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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Alvarez - 15.11.2011

Ich war schwer beschäftigt mit meinen Gedanken und dem Grübeln über die Vergangenheit, wie Zukunft, dass ich vorerst nur schwach die Bewegungen und Stimmen der anderen wahrnahm. Erst das wuffen von Kaya, ließ mich meinen Kopf in seine Richtung drehen. Da der graue Rüde mich ansah, bedeutete es wohl, dass dieser sich zu mir gesellen wollte. Ich zögerte einen Moment. Aber das war es doch, was ich wollte, die anderen besser kennen lernen, denn anscheinend war ich der Einzige, der sich damit mehr als zurückgehalten hatte. In der Phase, in der ich schwieg hatte sich der Silbergraue bereits erhoben und kam vorsichtig in meine Richtung, lange blieb er jedoch nicht alleine, denn wie ich sah, lief der kleine Welpe Avis auf ihn zu und wollte wissen, wohin er ging. Ich erwiderte das wuffen letztendlich und meine kräftigen Hinterläufe schoben den Rest meines drahtigen Körpers in die Höhe. Ich ging den beiden sogar ein Stück entgegen, als eine Welle der Unruhe die Reihen der Wölfe durchlief. Nun denn, das Schicksal wollte also noch nicht, dass ich mich in Ruhe mit einem aus der Gruppe auseinandersetzte. Ich beugte mich diesem, was blieb mir auch anderes übrig? In erster Linie galt jetzt ohnehin der Schutz von den Welpen, denn Arkanis war immer noch in den Wäldern unterwegs und wir alle hatten die Verantwortung. Nur gut dass der kleine Ausreißer sich bereits an der Seite von Kaya befand. Als sich die Wölfin zu ihm gesellte, die anscheinend sein zweiter Schatten zu sein schien, drehten sich meine Ohren ein Stück zurück, aber ich nickte auf ihre Worte hin, die ich trotz der kleinen Distanz zwischen uns durchaus vernahm.

Auch meine sensible Nase filterte nun langsam den dünnen Geruch des Hundes aus der Luft und mein gesamter Körper versteifte sich. Hunde, diese widerlichen Kreaturen, die sich dem Menschen angeschlossen hatten, um ihre Vorfahren zu jagen und zu morden. Ich merkte, dass mein Körper auf die aufsteigende Wut mit einem leichten Zittern reagierte, weshalb ich mich abzulenken versuchte. Die graugrünen Seelenspiegel wanderten die Läufe der beiden Wölfe hinunter und blieben dann schließlich an Avis hängen. Er war wie sein Bruder in der vergangenen Zeit groß geworden. Ja, Welpen wuchsen in den ersten Monaten ziemlich schnell.

„Na, werden wir hier wohl deinen Bruder beschützen, hm?“

Dass man auch gleichzeitig ihn beschützte sprach ich dabei nicht aus. Der kleine Braune hatte Temperament und konnte anstrengend sein, vor allen Dingen, wenn er irgendetwas verpassen könnte, was nach einem Abenteuer aussah. Meine Läufe bewegten sich noch ein paar Schritte in die Richtung der drei Wölfe, ehe ich mich wieder hinsetzte und beobachtete, wie sich eine Gruppe bildete, um den Grad der Gefahr ausfindig zu machen.

[Etwas näher zu Kaya, Velvet und Avis gekommen - spricht zu Avis]



- Kenzo - 15.11.2011

Ich nahm die Bewegungen vor mir wahr, das leise Knurren. Natürlich – sie hatten mich bemerkt. Unwillkürlich versteifte sich meine Haltung noch mehr und ein heiseres Grollen stieg in meiner Kehle auf.
Waren dies dieselben Wölfe, die vor zwei Monaten dafür gesorgt hatten, dass ich meinen Platz an der Seite meines Herrn verlor? Es wäre doch eine hübsche Ironie des Schicksals, die perfekte Rache für meinen Verlust. Doch seltsamerweise brachte mir der Gedanke keinerlei Befriedigung ein.

