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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Skadi - 03.11.2011

Erst sah mich die Fähe etwas ernster an. Aber dann brachte sie ein lächeln auf und antwortete mir. Als sie dann auch meinen Namen sagte und nach der Richtigkeit fragte, ging ich bis auf wenige Schritte zu ihr. Ich ließ mich auf meine Hinterläufe nieder und nickte. Auch sie veränderte ihre liegende Position zur sitzenden. Ich musste zugeben, ich wusste gar nicht so recht, was ich nun sagen sollte. Ich hatte nichts bestimmtes, weswegen ich zu ihr gegangen war. Es war lediglich der Versuch, mich endlich ein wenig unter die gesamte Gruppe zu mischen. Stück für Stück musste ich sie kennen lernen, was anderes blieb nicht aus. Wir würden bald weiter reisen und, so wünschte ich es mir, würden für einander da sein. Nicht die kleinen Gruppen unter einander, sondern alle. Kurz hatte ich den Boden zu meinen Füßen betrachtet. Gras versuchte durch die trockene Erde zu dringen, aber nur wenige kleine Halme schafften es und leuchteten hellgrün auf der braunen, trockenen Kruste. Hier war wirklich ein Fleckchen, auf dem die Saat nicht überleben wollte. Vor der Rudelhhle direkt sah es ganz anders aus. Dann hörte ich wieder Dekas Stimme, sie hatte mir angeboten sie so zu nennen, und ich erhob wieder meinen Kopf und sah sie lächelnt an.

"Ja, ich war mit den anderen unterwegs"

Kurz hatte ich die Augen geschlossen und hatte die Bilder vor Augen, in denen ich mich noch richtig dazugehörig gefühlt hatte. Vor fünf Wochen kam es mir zwar nicht so vor, als wären wir eine starke Gruppe gewesen, aber wie hieß es nicht so schön: Erst wenn man etwas verloren hatte, wusste man wie wertvoll es war! Die Wölfe hatte ich natürlich nicht verloren, abgesehen von Naminara, was ich sehr schade fand. Aber es hatte sich irgendwie doch alles sehr stark verändert. So kam es mir vor. Ich fühlte mich einsam, obwohl wir nun viel mehr Wölfe waren.

"Ich kannte aber auch noch Tryss und Arkanis, bevor sich die Gruppe trennte."

fügte ich noch knapp hinzu. Dann sah ich kurz zu Tryss, der mit Kheran im Gespräch war. Wieder glitt mein Blick zu Deka.

"Ich bin ganz ehrlich, ich weiß überhaupt nicht, worüber wir reden sollen"

Ich musste kurz über diesen blöden Satz lachen, und mir entfloh ein wirklich warmes lächeln, bevor mein Blick wieder etwas ernster wurde.

"Aber mir ist es wichtig, dass ich euch doch irgendwie kennen lerne. Ich glaube die Reise wird bald weiter gehen, und dann möchte ich nicht mehr dieses fremdartige Gefühl haben. Ihr seit alle sehr Nett und wir sind eine so große Gruppe und könnten gemeinsam so stark sein. Aber irgendwie hatten wir alle fünf Wochen Zeit und haben nicht viel mehr getan, als jeweils die andere Gruppe zu beobachten."

Viele Worte. Worte, die hoffentlich nicht Vorwurfsvoll rüber kamen, so sollte es nicht sein. Sie sollten auch nicht verzweifelt klingen. Aber irgendwie steckte doch alles mit drin. Ich schüttelte den Kopf.

"Oder geht es dir da anders? Fühlst du dich mit dieser Gemeinschaft geborgener als zuvor? Wohler? Tschuldige, ich bin sehr... aufdringlich."

Ein fast verzweifelter Hilfesuchender Blick suchte den von Tamias - aber er war im Gespräch und beachtete mich gerade nicht. Hatte ich in den fünf Wochen wirklich verlernt mich mit fremden Wölfen zu unterhalten? Konnte ich das eigentlich überhaupt irgendwann ein Mal? Ich war immer Misstrauisch gegenüber neuer Sachen gewesen. Wölfe, Umgebungen, Situationen. Ich brauchte lange, um zu vertrauen oder etwas als richtig zu empfinden. Jetzt kam es mir aber fast so vor, als hätte sich das alles noch viel mehr verschlechtert.
In diesem Moment kam ich mir wieder so unendlich schwach, jung und naiv vor. Als hätten meine Lebensjahre mir keine Erfahrung gebracht. Als hätte ich gar kein Selbstvertrauen, obwohl das immer eine Eigenschaft war - abgesehen von einem kleinen Lebensabschnitt - der mich bezeichnete.


[Bei Deka - unsicher]



