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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Dekaja - 21.11.2011

War es eben noch ganz ruhig gewesen, war auf einmal plötzlich die Hölle los gebrannt. Nicht nur Skadi und Kheran waren plötzlich warnend, knurrend und äußerst gereizt auf das Gebüsch zugesteuert, nein, jetzt hatte sich auch Tryss und dieser Wolf, von dem ich nicht so recht wusste, wo ich den für mich einordnen sollte uns angeschlossen. Ich war vollkommen verwirrt und meine Blicke schossen wild hin und her. Jeder hatte offenbar etwas zu sagen. Velvet, die andere Fähe meinte sie würde sich mit Avis, der auch plötzlich da war zurück ziehen und Alvarez mitnehmen. Offenbar drohte uns Gefahr, aber außer dem fremden Geruch hatte ich noch nichts weiter bemerkt. Meine Augen schossen wieder nach vorn. Da war etwas, nun hatte ich es auch gehört, ein Geräusch. Kurz war ich irritiert, ob ich nun bei Avis bleiben sollte, aber irgendwie siegte die Neugier und ich blieb hinter Skadi und den Anderen. Wobei Tamias sich vor mich gedrängt hatte, nun auf einer kleinen Anhöhe stand und knurrend und äußerst bedrohlich sein Nackenfell aufstellte.

Ich stand immer noch ratlos hinter Tryss und Skadi und Kheran. Mein Herz pochte aufgeregt in meiner Brust und ich war äußerst planlos, meinte Rute hing geknickt herunter und wirkte eher eingeschüchtert als kampfbereit. Aber ich stand ja hier nicht herum um Rute zu wedeln, also konzentrierte ich mich auf das Unbekannte und lauschte stumm Skadis Worten. Als Tamias plötzlich laut gab kniff ich meine Augen zusammen. Hinter mir war plötzlich Bewegung und Skadi fauchte ebenfalls. Ich hob den Kopf. Da sah ich ihn plötzlich. Kein Wolf. Nein, ein Vierbeiner der zu den Menschen gehörte. Ich hatte so welche in deren Höhlen schon gesehen! Was tat der hier und warum waren auf einmal alle zu drauf? Ich verstand nichts, alles in mir war in hellster Aufregung. Sie würden sicherlich nicht so reagieren, wenn es nicht nötig wäre und der Vierbeiner sah auch bedrohlich aus. Ich dachte an die Welpen und drückte sofort meine Pfoten durch und veränderte meine Haltung. Ich hatte nichts zu sagen, weil ich eh nicht viel verstand, aber wenn es um die Welpen ging würde ich mitkämpfen, jawohl!

Kheran vor mir flüsterte Skadi etwas zu, da ich noch nahe genug dran stand verstand ich es, immerhin waren meine Ohren nicht schlecht. Aber seien Worte brachten das Durcheinader in meinem Kopf nicht in Ordnung, im Gegenteil. Menschen. Pferde. Gefahr. Sicherheit bringen. Wenn das stimmte, was er erzählte, was sollten wir dann jetzt tun. Mein Blick zuckte erneut zwischen den Beiden hin und her, fiel auf Tryss. Meine Ratlosigkeit und Verwirrung war mir bestimmt ins Gesicht geschrieben und ich war über jede Entscheidung dankbar an die ich mich klammern konnte. Ich war vollkommen überrumpelt. Meine Ohren legten sich nach hinten und auch meinem fang entwich ein Knurren. Ich würde die Welpen beschützen, so wie ich es mir vorgenommen hatte, egal was jetzt kommen möge und wenn ich den Anderen folgte, würde es schlimm werden.


[Hinter Tryss/Skadi/Kheran | wartet auf eine Entscheidung]



- Tryss - 22.11.2011

Plötzlich ging alles so schnell. Innerhalb weniger Sekunden schienen sich viel zu viele Dinge auf einmal abzuspielen. Skadi und Kheran rückten zu mir vor, dann brach der Hund aus dem Gebüsch. Keinen Wimpernschlag später war schon Tamias auf einem Felsvorsprung neben uns aufgetaucht und Skadi schob sich noch ein Stück schützend vor mir. Ich runzelte die Stirn und blickte ein wenig missmutig drein.