Mein Nackenfell sträubte sich, jeder Muskel war angespannt. Ich wusste, dass ich nicht mehr derselbe war wie vor zwei Monaten. Wo einst Fett zu finden war - Merkmal der Trägheit in einem sicheren Heim - zeichneten sich nun harte Muskeln unter meinem Fell ab. Nicht mehr bloße Masse, sondern über einhundertundzehn Pfund geballte Kraft.
Außerdem... was hatte ich noch zu verlieren? Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, welches Schicksal mir bevorstand, wenn ich keine bessere Möglichkeit fand zu überleben. Verflucht sollte ich sein, wenn ich zu solch einer erbärmlichen Kreatur verkam. Nein!

Die Wucht meiner eigenen Wut überraschte mich, die mich einen Satz nach vorn machen ließ. Die Pfoten trotzig in den Boden gestemmt, die Läufe gespreizt, verharrte ich sekundenlang leicht geduckt. Mein massiger Brustkorb lieferte mir einen weiteren Vorteil – mein Grollen war tief und volltönend, rollte bedrohlich in der Kehle und ließ keinen Zweifel daran, dass ich es mir dabei ernst war - kein Vergleich zum unspektakulären Gegeifer der Wölfe vor mir.

Ich hatte keine Wahl. Das anhaltende Jappsen und keuchende, hohe Bellen der Meute hinter mir kündigte das Herannahen der Jäger an. Mein Manöver mochte die Spürhunde kurzzeitig verwirrt haben, aber nicht lange. Verdammte Biester.

So tat ich das, was schier verrückt und fast selbstmörderisch erschien: ich preschte vor. Ein weiterer Satz und ich brach mit Getöse durchs Gestrüpp, schnurstracks auf die Ansammlung von Wölfen zu. Kein Zweifel, dass es mehrere waren und ich keine Ahnung hatte wie viele genau.
Entweder sie griffen an oder mein Auftritt irritierte sie genug, um genau das nicht zu tun. In jedem Fall waren mir die Jäger auf den Fersen – und deren Waffen waren fürchterlicher als meine. Selbst wenn es zum Kampf kam, hatte ich vielleicht die Chance lange genug durchzuhalten, bis die Menschen eintrafen – auch wenn dann nicht sicher war, wie das Ganze ausging.

Mein Ziel war es die wilden Bastarde einzuschüchtern und zumindest zu verwirren, um mir einen Vorteil zu verschaffen – sie direkt anzugreifen wäre allerdings eine bodenlose Dummheit, soviel war klar, weshalb ich meinen Schwung wenige Meter vor der Ansammlung von Wölfen bremste.

[Auswegslose Kamikaze - bricht aus der Deckung, während die Jäger seine Spur wieder aufgenommen haben, um vor den Pfoten der Wölfe Halt zu machen]



