dich wenn du das durchhältst!“

Ja, ich wusste, dass sich bei dem Kleinen alles im Stolz und übertrumpfen drehte, wie es bei mir und meinem Bruder ähnlich war. Ich drehte meinen Kopf erneut, als Tryss plötzlich neben mir war. Es war schön ihn wieder in meiner Nähe zu haben, ich fühlte mich nicht mehr ganz so schrecklich verwirrt und panisch. Mein Blick fiel kurz auf seinen Antlitz, dann wieder auf den Weg, ich wollte mir nicht während einer Flucht noch alle Knochen brechen, also musste ich mich auf eine Sache konzentrieren und da meine Pfoten immer schwerer wurden war es besser auf den Weg zu achten, als auf alles Andere. Avis hatte drei Wölfe an seiner Seite. Meine Atmung wurde immer lauter und mir innerlich immer wärmer und doch kälter, denn die Lage schien immer mehr an Spannung zuzunehmen. Dann hörte ich Tryss Worte. Alles in Ordnung. War bei mir alles in Ordnung? Binnen weniger Sekunden hatte ich einen Hund in Schutz genommen, einen Wolf sterben sehen und hetzte nun um mein leben, konnte man das in Ordnung nennen? In anbetracht der Tatsachen, dass ich aber noch lebte und zumindest die masse mit mir, war alles in Ordnung, um den Rest konnte ich mir später Gedanken machen, ich wollte nicht,. Dass sich Tryss auf mich konzentrierte, ich wollte, dass ihm nichts passierte.

„Es…geht schon…“

Eine knappe Antwort, dann bemerkte ich plötzlich, dass Skadi auf uns zu hielt und uns antrieb. Warum hatte sie gedreht, waren wir am Ziel? Unwegsames Gelände? Ich sprang über einen Baumstamm, der mir den weg versperrte und kam hechelnd und schlitternd vor ihr zum stehen. Kurz senkte ich den Kopf um Luft zu holen und die kurze Verschnaufspause zu nutzen, am Liebsten hätte ich mich hingelegt, aber das ging nicht, die Geräusche, das Donnern es wurde immer lauter? Wo sollten wir mir hin? Mein Blick fiel nun panisch auf Tryss. Entsetzen war in meinen Augen zu sehen, aber ich sagte nichts, sah auf die Anderen, die durch Avis wieder zurück gefallen waren und betete, dass sie gleich hier sein würden.

[steht bei Skadi und wartet, bis die Anderen aufschließen]



- Tamias - 18.01.2012

Lief ja wie geschmiert, wenn man das in dieser Situation so sagen konnte. Ich vernahm die Worte von dem Köter neben mir. Das er ein tiefes Grollen in seinen Worten hatte, welches auch wohl in der nächsten Zeit nicht verschwinden würde, überhörte ich einfach. Es machte keinen Sinn sich darüber aufzuregen. Also verließ mein Blick Kenzo als er dieses leichte Knurren ausstoß. Ich zeigte ihm so, dass ich einfach keinen Bock auf Konfrontation hatte. Je nachdem wie sich das hier entwickelt, würder der Köter sein Fett später noch weg bekommen. Würde er überleben. Oder vielmehr, hätte ich noch die Kraft ihm seine Abreibung zu verpassen.
Mir gefielen seine Worte nicht. Ich war mit Skadi hier gewesen, genau deswegen dachte ich, würde sie einen anderen Weg nehmen. Sie versuchte die Wölfe in Sicherheit zu bringen, in diesem Tal.
Ich schnippte einmal mit meinem Ohr, als ich Kenzos Vorschlag hörte.

"Der helle, braune scheint der Leithund zu sein. Also. Stürzen wir uns ins Verderben."

Das mir in dieser Situation noch ein Lächeln nach dem Satz über die Lippen kam, während ich einen Hund neben mir hatte, kam mir selbst etwas eigenartig vor. Der Plan und die Handlungen waren ernst genug, also sollte etwas schwarzer Humor da nicht schaden können.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und gab ein heiseres, aber klangvolles und lautes Heulen von mir. Wie lange hatte ich das schon nicht mehr gemacht. Mir kam meine eigene Stimme so fremd vor. Es musste eine Ewigkeit gewesen sein. Mit dieser Nachricht wollte ich Skadi mitteilen, dass wir hier sind und sie die Wölfe auf die andere Seite des Tales führen sollte. Sie konnten die Nachricht nicht überhören, egal wie sehr sie in Panik waren.
Das die Hunde jetzt natürlich hellhörig wurden, war mir klar. Also mussten wir da jetzt runter und die Horde aufmischen, bevor sie uns aufmischten.
Mit einigen schnellen, geschmeidigen Sätzen sprang ich von dem Vorsprung herunter und sah Kenzo noch einmal mit tatenkräftigem Gesichtsausdruck an, ehe ich auf die Hunde zulief. Uns trennten keine Meilen mehr.

