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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Tryss - 16.03.2012

Was um alles in der Welt hatte ich nur getan, dass Herr Griesgram nun wieder der Meinung war mir anknurren zu müssen. Ich warf Kaya einen ungerührten Blick zu und zuckte mit den Schultern. Was sollte ich denn sagen? Dass wir uns alle Zeit lassen sollte um die schöne Aussicht zu genießen? Das würde uns wahrlich weiterbringen. Ich schnaubte, hielt aber den Mund und konzentrierte mich weiter auf den Abstieg. Von meiner aufkeimenden Wut brachte mich das aber nicht ab. Was bildete der sich ein? Na klar, wir konnten ja auch jeden einzelnen Stein vorher genauestens prüfen, damit auch ja nichts passierte. Dann hätten die Hunde wenigstens ein paar Wölfe als Jagdbeute vorzuweisen, denn schnappen würden sie uns, so viel war sicher. Ich wusste nicht, was Herrn Kaya lieber war, ich jedoch brach mir lieber das Genick, als mich zerfleischen zu lassen. Das dachte ich jedenfalls, ändern meine Meinung aber schnell, als zuerst Velvet, dann Deka ihre Pfoten falsch setzten und vor unseren Augen den Abhang hinab rutschten.

„Deka, nein!“

Wie Avis konnte ich den entsetzten Ausruf nicht unterdrücken. Ich wollte die Augen zusammenkneifen, um das Elend nicht mit ansehen zu müssen. Mein Kopf befahl mir nicht zuzuschauen, mein Herz sorgte dafür, dass meine Lider weit aufgerissen waren. Das durfte nicht sein! Blut begann durch meine Ohren zu rauschen. Was sollten wir nur tun? Wir mussten ihnen doch helfen. Nur wie? Wie? Suchend blickte ich umher, wollte eine Möglichkeit finden den beiden schnell zu folgen, doch wie, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen? Es schien unmöglich zu sein. Als Deka Halt fand, wagte ich es kurz aufzuatmen, doch die Erleichterung verwandelte sich erneut in Entsetzen, als sie sich am Felsvorsprung festklammerte. 'Ich muss zu ihr' hörte ich von Kaya und dachte in diesem Moment genau das Gleiche. Ich musste zu ihr und ihr helfen. Ein verzweifeltes Winseln drang aus meinem Fang, als ich versuchte schnell einen guten Weg für den Abstieg zu finden. Es schien ihn nicht zu geben.

„Ich gehe vor und suche einen Weg. Folgt mir, wenn es sicher ist. Ansonsten geht einen anderen. Ihr dürft nicht auf uns warten, Alvarez.“

Avis musste in Sicherheit gebracht werden. Und Alva trug schon genug Last, er brauchte sich nicht noch an der Rettung der Fähen beteiligen. Seine verletzte Pfote bemerkte ich nicht, ich wollte ihm nur helfen nicht auch noch abzurutschten. An ihm hingen zwei Leben, ich war allein und hatte nichts zu verlieren, das nicht schon in Gefahr gewesen wäre. Kayas Anweisung beieiander zu bleiben ignorierte ich geflissentlich. Das konnte er sich sparen, Dekaja war mir wichtig, ebenso wie ihm Velvet wichtig war. Ich wollte ihr helfen, nicht bei der Gruppe bleiben und untätig zusehen. Ich suchte die nähere Umgebung nach einem geeigneten Weg ab und meinte bald, einen gefunden zu haben. Wahrscheinlich hätte ich langsam gehen sollen, doch meine Pfoten wollten partout nicht abbremsen. Ich hielt mich am Hang, rutschte von einem Stein zum anderen und vermied große Sprünge, um wacklige Steine nicht gänzlich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Zwischendurch versicherte ich mich immer wieder, dass die Fähen noch immer da waren, wo sie sein sollten. Langsam aber sicher, kam ich ihnen näher. Ich hielt auf Deka zu, nicht auf Velvet. Um sie würde sich Kaya kümmern, obwohl ich nicht einmal sicher war, ob der mir überhaupt folgte. Ich wusste nicht einmal ob Alva und Avis folgten, oder ob jemand etwas gesagt hatte, meine Gedanken waren nur auf den Abstieg und Deka fixiert. Ich kam näher, war schon auf Velvets Höhe ein wenig oberhalb angekommen. Ich warf ihr einen Blick zu. Gut sah die Graue nicht aus, aber sie atmete und schien in Ordnung zu sein.

