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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Tamias - 01.07.2011

Schön, dass die beiden Turtelwölfe mir folgten.
Aber war es Gesellschaft, die ich brauchte? Ein wenig gingen mir die beiden schon auf den Keks. Dieser wohlige Schein, der die beiden umgab, machte mir klar, wie einsam ein Wolf sein kann. Und es kotzte mich an. Ich könnte es den beiden, wirklich. Aber sowas verändert. Es verändert nicht unbedingt den Grundcharakter, aber doch stark das gesamte Verhalten. Ich will nicht sagen, es beeinträchtigt, aber es behindert die realistische Sehkraft auf einer so eigenartigen, angenehm schleichenden Art, dass man förmlich schon auf Außenstehende angewiesen ist. Man erkennt nicht in dem Gegenüber ob gut oder schlecht. Man sieht die Absichten nicht. Alles verschwimmt.
Doch weder Kaya noch Velvet brauchten grade meine "Sehkraft". Kaya war ohnehin voll ok, keine bösen Absichten, keine Hinterhältigkeit, kein Verlogenheit. Bei Velvet sah ich ebenfalls nichts davon.
Kurz sah ich beide mit stets ausdruckslosen Gesichtszügen an.
Der Graufang hatte Skadi und Naminara "informiert" über unsere Fortsetzung des Weges. Meinen Lauschern zu folge, würden sie uns bald aufholen. Versuchten sie leise zu sein? Sie schlichen ja förmlich.
Aber ich wandte meinen Blick nicht nach hinten. Ich würde merken, wenn sie aufgeholt hatten. Sie würden bestimmt schweigen. Wir würden bestimmt alle schweigen. Die Stimmung war nicht gerade die beste, aber eine Stimmungskanone war ich noch nie. Scheinbar war es auch keiner der anderen.
In diesem Moment dachte ich unweigerlich an Tryss. Er hatte immer Stimmung gemacht. Mit ihm war es nie langweilig. Er redete, redete, laberte, redete und laberte wieder. Und bei den tausend Fragen pro Sekunde musste man einfach antworten. Ob genervte Stimmung, bei mir, oder teils heitere, bei Kaya. Langweilig war es wirklich nie.
Ich dachte an meine Vergangenheit. Die Wölfin, die mich groß zog. Sie hatte nie mit mir gespielt. Sie hatte nie mit mir gelacht. Aber es war trotzdem nie langweilig. In der Ruhe liegt die Kraft. Sagte sie immer. Die Jagten waren immer ruhig und sehr effizient. Aber Spaß hat es nie wirklich gemacht. Es war pure Leidenschaft, die sie in mir entflammte. Freundlichkeit lehrte sie mir, aber keine Freude. Immer wenn ich versuchte zu spielen, sah sie mich streng an und ermahnte mich. Sie war eben sehr alt. Ich hatte es ihr nie wirklich krumm genommen.
Hastig schüttelte ich meinen Pelz und lockerte meinen Gang. Ich wollte nicht an sie denken. Vergangenheit ist da, um in Zukunft leben zu können. Zukunft, das war das Stichwort.
Ein flüchtiger Blick zu Kaya. Mit ihm würde ich wohl noch einige Zeit verbringen. Und wenn mit ihm, dann wohl auch mit Velvet. Ich sollte mich mit den beiden freuen, dass sie sich so gut verstanden, statt in Trübsal zu verkommen.
Ein schwaches Lächeln entfuhr meinen Zügen.

[bei Kaya und Velvet]



- Kaya - 01.07.2011

Ein wenig machte sich Genugtuung breit, als ich mich so bewegte und eine Pfote vorsichtig vor die andere setzte – und dennoch zielgerichtet. Denn ich war mir nach wie vor sicher – und so schnell würde sich daran auch nichts ändern – dass wir immernoch ein Ziel hatten und hoffentlich so bald nicht aus den Augen verlieren würden. Ich sah mich dennoch immer mal wieder um, um zu sehen ob auch wirklich jeder der Wölfe mitkam. Abgesehen natürlich von Tamias, der es ja vorgezogen hatte, die Richtung vorzugeben – und solange ich das Gefühl hatte, dass es sich dabei um die richtige handelte, hatte ich auch keinen Anlass, ihn darauf hinzuweisen.

