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Passus IV - Der Überläufer - Tryss - 01.11.2011

Foto: Stuart Black | Flickr.com. Veröffentlich unter CC 2.0-Namensnennung-Lizenz

Passus IV - Der Überläufer


Am Ende wusste wohl niemand genau, wie man sich geeinigt hatte. Auf welche Weise es gelungen war die Streitigkeiten zu überwinden, die noch vor wenigen Wochen zu Streit und Teilung geführt hatten. Doch am Ende war genau dies nicht der der Punkt, der zählte. Was zählte war die Tatsache, dass man es geschafft hatte. So hätten die Wölfe wohl weiterziehen können, weiter in den Norden reisen können, auf der Suche nach dem vermeintlichen Paradies ohne Angst, ohne Furcht, ohne Vertreibung. Ein Paradies so voller Frieden und ruhigen Lebens. Wäre da nicht das junge Leben gewesen, dass Arkanis in die Welt gesetzt hatte – und das die Gruppe gemeinschaftlich auf Trab hielt. Kimya und Avis waren jung. Auch wenn sie es sicher bestritten hätten, mit zwei Welpen an der Seite konnte man nicht weiterziehen. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, dass den beiden jungen Wölfen etwas zustieße. Und zwei weitere Opfer sollte der Weg keineswegs fordern. Die Wölfe beschlossen zu warten, zumal Kimya mehr Schlaf zu brauchen schien als sein Bruder. So zogen Tage ins Land, in denen die jungen Rüden einiges von den Älteren lernten und auch körperlich einiges an Größe zulegen konnten.

Gute fünf Wochen später, war es endlich soweit. Die Gruppe beschloss, dass es langsam aber sicher Zeit wurde den Weg fortzusetzen. Zwar war man immer noch keine richtige Gemeinschaft - das zeigte allein, dass Naminara ihrer eigenen Wege gezogen war, obwohl sie sich wenigstens mit dem Rüden Kheran gut verstanden hatte. Doch wenigstens einen Versuch wollte man wagen, wobei der Schutz der Jungen oberste Priorität genoss. Natürlich einigte man sich ebenso still darauf, dass auch jedem anderen kein Schaden zugefügt werden sollte. Unnötiges Risiko musste vermieden werden. Ein stilles Abkommen, von dem vor allem die drei einst zerstrittenen Rüden sowie Arkanis und Skadi wussten, wie wichtig es für das Erreichen ihres Ziels war. Dabei wussten die Wölfe nicht, dass sie einer Gefahr entgegensteuerten, der sie kaum entgehen konnte. Die Menschen hatten nicht weit von ihnen entfernt eine Jagd begonnen. Hören oder wittern konnte das Rudel die Jagdgesellschaft noch nicht, dafür waren Mensch und Hund noch zu weit entfernt. Doch es schien als wollte das Schicksal, dass die Jäger direkt auf die kleine Gruppe zusteuerte. Ein Entkommen schien kaum möglich. Nicht ohne die Hilfe eines Bekannten, der dennoch sicherlich nicht freundlich erwartet würde. Der Rüde Kenzo, vor wenigen Wochen noch erbitterter Feind bei der Begegnung im Dorf, befand sich ebenfalls in der Nähe. Der Rüde hatte die Jägerschaft gesehen - und sie ihn. Womöglich hielten die Menschen ihn für einen herumstreunenden Wolf oder einen Hybriden. Nichts, was man auf einer Jagd verschmähte. So musste auch der Rüde fliehen und war nun nicht weit entfernt von dem Punkt, wo sich die kleine Wolfsgemeinschaft zum Aufbruch wappnete. Ob er sie warnen würde?


Kurzinformationen


Datum: 14. Juni 1202
Tageszeit: Morgen
Temperatur: 17°C
Wetter: Bewölkt, später sonnig.
Situation in Kürze: Fünf Wochen sind vergangen. Beide Gruppen haben sich wieder zu einem Ganzen vereint mit dem gleichen Ziel - dem Norden. Die Reise verzögert sich jedoch durch die Welpen. Nach fünf Wochen will man nun den Versuch starten mit den beiden Jungwölfen weiterzuziehen. Noch befinden sich die Wölfe nah beieinander in der Nähe der Wurfhöhle. Lediglich Arkanis streift allein umher, Kimya schläft im Schutz der Höhle. Ein alter Bekannter - Kenzo - ist in der Nähe und wird in Kürze auf die Gruppe treffen. Naminara hat die Gemeinschaft in der Zwischenzeit verlassen.


- Tryss - 01.11.2011

Fünf Wochen war es nun her, dass wir wieder eine große Gruppe waren. Sogar eine noch größere als wir bei unserer Trennung gewesen waren, denn jeder hatte noch ein paar neue Gesichter mitgebracht. Eigentlich war das wirklich toll – aber so richtig traute ich dem wiedegewonnenen Frieden noch immer nicht. Zwar behaupteten Kaya und Tamias, dass wir unsere Streitigkeiten begraben hatten und die Sache im Dorf hinter uns gelassen hatten. Doch wie wahrhaftig und aufrichtig diese Aussagen waren, konnte ich nicht einschätzen. Ich versuchte es auch kaum noch, denn egal wie sehr ich mir den Kopf darüber zermatert hatte, was wohl in den Köpfen der beiden Griesgräme vorgehen mochte, ich kam zu keinem Ergebnis.