„Kaya kommt.“ rief ich ihr knapp zu und nahm dann die letzten Meter zu Dekas Felsen. Es gab keinen direkten Weg und der Boden war vom Sturz aufgewühlt, also rutschte ich zu ihr. Das war nicht einfach, ich hatte Mühe das Gleichgewicht zu halten und hätte den Vorsprung beinahe verfehlt. Im letzten Augenblick bekam ich dann doch die Kurve und kam neben Deka zum Stehen. Schnell versicherte ich mich, dass sie am Leben war, atmete und keine Körperteile seltsam abstanden. Das sah doch schon beruhigend aus. Ich senkte meinen Fang zu ihrem und leckte sanft darüber.

„Ich bin da, alles wird gut. Ich passe auf dich auf. Erinnerst du dich? Wie Bruder und Schwester. Also... kannst du aufstehen?“

Es war nur ein leises Flüstern, aber ich legte so viel Wärme hinein, wie ich konnte. Die anderen mussten das nicht hören. Das Versprechen kannten nur wir zwei. Ich musste meine Schwester beschützen, sie heil nach unten bringen. Das war alles, was zählte.

[Schlucht, erst Kaya und Alva, dann Deka]



- Velvet - 20.03.2012

Mein Atem ging noch immer Stoßweise und viel zu schnell, meine Augen waren noch immer weit geöffnet auf Grund der Panik die sich in mir breit gemacht hatte als ich fiel. Und so war ich gezwungen mit anzusehen wie kurz nachdem ich zu liegen kam, Dekaja an mir vorbei fiel um einige Meter unter mir liegen zu bleiben. Ich hörte ihre Worte doch über meinen noch immer jagenden Herzschlag war ich nicht in der Lage diese zu beantworten und so nickte ich nur einmal kurz. Dann schloss ich – endlich – die Augen und begann ruhiger zu Atmen. Noch immer tat mir so ziemlich alles weh, vor allem die Seite auf der ich gelandet war schmerzte. Vorsichtig wollte ich versuchen mich aufzusetzen, gerade als ich Tryss an mir vorbei laufen – oder eher rutschen – sah. Seine wenigen Worte verstand ich und endlich nahm ich sie auch wieder so auf das ich verstand was sie mir sagen sollten.

Nachdem Tryss bei Dekaja angekommen war – welche sich mittlerweile aufgerichtet hatte – versuchte auch ich mich endlich daran. Vorsichtig, denn ich war mir der Gefahr durchaus bewusst das ein kleiner Fehltritt meinen Fall durchaus erneut beginnen lassen konnte, versuchte ich mich auf die Hinterhand aufzurichten. Mit mäßigem Erfolg, wie ich leider feststellen musste. Zwar stellte ich nun fest, das nicht so viele Knochen und Stellen meines Körpers weh taten wie es zuvor der Fall war, aber ebenso merkte ich schnell das mein rechter Lauf nicht so stark belastbar war wie ich es gewohnt war. Verflucht! Mühsam, und hauptsächlich über den Linken Lauf, richtete ich mich dennoch auf und schaute in die Richtung aus der ich – ziemlich unfreiwillig – gekommen war. Schneller würde ich auch nicht laufen können durch die Schmerzen im rechten Lauf. Scheinbar hatte das Gelenk etwas abbekommen.

Wieso passiert sowas auch immer wieder mir? Verdammt! Ich hoffe das es Dekaja weniger Schmerzhaft ergangen ist und sie soweit in Ordnung ist.

Ich war durchaus sauer auf mich selbst. Hätte ich besser aufgepasst wäre überhaupt nichts passiert, aber ich war froh das es nicht Alvarez und Avis erwischt hatte, dass hätte vermutlich schlimmere folgen gehabt. Da Tryss bei Dekaja war und scheinbar auf sie einredete, sprach ich die beiden nicht an. Kaya kam, hatte ich das richtig verstanden? Vorerst konnte ich mich darum jedoch nicht scheren, ich hatte genug Sorgen mich einigermaßen aufrecht zu halten, denn der rechte Lauf drohte momentan ständig unter mir einzuknicken und einbeinig sein war ich nicht gewohnt.