- Tamias - 15.11.2011

Kaya nickte, Velvet nickte und allem anschein wollte sie wirklich dieses Thema beenden. Als sie mir einen Stupser in die Schulter gab, wich ich zurück. Allein wegen der Tatsache, das Kaya ihr Gefährte war und ich den Rüden mochte, ließ ich so gut es ging Berührungen bei dieser Fähe in Kayas Beisein aus. Ich sah ihr noch kurz hinterher, sah Kaya mit einem der Welpen und auch Alvarez war dazu gekommen.
Mein Fell sträubte sich unweigerlich, ehe ich den Geruch eines Hundes vernahm. Ein Hund? Nein, es war Kenzo. Ich hatte damals gegen ihn gekämpft, ihm hatte ich einige Narben zu verdanken, er war der Verräter aus dem Dorf. Er hatte uns Wölfe gejagt und allein das schon reichte, um ihn zu hassen. Doch jetzt, wo es die Welpen gab, wo es Skadi gab und dieses verfluchte Rudel wühlte die Wut sich schäumend auf. Ein kurzer Blick zu meinem Partner, ehe ich die Spur von Skadi verfolgte. Zuerst wollte ich Kaya und Skadi in Sicherheit wissen, danach die andern und.. irgendwann zum Schluss mich selbst.
Die Erde vergrub sich zwischen meinen Pfoten, welche tiefe Krater in ihr hinterließen. Alles an mir war angespannt und alle Sinne waren zum äußersten geschärft. Ein Hund in meinem Revier, .. bei.. bei den Wölfen mit denen ich reiste... unvorstellbar und doch sollte ich gleich die Wahrheit darin erkennen.
Bewusst wählte ich einen Felsvorsprung. Von hier aus konnte ich die Situation besser beobachten. Auch wenn meine Seele die Rache wollte, so sagte mir mein Verstand ich müsse noch ein wenig warten.
Mein Blick suchte Skadi. Ich wollte sie in Sicherheit wissen. Eigentlich wollte ich alle in Sicherheit wissen und nicht bei diesem Köter. Doch da sich ja alle selbst beschützen konnten, blieb ich hier oben stehen.
Vielleicht wollte Tryss ja mit dem Wuffi spielen oder einer der Fähen mit ihm reden und ihn lieb fragen, was er denn hier vor hatte und wenn er sagen würde "ich komm mit guten Absichten, lasst mich euch begleiten" würden alle freudestrahlend ihn in Empfang nehmen. Mittlerweile war ja fast alles möglich. Doch dieses hier nur über meine Leiche.
Ein tiefes, böses Knurren, welches ich selbst von mir nur selten hörte, verließ meine Kehle. Ich bleckte die von Sabber glänzenden Zähne. In meinen Augen purere Hass.
Alles in mir schrie danach, diesem Monster die Eingeweide auszureißen, sie zu verschlingen und sie als Exkrement auf seinen Knochen zu verscharben.
Er hatte hier nichts zu suchen und sollte Land gewinnen, solange er noch konnte.
Dennoch unterband ich es, ihn anzufallen. Zumal er noch nichts gesagt und getan hatte. Am liebsten hätte ich mich schützend vor den Wölfen in T-Stellung gewusst. Doch stattdessen holte ich den großen Tamias aus mir herraus und beobachtete jede Geste.
Ich war nicht weit von ihm entfernt, genau gesagt war ich zwei Sprünge von ihm entfernt. Einen für den Anlauf, den anderen für den Angriff.
Mein Nackfell gesträubt, die Rute erhoben starrte ich ihm bewusst in die Augen. Eine Geste, die selbst ein Hund verstehen sollte.

"Lass es lieber, Verräter!"

Begleitet von einem brodelnden Knurren wirkte meine tiefe Stimme gefährlicher dennje und wenn ich es nicht anders wüsste, hätte ich diese nicht für die Meine gehalten. Ich würde noch einmal kämpfen, ich würde keinen Bruchteil einer Sekunde zweifeln und verweilen, würde er auch nur eine falsche Bewegung machen. Ein falscher Blick, ein falsches Wort, eine falsche Gestik und er würde meinen Fang in seinem Körper spüren. Es wäre nicht das erste mal, dass ich einen Hund umbrachte. Doch dieser hatte es mehr als verdient.
Ich tat so als würde ich wissen, was er vor hatte. Aber eigentlich war es mir auch egal was er genau vor hatte, was er plante, denn ích war dagegen! Hier hatte ein Hund keinen Platz!

[Auf kleiner Anhöhe/ unbeschreiblich wütend]



- Kaya - 16.11.2011

Es blieb dabei, ich stand rückhältig zu dem was ich sagte. Ich hatte ja auch keinen Grund, nennenswert anders zu handeln. Und da mir an Harmonie gelegen war, betrachtete ich den Schritt den Velvet und Tamias aufeinander zu machten als eindeutigen Hinweis darauf, die Sache – und damit das wölfische Kriegsbeil – ein für alle Mal begraben zu wollen. Und wo ein Wille war, war bekanntlich auch ein Weg...und wenn er eben mich als „Mittler“ inkludierte, warum eigentlich nicht?

Ich betrachtete beide noch einen kurzen Zeitraum, ehe ich von einer kieksenden Stimme unterbrochen wurde, einem winselnden Laut irgendwo zu meinen Pfoten, mit dem ich sicher zu einem anderen Zeitpunkt durchaus gerechnet hätte – aber doch nicht jetzt! Der Fellzwerg zu meinen Pfoten hatte sich früher schon mal als Avis vorgestellt, beziehungsweise war vorgestellt worden; ich wusste gar nicht mehr, welche Fähe ihn damals begleitet hatte. Das einzige was felsenfest stand, war die Tatsache dass Arkanis die Mutter war. Und nun fragte mich der gewiss nicht übergroße Fellzwerg doch tatsächlich, wohin es gehen würde. Sah ich allwissend aus?

