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Passus IV - Der Überläufer - Druckversion

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- Avis - 22.01.2012

So lief ich weiter, getrieben von dem stechenden Schmerz in meinen Pfoten, und dem Gedanken an den Sieg, den man mir noch immer versprach. Die Situation, die für mich eher eine Mischung aus Spiel und Schmerzen war, hatte nichts anderes, nein nichts besseres vorgesehen. Also lief ich weiter, nun angespornt durch Velvets Worte, und lies meinen Blick über die für mich vielen Wölfe gleiten. Natürlich spürte ich das etwas in der Luft lag, doch hatte ich Zweifel daran, dass die anderen es genau so sahen. Immerhin hatten sie nichts gesagt, keine Anzeichen gemacht, oder doch? Die Rede war von Unwegsamen Gelände, Flüssen, Wegen ... ob ich das schaffen würde, jene zu überqueren? Ich dachte, die anderen wollten das ich dieses Spiel für sie gewinnen würde. Doch damit würden sie mir sicherlich nicht zum Sieg verhelfen, sondern es mir nur schwieriger machen ihn zu erreichen, ja Erfolgreich zu sein, in dem was ich tat, oder laut den anderen zu tun hatte.
Noch einmal stoppte ich kurz, lies meinen schmerzerfüllten Blick erneut über die Wölfe gleiten, entschied mich aber schließlich dazu weiterzulaufen. Es brachte ja alles nichts, und wenn ich den Anschluss verlieren würde, wäre ich es ebenso. Dankbar lächelte ich Deka zu, die nun auch versuchte mich aufzuheitern. Ganz im Gegenzug von Tryss, von dem ich das aber auch nicht erwartet hatte. Er mochte mich nicht, das war mir bewusst, und ich konnte mir einfach nicht erklären, was er an Kimya gefunden hatte, dass so viel besser war als bei mir.

Als ich merkte, dass die anderen immer weiter vorne waren, beschloss ich, mich auch ein bisschen zu beeilen. Egal ob man mir vor wenigen Minuten noch gesagt hatte, dass man mich nicht vergessen und verlieren würde, freundete ich mich mit diesen Worten wenig an. Früher oder später würden sie es, und es kam nicht auf das ob und wenn an, sondern auf das wann.
Als alle anderen bei Skadi angekommen waren, erschien ich schließlich auch. Ja, ich hatte es geschafft – wir hatten es geschafft.

"Ist das Spiel jetzt zu Ende? Ich kann nicht mehr."

Oder hatten wir es nicht? Ein prüfender Blick glitt über die Wölfe um mich herum. Irgendwie schien ihnen die Situation nicht zu gefallen. Störte es sie etwa, dass ich schließlich doch im Ziel angekommen war, obgleich ich nicht der erste gewesen war?

[bei allen anderen]



- Velvet - 27.01.2012

Das trommeln unserer Pfoten auf dem Boden wurde anders. Langsam aber sicher blieben die ersten stehen – bei Skadi welche scheinbar den Weg kannte. Ob mir das so behagte wusste ich nicht, ich hatte nichts gegen Skadi – warum auch? Und dennoch behagte es mir nicht das nur ein einziger aus unserer Gruppe den Weg zur vermeintlichen Sicherheit kannte. Und dennoch lief ich weiter, neben Kaya und Avis und auch Dekaja und Tryss waren nicht weit entfernt. Lediglich Skadi hatte sich ein ganzes Stück von uns entfernt. Dafür das sie die Führung übernommen hatte, stellte ich unweigerlich fest, achtete sie wenig darauf was mit uns geschah. Sie musste doch wissen das ein Welpe aufhielt. Ich hatte die Witterung von Arkanis und Kimya schon verloren, aber ich war mir sicher das Arkanis den zweiten Welpen in Sicherheit gebracht hatte. Zwar kannte ich die Fähe kaum aber das musste ja nicht heißen das sie keine gute Mutter war.

Ausser Atem blieb ich letztlich neben Kaya stehen und versuchte meinen Herzschlag und meine Atmung zu beruhigen. Dann warf ich einen Blick hinunter in die Schlucht – scheinbar das Ziel welches Skadi anvisierte. Avis war ebenfalls zum stehen gekommen und stellte die Frage aller Fragen. War das Spiel vorbei? Mein Blick richtete sich auf den kleinen Welpen von dem man sagen musste das er die ganze Sache erstaunlich gut mit machte. Ich hatte selbst meine Zweifel gehabt, aber Avis war zäh und so hatte er es bis hier her geschafft. Doch bevor ich Avis antwortete wandte ich mich an alle.