„Hör auf damit Skadi! Glaubst du, ich würde den gleichen dummen Fehler zweimal machen?“

raunte ich ihr empört zu, blieb aber trotzdem wo ich war und sah mich kurz nach Deka und den anderen um. Kimya schlief wohl immer noch, Arkanis war nirgends zu sehen.Vielleicht hatte sie den Hund vielleicht gewittert und die Flucht ergriffen. Ich konnte mir vorstellen, dass ihr eigenes Leben ihr im Zweifelsfalle wichtiger war, zumal sie uns ja bei den Welpen wusste. Velvet, Kaya, Alvarez und Avis schienen schon geflohen zu sein. Und Deka war gut beschützt hinter uns. Im Notfall nahm ich mir vor sie zu schnappen und mit ihr wegzulaufen. Aus den Augen verlieren wollte ich sie jedenfalls nicht, dazu hatte ich die Fähe zu lieb gewonnen. Zumal wir geschworen hatten und nicht zu trennen, sondern wie Bruder und Schwester zusammen zu bleiben. Alle schienen also zunächst in Sicherheit, falls man das in der Situation so nennen konnte. Und ich konnte den Rüden betrachten, der vor uns aufgetaucht war. Ich hatte Kenzo im Dorf kurz gesehen, als wir die Fackeln umwarfen um das Feuer zu legen. Er sah anders aus als damals, auch wenn die Grundzüge die gleichen waren und ihn immer noch als Kenzo erkennen ließen. Der Rüde schien dünner geworden zu sein, sein Fell kam mir stumpfer, glanzloser vor. Seine Muskeln zeichneten sich unter der Haut ab, überflüssiges Fett war keines zu sehen. Ich runzelte die Stirn.

„Wartet doch mal... hier stimmt doch etwas nicht. Wenn er wirklich der Leithund der Meute ist, wieso ist er dann so irre sich mit einer Gruppe Wölfe allein anzulegen? Die Hundemeute ist doch noch zu weit entfernt? Bis die hier wären, hätten wir ihm längst den Gar ausgemacht!“

raunte ich Kheran und Skadi, wohl auch Tamias und Deka leise zu. Ich stimmte mit Kheran aber darin überein, dass man noch mehr Hunde riechen konnte, Pferde witterte ich noch nicht. Kherans Nase schien wohl besser zu arbeiten als meine.

„Du siehst anders aus? Kenzo, war doch so? Was treibt dich in diese Gegend und warum bist du nicht bei deinem Herrchen, lässt dir das Futter servieren und wärmst dir deinen Pelz am Feuer im Haus?“

Ich wusste nicht, warum ich den Rüden in ein Gespräch verwickeln wollte. Ich hatte nur das Gefühl, dass hier etwas gewaltig schief lief. Dass wir ihm Unrecht taten. Es war seltsam. Ich hätte doch eigentlich wütend auf den Rüden losgehen müssen. Ich hätte ihn hassen müssen, weil er uns seine Hundebande Ares auf dem Gewissen hatten. Weil sie feige und grausam waren und beinahe auch Kaya und Tamias getötet hätten. Aber nichts. Der Hass-Container meines Herzens war so leer wie eh und je. Ich hasste nicht, ich wollte nur Hintergründe erfahren. Wollte wissen, warum der Rüde hier war und was ihn zu seinem Handeln veranlasste. Nicht einmal Rache wollte ich und ich begann mich im Stillen zu fragen, ob das unnatürlich sein mochte.

[Kenzo | Skadi, Tamias, Kheran und Deka]



- Kenzo - 22.11.2011

Ein heiseres Bellen steckte mir in der Kehle, das ich nur mühsam unterdrückte. Ein tief verwurzelter Instinkt sagte mir, dass ich anschlagen sollte, diese blutrünstigen Bastarde verraten und den Menschen auf dem Silbertablett servieren.
Mein Fell sträubte sich, bildete einen regelrechten Kamm meine Wirbelsäule entlang bis zum Schwanzansatz, während mein Blick nach einem Funken Intelligenz in den stumpfsinnigen Gesichtern dieser Wölfe suchte. Wenig beeindruckendes Geifern und Schmähungen, zu mehr waren sie wohl nicht fähig – und keine Ahnung von dem, was da auf diese Ansammlung zukam. Selbst als einer von ihnen eine Witterung aufnahm, zuckten meine Lefzenwinkel nur mäßig – selbst jetzt begriffen sie noch nicht, was dieser Geruch bedeutete.

Meinesgleichen besaß die nötige Intelligenz um das komplexe Wesen Mensch zu verstehen. Doch diese Skratós, diese unwissenden Waldteufel, erkannten die Gefahr wohl erst, wenn die Waffen der Menschen ihnen die Köpfe einschlugen.
Ahnungslose Dummköpfe. Ich sah ihre Schädel beinah über einem Kamin der Menschen hängen, wo sie zitternde Schatten im flackernden Licht warfen. Derartige 'Zierde' kannte ich aus den Häusern jener Zweibeiner, die ich mit meinem Herrn besucht hatte. Sie hätten dieses Schicksal verdient – verdammt, das hätten sie.