[alleine || nahe der anderen || hat sich aufgerichtet || hat Probleme mit dem rechten Lauf]



- Die Meute - 23.03.2012

Die wilde Jagd hatte begonnen. Einige von uns waren nach den verzweifelten Angriffen zurück geblieben, andere gezwungenermaßen verletzt umgekehrt. Doch wir waren noch genug. Wir waren in der Überzahl und die stärksten, wie Hrotgar, auf einem guten Weg den Wolf und den Verräter zu stellen. Auch die Verstärkung, die die beiden bekamen schreckte uns nicht. Im Grunde genommen schreckte uns nicht einmal der Tod, lediglich die Aussicht auf Schelte und Prügel von denen, die hinter uns auf den Pferden zurückgeblieben waren. Wie Hrotgar angewiesen hatte, liefen zwei von uns – wir waren insgesamt noch sechs – einen Bogen, um die Wölfe einzukesseln. Doch dieser Schachzug war nicht mehr von Nöten, denn die dummen Wilden brachten sich selbst in eine auswegslose Situation. Wer hatte sie nur auf die Idee gebracht, sich in eine Schlucht zu stürzen? Einigen von uns trieb der Anblick der Fähe, die mühsam auf einem Felsvorsprung balancierte ein siegessicheres Lächeln auf die Lefzen. Das würden sie bereuen!

Ein kurzer Blick genügte und alle Hunde der Meute wussten Bescheid. Die körperlich kräftigsten und größten nahmen Anlauf. Einer fixierte die Wolfsfähe, ein zweiter den Rüden. Da diese gerade damit beschäftigt schienen nicht die Schlucht herab zu kugeln und kurz unaufmerksam waren – vielleicht hatten sie nicht einmal bemerkt, wie nah wir bereits gekommen waren – war es ein Leichtes, sie zu treffen. Mit einem zielgenauen Sprung setzten die beiden Hunde an und stießen auf je einen der Wölfe herab. Der zu erwartende Schmerz interessierte uns nicht, wir waren Schmerz gewohnt. Wir brachten sie aus dem Gleichgewicht, als wir mit vollem Gewicht und die Pfoten voran auf sie stürzten. Gemeinsam kugelten wir nun wohl den Hang herab, die Fähe und den Rüden getrennt. Um den Verräter würde sich wohl Hrotgar kümmern.

[Ein Hund zu Skadi, ein Hund zu Tamias, der Rest sucht einen Weg die Schlucht hinab]



- Kenzo - 24.03.2012

Die Fähe schien nicht nur dumm, sondern auch unverschämt zu sein. Aber wie auch immer, um derartiges konnte man sich später kümmern. Dennoch sah ich keine Veranlassung ihr blind zu folgen - sicher nicht.

Ich konnte die Meute hinter uns vernehmen - sie kamen näher. Dummdreiste Bastarde... und dennoch verstand ich ihre Beweggründe in in derart selbstzerstörerischer Weise uns zu folgen: es war die Angst, die sie Antrieb.

Ich spähte den Hang hinab und suchte nach Vorsprüngen, die mein Gewicht tragen mochten. Mittlerweile spürte ich meine Pfoten und Beine kaum noch - doch ich musste weiter, soviel war sicher. Dennoch machte diese Taubheit den Abstieg kaum leichter.
Schließlich jedoch machte ich einen Satz, erreichte den ersten Vorsprung sicher und schlitterte dennoch den Hang noch ein gutes Stück hinab. Zuviel Geröll, der Boden schien locker zu sein - keine gute Stelle für einen Abstieg, doch wir hatten keine Wahl.

Ich hielt mich weiter rechts von den Wölfen, folgte also nicht direkt hinter ihnen. So nahm ich weitere Bewegungen aus den Augenwinkeln wahr - die Hunde! Ich stieß ein heißeres, warnendes Blaffen aus, kurz bevor die Bluthunde ihre Ziele erreichten. Das würde unschön werden, daran hegte ich keinen Zweifel.