- Alvarez - 03.11.2011

Die Gruppe hatte sich eindeutig vergrößert. Besser gesagt zwei Gruppen hatten sich gemischt. Ich war am Anfang nicht sonderlich erfreut darüber gewesen und wenn ich ehrlich zu mir selber war, hatte ich noch immer ein Problem damit wieder in einer Gemeinschaft zu sein, die wahrlich die Größe eines Rudels besaß – wenn auch nicht dessen Zusammenhalt. Ich selber sah mich loyal gegenüber meinen vorherigen Gefährten, den anderen Wölfen gegenüber hegte ich immer noch ein Maß an Misstrauen. Ich hatte es vermieden mich unter die Anderen zu mischen und stellte fest, dass ich nicht einmal das Verlangen verspürte sie wirklich kennen lernen zu wollen. Man sollte mich nicht falsch verstehen, ich hegte gegen keinen der Artgenossen hier einen Groll, aber der letzte Monat hatte mich gelehrt, dass man viel zu schnell Wölfe verlor, die man mochte. Im Moment ging ich meinem törichten Denken nach, dass es besser war so wenig Wölfe zu mögen, wie es nötig war. Natürlich stand ich auf dem Kriegsfuß mit meinen Instinkten, denn diese sehnten sich danach Kontakte zu knüpfen, kurze Berührungen zu verspüren und einen festen Platz zu haben. Sie wollten ein Bestandteil der Gruppe sein. Ich schnaubte. Mein Platz war unter einem hoch gewachsenen Baum, dessen Geäst sich wie ein Schirm hoch oben ausbreitete. Dabei ließ ihr mein graugrünes Augenpaar über die Wölfe schweifen. Anscheinend schien niemand so viel Probleme mit der Umstellung zu haben, wie ich. Ich neigte meinen Kopf und fuhr mit der Zunge über mein Rückenfell, als wollte ich dort etwas richten. Aber es waren noch einmal Wochen ins Land gezogen. Mein Fell hatte sich nun vollkommen erholt und meine Erscheinung war wieder der eines stattlichen Wolfs. Nichts erinnerte mehr daran, wie zerpflückt und mitgenommen ich aussah, als das Feuer mein Fell versengte und mir der Geruch von Schwefel anhaftete. Zumindest diese Dinge hatte ich bereits hinter mir lassen können. Nicht aber die Bilder, welche sich Schlaf um Schlaf in meinem Kopf abspielten. Sie hielten mir immer wieder die Grausamkeit des Menschen vor, wie er tötete und das nicht aus Hunger, sondern aus Lust. Ich schüttelte meinen Kopf und verscheuchte die bösen Erinnerungen, es genügte immerhin, dass sie mir im Schlaf begegneten, da musste ich nicht auch noch jetzt die Zeit damit verschwenden.

Da sich meine sonstige Gesprächspartnerin auf den Weg gemacht hatte, um sich im Wald die Pfoten zu vertreten, behielt ich zeitweise ihren Nachwuchs im Auge. Immerhin hatte die braune Wölfin auch Zeit für sich verdient und benötigte mich nicht als ständige Klette. Meine Lefzen verzogen sich leicht zu einem Lächeln. Die Welpen waren schnell gewachsen in den vergangenen fünf Wochen, so wie es sich gehörte und allem Anschein nach erfreuten sie sich bester Gesundheit und blieben kräftig. Sie brauchten keine Muttermilch mehr, sondern fraßen Fleisch, welches sie selber kauten, oder von den erwachsenen Wölfen ausgewürgt wurde. Doch ich traute diesem Frieden nicht zu sehr. Meine Ohren zuckten. Kimya war in der Höhle und schlief. Er war eindeutig der ruhigere und gehorsamere der beiden Welpen, Avis hingegen hatte nur Flausen im Kopf. Mit ihm konnte es noch erheblichen Ärger geben. Ich selber versuchte mich zu erinnern, wie ich in meiner Welpenzeit war. Ich hatte einen hellbeigen Pelz besessen, erst nachher wurde er immer grauer, bis ich den Steinanzug trug. Aber mein Verhalten? Was hatten damals Zora und Djeeba gesagt? Ach ja, ich war anstrengend gewesen. Es war eine Aussage, die man vielseitig Interpretieren konnte. Was genau es zu bedeuten gehabt hatte, habe ich nie herausgefunden und nun gab es auch keine Chance mehr dazu. Die beiden Wölfinnen waren tot. Ich sah kurz zu Tryss und dann Dekaja. Was wohl aus deren Familien geworden war? Es war schon traurig, wie wenig ich mich mit meinem Umfeld beschäftigt hatte. Unbewusst hatte ich wohl eine Mauer errichtet, die jeden Eindringling nur soweit vor ließ, dass ich ihn sehen und einschätzen konnte, aber zum kennen lernen hätte ich den Wall einreißen müssen. Bisher hatte ich das nie getan.

[Allein - denkt nach]



- Kaya - 03.11.2011

Die Wochen und vorher Tage der Ruhe hatten mir durchaus gutgetan, ich käme niemals auf die Idee, dies zu leugnen.So hatte ich die Zeit genutzt, das eine oder andere Gespräch im ruhigen Rahmen zu führen, auch wenn Tryss hier zu meinem Leidwesen mehr als nur einmal mit anderen im Gespräch war, als ich gerade Bedarf zu einem solchen sah.

In der Nähe von Tamias, insbesondere aber Velvet hatte ich mich schon einige Zeit wohlgefühlt und setzte das mittlerweile nahtlos fort, indem ich zumindest mit letzterer viel unternahm und mit ersterem die Gespräche führte, die Rüden im besten Alter eben so führten. Im Moment aber lag Velvet neben mir und ich fühlte mich alles andere als unwohl – langsam rückten zudem die wärmeren Tage näher, denen kühlere und schließlich kalte folgen würden. Und wer wusste schon, was passierte, wenn wir dann immernoch so voneinander dachten, so füreinander fühlten, wie wir das jetzt im Moment taten?

