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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Kimya - 19.06.2011

Das war alles so eine Sache mit dem Boden, dem Gras und den Schmetterlingen. Nachdenklich sah ich dem fliegenden Ding hinterher, während es sich langsam verabschiedete, um seinen Tanz zwischen den fernen Bäumen weiterzutanzen. Der freundliche Stupser von Tryss ließ einen kleinen Stoß durch meinen Körper wandern, den ich mit einem kurzen Ausfallschritt auffangen musste. Beinahe hätte er mich umgestoßen! Doch wie könnte ich ihm dafür böse sein. Ich sagte also kein Wort und hörte lieber seine Erklärung. Fliegen, ja das konnten diese Schmetterlinge wirklich gut, aber was waren denn Vögel? Verwirrt legte ich den Kopf schief. Es klang allerdings vielversprechend, was diese Vögel so konnten. Alles von oben sehen. Träumerisch hob ich meinen Fang und versuchte ein Stück Himmel zwischen den lichten Bäumen zu entdecken. Es war nicht schwer. Noch immer plätscherte sanft der Regen auf uns herab. Regen, davon hatte Mutter erzählt und ich hatte das fallende Wasser sofort erkannt. Darauf war ich stolz. Doch, dass es so kitzelte, davon hatte niemand etwas gesagt. Bei Regen wollte wohl niemand fliegen.

„Können wir auch nach oben gehen, um die Welt besser sehen zu können, Tryss?“

Meine Stimme war für einen Welpen sehr nachdenklich. Ich dachte dabei nicht einmal ans Fliegen. Solche Flügel, wie sie der Schmetterling hatte, hatte ich bei mir nicht finden können. Tryss hatte außerdem bereits erwähnt, dass Wölfe nicht flogen. Aber wenn ich nur über die Bäume hinaus käme, vielleicht oben drauf auf ihre Blätter, dann würde ich sicher schon viel mehr sehen können als von hier unten. Das wäre ein tolles Abenteuer und ich würde sicher viel lernen können. Immerhin wollte ich noch die ganze Welt kennenlernen. Plötzlich horchte ich abermals auf – ein Streich? Mit großen Augen sah ich den bunten Wolf ungläubig an. Durfte man denn frech sein? Mutter hatte es nie gemocht, wenn wir frech zu ihr waren. Ob Deka das ähnlich sah? Ich zweifelte daran, ob Tryss Idee so gut war. Skeptisch betrachtete ich diese Deka und Avis. Sie schienen beschäftigt. Eigentlich wollte ich viel lieber wissen worüber sie sprachen. Trotzdem überwog die Neugierde.

„Was für einen Streich?“

Neugierig rückte ich etwas näher an Tryss heran. Die verschwörerische Stimmung zwischen uns erregte mich und füllte meinen kleinen Körper mit Ungeduld. Was konnte er vor haben? Vielleicht war das Ganze ja wirklich mit viel Spaß verbunden und wenn man den anderen nicht schadete, wieso sollten sie dann nicht ihren Spaß haben? Nun juckte der Schalk bereits unter meinem Pelz. Meine Rute pendelte aufgeregt hin und her, auf und ab und peitschte sowohl den Boden, als auch Tryss. Er sollte nur recht bald mit der Sprache rausrücken!

[Platz vor dem Bau | Tryss, Avis & Dekaja]



- Kaya - 20.06.2011

Entweder täuschte ich mich gewaltig oder aber die Auseinandersetzung mit den Anderen nagte schlicht und ergreifend an meiner Kraft. Und ein wenig auch an der Kraft die ich innerlich fühlte und die langsam aber sicher weniger wurde. Ich fühlte, dass ich mich weniger auf solch kleine Scharmützel einlassen durfte, ansonsten würden wir unser Ziel zwar vielleicht irgendwann erreichen – dann allerdings ohne mich, weil ich vorher schon zugrunde gegangen wäre.

Zum wiederholten Male war ich geneigt, Velvet einfach nur dankbar anzusehen, aus dem einfachen Grund, da sie die wahren – für mich zumindest – Worte gefunden hatte. Natürlich konnte das nicht letztlich der Weisheit letzter Schluss sein, aber es schien zumindest eine kleine Basis zu geben auf der wir Wölfe miteinander leben konnten. Die hatte es vorher freilich auch gegeben, allerdings hatten wir alles dafür getan, sie gar nicht erst wachsen zu lassen; jeder für sich.