[Bei Kenzo / informiert Skadi / auf dem Weg zu den Hunden]



- Kenzo - 18.01.2012

Mein Nackenfell stellte sich auf, als der Idiot neben mir zu heulen begann. War er verrückt, verdammt? Damit nahm er uns jeden Überraschungsmoment und animierte die Menschen auch noch dazu ihre Pferde anzutreiben, weil sie ja nun sicher wussten, dass dort mindestens ein Wolf vor ihnen war! Wieviel Dummheit brauchte es eigentlich noch? Der Rüde hätte allein tatsächlich nie überlebt. Während Tamias das Heulen wohl etwas verlangsamte - immerhin liefen und heulten selbst Wölfe normalerweise nicht - duckte ich mich und jagte lautlos mit weiten Sätzen voran und ließ den Wolf wohl einige Schritte hinter mir. Aber ich sah mich nicht nach ihm um.
Vielmehr fixierte ich die Meute vor uns, die nun ein wildes, eifriges Geifern von sich gab - die hinteren Hunde eine Spur verunsichert, die vorderen triumphierend. Sie hatten ihre Beute erspäht, allerdings waren sie nicht dazu gezüchtet worden auch anzugreifen. Sie waren Sucher, keine Jäger. Genau das machte ich mir zu nutzen. Ich brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde um zu erkennen, dass Tamias sicherlich Ahnung von Wolfshierarchien hatte, aber nicht unbedingt von Hunden. Es führte meist der älteste Rüde, solange er sich behaupten konnte - und daher musste er weder der Schnellste noch Stärkste sein. Schläue war entscheidend, Taktik. Dem Trupp voran hetzten die flinken Jungspunde, Rüden wie Hündinnen, begierig auf die Jagd. Einige mehr, andere weniger dominant, aber alle angespannt bis in die Schwanzspitzen. Die meisten gingen mir kaum bis zur Brust, doch allein ihre Menge konnte ein Problem werden - doch daran durfte ich nicht denken.

Der Hund, den Tamias meinte, lief relativ weit vorn und fiel daher als erstes ins Auge. Dominant, sicherlich, aber zu unüberlegt und zu stürmisch für meinen Geschmack. Ich hingegen fixierte einen mittelgroßen, kräftigen Rüden mit braun-weiß geschecktem Fell, der sich eher in zweiter bis dritter Reihe befand und einen weiteren Hund neben sich unwirsch schnappend abdrängte, als dieser ihm gefühlt zu eng auf den Pelz rückte.
Ohne meinen Lauf zu verlangsamen preschte ich auf die kleineren Hunde zu, wobei einige unsicher im Schritt verhielten - mit einem Angriff rechneten sie nicht. Schon gar nicht mit mir. Mein Angriff war lautlos, bestimmt und einmal dazu entschlossen, gab es kein Erbarmen, kein Zögern und kein Mitleid. Jede Faser meines Körpers war angespannt, als ich mich mit einem Satz mitten in die Meute stürzte. Das war riskant und ich rechnete mit Bissen - und sei es nur aus Angst oder Überraschung - aber ich war vollkommen auf den Gescheckten konzentriert.
Ich stiftete Verwirrung und sicher war meine Landung nicht unbedingt günstig, aber allein durch mein Gewicht warf ich einen weiteren Hund um, der jaulend auf dem Boden aufschlug und schnappte mit weit aufgerissenem Maul nach dem Auserkorenen. Ich zielte nicht auf die Flanke - sondern den Rücken. Der Größenunterschied genügte, um das Rückgrat zu einem besseren Ziel zu machen als Kehle oder Seite. Im Übrigen war ich nicht auf eine leichte Beisserei aus - sondern mindestens schwere Verletzungen... oder den Tod. Ich musste schnell sein, um den anderen Rüden auszuschalten, bevor die anderen sich von ihrer Überraschung erholten und sich als Trupp auf mich stürzten. Wobei ich hoffte, dass Tamias nun nicht vollkommen nutzlos war.

[Bei Tamias - startet den direkten Angriff]



- Die Meute - 20.01.2012

Da waren sie. Endlich! Hätten wir noch länger gebraucht um diese elenden Wölfe zu entdecken, die Menschen hätten wohl uns das Fell über den Leib gezogen anstatt diesen elenden wilden Bestien. Nun aber hatten wir sie. Es gab kein Entkommen. Und das, weil einer von ihnen so dumm war zu heulen. Unsere Sinne standen denen der Wölfe in nichts nach und selbst wenn wir nur so schwach lauschen könnten, wie die Menschen: Selbst sie hatten den Ruf mit Sicherheit vernommen. Ein Lächeln huschte über die meisten der Hundelefzen, die schnellsten, wagemutigsten und übermütigsten stürzten sogleich nach vorn. Dass das den erfahrerenen von uns absolut nicht gefiel, war in diesem Moment nicht von Belang. Sie würden ihre Lektion lernen, wenn die den Feind trafen, sich ihm stellten und Bisswunden davontragen würden. Wir waren eine große Gruppe von Hunden, die sich nun da wir das Ziel gesichtet hatten länger zog, als es dem Leithund behagen konnte. Doch das war nicht das, was uns Sorgen bereiten sollten.