Also konzentrierte ich mich lieber auf andere Dinge: Alte Bekanntschaften und neue Wölfe. Kurz nach unserer Wiedervereinigung war ich endlich dazu gekommen ein paar Worte mit Skadi zu wechseln. Auch mit Deka und den Welpen verstand ich mich weiterhin prächtig. Zu den drei neuen Wölfen – nun eigentlich zwei, denn Naminara hatte uns bereits nach kurzer Zeit verlassen - dagegen hatte ich noch wenig Kontakt gehabt. Zu sehr war ich mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, doch ich hatte mir fest vorgenommen das noch vor dem Aufbruch zu ändern. Und das würde sehr bald sein, denn die Welpen waren nun ein Stück gewachsen und wir wollten den Versuch wagen mit ihnen den Weg fortzusetzen.

Ich war also auf dem Platz vor der Wurfhöhle unterwegs und blickte mich nach einem geeigneten Opfer für meine Fragen – denn davon hatten sich viele in meinem Kopf angestaut – um. Es dauerte auch nicht lange, bis ich eines entdeckt hatte, mit dem ich bisher kaum mehr als ein Wort gewechselt hatte. Der neue Rüde – wie hieß er noch gleich? Ich kam nicht drauf. Er war anscheinend mit Naminara zusammen zu uns gestoßen. Oder hatte sie ihn nur angetroffen und bewacht? Ich war mir nicht sicher, was die anderen darüber erzählt hatten. Also würde ich ihn selbst fragen müssen. Entschlossen sprang ich aus meiner Liegeposition, die ich einige Sekunden vorher noch eingenommen hatte, auf und trabte mit fröhlich schwingender Rute auf den Rüden zu. Er sah Naminara wirklich sehr ähnlich. Und sie schienen sich auch gut verstanden zu haben. Ob er sie vermisste?

„Hallo, Kheran!?“

Es war eine halbe Frage, die ich ihm zur Begrüßung stellte. Denn ganz sicher war ich mir über seinen Namen auch nicht mehr. Es waren wohl einfach zu viele Informationen in meinen Kopf gelangt, in den vergangenen Wochen. Aber es klang irgendwie richtig – und wenn es das nicht war, würde mich der Wolf schon berichtigen.

„Darf ich dich fragen, warum du bei uns geblieben bist? Naminara fehlt dir doch sicher oder? Ihr habt euch doch gut verstanden? Warum bist du nicht mit ihr gegangen, sondern bei uns geblieben?“

Ich ließ mich vorsichtig auf die Hinterpfoten sinken und blickte den Rüden an. Mir war bewusst, dass das ein wenig direkt war – und mich teilweise vielleicht nichts anging. Aber warum sollte ich Floskeln vorschieben und Fragen stellen, die mich nicht interessierten? Wenn er antworten wollte, würde er das tun. Wölfe, die das nicht wollten, waren ohnehin in der Lage es zu sagen – oder mir mit der verbalen Keule eins überzubraten. Die Erfahrung hatte ich mehr als einmal gemacht.

[Platz vor der Wurfhöhle - Kheran]



- Dekaja - 01.11.2011

Die Zeit verging eindeutig zu schnell, wie ich in letzter zeit fast ständig bemerkte. Am meisten bemerkte ich es am Wachstum von Kimya und Avis, die Beiden machten große Fortschritte in ihrer Entwicklung und ich war stets gern in der Nähe des kleinen Wirbelwindes, hatte mich schier zu dessen Beschützerin erklärt, auch wenn Avis der niemals erfahren dürfte, immerhin brauchte der kleine Pinsel gar keinen Beschützer. Heut Morgen hatte ich den Platz, den Arkanis damals für ihre Jungen auserkoren hatten noch im Dunkeln verlassen und war durch den Wald spaziert. In meinen Kopf schwirrten viele Gedanken und ich brauchte mal Zeit zum ordnen. In letzter Zeit hatte ich mich auch merklich zurück gehalten und war irgendwie in mich gekehrt, eher unbeabsichtigt, aber die Ereignisse hatten es wohl so ergeben. Zu Tryss hielt ich auch weiterhin guten Kontakt und auch mit den beiden Anderen meiner ehemaligen Minigruppe konnte ich mich unterhalten und die „Neuen“ hatte ich irgendwie immer einen Bogen gemacht, nicht das ich schüchtern war oder dergleichen, aber ich hatte den Kontakt mit Tryss und Avis vorgezogen. Das die Gruppe nun gewachsen war störte mich eigentlich nicht sonderlich, aber irgendwie empfand ich die Stimmung nicht wie zuvor. Alle hatten nun beschlossen zu warten bis die Welpen so weit waren um gemeinsam nach Norden zu ziehen, aber ich hatte mich irgendwie abgesondert. Vielleicht war diese Traumidee doch nicht mehr so traumhaft und mit jedem tag schwand meine Hoffnung, dass sich meine Familie dort aufhalten sollte.

