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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Tamias - 07.05.2012

Skadi, ihr Anblick ließ mein Gemüt wieder sanfter werden. Das sie jedoch humpelte war kein schöner Anblick. Als ich hoch zu den Hunden sah, trat Skadi nah an mich herran und leckte meine Wunder unter meinem Kinn. Ich hatte sie gar nicht gespürt, riss aber automatisch den Kopf weg. Wunde reinigen? Mir hatte noch nie jemand eine Wunde gereinigt. Es würde sich durch die Luft mit der Zeit eine Krust bilden und später würde diese abfallen und eine kleine Narbe hinterlassen. Mein Äußeres war jetzt nicht gerade das wichtigste und erst recht nicht in diesem Moment.
Etwas beleidigt sah ich sie an. Sie hatte es nur gut gemeint.

"Schon gut, danke."

Sagte ich rauh, meine Lefzen zuckten kurz zu einem leichten Lächeln. Doch dazu war mir gerade echt nicht zu mute. Mein Leib schmerzte, meine Rippen, mein Hintern und meine Pfoten. Die Rute war das einzige was nicht schmerzte. Dennoch war jetzt hier echt keine Zeit für sowas. Wunden lecken konnten wir, wenn wir in Sicherheit waren.
Weswegen ich hier noch stand war die Tatsache das Kenzo dort oben noch mit den Hunden alleine war. Ich wollte ihm gerne helfen, doch würde ich es den Hang nicht mehr hoch schaffen. Würde er sterben, würde ich allein mir die Schuld daran geben.
Wie es mir ging? Joa, bestens. Bis auf die Tatsache das ich einige Meter in die Tiefe gestürzt bin.

"Mir gehts gut. Lass uns hier verschwinden. Selbst wenn die Hunde sehen wo wir her gehen, sie kommen aus Furcht den Menschen gegenüber nicht hinterher. Kenzo schafft das, er wird uns später wieder finden."

Der letzte Satz war eher ein Einreden meines Gewissens. Es sah nicht unbedingt gut für Kenzo aus. Auch wenn wir ihm zwei der Hunde schon erlegt hatten, dort oben waren genug.
Ich wandte mich schweren Herzens dem Hang ab und kehrte den Hunden den Rücken zu. Ein kurzer Blick zu Skadi und ein Kopfnicken, was bedeutete sie solle folgen ehe ich mich zusammen riss und in Richtung Mitte des Tales lief. Ich trat normal auf, zeigte keine Schmerzen, doch befürchtete ich diese Kraft nicht all zu lange halten zu können. Hier unten war ein kleiner Wald, in dem ich schnell verschwand. Wasser würde es hier wohl nicht geben, aber die Priorität lag ja auch eher darauf die anderen wieder zu finden. Meinen Kumpel Kaya mit Gefährtin, Alvarez, der kleine Avis, Deka und Tryss. Sie fehlten mir ein wenig. Auch wenn Skadis Anwesenheit mich schon ein Stück weit beruhigte. Ich hoffte innerlich sehr, dass die anderen Den Abhang gut überstanden hatten und keiner verletzt war und das Avis ihnen keinen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Aber der kleine Rüde war mutig und klug genug den "Großen" nicht im Weg zu stehen.



- Skadi - 09.05.2012

Ich hatte nicht die Chance bekommen, seine Wunden rein zu lecken. Sobald ich diese mit meiner Zunge berührte, zuckte Tamias weg und zeigte sich äußerst abgeneigt. Er wollte nicht, dass ich mich um seine Gesundheit kümmer. Aber weiter darum bemühen wollte ich mich auch nicht. Wenn er meinte, dass es so für ihn besser war – zumal er an diese Stelle selbst nicht kam – sollte er bei dieser Meinung bleiben. Als er jedoch seine Meinung preis gab, dass die Hunde nicht weiter folgen würden und dann in den Wald lief, schüttelte ich meinen Kopf. Ich sah hinauf zu den vierbeinigen Nachkommen unserer Rasse und hörte ihren zornigen Rufen zu. Dann folgte ich Tamias mit schnellen Schritten. Als ich mit ihm auf selber Höhe war, sah ich ihn ernst an, während ich neben ihm weiter lief.