Kurz sah ich zur Seite und wurde von Velvet's nachdenklichem Blick nicht eben überrascht. Wahrscheinlich dachte sie genau über einige Dinge nach, wie es mittlerweile jeder dieser hier versammelten und nun wandernden Wölfe tun sollte – ich nahm mich da ganz sicher nicht aus. Skadi schien sich ganz offensichtlich um Naminara kümmern zu wollen, so dass wir uns mehr oder minder wieder in Gruppen befanden – wobei Tamias eindeutig seine ganz eigene Gruppe bildete. Trotzdem kein Grund, mich nicht an Velvet zu wenden, Tamias dabei jedoch keine Sekunde aus den Augen lassend.

„Weisst Du...eigentlich können wir auch ganz lieb sein, wie man sieht...“ tat ich leise kund und konnte mir doch ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, ehe ich innehielt und über die Schulter zurücksah. Ein erneutes Bruffen sollte die beiden Schlafmützenfähen dazu bringen, sich ein wenig weniger galant und eben schneller zu bewegen, denn auch wenn wir es nicht sonderlich eilig hatten, so wollte zumindest ich doch nicht beim Laufen einschlafen.

Ein Blick nach vorn ließ mich stutzen – Tamias wäre, wenn ich das richtig sah, gerade beinahe gegen einen Baum oder etwas in der Art gelaufen...oder aber ich hatte eine optische Täuschung. Erschrocken wiffte ich den Rüden an und verkürzte die Distanz etwas, bis ich schließlich nur noch eine Wolfslänge hinter Tamias zu finden war. Ob Velvet mir folgte oder aber sich dazu entschloss, die übrigen Fähen zu verstärken, wusste ich nicht und überließ ihr die Entscheidung.

„Bald...“ begann ich in Richtung Tamias und unterbrach mich, kaum dass ich angefangen hatte. Hatte ich da nicht ein seltsam anmutendes Geräusch gehört? Ich hob meinen Kopf und ließ die Lauscher schnippen, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Dummerweise hätte ich es nicht einmal erklären können, würde mich Tamias nun danach gefragt haben...aber vielleicht fand sich des Rätsels Lösung ja schneller als ich dachte....

[erst bei Velvet, schließlich zu Tamias aufschließend; vernimmt seltsames Geräusch]



- Alvarez - 02.07.2011

Ich selber war über mein Verhalten auch überrascht. Es stand nicht unbedingt in meiner Natur so aufgeschlossen eine Spielerei zu beginnen. Und wenn es mich schon überraschte, wie musste es auf einen Wolf wie Arkanis wirken, die mich nur als verschlossenen und mürrischen Wolf kannte? Nun, ich hätte jetzt eine ganze Weile über mein verhalten grübeln können, doch damit würde ich mich wieder in meine Gedankenwelt zurückziehen und diesen Moment der Unbesorgtheit zerstören. Etwas, was mir im Moment ganz und gar nicht in den Kragen passte. Die letzten Wochen hatte ich bereits mit Grübeleien verbracht und mir über jedes kleinste Detail den Kopf zerbrochen, damit musste ich jetzt nicht wieder anfangen.