Die frische Luft des aufkommenden Morgens und der kühle leichte Wind taten gut und ließen mich weiter laufen als geplant. Es war gut mal unter sich zu sein, obwohl ich die Nähe anderer Wölfe stets bevorzugt hatte, doch diese Nähe hier war anders. Es handelte sich nicht um eine Gemeinschaft, eher mehr um ein Mittel zum Zweck und das gefiel mir irgendwie nicht. Innerlich seufzend machte ich irgendwann kehrt. Lauschte den Vogelstimmen und kehrte zur Wurfhöhle zurück. Sicherlich würde Avis bald aufwachen, der Kleine war mir richtig ans Herz gewachsen, auch wenn er mir mehr graues Fell bescherte als irgendjemand zuvor. Es war jedes mal eine Überraschung, was er heut wieder für Unsinn anstellen würde. Es dauerte nicht lang und ich hörte die Stimmen der anderen und nahm ihre Gerüche war. Vertraute und noch neue waren dabei. Als ich zwischen den Bäumen hervor trat, sah ich wie sich Tryss grad mit Kheran unterhielt. Der Rüde war kaum älter als wir, ich hatte jedoch noch nicht mehr als ein paar Worte mit ihm gewechselt. Mein Blick glitt aufmerksam über den platz. Alles war ruhig, zeit um sich der Fellpflege zu widmen. Nicht unweit der beiden Rüden entfernt ließ ich mich nieder und fing an meine Vorderpfoten mit der Zunge zu bearbeiten. Meine Ohren hingegen hielt ich weiterhin aufmerksam nach vorn gerichtet.


[liegt derzeit noch allein am Platz]



- Kheran - 01.11.2011

Fünf lange Wochen dümpelte unsere Gruppe nun schon auf dieser Lichtung, bei der Wurfhöhle herum und langsam aber sicher ging mir dies auf die Nerven. Oft hatte ich mich von der Gruppe abgesondert, für mich allein gejagt, um mir einfach mal die Beine zu vertreten. Früher war ich oft stundenlang ohne Pause gelaufen und dies hier gefiel mir einfach nicht. Unsere Gruppen hatten sich zwar zusammengeschlossen, doch von Zusammenhalt war nichts zu merken. Jeder ging so seine eigenen Wege, allein oder halt zu zweit oder dritt. Und wenn man gerade mal zusammen saß, drehte es sich eigentlich nur um die Welpen. Nicht, dass ich was gegen Welpen gehabt hätte, doch es fiel mir einfach auf. Warum waren wir zusammen geblieben? Zwar schienen sich mittlerweile alle zu vertragen, doch die ganze Situation blieb angespannt, als würde bereits ein falsches Wort zur falschen Zeit uns wieder auseinanderbrechen lassen können. Und das stank mir gewaltig.

Naminara hatte dies schon viel früher erkannt als ich und war gegangen. Vielleicht hätte ich mich ihr doch anschließen sollen, denn was hier als Gemeinschaft bezeichnet wurde, war wenig mehr als ein zweckmäßiges Nebeneinanderleben und Sich-aus-dem-Weg-gehen. Ich seufzte leise und streckte die Läufe durch. Ich freute mich nur auf den Tag, an dem die jungen Wölfe endlich kräftig genug sein würden, mit uns zu ziehen. Sie hatten in den letzten Wochen enorme Fortschritte gemacht aber sie waren eben nunmal doch noch Welpen. Auch wenn sie mittlerweile eher Miniatur-Wölfen ähnelten, denn ihre ganze Statur war nicht mehr so rundlich und tapsig. Doch ihre Zähne waren noch nicht in der Lage, ernsthaften Schaden anzurichten und so bekamen sie eben immer noch das Futter von uns Erwachsenen hergerichtet. Auch wenn sie in letzter Zeit recht interessiert wirkten am Jagen und sich gerade von Dekaja, die sich zu einer Art Ersatzmutter für die beiden entwickelt hatte, viel abschauten.

Kaya und Velvet verschwanden immer noch häufig mal allein, man konnte aber sehen, dass es dem alten Griesgram gut tat. Wenn die Graue an seiner Seite war, wirkte er viel umgänglicher als so. Was Tamias anging, aus dem wurde ich immer noch nicht wirklich schlau. Er traute mir immer noch nicht wirklich und ließ mich dies auch häufiger spüren, ich nahm mir jedoch nichts von ihm an und ging ihm, so gut es eben ging, aus dem Weg. Ich war es gewohnt, dass man auf mir herumhackte, was jedoch zum Glück nicht alle aus unserer Gruppe zu ihrem Hobby machen wollten. Allein Tamias war mir gegenüber so. Selbst Alvarez, der mir am Anfang mit Misstrauen begegnet war, schien sich mittlerweile an meine Anwesenheit gewöhnt zu haben. Ich mischte mich nirgendwo ein, hatte jedoch für jeden ein offenes Ohr und gerade der andere Jungrüde, Tryss, war mir sehr sympathisch. Er quasselte gerne und war einfach unglaublich neugierig, doch dies störte mich nicht. Seine offene, positive Art jedoch sagte mir mehr zu als das grummelige Verhalten der anderen Rüden.