[Quält sich den Hang hinab, hält sich weiter rechts von Tamias und Skadi - warnt vor den Angreifern]



- Hrotgar - 25.03.2012

ich spannte selbst im laufen einen Muskel nach dem anderen an. Denn es war offensichtlich, dass man mich dieses Mal deutlich besser verstanden hatte, als dies noch zuvor der Fall gewesen war. Und wie es ebenso schien, war die Meute dieses Mal deutlich zielsicherer als beim letzten Versuch – dem Lärm konnte man das ebenso entnehmen wie dem Staub der nach und nach aufgewirbelt wurde, auch wenn ich mir ganz persönlich ziemlich sicher war, dass die Wölfe nicht ganz ohne Gegenwehr sich ergeben würden. Dazu waren diese Bastarde nicht in der Lage.

Aprospos Bastard. Es war ziemlich dankenswert, dass man mir den unfreiwilligen Hauptakteur des Ganzen überließ – jenen, der die Aktion beinahe zum scheitern gebracht hatte, wie es aussah. Ich hielt nicht viel von Verrätern und es war kaum zu vermeiden, dass ich mir nicht Luft machte.

„Du jämmerlicher Bastard...bleib stehen!“ brüllte ich dem Rüden schräg vor mir hinterher, als jener Anstalten machte, sich gleichwohl die Schlucht hinabzuschieben. Meine Pfoten, die ich kurz zum Stillstand gebracht hatte, trommelten wieder auf den Boden, als ich versuchte den Rüden – hieß er nicht Kenzo? - noch ein wenig mehr in die Enge zu treiben...und meine Chancen standen ja so schlecht nicht. Die Wölfe ringsumher und meine Mithunde waren mit in diesem Moment beinahe egal, denn ich hatte nun mein neues, persönliches Feindbild vor mir. Mein kurzes aber prägnantes Nackenfell versuchte förmlich gen Himmel zu schießen, während mein Knurren von einer Vehemenz war, die ich vorher an mir noch gar nicht so festgestellt hatte. Ich stob schließlich nach vorn auf den Rüden zu, verkürzte die Distanz – oder war bemüht darum – und war erpicht darauf, ihn mit den Vorderläufen umzuwerfen...auch wenn ich damit in Kauf nahm, dass wir beide hinabkullern und uns möglicherweise irgendetwas brechen würden....


[freut sich über die Attacke der anderen, konfrontiert und jagt Kenzo]



- Kaya - 29.03.2012

Meine Pfoten suchten auf dem nicht eben wegsamen Gelände Sekündlich nach Halt, denn wenn ich eines nicht in Kauf nehmen wollte, dann die Tatsache dass ich möglicherweise ebenso dort unten landete – jedenfalls nicht auf die gleiche Art und Weise. Um wirklich nichts in der Welt! Das schlimmste sollte aber erst noch kommen, denn wie ich so verhältnismäßig langsam auf dem Weg nach unten war – und nebenher schon nahezu angelangt, flog – ich kann es nicht anders nennen – ein Fellberg an mir vorbei, der von der Helligkeit her eigentlich nur Dekaja sein konnte.

„Verdammt...“

entfuhr es mir langsam, drückte aber ziemlich gut aus, was ich gerade fühlte. Hatten wir Rüden schlicht und ergreifend das „Glück“ der größeren Pfoten? Oder warum hatte es gerade Velvet und Dekaja erwischt? Oder stand uns Herrschaften der Absturz erst noch bevor? Am liebsten wollte ich gar nicht daran denken, was passierte wenn noch jemand...Dekaja's nur zu deutliches Krächzen nach Velvet ließ mich wieder ins Reich der Realität zurückkehren. Ich hatte mich für den Moment glatt vertreten – nicht etwa so, dass ich hinabstürzen würde, aber doch so dass ich leicht vom direkten Weg zu Velvet abgekommen war und eine Art Bogen würde nehmen müssen. Aber das nahm ich in Kauf, denn rechterpfote erblickte ich Tryss, der offenbar Dekaja zuliebe eine ähnliche Absicht hatte. Ich blieb dabei, der Jungspund brauchte sich Respekt nicht erst erarbeiten, aber wer wusste schon ob er jemals aufhören würde alles zu hinterfragen was andere, besonders ich, taten? Das war aber für den Moment nicht wichtig. Ich richtete den Blick leicht nach oben, sah nach Alvarez und meinte, ihn zu erblicken, Avis noch im Fang. Für die beiden würde der Abstieg ungleich schwerer werden als er für uns und die Fähen schon gewesen war, denn Alvarez hatte Avis zu tragen – und für den Moment war ich heilfroh, dass er es war der sich angeboten hatte...und so egoistisch das für den Moment auch klingen mochte, war ich ebenso heilfroh dass ich hier nicht wie sonst nach vorn gesprungen war und mich angeboten hatte. Vielleicht würde sich das am Ende noch auszahlen, auch mal nicht den ersten Schritt getan zu haben.