Tamias trat auf uns zu, die wir noch im seichten Sonnenschein dalagen und fragte Velvet doch glatt, ob sie einen Moment Zeit für ein Gespräch hätte. Ich hob, seitlich liegend und dösend, den Kopf und musterte die Bunte, genau abschätzen wollend was sie wohl sagen würde. Und natürlich auch, um mitzubekommen was sie letztlich sagte. Wobei da nicht viel war, denn die Bunte hockte sich hin, nachdem sie mir den Fang ins Nackenfell gegraben und ich leise gebrummelt hatte. Immerhin sah es nicht so aus, als wolle Velvet zeitnah aufbrechen.

Ich hielt mich zunächst zurück, denn Velvet schien ein wenig Beistand zwar haben zu wollen, allerdings sah ich für mich keinen Grund, mich zu äussern, jedenfalls zu Beginn nicht. Dennoch kam ich nicht umhin, die Stirn zu runzeln als Velvet auf das Thema zu sprechen kam – ich wusste nicht im Ansatz, worum es da eigentlich gehen musste, erahnte nur den Zeitpunkt des Geschehens.
Tamias fühlte sich dabei wohl merklich unwohl und hätte sich, jedenfalls sah es so aus, am liebsten dermaßen verdünnisiert dass ich ihn länger nicht zu Gesicht bekommen hätte. Aber das vermied er und benannte schließlich die Situation ein wenig genauer, so dass ich unmerklich nickte. Das musste wirklich zu einem Zeitpunkt gewesen sein an dem ich der Gruppe etwas voraus gewesen war. Ich hielt mich somit lieber mit einer Aussage zurück und betrachtete die beiden, innigst hoffend dass da kein Streit vom Zaun gebrochen wurde. Sagen konnte ich für den Moment ohnehin nur sehr wenig, das lag auf der Pfote. Also lauschte ich weiter zu, schloss die Augen ein wenig und beschloss, die Segmente der Unterhaltung die ich mitbekam, auf mich wirken zu lassen.

Alvarez war es, den ich aus dem Augenwinkel wahrnahm – jenem galt ein leises wuffen, das einer Antwort bedurfte. Antwortete er, würde ich mich zu ihm gesellen um Tamias und Velvet ihr Vieraugengespräch unter vier Augen führen zu lassen – wenn es denn nicht gewichtige Argumente geben würde, die mehr als eindeutig dagegen sprachen. Aber im Moment sah ich absolut keine solchen.


[bei Velvet & Tamias, lauscht und wufft Alvarez an]



- Velvet - 04.11.2011

Ich stutzte unmerklich als Kaya in meinem Augenwinkel leicht nickte auf Tamias Worte hin. Was auch immer er sich gedacht hatte, es schien sich bestätigt zu haben. Immerhin blieb der graue an meiner Seite und darüber war ich in diesem Moment recht froh. Dann lauschte ich Tamias nächsten Worten und spürte wieder die Wut in mir, die ich gespürt hatte als Kheran bei uns aufgetaucht war und Tamias so dazwischen gegangen war. Ich legte den Kopf leicht schief und überlegte mir genau was ich sagen wollte und konnte ohne das es zu einem Streit kam.

„Ihr beide …“ Ich schloss Kaya beabsichtigt mit ein. Er wusste das ich nicht begeistert davon war dass er uns damals so stehen lassen hat. „... habt uns einfach so zurück gelassen nur damit uns auch ja nichts geschehen konnte. Dann tauchte Kheran auf, während wir dabei waren zu klären wer er war und was er wollte kommst du zurück und mischt dich ein als hätten wir drei nichts zu sagen gehabt.“

Ich machte eine Pause und blickte Tamias dabei an. Ich bemühte mich durch zu Atmen, denn ich merkte bereits wieder das die Wut die in mir war, versuchte heraus zu brechen. Aber ich wollte dieses Gespräch nicht führen um einen Streit vom Zaun zu brechen. Es musste schließlich auch mal möglich sein ein Gespräch zu führen ohne sich dabei gegenseitig beinahe an die Kehle gehen zu wollen.

„Wir haben keinen Leitwolf, dies birgt natürlich Komplikationen die es in einem Rudel nicht in der Art geben würde. Skadi, Naminara und ich wären durchaus in der Lage gewesen uns zu wehren sollte der Rüde etwas im Schilde führen. Doch als du kamst hast du ihn nahtlos angeknurrt, obwohl die Situation für uns vollkommen Gefahrenlos war in diesem Moment.“

Erneut eine Pause, denn nachdem ich die Situation nun aus meiner Sicht dargestellt hatte, war es Zeit seine direkte Frage zu beantworten: Warum ich ihm in den Rücken gefallen bin. Ein leichter Blick auf Kaya, der immer noch neben mir lag und dann wandte ich den Blick meiner hellen Augen wieder auf den Bunten direkt vor mir. Ich hatte bemerkt das dieser lieber gelaufen wäre, aber ich wollte es klären und ihm dabei in die Augen sehen können, so lies sich meist eher erkennen ob jemand den anderen verstand oder ob dies eben nicht der Fall war.

„Du magst zwar ein Rüde sein, aber dennoch sind wir Fähen nicht hilflos. Ich hatte gewiss nicht vor Kheran einfach so in die Gruppe aufzunehmen, aber er stellte keine Gefahr da und so konnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren das du ihn grundlos anknurrst nur weil du vielleicht das Gefühl hattest einen Fehler gemacht zu haben.“

Wie viele Worte ich schon wieder gebraucht hatte, obwohl ich eigentlich selten jemand war der das Wort an sich riss um zu reden. Doch dieses Gespräch mussten Tamias und ich führen und ob ich wollte oder nicht, es sollte vor unserer weiter Reise geklärt werden – schließlich mussten wir uns unterwegs auf einander vertrauen können.