„Kaya hat Recht. Wir sollten eine kurze Pause machen.“

Zwar hatte ich meine Stimme wieder unter Kontrolle und auch meine Atmung wurde langsam wieder besser dennoch war ich erschöpft und ich fragte mich unweigerlich wie es Kaya und den anderen gehen musste. Die einen waren jünger als ich und hatten – wie man an Avis erkannte – viel Ausdauer, während andere auch älter waren oder mein Alter hatten. Ich schaute die Wölfe nach einander an und dann blickte ich zu Avis hinab.

„Schau mal, Avis. Wir müssen da noch runter. Dann hast du bald das Spiel für uns alle gewonnen!“

Langsam kam ich mir selbst lächerlich vor das ich noch immer von einem Spiel sprach. Avis musste doch bald erkennen das wir in einer Situation waren, die nichts mehr von einem Spiel hatte und wenn er sich weigerte weiter zu gehen würden wir bald ein Problem haben. Lange würde es gewiss nicht dauern bis sie uns eingeholt hatten und dann fiel mir auch etwas auf, was ich die ganze Zeit übersehen hatte. Tamias und Kheran! Keiner der beiden war anwesend und ich fragte mich wo die beiden waren. Auch der Hund war verschwunden. Mit schief gelegtem Kopf blickte ich in die Richtung aus der wir gekommen waren. Ich hatte jemanden weglaufen sehen – waren es drei gewesen statt zwei? Doch jetzt war nicht die Zeit für Fragen. Wir mussten uns in Sicherheit bringen und dann konnte man erfahren was aus den anderen geworden waren. Mein Blick suchte Skadi.

„Welcher ist der schnellste Weg hinab?“

Sie wusste wo wir waren, sie kannte den Weg – jedenfalls hoffte ich das inständig und deshalb war ich der Meinung lag es auch an ihr uns in ihren Plan einzuweihen. Und ich flehte in Gedanken darum das sie einen guten Plan hatte. Hoffend das die anderen – ich vermutete auch weiterhin zumindest Kheran und Tamias dort – die Meute und Menschen lange genug aufhalten würden oder ablenken konnten das uns die Gelegenheit blieb das untere Ende der Schlucht zu erreichen. Die Pferde der Menschen konnten uns dort hinunter nicht folgen und vermutlich war es unser einzigster Weg. Auffordernd blickte ich Skadi an. Die Pause war lange genug, wir mussten weiter!

[align=center][bei den anderen || sagt etwas || will letztlich weiter]



- Tamias - 29.01.2012

Was machte der Köter da? War er nun ganz vom Kampfgeist besessen? Er stürmte auf die Hunde los. Dümmer ging es doch gar nicht. Mein Heuler hatte seine Ziel nicht verfehlt, die Hunde und auch die Menschen sprangen drauf an, wie erwartet. Aber was war mit Skadi? Ich konnte nur hoffen, dass sie den Heuler nicht überhört hatte.
Mein Plan war gewesen auf die Hunde zuzulaufen und sie dann ins Tal zu führen mit den Menschen. Aber doch nicht wahrlos die Meute anzugreifen. Die Kraft mussten wir uns sparen für die Flucht und um im Zweifelsfall unser Rudel zu verteidigen, wenn es drauf ankam. Kenzo war deutlich dümmer als ich gedacht hatte. Aber für Belehrungen war jetzt keine Zeit, ich musste ihm helfen, sonst würden ihn die Hunde noch ganz zerfleischen.
Mit großen Sprüngen sprintete ich dem Köter hinterher und landete mit einem eher unelegantem Sprung direkt vor der Meute. Nun hatte ich die vollste Aufmerksamkeit. Sie waren nicht auf Kenzo aus, die Menschen wollten Wölfe als Jagderfolg sehen, keine toten Hunde.
Ich fletschte die Zähne und als provokation gab ich einen zischenden Laut zwischen meinen Zähnen ab, was sich wie ein Nießen anhörte.
In nur einem Bruchteil einer Sekunde preschte schon der erste Hund auf mich los. Ich stemmte mich auf meine Hinterpfoten prallte mit ihm zusammen. Meine Zähne verbohrten sich erst in seinem Nackenfell. Die seinen spürte ich in meiner Schulter. Ich ließ kurz ab und erwischte ihn dann am Kopf. Sein Ohr in meinem Fang fing ich an zu kauen bis der Hund winselnd nachgab und von seinem Ohr nur noch Stümmel über waren. Das gab ein nettes Blutbad, welches mich in einen Rauch verleiten mochte. Ich musste widerstehen!