So ließ ich die noch etwas verdutzte Fähe hinter mir und preschte ins Unterholz. Geschickt wichen meine Pfoten den Wurzeln aus, die wie Stolperfallen aus dem Boden ragten. Ungeschickt stellte sich mein Körper nicht dabei an, so dass ich meinen kleinen Vorsprung ausbauen konnte. Allerdings war Arkanis eindeutig besser gebaut für das Sprinten. Schnell hatten sich ihre Muskeln aufgewärmt, die sie in den letzten Wochen vernachlässigt hatte. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Gestalt der braunen Wölfin näher kam und schließlich an mir vorbei zog. Leichtsinnig sprang sie mir in den Weg, so dass ich, wie sie es gewollt hatte, reagierte. Meine Vorderläufe stemmte ich in den Boden, um den vermeintlichen Aufeinanderprall abzufangen. Die Wölfin hatte aber gar nicht vorgehabt es darauf anzulegen, sondern lief erneut los.

„Kleines Miststück.“

grummelte ich, ehe ich dazu ansetzte ihr nachzujagen. Mein massiger Körper benötigte aber seine Zeit, um wieder im vollen Lauf zu sein, so dass Arkanis einen guten Vorsprung hatte. Grummelnd schmiegten sich meine Ohren an den Kopf. Nun ja, ich musste ihr lassen, dass sie wusste, wie man sich einen taktischen Vorteil verschaffte.

[Wald l Arkanis]



- Velvet - 04.07.2011

Ich war froh darüber meine Gedanken endlich wieder geordnet zu haben und auch Tamias und Kaya schienen sich entschieden zu haben lieber gute Laune zu haben als Trübsal zu blasen. Es kehrte Ruhe ein mit jedem Schritt den wir weiter gen Norden wanderten, auch wenn Skadi und Naminara noch nicht wieder zu uns gestoßen waren, so war ich mir sicher das die beiden alleine sprechen wollten und vielleicht war dies auch gut so, denn Naminara war sonst recht schweigsam, vielleicht konnte Skadi daran ja was ändern. Ich jedoch war ganz glücklich dort wo ich in diesem Moment war.

Aufmerksam lauschte ich den wenigen Worten die Kaya an mich richtete und lächelte ihn dafür aufrichtig an. Nun, ich wusste ja schließlich das wir uns nicht ständig in die Haare bekamen, aber das es überhaupt geschah war nun nicht das beste Zeichen. Doch woher sollte ich wissen ob es nicht sinnvoll zu Streiten um so alle Differenzen aus der Welt zu schaffen, oder wenigstens aus der Gemeinschaft. Ich berührte ihn sanft an der Schnauze, als Danke schön für seine Worte ehe er zu Tamias aufschloss. Ich schloss mich dem an, wie bereits erwähnt ging ich auch weiterhin davon aus das Skadi und Naminara reden wollte. So lief ich auch weiterhin schweigend neben Kaya und nur wenige Schritte hinter Tamias her.

Ich wollte bereits Kayas Worten lauschen, die er vermutlich an Tamias richtete ehe meine Ohren schnippten. War da nicht etwas gewesen? Doch bevor ich es genau sagen konnte war das Geräusch schon wieder verstummt, doch scheinbar hatte zumindest auch Kaya etwas gehört, warum sonst sollte er den begonnen Satz nach nur einem Wort wieder abbrechen? Jedoch konnte ich weder herausfinden woher noch was für ein Geräusch es war. Ich war zwar immer noch entspannt doch meine Ohren schnippten unruhig hin und her, versuchend das Geräusch erneut zu hören, welches ich nicht erkennen konnte. Ich überlegte einen kurzen Augenblick ob ich Kaya und Tamias fragen sollte, doch konnte ich das Geräusch nicht erklären und auch nicht orten, wie also sollte ich auf eine Frage reagieren die sie mir dann stellten? Also lies ich meinen Fang geschlossen, senkte meinen Kopf allerdings einen Moment lang um eine eventuelle Witterung aufzunehmen, doch nichts der gleichen.

[bei Kaya, Tamias || Skadi, Naminara in der nähe]



- Skadi - 05.07.2011

Ich hatte mit den Pfoten nur geraten. Nur smal talk geführt. Ich dachte irgendetwas in ihrem Kopf - etwas psychiatrisches - hält sie auf und bringt sie dazu, sich teilweise abseits zu halten. Aber das es ihre Läufe waren, die sie dazu zwangen. Das hätte ich nie erwartet. Dafür sieht ihr Gangbild nicht abnormal aus. Aber darauf würde ich wohl teils ungewollt und teils gewollt achten, wie es wirklich aussah.