“Hör bitte auf auf starken, unverletzbaren Rüden zu machen. Ich habe deinen Kampf gesehen. Ich sehe deine verkrampfte Haltung. Sag mir wo dein Schmerz liegt, damit wir uns im Kampf ergänzen können! Denn ich denke nicht, dass die Hunde dort oben bleiben werden. Sieh hinauf und du erkennst ihre Kampfgier und Blutrache. Hör wenigstens hin!“

Ein knurren lag im Unterton meiner Stimme. Ich mochte es nicht – nein, ich hasste es – wenn ein Wolf stärker tat als er waren damit nicht nur sich selbst gefährdete.
Ich sah in den Wald hinein und sprach den folgenden Satz ohne Tami an zu sehen.

“Meine Hüfte schmerzt. Die linke Seite, aber es ist kein Schmerz im Knochenbau.“

Ich wollte nicht nur sagen, wie er sich zu verhalten hatte, ich wollte mit gutem Beispiel voran gehen. So klang meine Stimme auch sanft und ruhig. Mein Blick ging wieder zu Tamias über.

[geht mit Tami in den Wald, fordert ihn auf aufrichtig zu sein und sich nicht unverletzt zu zeigen]



- Alvarez - 16.05.2012

Auf meiner Zunge breitete sich der metallische Geschmack meines Blutes aus, welcher beim vermischen mit dem Speichel nach und nach eine süßliche Note erreichte. Es war keine große Verletzung und ich machte mir auch keine Sorgen über ihre Verheilung. Mein Körper hatte immerhin schon größere Katastrophen überlebt. Wie damals den Brand, als mein Fell versengt und ich selber nach einem Schwefelmonster gestunken hatte. Avis war jedoch auf mein Tun aufmerksam geworden und neugierig wie er war, wollte er wissen, was ich gemacht hatte. Ich sah den jungen Rüden an und schüttelte meinen Kopf, als hätte sich eine Fliege in mein Ohr verflogen.

„Halb so wild. Ist nur ein kleiner Kratzer.“

Für mehr hielt ich es auch nicht. Es war ein Riss, viel kleiner als manche Bissverletzungen und für mich deshalb nicht der Rede Wert. Die Frage nach Kimya stimmte mich kurz düster, ohne es auf meinem Gesicht zu zeigen. Ich war gut darin eine ausdruckslose Maske auf meinem Gesicht zu präsentieren, vor allen Dingen, wenn es bedrückende Gedanken waren, die mich heimsuchten.

„Ja, dein Bruder ist bei deiner Mutter.

Wobei ich mir nicht sicher war, ob es den beiden gut ging. Seit der Flucht, die sie Hals über Kopf mit ihrem Sohn unternommen hatte, war sie uns nicht mehr begegnet. Weder auf dem Abstieg hier herunter, noch hier fand ich eine wirkliche Spur. Es war fraglich wo die Wölfin überhaupt hingegangen war. Avis würde ohne Mutter überleben. Die Welpen waren entwöhnt, aber das war nur ein kleiner Trost wenn ihnen etwas zugestoßen sein sollte. Ich sah wie viel Hoffnung der Kleine in mich legte und anscheinend mehr hören wollte, als ich ihn habe sagen können.

„Sie wird sicher bald zu uns stoßen und dann könnt ihr beide von eurem Abenteuer erzählen.“

Himmel noch mal, ich erzählte Avis etwas, woran ich selber kaum glauben konnte. Wäre der Welpe etwas älter, hätte ich ihm keine schönen Worte hören lassen, sondern die kalte Wahrheit. Ich mochte diese Verschleierungsversuche nicht sonderlich und auch falsche Hoffnungen wollte ich niemals verstreuen. Aber der Abstieg und die Flucht vor den Jägern waren Nervenaufreibend gewesen. Einige von uns waren verletzt und einen tobenden Welpen, der womöglich versuchte im Alleingang seine Mutter zu suchen, konnte nun wirklich keiner gebrauchen. Wie auf ein Stichwort kamen Tryss und Dekaja angelaufen. Allerdings blieb der Wolf nur für kurze Zeit. Übergab Dekaja der Obhut des kleinen Avis und preschte wieder davon zu den anderen. Meine blassen Seelenspiegel blickten in das panische Antlitz der Fähe, die wohl am liebsten ihren treuen Gefährten aufgehalten hätte.