Wenn man gerade an ihn dachte, tauchte der Jungrüde auch schon auf und steuerte auch gleich auf mich zu. Ich grinste innerlich und machte mich darauf gefasst, gleich wieder mit Fragen überflutet zu werden, doch er stellte gerade mal eine. Erstaunlich, wenn man sein normales Verhalten kannte. Ich gähnte herzhaft und nickte ihm zu, als er mich ansprach.

"Morgen, Tryss"

Seine Frage jedoch hatte gleich Tiefgang und bewirkte, dass sich mir der Magen unangenehm zusammenzog. Wollte ich ihm wirklich darauf antworten? Doch eigentlich hatte ich ja nichts zu verbergen...

"Nunja... wir haben uns schon recht gut verstanden, doch ich kannte sie ja genauso wenig wie alle Anderen hier. Und als sie sich von der Gruppe getrennt hat... Ich habe schon darüber nachgedacht, sie zu begleiten. Einerseits mochte ich sie, andererseits wollte ich lieber zu einer Gemeinschaft gehören. Und nunja, ich habe mich halt zum Bleiben entschieden. Ich denke, Nami... ist nicht für Gesellschaft geschaffen gewesen. Ich aber bin kein Einzelgänger, auch wenn es dir vielleicht manchal so vorgekommen sein mag. Ich fühle mich einfach noch nicht so sicher in dieser "Gemeinschaft", wenn man sie denn so nennen kann. Vor allem, weil Tamias..."

Ich brach ab. Ich warf einen Blick zu der hellen Fähe, die sich nicht weit von uns der Fellpflege widmete, ihre Ohren jedoch aufmerksam nach vorne gerichtet hatte. Und mir fiel etwas Besseres ein, als mich in Anwesenheit der Anderen über Tamias' Art zu äußern. Meine Augen glitten über den Waldrand, der ruhig und friedlich wirkte. Die Welpen und Arkanis schliefen noch, die Anderen waren vermutlich auf Frühstücksgang, denn ausser Dekaja konnte ich niemanden ausmachen. Frühstück war eigentlich gar keine schlechte Idee, doch solange nur wir drei hier waren, war es besser, hier zu bleiben, denn man wusste ja nie, was passieren konnte und die beiden Fähen mit den Welpen allein zu lassen, wäre wohl weder mir noch Tryss in den Sinn gekommen.

["Rudelplatz" | Tryss, Deka in der Nähe]



- Tamias - 01.11.2011

Es war eigenartig.
Einerseits waren wir jetzt eine Gruppe, andererseits kannten wir uns so gut wie alle nicht wirklich.
Mein Gemüt war zwar zur Zeit recht ruhig und entspannt, dennoch blieb ich skeptisch. So viele neue Wölfe, so viele neue Charaktere und dann die Welpen. Ich hatte sie bislang immer ignoriert, allein schon weil ich wusste, dass ich angestarrt und mit adleraugen bestarrt würde. Der braune Griesgram bei den kleinen Welpen, er würde sie bestimmt gleich fressen. Zum anderen aber wusste ich nicht mit Welpen umzugehen und wenn ich ehrlich war, hatte ich da auch gar kein Gespür für. Aber andere schienen sich besser um die kleinen Räuber kümmern zu können und denen ließ ich gern den Vortritt.
Meine Ohren schnippten immer wieder hin und her. Ich hatte in der Nähe von Skadi gelegen und pflegte es in ihrer Gegenwart zu sein. Sie schien mich wenigstens nicht zu verachten. Und manchmal hatte ich das Gefühl, sie könnte mich sogar verstehen. Zu Kaya hatte ich weiterhin ein gutes Verhältnis. Ich mochte den grauen Rüden gern. Mit Velvet hingegen hatte ich eigentlich noch ein Wort zu reden. Aber das konnte auch warten. Mit Kheran hätte ich vielleicht auch noch reden sollen, unser Anfang war nicht der beste und so langsam sah ich es auch ein, dass ich etwas übertrieben reagiert hatte. Gerne würde ich mich auch mit Alvarez unterhalten, einfach um einzuschätzen was er für einer ist. Bislang hatte ich einen relativ guten Eindruck von ihm.
Ich hoffte innerlich das wir nicht immer Grüppchen bildeten oder der eine immer mit dem anderen weg ging. Das wollte ich vermeiden und vorallem wollte ich kennen lernen, womit ich reise. Aber Kaya und Velvet sahen das dann doch vielleicht etwas anders als ich. Sie verschwanden öfter mal und unterhielten sich. Aber das war in Ordnung. So hatte ich Kaya nicht ständig am Hals.
Neugierig beobachtete ich, was in meinem Umfeld passierte. Tryss gequatschte Kheran zu und Dekaja blieb bei den Welpen. Sie schien sowas zu sein wie eine Ersatzmutter. Was die Welpen jedoch von der ganzen Situation hielten war fraglich.
Als ich Velvet bei Kaya liegen sah stand ich jedoch auf, reckte mich einmal kurz, gähnte ausgiebig und schüttelte meinen Pelz aus. Entspannte trabbelte ich auf die Fähe zu. Meine Miene freundlich.

"Velvet? Können wir reden?"