Naminara war aufgestanden und es machte mir den Eindruck, dass sie - genau wie ich - den anderen nun weiter folgen wollte.
Also drehte ich ihr den Rücken zu, drückte ihr davor kurz meine Schnautze in ihr Brustfell, und stapfte dann im gemächlichen Tempo vorran.
Meine Pfoten waren noch immer leicht feucht. Stuab und Dreck hatte sich in dem zuvor klitschnassen Fell gesammelt. Wie ich vorher schon gedacht hatte - Wasser hatte nur ein guten Schein gezaubert. Mehr nicht.

"Ich glaube nicht, dass dir einer der anderen böse wär, wenn du ihnen das erklärst. Um ehrlich zu sein glaube ich eher, dass sie es verwunderlich finden, wenn du dir öfter abseits deine eigenen Pausen gönnst."

Ich wollte sie nicht beunruhigen. Meine Stimme war daher sanft und freundlich, und ich schaute sie über meine Schulter hin an, als ich das sagte. Mein Sinn darin war, dass ich sie ermutigen wollte. Sich mit zu teilen, dass alles bescheid wussten und Rücksicht nehmen konnten. Damit sie sich selber in dieser Gemeinschaft dazugehörig fühlt.

Kaya, Velvet und vor ihnen Tamias war zu sehen. Sie schienen abgesehen von wenigen Worten nicht viel zu reden. Aber angespannt sahen sie alle drei aus - ganz plötzlich. Witterten sie etwas? Oder hatte der Streit sie noch immer gefesselt und nun in dieser ernsten Stimmung gepackt?

[Flgt mit Naminara den anderen.]



- Tryss - 06.07.2011

Ich war voll und ganz damit beschäftigt Dekaja und Kimyas Bruder zu beobachten, dass ich zunächst gar nicht bemerkte, dass der Kleine ein wichtiges Detail bei der Jagd außer Acht ließ. In meiner Konzentration antwortete ich auf seine Frage nur mit einem „Mhm...“, fixierte aber weiterhin unsere beiden Opfer. Erst als ich ihn wieder anblickte um Kimya den nächsten Schritt zu erklären, legte ich den Kopf verdutzt schief.

„Schaust du die ganz Zeit etwa nur mich an?“

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Nein, nein, kleiner Mann, so funktionierte das doch niemals! Ich positionierte mich noch einmal in einer lockeren Erklärhaltung und wandte dem kleinen Wolf verschwörerisch den Kopf zu.

„Aber wie willst du deine Opfer denn fangen, wenn du gar nicht weißt wo sie sind? Ja, natürlich ich weiß. Grob weißt du wo sie sind. Aber jetzt gerade kannst du sie doch nicht sehen, weil du mich anguckst. Vielleicht haben sie sich gerade woanders hinbewegt und greifen uns an?“

Ich machte große, große Augen und nickte ernst und unterstreichend. Das würde Kimya schon verstehen, immerhin war er nicht dumm. Aber ein paar Dinge musste er noch lernen.

„Weißt du, ganz wichtig sind drei Dinge, auf die du immer achten musst. Erstens, du musst gaaaanz leise sein. Deshalb flüstern wir ja auch. Zweitens musst du deine Beute immer im Blick haben. Also musst du Kimya angucken und ich Deka. Oder wie vorhin den Schmetterling. Und drittens musst du ganz schnell sein. Die beiden dürfen uns nämlich nicht bemerken, sonst ist ja der ganze Spaß dahin.“

Ich nickte noch einmal, ernst und blickte Kimya direkt in die Augen. Ich wollte ihm klarmachen, wie wichtig diese kleine Lektion war.