Endlich schien es, als sollte ich mein Ziel erreichen. Sorgsam setzte ich eine meiner großen Pfoten vor die nächste und erreichte schließlich das Minimale Plateau, auf dem Velvet zum liegen und nun wohl zum...ja, was tat sie da eigentlich?...gekommen war.

„Du solltest dich wieder ablegen...wenn auch nur kurz...“ brummte ich leise, trat auf die Graue zu und fuhr ihr kurz leckend mit der Zunge über den rechten Lauscher, ehe meine forsche und besorgte Nase sich voller Sorge zum Lauf aufmachte – aus ihrer Haltung ließ sich gut auf den rechten Vorderlauf schließen ohne dessen volle Funktion ich vermutlich besser klarkäme als sie – deutlich besser sogar. Dennoch würde ich ihn natürlich gerade in diesem Zeiten nicht missen wollen.

„Dekaja ist wohl auch abgeflogen, aber ihr scheint es ähnlich zu gehen wir dir.“ erwähnte ich leise und fing an, den doofen, misshandelten Vorderlauf zu beschlabbern, pausierte aber alsbald weil ich mich daran machte, einen Blick zu Tryss und Dekaja zu werfen. Ich sparte mir überflüssige Fragen nach der Befindlichkeit, denn dass es niemandem „gut“ gehen konnte, lag doch wohl auf der Hand. Also drehte ich den Blick relativ schnell wieder zurück gen Velvet.

„Denkst Du, Du kannst weitergehen? Wir sollten recht zügig hinabstaksen, denn unsere Verfolger werden uns die Pause die wir benötigen aller Vorraussicht nach nicht gönnen.“

Mein Tonfall blieb recht ruhig, ich dabei sehr leise – unmöglich, mich so auf die Distanz zu hören. Aber da steckte nicht einmal Absicht dahinter, vielmehr hätte ich mir das Gefühl vermittelt, unsere Verfolger zu locken wenn ich nennenswert länger gesprochen hätte. Und tatsächlich machte ich mir um jene, insbesondere aber um Tamias und Skadi ziemlich Sorgen. Warum tat sich da nichts? War das ein Gutes oder eher ein Schlechtes Zeichen? Und was, wenn es ihnen nicht gelang, die Häscher abzulenken? Und was, wenn es ihnen gelang und sie dabei...- ich musste meine Gedanken stoppen, denn ich merkte selbst, dass ich leicht ins Wanken geriet. Mit soviel Fürsorge wie eben möglich legte ich den Blick auf Velvet und gesellte mich an ihre rechte Flanke – beinahe so, als hätte ich schon immer dort gestanden und hätte den Platz nur übergangsweise abgegeben. Und wer weiss, vielleicht steckte in jenem Gedanken sogar ein ziemlicher Funken Wahrheit...

[bei Velvet, erkundigt sich nach der Befindlichkeit und versucht, behilflich zu sein]



- Dekaja - 02.04.2012

Mein Blick auf Velvet verschwamm mir mehrfach und ich musste heftig blinzeln. Mein Atem kam keuchend und meine Pfoten zitterten immer stärker, sodass mir nichts anderes übrig blieb als mich wieder fallen zu lassen. Ich kniff kurz die Augen zusammen und versuchte den Schmerz in meinem Rücken zu ignorieren, ich musste einfach wieder auf die Pfoten kommen. Allein für meine Unvorsichtigkeit und Dummheit hatte ich das hier wohl mehr als verdient. Ich öffnete meine Augen und hob den Kopf, versuchte etwas zu erkennen, doch es war zu steil um aus meiner Perspektive irgendwas zu sehen, doch dann hörte ich eine Stimme. Tryss. Unweigerlich und total dämlich in dieser Situation begann meine Rute plötzlich zu wedeln ohne das ich wirklichen Einfluss darauf hatte. Ich versuchte erneut mich aufzurichten, wurde aber vom heftigen Brennen im Rücken daran gehindert, als Tryss schließlich bei mir war.