Naminara hatte sich wie erwähnt entfernt und eigentlich war ich nicht geneigt, ihr hinterherzustaksen. Ein einziges mal wollte ich meiner „Rolle“ als Wölfezusammenhalter nicht nachkommen. Ich war überzeugt davon, dass sie uns nicht so leichtfertig verlassen würde und auch wenn ich keine Garantie für meine These hatte, so blieb mir doch besagte Überzeugung.
Skadi folgte Naminara, zumindest hatte es den Anschein. Noch ein Grund mehr, daran zu glauben dass dieser Zustand keiner sein würde, den man als dauerhaft bezeichnen würde müssen. Ich war kurz geneigt, Velvet meinen Fang in den Nacken zu stopfen, aber sie hatte ihre Position geändert, so dass ich mein vorhaben wohl vorerst verschieben musste – okay, damit ließ sich dennoch leben. Irgendwie zumindest.

Tamias gab schließlich wortlos das „go“, den Weg fortzusetzen – und tat mir damit, ohne es zu wissen, einen riesigen Gefallen, denn was anderes hatte ich auch nicht unbedingt vorgehabt. Ich tänzelte kurz vor Velvet herum, ehe ich mich dem Rüden anschloss, nicht ohne ein leises „brwuff“ in Richtung der beiden Fähen – Naminara und Skadi – zu schicken, auf dass sie uns folgen mochten. Ja, ich dachte immernoch im Kollektiv und wenn alles gut lief, würde ich damit auch so bald nicht aufhören, es sei denn die Situation erforderte es...

[bei Velvet, schließlich in Bewegung, Tamias folgend]



- Velvet - 20.06.2011

Scheinbar schienen nun alle zu schweigen. Naminara war immer noch nicht wieder aufgetaucht und nach dem Skadi sich meine Worte angehört hatte war auch diese gegangen, ich hoffte ja das sie nur zu Naminara ging und die beiden irgendwann vielleicht gemeinsam wieder zurück kamen. Tamias hingegen blieb, wenn auch scheinbar sehr gekränkt, sein Ausdruck wurde abwesender – wenn dies denn die richtigen Worte dafür waren aber immerhin lief er in die richtige Richtung was ich schon mal als 'Schritt in die richtige Richtung' verbuchte. Kaya schloss sich letztlich Tamias an und ich begab mich, wie so oft, an seine Seite. Doch so wie die beiden Rüden schwiegen, so schwieg auch ich in diesem Augenblick. Es gab nichts mehr was ich noch sagen konnte und gewiss auch nichts was ich noch sagen wollte. Schließlich hatte doch erst das letzte Thema welches ich begonnen hatte einen Streit hervorgerufen der wieder einmal die Gruppe in zwei teilte.
Während ich neben Kaya herlief und Tamias ab und zu genauso schweigend beobachtete wie ich Kaya beobachtete, glitten meine Gedanken ab. Kaya's Worte hatten mich bereits vorher zum nachdenken bewegt und doch kam ich über die ganze Diskussion nicht dazu diese einmal auf meine eigene Situation zu beziehen. Ich nahm es meinen Vater immer noch übel das er Tay damals opferte nur um sein eigenes Leben zu retten und doch, fragte ich mich ob es nicht Zeit war ihm diesen Fehler zu verzeihen. Ich wusste genau, das Tay es nicht gut heißen würde das ich ihn und das Rudel links liegen gelassen hatte. Doch Tryss hatte soweit ich es verstand nicht so gehandelt um sein Leben zu retten oder das anderer zu opfern, sondern einfach weil er es nicht besser wusste. Und mein Vater hatte so gehandelt wie er es für gut befand um sein eigenes Leben zu retten.
Genug der eigenen Gedanken nachgehangen, denn ich war mir bewusst das man mir genau ansah das ich an etwas dachte was ich lieber verschloss, etwas von dem bis auf Kaya niemand wusste was es war. Noch immer war ich erstaunt darüber das ich ihm bei unserem ersten Treffen alles erzählt hatte. Langsam lief ich weiter und versuchte meine Gedanken auf andere Bahnen zu lenken. Schweigend schaute ich die beiden Wölfe abwechselnd an und fragte mich, wo Naminara und Skadi mittlerweile waren.