Ein ruhiger Blick zu Kaya. Der Graue schien so entspannt.
Ich hatte nicht vor mit Velvet die Gruppe zu verlassen und außerhalb zu reden, doch solange es hier so friedlich war wollte ich den gunz der Stunde nutzen um eine Runde im den Platz mit ihr zu machen. Zudem hoffte ich, dass das Gespräch positiv ausgehen würde.

[aufgewacht, bei Velvet und Kaya]



- Velvet - 01.11.2011

Fünf Wochen waren vergangen seit der ersten Begegnung zwischen Tryss, Tamias und Kaya und deren Unterhaltung. Was auch immer es ergeben hatte seither waren wir zusammen, eine große Gruppe statt zwei kleiner. Es war ein komisches Gefühl, dass musste ich ja wirklich zu geben. Zwar hatten wir die Wochen hier gemeinsam verbracht doch das untätige herum sitzen und warten missfiel mir. Ich lies es mir nicht anmerken, aber ich freute mich darauf das die Welpen endlich größer waren und wir weiter reisen konnten. Der Weg in den Norden würde noch lange dauern und man sollte im Sommer so viel Weg wie nur möglich hinter sich bringen, denn wer wusste schon wie schwer der Weg noch werden würde denn wir zu beschreiten hatten?

Letztlich fand ich mich auch an diesem Morgen neben Kaya wieder. Der graue lag direkt neben mir, so dass sich unser Fell berührte und meine Schnauze war nahezu vollständig in sein Fell vergraben. Ich hörte Tamias Schritte schon bevor er das Wort an mich richtete und hob den Kopf um den braunen Rüden an zu sehen. In den letzten fünf Wochen hatten wir nur wenig miteinander gesprochen, doch scheinbar hatte der Rüde sich nun dazu entschieden das Gespräch was noch offen war zu führen. Da Tamias keine Anstalten machte sich fort zu bewegen vermutete ich einfach mal das es ihm nichts ausmachte wenn wir hier blieben wo Kaya war. Noch einmal grub ich meine Schnauze in Kaya's Nackenfell ehe ich mich auf die Hinterhand aufrichtete.

„Hallo Tamias. Natürlich können wir reden.“

Ich bemühte mich freundlich und ruhig zu klingen. Natürlich wusste ich worüber der Rüde reden wollte. Die Situation mit Kheran, fünf Wochen zuvor, hatte vermutlich keiner von uns vergessen und ich war mir darüber bewusst gewesen das dies noch einmal zu einer Eskalation kommen würde. Jedoch hoffte ich einfach das wir diese Unterhaltung ruhig führen konnten, ohne Streit oder Vorwürfe. Von meiner Seite aus, gar kein Problem, denn schließlich hatte ich einige Zeit darüber nachzudenken, denn es gab auf beiden Seiten Fehler. Ich blickte noch einmal zu Kaya hinab, ich wollte das er hier blieb denn das würde mir helfen mich nicht aufzuregen. Ausserdem genoß ich es einfach ihn bei mir zu haben.

„Ich denke, du willst darüber reden was passiert ist als Kheran zu uns traf?“

Ich war mir sicher das Kheran seinen Namen nicht hören würde, dieser schien in eine Unterhaltung mit Tryss vertieft zu sein die, die beiden Jungwölfe begonnen hatten. Doch ich fragte mich was Kaya sich nun denken würde, ich hatte mit dem grauen nicht darüber gesprochen was geschehen war als er bei Arkanis und Tryss war und Tamias zurück gekommen war. Ich hoffte einfach das er es mir nicht übel nehmen würde.

[bei Kaya und Tamias || antwortet letzterem]



- Skadi - 02.11.2011

Ich war wirklich recht fest eingeschlafen. In den letzten Wochen war das bei mir öfter vor gekommen. Zugegeben, die erste Zeit konnte ich so gut wie gar nicht schlafen, zumal ich mir Plätze weiter abwerts gesucht hatte und mich meine innere Unruhe einfach wach hielt. Nun hatte ich mich an diese Situation gewöhnt und ich musste ehrlich sagen, dass es mir richtig gut tat, nicht Tag für Tag zu wandern und nur zum Schlafen und Fressen zu rasten. Aber das würde wohl bald wieder los gehen. Es war zwar nie besprochen, aber irgendwie hatte ich das im Gefühl.
Tamais stand auf und durch diese Regung wurde ich wach. Benommen vom Schlaf musste ich mit den Augen etwas schielen, um zu verfolgen, wo der Rüde hinging. Er steuerte Kaya und Velvet an und so vermutete ich, dass er Kaya zum Jagen auffordern wollte. Ich schüttelte meinen Pelz und streckte mich. Dann schnalzte ich etwas mit meinem Maul um meine Zunge wieder gleichmäßig mit Speichel zu benetzten. Kurz widmete ich mich meiner Fellpflege des Brustfells, ehe ich wieder zu den mir drei bekannten Wölfen sah. Velvet stand auf und sprach mit dem dazu gestoßenen Rüden. Daraus schloss ich, dass ich mit meiner Vermutung nicht ganz richtig lag. Zu gerne hätte ich gewusst, was es dort zu besprechen gab, aber ich war zu weit entfernt um die Sätze zu verstehen.
Erst als sich für mich geklärt hatte, dass Kaya und Tamias nicht jagen gingen, schaute ich mich um. Tryss sprach mit Kheran und eine der mir neuen Fähen saß etwas Abseits und pflegte ihre Pfoten. Wieder sah ichzu Tryss, der mit seinem jungen und lebhaften Gemüt wahrscheinlich wieder viel zu viele indiskrete Fragen stellte. Aber ich konnte es ihm irgendwie nicht übel nehmen. Er war halt einfach so. Schon immer. Und er konnte somit auch mit jedem ins Gespräch gehen, solange sich jeder drauf einließ. Kheran hingegen, den ich etwa in das selbe Alter schätzte, war ganz anders, bisher. Er war eher ruhiger. Er beobachtete und brachte sich nur langsam ein. Vielleicht lag es an seinem Einstieg in unsere Gemeinschaft. Er kannte von uns keinen wirklich. Tamias hatte ihn ziemlich angefharen und dann kamen so viele neue Wölfe dazu. Naminara hatte diese zusammenmischung nicht so hingenommen, wie es bis jetzt alle anderen taten. Sie war gegangen. Vielleicht wollte sie auch nicht mehr ein Ziel verfolgen, das so fern war, dass man die Wirklichkeit darin kaum glauben konnte. Falls es überhaupt eine Wirklichkeit darin gab! Ich hatte für mich beschlossen, dass ich diesen Ort, wenn es ihn gäbe, finden würde. Mir gefiel es zwar eigentlich besser sesshaft zu sein, so wie die letzten fünf Wochen, aber dies ließen die Menschen eh nicht lange zu. Und immer wieder das Revier und Rudelmitglieder zu verlieren stellte ich mir doch schmerzhafter als abgenutzte Läufe vor.