„Alles in Ordnung bei dir?“

Erkundigte ich mich schließlich, um sie ein bisschen abzulenken.


[Bei Avis antwortet ihm und sieht Tryss und Dekaja, letztere spricht er an.]



- Tamias - 17.05.2012

Was war das denn jetzt wieder? Jetzt knurrte Skadi mich auch noch an. Dafür war echt keine Zeit. Wo mein Schmerz lag? Keine Ahnung, er war überall. Ich hatte mir wohl sämtliche Knochen gebrochen. Einen weitern Kampf würde ich wohl nicht überleben, deswegen sollten wir hier verschwinden und zwar auf direktem Wege ohne großartig eine Diskussion anzufangen. Wunden konnten später geleckt werden.

"Die Hunde haben die Menschen im Nackenfell sitzen. Selbst wenn sie folgen, dann ist das so. Dann müssen wir kämpfen, oder wir beeilen uns und sind über alle Berge."

Woe stellte sie sich das vor? Wir stellen uns hier unten hin, lecken uns die Wunden, halb in Sicherheit wiegend und warten ob die Hunde uns folgen? Die haben gesehen was mit ihren Kumpanen geschehen ist. Die werden nicht so einfach von der Klippe springen. Würden sie jedoch da runter springen, wären sie mindestens genauso lediert wie wir. Dann konnten wir wenigstens auf einem Niveau kämpfen. Würden die Hunde jedoch einen "sicheren" Weg hinunter suchen, wären sie so schnell nicht hier. Wir hatten also genug Zeit zu fliehen. War zwar eigentlich nicht so meine Taktik aber gegen so viele Hunde und dann in diesem Zustand hatte ich keine Chance.
Als Skadi von ihren Verletzungen anfing zu sprechen, überkam mich ein Gefühl von Mitleid. Dennoch wusste ich mich nicht ganz zu verhalten. Sie hatte Schmerzen, ihr ging es nicht gut und was jetzt? Rasten? Kam nicht in frage. Sie musste da genauso durch wie ich. Aber wie sagt man das einer Fähe?

"Okay Skadi. Ich habe mir wohlmöglich sämtliche Knochen gebrochen und mir tut so ziemlich mein kompletter Körper weh. Und es tut mir leid das es dir grade nicht gut geht. Aber wenn wir hier lebend raus wollen, müssen wir unsere Beißerchen zusammenpressen und da nun durch. Ok? Später bleibt genug Zeit die Wunden zu lecken. Wir müssen die anderen finden und aufschließen. Wenn die Hunde wirklich kommen, müssen wir eben kämpfen und versuchen den Schmerz zu vergessen. Ok?"

Ich hatte mich früher nie um andere gekümmert. Vielleicht mein Fehler. Aber so bin ich sämtlichen Diskussionen aus dem Weg gegangen und nannte dann die Hinterbliebenen eine natürliche Auslese. Dennoch hatte ich keine der Wölfe vergessen, die mir einst gefolgt waren. Ich hätte gern mehr für sie getan, doch würde dann wohl mein Leben unter der Erde weiter gehen.
Skadi würde ich jedoch nicht zurück lassen. Wir waren hier gemeinsam ins Tal gekommen und werden hier auch wieder raus kommen gemeinsam.

[Bei Skadi / etwas verärgert]