Mein Knurren sank noch um eine ganze Oktave, tief in der Brust vibrierend. Sekundenlang brachten mich die dämlichen Fragen jenes Wolfes, Tryss, beinah noch mehr auf als die Anfeindungen der anderen. Dennoch musste ich zugeben, dass jene wenigstens einen Hauch von Verstand erahnen ließen und mich dazu brachten jenen Rüden mit meinem Blick zu fixieren. Ich wusste um die Wirkung dieses Blickes - dunkel, die Augen fast schwarz, so schien er den anderen doch regelrecht zu durchbohren.
Hatte ich Hoffnung den Stumpfsinn dieser Wölfe zu durchdringen? Vielleicht, doch war fraglich weshalb. Warum sollte ich wollen, dass sie den Ernst der Lage begriffen? In jenem Moment fand ich keine Antworten auf meine eigenen Fragen, doch wohl auf die des Wolfes – wenn auch nicht so, wie dieser wohl erwartete.

„Die Menschen reiten zur Jagd und ihre jaulende Meute ist auf eurer Spur...“, grollte ich kehlig und doch trug meine Stimme weit. Ich ging sicher, dass auch jeder einzelne dieses räudigen Packs mich verstand und machte einen festen Schritt nach vorn, unbeeindruckt von ihren Drohungen und doch jeder Muskel bis zum Zerreißen gespannt. „Also lauft, wenn euch euer armseliges Leben lieb ist... lauft, als wären die Dämonen der Nacht selbst hinter euch her!“

Letzteres spie ich geradezu aus, haftete dem doch eine gewisse Ironie an – denn die Wölfe selbst galten bei meinesgleichen ebenso als nächtliche Dämonen wie so manch andere Kreatur, die in der Dunkelheit lauerte. Doch vermutlich war keine davon grausamer als der Mensch selbst, wenn es ihn nach Blut und Tod hungerte.
Ich kannte ihre Art zu töten, zu vernichten... ja schlimmer noch: zu verstümmeln und zu quälen. War es dieses Wissen, das mich dazu brachte die Wölfe zu warnen? Denn was ritt mich denn, das zu tun statt sie zu verraten?
Vermutlich würde ich es bald bereuen. Dieser Gedanke schien mir fast Gewissheit zu sein und dennoch kamen jene Worte rascher heraus als ich sie hätte zurückhalten können. Nun hatten die Wölfe die Wahl – meinen Worten Glauben schenken oder in ihr Verderben rennen.

[Gibt eine wohl überraschende Antwort und verharrt weiterhin vor den Wölfen]



- Avis - 23.11.2011

Schon vor diesem Tag war ich oft nervös gewesen, doch nie so, wie in diesem Augenblick. Es kribbelte mir in den Pfoten, wollte ich doch eigentlich hinaus, um zu sehen was dort wartete. Ich wollte wissen, was genau sich dort draußen tat. Und vorallem Wer. Es war doch keiner in Gefahr, oder doch? Nun, irgendwie wirkten die großen Wölfe um mich herum ein wenig besorgt, aber vermutlich taten sie nur so aufgrund meiner Anwesendheit. Oder sie waren wirklich nervös, da ihnen klar sein musste, dass ich in sämtlichen Spieöen einfach besser war als jeder andere. Außer vielleicht Mutter, aber die war in diesem Augenblick auch nicht bei mir, also zählte das nicht.
Langsam duckte ich mich, hob dann wieder meinen Kopf, und musste lächeln, immer wenn die Blätter dieses Busches raschelten. Ja, das machte schon irgendwie Spaß, doch nachdem Velvet mir dieses Spiel erklärte, hörte ich damit auf. Sonst hätten die Feinde - oder nunja, die anderen Wölfe – eien größere Chance uns zu sichten, bevor wir davon laufen konnten, wenn das denn angebracht war. Aber darüber würde Velvet mich bestimmt schon rechtzeitig aufklären. So nickte ich der grauen Fähe zu und schaute zu Kaya hinauf, natürlich vorsichtig, um keine unnötigen Geräusche zu machen, damit ich nicht der war, der uns verriet. Da fiel mir Kimya ein, der vermutlich noch bei Mutter war. Er schlief wahrscheinlich, wie auch den rest des Tages. Irgendwann, wenn wir beide größer waren, würde ich ihm bestimmt von all dem erzählen, was er verpasst hatte – denn so einen faulen Wolf wie meinen Bruder, nein den hatte ich wirklich noch nicht kennen gelernt. Aber vermutlich würde ich das auch niemals, denn jeder ar einzigartig. So zumindest hatte ich das mal bei einem Gespräch aufgefasst, aber worum es da wirklich ging, wusste ich nicht. Doch passte es irgendwie zu der Situation in der ich mich befand, und im Gegensatz dazu die meines Bruders.