Ganz offensichtlich tat ich das. Sonst wäre mir Avis nicht die wenigen Meter die ich hatte zurücklegen wollen, gefolgt oder hätte Anstalten gemacht, dies zu tun. Dummerweise – fand ich zunächst – beendeten Velvet und Tamias in jenem Moment wohl ihr Gespräch, so dass die Bunte zu mir aufschloss und sich Avis vorstellte – hätte ich gar nicht erwartet, dass sie so gut mit Welpen konnte. Aber noch ehe wir uns vertiefen konnten hatte Alvarez mein grüßendes Wuffen endlich erwidert und bewegte sich auf uns zu – nur um Innezuhalten, als aus der Ferne weniger der Geruch als vielmehr ein nicht zu unterschätzender Lärm darauf aufmerksam machten, dass wir nicht mehr alleine waren. Skadi schien mir aus dem Augenwinkel jene zu sein, die als erste reagierte – und so sah es zumindest aus, eine Kettenreaktion auslöste. Da Avis sich gerade bei uns befand, Velvet aufgeholt hatte – der ich im Moment wenig Beachtung schenken konnte – und Alvarez den jungen Rüden indirekt schon aufklärte, blieb mir eigentlich nur recht wenig zu sagen.

„Schlagt euch in die Büsche. Da vorn!“

blaffte ich und rempelte Velvet im Vorbeigehen halb freundschaftlich aber auch halb drängend an – das galt nämlich auch für sie. Da Tamias die Frontalangriffsposition einnahm, war es ein leichtes, die kleine Gruppe so zu teilen – blieb nur zu hoffen, dass es nicht wieder endlose Diskussionen über meinen Umgangston geben würde...

[zunächst bei Velvet & Tamias, sammelt Avis ein, blafft gen Alvarez & Velvet und sucht Deckung]



- Skadi - 17.11.2011

Eben war ich noch im Gespräch mit Dekaja. Sie schien den Norden mit ganz anderen Gedanken und Fragen zu betrachten als ich. Sie suchte quasi nach jemanden, der von dort kommt und ihr ein genaues Bild erklären würde, wie es war. So dachte ich gar nicht. Ich wusste, dass es dort wo wir uns befanden nicht sicher war und das eine Wanderung sowieso bevor stand. Mit einem 'Ziel' war es um einiges leichter. Dass es hier nicht sicher war, wurde auch sofort bewiesen. Das Gespräch wurde ehe ich auf ihre letzten Anmerkungen antworten konnte durch ein lautes Geräusch unterbrochen. Ich war die erste, die Reagiert hatte. Aber es dauerte nur wenige Augenblicke, als Kheran neben mir stand. Er bestätigte meine Vermutung, dass es ein Hund sah. Ich sah ihn kurz an und schnaubte.

"Ich rieche bisher nur ihn. Aber hast du jemals einen Hund alleine gesehen? Ohne Artgenossen und ohne Mensch? Diese verwöhnte Rasse kann ohne Menschen doch gar nicht hier draußen überleben!"

Ich grummelte nur wütend vor mich hin. Es war keine direkte Antwort - eher meine Gedanken zu dem, was hier direkt geschah. Ein Hund alleine? Das war nicht möglich. Nicht für mich. Ich hörte kurz Dekajas Rufen nach Tryss und dieser wich ihr auch gleich zu Seite. Jedoch blieb er nicht lange bei ihr, denn er schloss zu mir auf und ging noch weiter. Ich wollte ihn gerade auf halten, dass er nicht einfach weiter gehen sollte, nicht so voreilig und allein, da drehte er sich selbst zu mir um und fragte mich, was wir tun sollten. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich eindeutig die älteste in dieser Runde war und wohl daher die Fragen an mich gerichtet wurden. Ich sah kurz zu den anderen Wölfen. Tamias, Kaya, Tryss und Velvet hatten den einen Welpen und Alvares bei sich. Sicherlich würden sie sich den anderen Welpen schnappen - nur einer sollte Arkanis Bescheid geben, die sich alleine im Wald rum trieb.

"Die anderen haben es wohl bemerkt, glaub ich... Aber wir sollten dennoch nicht einfach los stürmen!"