- Avis - 19.05.2012

Zum Glück hatte sich Alvarez im Gegensatz zu den beiden Fähen nicht großartig verletzt, und so nickte ich ihm zu. Ich war mir sicher wenn er sagte dass es nur ein kleiner Kratzer war, dass es auch stimmte. Immerhin vertraute ich dem großen Rüden in dieser Hinsicht. Ich wusste wie schnell manche andere anlogen, mich einbezogen, auch wenn ich es nicht wirklich wahrhaben wollte. Außerdem war das bei Welpen ja immer noch etwas anderes wie bei großen Wölfen.
Vorsichtig drehte ich meinen Kopf hin und her, in der Hoffnung Kimya mit unserer Mutter zu sehen. Doch da war nichts und niemand, weit und breit nicht. Oder zumindest nicht soweit ich es sagen konnte. Dennoch reichte das schon um mir zu zeigen, dass sie nicht in der nähe waren. Ich hatte das im Gefühl, doch auch Alvarez' Worte konnten mich da nicht beruhigen. Zwar war ich nie wirklich von dieser ganzen Familiensache überzeugt gewesen, doch dämmerte mir langsam, dass die beiden schon einen recht wichtigen Bestandteil in meinem Leben – aber auch in der Gruppe – ausmachten. Zumindets war es ein Gefühl das man auf diese Art beschreiben konnte, und blieb konstant. Lediglich die Tatsache die der Rüde danach noch aufgegriffen hatte stimmte mich ein wenig glücklicher (wenn man es denn überhaupt so bezeichnen wollte). Mit großen Augen sah ich zu den anderen die langsam aber sicher dabei waren, ebenfalls zu uns zu stoßen. Vorallem richtete sich mein Blick gen Dekaja und Tryss, zu welchen ich mich auch bewegte. Zwar war Tryss sogleich wieder gegangen nachdem er mich gebeten hatte nach Dekaja zu sehen, doch ich nahm ihm das nicht übel. Dann war er immerhin nicht die ganze Zeit um mich herum, und ich hatte Zeit, um mich um die Fähe zu kümmern, oder was man eben kümmern nennen konnte.
Langsam trugen meine Pfoten mich zu jener, und ich hörte auch, wie der graue Rüde sie ansprach. Vorsichtig drückte ich meinen Kopf an ihre Schnauze und setzte ein Lächeln auf, das sie aufheitern sollte.

"Das wird wieder."

Ich versuchte Dekaja aufzumuntern, wusste aber nicht, ob das klappte wie ich es mir vorgestellt hatte. Immerhin hatte ich mein bestes gegeben, und das war ja auch nicht grade das schlechteste.



- Kaya - 24.05.2012

Da war es wieder, das Adrenalin das in meinen Körper zurückzukehren schien - zumindest fühlte es sich sehr danach an und würde mir, davon war ich überzeugt, helfen die nächsten Minuten und vielleicht auch Stunden zu überstehen.

Erstaunlicherweise kam diesmal kein patziger Kommentar von Tryss sondern eine Aufmunterung und...ein Angebot? Irgendwie hörte es sich zumindest so an. Währenddessen achtete ich allerdings darauf, dass ich mindestens eines meiner Augen auf Velvet behielt und die schon erwähnte Stütze für sie spielte, auch wenn sie - nach aussen hin -wohl stärker wirken mochte als sie es in jenem Moment war.

Die einsetzende Stille die für einen Moment vorherrschte, gefiel mir allerdings gar nicht, so "gut" sie auch sein mochte. Denn was, wenn es nur die Ruhe vor dem Sturm war, sozusagen? Ich behielt mein Auge auf Velvet, die sich nun daran machte, auszutesten wie weit sie gehen konnte - und Tryss noch einen netten Ruf hinterhersandte, der dies von meiner Seite aus überflüssig erscheinen ließ -“ etwas großartig anderes hätte auch ich Tryss nicht sagen können. Velvet gesellte sich schließlich an meine linke Flanke und tat kund, aufbrechen zu wollen. Und es klappte, zumindest nach den ersten Wacklern, besser als gedacht, auch wenn wir natürlich sehr auf die Umgebung und besonders den Untergrund acht geben mussten. Ich gab mir dabei besondere Mühe, denn ich trug ja nicht nur für mich sondern auch für Velvet so ein wenig die Verantwortung.

"Bleib vorsichtig in deinen Bewegungen. Es kann nicht schaden, einen Schritt langsamer zu gehen wenn man ihn dafür mit einer gewissen Sicherheit beschreitet, weisst Du?"

Ich wusste durchaus was ich Velvet sagen konnte und was nicht. Schließlich machte ich mich, gemeinsam mit ihr, daran die Distanz zu den anderen noch ein wenig zu verringern. Dies gelang erst nach einigen Momenten - und dann richtig gut.