[bei Tamias, Kaya | Wald Richtung Norden]



- Dekaja - 21.06.2011

Intensiv war mein Blick, während ich den Kleinen fixierte. Ich war keine so gute Beobachterin, zumindest nicht, wenn es um Gefühle ging, oder wenn es darum ging einen Welpen etwas zu erklären. Avis schien zumindest nicht, wie erhofft, ganz besessen auf meine „Was ist eigentlich der Regen und woher kommt er Erklärung“. Nein, eher war das Gegenteil der Fall. Er schaute zum Himmel und versuchte mit seinem fang die seichten Regentropfen zu fangen. Es sah äußerst lustig aus und regte mich doch dazu an, es auch zu versuchen. Also reckte ich meinen kopf gen Himmel und öffnete den Fang. Ab und zu verirrte sich ein Tropfen auf meiner Zunge und fühlte sich kalt an, kitzelte gar. Es war erstaunlich für mich, eine ganz neue Erfahrung. Wie oft war ich in den letzten Monaten durch den Wald gelaufen, oder hatte einen Unterschlupf vor zu starken Regen gesucht, ohne überhaupt zu wissen, welchen Spaß doch simple Kleinigkeiten im Leben machten. Oder ich hatte es schlicht vergessen auf meinem Weg, ein vernünftiger, „erwachsener“ Wolf zu werden. Meine Augen strahlen Avis förmlich an, als ich mir vorzustellen begann, wie toll es werden würde eine Welt zu entdecken, die ich als Welpe selbst einmal gekannt hatte. Dinge bewusst wahr zu nehmen, die für mich inzwischen so selbstverständlich waren. Wir das Laufen.

Während der Kleine spielte, man konnte ihm ansehen, dass tausende Gedanken durch seinen Kopf schossen, denn seine Augen flogen hin und her und blieben dann Kimya hängen. Mein Blick schoss ebenfalls zu Tryss und Kimya. Die Beiden schienen ebenso fiel Spaß zu haben, allerdings an ganz anderen Dingen. Ob Kimya den Regen schon bemerkt hatte?
Ich setzte mich wieder auf und stellte mich dann endgültig hin. Inzwischen hatten sich die feinen Regentropfen mein Fell durchnässt und erreichten meine Haut. Ein kühler Schauer durchließ meinen Körper und aus einem Reflex heraus schüttelte ich mich einfach und machte Avis dadurch wohl ebenfalls mit nass. Verdutzt verharrte ich dann aber plötzlich in der Bewegung, als Avis mir eine Frage stellte und blinzelte. Nichtwasserregentropfen? Okay, allein diese Frage machte mir deutlich, dass er kein Wort von dem verstanden hatte, was ich ihm versucht hatte zu erklären. Ohje! Wie sollte ich es besser machen?

Mein Blick klebte einen Augenblick an Avis und dann auf den Wald. Ich wollte es ihm doch so gern erklären und irgendwie musste ich das doch schaffen! Ich wollte schließlich keine schlechte Aufpasserin sein. Verdammt! Nur wo sollte ich am besten anfangen?

„Nein Avis, so etwas gibt es nicht glaube ich, schau mal, ich möchte es noch mal erklären. Schau mal, der Himmel ist grau, so grau wie…..hmmm…das Fell des Wolfes mit dem deine Mama eben weg gegangen ist! Der Himmel sieht nicht immer so aus, weißt du, aber wenn er so aussieht fallen manchmal diese Dinger aus ihm raus. Ein so ein Ding, nennt man Regentropfen…“

Ich fing einen mit meiner Zunge auf.

„Ganz viele von diesen Dingern nennt kann man auch Regentropfen nennen, oder einfach nur Regen. Weißt du, wir großen Wölfe brauchen den Regen um ihn zu trinken. Er sammelt sich an manchen Stellen.“

Ich schaute mich Hilfe suchend um und entdeckte eine kleine Pfütze, die sich auf dem trockenen Walödboden gebildet hatte und durch das letzte Herbstlaub noch nicht abgeschlossen war. Schnell lief ich hin und schaute ihn aufgeregt an..