"Spar dir deine Kräfte! Komm ! "

Raunte ich Kenzo an, aber der war in einem Fellhaufen verschwunden. Ich konnte jetzt nicht einfach fliehen, ich musste ihm helfen. Es graute mir davor meine Kräfte für den Köter zu vergeuden, aber für langes überlegen blieb keine Zeit. Mir waren die Hunde auf den Versen. Also machte ich einen Satz nach vorne und verbiss mich im Fell des Hinterkopfes des Hundes, mit dem Kenzo zu gange war. Ich wollte ihm den Weg frei räumen, damit er endlich in Richtung Tal fliehen konnte. So wie es der Plan war! Nicht anders! Jetz blieb nur zu hoffen dass Kenzo den Hund erledigte und mitkam.

[Im Kampf / bei Kenzo / hilft]



- Tryss - 29.01.2012

Es war nicht einfach zu laufen, auf die Verfolger zu hören, den Weg im Auge zu behalten, den Worten der anderen Wölfe zu folgen und dann auch noch darauf zu achten, was Dekaja mir antwortete. Ich konnte ihrem Tonfall entnehmen, dass sie mit der Situation – wie sollte es anders sein – nicht ganz zufrieden war und es sicher Orte gegeben hätte, an denen sie sich jetzt lieber befinden würde. Da das nicht möglich war und wir alle das Beste daraus machen mussten, war ich mit ihrer Antwort fürs Erste halbwegs zufrieden. Hinzu kam, dass Skadi angehalten hatte und wir anscheinend an besagter Schlucht angekommen waren. Kaya erzählte etwas von Pause machen, Velvet stimmte ihm zu und ich konnte nicht umhin die beiden entgeistert anzusehen. Ausruhen? Hier? Jetzt? Und dann? Damit die Hunde uns einholen konnten und Tamias und Kenzo ihr Leben ganz umsonst aufs Spiel setzten?

„Unsere Verfolger machen auch keine Pause, wir müssen jetzt weiter. Oder wir verlieren dieses Spiel und das will doch keiner von uns.“

Ich betonte das Wort Spiel, weil mir immer wieder säuerlich aufgestoßen war, dass die anderen versuchten Avis damit das Laufen schmackhaft zu machen. Er war ein Welpe ja, und solange es ging, konnte man ihm die Wahrheit ein wenig beugen. Aber langsam wurde es Zeit, dass auch Avis den Ernst der Lage begreifen würde. Ich blickte in die Schlucht hinab und suchte den Rand nach einem Abstieg ab. Einen direkten Weg gab es nicht, nur ein paar Stellen, an denen das Gelände nicht ganz so unwegsam war. Für den Welpen aber würde es immer noch zu steil und zu gefährlich sein. Ich ging zwei Schritte am Rand der Schlucht entlang, wandte mich dann um und blickte Velvet an.

„Einer muss Avis nehmen und heruntertragen. Das kann er – auch wenn er ein mutiger, tapferer Kerl ist und sicher sein Bestes geben würde – alleine nicht schaffen. Er fällt und bricht sich alle Knochen. Und selbst wenn wir überleben wird Arkanis uns umbringen. Vielleicht kann Alvarez ihn nehmen?“

Ich warf dem Grauen einen abschätzenden, fragenden Blick zu. Kräftig genug war er, keine Frage. Ob er jedoch bereit war sich mit dem jungen Rüden zu belasten, das konnte ich nicht einschätzen. Das war auch gar nicht meine Aufgabe. Auf Velvets Frage hin, suchte ich noch einmal die Schlucht nach einem geeigneten Weg ab, konnte aber nur die Stellen entdecken, die ich bereits vorher gesehen hatte.

„Wie wäre es dort hinten? Der Abstieg sieht ein wenig ungefährlicher aus.“

schlug ich vor und schaute zu Skadi, um entweder eine Bestätigung oder eine Ablehnung zu erwarten. Hauptsache war, dass wir uns schnell entscheiden würden. Die Hunde waren deutlich zu hören. Weit entfernt konnten sie nicht mehr sein. Ich hoffte nur, dass unser Plan aufgehen würde und wir alle mit heiler Haut davonkommen würden.

