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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Alvarez - 12.12.2011

Ich glaubte meinen Lauschern nicht trauen zu können, was Kaya dort von sich gab. Meine Seelenspiegel verengten sich und wenn ich bisher irgendetwas Freundliches diesem grauen Wolf gegenüber empfunden hatte, waren diese Empfindungen mit nur eben jenen Worten hinfort gewischt. Unwillkürlich kräuselten sich meine Lefzen und entblößten die langen Fangzähne, was meinen grimmigen Ausdruck unterstrich. Irgendwo schien dieser Wolf vor mir seine uralten Instinkte dem Zweibeiner und dessen Hunde gegenüber verloren zu haben. Und er schaffte es mich zu erzürnen.

„Ich habe gesehen wozu Hund und Mensch fähig sind. Kein Wolf hat annähernd solche Grausamkeiten begangen, wie diese beiden, also kann ich sehr wohl Zweibeiner, wie Kläffer über einen Kamm scheren.“

Trotz meines Versuches, mir die Worte des Rüden nicht annähernd so nahe gehen zu lassen, dass ich meine Fassung verlor, vermochte ich einen leise grollenden Unterton nicht zu vermeiden. Kaya mochte nicht wissen, welchen Wundenpunkt er getroffen hatte, mit Worten, die mich eigentlich nicht so hätten treffen dürfen. Aber es war passiert und Velvets kommende Reaktion bewies mir, dass nicht allein ich diese Meinung besaß. Menschen und Hunde waren und blieben immer der Feind des Wolfes. Sie agierten für den Tod und das liebend gerne, nur um die schmutzigen Hände in ihrem Fell zu wissen. Widerwärtig. Schweigsam lauschte ich dann den restlichen Worten der grauen Fähe, welche mich dazu erkor auf den kleinen Knirps aufzupassen. Nun, ich kannte Avis ja, länger als er wissen mochte und da ich auf irgendeine Weise mich verpflichtet dazu sah, auf Arkanis Nachwuchs aufzupassen, stimmte ich ihr mit einem Nicken zu. Diese hatte ja bereits Kimya in Sicherheit gebracht. An mir lag jetzt der Andere Welpe. Doch bevor ich ihm gegenüber ein Wort erhob, hieß es erst einmal das Gemüt wieder etwas herunter zu fahren. Für einen kurzen Moment – den wir eigentlich meiner Meinung nach nicht hatten- schlossen sich meine Lider und verbargen die blassen Seelenspiegel dahinter. Ich hörte mein Blut pulsieren, spürte mein schneller schlagendes Herz und roch die anwesenden Wölfe – plus Hund. Also gut, ich hatte mir genügend Zeit genommen, die wir nicht besaßen. Und wie zur Bestätigung erklang das Jagdhorn und ließ meinen Körper erschaudern. Bilder peitschten auf mich ein, die ich verdrängt hatte. Ich schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht der Augenblick, um die Kontrolle zu verlieren.

„Na Avis, glaubst du, du schaffst es, mit mir diesen Hund abzuhängen? Ich für meinen Teil frage mich, ob du schnell genug dafür bist.“

Ich kratzte an der dünnen Schicht des Ehrgeizes des Welpen, damit dieser keine weiteren, aufhaltenden Fragen stellte, sondern sich endlich in Bewegung setzte. Uns blieb einfach keine Zeit mehr! Also erhob ich mich und machte einen Schritt in die Richtung, in die wir verschwinden würden, in der Hoffnung, dass der kleine Wolf mir eifrig folgen würde.

[Erzürnt über Kaya l will sich mit Avis aufmachen]



- Tryss - 14.12.2011

Alles ging so furchtbar schnell. Erst tauchte Arkanis plötzlich auf, sie schnappte sich Kimya und floh dann als Erste mit ihm zusammen in den Wald. Verwirrt und gleichzeitig erleichtert blickte ich ihr nach. Wenigstens zwei von uns waren schon in Sicherheit. Avis war sicher bei Kaya, Velvet und Alvarez. Sie wären spätestens jetzt sicher auch klug genug um zu fliehen. Ich hatte angehalten, mitten im Lauf, und mich wieder zu den anderen umgewandt, war sogar ein Stück zurück gegangen, weil anscheinend niemand folgen wollte. Um Kimya brauchte ich mich nicht mehr zu sorgen, dafür sorgte ich mich umso mehr um den Rest unserer kleinen Gemeinschaft – und um die Sturköpfe, die ihr Leben dafür riskierten einen herumstreunenden Hund zur Schnecke zu machen anstatt zu fliehen und sich vor der eigentlichen Gefahr in Sicherheit zu bringen. Ich wusste nicht wie, aber einige Augenblicke später stand ich wieder dort, wo ich zuvor gestanden hatte – neben Deka – und dann trat der Hund zu uns, sprach etwas und ich konnte nicht umhin die Stirn nachdenklich in Falten zu legen. Was meinte er damit? Der Mensch war das Gefährliche? Natürlich, die Hunde folgten den Menschen, aber wie konnten wir die Menschen dazu bringen einen anderen Weg einzuschlagen? Wie sollten wir sie von uns ablenken?