„So, junger Mann. Nach Punkt drei sind wir schon viel zu lange hier. Wir müssen uns also beeilen. Du fixierst also deine Beute – Avis – und dann läufst du plötzlich los und versuchst ihn auf den Boden zu rollen, wie vorhin bei dem Schmetterling. Alles klar soweit? Machs mir einfach nach, ich fang an und du kommst hinterher. Aber ganz ganz schnell! Eigentlich musst du direkt sofort nach mir loslegen, verstanden?“

Ich warf Kimya noch einmal einen Blick zu, um zu sehen, ob er verstanden hatte. Dann wandte ich den Blick wieder in Richtung unserer Opfer, schlich noch zwei Schritte geduckt nach vorne und lächelte dann grimmig. Attacke! Ich spurtete aus dem Stand los. Der Weg zu Avis und Dekaja war nicht sonderlich weit, sodass ich nicht lange brauchte. Ich hatte Deka ins Visier genommen und eine Länge von ihr entfernt, sprang ich. Die Vorderläufe nach vorn ausgestreckt segelte ich auf meine neu gewonnene Freundin zu, um dann wohl mehr oder weniger sanft auf ihr zu landen. War das ein Erfolg gewesen?

[Platz vor dem Bau | Deka, Kimya, Avis]



- Arkanis - 07.07.2011

Mein Plan war aufgegangen! Schelmisch verzogen sich meine Lefzen zu einem Grinsen, das zum Glück niemand sehen konnte. Ich musste zugeben, dass ich meine Freude an dem Manöver hatte. Mit weiten Sprüngen flog ich durch das Waldstück über den unebenen Boden, der von wilden Wurzeln durchdrungen war. Nicht mit einem Schritt kam ich ins Stolpern und den Grauen ließ ich weit hinter mir. Ach, das tat gut! Schließlich aber verebbte mein Lauf, ich wurde zusehends langsamer, bis mich schließlich nur noch ein ruhiger Dauerlauf durch den Wald trug. Alvarez musste bald aufschließen. Bis dahin hielt ich misstrauisch die Nase in den Wind. Der Nasenrücken kräuselte sich, wenn ich tief die Luft einsog, so stark, dass die vorderste Reihe meines Gebisses bis auf das Zahnfleisch zu sehen war. Etwas lag in der Luft. Ein markante Witterung schwirrte durch das Unterholz, genauergesagt gleich zwei: Fremde Rüden. Ich wartete bis Alvarez wieder an meiner Seite erschien, dann warf ich ihm einen kurzen Blick zu. Wir mussten Acht geben. Zwar war der ursprung der Witterung noch fern, doch sofort hatte ich meine Welpen im Kopf gehabt. Es würde mir nicht gefallen, wenn diese Rüden ohne mein Beisein in die Nähe meines Wurfes kamen. Schon bei dem bloßen Gedanken daran sträubte sich mir das Nackenfell. Tryss und Dekaja würden niemals in der Lage sein die Welpen vor zwei Streunern zu beschützen.

„Wölfe. Es wäre besser wir finden rasch heraus wo sie sich aufhalten.“

Oh ja, das wäre es tatsächlich. Dass ich mich von dem Grauen nicht auf einen anderen Gedanken bringen lassen würde, verschwieg ich ihm. Für mich als Mutter stand fest, dass ich die Gefahr lokalisieren und einschätzen musste. Früher hätte ich um eine solche Begegnung einfach einen weiten Bogen gemacht, aber heute kam dies nicht mehr in Frage. Hier war ich ganz Mutter. Trotzdem kam mir etwas an der markanten Duftnote bekannt vor. Sie waren mir vielleicht nicht vollkommen fremd, aber zurzeit hatte ich noch keinen Wolf vor Augen, dem ich die Witterung zuteilen konnte. Inzwischen war aus meinem Trab nur noch ein schneller Schritt geworden, um die Richtung des Windes besser bestimmen zu können. Ich sah den Grauen dabei erneut an und wartete auf seine Einschätzung der Dinge. Ein wenig Ungeduld mischte sich in meine Züge. Das war wirklich nichts, was ich lange aufschieben wollte. Besser wir klärten die Sache bald.