Nun aber wollte ich mich auch bewegen. Und ich wollte mich auch wieder ein bisschen unter das Volk mischen. Lang genug hatte ich beobachtet und bin den Neuen aus den Weg gegangen. Einfach nur, weil ich nicht wollte, dass meine Gesellschaft die Welpen anzog. Die kleinen Fellhaufen konnte ich beim wachsen und lernen beobachten. Mit keinen der beiden hatte ich gesprochen, gespielt oder bin ihn groß nahe gekommen. Ich wollte es einfach nicht. Aber wenn die Reise weiter ging, musste ich in der Lage sein die Nähe zu zu lassen. Sie vor Gefahren zu schützen und wahrscheinlich auch bei kälte zu wärmen. Ich schüttelte den Kopf.
Dann streckte ich mich noch einmal genüsslich, mit dem Hinterlauf ind ie höhe und die Vorderpfoten weit nach vorne. Die Nase hing höher als meine Vorderläufe, jedoch war mein Kopf geneigt. Und selbst die Rute streckte ich so weit es ging. Ein letztes Mal schüttelte ich die Müdigkeit aus Pelz und Knochen und dann steuerte ich auf Die Fähe abseits von Tryss und Kheran zu. Es war kein langer Weg. Zwar lang genug, dass ich von meinem Schlafplätzchen kein Wort von den beiden jungen Rüden mithören konnte, aber halt nicht weit.

"Dekaja!? Ist richtig, oder?"

Sprach ich sie dann ungewarnt an und brachte ein freundliches Lächeln auf. Bisher teilten wir eine knappe Vorstellung und kurze und knappe Sätze, die sich beim Zusammenleben ergaben. Ein richtiges Gespräch? Nein, das hatte ich noch nicht ein Mal mit Arkanis geführt, obwohl ich sie etwas näher kannte.

[Erst verweilt sie an ihrem Platz - geht dann zu Dekaja]



- Dekaja - 02.11.2011

Ich bekam die Geräusche der Anderen um mich herum deutlich mit, aber bislang schien keinerlei Bedrohung von ihnen auszugehen, weshalb ich mir nicht die Mühe machte aufzusehen, als eine der neuen Fähen nun auf der Bildfläche erschien. Bisher hatten wir noch nicht sonderlich viel miteinander geredet, aber eigentlich hatte ich das mit keinem Neuen, aber ich dachte zu wissen, dass sie Skadi heißt, oder so ähnlich. Auf jeden Fall war sie größer und älter als ich. Hoffentlich war die nicht keine dieser „Ich bin alt und weise und deshalb ein Muffelwolf“ Typen, bisher hatte es aber nicht den Anschein erweckt, aber da war ich eh nicht so bewandert mit, immerhin hatte Arkanis sich ja auch verändert, ebenso wie Alvarez, den ich am Anfang gar nicht leiden konnte.

Ich putzte weiterhin genüsslich meinen Pelz, bis die Statur von Skadi plötzlich Schatten warf und sie mich einfach ansprach. Ich hatte nicht erwartet, dass sie einfach auf mich zukommen würde, aber vielleicht wollte sie auch nichts weiter. Etwas verdutzt hob ich den Kopf und schaute in ihr lächelndes Gesicht. Okay, eindeutig kein Muffelwolf, zumindest jetzt grad nicht, würde sich aber bestimmt bald ändern. Etwas skeptisch erwiderte ich den Blick, hob jedoch eine Lefze zu einem leichten Lächeln. Sie war freundlich, also konnte ich das auch. Meine Stimme war leise, wie der Morgen eben, ich musste ja auch nicht durch den Wald schreien.