Antwortete ich Tryss, ohne einen besseren Plan zu wissen. Ich wollte niemanden Gefährden und ich hoffte, dass der Hund von alleine realisierte, dass er lieber umkehren sollte. Ich schloss zu Tryss auf und versuchte erneut Witterung auf zu nehmen. Ich konnte nur den einen Hund riechen, aber irgendetwas lag in der Luft - Ich hatte ein ungutes Gefühl, als wäre er nicht alleine. Dann kam Tamias zu uns. Er suchte sich eine höhere Position. Zwar konnte er von dort genauso schnell eingreifen wie hier unten bei uns, jedoch wäre er mir hier an meiner Seite lieber gewesen. Zeit um weiter darüber nach zu denken warum das so sei gab es nicht, denn der Köter wagte es, zu uns zu kommen. Er kam auf uns zu in einem rasanten Tempo und nur kurz vor uns blieb er stehen. Ich sträubte sofort mein Nackenfell und zeigte meine Zähne von ganzer Pracht. Instinktiv war ich mit einem Schritt vor Tryss getreten, nicht so, dass ich mich vor ihm quer stellte - er war nur eine halbe Wolflänge nach hinten versetzt neben mir.

"Verschwinde!"

Ertönte, direkt nach Tamias bösartiger Warnung, aus meiner Kehle. Ich ging noch einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu. Er war noch weit genug entfernt, dass es mindestens drei Sätze gewesen wären, um ihn am Kragen zu packen - und dennoch schnappte mein Maul bedrohlich nach ihm. Ich wollte dem Köter damit mehr als deutlich machen, dass er es nicht wagen durfte, mir in die Nähe zu kommen.

[Bedroht den Hund]



- Avis - 17.11.2011

Aufgeregt blickte ich mich um, während mein Brustkorb sank und sich kurz darauf wieder erhob. Wow, wie spannend das alles war, hier bei Kaya und den anderen. Wäre ich bei Mutter geblieben und hätte weiter geschlafen, hätte ich das Abenteuer wohlmöglich verpasst, zu welchem die anderen anscheinend bereit waren. So lief ich dem grauen Rüden hinterher, der sich anscheinend nicht so an meiner Anwesendheit zu erfreuen schien, wie ich es an seiner tat. Oder hing das vielleicht mit dem Abenteuer zusammen? Vielleicht war Kaya genauso nervös, aufgeregt wie ich, und er hatte angst, etwas in meiner Gegenwart falsch zu machen. Ha, genau das musste es sein! Vorsichtig tapste ich Kaya also hinterher, als endlich die erste auf meine Frage nach den Namen einging. Velvet also hies sie- Ein schöner Name, wenn auch nicht ganz so schön wie Deka, aber er gefiel mir. So blickte ich kurz zu Velvet und schenkte ihr das schönste Lächeln welches ich ihr bieten konnte, ehe ich vor ihr her, weiter Kaya folgend, "tänzelte" und hoffte, nicht plötzlich gegen etwas zu stoßen. Natürlich wäre das total peinlich gewesen, weshalb ich mich lieber wieder nach vorne drehte. Das Kompliment der Fähe hatte ich natürlich ebenfalls vernommen, gab ihr allerdings keine direkte Antwort darauf. Dafür hatte sie das schönste Lächeln der Welt zu sehen bekommen, und die Verbindung zwischen beidem sollte sie sich schon selber suchen. Sie war bestimmt auch eine kluge Fähe. Vielleicht sogar noch etwas klüger als ich, doch nur minimal. Immerhin war sie schon erwachsen und hatte in irgendeiner weise das recht dazu. Doch lange würde es bestimmt nichtmehr dauern, bis ich genauso schlau war, wie Velvet.
Nun schien es mir so, als beschleunigten die Wölfe um mich herum ihr Tempo. Doch vielleicht war ich bloß wegen der Bemerkung Alvarez' langsamer geworden. Neugierig spitzte ich meine Ohren, und lies meine Rute fröhlich hin und her wackeln. Auch wenn ich meinen Bruder beschützen musste- was ich ja eigentlich gerne tat – freute ich mich sehr auf das bevorstehende Abenteuer. Also machte ich einen letzten kleinen Sprung und stand schließlich bei den drei großen. Doch wirklich lange standen wir da nicht, denn Kaya meinte, dass wir in die Büsche gehen sollten. Kurz stand ich da, wie versteinert, verstand nicht was er von mir wollte, ehe mein Gehirn wieder voll und ganz funktionierte. Natürlich fragte ich mich wieso und weshalb, aber es hatte bestimmt mit dem Abenteuer zu tun. Also schwang ich mich in das Gebüsch und versuchte hindurch zublicken um die anderen zu beobachten.