In der Hoffnung, dass wir sie finden, bevor sie uns oder gar die Welpen aufspüren…

Ein Schauer lief mir durch den Pelz. Kurz überlegte ich auch, ob ich nicht lieber Kehrt machen und auf schnellstem Wege zu den beiden Kleinen zurückkehren wollte. Doch ich entschied zu bleiben. Eine unbemerkte Observation wäre ein perfektes Ergebnis. Es wäre ein Traum diese Rüden zu finden, ohne selbst aufzufallen. So würde man störenden und eventuell kräfteraubenden Konfrontationen aus dem Weg gehen können, ohne die Gefahrenquelle aus den Augen zu verlieren. Ich spürte, wie ich zusehends anders dachte, seit ich die Welpen ins Leben geholt hatte. Die Verantwortung, die ich nun inne hatte, war nicht zu leugnen und ich war keine Fähe, die sich vor ihrer Verantwortung drückte.

[Wald | Alvarez | auf die Witterung von Tamias und Kaya gestoßen]



- Naminara - 09.07.2011

Mit gesenktem Kopf lief ich weiter neben Skadi her. Ihre Worte schienen aufrichtig zu sein, doch wusste ich nicht recht, was ich von ihnen halten sollte. Den Anderen einfach alles erzählen? Und dann? Wahrscheinlich würden sie mich dann einfach fortschicken, weil sie in mir eine Behinderung ihres Fortkommens sähen. Oder so ähnlich... ich konnte den Gedankengang jedoch nicht weiter verfolgen, denn irgendetwas lag in der Luft. Kaya wirkte irritiert und auch Velvet sah sich auffällig um und es schien, dass die beiden etwas verdächtiges gehört hatten. Ich hob den Kopf und sog die Luft tief in meine Nüstern. Irgendetwas war da, ein sachter, kaum nennenswerter, doch vorhandener Geruch, der mir irgenwie bekannt vorkam. Ich wusste nicht recht, was mir da in die Nase stieg, doch es ließ mich abrupt stehen bleiben und die Büsche jenseits des Weges betrachten, den wir gerade noch entlangliefen. Ich stieß Skadi an.

"Riechst du das auch? Was ist das? Es kommt mir bekannt vor aber irgendwie auch wieder nicht..."

Meine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern. Ich warf einen Blick in Richtung der anderen Wölfe, die einige Längen vor uns waren und wiffte ihnen eine kurze, doch eindringliche Aufforderung zu, stehen zu bleiben. Irgendetwas trieb sich dort in den Büschen herum, nicht in unmittelbarer Nähe, doch nah genug um beunruhigend zu wirken. Zumal mein Nervenkostüm zu diesem Zeitpunkt eh nicht das stabilste war. Ich lief einige Schritte hinein ins Gebüsch, versuchte ein wenig mehr Wind zu erhaschen, zunächst vergebens. Doch nach einigen Sekunden wehte mir eine kurze Windböe den Geruch sehr viel intensiver und klarer als vorher in die Geruchszellen. Es war eindeutig die Witterung fremder Wölfe! Ob Fähe oder Rüde, konnte ich nicht sagen, doch es waren mindestens zwei. Ich verschwendete keine Zeit, schob mich nach vorn zu Kaya und sah ihn beschwörend an.

"Wir sind nicht allein hier. Mindestens zwei fremde Wölfe nähern sich uns von dort drüben. Ich vermute, dass sie uns bereits gewittert haben, denn der Wind steht günstiger für sie als für uns."