„Ja, Dekaja, oder Deka richtig. Du bist Skadi nicht wahr?“

Meine Augen blitzen kurz auf, bevor ich mich auf meiner liegenden Position erhob und mir meinen Hinter platt saß. Nun war ich größer und fühlte mich weniger verletzlich. Ich war sonst eigentlich nicht so, oder zumindest wusste ich das nicht, allzu viele Fremde waren mir vor Alva, Kanis und Tryss ja nie begegnet. Ich legte den Kopf leicht schief zur Seite und musterte die Fähe vor mir eingehend. Sie war die erste der Fremden, die offenbar mehr als ein paar Worte im Vorbei gehen tauschen wollte, also konnte ich sie mir ja mal betrachten, immerhin sollte ich demnächst mit ihr eine gemeinsame Reise antreten.

„Du bist mit dem Anderen unterwegs gewesen?“

Mit „Andere“ meinte ich die komplette Gruppe, die sich zu uns gesellt hatte. Alvarez und ich kannten sie nicht, Tryss und Arkanis schon, jedoch sprach Tryss grad nicht mit mir und Kanis war bei den Welpen, was ich gut fand, so waren sie sicher. Ich war kein verschrecktes Reh und auch kein Welpe, ich wollte auch nicht wie ein unerfahrenes Jungwölfchen behandelt werden, also legte ich eine etwas ernstere Miene auf und schaute in die Augen meines Gegenüber.


[Treffplatz | spricht zu Skadi]



- Tryss - 02.11.2011

Mein Miene hellte sich merklich auf, als ich eine freundliche Antwort von dem Rüden bekam. Allzu selbstverständlich war das nicht – vor allem nicht für mich – aber Kheran hatte ich in den letzten Wochen auch nicht wirklich oft zu Gesicht bekommen. Irgendwie schien er sich abzukapseln, nicht richtig mit uns warm zu werden - und das war eigentlich schade. Er war zwar noch jung, aber ich hatte den Eindruck als wäre er schon weit herumgekommen. Es war wohl meine Nase, die mir diesen Gedanken in den Kopf setzte. Kheran roch so anders als die anderen. Sogar anders als mein Bruder gerochen hatte oder die Rüden aus unserem Rudel. Wo er wohl gewesen war? Bei den Menschen? Oder in anderen Gegenden? Ob er überhaupt von hier kam? Vielleicht kam er aus einem ganz anderen Land? Anders war er, keine Frage. Und er war freundlich, beantwortete sogar meine Frage, die auf ihre Weise etwas sehr persönliches und intimes an sich gehabt hatte. Die Ehrlichkeit in seinen Worten war greifbar. Nein, dieser Wolf wollte mir keine Lüge auftischen oder mich abwimmeln. Er war wirklich aufrichtig.

„Ihr hättet doch zusammen auch eine kleine Gemeinschaft bilden können? Und du hast dich gut mit ihr verstanden, meinst du nicht, sie hätte dich als Gesellschaft akzeptiert?“

Ich hatte die Fähe nicht besonders gut gekannt, nur ein bis zwei Worte mit ihr gewechselt. Ich teilte Kherans Eindruck von ihrem Charakter. Aber ich konnte mir vorstellen, dass Kheran in ihren Kreis der Einsamkeit hätte vordringen können, ohne, dass sie ihn in hohem Bogen wieder hinausgeworfen hätte. Wahrscheinlich hatten die beiden so eine Verbindung gehabt wie er und Dekaja hatten. Als wären sie Geschwister, obwohl sie sich gerade erst kennen gelernt hatten.

„Vor allem, weil Tamias was? Was hat er gemacht?“

Neugierig hatte ich den Kopf in die Schräge gelegt und die Stimme gesenkt. Ich blickte Kheran blinzelnd an und hunderte Fragen und mögliche Szenarien schossen durch meinen Kopf. Was hatte der Griesgram mit Kheran getan? Ihm den Kopf gewaschen? Ihn eingeschüchtert? Ihm gedroht? Ich schalt mich innerlich diese Spekulationen sein zu lassen. Das brachte rein gar nichts. Hinter mir hörte ich, wie jemand Kherans Namen erwähnte. Ich wandte mich um. Hatte ich mich verhört? Ich sah Kaya, Velvet und Tamias. Worüber die drei wohl sprachen? Und wie es gekommen war, dass Kaya sich so gut mit Velvet verstand. Sie schienen sich nah zu sein, so oft wie sie in den vergangenen Wochen allein zusammen unterwegs gewesen waren. Und so oft, wie sie sich gegenseitig die Nasen ins Fell steckten. Ich drehte mich wieder um und verzog kurz das Gesicht zu einer Grimasse. Ich hoffte, dass das nicht mit allen Rüden und Fähen, die sich mochten passierte. Ich wollte nicht, dass Deka mir irgendwann ständig die Nase in den Nacken steckte, nur weil sie mich mochte. Nein, das war nicht mein Fall.