Sofort hatte ich seinen Geruch in meiner Nase und die Angst, die mich ergriffen hatte nahm etwas ab. Tryss bedeutete Sicherheit. Zum Glück war ihm nicht auch etwas passiert. Leise sprach ich seinen Namen aus, als sein Fang schon meinen schleckte und ich seine Stimme erneut hörte.

„…dachte du wolltest kullern üben…“

Ich blickte ihn fest in die Augen. Wie Bruder und Schwester. Er hatte das Versprechen nicht vergessen und er war hier bei mir. Ich blickte ihn erneut an und versuchte die Zähne zusammen zu beißen und mich in stehende Position zu erheben. Mein Rücken protestierte heftig mit Schmerz, aber ich schaffte es und stand zitternd. Da Tryss da war, nutzte ich seine Anwesenheit um mich an ihn zu lehnen. Meine Stimme war ein Krächzen und wohl nur für den Rüden zu verstehen.

„Ich glaub es ist alles noch da wo es hingehört, aber mein Rücken tut so weh…“

Ich sah ihn kläglich an, von weiter rennen konnte ich aktuell nur träumen, was würde jetzt passieren. Wieder umgab mich diese Angst, Panik stand in meinen Augen..

„Bitte lass mich nicht zurück, bitte, ich will nicht gefressen werden!“

Als ob es ein Zeichen gewesen wäre, hörte ich plötzlich die lauten bellenden Hunde. Mein blick schoss wieder panisch nach oben, dann zu Tryss. Ich bemerkte ebenfalls, dass Kaya bei Velvet angekommen war, sie sich ebenfalls aufgerappelt hatte, allerdings auch nicht gerade frischer aussah als ich selbst. Ich blickte wieder auf das mir inzwischen so vertraute Gesicht. Hilflosigkeit stand in meinen Zügen, wir müssten hier weg und ich würde nur aufhalten.

„Los weiter, ich schaff das!“

Ich klang ruppig und eher unsicher, nicht so fest wie ich erhofft hatte, ich musste es einfach schaffen, ich MUSSTE. Tryss und ich wollten doch zusammen unsere Familien suchen, ich hatte es ihn versprochen und ich wollte es auch einhalten! Ich versuchte einen Schritt zu gehen, zuckte und dachte mir würden die Pfoten nachgeben, aber Tryss war hier und gab mir Stärkte, er ließ mich nicht allein und ich würde ihn nicht vor die Hunde schicken, also versuchte ich es erneut und starrte nach unten, nach einem geeigneten Weg, doch es behagte mir wenig, dass ich schon wieder auf unseren Steinen laufen sollte. Noch einen Flug würde ich nicht überleben, so viel war sicher.

[bei Tryss, hat Angst zurück gelassen zu werden, versucht panisch und unter Schmerzen einen sicheren Weg nach unten zu finden]



- Tryss - 04.04.2012

Hektisch suchte ich Deka von oben bis unten nach Anzeichen von Verletzungen ab. Doch Blut konnte ich keines entdecken. Wahrscheinlich hatte sie viele Beulen davon getragen und sich vielleicht etwas gebrochen. Aber sie lebte und das war wichtig. Als sie ihren Fang öffnete um etwas zu sagen, lächelte ich ein wenig erleichtert. Wer sprechen konnte, der konnte nicht allzu sehr verletzt sein. Dennoch schien ihr der Versuch aufzustehen wirklich schwer zu fallen. Ich stellte mich stützend neben sie und war froh, dass sie sich zumindestens auf den Pfoten halten konnte. An Kaya, Velvet oder Alvarez und Avis dachte ich im Moment überhaupt nicht. Deka war alles, was für mich im Moment wichtig war.