Wieder war meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, gedämpft, so dass der Wind sie nicht weit tragen würde. Tamias und Velvet in inmittelbarer Nähe mochten wohl gehört haben, was ich ihnen mitzuteilen hatte, doch Skadi, sofern sie mir nicht gefolgt war, würde dies schon nicht mehr mitbekommen. Ich war angespannt. Die Situation in der Gruppe war onehin nicht einfach, mit fremden Wölfen in der Nähe wohl noch weniger. Hatten wir uns in das Revier eines ansässigen Rudels verirrt? Aber dann hätten wir eigentlich Grenzmarkierungen finden müssen. Oder andere Anzeichen. Und so weit von meinem eigenen kleinen Revier waren wir noch nicht entfernt, dass ich nie bemerkt hätte, dass auch andere Wölfe ganz in der Nähe lebten. Viel wahrscheinlicher war, dass es eine andere Gruppe Wanderer war, die unsere Spur gewittert hatten und nun auf uns zukamen. Sei es nun, uns zu begrüßen, zum Reden, zum Kampf oder gar um sich uns anzuschließen. Ich würde warten. Jeder Gedanke an eine Aussprache mit den Anderen schien nun erst einmal beiseite gewischt. Das hier war wichtiger.

[Wald | Erst bei Skadi, dann neben Kaya und Velvet | Hat Arkanis und Alvarez gewittert und warnt Kaya]



- Avis - 10.07.2011

Verdutzt blickte ich auf meine Pfote, die noch immer über diesem Wasser hing. Eigentlich recht lustig, immerhin tropfte sie. Musste wohl Wasser sein … oder doch Regen? Nein, Wasser schien mir logischer, immerhin hatte Deka gesagt, dass Regen – oder eben Regentropfen – aus dieser grauen Decke hinunter kommen würde. Und das, was dann hinunter kommt, bezeichnete Deka als Regen und die kleinen Dinger eben als Regentropfen und nicht als Wasser ... obwohl sie doch aus Wasser waren. Oder nicht?
Eigentlich wollte ich noch so vieles wissen, behielt diesen Gedanken aber erst einmal für mich, da ich Dekaja nicht überfordern wollte.
Meine Augen weiteten sich, als ich meine Pfote noch einmal in das kühle nass hielt. Kalt. Ja, das war es, wie es sich anfühlte, und es war schön. Natürlich gefiel mir die Wärme ebenso gut, aber das hier konnte man nicht als schlecht bezeichnen. Was ich ebenfalls als schön empfand, war die Tatsache, dass Deka mir alles erklärte, wenn ich etwas wissen wollte. Ob Mama mir auch irgendwann alles erklären würde, was ich wissen wollte? Ich hoffte sehr darauf, immerhin liebte ich sie sehr. Kimya eigentlich auch, aber Mama ein bisschen mehr.
Nun fiel mein Blick wieder zu Deka, und ein großes Lächeln zierte meine Lefzen. Meine hübschen blauen Augen waren auf die hübsche Fähe vor mir fixiert, und ich nickte artig. Die Pfote wieder abgesetzt, spürte ich sogleich eine Schnauze in meiner Seite. Mit einem kleinen Sprung stand ich neben Deka und lies meine Rute hin und her pendeln. Vorsichtig zeigte ich ihr stolz meine Zähne, lies aber sehr schnell wieder fröhlich den Fang geöffnet und lies meine Zunge hinaus hängen.

„Irgh!“

Kam nur aus mir. Es machte Spaß so mit Deka zu spielen, also stupste ich ihr mit meiner Schnauze gegen die Pfote. Na, wer war jetzt der stärkere? Natürlich ich.

Langsam glitt mein Blick wieder gen Himmel, und ich konnte sehen, dass es noch immer regnete. Zumindest ein wenig. Mein Fell wurde wohl nass, wenn auch nur leicht, ebenso Dekajas. Vermutlich auch das Fell meines Bruders, welcher meinen Blick auf sich zog. So schaute ich vorsichtig auch zu dem großen Wolf, der sich bei ihm befand. Ob die beiden wohl auch so viel Spaß gemeinsam hatten?
Erneut wurde ich überrascht, als ich plötzlich eine Zunge in meinem Fell spüren konnte. Ich hatte schon verstanden was nass bedeutete, weshalb ich Deka leicht verwirrt anschaute. Hielt sich mich etwa für dumm? Ich hoffte nicht, vermutlich wollte sie das ganze nur noch etwas veranschaulichen.