„Aber Tamias ist ja auch nicht alle hier. Wir sind alle verschieden, vielleicht ist es deshalb so schwer eine wirkliche Gemeinschaft zu bilden. Was meinst du? Ob uns das Vertrauen in den jeweils anderen fehlt? Weil wir uns zu wenig kennen?“

Ich hatte mich wieder meinem Gesprächspartner zugewandt. Das war wesentlich angenehmer als mir über Kaya und Tamias Gedanken zu machen. Im selben Moment kam mir in den Sinn, dass ich jedoch wirklich Recht haben könnte. Kannte ich die beiden einfach zu wenig, um sie wirklich verstehen zu können? Sollte ich öfter mit ihnen reden, damit ich ihren Gedanken besser folgen konnte und verstand, warum sie wie reagierten? Es wäre ein Anfang.

[Kheran]



- Tamias - 02.11.2011

Sie wollte wohl tatsächlich das Ganze neben Kaya bereden, aber Kaya wusste doch gar nichts von unserem Gespräch. Er wusste doch gar nicht, worum es ging. Vielleicht fasste er es auch noch falsch auf.

"Lass uns doch ein paar Schritte gehen, Velvet. Er.. "

ich sah kurz zu Kaya, ehe ich die Fähe wieder anschaute.

".. ok. Was ich sagen wollte ist.."

Ich sah an ihrem Blick, wie viel ihr Kaya bedeutet und das sie wohl auf mein Angebot nicht eingehen würde oder nur mürrisch. Das sorgte dann nicht für eine besonders angenehme Stimmung.
Es war unangenehm ihr gegenüber zu stehen. Ich konnte besser reden, wenn ich in lief, in Bewegung war. Aber würde ich jetzt hin und her laufen, würde das nervös wirken.
Also erhob ich meinen Kopf und sah ihr in die Augen.

"Ja es geht um die Begegnung mit Kheran. Ich habe vielleicht etwas schroff reagiert, das mag sein, aber das spielt eigentlich keine Rolle."

Nein, das war wirklich eine Sache, die ich mit Kheran besprechen wollte. Nicht mit Velvet. Mir kam die Situation so langsam wieder vor Augen und ich erinnerte mich an die Wut auf Velvet, als sie mir in den Rücken fiel. Was hatte ich ihr getan? Ich kannte sie nicht besonders gut, aber so ganz fremd war sie mir nun auch nicht.

"Wieso bist du mir in den Rücken gefallen vor einem fremden Rüden? Wieso hast du ihn in Schutz genommen? Denkst du etwa, ich wäre ihm an die Kehle gegangen?"

So langsam dachte ich echt, dass sie ein verdammt schlechtes Bild von mir hatte. Eigentlich war mir das gar nicht wichtig, nur möchte ich in Zukunft solches Verhalten, solche Situationen vermeiden.
Bitte welcher Wolf würde zu einem fremden, daher gekommenden Halbrüden in der Nähe von zwei Fähen sagen "hey, schön dich kennen zu lernen. Reise doch mit uns .." mit den Geruch von Welpen im Schnüffler. Ich war im Stress und ja, ich hätte vielleicht freundlicher sein können. Doch hab ich nur die Lefzen gezeigt und bin ihm nicht gleich an die Kehle gegangen. Man sollte nicht den Teufel an die Wand malen als wäre ich ein blutrünstiger Griesgram ohne Anstand.
Ein Blick auf Kaya. Würde er Fragen stellen? Würde er mich ausquetschen oder konnte ich meinen Gegenüber´vielleicht erklären, wieso ich mich wie verhalten hatte. Zumal glaube ich nicht, dass Kaya so viel anders reagiert hätte. Man mochte uns Griesgram nennen, grade wenn man uns mit Tryss verglich. Doch hatten wir wohl mehr durchgemacht als manch einer sich vorstellen konnte.
Meinerseits konnte ich nur sagen, dass ich nie gelernt hatte zu spielen oder viel mit anderen Wölfen zu kommunizieren. Ich hatte weder Gefährte noch Gefährtin gehabt und alles was meine Augen bislang sahen, waren die grausame Wahrheit über das Leben als Wolf. Ich hatte nie Zeit gehabt mich mit jemanden zu unterhalten oder mir Gedanken über mein Leben zu machen. Entweder war ich auf Jagd, auf Flucht oder im Kampf. Oder auf Nahrungssuche. Dieses Leben hier, war eigentlich nicht so meins. Aber es erleichterte ungemein. Nun waren es aber auch andere Probleme mit denen ich mich rumschlug. Es ging hier um Kommunikation, um Gefühle von anderen, um Respekt und Stolz. Dinge mit denen ich mich noch nie auseinander gesetzt hatte. Einfach weil ich es nie musste.
Einerseits sehnte ich mich nach dem freien Leben. Ich konnte einfach machen, was ich wollte. Hatte ich hunger, ging ich jagen. Wollte ich ruhen, ruhte ich. Wenn ich angegriffen wurde, wehrte ich mich und wenn jemand in meinem Revier war, wurde er vertrieben. Auch, wenn es nicht immer einfach war, Nahrung zu suchen oder Schutz vor der eisigen Kälte im Winter, so war es ein Leben was nur ich führte.
Doch hier konnte ich noch was dazu lernen. Das Leben einer Gruppe. Nie hätte ich mir das vorstellen können und es würde mich noch auf eine ganz eigenartige Weise fordern.

[bei Velvet und Kaya / spricht]