"Kaya .... nein, Velvet ... oder Alvarez? Was machen wir jetzt?"

So ganz sicher war ich mir nicht, wer hier Herr über das Geschehen – nein, das Abenteuer – war, also sprach ich einfach alle an. Irgendwer hatte bestimmt Ahnung.



- Velvet - 18.11.2011

Nur wenige Augenblicke nach dem ich mich Kaya und Avis angeschlossen hatte traf auch Alvarez zu uns. Nach dessen kurzen Worten jedoch schien die Situation zu eskalieren. Erstaunt nahm ich wahr wie der Hund auftauchte, Tamias in Angriffshaltung überwechselte und auch die anderen reagierten. Kaya nahm für unsere kleine Gruppe die Ruder in die Hand – oder besser gesagt in die Pfote – und wies uns an in die Büsche zu gehen. Ich war froh das Avis in diesem Moment keine Fragen stellten sondern folgte diesem nachdem Kaya mich angerempelt hatte. Ich verbarg mich neben Avis in den Büschen und lauschte aufmerksam zu dem Geschehen vor uns. Mir gefiel es nicht das die Wölfe, mit denen ich reiste, in Gefahr war und doch würde ich gewiss nicht vor gehen. Die Welpen mussten schließlich auch geschützt werden. Als einer der besagten Welpen erneut zu sprechen anfing überlegte ich ob ich die anderen Antworten lassen sollte – entschied mich aber dagegen, schließlich hatte mir niemand das Recht dazu entzogen. Schnell überlegte ich eine Antwort für den Welpen, eine die ihn nicht verschreckte – wer wusste schon wie Welpen handelten wenn sie sich in Gefahr sahen und wenn Avis nun zu Arkanis laufen wollte wäre niemandem davon geholfen. Mit einem leichten lächeln blickte ich den kleinen Welpen an.

„Wir spielen jetzt ein Spiel. Und deshalb musst du solange hier bleiben bis die anderen dich gefunden haben oder bis wir dir was anderes sagen. Es ist ganz wichtig das du nun ganz leise bist, Avis, damit die anderen es schwerer haben uns zu finden.“

Für mich war es am einfachsten dem kleinen Wolf das ganze als Spiel nahe zu legen. Meist konnte man so junge Welpen mit spielen noch am leichtesten Ködern und ich hoffte einfach das diese Regelung bei Avis ebenfalls zu traf. Ich kauerte mich neben ihm nieder, wenn auch ungleich angespannter als der kleine Welpe. Ich wollte ihm keine Angst machen, wollte nicht das er sich Sorgen machte. Es würde reichen wenn wir uns Sorgen um unsere Freunde machten. Mein ganzer Körper war angespannt als ich dort neben Avis im Gebüsch kauerte und einfach nur hoffte das der Hund – welcher eine ziemlich heftige Reaktion bei einigen auslöste – verschwand. Ich schaute mir Skadi und Tamias genauer an. Sie schienen ihn zu kennen. Woher? Ich überlegte fieberhaft und mir fiel die Geschichte von Arkanis Befreiung ein. War dies einer der Hunde aus dem Dorf? War er hier um uns zu verraten? Ein fragender Blick zu Kaya, in der Hoffnung das dieser Verstand was ich wissen wollte.
[bei Avis (Kaya, Alvarez), im Gebüsch, antwortet Avis]