„Hier schau, das ist Wasser, es besteht aus ganz, ganz, ganz, ganz vielen Regentropfen. Wir Erwachsenen haben keine Milch, so wie du, also trinken wir das Wasser.“

Probehalber steckte ich meine Zunge in die Pfütze und schleckte kurz und es ihm zu verdeutlichen.

„Die Regentropfen bestehen immer aus Wasser, wenn kein Wasser da wäre, würde es ja auch keine Tropfen geben, verstehst du?“

Die ganze Zeit über versuchte ich, mein Temperament zu zügeln und langsam zu sprechen, ihn dabei anzusehen, zu ergründen ob er es jetzt vielleicht verstehen würde, denn ich wollte es nicht abtun mit dem Grund, dass er dafür zu klein war. War man zu klein um neue Dinge zu lernen, um Dinge zu verstehen? Aus meiner Sicht nicht! Die anderen beiden Wölfe hatte ich derweil komplett ausgeblendet.


[hockt vor einer kleinen Pfütze im Wald vor Avis | bei Tryss & Kimya]



- Skadi - 21.06.2011

Ich beobachtete meine Pfoten. Mein Fell sah unter dem Wasserspiegel ganz frisch und fluffig aus. Es bewegte sich sanft in den sachten Wasserbewegungen. Es sah aus, wie das weiche, flauschige Fell eines jungen Welpens, dass frisch 'gebadet' von der Mutter rein und unschuldig war. Sobald ich meine Pfoten nur ein kleines bisschen bewegte, wirbelten die Fellstrukturen um das Feste Bein. Wenn man genau hinsah, konnte man die Konturen meiner Muskeln erkennen. Meine Krallen, die wie polliert im Wasser aussahen. So rein und frisch, wie neugeboren und unangetastet von Schmutz und Unreinheiten.
Alles Illusion.
Sobald ich meine Pfote aus dem Wasser ziehen würde, würde das Fell platt runterhängen. Dunkel, als wär es voller schlamm. Schwer, als würde es alle Lasten tragen. Tropfend, als würde es bluten.
Meine Ohren zuckten und drehten sich nach hinten, als Naminara mit leiser und stockender Stimme sprach. Ich hatte die Worte vernommen. Gehört, gespeichert - allerdings unverarbeitet. Zu sehr war ich durch den frischen Schein, abgelenkt, dass das Wasser mit sich brachte. Nochmals neigte ich meinen Kopf zu diesem und trank einige Schlücke von dem kühlen Nass. Augenblicklich wurde das frische Bild der Pfoten zu einen krausen, unförmigen. Das Wasser konnte also doch nicht immer alles schön und friedlich machen.

Erst als ich nochmals Wasser zu mir genommen hatte, meinne Kopf wieder erhoben und Kayas 'Ruf', dass es weiter ging vernommen hatte, drehte ich mich zu Naminara um. Ich ging einige Schritte auf sie zu, schaute sie mir genauer an. Ich musste zugeben, dass ich es das erste mal tat. Sie genau ansehen. Ihre Konturen, ihr Fellmuster. Und ja, sogar ihren genauen Duft. Natürlich hätte ich sie unter vielen Wölfen erkannt, ich wusste ja wie sie aus sah. Aber ich hätte keine genaue Beschreibung schildern können - dazu fehlte das Detail.
Ich holte mir ihre Worte - wie gesagt, sie waren gespeichert, nur noch nicht verarbeitet - wieder ins Gedächtnis zurück und dachte ienen Augenblick darüber nach. Bis ich dann leicht den Kopf schüttelte.

"Ich verstehe nicht ganz. Wenn es um Ausdauer geht, klar, mda machen die Läufe manchmal nicht so mit, wie man es gerne hätte. Aber.."

Ich unterbrach kurz, schaute über meiner Schulter zur Seite. Nur wenige Meter von uns entfernt waren Tamias, Kaya und Velvet im Begriff weiter zu Wandern. Also hatte der Streit wohl ein Ende, Ruhe war eingekehrt und ich konnte wohl wieder zu der Gruppe zurück - ohne einen Nervenzusammenbruch zu bekommen, welcher mir höchst unangenehm gewesen wäre. Wenn es nicht schon ein halber war.
Darüber wollte ich nicht nachdenken.