„Schon ok, ich weiß was das ist.“

Artig nickte ich der Fähe zu und stupste ihre Pfote noch einmal mit meiner nassen an. Also, wie würde es jetzt weiter gehen? Da half es mir schon weiter, dass Dekaja fragte. Doch was wollte ich überhaupt wissen? Den Gedanken hatte ich doch vorhin noch versteckt, oder es zumindest versucht.

„Wo bleibt Mama?“

War das einzige, was mir nun einfiel. Also fragte ich dies und sah zu der hübschen Fähe, als diese aber schon unter einem anderen Wolf lag. Hä? Was sollte das denn jetzt so plötzlich?

„Was machst du da, Wolf? Lass Deka in Ruhe!“

schnell zeigte ich ihm meine Zähne. Ich musste wohl mutig auf dem Fremden – wenn er auch nicht wirklich fremd war – wirken.



- Kimya - 10.07.2011

Nein? Verwirrt blinzelte ich ein paar störende Regentropfen aus meinen Augen und verlor die angespannte Jagdhaltung. Kurz verunsichert hockte ich vor dem großen Wolf und hörte seine Erklärung an. Es erschien mir logisch was Tryss erzählte und ich gab mir Mühe die Informationen gut abzuspeichern. Instinktiv wusste ich, dass ich dieses Wissen noch brauchen würde. Mit einem Mal war die Zeit der Worte dann Vergangenheit. Tryss zeigte endlich seine Jagdkünste und mit einem einzigen schnellen Satz flog er der Fähe auf den Rücken. So schnell konnte ich kaum gucken. Einen Moment zögerte ich, was ich nun tun sollte und lenkte meinen Blick schleunigst auf Avis, so wie Tryss es gesagt hatte. Mein kleines Brüderchen war mindestens so überrascht wie ich und vollkommen ahnungslos. Ich sah wie er mit Tryss stritt – meine Chance!

Es war nicht die perfekte Ausführung von dem, was mir mein erster Freund im jungen Leben gezeigt hatte. Meine kauernde Haltung zur Jagd war schwammig und nicht halb so dicht am Boden, wie es hätte sein müssen. Jedes Reh und jeden Hasen hätte ich längst verscheucht. Außerdem musste ich einige Schritte näher an mein Opfer heran huschen. Meine Läufe waren nun einmal – wie auch der Rest von mir – kürzer als die von Tryss und meine Sprünge konnte man gerade einmal mit kleinen Hopsern gleichsetzen. Trotzdem reichte es für einen Überraschungsangriff auf Avis aus.

Und drittens musst du ganz schnell sein.

Ich huschte also näher an meinen knurrenden, Zähne zeigenden Bruder heran. Er sah mich nicht, denn er war viel zu beschäftigt mit Tryss. Dann hüpfte ich ihm im hohen Bogen auf die Schultern. Ich wollte ihn nicht nur erschrecken, nein ich wollte auch gleich ein bisschen ärgern und mich für die letzte Balgerei im Bau revanchieren. Also schnappte ich nach seinem Nackenpelz und wollte ihn mit meinem schwungvollen Angriff gleich auch umwerfen. Es wäre ein Spaß mit ihm durch die Pfützen zu rollen und sich ein bisschen in die Pfoten zu kneifen. Später musste ich auf jeden Fall Tryss fragen, ob meine erste Attacke zufriedenstellend war, aber jetzt hatte ich bloß noch das Spiel mit Avis im Kopf. Ich war klein, ich wollte spielen!

[Platz vorm Bau | Tryss, Deka, Avis]