- Alvarez - 18.11.2011

Die Geschehnisse überschlugen sich. Noch bevor die Wölfe irgendetwas unternehmen konnten, war der Hund dessen Note man zuvor nur leicht im Wind riechen konnte, auch schon bei uns angelangt. Kaya befahl daraufhin, dass wir uns im Gebüsch verstecken sollten. Nun angesichts dessen, dass die anderen Wölfe sich dem Hund in den Weg stellten, fragte ich mich, ob dieses Verstecken etwas bringen mochte, außer dass der gezähmte Verwandte nicht erkennen konnte, wie viele es noch von uns hier gab. Immerhin, so domestiziert diese Viecher auch waren, sie besaßen Nasen und uns in dieses kleine Versteck zu folgen, war alles andere als schwer. Ich hatte zuvor darauf geachtet erst in dem Blätterwerk zu verschwinden, als auch der kleine Welpe seinen Hintern dort hinein geschwungen hatte. Allerdings musste ich mich nicht weiter darum bemühen Avis im Auge zu behalten, denn die graue Fähe nahm das Gespräch mit dem Kleinen auf und wählte ihre Worte sorgfältig, so dass der abenteuerlustige Wolf nicht auf den dummen Gedanken kam hinaus zu rennen, weil er das hier als Feige, oder langweilig erachtete. Ich hatte also derweil nichts zu tun, als an diesem Ort zu verweilen und meine Aufmerksamkeit dem Geschehen dort draußen zu schenken. Irgendwie bedauerte ich, dass ich mich hier mit drei Anderen verkroch, als dort draußen mitzumischen. Immerhin hätte ich gerne einen Teil meiner Rache bekommen und diesem Menschen gehorsamen Köter die Kehle aus dem Hals gerissen. Es wäre zwar ein schneller Tod, aber zumindest würde ich sein Blut schmecken und den Übergang von dem metallischen Geschmack hin zur süßen Nuance auskosten können. Aber nein, dass alles war eine meiner Vorstellungen, die sich nicht erfüllen würde. Die anderen würden das erledigen und ich war gezwungen mich hier, zum Schutz von Arkanis Welpen ruhig zu verhalten.

[Gebüsch mit Kaya, Velvet &Avis]



- Kaya - 19.11.2011

Trotz der aufkommenden Hektik war ich im ersten Moment sogar ein wenig überrascht, denn niemand hatte sich über den vergleichsweise rüden Ton beschwert, den ich an den Tag gelegt hatte. Für Avis mochte das ganze indessen ungleich aufregender sein als für uns, aber auch ich konnte eine gewisse Anspannung nicht verleugnen. Immerhin ging Avis mit einem guten Beispiel voran, als der Welpe der erste war der förmlich „im Busch“ landete – und da hoffentlich auch erst einmal bleiben würde. Ich kannte den Namen der Pflanze nicht, aber sie musste beeindruckend sein, wenn sich da schon solch ein Busch auftürmen konnte, der noch dazu in voller Blüte zu stehen schien.

Auch Velvet erwies sich als Reaktionsschnell. Zwar bekam ich nicht den vollen Wortlaut mit, aber mein Gehör meinte mir zu erzählen, dass sie beruhigend auf Avis einwirken wollte. Das wiederum fand ich sehr toll, denn immerhin bewies die Bunte so ihren Einsatz – auch mal für andere und nicht immer nur für mich, so sehr ich jenen Einsatz, wenn man ihn so nennen wollte, natürlich auch zu mögen begonnen hatte und kaum mehr ohne ihn zurechtkommen wollte.

Mein Blick blieb in der Richtung in der sich Skadi und Tamias aufführten wie die letzten Berserker – hatte Kheran nicht eine ähnliche Begrüßung abbekommen, wie ich gehört hatte? Man merkte doch an vielen Stellen, dass unsere zusammengewürfelte Truppe tief in ihrem Innern noch vor Misstrauen sprühte. Aber nicht nur das – die Einstellung des Großteils zum Thema Zweibeiner und insbesondere deren vierbeinigen Gefährten wich bekanntlich um einiges von meiner ab. Was also hielt mich hier und ließ mich den Fremden, dessen Witterung mir irgendwie bekannt vorkam, dort allein von zweien meiner Wölfe attackieren?

Ich beschloss, das eigene Schweigen im Busch ein wenig zu brechen und suchte mir hierfür ausgerechnet Alvarez aus, der bisher nicht gerade mit Gesprächsreichtum geglänzt hatte, aber es war nun einmal nicht jeder für so etwas gemacht, wie es mir offenbar zu gehen schien.