„Dein Rücken? Wo denn? Ich kann nichts entdecken. Das kommt bestimmt nur vom Sturz und renkt sich wieder ein, wenn du dich bewegst.“

Versuchte ich sie ein wenig zu beruhigen und suchte erneut mit den Augen ihr Fell ab, sah aber wieder nichts Auffäliges. Entweder waren ihre Verletzungen also innerlich, oder aber sie war wirklich nur hart auf ihre Knochen gefallen. Und wenn sie ihre Knochen nicht gebrauchen konnte, dann mussten eben meine herhalten.

„So ein Blödsinn. Wir lassen dich nicht zurück, du kommst mit. Zur Not trage ich dich, hast du verstanden? Komm, versuch ein paar Schritte zu gehen.“

Langsam bewegte ich mich ein wenig vorwärts, damit Deka austesten konnte, wie es um ihre Verletzung stand. Sie musste die Zähne zusammen beißen, durfte einfach nicht an die Schmerzen denken. Das hatte mein Vater immer gesagt. Denk nicht an den Schmerz, umarme ihn wie einen Freund und er wird sich mit dir vereinen, nicht mehr ein übles Laster sein. Vater hatte sich mit solchen Dingen ausgekannt. Er war immer stark gewesen, nie verletzlich und er hätte sicher gewusst, wie man mit diesen Hunden, diesem Abhang und dieser grausligen Situation umging. Wieso war er nur nicht hier? Ich schnaubte Luft durch die Nase nach außen und schalt mich selbst einen Narren. Natürlich wusste ich, wieso mein Vater nicht hier sein konnte. Wenn er noch bei mir gewesen wäre, hätte ich nicht hier sein müssen. Andererseits hätte ich dann Dekaja nicht getroffen. Oder Skadi. Oder Ares. Die Frage war: Was hatte ich lieber? Meine Familie? Deka? Die anderen aus unserer Gruppe? Wollte ich wirklich abwägen? Nein, wahrscheinlich nicht. Eigentlich wollte ich nur, dass wir alle heil unser Ziel erreichten. Aber dazu mussten wir den Hunden entkommen.

„Denk nicht an deinen Rücken, denk über etwas anderes nach. Deine Familie. Und unser Ziel, du weißt schon. Unsere gemeinsame Suche. Und dann geh langsam, ganz langsam. Ich suche uns einen Weg nach unten.“

[Schlucht | Deka (Avis, Alva, Kaya, Velv)]



- Velvet - 09.04.2012

Verdammt, verdammt und nochmal verdammt, das traf es in dieser Situation für mich ziemlich gut. Die rechte Pfote hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Boden abgestellt, damit ich nicht bei jeder Bewegung – ob nun bewusst oder unbewusst – die Schmerzen spürte. Ich hob den Blick wiederwillig und erblickte Kaya der sich den Weg zu mir hinab gebahnt hatte. Ich war leidlich überrascht den besorgten Blick des Rüden auf mich zu spüren. In diesem Augenblick, wo seine wenigen Worte an mein Ohr drangen und seine Schnauze sowohl meinen Lauscher als auch meine Pfote begutachtete, wurde mir bewusst das ich die Gefühle die hier vorherrschten wirklich nicht einschätzen konnte.
Wie sollte ich mich ablegen wenn die Gefahr in unserem Rücken lauerte? Und so blickte ich Kaya an und wollte gerade antworten als ich – ohne recht daran zu denken – die Pfote auf den Boden stellte und einen Schmerzenslaut meinen Fang verlies. Schnell hob ich die Pfote wieder vom Boden an, nur damit diese Schmerzen nach liesen. Ich warf einen Blick hinab und musste feststellen das mir der weitere Weg Sorgen bereitete. Ich lauschte auch den nächsten Worten des grauen vorerst schweigsam und schluckte schwer.

„Ich weiß es nicht Kaya, ich weiß es wirklich nicht.“

Meine Stimme war lediglich ein Flüstern und noch immer konnte man mir den Schock anhören den ich erlitten hatte, als ich den Abhang hinunter stürzte. Alvarez und Avis waren noch immer hinter uns, aber ich war froh, dass sie wenigstens nicht auch noch abgestürzt waren, denn die beiden würden vermutlich größere Schwierigkeiten haben. Ich musste an die Situation denken, nur einige Zeit zuvor. Ich hatte Kaya vor die Wahl gestellt: Entweder mit mir fliehen oder gemeinsam bleiben. Und ich fragte mich, bevor ich den Fang öffnete, ob er jetzt genauso handeln würde wie ich es getan hatte. Mein Blick suchte den des Rüden, welcher an meiner Seite war – der Platz wo er wenn es nach mir ging hingehörte.

