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Tryss und Skadi - Nach Passus III - Druckversion

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+---- Thema: Tryss und Skadi - Nach Passus III (/showthread.php?tid=143)

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- Skadi - 21.04.2012

Es war ein angenehmer, langsamer Gang, den wir eingenommen hatten. Meinen Pfoten tat es gut, mal nicht unter strammen Marsch zu laufen. Sondern gemächlich, mit einer netten Stimme in dern Ohren. Die Natur beobachten zu können und nebenbei auch mitzubekommen, wie viele Beutetiere sich in dieser Umgebung rumtrieben. Viele Hasenspuren kreuzten unseren Weg und auch abgeknabberte Baumrinde bewies, dass große Beutetiere hier lebten. Vielleicht schafften wir - die getrennte neu gefundene Gruppe - eine große Jagdt zu arrangieren.
Das gemurmel von Tryss, dass er sich das Bild von Kaya und Vel nicht unbedingt vorstellen wollte, brachte mich zum Schmunzeln. Er schien die Liebe zu einem Artgenossen - außer zu seinem Wurfrudel - noch nicht erfahren zu haben. Seine Fantasie darüber brachte ihn wohl zuch Bilder in den Kopf, die teil realistisch, aber auch völlig unrealistisch sein konnten. Seine nächste Frage brachte mich zum stehen bleiben.

Er schien es nicht zu bemerken, denn einige Schritte vorraus, war er Gedanklich wieder bei Kheran und brachte eine ganz neue These in den Wald. Ein Schaf im Wolfspelz! Sehr amüsierende Bilder kamen vor mein innerliches Auge, jedoch schüttelte ich diese Sinnbildlich wieder davon. Seine Aussage zuvor, schwirrte mir noch im Kopf herum.

"Ein Zusammenleben mit einem Partner ist etwas ganz anderes, als einem guten Artgenossen an der Seite zu haben."

Die Worte waren leise, aber sehr sanft gesprochen. Ich blieb weiterhin stehen und sah den jüngeren Rüden direkt an.

"Es ist ein unglaublich Atemberaubendes Gefühl, wenn man eine Partnerschaft eingeht. Die Verbindung die besteht, scheint kaum zu brechen zu sein. Man gehört zusammen, kämpft und jagt zusammen und man lacht zusammen. Für den anderen, würde man alles tun, damit es ihm gut geht. Man selber wird akzeptiert und geschätzt, wie man ist."

Erinnerungen kamen in mir hoch. Erinnerungen an längst vergessene Momente.

"Liebe macht unglaublich stark, aber auch verletzbar. Schwer in Worte zu fassen, aber du wirst das sicherlich auch irgend wann erfahren und dich dann an heute zurück erinnern!"

Ich schloss wieder zu Tryss auf. Nun waren die Wölfe, die vorran gegangen waren, nicht mehr zu sehen. Ich Fährte lag im Wind, ihre Spuren auf dem Waldboden vor uns.


- Tryss - 05.05.2012

Ein wenig enttäuscht ließ ich die Ohren zur Seite sinken, als Skadi nicht auf meine wundervolle Idee von Kheran als Schaf einging. Stattdessen war sie stehen geblieben und kam noch einmal auf Kaya als Schmusetier zurück. Na herrlich, ich hatte das Bild gerade mit Mühe und Not aus meinem Kopf verdrängt. Ich blieb ebenfalls stehen und drehte mich, damit ich ihr zuhören und sie ansehen konnte. Etwas völlig anderes? Ich neigte den Kopf ein wenig zur Seite und versuchte mir vorzustellen, was daran anders sein sollte. So richtig gelingen wollte es mir nicht.

„Aber so eine Art von Liebe kann man doch auch haben ohne sich ständig im Fell hängen zu müssen oder? Wird man nicht auch von sehr guten Freunden so akzeptiert, wie man ist? Mit Deka ist es das gleiche – und ich muss nicht den ganzen Tag auf ihr herumhängen. Wir lachen trotzdem, wir verstehen uns, sind uns sehr ähnlich und mögen es zusammen zu sein. Wo also genau ist der Unterschied? Wo ist das „Mehr“ in dieser Partnerschaftssache?“

Ich sah Skadi mit einer Mischung aus Skepsis und Verständnislosigkeit in den Augen an. Sie war noch nicht ganz fertig, fügte noch einen Aspekt hinzu, aber der sorgte dafür, dass ich die Augenbrauen noch ein wenig skeptischer zusammenzog.