Für den Moment schien sich schwiegen auszubreiten. Doch damit konnte ich, wie zuvor schon, erstaunlich gut umgehen. Nicht, dass ich auf meine alten tage zum Schweiger werden würde, aber immerhin konnte ich mir ja angewöhnen mich auf das nätigste zu beschränken.
Ich lauschte, ob Velvet noch etwas beizusteuern hatte, ansonsten aber trug ich nicht viel dazu bei, eine mögliche Unterhaltung zu führen..

[bei Velvet, unweit Tryss & Co.]



- Skadi - 26.05.2012

Die Antworten, die ich bekommen wollte, fielen ganz anders aus. Ärgerlich wirkte der Rüde dabei auch noch. An liebsten wäre ich meinen Drang nach gegangen, hätte mich vor ihm aufgebaut und ihm ganz laut, deutlich und genauso ärgerlich wie er meine Meinung gesagt – jedoch tat ich das aus zweierlei Dingen nicht: Er hatte recht damit, dass wir keine Zeit hatten und das würde viel mehr Zeit verschwenden als einbringen. Außerdem schien der Rüde es zu hassen, wenn man ihn vorschrieb, was zu tun war. Ihn eine genaue Antwort offensiv einzufordern. ‚Ich frag das, du Antwortest so!‘ Wenn ich die eine Richtung vorschlage, ist die andere besser. Wütend schüttelte ich meinen Kopf, jedoch konnte er das unmöglich sehen, denn er ging voran und sah nicht nach hinten.
‘Sämtliche Knochen gebrochen, dann würde er am Boden liegen und sich nicht regen können. Angebrochen vielleicht, aber danke für die Antwort!
Seine Worte, das ich ihm leid täte, machten es auch nicht besser. Ich wollte kein Mitleid, ich wollte nicht schmusen und mich in seinem Fell verstecken. Ich wollte, dass wir überleben. Unsere Schwachstellen gegenseitig Ausgleichen.
Ich folgte ihm und schwieg eine Weile. Ich sah, wie er seine Schmerzen zu verbergen versuchte. Schluckte meinen Schmerz tapfer herunter und schonte beim Gehen meinen Hinterlauf. Die ersten Baumreihen hatten wir hinter uns gelassen und die Hunde dort oben konnten und wohl nur noch mit Glück sehen. Da kam mir eine Idee, wie ich Tamias doch noch eine anständige Antwort entziehen konnte. Wenn ich als kommandierende Fähe keine Chance hatte, half es vielleicht, ihn in die Position des Helfenden zu bringen?

Ich schloss zu ihm auf und stupste ihn sanft an seinen Hals.

“Ich wollte dich nicht verärgern!“

Sagte ich sanft und mit einer wehmütigen Stimme. Ich hasste es, mich unter jemanden zu ordnen und tat es nun doch, damit er vielleicht doch noch eine gute Antwort gab.

“Ich dachte es wäre taktisch klug, wenn ich genau weiß, wo deine Schwachstellen momentan sind. Damit ich die für dich verteidigen kann. Und du meine..“

Ich versuchte traurig zu klingen. Angst in meine Stimme zu holen. Ich versuchte sein Mitleid zu erregen, damit er sich besänftigte. Natürlich konnte das komplett nach hinten los gehen, aber ich fürchtete tatsächlich mein Leben, wenn wir unvorbereitet einfach nur flüchteten, anstatt und auf einen Kampf irgend möglich vor zu bereiten.
Mit hängenden Kopf und Rute lief ich neben ihm her, wobei sich meine Ohren ständig drehten um jedes Geräusch auf zu nehmen. Das Bellen der Hunde war zu hören, jedoch klang es noch immer so, als würden sie Weit über uns her Rufen.