„Die Menschen... aber wie? Wie sollen wir sie täuschen? Wie sollen wir sie von uns ablenken? Welche Fährte wäre stark genug um ihren Blick auf anderes zu lenken?“

Rehe? Anderes Wild vielleicht? Doch wie sollten wir der kurzen Zeit, die uns blieb, Wild aufstörbern? Dieses Waldgebiet war nicht reich an Wild, es konnte Stunden dauern etwas zu finden. Auch wenn wir genug Glück hätten, wäre es doch fraglich, ob das Wild nicht die Jagd der Menschen mehr scheuen würde als uns. Skadis Worte rückten in den Hintergrund, ich war zu sehr mit Nachdenken beschäftigt, doch mir fiel und fiel die Lösung nicht ein. Kenzo würde uns helfen müssen, wir waren auf ihn angewiesen, auch wenn das ein Umstand war, den ich mir keineswegs gerne eingestand. Ich hob den Kopf und wollte erneut etwas sagen, als Kheran herangerauscht kam – und sprang. Das Knacken seiner Knochen fuhr mir doch Mark und Bein. Meine Ohren legten sich kurz zurück, ich winselte leise und blieb dann starr stehen. Fassungslos stierte ich auf Kherans Körper.

„Kheran, nein.“,

flüsterte ich leise und blickte meine Weggefährten an. Hatten sie gesehen, was passiert war? So schnell, warum ging nur alles so schnell? Ich warf Kenzo einen misstrauischen Blick zu. Ich war abgelenkt und hatte nichts gesehen. Doch selbst wenn der Hund Kheran den entscheidenenden Stoß gegeben haben sollte, wäre es doch Notwehr. Kheran war schließlich auf den Rüden losgegangen, jeder würde sich verteidigen. Als Dekaja sich nun zu mir umwandte, legte ich kurz meinen Kopf an ihren. Doch für Trost blieb nicht viel Zeit, das Jagdhorn erklang durch den Wald. Ein kalter Schauer rann meinen Rücken hinab, mein Nackenfell stellte sich unwillkürlich auf. Ich kannte dieses Geräusch. Zweimal hatte es mir den Tod angekündigt.

„Wir haben keine Zeit. Lasst uns endlich verschwinden.“

forderte ich die anderen auf, riss meinen Blick vom toten Kheran los und entfernte mich von Deka. Wir mussten weg. Wenn wir in Sicherheit waren, konnten wir trauern. Oder uns darüber streiten, was mit Kenzo geschehen würde.

[Kenzo, Skadi, Tamias, Dekaja]



- Kenzo - 14.12.2011

Mein Blick richtete sich nur flüchtig auf jene andere Fähe – Skadi – die mit solcher Unverfrorenheit zu mir sprach. Ich spürte, wie der blanke Zorn in mir aufstieg und ich wusste, was andere in solchen Momenten von meiner Ausstrahlung sagten: Waren meine Augen sonst ohnehin dunkel, waren sie in solchen Augenblicken schwarz, die Miene hart, die kräftigen Kiefer angespannt. Mein Ruf eines Mörders und Teufels kam immerhin nicht von ungefähr.
Meine Mutter sagte einmal, mein Schicksal sei das Blut, das in meinen Adern wallte und auf das ich stolz sein sollte. Das Blut jener Kriegshunde, die die Menschen einst in die Schlacht schickten um ihren Feind erbarmungslos zu zerfleischen. Jenes Blut, das meine Instinkte beherrschte. Jenes Blut, das jegliches Schmerzempfinden lähmte, wenn es zum Kampf kam.

Leicht senkte ich den Kopf und hob warnend die Lefzen – dieses vorlaute Wolfsweib sollte aufpassen, was sie sagte. Selbst ihr dummdreister kleiner Wolfsfreund würde ihr nicht helfen können, wenn sie sich nicht zusammen nahm. Allmählich fragte ich mich wirklich, wie diese Bande so lange hatte überleben können.

Doch bevor die Wut mich übermannte, war es Dekaja, die wieder sprach und meine Aufmerksamkeit glitt unweigerlich zu ihr. Ich hatte ihre Angst zuvor bereits wahrgenommen, doch nun stach sie mir regelrecht in die Nase. Mein Zorn war nicht gegen sie gerichtet gewesen, doch vermutlich hatte jener sie nur mehr erschreckt – und starres Entsetzen konnte im Moment niemand gebrauchen.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und konzentrierte mich etwas mühsam auf das, was getan werden musste. Jedenfalls hatte ich das vor, bevor jenes hysterische Kreischen neben mir anhob.