[Rand der Schlucht | Avis, Alva, Deka, Kaya, Skadi, Velvet]



- Alvarez - 01.02.2012

Mein Körper versteifte sich langsam und das nicht, weil mir die Kraft und Puste ausging, gewiss nicht. Es war vielmehr die steigende Unruhe die meinen Körper zur Anspannung trieb. Das heller werden der kläffenden Hundestimmen war absolut kein gutes Zeichen. Wir alle erkannten, dass wir zu langsam waren. Wir mussten schneller vorankommen. Irgendwo schien das auch der Welpe zu spüren, denn es sah zumindest danach aus, als würde er sein Tempo noch einmal anziehen wollen. Guter Junge Zwar mochte Avis immer noch der Meinung sein, dass sich das Ganze hier allein um ein Spiel drehte, aber irgendwo schien er durch unsere nervösen Gemüter den Ernst der Lage erkannt zu haben. Oder zumindest trieb ihn sein Ehrgeiz weiter an. Egal was es auch war, ich war dankbar das er nicht wie ein Sturbock stehen blieb und sich keinen Zentimeter mehr bewegte, dass wäre nämlich alles andere als nützlich. Schließlich kamen wir wohl an dem besagten schwerpassierbaren Gelände an. Meine grauen Seelenspiegel musterten die Umgebung mit sichtbarer Skepsis auf meinen Zügen. So mochten wir tatsächlich die Reittiere der Menschen aus dem Spiel nehmen, aber gleichzeitig war es auch für uns ein Wagnis. Vielleicht nicht ganz so Leichtsinnig, wie sich den Hunden entgegen zu werfen, aber vermutlich nicht weniger riskant. Meine Lauscher standen aufmerksam aufrecht, um dem Wortwechsel der anderen zu folgen, ohne mich direkt dort einzumischen. Ich mochte zwar eine sehr direkte Ader besitzen, aber zurzeit war sie weniger angebracht und meine Kenntnis über diesen Ort zu mager, als das ich dem Vorschlag hier widersprechen könnte. Als schließlich von Tryss der Einwand erhoben wurde, dass Avis es sicherlich nicht gänzlich alleine dort hinunter schaffte und mir einen fragenden Blick zu warf, erwiderte ich diesen einen Moment schweigend. Wollte ich tatsächlich weiter Acht auf diese Halbeportion geben? Er war nicht mein Sohn, nicht mein Welpe und ich war Arkanis nichts schuldig. Ich könnte mir einen anderen Weg suchen – alleine. Mein Blick sah sich suchend um, als würde ich es wirklich in Erwägung ziehen die Meute hier zurück zu lassen und mein Glück allein zu versuchen. Wahrscheinlich wäre ich alleine wirklich besser dran. Aber anstatt irgendwen hier stehen zu lassen, blickte ich zu dem braunen Welpen, der erfragte ob das Spiel zu Ende sei. Nein, ich hätte damals mein Rudel nicht im Stich gelassen und bin mit ihnen – Wortwörtlich durchs Feuer gegangen – also würde ich diese Artgenossen hier ebenso wenig im Stich lassen.

„Ich werde ihn nehmen.“

Stimmte meine raue Stimme zu und ich sah kurz zu Tryss auf, ehe ich mich dem Welpen zuwandte.

„Das Spiel ist zu Ende, jetzt wird es Ernst mein Kleiner. Eine Dummheit und du wirst nie wieder die Chance bekommen ein Spiel zu spielen. Wir beide müssen jetzt zusammen arbeiten, wie es ein Rudel auf der Jagd tun würde. Ich muss mich auf dich verlassen können, wie du dich auf mich. Verstehst du das?“

Naja, ich war alles andere als der perfekte Welpenflüsterer und ich ahnte, dass ich mir hier nicht unbedingt freundliche Blicke einfangen würde. Aber der Abstieg war gefährlich und den konnte ich nicht mit einem Welpen wagen, der immer noch der Meinung war es handle sich einfach um ein Spiel, welches man beenden konnte, wenn man keine Lust mehr hatte.