„Letztlich haben wir – denke ich – beide Fehler gemacht. Vielleicht hätte ich nicht so reagieren sollen wie ich es tat, vielleicht war deine Art und Weise ebenfalls die Falsche. Ich kann es nicht beurteilen.... Jetzt kennst du den Grund.“

Das war alles, mehr hatte ich zu der Begegnung mit Kheran und dem Streit mit Tamias erst einmal nicht zu sagen. Ich wüsste auch beim besten Willen nicht was. Mein Blick glitt einmal über die kleine Lichtung vor der Wurfhöhle. Dekaja und Skadi hatten sich mittlerweile zusammen getan und auch Tryss und Kheran unterhielten sich noch immer. Nur Alvarez – denn Kaya angewufft hatte – war alleine im Augenblick. Arkanis und die Welpen waren gerade nicht in meinem Sichtfeld. Nach dem kleinen Überblick schaute ich Tamias erneut aufmerksam an.

[bei Kaya, Tamias || antwortet Tamias]



- Tamias - 04.11.2011

Es war wichtig, dieses Gespräch zu führen. Dennoch wollte ich es nicht und ich wollte es beenden so schnell es ging. Aber dann würde uns das Thema wieder einholen, also mussten wir es hier beenden und vom Tisch fegen. Sonst gäbe das immer wieder Auseinandersetzungen.
Ich atmete einmal tief durch, suchte den Blick von Skadi. Sie unterhielt sich mit Dekaja. Schön, dass sie versuchte Anschluss zu finden.
Ich sah Velvet wieder an und lauschte ihren Worten.
Das steckte also dahinter. Sie fühlte sich wertlos in diesem einen Augenblick. Als hätte ich sie wie Luft behandelt. Dabei wollte ich doch nur schützen. Das hätte jeder gemacht, in meiner Situation.

"Okay. Wir hätten euch nicht alleine lassen sollen. Da hast du recht. Doch wussten wir wohl in der Situation nicht anders zu handeln. Optimal wäre keine Lösung gewesen. Außer vielleicht die Anwesenheit von den anderen zu ignorieren und weiter zu wandern. Aber das ist nunmal nicht passiert."

So, da hatte ich jetzt den Fehler zu gegeben. Nun galt es nur noch zu erklären, was in meinem Kopf vorgegangen war.

"Ob ihr euch wehren könntet oder nicht stand in dem Fall nicht zur Debatte. Es hätte selbst im Falle wenn, nicht sein müssen. Nur.. er hätte auch gute Miene zum bösen Spiel machen können. Es lag Welpengeruch in der Luft, niemand wusste was er vor hatte. In dem Moment hättest auch du nicht mit Sicherheit sagen können, ob er ungefährlich ist. Du hättest ihn nur als ungefährlich einstufen können."

Ich hasste es zu reden, aber in diesem Moment war es mehr als nötig.

"Ich habe ihn angeknurrt ja, aber aus Sorge, nicht aus Wut. Aus Unsicherheit, nicht aus Aggression. Als ich ihn sah, wusste ich nicht wie die Stimmung war. Verstehst du?"

Das ich hier überhaupt noch blieb, dass ich nicht einfach weiter gezogen war um den Weg fort zu setzen lag zum großen Teil an Kaya. Ich tat es ihm zu liebe und weil ich in ihn einen Kumpel gefunden hatte, jemanden zum reden, reisen und schweigen. Deswegen war es mir wichtig, dass Velvet mich verstand in Punkto Kheran.

[vor Velvet / redet und redet und redet]



- Kenzo - 04.11.2011

Beinah zwei Monate war ich nun unterwegs. Eine Zeit ohne Herr. Ohne Heim. Zu Anfang waren die Schmerzen in Pfoten und Beinen so schlimm, dass ich mehr Ruhepausen brauchte, als ich mir gönnen wollte. Ich war das Laufen einfach nicht mehr gewohnt – zu lange hatte ich das verhältnismäßig ruhige Leben auf dem Hof meines Menschen und im Dorf genossen.
Eine Zeit lang war mein Hinken so schwer, dass ich fast glaubte irgendetwas stimme nicht. Ich hatte Hunde gesehen, die scheinbar grundlos beim Laufen Schmerzen in den Gliedern litten – sollte ich dazugehören? Aber nach einigen Tagen wurde es besser und nach ein paar Wochen begann ich das Laufen zu schätzen. Ich spürte, wie meine Beine kräftiger wurden, mir die Bewegungen leichter fielen. Zwar begannen sich meine Rippen abzuzeichnen, aber dennoch fühlte ich eher Erleichterung darüber – im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach kurzer Zeit suchte ich wieder die Nähe der Städte, wo ich mich gezwungen sah mich vom Abfall der Menschen zu ernähren – und es war mir zuwider. Keinen Menschen interessierte wie jämmerlich diese Art zu Überleben war. Im Gegenteil – dort im Moloch der Städte nennen sie uns Ratten. Uns, die wir seit jeher die engsten Vertrauten der Menschen sind!
Haben diese Menschen den Bund vergessen, den unsere Vorfahren geschlossen hatten, als sie entschieden dem Menschen zu folgen, sich ihm anzuvertrauen? Der Mensch gibt uns Nahrung, ein Heim, einen Schlafplatz... Vertrauen und Respekt. Darauf ist dieser Bund gegründet. Für all das hüten wir die Besitztümer der Menschen, schützen Haus, Hof und unsere Familien. Wir achten sie, als wären sie wie wir – und sie achten uns, als wären wir wie sie. Aber all das schien vergessen jenseits der Grenzen meiner einstigen Heimat.