War dieser verdammte Wolf nun völlig übergeschnappt? Anspannung durchzuckte mich, als Kheran sich in Bewegung setzte – ich hatte genug Kämpfe erlebt um zu wissen, was er vorhatte. Meinesgleichen bekämpfte sich oft – irgendetwas ließ uns stets den Konkurrenten in unserem Gegenüber sehen. Einheit war rar, Gefährtenschaft noch seltener – alles diente höchstens einem vorübergehenden Zweck. Hunde bestachen eher durch ihre berechnende Logik, ihren Drang zu Überleben, als einem Sinn für Gemeinschaft.
Leicht verlagerte ich das Gewicht nach vorn, senkte den Kopf noch etwas und aus alter Gewohnheit heraus fixierte ich so die Kehle des Wolfs. Schon häufiger hatte sich in der Vergangenheit ein junger, unerfahrener Gegner schneller auf dem Rücken wiedergefunden als ihm lieb gewesen war. Oft rissen sie den Fang auf, machten sich groß und reckten Kopf, sodass sie ihre verletzlichste Stelle, die Kehle, unvorsichtig entblößten und die beste Möglichkeit zu einem Gegenangriff boten. Häufig war solche ein Kampf damit bereits entschieden, bevor er überhaupt begonnen hatte.
So verharrte ich reglos, als Kheran vorsprang, bereit für seinen sinnlosen Angriff. Bereit diesem hirnverbrannten Bastard den Garaus zu machen. Ich knurrte längst nicht mehr, was keinen Zweifel an meinen Absichten ließ.

Doch dann geschah, womit niemand gerechnet hatte – ich wohl am allerwenigsten. Der Wolf schien zu stolpern, überschlug sich, gerade als ich einen kleinen Schritt zur Seite machte, um eine bessere Position zu finden für meinen Gegenangriff... doch dieser war gar nicht mehr nötig. Ich brauchte einen Moment, ehe ich begriff, dass Kheran bereits tot war, als er auf dem Boden aufschlug.
Wenn mir etwas vertraut war, dann der Anblick von totem Getier – Artgenossen, Wölfe, Wild... gleichgültig. Ich sah auf den Rüden hinab und schnaubte kehlig. Es überraschte mich nicht, dass ich beim der Betrachtung des Kadavers nichts empfand. Tote sind bereits im Moment ihres Todes vergessen, so sagte man bei uns.

Ich war geneigt die Dummheit des Rüden als letzten Anstoß zu nehmen dieses Wolfspack ihrem Schicksal zu überlassen, doch während mein Blut noch kochte, ich mein Herz spürte, wie es Wut und Anspannung durch meinen Leib pumpte, waren es wieder Dekajas Worte, die mich zuerst erreichten – 'So weit hat euch euer Hass nun gebracht, wofür?'

Ja, wofür? Während Tryss seine Fragen stellte, kamen meine Gedanken wieder in Gang. Es war, als müsste ich mich aus einem Sumpf heraus kämpfen, noch ganz gefangen von den Gefühlen und den Gedanken an einen Kampf, der nicht stattgefunden hatte. So verwunderte es nicht, dass ich erst wieder wirklich reagierte, als Tryss' Aufforderung endlich zu Fliehen mein Bewusstsein erreichte.

“Unwegsames Gelände...“, stieß ich da plötzlich heiser hervor, “Steine und Geröll... dichtes, hoch wucherndes Unterholz... die Hufe der Menschenpferde sind nicht so geschickt wie Pfoten – und sie sind groß.“

Vielleicht kannten sich die Wölfe in dieser Gegend ja besser aus und kannten ein solches Gebiet, dass uns allen den Kopf retten konnte. Mein Blick glitt über Tryss und Dekaja, weiter zu den anderen Wölfen. Doch es war dem Rüden zu verdanken, dass ich mich doch entschloss diesem Irrsinn hier eine weitere Chance zu geben. Da war er wieder, jener Zweck, der sogar einen Hund dazu brachte mit seinen Erzfeinden zusammen zu arbeiten.
Unwirsch schüttelte ich mich, bevor ich einen weiteren Schritt machte, um mich neben Dekaja und Tryss zu bringen. Es stand außer Frage, dass ich jener anderen Fähe, Skadi, und diesem Rüden dort nicht einmal dann gefolgt wäre, wenn mein Leben davon abgehangen hätte. Man würde ja sehen, wer hier was nicht überlebte.

“Wir haben eine Chance, wenn wir die Menschen von der jaulenden Meute trennen“, fügte ich nun rauh an.

Mit den Hunden konnten wir fertig werden, ich kannte ihre Gewohnheiten und ich wusste, dass die Sinne der Menschen zu schlecht waren, um uns ohne Unterstützung wieder aufzuspüren.
Gelang uns das nicht, hatten wir noch zwei weitere Optionen – die Meute auf die Fährte jener hier zu locken, die in der Lage waren zu entkommen und sich notfalls zu verteidigen, während der Rest in eine andere Richtung floh oder ein Hinterhalt, der so riskant war, dass ich diese Möglichkeit erst einmal weit nach hinten schob. Ich wusste, wie man Pferde zu Fall brachte, sie dazu brachte kopflos zu fliehen, doch war das Risiko groß von ihren Hufen getroffen zu werden – oder den Waffen ihrer Reiter.