Leicht verwundert über die Tatsache, dass Kaya sagte, dass er die komische Gestalt bei den anderen kannte, neigte ich meine Kopf ein wenig weiter in die Richtung der anderen. Nein, bislang war ich nicht auf die Idee gekommen, dass das komische Tier, wenn es denn eines war, mit dazu gehörte. So stieg meine Neugier bis kurz vor's unermessliche.

"Gehört der Klotz da vorne auch zu dem Spiel, Onkel Kaya?"

Mit großen Augen blickte ich also den hellgrauen Rüden neben mir an. Hatten die anderen etwas vor mir verborgen? Hatten sie es mit Absicht getan, oder wussten sie vielleicht selber nicht wirklich, welches Spiel wir spielten?



- Tamias - 23.11.2011

Er besaß tatsächlich noch die Frechheit vor einem Pack Wölfe zu knurren und seine Stimme zu erheben. Leichtsinnig.
Meine aufgestellten Ohren, meine gebleckten Zähne und meine geduckte Haltung, verstärkt von meinem tiefsten Knurren waren kurz vor einem Angriff.
Aus welchem Grund sollte er uns nicht verraten? Die Fährte von den Menschen kam immer näher und das Donnern der Hufe der Pferde beinahe im Takt meines Herzschlages. Ich konnte es spüren. Irgendetwas führte Kenzo im Schilde. Nur was? Er warnte uns vor den Menschen ? Irgendetwas mussten die Menschen mit ihm gemacht haben. Gehörte er etwa nun nicht mehr dazu? Weil er nur einen unserer Wölfe geliefert hatte? Einer war immerhin einer zu viel und wer wusste was mit den anderen passiert war. Vielleicht hatten sie Glück gehabt und kamen davon, vielleicht hatte Kenzo und sein Pack aber auch diese auf dem Gewissen. Vielleicht reichte es Kenzos Herrn nicht und er schickte ihn fort.
Etwas in mir sagte, wir sollten seine Warnung wahr nehmen. Doch vielleicht war es ein Hinterhalt. Als der Hund unbeeindruckt noch einen Schritt auf Skadi zu machte, ging er genau diesen Schritt zu weit.
Ich knurrte noch einmal so tief ich nur konnte, ehe sich meine Krallen in die Erde vergruben und sich meine so angespannten Muskeln in einem einzigen Sprung entspannten und ich nun genau zwischen den beiden Wölfen stand. Meine Schnauze nur wenige Zentimeter vor Kenzos.

"Wo ist dein Anstand, Hund? Geh zu deinem Herrn zurück! Führe ihn ruhig zu uns! Tu, was du sonst auch immer getan hast! Oder kannst du nicht zurück, weil du zu oft versagt hast, Kenzo? Willst nun mit denen reisen, die dir sonst zu wider waren, die du gejagt hast, die du hasst. Nur über meine Leiche!"

Meine Stimme war tief und bedrohlich und mein Fang schnappte einmal kurz nach ihm. Das konnte ich nicht unterdrücken. Er stank nach Mensch und Hund.
Er könnte mich nun angreifen, doch würde ich dieses mal nicht verlieren. Ich wusste nun wie er tickte und dieses mal waren seine treuen, dummen Gefährten nicht dabei.
Aber wenn er meinte, er könnte mit uns reisen, weil er gerallt hat das er hier nicht überleben kann ohne uns, dann hatte er sich geschnitten. Nicht mit mir! Würde er nun jedoch losziehen und seinen Herrn holen, wären wir schon längst über alle Berge. Wir hatte nicht mehr viel Zeit und die Welpen mussten auch noch mit.
Wie ich diesen Köter hasste.
Skadis Nähe jedoch hier in diesem Moment zu spüren tat unerklärlich gut. Ich konnte ihren Atem in meinem Fell spüren und das beruhigte mich innerlich.
Sie konnte sich selbst gut verteidigen, sowie jeder andere hier auch. Doch sollte in diesem Moment Kenzo spüren, dass ich vor einem Kampf nicht zurück weichen würde. Und das er sich hier auf dünnem Eis bewegte. Ich würde kämpfen, damit die anderen verschwinden konnten, in Sicherheit. Sie sollten in Sicherheit gehen, wenn es drauf ankommt. Aber ob sie das verstanden oder ob der Impuls "ich kämpfe aber jetzt gegen Tamias,weil er gegen Kenzo kämpft.. oder.. ich kämpfe jetzt auch mit" stärker war konnte ich nicht abwägen.