Ich sah eine ältere Frau, die einen sorgsam verschnürten Leinensack mit weitem Schwung hinaus auf den Fluss schleuderte – und jener schwamm hilflos winselnd den Strom hinab, bis er in den Tiefen des Wassers verschwand.
Ich sah stinkende Kreaturen, die aus den Gassen der Städte krochen, in denen der Boden glitschig vor Dreck und Unrat waren. Milchige Augen. Verkrümmtes Rückgrat. Gebrochene Gliedmaßen. Räudiges Fell. Zerfetzte Haut. Eitrige Wunden.
Ein kleiner Haufen Fell am Rande der Straße, in einer Lache aus Blut und Eingeweiden. Große Augen, die verständnislos gen Himmel blinzelten, bereits jenseits allen Schmerzes, während ausgehungerte Jammergestalten bereits an den Fetzen rissen. Ein Opfer der Fuhrwerke, die rücksichtslos heranpreschten und überrollten, was ihnen im Weg stand.

Seelenlose Aasfresser - Ratten im Schatten der Menschen, die wir zu verehren gelernt haben. Ist es das, was einen Hund erwartet, wenn er die Gunst seines Herrn verloren hat? Das unausweichliche Schicksal der Hunde? Oder gibt es nicht doch mehr für uns, die wir ohne den Menschen kaum noch fähig sind zu überleben?

Eines Abends, ich war gerade dabei einen Müllhaufen am Straßenrand zu durchwühlen, um einige Essensreste aufzutreiben, traf ein scharfkantiger Stein meine Flanke, was mich irritiert beiseite springen ließ. Beim Umsehen entdeckte ich eine Gruppe halbwüchsiger Burschen, die bereits mit weiteren Wurfgeschossen ausholten.
Mir war schon häufig aufgefallen, dass es einigen Menschen regelrecht Spaß zu machen schien uns „vierbeinige Ratten“ derart zu verjagen. Unwirsch brummend gab ich nach – aber die Menschen nicht. Was begann war eine Hetzjagd hinaus vor die Tore der Stadt, johlend und sich gegenseitig lautstark anfeuernd.
Gezwungenermaßen zog ich mich bis zum Waldrand zurück, bis meine Verfolger endlich aufgaben. Aufgrund der Tatsache, dass es bereits dämmerte, entschied ich mein Nachtlager unter den Sträuchern aufzuschlagen und mich in einer Bodenmulde nieder zu lassen.

Geweckt wurde ich am folgenden Morgen vom heißeren Gebell einer aufgeregten Meute, die unweit von mir hechelnd und japsend durch das Unterholz preschte. Doch da war mehr – dumpf donnerten die Hufe von Pferden über den weichen Waldboden; man vernahm das Bersten von Geäst und das kehlige Schnaufen der Tiere. Aufgeschreckt von dieser Lautmischung kroch ich zum Rand meiner Schlafmulde, um einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen.
Was ich zwischen den Bäumen hindurch entdeckte, war mir nicht völlig unbekannt, auch wenn ich ein derart großes Aufgebot bisher nicht gesehen hatte. Ich kannte diese Art von jaulenden Spürhunden, deren Hirn zu wenig mehr zu gebrauchen war als einer einmal gefunden Spur meilenweit zu folgen. Es war schier unmöglich sie abzulenken – da einfach nichts anderes mehr in ihren Quadratschädeln Platz zu haben schien. Hirnlos und mir schon immer zuwider.
Die Reiter, die ihnen dicht auf folgten, waren bewaffnet. Der ganze Trupp stank regelrecht nach begieriger Jagdlust – und sie würden finden, was sie suchten. Mein Herr hatte früher für diese 'Jagdgesellschaften' nur ein abfälliges Schnauben übrig. Es war nur ranghohen Menschen erlaubt mit Pferd und Hunden zu jagen, soviel hatte ich in Erfahrung bringen können.

Der Trupp fegte vorüber, die Hunde stets voran. Zuerst gleichmütig, dann erleichtert sah ich ihnen nach, als mir bewusst wurde, dass selbst ein Hund im Eifer einer solchen Jagd in Gefahr geraten konnte. Die Spürhunde würden mich kaum mit irgendwelchem Wild verwechseln – bei den Menschen war ich mir nicht so sicher. Ihre Sinne waren, zugegebenermaßen, eher unterentwickelt.
Es war schwer zu sagen, welchen Weg die Jäger einschlagen würden, doch ich entschied, dass an Schlaf nun dennoch nicht mehr zu denken war. Also verließ ich mein Versteck, um dem gedanklichen Pfad zu folgen, der mich zwischen den Bäumen hindurch tiefer in den Wald führte. Ich hasste es aus den brackigen Pfützen der Städte zu trinken und bereits einige Tage zuvor hatte ich den recht breiten Bachlauf entdeckt, zu dem ich mich nun aufmachte.
Das Wasser des Baches war kühl und so frisch, dass es auf der Zunge zu prickeln schien – etwas, das ich nach meiner Vertreibung entdeckt hatte. Kein Wasser in den menschlichen Siedlungen schmeckte so.
Es tat gut und weckte die letzten müden Lebensgeister. Die Vorderpfoten im flachen Bachlauf genoss ich dieses Gefühl noch einen Moment – bevor ich unwillkürlich aufhorchte. Der Lärm der Jagdgesellschaft, der sich nach und nach entfernt hatte, schien wieder näher zu kommen. Irritiert und gespannt zugleich lauschte ich, bis ich mir dabei sicher war. Ich hatte geglaubt, dass die Hunde ihre Jagdgefährten weiterführen würden, musste mir aber nun eingestehen mich getäuscht zu haben. Sie mussten in der Ferne einen weiten Bogen geschlagen haben – sodass sie sich nun etwas nach rechts versetzt hinter mir befinden mussten.