[Immer noch bei Tryss, Dekaja, Skadi und Tamias – gibt weitere Ratschläge und beschließt, der Zusammenarbeit mit den Wölfen eine weitere Chance zu geben]



- Skadi - 14.12.2011

Es war ein Blick, grausamer als ich ihn je zuvor gesehen hatte, mit dem Kenzo mich ansah, nachdem ich ihn mehr oder minder befohlen hatte mit uns zu kommen. Es schien ihn nicht zu gefallen, dass jemand so mit ihm sprach. Dass ich eine Fähe war machte bei diesem Tier wohl die größte Verachtung aus. Aber der sollte mich erst ein Mal kennen lernen, denn mit mir konnte und durfte kein Rüde - egal welcher Rasse - einfach so reden als hätte ich kein Mitbestimmungsrecht.
Tamias umlief den Hund ein Mal, bevor er wieder zu mir aufschlug. Was genau er zu diesem sagte, nahm ich nicht richtig mit, denn nun war mein Körper und alles in mir auf Flucht gestellt. Ich wollte hier weg, bevor es noch ungemütlicher wurde. Als Tamias wieder bei mir war und mir sagte, dass wir ihn uns teilten, strahlte ich kurz über beide Lefzen. Der Rüde stand so vor mir, das Kenzo es nicht sehen konnte, also stupste ich Tamias meine Nase in sein langes Brustfell und ließ diese kurz da verweilen. Er hatte mir so nicht nur gezeigt, dass ich alleine gegen den Hund kämpfen müsste, wenn es so weit kam, er hatte mir auch gezeigt, dass er mit der Entscheidung die ich über die Köpfe hinweg getroffen hatte, einverstanden war. Wenn es kein Einverständnis war, dann war es zumindest der Rückhalt, der mich in diesem Moment erleichterte und so glücklich machte. Jedoch verschwand dieses kurze zufriedene Gefühl sofort, als Kheran an uns vorbei fegte und auf Kenzo zu ging. Ich zig meine Nase aus Tamias' Fell und ging einen Schritt zur Seite um besser sehen zu können. Tatsächlich stellte sich Kheran vor dem Hund auf und sprach ein Kampfgebet und der ihm gegenüber reagierte mit einer sehr imposanten Abwehrhaltung. Der Köter war riesig und so wie er sich bewegte und wie er auf die Kehle des jungen Wolfes stierte, schien es nicht der erste Kampf zu sein.

""Kheran!"

zischte ich nur kurz. Panik hatte mich überfallen. Ich hatte dem Hund dazu zwingen wollen mit uns zu kommen und nun zeigte er direkt darauf, dass er des Kampfes nicht scheute?! Was wenn er ein böses Spiel spielte. Wenn es nicht die Menschen waren, mit denen er uns in eine Falle locken wollte? Aber dann ging alles viel zu schnell. Ich war noch einen Schritt auf die beiden zugetreten, als Kheran einen Angriff startete. Nun hatte der Rüde uns dazu gezwungen jetzt und hier mit dem Hund zu kämpfen, obwohl keine Zeit war. Auch wenn der junge Rüde es ehrenhaft meinte und vermutlich nur aus seiner eigenen Furcht handelte fand ich diesen Kampf in diesem Moment sinnlos. Aber er war einer von uns und wir mussten zusammen halten, ob wir wollten oder nicht. Mein Nackenfell sträubte sich und die hoch gestellten Haare zogen sich über meinen Ganzen Rücken bis hin zur Rute weiter. Als Kheran sprang, sah ich zu Tamias. Ich sah meine Chance zu gewinnen nicht sehr hoch, wenn Kheran und ich alleine kämpften. Und dann hörte ich das Geräusch, das mich zusammen zucken ließ. Ich sah zurück zu den beiden so ungleichen Rüden, mit der Vermutung, dass Kherans Hals im Maul von dem Hund hing. Jedoch war es so nicht. Kheran lag zu den Pfoten von Kenzo. Er hatte eine eigenartige Körperhaltung und es war kein Blut zu sehen oder zu wittern. Kenzo stand noch wie zuvor und ich konnte mir nicht vorstellen, wie er den Wolf so schnell hatte töten können. Dann ertönte zu allen Unheil auch noch das Jagdthorn der Menschen und es kam mir so vor, als schrie es mir direkt in die Ohren. Weit waren sie nicht mehr. Ich sah zu Kenzo auf, der an diesen Moment über den toten Körper von Kheran stieg und sich - als wäre nichts gewesen - zu Dekaja und Tryss begab. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich Tryss' Stimme vernommen hatte, jedoch keine Worte dazu im Gehör hatte. Und diese schien der Hund, heiser jedoch freundlich und hilfsbereit, zu beantworten. Mein Blick glitt wieder kurz zu Kheran, der leblos am Boden lag. Dann sah ich wieder zu dem Hund, der für meinen Geschmack viel zu nahe an Tryss und Dekaja stand. Hin und her gerissen wandte ich mich letztendlich von Kherans toten Körper ab und ging langsam die ersten Schritte nach. Es war gut, dass der Hund vor uns lief. So konnte ich ihm im Auge behalten und ihn im Rücken zu haben war sicherlich kein angenehmes Gefühl. Die Fluchtideen, die er Tryss erklärte, schienen plausibel zu sein. Nur wo hatten wir dieses Gelände? Ich erinnerte mich an die Schlucht, zu der Tamais und ich ein Mal gewandert waren. Diese lag jedoch in der entgegengesetzten Richtung. Den Menschen jetzt noch in die Arme zu laufen wäre ein ganz schlechter Schachzug.