„Verletzbar? Aber was ist denn gut daran verletzbar zu sein? Das ist doch nicht schön. Verletzt sein tut weh – wie kann etwas schön sein, das weh tut? Ist Freundschaft dann nicht besser? Die macht nicht verletzbar, die ist stark und hält im schwersten Sturm, ohne, dass etwas kaputt geht.“

Für einen Moment fühlte ich mich schlecht. Wahrscheinlich brachte ich Skadi gerade zur Verzweiflung, in dem ich ihre Aussagen so auseinandernahm. Aber ich wollte es wie immer ganz genau wissen und je mehr sie sagte, desto mehr Fragen bildeten sich in meinen Kopf. Dass ich diese alle auf einmal loswerden musste und bis ins kleinste Detail beantwortet haben wollte, verstand sich von selbst. Die andere hatte ich derweil vollkommen vergessen. Kaya schnaufte sicher so laut in Velvets Fell herum, dass wir sie auf mehrere Kilometer Entfernung wiederfinden würden.



- Skadi - 08.06.2012

Ich hatte zwar zu Tryss wieder aufgeholt, dennoch blieb ich weiter stehen. Ich sah ihn an, nahm seine Widerworte auf und konnte diese zwar nicht nach vollziehen jedoch einigermaßen verstehen. Ein wenig nervte es mich allerdings schon, dass er jedes Wort auf die Goldwaage legte und selbst nicht versuchte, meine Worte nach zu vollziehen. Ich sah ihn an und ließ mich auf meine Hinterläufe nieder. Ein Seufzen entkam meinen Lefzen.

"Es ist anders. Kaum in Worte zu stecken. Aber es ist Wundervoll. Jeder empfindet es verschieden. Es kann einen so schwach machen und doch strebt - fast jeder - danach. Aber es macht ein auch stark. Geliebt zu werden und zu lieben ist..."

Erst suchte ich nach richtigen Worten, die das Gefühl umschrieben, jedoch schüttelte ich dann den Kopf.

"Ich bin mir sicher, dass du es auch irgendwann ein Mal erfahren wirst. Vielleicht bleibst du bei deiner Meinung, dass eine Freundschaft für dich wertvoller ist, aber vielleicht bleibst auch du in dem Gefühl stecken und willst es nicht mehr los lassen"

Ich sah zur Seite. Ich verfolgte mit meinem Blick den Pfad aus dem wir kamen - als würde ich nach meiner Vergangenheit Ausschau halten. Sie war weit entfernt.

"Vergleichbar ist es vielleicht mit dem Gefühl zu den Eltern. Manch einer liebt sie, würde immer bei Ihnen bleiben, sich umsorgen lassen und später für sie sorgen. Sie Ehren und Schätzen, Ihnen alles erzählen und sich geborgen fühlen. Ein anderer fühlt sich durch diese Verbindung eingeengt und nicht in der Lage sich selbst zu entfalten. Und egal wie und warum sich die Wege trennen, bleibt für Ewig diese Verbindung! Nicht in Worte zu fassen, aber sie ist da. Eine Art Liebe ist das auch. Jeder empfindet sie anders und auch anders intensiv. Aber sie wird empfunden."

Ich hatte den Weg angeschaut, während ich die Worte sprach. Ich fühlte mich sehr alt. Dann sah ich aber zu Tryss, dieses Mal legte ich den Kopf schräg.

"Willst du dieses Mal versuchen mir wenigstens ein bisschen zu zustimmen?"


- Tryss - 24.06.2012

Es war ja nicht so, dass ich nicht versuchte zu verstehen, was Skadi mir sagte. Ich wollte es ja nachvollziehen können, doch es gelang mir nicht. Der Vergleich, den sie zog half zwar, aber war es nicht ein wenig seltsam eine Fähe so zu behandeln, als wenn sie die eigene Mutter wäre? Liebte Kaya Velvet als wäre sie seine Mutter? Und das sollte ein schönes Gefühl sein? Na ich wusste ja nicht. Natürlich hatte ich meine Mutter auch geliebt – so wie den Rest meiner Familie. Doch das, was Skadi hier beschrieb, hatte ich nie empfunden. Gerade wollte ich den Fang öffnen, um zu widersprechen und noch weiter nachzuhaken. Ich verstummte jedoch, als ich bemerkte, dass sie es ein wenig müde zu sein schien mit mir herumzudiskutieren. Ich nickte also nur und zuckte einen Moment später mit den Schultern.

„Wahrscheinlich alles eine Sache der Erfahrung.“

entgegnete ich, weil ich sie nicht kränken wollte, wenn ich ihr gestand, dass jedes ihrer Worte nur noch mehr Fragen in meinem Kopf aufwarf. Stattdessen suchte ich eine Möglichkeit das Thema zu wechseln. Und Skadi bot die perfekte Vorlage.