Ich verfluchte kehlig schnaubend meinen Leichtsinn. Falls die Hundemeute kein Wild fand, war es nicht ausgeschlossen, dass sie sich an meine Spur hefteten. Sie mochten dämlich sein, aber nicht vollkommen verblödet – spürten sie nichts auf, würden sie bestraft... und ein toter, anderer Hund, den die Menschen fälschlicherweise zuerst für einen Wolf hielten, wäre besser als nichts. Zumindest wäre ein kleiner Teil ihrer Blutgier gestillt.
Meinem Herrn war ich einst treu ergeben, doch hatte mich das nie dazu gebracht die Menschen vollkommen blauäugig betrachten. Ich kannte ihre Güte wie ihre Boshaftigkeit gleichermaßen.
Mit einem weiten Satz sprang ich in den Bachlauf und jagte den kleinen Hang auf der anderen Seite wieder hinauf. Es war besser es gar nicht erst darauf ankommen zu lassen, auch wenn das hieß, dass ich weiter in den verdammten Wald vordringen musste...

[Allein - Auf der Flucht vor den Jägern]



- Kheran - 06.11.2011

Innerlich verfluchte ich mich bereits dafür, Tamias überhaupt erwähnt zu haben. Doch konnte ich meine Aussage nunmal nicht mehr zurückziehen. Ich hoffte einfach, Tryss wäre so klug, nicht weiter darauf einzugehen. Seine erste Antwort, die zugleich auch wieder eine neue Frage darstellte, brachte mich ins Grübeln. Ja, Nami und ich hatten uns gut verstanden, keine Frage. Warum war ich nicht mit ihr gezogen? Ich selbst hatte mir diese Frage noch nicht gestellt und hatte deshalb auch keine richtige Antwort parat. Wenn ich so darüber nachdachte, fiel mir auch kein wirklicher Grund ein, dennoch sollte ich Tryss eine Antwort geben.

"Ich weiss nicht recht... wir haben uns zwar ganz gut verstanden aber ich glaube... für eine richtige Gemeinschaft hätte mir dann doch etwas gefehlt. Ich kannte sie ja kaum, wie auch die anderen Wölfe, doch sie war... definitiv anders. Und ich denke, ich hab einfach auf etwas... Normalität gehofft, wenn ich in der großen Gruppe bleibe. Nami geht es glaube ich allein auch besser"

Mann, das klang vielleicht doof. Ich hoffte nur, dass Tryss nicht weiter nachhaken würde. Seine nächste Frage dagegen traf mich eher vorbereitet. War ja klar, dass er nachfragen würde. Ich biss mir auf die Zunge und trat mir innerlich selbst in den Hintern. In der Nähe von Tryss sollte man solch unbedachte Aussagen wirklich zurückhalten... am besten ging ich gar nicht groß weiter darauf ein.

"Ach naja, Tamias konnte mich glaube ich von Anfang an nicht wirklich leiden. Wir sind gleich zu Beginn ein wenig... aneinander gerasselt. Aber das tut ja auch nichts zur Sache, das wird sich schon irgendwann geben"

Seine folgende Aussage gab mir zu denken. War es uns unmöglich, eine Gemeinschaft zu bilden? Oder kannten wir uns einfach noch nicht genug?

"Klar, wir kennen uns noch nicht richtig. Vertrauen muss man sich verdienen, dass kommt mit der Zeit, denke ich. Die Situation ist ja schon ruhiger geworden in den letzten Wochen und ich denke, wenn wir uns wieder in Bewegung setzen, lösen sich auch die anderen Spannungen langsam auf. Ich bin es nicht gewohnt, so lange an einem Ort zu bleiben und ich fühle mich ruhelos, ich denke es wird wohl nicht nur mir so gehen. Kann sein, dass ich mich irre, doch das wird die Zeit zeigen. Ich behaupte nicht, alles zu wissen, doch ich hoffe, mich nicht zu irren"

Ein leises Lächeln legte sich auf meine Lefzen. Tryss machte sich zuviele Gedanken. Ich genauso. Wir sollten einfach alles auf uns zukommen lassen. Zur Not konnten sich die Gruppen ja später wieder trennen, wenn es gar nicht funktionieren sollte. Wem ich mich dann anschließen würde, konnte ich zur Zeit noch nicht sagen. Doch es war im Endeffekt ja auch egal. Einfach abwarten und sehen, was passierte. Ich streckte mich und gähnte. Nun, da die Anderen wach waren, meldete sich mein knurrender Magen wieder mit Macht zurück.

"Vielleicht machen wir uns manchmal einfach zuviele Gedanken. Ich jedenfalls könnte jetzt ein kleines Frühstück vertragen. Wollen wir vielleicht zusammen jagen gehen? Ich hätte Lust auf was Größeres als Hase, vielleicht bekommen wir ja noch jemand von den anderen dazu, mitzukommen?"