„Ich kenne ihn, glaube ich.“ tat ich kund und war mir darüber im Klaren dass ich möglicherweise Unverständnis auslöste, denn wie bitteschön sollte ein Wolf einen Domestizierten „kennen“? Ich verschwieg, dass es Skadi und/oder Tamias – genau wusste ich es gerade nicht – nicht anders ging als mir...und zweifelte irgendwie dass deren Erinnerung irgendetwas positives in diesem Gefecht, das noch keines war, würde bewirken können. Also hielt ich mich erst einmal raus und schielte zu Avis hinab.

„Spannendes Spiel, mh?“

[Busch, bei Avis, Velet & Alvarez]



- Kheran - 19.11.2011

Ich nickte auf Skadis Worte hin knapp, behielt jedoch weiter den Waldrand im Auge. Ja, diese Biester waren nie lang allein. Ich wollte gerade zu Tryss aufschließen, der bereits ein Stück weiter nach vorn gestakst war, als der Köter auch schon urplötzlich vor uns aus den Büschen brach und kaum drei Wolfslängen vor uns stehen blieb. Ich warf einen raschen Blick zu Tamias, der sich auf einem kleinen Felsen postiert hatte und den Fremdling jetzt anknurrte und kaum einige Sekunden später stellte sich Skadi vor Tryss und damit auch mich, beide forderten den Hund auf, zu verschwinden, doch dieser blieb wie angewurzelt stehen und starrte uns an. Ich konnte mir nicht helfen, diese Situation war mehr als merkwürdig. Wieso kam dieser Köter offenbar allein, mit selbstmörderischer Haltung in Lager voller Wölfe gestürmt? War er durchgedreht oder steckte eine Absicht dahinter?

In dem Moment, als ich ihn endlich zu Gesicht bekam, bestätigte sich nur meine Vermutung: Ich kannte ihn definitiv nicht. Vermutlich stammte er aus einem der umliegenden Dörfer, die Menschen breiteten sich ja fast schon schlimmer aus als Karnickel. Doch sein Verhalten war einfach unlogisch. Wären Menschen in der Nähe, hätte er uns wohl eher verraten. Und normalerweise jagten die Menschen nicht nur mit einem Hund, sondern einer ganzen Gruppe von Hunden. Lang genug hatte man schließlich versucht, mich zu einem von ihnen zu machen. Da fiel mir etwas ein. Manchmal wurde einer der Hunde als Späher vorrausgeschickt vom Leithund, der das, was auch immer gejagt wurde, auskundschaften sollte und dann ein unauffälliges Signal weitergeben musste, so dass die anderen Hunde die Beute schneller finden und umkreisen konnten.

In mir schrie alles nach einer Falle. Womöglich umstellten die anderen Hunde in diesem Moment unsere Lichtung? Doch nein, wir hätten sie... riechen können. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, als mir von vorn, aus der Richtung, aus der so eben der schwarze Hund aufgetaucht war, die Witterung weiterer Hunde entgegen strömte. Und Pferde. Das konnte nur bedeuten, dass dort auch Menschen waren. Ich sprang nach vorn zu Skadi und starrte den Hund mit durchdringendem Blick an. Aus dem Mundwinkel zischte ich ihr zu, der Köter sollte nicht mitbekommen, dass seine List aufgeflogen war.

"Da vorne kommen noch mehr von ihnen. Ich kann nicht genau feststellen, wie viele, doch es sind einige. Und ich rieche auch Pferde, nur minimal, doch es muss bedeuten, dass Menschen in der Nähe sind. Wir sollten abhauen, solange wir noch die Gelegenheit dazu haben. Gegen Hunde könnten wir kämpfen, doch gegen Menschen haben wir keine Chance. Wir müssen die Welpen in Sicherheit bringen..."

Die Worte waren hastig über meine Lefzen gestolpert und ich hoffte, dass Skadi alles verstanden hatte. Wenn meine Nase mich nicht getrogen hatte, blieben uns nur wenige Minuten, die wir lieber nicht damit verschwenden sollten, den schwarzen Hund anzuknurren, der da einfach nur rumstand und sich nichtmal die Mühe gab, uns abzulenken. Vielleicht gehörte dies zu seiner Taktik.

[Neben Skadi, Tryss dicht dahinter]