„Woher weißt du denn, wie sich das anfühlt?“

fragte ich und legte nun meinerseits wieder den Kopf ein wenig schräg. Skadi wusste, dass sie mir nicht antworten musste, wenn es ihr unangenehm war. Aber interessant war es doch. Ich kannte Skadi's Vergangenheit kaum. Doch so, wie sie sich verhielt, hatte sie in der Zeit bevor sie zu unserer Gemeinschaft stieß schon so einiges erlebt.


- Skadi - 06.09.2012

„Wahrscheinlich alles eine Sache der Erfahrung.“
Fast stolz nickte ich, als Tryss diese Erkenntnis aussprach. Ich war mir zwar nicht sicher, ob er weitere Fragen stellen wollte aber es – aus welchem Grund auch immer – es nicht mehr tat. Ich sah ihn lächelnd an. Sicher, dass unser Gespräch noch nicht geendet hatte. Und oh, wie tat es gut sich einfach zu Unterhalten. Nicht über Entscheidungen zu streiten oder über den Weg zu reden. Schweigend zu wandern. Über jedes Wort nach zu denken. Es tat einfach gut, ‚frei zu reden‘.

Doch dann kam eine Frage, die mich kurz unmerklich zusammenzucken ließ. Es war vielmehr ein innerliches Zucken. Ich sah kurz an Tryss vorbei.
“Hmm“
Dann sah ich ihn wieder an. Vor meinen inneren Auge hatte sich Vermillion aufgebaut. Groß, Muskulös, charmantes Lächeln auf den Lefzen. Wie er seitlich vor mir stand und mich vergötternd und doch auffordernd ansah.

“Weil ich das Gefühl kennen lernen durfte!“

Antwortete ich nur geheim und es kam mir so vor, als würde ich den Blick, den Ver‘ in meinen Gedanken hatte auf meine Züge legen. Ich trauerte nicht mehr um ihn. Aber wenn ich an ihn dachte, wurde mir noch immer etwas warm um mein Herz. Wohl wegen der Zeit, die wir zusammen hatten. Das Gefühl, dass ich eben erst versucht hatte Tryss zu erklären. Ja, es war wirklich wundervoll. Velvet und Kaya hatten mit sich etwas wunderbares gefunden.


- Tryss - 09.09.2012

Es war kaum zu übersehen, dass Skadi ein wenig froh war nicht noch weiteres Nachhaken meinerseits beantworten zu müssen. Ich sah ein, dass ich wohl erst eigene Gedanken dazu entwickeln musste – oder eigene Erfahrungen sammeln – bevor ich ihr weitere Antworten aus der Nase ziehen konnte. Für einige Momente lief ich schweigend neben Skadi her und wartete darauf, ob sie meine letzte Frage beantworten würde. Erst gab sie nur einen undeutbar nachdenklichen Laut von sich und schien dann in Gedanken zu versinken. Doch währenddessen wurden ihre Züge weicher. Fast hätte ich sogar gesagt, sie sah für einen Augenblick so glücklich aus, wie ich sie bisher noch nicht gesehen hatte. Ich blickte die Fähe neugierig, aber lächelnd an. In ihren Augen sah ich den gleichen Ausdruck, den ich bekam, wenn ich nachdachte oder mich an meine Familie erinnerte. Meine Brüder hatten mich früher gerne damit aufgezogen. Meine Mutter dagegen hatte mir lächelnd zugesehen und ruhig abgewartet, bis ich meine Gedanken zu Ende gedacht und meine Träume zu Ende geträumt hatte.

„Wo ist er jetzt?“

Es war überflüssig Skadi zu fragen, wem ihre glücklichen Gedanken gehörten. Ich kannte ihn ohnehin nicht und es wäre doch ein wenig zu viel des Guten gewesen noch tiefer in ihre Privatsphäre einzudringend – so viel Anstand besaß sogar ich. Was aus ihm geworden war interessierte mich dennoch. Warum war sie hier, wenn sie jemanden gehabt hatte, mit dem sie so glücklich war? Warum hatten wir sie allein aufgefunden und warum war sie dann mit uns gewandert anstatt ihn zu suchen oder bei ihm zu sein? Gab es am Ende vielleicht doch etwas, das dieses Hochgefühl der Liebe zu zerstören vermochte?