[Bei Tamias, Tryss, Deka, Kenzo]



- Kaya - 15.12.2011

Kurz fröstelte ich sogar. Ich mochte es nie, Situationen zu haben in denen ich nicht die vollste Kontrolle hatte. Dies war hier eindeutig der Fall. War war selbst hier die Aufgabenverteilung für den Moment klar, zufrieden musste ich damit aber noch lange nicht sein. Ich betrachtete weiter gebannt, was sich am anderen Ende meines Sichtfeldes abspielte, wurde jedoch abgelenkt als Avis darauf drängte, erklärt zu bekommen was denn bitteschön ein Hund sei, nachdem man ja festgestellt hatte, dass es hier keine Klötze gab.

„Hunde sind...“ begann ich, sah zu Arkanis' Silhuette und lauschte auf Velvet's unerwartetes Knurren, mit dem wirklich nicht zu rechnen gewesen war. Zumindest nicht....jetzt. Aber es blieb nicht beim Knurren, nein – Madame hatte auch noch einen ganzen Wortschwall für mich und es mochte so wirken als wolle sie mich darunter begraben!

Zunächst schien ihr Anliegen, aber Alvarez und Avis in Bewegung zu bekommen – von uns weg. Ich begann zu erahnen, was nun auf mich zukam und knickte einen Lauscher leicht nach hinten, um mich auf eine mögliche Furienattacke einzustellen, von der ich überzeugt war, dass sie kommen würde – wenn nicht jetzt, dann eben etwas später! Und dann folgte der Hammer – ich sollte mich in Bewegung setzen oder ich konnte mir sicher sein, dass sie an meiner Flanke bliebe? Bedeutete das nicht, dass ich verweilen musste um dieses Wunderbare Gefühl der Innigkeit zu erleben? Oh, versteh jemand die Fähen! Ich brummte leise und lauschte dem weiteren Knurren, von dem ich mir jetzt einfach mal einzubilden begann, es gelte schon nicht mir.

„Aber......“ wagte ich es aufzubegehren und konnte doch nur den Kopf schütteln. Wie sollte ich denn bitteschön mein Dilemma erklären in dem ich mich zu befinden glaubte? Was, wenn Velvet sich – wie schon angedeutet – in vollkommenem Unverständnis übte? Ich setzte gerade zu einer neuerlichen Antwort an, sah aus der Ferne einen der Wölfe „verschwinden“ - wohin, darüber würde ich mir später Gedanken machen können – und hoffte inständig dass es nicht Tryss war, ehe meine Lauscher sich in einem Hauch von Panik eng ans Rüdenhaupt legten. Dass sich Alverez kurz zuvor hinter Velvet gestellt hatte – verbal versteht sich – nahm ich erst wahr, als er sich schon gen Avis aufmachte um sich jenem zu widmen.

„Gut. Gehen wir.“ erwiderte ich der Grauen gegenüber durchaus heiser, weil mir die nötige Abgeklärtheit fehlen mochte. Zumindest nahm keiner der anderen den Hund da drüben auseinander, so dass mir die Entscheidung die ich gerade traf, erheblich leichter fiel als dies der Fall gewesen wäre, wenn sich dort drüben jemand auf den „Köter“ gestürzt hätte...


[bei Avis, dann Velvet; Alvarez in der Nähe]



- Tamias - 18.12.2011

Die Lage spitzte sich immer mehr zu. Alle wollten fliehen, was auch vernünftig war. Der Hund würde eines Tages noch sein Fett weg bekommen, nur nicht jetzt. Ich traute, geschweige denn vertraute ihm, aber das musste ich vielleicht auch gar nicht. Aus irgendeinem Grund hatte er sich von den Menschen getrennt. Unter meinen Pfoten konnte ich das Donnern der Hufe der Pferde schon spüren. Adrenalin schoss nun auch mir durch die Adern. Es kribbelte in meinen Knochen, mein Instinkt sagte, .. Flieh!
Der Aufprall von Kheran und sein toter Leib auf dem Boden versetzte mich mit einem Schlag in die Realität.
Es war an der Zeit diesen Ort zu verlassen. Kherans Leib würde bald Verwesungsgeruch annehmen und genau das würde die Hunde und somit auch die Menschen herbringen. Was der Hund da von sich gab erschien in dem ersten Satz strategisch gar nicht so unklug. Jedoch die Menschen von den Hunden zu trennen würde nicht ganz einfach werden. Wir konnten nicht schnell und flink sein, wir hatten die Welpen im Schlepptau. Die Hundemeute würde uns einholen können, wenn es drauf ankam.
Mir lag nicht viel an meinem Leben, aber an dem der anderen. Die Welpen mussten in Sicherheit gebracht werden. Doch die Wölfe mit dem Hund alleine lassen? Ich könnte die Menschen ablenken, meine Spuren verwischen, die Hunde auf eine falsche Fährte bringen, doch dann wäre das Rudel mit Kenzo alleine. Doch wäre es in keinster weise sinnvoll als Hund gegen ein ganzes Rudel zu kämpfen. Skadi würde es alleine hinbekommen und wenn Kaya mitmachen würde, würden auch Velvet und Tryss helfen. Einer könnte bei Avis bleiben und dann gab es noch Alvarez. Darauf musste ich vertrauen.
Ich ging noch einen Schritt auf Skadi zu.