„Geh vor. Sieh zu, dass du die anderen in Sicherheit bringst. Ich werde nach kommen, aber du musst dafür Sorgen das die anderen in Sicherheit gebracht werden, du hast diese Aufgabe übernommen, also führe sie zu Ende... Kaya.“

Meine Stimme, auch wenn dieses Mal ein Flüstern, war mit mehr Zuversicht versehen als ich selbst spürte. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken das Kaya gehen würde, aber es war richtig so. Tryss würde Dekaja helfen und Kaya würde sie in Sicherheit bringen. Die anderen, Skadi und Tamias, waren dabei die Hunde abzulenken und ich hoffte das es ihnen gut ging und das sie wieder kamen. Meine Gedanken glitten zu dem Hund den ich nicht kannte und zu Kheran, denn auch dieser war nicht in unserer Gruppe und so vermutete ich ihn bei den anderen. Ich schüttelte einmal meinen Kopf um die ganzen Gedanken los zu werden und es klappte auch einigermaßen. Ich schaute den grauen an. Würde er sich meinem Wunsch beugen? Ich hoffte es. Im schlimmsten Fall würde ich verletzt, vielleicht sterben – aber war es das nicht wert, wenn dafür die anderen in Sicherheit waren? Vielleicht waren diese Überlegungen übertrieben, aber ich wollte sie nicht stoppen, wollte nicht das sie wegen mir nicht mehr vorwärts kamen nur weil ich durch einen Fehltritt die rechte Pfote nicht belasten konnte. Doch alle diese Gedanken sprach ich nicht aus. Ich grub meine Schnauze kurz in das Fell des Rüden und blickte ihn dann an – und ich legte alle Zuversicht in diesen Blick die ich aufbringen konnte und hoffte das er meine Sorge nicht bemerkte.

[bei Kaya (Deka, Tryss, Alva, Avis) || redet auf ihn ein]



- Tamias - 11.04.2012

Endlich hatten wir die Schlucht erreicht, doch sie war um einiges steiler als ich zunächst gedacht hatte. Ich stockte, sah zurück zu den Hunden und sprang fast blind in die Schlucht. Skadi war da vorsichtiger, aber so viel Zeit hatten wir nicht. Ich landete mit einen dumpfen Geräusch auf einen felsvorsprung, rappelte mich auf, schüttelte mich kurz und wandte meinen Blick hoch zu den Hunden. Einer stürzte sich auf skadi, wenige Augenblicke später landeten vier dreckige hundepfoten auf meinen Körper und zogen mich in den Abgrund. Auf mir dieser sabbernde Köter der zwar sein Ziel vor Augen hatte, jedoch in diesem Moment erschrocken aussah. Genau diesen Augenblick nutzte ich um ihm meine Zähne in die Kehle zu rammen. Wenn ich hier vielleicht sterben würde, dann musste ich den Hund zuerst tot wissen. Alles andere wäre nicht würdig. Hoffentlich hatte skadi einen Plan und sie würde halbwegs weich landen und den Sturz gut überleben. Um mich und meine Landung dachte ich nicht. Schmerzhaft würde es sowieso werden, blieb nur zu hoffen dass wir nicht unglücklich landen würden.
Aber was war mit Kenzo? Sollte er sich mit den Hunden vereinen würde ich die Schlucht wieder hoch klettern und ihn selbst zur Strecke bringen. Aber auch das war im moment nicht mein problem, denn der hund hatte sich in meinem fang verbissen. Es schmerzte nicht aber es schürte meine Wut. Noch fester biss ich in seine Kehle, er röchelte aber um ihn zu töten musste ich ihm die Kehle zerreißen. Mit Schwung riss ich meinen Kopf rum. Im Duett jaulten wir auf. Es war sein todesschrei. Mein halber Fang war zerrissen und das Blut verteilte sich in meinem Gesicht. Nocheinmal prallte ich auf, der Fels wirbelte mich rum, ehe ich seitlich auf dem Boden landete. Es war geschafft.

[Auf dem Boden der schlucht/verletzt]