[wenige Zentimeter vor Kenzo / vor Skadi in T-Stellung / Droht]



- Skadi - 25.11.2011

Jeder Muskel stand unter Anspannung. Das Nackenfell und das Fell bei den Schultern war wie ein Kamm senkrecht in die Luft geschellt. Und der Feind stand nur wenige Meter vor mir. Tamias und ich warnten ihn, während Tryss eine ganz andere Sichtweise in das Spiel brachte. Kheran hingegen hatte zu Erst etwas ganz anderes gewittert: Menschen, Pferde und wohl noch mehr Hunde. Also war es eine Falle. Nach Kherans Worten, die wohl nur ich hörte, so leise hatte er gesprochen, ließen meine Lefzen nochmals angespannt nach oben zucken und ein feindseliges Knurren entfliehen. Alleine die Tatsache, dass sich dieser Hund traute vor uns zu treten und uns an zu knurren, war schon bedauerlich genug für ihn. Hatte er irgendeine Krankheit, die ihn überheblich machte? Dann aber trat er noch einen Schritt auf uns zu und ich überlegte kurz, ob ich diesen zurück ginge. Aber Schwäche wollte ich in diesen Moment nicht zeigen, also stierte ich ihn in die Augen, senkte meinen Kopf etwas und meine Ohren legten sich an meinen Hinterkopf an. Dann aber sprang Tamias vor mich und zwar so, dass er mich vollständig verdeckte mit seiner Größe. Kurz drückte ich meinen Kopf noch näher gen Boden um unter den Rüden durch zu sehen, ob dieser Hund, Kenzo haben sie ihn genannt - woher auch immer sie ihn kennen - weitere Anstalten machte um näher zu kommen. Dies tat er zunächst aber nicht, deswegen bekam Tamias meine Schnauze in sein Nackenfell gedrückt, wo sie auch einige Augenblicke verharrte, dann drehte ich meinen Kopf um und sah zu Kheran. Mein Fell strich das von Tamias und ich wich nicht von ihm, während ich leise sprach:

"Du hast recht, wir müssen hier weg so schnell es geht!" Mein Blick glitt zu Dekaja. "Du kennst die Kleinen. Entscheide du, auf wen sie hören oder ob sie getragen werden müssen. Sorg dafür, dass die kleinen weg kommen!"

Zuletzt sah ich zu Tryss. Er hatte sich von meinen Worten angegriffen gefühlt. Zumindest hatte ich das so aufgefasst, nachdem er sich gerechtfertigt hatte, dass er aus dem letzten Mal gelernt hatte.

"Was ist mit Arkanis? Wir müssen sie irgendwie warnen!"

[Bei Tamias, Tryss, Kheran, Deka und Kenzo | Versucht irgendwie eine Flucht zu planen]



- Velvet - 26.11.2011

Ich hatte das Gefühl das die Welt plötzlich Kopf stand. In dem einen Moment war noch alles gut gewesen, Tamias und ich hatten unsere Differenzen weitgehend geklärt und eigentlich schien es ein schöner, sonniger Tag zu werden. Und jetzt? Versteckte ich mich neben Avis, Kaya und Alvarez im Gebüsch während die anderen versuchten diesen Hund von uns weg zu halten. Ich wusste bei besten Willem nicht was dort geschah, doch eines war offensichtlich: Bald würden wir laufen müssen. Die Geräusche und Gerüche die zu uns durchdrangen wurden immer deutlicher: Dieser Hund war nicht alleine! Ich blickte auf Avis hinunter, dieser hatte akzeptiert das ich sagte es wäre ein Spiel und darüber war ich froh. Ein Welpe der jetzt abhaute weil er zu den anderen wollte, war das letzte was wir noch brauchten.

Mein Blick glitt von der Situation vor uns ab als Kaya zu sprechen begann. Ich hatte also recht behalten, Tamias sah nicht nur so aus als würde er den Hund kennen, es war auch so. Ich blickte den grauen Rüden an meiner Seite an, verwirrt und vor allem beunruhigt. Noch immer war mein ganzer Körper angespannt, ich machte mir Sorgen. Um mich, um meine Freunde, um die Welpen und natürlich auch um Kaya – vor allem um Kaya. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und gelaufen oder den Hund weg zu jagen. Ich erinnerte mich an Tay und ein trauriger Ausdruck trat in meine Augen. Jäger, Menschen und Hunde hatten ihm das Leben genommen. Ich senkte den Blick, hoffte das niemand wahr nahm welcher Kampf sich in meinem inneren abspielte. Noch immer kannte nur Kaya die Geschichte, aber ich hoffte das dieser sich nicht an die Einzelheiten erinnerte und erkannte weshalb ich so mit mir zu kämpfen hatte.