[Ist bei Tamias, wütend]



- Die Meute - 26.05.2012

Für wenige Momente hatten wir gezögert, uns der Hoffnung hingegeben, dass die beiden Wölfe so schwer verletzt waren, dass sie nicht mehr aufstehen konnten. Wir wollten sie verenden sehen und hätten uns dann genüsslich dem Kampf Hrotgars gegen Kenzo gewidmet. Doch wir hatten uns getäuscht, wieder einmal. Die Wölfe schienen stärker zu sein, als wir angenommen hatten. Wut packte einige von uns, als wir sahen, wie einer der Wölfe sich wieder erhob. Als auch der zweite Wolf plötzlich wieder auf dein Läufen stand und beide sich zusammentaten, wurde wütendes Gebell laut. Zuerst nur von einigen, dann von immer mehr Hunden. Die Meute bestand nun aus rund zehn schaulustigen Tieren, die sich zusammengefunden hatten. Womöglich hatten sie auch einfach Angst zu Mensch und Pferd zurückzukehren. Sie wussten jedoch, wo ihre Aufgabe lag. Diese Wölfe mussten zur Strecke gebracht werden.

Unsere Hoffnungen lagen auf Hrotgar, damit dieser wenigstens den Abtrünnigen zur Strecke bringen konnte. Unser Erstaunen war groß, als auch diese Hoffnung sich in Luft auflöste. Unser Freund stürzte, der Verräter kam mit ein paar wenigen Wunden davon und hatte noch Kraft genug sich den Rest des Abhangs herabzustehlen. Wir beobachteten, wie Kenzo an den beiden Wölfen am Ende des Hanges vorbeilief, ihnen etwas zurief, das nach einem „Lauft schon“ klang und sich dann aus unserem Blickfeld bewegte.

Das wütende Gebell verstärkte sich und als einer der übermütigen sich ein Herz fasste und begann den Hang herabzulaufen, gab es auch für die anderen Hunde kein Halten mehr. Zehn kräftige, rachedurstige Hunde – eine Übermacht für nur zwei Wölfe – begannen nun halb vorsichtig, halb wagemutig den Abhang herabzuklettern. Einige waren schneller, achteten nicht so sehr darauf wohin ihre Pfoten traten. Andere waren langsamer. Doch allein unsere Anzahl, das war uns klar, würde dafür sorgen, dass die Wölfe die Flucht antraten. Und wenn wir das Ende der Schlucht erreichten, würden wir sie jagen. Bis zum Ende.



- Tryss - 26.05.2012

Eigentlich hatte ich – entgegen Velvets Anweisung – vorgehabt noch einmal zu ihr und Kaya zurückzukehren. Die beiden hatten nicht ausgesehen, als würden sie den Abstieg besonders gut zu zweit bewältigen können. Sie mochten es zwar sicher nicht zugeben, aber die jüngsten waren die beiden nunmal nicht mehr. Ganz im Gegensatz zu Deka und mir. Wir waren kräftig und unverbraucht, unser Körper hatte noch genug Energie für solche Kraftakte. Aber gerade als ich mich umgedreht hatte und den Hang heraufstürmen wollte, kamen Kaya und Velvet schon herunter. Ein wenig überrascht blieb ich stehen und überlegte kurz, ob ich ihnen die letzten Meter noch erleichtern sollte. Beim Anblick der Vertrautheit aber stahl sich ein Grinsen auf meine Lefzen und ich wandte mich stattdessen um, um mich wieder nach Deka umzusehen. Die beiden würden den Rest schon allein schaffen.

„Sie sind gleich da, wir sollten uns zum Aufbruch bereit machen. Der Treffpunkt ist nicht mehr weit von hier. Die anderen drei warten vielleicht schon auf uns.“

warf ich in die Runde aus Avis, Deka und Alva. Mein Blick blieb an Alvarez hängen. Der Rüde leckte sich die Pfote, aber eine große Verletzung konnte ich auf die Schnelle nicht erkennen. Vielleicht waren sie vom steinigen Abstieg einfach wundgeschürft. Ich nickte ihm zu und trat dann zu Avis und Dekaja. Wir würden sie stützen müssen. Zwar versuchte sie wie schon zuvor zu verbergen, welche Schmerzen sie hatte. Doch in ihren Augen konnte man lesen, welche Kraft sie der Abstieg gekostet hatte.