[Tryss]



- Dekaja - 08.11.2011

Die mir so fremde Fähe wirkte gleich ein wenig freundlicher, als sie sich mir bis auf wenige Schritte näherte und mir gegenüber Platz nahm. Okay. Jetzt hatte ich eine Gesprächspartnerin, die ich eigentlich gar nicht haben wollte, aber das sollte für mich kein Problem sein. Ich war ja schließlich keine Fähe, die sich schwer tat mit anderen zu sprechen, obwohl ich in den letzten Wochen genau das getan hatte. Mich halbwegs vor den Neulingen isoliert und mich nur mit bekannten Gesichtern abgegeben, aber vielleicht würde sich das jetzt ja auch wieder ändern. Skadi schien kurz ihren Gedanken nachzuhängen, als ich etwas gefragt hatte und sie bejate meine Aussage und hängte gleich noch einen Satz an, der sich meine Ohren spitzen ließ. Von der Gruppentrennung hatte mir Tryss ja bereits erzählt. Allerdings hatte er sich sehr zurück gehalten warum dies passiert war. Hier hatte ich jetzt meine Chance etwas darüber in Erfahrung zu bringen, aber so war ich nicht. Ich konnte Tryss nicht hintergehen und wenn er mir etwas nicht erzählen hatte wollen, hatte er sicherlich seine Gründe dafür, also würde ich einfach warten bis er es mir irgendwann von selbst erzählt. Hintergehen würde ich ihn auf keinem Fall, so ein Wolf war ich einfach nicht. Meine Ohren richteten sich auf Skadi und mein Blick wirkte sanfter und freundlicher. Die Fähe war offenbar netter als ich zunächst angenommen hatte, also kein Grund ihr gemein und unfreundlich entgegen zu treten.


Als die ältere Fähe vor mir dann weiter redete und eigentlich genau das aussprach, was mir die ganze Zeit um Kopf umher schwirrte zeigte sich auf meinem Gesicht ein Schmunzeln. Wie komisch, ich dachte ich wäre die Einzige gewesen, der es hier so ging, gut zu wissen, dass ich nicht allein war.

„Geht mir genau so!“

Platzte es plötzlich etwas zu laut aus mir heraus, ich wollte nicht, dass sich die Fähe mir gegenüber so verhielt. Sie wirkte fast eingeschüchtert, was auch ihre letzte Aussage bewies, und ihre Entschuldigung. Sie war so ganz anders als Arkanis und Alvarez zu unserer ersten Begegnung, ich war so etwas gar nicht gewohnt.

„Du brauchst dich nicht entschuldigen und nein, aufdringlich bist du nicht. Mir geht es ja auch so. ich habe unbewusst immer nur die Nähe mir bekannter Gesichter gesucht, obwohl ihr mir gegenüber niemals böse wart oder unfreundlich. Vielleicht lag es daran, dass mir noch nie so viele fremde Wölfe auf einmal begegnet sind, aber sicher bin ich mir da nicht. Du hast Recht. Wir wollen gemeinsam reisen, zumindest wurde das so gesagt. Glaubst du jeder hier ist damit einverstanden? Warum willst du in den Norden? Suchst du auch dein Rudel?“

Okay, typisch, so wie ich nun einmal war konnte ich meinen Redeschwall plötzlich nicht mehr unterbrechen und platzte gleich offen mit mehreren Fragen heraus. Allerdings keine weiter schlimmen Fragen, sondern nur etwas um mein Gegenüber besser kennen zu lernen. Meine Rute wedelte kurz und plötzlich war mir auch nicht mehr ganz so komisch wie noch einige Momente zuvor.


[sitzt neben Skadi | fragt sie aus]



- Skadi - 09.11.2011

Es war pure Erleichterung, die in mir auf kam, als Deka mich nicht für völlig bescheuert und aufdringlich hielt und als sie sagte, dass es ihr genau so ginge! Mit dieser Erleichterung viel jede Menge von Anspannung ab, meine Muskeln lockerten sich und auch meine ganze Stimmung schien sich zu erhellen. Gut, ich hatte also den Start, die 'Fremden' kennen zu lernen hin bekommen. Und ich hatte mich nicht komplett zum Deppen gemacht oder als unfreundliche Schnüffelnase dar gestellt! Zufrieden mit diesem Resultat, hörte ich auf Dekajas Worte. Ich nickte zwischendurch, um einfach die Sätze für mich als verstanden ab zu harken, dann dachte ich über die nächsten Fragen nach. Ob jeder damit einverstanden war? Das konnte ich nicht so recht beantworten.

"Hm.. Also ich glaube, dass keiner von Grund auf etwas dagegen hat und es echt schlimm findet, sonst hätte es wohl Diskussionen gegeben und es wären wohl einige dem Weg von Naminara gegangen und wären auch fort gezogen. Aber richtig zufrieden glaube ich ist keiner... "

, sagte ich und überlegte, ob ich den Satz so stehen lassen konnte um mich dann auf die Antwort der nächsten Frage zu kümmern.

"Ich ziehe in den Norden, damit ich einfach ein Ziel habe. Ich weiß nicht, ob es diesen gesuchten Ort gibt, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass man hier in der Gegend auf Dauer nicht Sesshaft werden kann... Da kommen die Menschen einfach zu oft dazwischen... und da ich nicht ziellos umher wandern möchte, kommt mir die Suche nach diesem Ort recht praktisch vor. Mein Heimatrudel werde ich nicht in all zu naher Zukunft aufsuchen. Ist das etwa dein Grund?"