Bemüht einigermaßen ruhig zu bleiben lauschte ich den Worten von Avis. Natürlich hatte er auch den Hund bemerkt, es wäre auch zu schön gewesen wenn nicht. Ich lachte leicht über das Wort Klotz welches er zur Beschreibung nutzte. Doch da er die Frage direkt an Kaya richtete hielt ich den Mund. Viel zu sehr kämpfte ich in meinem inneren mit dem Drang weg zu wollen oder dem Hund am liebsten an die Kehle zu springen. Ich schüttelte wütend über mich selbst den Kopf. So war ich doch sonst nicht! Eigentlich immer ein ruhiges Wesen, so wie ich jetzt war kannte ich mich nicht. Ich atmete tief durch, nicht unbedingt die beste Methode, da ich nun noch deutlicher den Gestank des Hundes wahrnahm. Mein Blick glitt wieder nach vorne zu den anderen.

„Ich frage mich was dort los ist ...“

Ich sprach nur sehr leise, ein flüstern. Es machte mich unruhig nicht zu wissen wie es den anderen ging. Ausserdem fragte ich mich, wieso die anderen im Gespräch mit dem Hund waren statt ihn fort zu jagen – oder warum sie ihn am Leben ließen. Er würde die Jäger doch nur herführen die wir eh schon hörten!

[bei Avis, Kaya, Alvarez || im Kampf mit 'sich selbst']



- Kheran - 27.11.2011

Ok, ich gebe es zu, ich war verwirrt. Wieso riet der Hund, von Tryss mit Namen "Kenzo" angesprochen, uns zu fliehen? Müsste er uns nicht eher an die Menschen verraten? Wie kam er auf die Idee, uns zu... naja, helfen? Ich konnte mir keinen Reim auf sein Verhalten machen. War es womöglich nur eine weitere List, wollte er uns in eine Falle locken? Ich haderte mit mir selbst. Einerseits war alles in mir auf Flucht eingestellt, andererseits wollte ich bleiben und kämpfen. Als Kenzo einen weiteren Schritt vortrat und plötzlich Tamias zwischen uns und ihn sprang und sich eindeutig in beschützender Pose vor uns aufbaute, ging mir das allerdings ein wenig zu weit. Ich war doch kein Welpe, den man schützen musste. Und Skadi genauso wenig, soweit ich das beurteilen konnte.

"Tamias..." nur ein Wort, doch der Tonfall war eindeutig. Ich ließ mich nicht von ihm herabstufen. Sein Verhalten die ganze Zeit über hatte mich sowieso angekotzt und jetzt ging er eindeutig zu weit. Hielt er mich wirklich für so schwach? Hatte er nicht zuerst noch eine Bedrohung in mir gesehen? Es hatte sich schließlich nichts geändert, zumindest nicht aus meiner Sicht. Und ich war ihm lang genug aus dem Weg gegangen. Irgendwann war auch ich mit meiner Geduld am Ende und meine Nerven waren sowieso schon zum Zerreissen gespannt. Ich schob mich demonstrativ an Tamias vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen und baute mich vor Kenzo auf.

"Was willst du von uns, Hund? Glaubst du ernsthaft, wir würden dir auch nur für eine Sekunde trauen? Willst du uns in eine Falle locken oder bist du einfach nur arrogant? Solltest du nicht deine hässliche Stimme erheben, um deinen Herrn zu rufen? Wie es brave Schoßhündchen zu tun haben?"

Man hörte die Verachtung und den Zorn deutlich heraus, die in mir brodelten. Menschen, Hunde, gab es etwas widerlicheres? Der Hund, Tamias' Verhalten, die nahende Bedrohung, all das vermischte sich in meinem Kopf zu einem einzigen brodelnden Brei. Mir war irgendwo, in einem Teil meines Selbst, klar, dass ich vermutlich keine Chance gegen Kenzo hatte, denn dieser war nicht nur größer, sondern auch deutlich schwerer als ich. Dennoch, sollte er mich angreifen, würde ich wohl hoffentlich nicht allein dastehen. Einerseits wusste ich, dass meine große Klappe in diesem Moment vielleicht mehr Schaden anrichtete, als irgendetwas zu unserem Wohle beizusteuern, doch ich war derart in Rage, dass mich dies nicht wirklich kratzte. Ich wollte einfach nur irgendetwas tun, die Anspannung loswerden. Sei es durch Flucht oder Kampf. Ich starrte dem schwarzen Hund weiterhin in die Augen, kein Fünkchen Furcht sprach aus meiner Körperhaltung. Nur ein leichtes Zittern, das von der Anspannung zeugte, die in mir herrschte.