- Skadi - 19.09.2012

Überglücklich und die Gegenwart vergessend hing ich in der Vergangenheit. Wie Vermillion in meinem Geburtsrudel auftauchte. Gezeichnet von seinem Leben als wanderer der fremden Wälder. Ein neuer, aufregender Geruch in seinem Fell. Narben unter dem Pelz. Eine verwegene Ausdrucksweise. Wie alle jungen Fähren ihn heimlich anhimmelten und ein stiller Konkurrenzkampf entstand. Und schließlich fing er mich beim Wasserloch ab. Ich hatte mich meiner Fellpflege hin gegeben und mich über die Knospen an den Bäumen gefreut, die den kommenden Frühling ankündigten. Ver' hatte drei Vollmonde bei uns verbracht. Sein Geruch hatte den unseren angenommen, jedoch hatte eine Neue Wunde an der Lefze.
Sein auftauchen hatte nicht nur uns Fähen in den Wahnsinn getrieben, auch die Rüden reagierten auf ihn. Rangkämpfe sorgten für Unruhe.

"ich werde dein Rudel verlassen.

Verkündete er ohne weitere Begrüßung. Ich muss ihn ziemlich albern angeschaut haben, denn er fing an zu lachen. Ich weiß nicht mehr genau, wie das Gespräch im Wortlaut weiter ging. Sinngemäß warb er um mich und erklärte mir, dass die neue Wunde von meinem Vater komme. Er hatte ihn um sein Vorhaben mich zu umwerben aufgeklärt. Mein Vater handelte aus Selbstschutz seines Ranges und machte Vermillion deutlich, dass er das Rudel verlassen müsse.

"Du bist die erste Fähe, die mich verzaubert hat. Ich weiß, du setzt viel aufs Spiel, wenn du darauf eingehst, aber ich wäre ein Narr, wenn ich nicht wenigstens fragen würde.

Und ich entschied, seiner Frage zu zu stimmen....

"Er ist tot. Menschen haben ihn getötet"

Antwortete ich mit ruhiger Stimme, blieb stehen und sah zu Tryss. Das strahlen war von meinen Zügen verschwunden, aber war auch nicht zu tiefst verstört in diesen Moment. Sicherlich war es noch immer kein schöner Gedanke und es gab auch noch immer Tage, an denen ich ihn schmerzlich vermisste. Aber ich hatte mich für das Leben entschieden und das hieß, dass ich in die Zukunft blicken musste und mich nicht lange in den dunklen Zeiten meiner Vergangenheit bewegen durfte.



(sorry für die eventuellen schreibender.... Post ist mit handy... ;) )


- Tryss - 01.11.2012

Der verträumte Ausdruck war auf ihrem Gesicht geblieben und noch immer betrachtete ich Skadi leise vor mich hin lächelnd, während sie einfach nur in Gedanken versunken vor sich hin träumte und kein Wort über ihre Lefzen kam. Sie sah friedlich aus, zufrieden und irgendwie kam es mir vor, als wäre dies das erste Mal seit Monaten, dass ich einen solchen Blick in den Augen eines anderen Wolfes sah. Doch leider hielt der Blick nicht. Ich machte ihn kaputt, weil Skadi durch meine Frage in die Realität zurückgeholt wurde. In dem Augenblick, in dem sie ihre Worte sprach, fühlte ich mich schlecht und schuldig.

„Oh... das.. das tut mir leid.“

stammelte ich nur als Erwiderung, als sie stehen blieb und schwieg dann für einen Moment, immer wieder einen kurzen, schüchternen Blick zu der Fähe neben mir werfen. Ich versuchte zu ergründen, wie sich ihr Gesicht veränderte, was sie fühlte, aber wenn ich Verzweiflung erwartet hatte, so blieb sie aus. Eher im Gegenteil, Skadi schien erstaunlich ruhig und gefasst. Vielleicht war es einfach schon zu lange her? Vielleicht hatte sie sich an den Gedanken gewöhnt. Wobei... wie konnte man sich an so etwas gewöhnen? Ich konnte es nicht. Meine Familie war verschwunden – nicht tot, darin lag womöglich ein heikler Unterschied – aber manch einer hätte sicher von mir verlangt, dass ich sie vergessen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch lebten war – mit Verlaub gesagt – schwindend gering, wenn nicht sogar gleich null. An manchen Tagen dachte ich nur kurz an sie und fühlte wenig, vielleicht sogar ein wenig Freude, weil sie mir mit all ihren liebenswerten Eigenschaften in den Sinn kamen. An anderen Tagen trug ich die Gewissheit um den Verlust wie einen schweren Stein in meiner Brust mit mir herum, auch, wenn ich mir davon oft wenig anmerken ließ.

„Manchmal ist es schwer zu ertragen, nicht?“

fragte ich leise, ohne Skadi dabei jedoch anzusehen oder gar in die Augen zu blicken. Ich hätte gerne gefragt, ob sie die Menschen nun hasste, wie es passiert war. Aber ein klein wenig Sinn für Anstand war auch mir in die Wurfhöhle gelegt worden.