Wenn sie fragte, nahm auch ich mir das Recht eine Gegenfrage zu formulieren. Ich schätzte sie nicht so ein, als würde sie es mir übel nehmen. Im gewissen Maße erinnerte sie mich etwas an Tryss. Vom Alter her musste es ungefähr das gleiche sein und beide schienen viel wissen zu wollen und redeten mit vielen Worten. Aber es war erst der erste Eindruck. Und vielleicht täuschte ich mich auch. Unfreundlich war sie jeden Falls nicht, nein, ich empfand das Gegenteil. Ich empfand sie sogar als recht sympathisch.
Ich schaute mich kurz um zu der Wurfhöhle, in denen ich die Welpen vermutete. Das letzte, was ich nun gebrauchen konnte, was es mich von einem der Fellbündel überraschen zu lassen. Sollte einer kommen, dann war es so und ändern konnte ich es nicht. Aber ich wollte dafür sorgen, dass ich wenigstens eine kurze Vorbereitungszeit für diesen Moment haben konnte. Ich wollte gefasst sein und mich nicht erschrecken lassen.

[Bei Dekaja | findet sie vom ersten Eindruck her sympathisch]



- Dekaja - 10.11.2011

Skadi wirkte von einem Augenblick zu anderen plötzlich viel lockerer. Ob es an den Worten lag, die ich gesagt hatte, aber an etwas anderem wusste ich nicht. Aber irgendwie freute es mich, denn auch ich fühlte mich wieder mehr die Deka als in den gesamten letzten Wochen zusammen. Es war ein erster Schritt eine Gemeinschaft zu werden, auch wenn dem noch ganz viele weitere folgen mussten. Aber offenbar war die Fähe nicht verschlossen und hatte auch keinerlei Probleme mit meiner Art. Das gefiel mir und machte die Braune gleich noch mal sympathischer. Als sie dann erneut sprach, schaute ich etwas verwirrt. Weg von Naminara. Den Namen hatte ich schon einmal aufgeschnappt, aber dadurch, dass ich damals weder beim Gespräch, noch später bei den Gruppen gewesen war. Ich hatte mich immer schützend und noch skeptisch den Neulingen gegenüber lieber bei Kimya und Avis aufgehalten. Dadurch fehlten mir offenbar einige Informationen. Meine Stimme war weiterhin freundlich, warum auch nicht. Offenbar hatte ich nichts zu befürchten.

„Nein, glücklich sieht keiner aus, auch wenn ich selbst nicht recht weiß warum, immerhin sind alle am Leben und gemeinsam reisen wäre doch besser als einsam und allein, zumal alle das gleiche Ziel haben. Außerdem bedeutet das doch auch mehr Schutz, oder sehe ich das falsch? Wer war Naminara?“

Den letzten Satz musste ich einfach fragen, ich war zu neugierig und kurz nachdem ich geendet hatte zog sich mein Blick über die Lichtung. Tryss und Alvarez waren mir bekannt und mit denen kam ich auch gut aus, auch wenn ich mit Alva noch nicht wirklich viel gesprochen hatte, aber vor allem die beiden fremden Rüden schienen mir eher unsympathisch und ich würde es Gespräch mit denen sicher nicht ersuchen, auch wenn ich nicht feige war. Skadis Grund der Reise war…irgendwie komisch. Einfach ein Ziel haben? Warum wollte sie ihr Heimatrudel nicht aufsuchen?

„Denkst du da oben wird es keine Menschen geben? Mein Grund..hmm…ich wollte eigentlich nicht in den Norden, aber ich wurde von meinem Rudel getrennt und habe es gesucht, als ich auf Tryss und Arkanis traf. Tryss hat mich überredet ihn zu begleiten, weil er sein Rudel auch sucht und irgendwie hoffen wir Beide, dass sie auch in den Norden gewandert sind. Warum möchtest du dein Rudel nicht mehr sehen?“

Als ich über mein Rudel sprach wurde meine Stimme etwas leiser, in den letzten Wochen hatte ich das nicht mehr getan und wenn ich ehrlich war hatte ich auch nicht mehr jeden tag darüber nachgedacht, wo auch immer sie waren, ich war hier und lebte mein Leben. Ich konnte es mir nicht leisten ständig an Dinge zu denken, die grad nicht da waren, auch wenn mir vor allem meine Mutter schrecklich fehlte. In den letzten Wochen hatte ich viel über Welpen gelernt. Neue Dinge, Entwicklung, Wissen was ich vorher nicht hatte, dadurch, dass mein Wissenshunger auf dieser Ebene gestillt wurde, hatte ich nicht das Bedürfnis empfunden unbedingt umher zu reisen und wenn Fragen offen geblieben waren, hatte ich mich stets mit Tryss austauschen können. Aber jetzt saß ich einer anderen Fähe gegenüber.

“Glaubst du, dass der Weg noch weit ist und die Welpen ihn schaffen?“

Mir selbst kamen immer wieder Zweifel auf, hier waren sie sicher, kein Mensch war in den ganzen Wochen hier in der Nähe gewesen. Überhaupt waren meine Erfahrungen mit Menschen eh ganz anders als die der Anderen, bisher hatte mir keiner etwas getan, aber Tryss Berichte hatten mich schon irgendwie traurig und nachdenklich gemacht. In Zukunft würde ich noch besser aufpassen wenn ich mir einer über den Weg laufen sollte.



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