"Vertrau mir, bitte. Ich führe die Menschen auf eine falsche Fährte und komme danach wieder. Behalt Kenzo im Auge und die Welpen. Mit den Welpen sind wir nicht schnell genug um zu fliehen. Der Hund ist vielleicht nicht so dumm wie er scheint."

Meine Worte waren bestimmt und ernst. Es folgte ein Schlecker über ihre Wange, ehe ich Kenzo in die Augen sah, kehrt machte und den Menschen und der Meute in die Fänge lief.
Ich sprang über Kherans Leiche und spritete los durch das Unterholz.
Kenzo würde versuchen die Wölfe fort zu locken, durch dichtes Unterholz und Geröll. Er hatte bei den Menschen gelebt, mit den Hunden gelebt, er wusste wie sie tickten und darauf musste ich jetzt vertrauen. Dafür kannte ich mich im Wald besser aus, hatte Instinkte, wusste zu überleben und zu kämpfen.
Man hatte mich alles gelehrt, was ich fürs überleben benötigte, vom jagen über Fährten lesen bis hin zu Täuschungsversuchen. Es war nicht das erste mal, dass ich sowas machte. Auf meinen Erfahrungswerten musste ich mich jetzt verlassen können.

[verlässt die Gruppe / in richtung menschen und meute]



- Dekaja - 19.12.2011

Dieses widerliche knackende Geräusch hallte noch immer in meinen Ohren, als ich plötzlich Tryss Kopf an meinem spürte. Ich war so geschockt und überfordert, dass ich gar nicht vollständig registriert hatte, was da eigentlich passiert. Sein Geruch in meiner Nase brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Dann erklang ein Geräusch. Ich hatte es noch nie gehört, aber sah, wie der sonst so lockere Rüde neben mir plötzlich zusammen zuckte. Der Blick in seinen Augen wirkte nahezu panisch und ich ließ mich davon fast anstecken. Was war das? Was hatte das zu bedeuten? Er drängte zum sofortigen Aufbruch, doch wohin nur? Unschlüssig sah ich zwischen Tryss und Skadi, Tamias und Kenzo hin und her. Ein letztes Mal fiel mein Blick auf den leblosen Körper von Kheran. Ich wollte auf keinem Fall auch so enden.

Doch bevor Tryss losrannte, sprach plötzlich Kenzo. Ich spitzte meine Ohren, versuchte mich zu konzentrieren und meine zitternden Pfoten und mein schlagendes herz zu ignorieren. Unwegsames Gelände. Was zum Teufel waren Pferde und wie sollte man was trennen. Den Teil mit dem unwegsamen Gelände hatte ich verstanden und er erschien mir auch fast logisch, doch es dürfte schwer werden Avis und Tryss schnell wegzuschaffen. Dann mischte sich Tamias ein. Er hatte seinen Blick auf Skadi fixiert, bat um ihr Vertrauen. Aber Deka glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, als er plötzlich den Märtyrer spielen wollte. Ablenkung, ganz allein? Doch bevor auch nur ein Wort ihre Lefzen verlassen hatte, sah sie den Rüden davon springen, mitten auf die stärker werdende Geräuschkulisse zu.

„Viel Glück.“

Ohne es wirklich zu registrieren verließen die beiden Worte mein Maul. Er würde es brauchen, auch wenn der Rüde bei mir nicht grade einen tollen Eindruck hinterlassen hatte. Die Situation war nicht zu ändern und ihn zurückholen war eh sinnlos. Hinterher jagen würde ich bestimmt nicht, aber wenn er sich opferte sollte es zumindest nicht umsonst sein.

„Los, wir müssen los!“

Ich schaute zunächst Kenzo an, dann Skadi. Ich fand den Hund nicht unsympathisch, immerhin half er uns, ich hatte keine Ahnung was alles in der Vergangenheit vorgefallen war, aber es interessierte mich auch nicht sonderlich, zumindest im Moment nicht. Sicherheit ging vor. Tryss hatte schon einige Meter zurückgelegt und ich drehte mich nun, folgte ihn mit schnellen Sätzen bis ich auf seiner Höhe war. Ich blickte nicht zurück und hoffte einfach mal, dass die Anderen folgen würden. Wir könnten eine Chance haben, verdammt, wir mussten eine Chance haben!

„Unwegsames Gelände? Wo Tryss…Skadi??“

Ich japste, mehr vor Aufregung als Anstrengung, immerhin war ich nicht wirklich gelaufen, aber ich kannte mich nicht sonderlich gut hier aus. Wir hatten zwar die ein, oder andere Jagd gemacht für Arkanis, aber wirklich was hatte ich nicht in Erinnerung. Tryss hielt sich schon länger in diesen Wäldern auf als ich, vielleicht hatte ein einen klugen Einfall. Dann drehte ich mich doch, ich machte keinen Hehl daraus, den Hund auch zu fragen, warum auch, er hatte uns ja geholfen, vielleicht würde er es wieder, vielleicht wusste er etwas?