„Hilfst du mir, Deka zu stützen, Avis? Ihr Rücken tut weh und so können wir ihr das Laufen ein wenig erleichtern. Das schaffst du doch, oder?“

Ich bemühte mich den jungen Wolf freundlich anzuspechen und ihm eine Aufgabe zu geben. Ich konnte nicht so gut mit ihm umgehen, wie mit Kimya. Aber angesichts der Situation suchte ich einen Weg ihn mit einzubinden. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben eine Last zu sein, obwohl er auf unserer Flucht ja gewissermaßen der Klotz am Bein war. Ohne ihn wären wir schneller, aber das musste der junge Wolf nicht wissen. So etwas sagte man niemandem, der mit einem reiste. Schon gar nicht, nach Kherans Tod und den Verletzungen der Fähen. Also benutzte ich die Taktik, die Deka sonst einschlug. Sie war freundlich und spielte Avis vor, dass er schon ein großer Wolf war, der alles konnte, was wir erwachsenen Wölfe auch konnten. Zum Beispiel Deka stützen. Ich hätte seine Hilfe nicht gebraucht, eigentlich. Ich hätte ihn Alvarez überlassen können so wie vorher. Ein Funken Solidarität mit dem grauen Rüden sorgte aber dafür, dass ich den Welpen nun übernahm.

„Bereit? Eins, zwei und hoch.“

Dekaja richtete sich mühsam auf. Ich stellte mich eng neben sie und drückte meine Schulter an ihre, damit sie sich wie bereits zuvor aufstützen und anlehnen konnte. Das klappte ganz gut, auch wenn das leise Stöhnen verriet, wie schmerzhaft es für sie sein musste. Sprechen konnte sie anscheinend immer noch nicht. Ihr Brustkorb hob und senkte sich schnell. Anscheinend brauchte sie ihre Kraft für den restlichen Fluchtweg.



- Tamias - 29.05.2012

Bei jedem anspannen der Läufe zog es durch meinen kompletten Körper. Es zog von der Pfote bis in den Rücken und von dort aus konnte ich den Schmerz kaum noch einordnen. Selbst als ich den Kopf herumschnellte waren es beinahe unerträgliche Schmerzen. Es war wohl das Adrenalin, welches mich vorran trieb und die Schmerzen halbwegs erträglich machte.
Die Hunde waren tatsächlich so rachsüchtig und blutrünstig, dass sie uns folgten. Einen nach dem anderen sah ich den Hang herrunter klettern und stolpern. Es waren viel zu viele. Zehn an der Zahl zählte ich, gegen die haben wir keine Chance.
Wo blieben verdammt nochmal die Menschen auf ihren Huftieren? Ich konnte sie nur schwach riechen, hören konnte ich sie gar nicht.
Dann fing Skadi an ihre Stimme zu erheben, nachdem sie aufschloss und mich am Hals stupste.

"Okay."

Erstmal nur dieses Wort, womit ich ihr zeigen wollte das ich sie verstanden hatte.

"Vielleicht hast du recht. Aber sollten wir nicht vielleicht lieber zum Treffpunkt eilen? Alleine schaffen wir die Hunde niemals. Mein Rumpf schmerzt, sowie mein Rücken, die Rippen und die Flanken und mein Brustkorb. Mein Körper würde nicht mehr kämpfen, er sehnt sich nach Ruhen und ist erschöpft. Aber du weißt, ich werde immer kämpfen. Also kannst du mir nur die Hunde so gut wie es geht vom Leib halten, denn Schmerzen hab ich so ziemlich überall."

Wir hatten nun aber echt keine Zeit mehr weiter über die Problematik der Situation zu reden. Die Hunde waren uns auf den Versen, wir mussten uns echt beeilen.
Auch wenn mir nicht viel an meinem Leben lag, so lag mir doch etwas an dem von Skadi. Wölfisches Zickengehabe war jetzt überhaupt nicht angebracht.
Ich brachte ein müdes und kaputtes Lächeln über meine Lefzen. In solch einer Situation einen kühlen Kopf zu bewahren war echt nicht einfach.
Ich sah sie noch kurz an, ehe ich ihr in ans Kinn stupste und schnellen Tempos weiter lief.

"Wir müssen das Ende erreichen und dann zum Treffpunkt kehren, die anderen warten bestimmt schon."

Mein Herz machte einen Hüpfer als ich an die anderen dachte. Besonders Kaya vermisste ich in solchen Situationen wie diesen. Mit ihm war ich bislang immer ein gutes Team gewesen.

[Bei Skadi / zeigt sich einsichtig]