[Bei den anderen l spricht zu Tryss & dann zu Avis]



- Skadi - 02.02.2012

Langsam kam einer nach dem anderen an. Ich konnte nicht die Reihenfolge aufzählen und ich konnte auch nicht wirklich sagen, wer etwas fragte oder auch nicht. Es kam die Frage auf, wo wir runter steigen würden, zu Avis wurde gesprochen und eine Pause wurde angesprochen. Jedoch war dazu - in meinen Augen - keine Zeit. Und so schien Tryss es auch zu sehen. Ich war zu dem Abhang gegangen und suchte nach einem Weg nach unten. So wie beim letzten Mal, als Tamias und ich hier waren, gab es keinen direkten und sichtbaren Weg. Es war auch nicht die gleiche Stelle, an der Tami und ich waren, also konnte ich auch nicht den Selben Weg rekonstruieren. Ich sprang auf einen kleinen Vorsprung hinab, so dass ich mit dem Kopf noch über den Vorsprung zu den anderen sehen konnte.

"Es gibt keinen direkten Weg. Wir müssen von Abhang zu Abhang und dann weiter sehen. Teilweise runter rutschen... Aber das ist gut so, denn so können die Menschen erst recht nicht hinterher!"

Sprach ich laut zu der Gruppe. Dann ertönte Tamias Stimme in meinen Ohren. Er war nicht weit von hier, aber er war eindeutig da, wo auch die Menschen waren. Und die haben den Ruf genau so gehört wie ich. Also steuerten sie auf ihn zu!
Ich sprang wieder hinauf und lief direkt auf Kaya zu. Vor ihm blieb ich stehen und ich sah ihn an. Ich sah ihn direkt in die Augen, ehe ich wieder in die Richtung blickte, aus der Tamis Ruf kam. Dann schob ich meine Schnauze ganz nahe an Kayas Ohr, damit nur er die folgenden Worte hören würde.

"Ich weiß, dass du mich nicht an der Führung sehen willst und meine Entscheidungen wohl nicht immer akzeptieren kannst oder ihnen zu stimmst. Aber bitte führe die Gruppe da runter. Ich muss zu Tamias, sonst würde ich es mir nie verzeihen, wenn ihm etwas passieren würde."

Ich ging einen Schritt zur Seite und sah ihn weiterhin an, jedoch dies Mal nicht in seine Augen. Jetzt los laufen würde ich nicht, ich würde warten, bis alle auf den Weg nach unten waren, so dass mein Fehlen nicht allzu große Aufruhr und Zweifel aufwerfen würde.

"Los! Beeilt euch!"

Bellte ich, damit der Weg weiter ging.

[Am Abhang - übergiebt Kaya die Führung | Plant zu Tamias und Kenzo zu stoßen]



- Kaya - 08.02.2012

Ich nutzte die Zeit, die vergehen würde bis die anderen aufgeschlossen und sich geäussert hatten, um selbst nach Luft zu schnappen, denn selbst für mich war das was wir hier taten anstrengender als ich momentan zugeben wollte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass der Zahn der Zeit langsam an mir zu nagen begann. Und es war nicht verkehrt, sich diesen Moment der Pause zu gönnen, denn Avis offenbarte – für mich kaum vernehmbar – dass ihm offenbar ähnlich wie mir die Puste auszugehen drohte. Wir brauchten also einen Plan B, sozusagen. Einen, der weniger mit Laufen und Rennen zu tun hatte – aber woher sollten wir den nehmen und nicht stehlen? Sehr gute Frage, wie ich fand!

Velvet platzierte sich wie selbstverständlich neben mir und fiel mir dieses Mal nicht in den Rücken sondern – oh Wunder – unterstützte meine Forderung nach einer kleinen Pause. Die Frage die sie dann an Skadi stellte, war auch legitim – vielleicht kamen wir schneller hier weg als wir bisher ahnten. Vielleicht aber auch nicht, dann musste halt ein anderer Weg her.
Wieder einmal fuhr Tryss dazwischen, doch hatte er nicht ganz Unrecht. Wenn Avis bis hierher nicht schon an Substanz verloren hatte, würde er das auf den kommenden Metern sicher tun, denn ganz über den Berg – sinnbildlich gesehen – waren wir natürlich noch nicht und würden wir vermutlich auch in Kürze noch nicht sein.

„Tryss, ich...“ wagte ich kurz aufzubegehren, hielt dann aber für den Moment meinen Fang. Mir schlug das Herz bis an die Innenseiten der Lauscher, zumindest fühlte es sich so an – da rannte man nicht gleich wie ein junger Spund Meile um Meile. Aber ich zweifelte, dass der Rest der Gruppe für meinen Pausenwunsch derart großes Verständnis hegte wie es Velvet tat...wobei bei ihr vielleicht auch andere Beweggründe eine Rolle spielen mochten, ich wusste es nicht.