„Kenzo? Eine Idee?“

Ich drehte mich zwar um, lief aber trotzdem weiter, weg von der drohenden Gefahr.


[Tryss/Kenzo/Skadi || läuft in entgegen gesetzte Richtung der Menschen]



- Tryss - 21.12.2011

Ich wusste nicht, welchem Gefühl ich Vorrang geben sollte: Dem Fluchtinstinkt, der Angst vor den Menschen, die ich andererseits so gerne untersucht hätte. Der Klang des Jagdhornes ließ jedoch jeglichen Drang nach Neugierde aus meinem Kopf verschwinden. Zu jung waren die Erinnerungen an dieses Geräusch. Oder sollte ich mutig sein, für Deka, damit sie keine Angst bekam? Oder sollte ich trauern um Kheran, der immer noch leblos wie ein Stein am Boden lag und sich nicht rührte, sich nicht mehr rühren würde, weil sein Leben von Dummheit gefressen worden war? Oder sollte ich stattdessen auf Kenzo losgehen, weil dies nun der zweite Wolf war, der vielleicht nicht direkt durch seine Schuld umkam, aber doch in gewisser Weise durch seine Anwesenheit den Tod gefunden hatte? Ich war mehr als verwirrt, zerrissen und versuchte mich krampfhaft für eine der Varianten zu entscheiden. Es gelang mir nicht. Ich setzte meine Pfoten zwei Schritte weit voreinander, nur um dann stehen zu bleiben, weil Kenzo zu uns gekommen war. Ich zwang mich dem Rüden zuzuhören, auch wenn es mir schwer fiel mich zu konzentrieren. Unwegsames Gelände. Mein Kopf war leer. Wo sollte es sowas geben? Wir kannten die Gegend doch kaum. Womöglich kannte ich trotzdem einen Ort, doch beim besten Willen wäre er mir in dieser Sekunde nicht eingefallen.

„Unwegsames Gelände. Gibt es keinen einfacheren Weg? Können wir nicht... Kheran benutzen? Ihn... verletzen? Würde der Blutgeruch die Hunde nicht auch von uns ablenken?“

fragte ich Kenzo, auch wenn es mir falsch und grausam vorkam den Leichnam eines ehemaligen Weggefährten so zu schänden, ihn zu besudeln. Kheran würde es nicht mehr stören, er fühlte nichts mehr. Und könnte es das Leben retten ohne, dass wir uns in Gefahr begeben mussten. Die Menschen konnten uns nicht wittern und vielleicht würde sie ein toter Wolf ja zufrieden stellen. Aber es war zu spät. Tamias hatte bereits einen Entschluss gefasst den Helden zu spielen und die Jäger allein abzulenken. Mein Blick schnellte zu dem Rüden und Panik erfasste mich für einen Moment. Wir hatten unsere Streitigkeiten gehabt, aber was war, wenn ich ihn nun das letzte Mal sah? Was, wenn er wie Ares auf einen Weg ging, von dem er nicht zurückkehrte?

„Das kannst du doch nicht.. er kann doch nicht alleine gehen! Das schafft er nie, was wenn die Hunde ihm auf den Fersen sind, wenn er kämpfen muss!? Jemand muss mitgehen!“

Ich hatte mich an die anderen gewandt und blickte hilflos zu Skadi, dann zu Kenzo. Einer von den beiden musste gehen, oder ich würde es tun. Deka war schon auf der Flucht – und das war gut sie. Es stand außer Frage, dass sie Tamias folgte.


[Kenzo, Skadi, Deka in der Nähe, Tamias auf dem Heldenpfad]


- Kenzo - 21.12.2011

Es erstaunte mich, dass Dekaja tatsächlich direkt nach meiner Meinung fragte, doch eine Antwort wusste ich nicht. Das Gelände hier war mir unbekannt, wenn es die Wölfe nicht wussten, waren sie auch keine große Hilfe. Ich setzte dennoch dazu an den anderen zu folgen, auf Tryss' Frage hin schüttelte ich allerdings den Kopf und verhielt wieder im Schritt.

„Die Menschen geben sich nicht mit einem ohnehin toten Kadaver zufrieden“, gab ich kehlig zurück. Wenn es so einfach wäre, hätte ich wohl selbst in Erwägung gezogen einem dieser Wolfsbastarde das Genick zu brechen, um den Jägern zu entkommen.

So blieb uns nichts anderes als die Flucht. Als das Jagdhorn ertönte, unterdrückte ich ein heiseres Knurren – sie waren nah. Wenn wir nicht schnell handelten, war es zu spät. Wir hatten ohnehin schon zu lange gezögert und wertvolle Zeit verschwendet. Aus einer plötzlichen Regung heraus schob ich den Kopf vor, um der Wölfin ungeduldig in die Flanke zu stupsen. Davon abgesehen, dass die Geste allzu untypisch für mich war, in jenem Moment schoss Tamias an uns vorbei und ich hob den Kopf, bevor ich das Weibchen überhaupt berührt hatte.
Unwillkürlich grollte ich ungehalten – was für ein selbstmörderischer Idiot. Was glaubte er denn auszurichten gegen Jäger und Hunde? Ablenken? Unsinn. Die Hunde würde der erfolgsversprechenderen Spur folgen und diese war nun einmal die des Rudels.