[Geht an Tamias vorbei und raunzt Kenzo an]



- Alvarez - 28.11.2011

Dort draußen brach die Hölle aus und Kenzo war ein Dämon, ein Vorbote des Todes, wenn man es so sehen wollte. Er war ein Hund und wo ein Hund war, war ein anderer nicht fern und mit ihnen kamen die Menschen, dass hatte ich schon einmal miterlebt. Es war der tragische Tag, an dem mein Rudel sein Ende finden sollte. Deshalb ließ sich meine Anspannung nicht verleugnen. Jeder Muskel schien sich zu verhärten und drängte darauf dieses räudige Vieh zu töten, aber eine andere Stimme riet mir die Flucht zu ergreifen. Kayas Worte ließen mich letztendlich aufhorchen und meine grauen Seelenspiegel wanderten zu dem Rüden. Er kannte ihn? Zumindest glaubte er es. Eine Aussage die ihn für mich nicht unbedingt vertrauensseeliger machte. Misstrauisch kniff ich die Augen schmal.

„Wieso sollte ein Wolf einen Hund kennen? Der nach dieser Begegnung dann auch noch lebt?“

Ich war ein Wolf der kein Verständnis oder Mitleid mit diesen gezähmten Kreaturen hatte. Sie waren für mich das tragende Unheil und das würden sie für immer bleiben. Als Velvets Stimme leise erklang, war sie für einen Moment mein Augenmerk. Sie wirkte verkrampft, was in einer solchen Situation sicherlich nichts Ungewöhnliches war, aber sie wirkte irgendwie…ja, wie? Verbittert, in Sorge? Ich konnte ihre Stimmung nicht sonderlich gut deutet, was vielleicht auch damit zu tun hatte, dass ich mich mit keinem Wolf aus der Gruppe sonderlich beschäftigt hatte. Aber auch fragte mich, was dort hinten geschehen mochte. Was wäre, wenn es bald nicht nur bei diesem einen Hund blieb? Diese Frage lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Welpen bei uns.

„Dieses Versteck reicht nicht aus.“

Verkündete ich und sah zu den beiden erwachsenen Wölfen. Natürlich ließ ich meine Worte nicht einfach in der Luft stehen, sondern setzte eine Erklärung nach.

„Wenn einer dort ist, sind andere sicherlich nicht weit entfernt. Und die Welpen sind noch nicht so schnell auf den Pfoten, wie wir erwachsenen.“

Danach wanderte mein Blick wieder zu dem abenteuerlustigen Welpen, dessen Aufmerksamkeit mir nicht entgangen war.

„Wenn wir das Spiel gewinnen wollen, müssen wir früh genug von hier weg kommen, um unsere Spuren zu verstreuen und die Sucher zu verwirren und abzuschütteln.“

Ich war von der Ruhe in meiner Stimme und dem sachlichen Verhalt selbst überrascht, aber meine Worte waren mit Absicht so gewählt, denn ich glaubte kaum, dass der Welpe anders auf diese eingehen würde. Vermutlich hätte er dann lieber den Adrenalinrausch bei den anderen gesucht. So aber blieb es ein Spiel und ich hoffte und appellierte an den Ehrgeiz des kleinen Wolfs, der ihm verbot das ‚Spiel’ einfach zu beenden und seinem eigenen Kopf nachzugehen. Denn in der jetzigen Situation auch noch einen widerspenstigen Welpen zu bändigen, war alles andere als Vorteilhaft.

[Bei Velet, Kaya & Avis l spricht zu ihnen über das 'Spiel']



- Dekaja - 28.11.2011

Meine Ohren zuckten hin und her und mein Blick war ebenso verwirrt. Überall Stimmengewirr, Knurren und Drohungen. Hinter mir war plötzlich alles ruhig, sodass ich einen Blick zurück warf. Keiner mehr da. Die neuen fremden und Alvarez hatten offenbar beschlossen Avis in Sicherheit zu bringen. Hoffentlich würden sie auch Arkanis und Kimya holen. Mein Herz pochte wild in meiner Brust. Vor mir wurde es immer lauter, als Tryss schneidend die Stimme erhob. Zweimal den gleichen Fehler. Was denn für Fehler?