Alvarez schien froh zu sein dass es weiterging und bot sich an, Avis zu tragen – ich war ihm nicht undankbar dafür, hätte ich es doch vermutlich eher nicht hinbekommen. Im Grunde war ich gerade gut mit mir und meinem Körper beschäftigt, denn der Zahn der Zeit nagte wie gesagt nun wohl doch etwas schneller an mir als ich mir erhofft hatte. Im Trubel hätte ich fast Skadi vergessen, die uns ja erst hierher geleitet hatte und der wir gefolgt waren wie die Lämmer der Leitkuh. Und nun trat besagte Leitkuh – pardon, Fähe natürlich – ausgerechnet auf mich zu. Mich, der ich ja schon von jeher Führungsansprüche angemeldet hatte...und nun die Chance bekommen sollte, jenen gerecht zu werden, wie es schien. Wäre ihre Absicht nicht so hanebüchen! Zu Tamias gehen! Aber sonst ging es ihr gut?

„Ich bin dagegen dass Du gehst...“ begann ich leise und wie sie nur so, dass sie es zu lauschen bekam. „Tamias ist stark genug, das zu schaffen – aber Du weisst auch dass ich Dich nicht halten kann, Wölfin.“

Der Blick aus meinen Seelenspiegeln, der klar wie nur wirken musste, haftete einen Moment auf der bunten Fähe. Sekunden später hapste ich nach ihrem Lauscher um ihr ein ganz persönliches Startsignal zu geben – sollte sie gehen. Wenn Tamias da durchkam, kam sie da schon lange durch.

„Runter!“ wuffte ich bestätigend und begann, mich an den gar nicht so einfachen Abstieg zu machen – warum mussten die wichtigen Dinge im Leben eigentlich immer so verflucht kompliziert sein?


[Gruppe, pustet aus, will gegen Tryss leicht aufbegehren und wird von Skadi gebremst, nur um dann mit gutem Beispiel voranzugehen]



- Kenzo - 08.02.2012

Ich spürte die Bisse der Hunden, die in wilder Panik nach mir schnappten, als ich mitten unter ihnen landete. Es war Angst, die sie antrieb, nicht der Instinkt anzugreifen. Und das war gut, denn ich wusste, dass sie deshalb nur ungezielt und abwehrend zubeißen würde.

Es brachte mir Fleischwunden ein, aber nichts Lebensbedrohliches. Nachdem die Menschen nun dank Tamias unsinnigem Geheul gewarnt waren, galt es schnell zu sein, aber der andere Hund wehrte sich nach Kräften. Töten... töte ihn... Dieser Impuls erschien mir plötzlich ganz natürlich... und doch so seltsam. Waren es nicht die Menschen, die uns beibrachten genau das nicht zu tun? Nur wenn sie es befahlen... wenn sie uns in den Kampf hetzten, um ihre eigene Haut zu schonen. Der Zorn in mir wütete und ich vermochte längst nicht mehr zu sagen, woher genau er rührte.

Ich nahm gerade noch wahr, wie sich der Wolf in dem Hund verbiss, den ich angegriffen hatte. Mein... meine Beute! Mein Grollen wurde gutturaler, drohender und rollte tief in meiner Brust. Der gehörte mir! Dennoch nutzte ich die Chance, dass Tamias dem anderen Hund den Kopf fixierte. Ich ließ nur für den Bruchteil einer Sekunde los und packte die Kehle des Gefleckten. Vergrub meine Zähne darin und riss an. Ich schmeckte das Blut im Maul, vernahm aber nur entfernt das grauenvolle Kreischen des tödlich verwundeten Hundes, dem ich mit meinem Biss die Kehle regelrecht herausgerissen hatte.
Töten war, genau genommen, so viel leichter als gedacht. Es waren wir, die Hunde, die glaubten es sei schwer, weil es die Menschen waren, die es uns beibrachten.

Ich bemerkte kaum, wie verwirrt und sprunghaft meine Gedanken wurden. Dennoch kannte ich diesen Rausch... Berserker. War es Teil unseres Erbes, dass wir so leicht die Kontrolle verloren? Lag es daran, dass es sonst die Menschen waren, die die Grenzen bestimmten und wir das Gefühl für jedes Maß verloren hatten?