Auf einmal sahen wir den ersten Wolf. Und einen Hund! Hatte sich einer der unsrigen so weit nach vorne geschlagen? Wir hatten niemanden gesehen und auch sonst kam uns dieser Hund wenig bekannt vor. Wer war er? Wahrscheinlich war es egal, hatten wir mit ihm doch einen weiteren Verbündeten gegen unsere Feind. Er würde sich auf den Wolf stürzen und ihm gemeinsam mit den übermütigen unserer Meute den Gar ausmachen. Doch wie falsch lagen wir mit dieser Annahme. Es war für uns nicht überraschend, dass wir angegriffen wurden. Das war der letzte verzweifelte Versuch, den die Beute unternahm um ihre Haut zu retten, das hatten wir zuvor erlebt. Und selbst wenn wir nicht darauf trainiert waren selbstständig zu töten – dieser edle Schritt gebührte den Menschen – verteidigen konnten wir uns allemal. Und das taten wir. Nein, die Überraschung ging von diesem Hund aus. Er griff uns an. Seine eigene Sippe, sein eigenes Blut. Wie konnte er? Wie konnte er es wagen sich mit dem dreckigen Feind zu verbünden und gegen uns in den Kampf zu ziehen? Zwei der vorderen Hunde nahm er auf seine Kappe und auch der Wolf an seiner Seite würde wohl angreifen. Wir waren weit verteilt. Keine gute Position. Das würde nicht so bleiben. Weitere Wölfe konnten wir nicht sehen, auch keine nahe Witterung ausmachen. Der Leithund bellte Befehle. Die Meute, vorher auseinandergezogen und uneins, zog sich zusammen und stürmte nun gemeinsam gegen Hund und Wolf, die ob dieser Übermacht aus schnellen und starken Hunden wohl wenige Chancen auf einen Sieg haben würden.

[in starker Überzahl gegen Tamias und Kenzo]



- Kaya - 21.01.2012

Ich hob den Kopf und sah mich um, was in der Bewegung gar nicht so einfach war, weil ich nebenbei ja auch noch meine müder werdenden Läufe koordinieren musste.
Ich zuckte unweigerlich ein wenig zusammen, als ich Avis' leises Stimmchen vernahm, das nach Kimya fragte – ja, wo steckte der eigentlich? Ein fragender Blick, der fragendste den ich eben aufsetzen konnte, flog zu Dekaja, die hier gefragt war, denn in ihrer Nähe schien der Bruder des Rüden zuletzt gewesen zu sein – oder warum sonst sollte Avis die Fähe fragen? Jener Avis ließ sich zudem noch ein wenig weiter zurückfallen, allerdings vermutlich ohne dies zu wollen – und die wenigen Worte die der Knirps verlor, berührten mein Herz doch ein wenig. Es konnte hier einfach noch nicht vorbei sein! Aber ehe ich den jungen Rüden anstupsen konnte, hatte der schon wieder an Tempo zugelegt, Gottseidank.

Glücklicherweise hatte auch Velvet hier interveniert und dem Knilch Mut zugesprochen, nachdem sie ganz richtig erkannt hatte – welch Leistung für eine Fähe! - dass wir wohl in der Tat so etwas wie unwegsames Gelände brauchten um vorwärts zu kommen. Dass wir nicht komplett waren fiel mir jetzt erst auf, aber wir hatten nicht genug Zeit um stehenzubleiben und die Lage war zu prekär als dass ich mir darüber Gedanken machen konnte.

Gerade hatte ich einen eigenen Vorschlag einbringen wollen, als Tryss sich äusserte und anmerkte, dass Skadi wohl einen Weg kennen würde. Ausgerechnet Skadi sollte einen Weg kennen? Das wäre nur noch dadurch getoppt worden, dass Avis einen Weg kennen würde! Aber ich nahm auch dies für den Moment kommentarlos hin und warf einen Blick zu Tryss, der aus der näheren Entfernung leidlich ausser Puste wirkte – vielleicht hätte ihm doch die eine oder andere, stählernde Rauferei gutgetan.

So folgte ich wie alle anderen wohl Skadi, die heimlich und ohne große Ankündigung die Führung übernommen hatte, was aber im Anbetracht der Situation völlig legitim war. Dekaja hatte sich schließlich, als Skadi 'frohlockte' dass wir 'da' wären, auf ihre Höhe geschoben und wirkte geschaffter als ich mich fühlte. Ich sah mich um und winselte leise.

„Wir sollten trotzdem kurz Luft schnappen, bevor...“

Ich sprach nicht zuende, sondern sah mich Bedeutungsschwanger um. Irgendwie musste man doch Skadis Plan umsetzen können – aber wir waren doch eh fast am Ziel! Nun hing es tatsächlich eher von ihr ab. Dass ich mit den Gedanken alles andere als Anwesend war, musste ja niemand wirklich wissen...zumindest jetzt nicht.


[flüchtet, weiter bei Velvet, Avis, Dekaja, Skadi & Alvarez]