„Was geht hier eigentlich vor?“

Eine Stimme war viel zu leise um wirklich gehört zu werden, aber offenbar wussten hier alles etwas, was ich nicht wusste. Ich ging einen Schritt näher an Tryss heran, versuchte an ihm vorbei zu sehen, doch allzu viel gaben Skadi, Kheran und Tryss an Sicht nicht frei. Grmpf. Als dann Tryss sprach ergaben seine Worte noch viel weniger Sinn, aber was ich heraus hörte. Er kannte seinen Namen. Kenzo. Logische Schlussfolgerung, das hier war nicht die erste Begegnung und mit meinem Mal machte es endlich Klick und ein Puzzelteil fand seinen Platz in meinem Gehirn. Tryss hatte mir von seiner Begegnung im Menschendorf erzählt, wenn auch nicht viel, aber immerhin konnte ich eins und eins zusammen zählen, denn dieser Wachhund hier gehörte offenbar dorthin. Meine Ohren zuckten nach vorn und ich hob meinen Kopf, versuchte über die Anderen hinweg zu sehen, aber das brachte nichts. Zur Seite treten? Nein, ich wusste ja nicht was da auf mich zukommen würde, aber Tryss war offenbar der Einzige, der außer Knurrlauten zu irgendwas fähig schien.

Dann erhob sich eine grollende Stimme vor uns. Eindeutig fremd, allein schon der Klang und der fremde Geruch, der mir doch so vertraut war, denn ich hatte die Menschen selbst oft genug beobachtet stieg wieder in meine Nase. Doch was der Vierbeiner sagte, passte nicht zu dem Verhalten was er an den Tag legte, oder was ihre Gefährten hier veranstalteten. Er wollte uns helfen, schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Wie sollte er denn auch anders reagieren, wenn wütende Wölfe ihn drohend gegenüber standen? Ich selbst wäre schon lange weg gerannt, hätte ich an seiner Stelle gestanden! Dann hörte ich wieder Tamias bedrohliche Stimme, die immer mehr aus der bahn geraten schien, offenbar nahm er die Worte des fremden nicht an, nein, er verhöhnte diesen eher als an ihrer aller Sicherheit zu denken, plötzlich setzte sich Kheran in Bewegung und so bekam ich endlich Sicht auf die ganze Szenerie, ging einen Schritt voran und blieb neben Tryss und Skadi stehen. Ich sah noch, wie der sture Rüde nach dem Vierbeiner schnappte und legte drohend meine Ohren zurück.
Als ich Skadi nun vernahm, bemerkte ich, dass auch die andere Fähe um unsere Sicherheit besorgt war, endlich jemand der über den Hund hinweg sah, jemand der die Warnung ernst nahm. Ein kurzer ernster Blick in ihre Richtung..

„Die Anderen haben sich mit den Welpen in Sicherheit gebracht, meine Hilfe ist dort nicht wichtig.“

So hoffte ich zumindest. Es waren mehrere ausgewachsene Wölfe zugegen, da lag weniger das Problem. Vielmehr missfiel mir plötzlich die Haltung der Wölfe die vor mir waren. Die redeten von Hinterhalt und schienen keinen Wert auf die Glaubwürdigkeit des Fremden zu legen. Ich wusste nicht was vorgefallen war, aber ihre Blindheit konnte uns in Schwierigkeiten bringen und ich wollte Keinen hier verlieren. Ich glaubte nicht immer an das Schlechte in jedem Wesen, dann hätte ich meinen vater schon lange fallen lassen müssen, hatte nicht jedes Wesen eine Chance verdient sich zu beweisen? Meine Ohren zuckten nach vorn. Meine Miene wirkte entschlossen und ich ging weiter vorwärts, warum und weshalb wusste ich nicht. Ich tat es einfach. Ein grollendes, lautes Knurren entwich meinem fang, so unerwartet und ungewohnt von mir, aber ich wollte Aufmerksamkeit und die würde ich bekommen, selbst von zwei verbohrten sturen Rüden! Immerhin war ich kein Welpe mehr!

„Hört auf mit dem Schwachsinn! Dafür ist keine Zeit! Was, wenn er die Wahrheit sagt? Er könnte jederzeit jemanden rufen und hat es bisher noch nicht. Hier geht es nicht nur um Euch!“

Eine klare Ansage, zumindest für mich. Wir wollten als Gemeinschaft zusammen halten, dann sollte man auch an Alle denken. Dieses Tier zu provozieren war ein großer Fehler, denn nicht alle von uns waren schnell im Weg laufen. Das hier war eine harte Probe für uns, die sich kaum selbst über den weg trauten. Mein Blick fiel auf Kenzo, drohend hatte sich mein fell im Nacken aufgerichtet, aber meine Drohung galt nicht ihm, nein, sie galt allgemein. Irgendjemand musste hier doch einen klaren kopf bewaren und offenbar machte Zorn und Hass sie alle grad blind!

[Starrt auf Kenzo, nahe bei Tamias und Kheran | Skadi und Tryss hinter sich]