Wieder waren es Tryss' Worte, die mich dazu brachten zurück zu den beiden zu sehen und ich schnaufte, als ich dessen Blick bemerkte. Jemand, wie? Das war verdammter Selbstmord und keine Hilfe. Sekundenlang musterte ich Dekaja, bevor ich den Blick ruckartig Tryss zuwandte.

“Lauf... nimm die Weibchen und Welpen – und lauft!“, blaffte ich den Rüden scharf an, mit einer Heftigkeit, die im Widerspruch zu meinen vorherigen Worten stand. Ich spürte Wut in mir aufsteigen, die mir gerade regelrecht willkommen war.

Kaum hatte ich den Rüden so angefahren, warf ich mich herum und jagte jenem Idioten von Wolf nach, der den Jägern direkt in die Arme lief. Wenn es darauf ankam, hatte er keine Chance, mochte er so gut schleichen, wie er wollte – die Nasen der Hunde waren fein. Die Menschen wollten Blut. Eine mehr als gefährliche Kombination... tödlich.

[Bei Dekaja, Skadi und Tryss – folgt Tamias]



- Skadi - 21.12.2011

Nun wurde mir alles zu viel. Wir waren eigentlich gerade alle einig geworden - zumindest alle, die sich nicht im Busch versteckten. Wir wollten flüchten, alle zusammen. Gelände, welches von großen Huftieren schwer zu überwinden war. So konnten nur die Hund folgen, und gegen die würden wir alle Mal fertig werden. Aber dann sprach Tamias Worte, die ich an liebsten wieder sofort gelöscht hätte.
'Du spinnst doch',
dachte ich nur, und wiederholte dies innerlich. Wütend, besorgt, hoffnungslos. Wie sollte er das schaffen? Aber ich sollte ihm vertrauen. Nicht schon wieder so eine Situation, in der er mich einfach zurück ließ. Auch wenn er diesmal seinen Plan erklärt hatte - und es Sinn machte, wenn es nicht so gefährlich wäre - fand ich es nicht gut.

"Tamias!"

Hörte ich nur meine Stimme rufen, als er schon längst weg war. Er lief an dem Hund, Deka und Tryss vorbei und den Menschen direkt in die Läufe. Alles was die drei zuvor besprochen hatten, hatte ich nicht mitbekommen. Zu sehr war ich über die Entscheidung von Tamias schockiert. Erst als ich meinen Namen von Tryss ausgesprochen hörte, zuckten meine Ohren und ich sah ihn an. Was sagte er? Bevor mein Name ausgesprochen wurde? Ihm folgen?! Gute Idee. Aber ich konnte doch nicht den Hund bei allen lassen, wobei es auf meinen Mist gewachsen war, dass er mit uns zog! Bevor ich was sagen konnte, machte Kenzo eine Ansage. Eine Ansage, die zeigte, dass er Tamias folgen wollte. Hoffentlich war das keine Falle. Aber ich musste nun vertrauen.

"Kenzo!"

Rief ich, es war kein Zorn, keine Wut - nein, es war meine normale Stimme, nur etwas aufgeregter und voller Sorge.

"Von dem Tal weg, wo wir waren! Dort führe ich das Rudel hin... Sag das Tamias und er weiß Bescheid!"

Dann lief Kenzo auch los, und ich musste wirklich darauf vertrauen, dass der Hund mit guten Absichten her gekommen war. Das er ausrichtete, was ich ihm sagte. Das er Tamias bei stand, wenn es schwierig wurde. Ich wandte mich zu Dekaja und Tryss.

"So bescheuert es auch klingt, aber wir müssen an den Menschen vorbei. Nicht weit von hier ist ein Abhang, der von Huftieren nicht passierbar ist. Sollten die Hunde folgen, kämpfen wir!"

An liebsten hätte ich Alvarez, wenn der Rüde so hieß, befohlen, dass er dem Hund und Tamias folgte. Aber das stand mir nicht zu, ich kannte ihn nicht. Und Kaya wollte ich jetzt nicht an unserer Seite Missen, denn seine Kraft brauchten wir, wenn uns die Hunde wirklich zu nahe kommen würden. Ich sah zu dem Busch, in dem Vel, Kaya, der Rüde und der Welpe hockten müssten, und japste ihnen nur ein kurzes "Kommt!" zu, ehe ich mich auf den Weg machte. Ich ging mit langsamen Schritten voran, auf der Hoffnung, dass sie folgen würden. Dass sie mir glaubten, an den Weg glaubten. Sollte jemand einen anderen Weg durch Unwegsames Gelände kannte, welcher von den Menschen weg und nicht erst hin führte, würde ich sofort den wählen.

[Bei Deka und Tryss | Tamias und Kenzo sind gerade los in Richtung Menschen | Macht einen Vorschlag - Ruft den Rest dazu]