Der Hass konzentrierte sich schlagartig auf meine Artgenossen, diese winselnden, kriechenden Bastarde, die fassungslos mit ansehen mussten, wie wir einen von ihnen auf solche Art töteten. Und der Drang sich auf sie zu stürzen, war nahezu unwiderstehlich.
Ich hatte Tamias nicht aufgefordert mir zu folgen. Selbst schuld, wenn er sich einmischte. Ich vernahm nur ein Rauschen, seine Worte waren fern und dumpf, drangen kaum bis zu mir durch. Irgendetwas stimmte nicht... aber was?

Gerade noch spürte ich, wie ein weiterer Hund sich in meiner Flanke verbiss und ich fuhr mit einem Laut herum, den Menschen von einem Hund nicht hören wollten. Es war das grollende Brüllen eines schwarzen Teufels, der sich den deutlich kleineren Hund mit einem Biss in den Hinterschenkel von der Seite plückte, der spürte, wie Knochen zwischen seinen mahlenden Kiefern brachen, ehe er die kreischende Kreatur von sich schleuderte.
Hatte ich den Verstand verloren? Vielleicht... ein wenig. Nachdem die Menschen nun ohnehin wussten, wo wir uns befanden, war alles gleich.

Während die Meute verwirrt auseinanderstob, legte ich den Kopf in den Nacken und ein volltönender und zugleich in seiner Disharmonie umso schaurigerer, langezogener Laut drang aus meiner Kehle. Das Heulen eines Hundes war so anders als das eines Wolfes, der noch die alten Lieder und Weisen kannte.

Ein Hund hatte nur sich... und das Gefühl, das er hinausheulte. Es war ein Laut, der den Menschen in Angst versetzte, sodass sich selbst ihnen die Nackenhaare aufstellten. Wölfe waren Dämonen der Nacht, die jenseits der dicken Mauern der sicheren Städte und Dörfer hausten. Immer noch furchterregend, aber meist so fern.
Ein Hund jedoch war nah - in Haus und Hof, auf Straßen und Wegen... überall hatten die Menschen ihnen Zugang gewährt. Der Gedanke, die Bestie selbst hereingelassen zu haben, war um so vieles erschreckender, die Gefahr unmittelbarer.

Verwunderte es da, dass die Menschen sagten, das Heulen eines Hundes kündige Unheil und gar den Tod an?
Doch auch die anderen Hunde wirkten entsetzt - nur wenige Menschen duldeten es, wenn wir heulten und so hatten wir es fast verlernt. Japsen, Bellen, Kläffen... all das hatten wir gelernt, um uns mit unseren Herren zu verständigen, doch jene Laute, die uns mit den Wölfen verbanden... diese waren bei Strafe verboten.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, als hätten sich meine Gedanken schlagartig geklärt. Das dumpfe Pochen war verschwunden, der Drang alles und jeden anzugreifen, der mir zu nahe kam.
Mein Blick fand wieder den Wolf und ich deutete ein kaum sichtbares Nicken an, als ich den Kopf wieder senkte.

Zeit zu gehen. Ich warf mich herum, um zwischen den Jagdhunden hindurchzupreschen. Genug Verwirrung gestiftet.

[Weiter im Text - erneute Flucht mit Tamias]



- Avis - 11.02.2012

Verwirrt sah ich mich um. Zwar waren nun alle angekommen, doch irgendetwas sagte mir, dass dieser Ort nicht das Ziel war. Die Anspannung der anderen war noch nicht abgefallen – so wie meine – weshalb es galt, die Situation ein wenig besser zu verstehen. Und das wollte ich unbedingt, schien es mir doch wichtig die ganzen Umstände zu kennen. Doch dafür sollte zunächst einmal keine Zeit bleiben, sah ich doch hoch, als ich Velvets Stimme vernahm. Sie blickte an dieser Schlucht hinunter, und ich hoffte nur, dass sie nicht fallen würde. Kurz schloss ich also meine Augen, kniff sie zusammen, öffnete sie, und kam mir vor, als wäre ich ein Held.

"Ist doch kein Problem.", gab ich also selbstsicher wider. Doch in mir drin, da sah es ganz anders aus. Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich die Fähe, und wagte es nicht einmal wirklich hinunter zu sehen, obgleich ich ein paar Meter von der 'riskanten Stelle' entfernt stand. Also hatte sie das ernst gemeint. Todernst. Doch halt, wie sollte ich da überhaupt hinunterkommen? Doch nicht etwa alleine? Natürlich war die andere Variante, wie Tryss anmerkte, viel bequemer und leichter für mich, aber wollte ich das wirklich? Sollte ich mich wirklich von Alvarez hinunter tragen lassen? Eigentlich hätte ich Tryss ja jetzt beweisen müssen, dass ich mir nichts brechen würde, aber mein Gemütszustand lies das einfach nicht zu. Ich war müde und wollte schlafen, und lange hätten meine Pfoten vermutlich auch nicht mehr mitgemacht. Also willigte ich ein.