- Skadi - 06.12.2012

Tryss entschuldigte sich für seine Worte. Ich sah ihn kurz an, blickte dann aber wieder in die Ferne. Es war, als hörte ich das Knurren, mit dem Vermillion mich fort schickte. Das Gelächter des Rudels, als ich es aufforderte zur Hilfe zu kommen. Ich setzte eine Pfote vor, als ich daran dachte, wie sie mich verjagten. Mit Bissen und Drohungen. Als Tryss fragte, ob es noch schwer sei, nickte ich kurz. Ich brauchte noch wenige Atemzüge um zu Worte zu kommen.

“Den Tod an sich zu akzeptieren geht schnell. Aber den Wolf vergessen werde ich nie. Manchmal glaube ich auch ihm ganz nahe zu sein. Ihn jetzt besser zu verstehen als zu Lebzeiten. Manchmal aber nagt die Sehnsucht nach ihm an mir, und das Wissen ihn nie wieder sehen, hören oder wittern zu können. Aber so schlimm wie die Zeit die direkt darauf folgte - Ich hoffe nur das sie mich nie wieder so einholt.“

Sagte ich leise und sah dann zu Tryss. Während ich gesprochen hatte drückte eine mächtige Klaue auf meinen Hals und meine Brust. Drohte mir die Luft ab zu drücken oder meinen Fluchtinstinkt zu erwecken. Doch der Griff der Klaue lockerte sich, als ich nach den Worten tief durchatmete. Dann lächelte ich Tryss kurz an und ging auf ihm zu um ihn an seinem Nacken an zu stupsen. Ein schlechtes Gewissen sollte er wegen der Frage nicht haben, mich hätte die Geschichte auch interessiert, wenn er solch ein Thema aufgebracht hätte.

“Aber das eigene Leben geht weiter. Man lernt damit um zu gehen und weiter zu kommen. Mit Hindernissen. Aber es stimmt. Was einen nicht umbringt macht einen stärker. Vielleicht in manchen Situationen sehr schwach, aber im Großen und Ganzen wächst man daran. Zumindest ist es so bei mir.“


- Tryss - 03.03.2013

Skadi hatte wirklich Schneid – und wie viele von uns viel durchgemacht. Dass sie dann bei den ganzen Zankereien so ruhig bleiben konnte, war wirklich erstaunlich. Ich mochte sie und mit jedem ihrer Worte wuchs auch die Bewunderung für ihr Denken. Es war wirklich nicht einfach einen so großen Verlust zu verkraften, das hatte ich selbst erfahren. Aber was blieb einem schon anderes übrig, als das Leben weiterzuführen, einen neuen Weg für sich selbst zu suchen? Aufgeben war eine Alternative – wenn man es so sehen wollte. Es gab Wölfe, für die kam das Aufgeben nicht in Frage. Ich gehörte zu diesen und Skadi auch.

„Und es gibt ja auch wieder neue Bekanntschaften, neue Wölfe. Ein neues Rudel, vielleicht eine neue Partnerschaft.“

warf ich durch den Nackenstupser von Skadi etwas aufgemuntert ein. Sie hatte doch gesagt: Liebe macht stark. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich eine noch stärkere Skadi gebrauchen konnte. Ich warf ihr einen schrägen Blick von der Seite zu und blinzelte kurz.

„Manchmal geht es ja schneller, als man glaubt. Dazu muss man sich ja nur die beiden Turteltäubchen angucken.“,

stellte ich fest, obwohl mir die Sätze erneut Bilder in den Kopf schickten, die ich nicht haben wollte. Obwohl Skadi es mir ja versucht hatte zu erklären, verstand ich immer noch nicht recht, warum Wölfe sich lieben mussten. Und warum es so ein alter Brubbelkopf wie Kaya ausgerechnet mit so einer neuen tun musste, verstand ich auch nicht. Aber sollte er mal, vielleicht wurde er dadurch umgänglicher. Ich trat zwei Schritte nach vorne und sog die Luft durch die Nase ein.

„Wie müsste er denn sein?“, fragte ich plötzlich, weil es mir ganz unvermittelt in den Sinn kam. „Der Rüde, der den harten Skadi-Kern knacken kann?“

Ich tänzelte vorsichtig noch zwei Schritte zurück, weil ich nicht einschätzen konnte, ob ich nicht doch zu weit gegangen war. Bei meiner Familie war das öfter vorgekommen und ich wollte auf jeden Fall vorbereitet sein.