"Wenn es sein muss ... in Ordnung."

Nein, 'In Ordnung' war es eigentlich nicht, aber was sollte ich denn auch anderes machen? Also schlich ich hinüber zu dem großen graubraunen Rüden, zweinkerte Kaya noch einmal kurz zu, und lauschte dann Onkel Alvas Worten. Seine Worte klangen so weise, und er war immer so schlau. Ich war mir sicher das er das nicht vorspielte, also nickte ich artig, doch von Freude keine Spur. Nicht einmal meine Rute pendelte hin und her, so erschöpft war ich. Vorher war es gar nicht aufgefallen, doch nun wo ich langsam zur Ruhe kam ...
Plötzlich zuckte ich zusammen als Onkel Kaya sowas wie ein Startsignal gab. Na toll, da war ich einmal so schön am träumen, da mussten wir schon weiter. Also blickte ich leicht aufgeregt zu Alvarez, in der Hoffnung, dass das ganze bald vorbei sein würde.

[ Bei Alvarez ]



- Tamias - 12.02.2012

Es war so wirsch! Ich hasste den Köter für seine Dummheit. Die anderen hier waren auch nicht besser. Sie hatten nur "zerfleischen" im Kopf und wussten nicht einmal wie sie es anstellen sollten. Es war hier nicht mein erster Kampf, nicht das erste mal das ich gegen Hunde kämpfte und es würde auch wohl nicht der letzte sein. Ich hasste es zu kämpfen. Sowas in das Kenzo da gerade verfallen war kannte ich nicht sonderlich gut. Blutrausch. Spaß am töten? Klar, bei der Jagd. Bei dem Beute zerlegen. Ich liebte die Hetzjagd und die letzten Lebenszüge von meiner Beute zu spüren. Aber gegen Artgenossen? Aus welchem Grund? Ich konnte sie zwar verwunden und ihnen schaden, aber töten musste nicht sein. Ihnen Lektionen erteilen ok, aber Spaß daran sie jaulen zu hören hatte ich sicherlich nicht. Dafür waren Hunde für mich zu sehr Abschaum.

Dennoch tat ich hier mein bestes um Kenzo die Viecher vom Hals zu halten, damit er endlich folgte und weiter floh. Als er jedoch einen "Siegesheuler" herrausbrachte lief es mir kalt den Rücken herrunter. War er besessen? Hatte er Tollwut? War er krank? Infektionen? Es hörte sich fürchterlich an. Sollte das nachgemacht sein von uns Wölfen?
Nunja, dafür hatten wir jetzt keine Zeit.
Es ging alles sehr schnell. Aus Reflex wehrte ich die Hunde von mir ab. Ich spürte schon gar nicht mehr, wie sehr sie mir zusetzten. Ich spürte die Bisse nicht mehr. Es war mir schlichtweg auch egal, denn den letzten Heuler würde ich hier geben!
So zog ich auch die letzte Bestie von meinem Rücken ehe sich Herr Hund dazu bequemte hier endlich zu verschwinden. Sein Nicken deutete ich jedenfalls so.
Mein Leib drehte sich in windeseile um und meine Pfoten donnerten nun nur noch über den Boden. Lange, schnelle Schritte. Dafür waren meine Läufe wie geschaffen. Der frische Wind sauste durch mein Fell, es fühlte sich toll an. So erfrischend und kühl.
Hund folgte. Wir mussten in das Tal hinab. Die Hunde, bzw. die die noch übrig waren, folgten unüberhörbar und auch die Menschen taten es. Sie waren verdammt nah. Diese Aktion hatte uns so viel wertvolle Zeit gekostet nur weil der Köter sich nicht beherrschen konnte. Mein Heuler hätte vollkommen gereicht als Reiz. Was solls. Ich konnte das Ende schon sehen. Es war nicht mehr weit, aber wir konnten nur durch das Tal die Menschen mit ihren Pferden abhängen. Sonst würden auch sie uns noch weiter verfolgen und hetzen, bis wir nicht mehr können.