Ich sah wieder zu Naminara.
"... ich würde dich gerne verstehen. Wenn du es kannst, würde ich deinen Worten lauschen und versuchen... ich würde mir Mühe geben dich zu verstehen."

Ich hätte auch fragen können, ob sie es mir erklärt, erzählt oder preis gibt. Aber wenn ich daran denke, wie Tamias reagiert hatte, als ich ihm direkt nach der Vergangenheit gefragt hatte... Nein, solch eine Reaktion wollte ich nicht noch einmal ernten. Ein ruhiges Nein würde genügen. Das würde ich aber auch nur bekommen, wenn ich genau so ruhig fragen würde. Hatte ich ja nun auch getan.

Ich schaute wieder über meine Schulter zur Seite. Es war nun mehr nahc hinten, als die Seite.

"Wir sollten folgen.... Sichtkontakt reicht ja..."

Unhöflich? Zu mir selbst gesprochen? Ich wusste es nicht. Dass ich die Worte noch von Naminara abgewandt gesprochen hatte, fiel mir erst auf, als sie schon längst von meinen Stimmbändern gebildet worden waren. Aber Naminara musste mich trotzdem verstanden haben. Wölfe haben schließlich ein auserordentlich gutes Gehör.

[Bei Naminara - sucht das Gespräch - will ebenso der aufgebrochenen Gruppe Folgen]



- Avis - 22.06.2011

Es war schön zu sehen, wie Dekaja versuchte mir nachzumachen, und bestätigte mich dadurch darin, dass mein Verhalten völlig richtig war. Immerhin war sie schon ein großer Wolf und musste wissen, was als richtig galt und was nicht. Oder nicht? Vielleicht war Dekaja noch gar nicht so erwachsen wie ich dachte, doch schien dies unmöglich, immerhin war sie größer als ich. Auch Mama war größer als mein Bruder und ich, sie war auch schon erwachsen. Also stand für mich fest, dass große Wölfe genauso viel Spaß an Dingen hatten, die Welpen auch Spaß machten. Mit Sicherheit hatte Dekaja das nicht nur aus gefallen getan, sondern, weil sie daran Spaß hatte. Immerhin konnte ich das an ihrem Gesicht erkennen, schien die Fähe doch fröhlich wie ich zu sein. Meine Augen fingen an zu strahlen, und ein kleines aber glückliches Lächeln umspielte meine Lefzen. Also, was würde sie mir als nächstes beibringen, und gab es nun auch nichtwasserregentropfen? Eine Antwort darauf war unbedingt von nöten, immerhin konnte sie entscheidend sein, wenn es darum ging, klüger als Kimya zu sein. Irgendwie musste ich ja Dekaja von mir überzeugen ... aber war sie das nicht eigentlich schon? Kurz legte ich meinen Kopf schief und betrachtete sie, die Fähe, vor mir, ehe Dekaja wieder ansetzte zu reden. Hui! Was für ein Regen aus Wörtern. So viele, wie die einzelnen Tropfen. Mehr oder weniger glücklich, eher zufrieden, blickte ich die Fähe an und lies nervös meine Rute hin und her pendeln. Dann war dieses Grau ja eine ziemlich schöne Farbe, fand ich zumindest, und betrachtete das Ding, welches Himmel genannt wurde. Ja, Grau war die Farbe der großen Decke, die sich über alles zu legen schien und schließlich die Regentropfen fallen lies. Aber noch spannender als die Erklärung war das, was Deka schließlich tat. Schnell eilte ich zu dem Wasserding hinüber und steckte probehalber meine Pfote hinein, ehe ich diese wieder hinauszog und verwirrt schaute. Den Kopf wieder schief gelegt betrachtete ich meine Pfote. Kalt und ... ja und was?

Jetzt ist sie nass, oder?

Hilfesuchend blickte ich die Fähe an. war nass das richtige Wort gewesen? Wo hatte ich es nur schonmal aufgeschnappt. Neugierig blickte ich zu meinem Bruder und seinem 'Begleiter' rüber.

Meinst du, Kimya weiß, was nass ist?


[Pfütze vor dem Bau | bei Dekaja | Tryss, Kimya ]



- Tryss - 27.06.2011

Was war das denn? Kimya schien viel interessierter daran die Welt von oben zu sehen als seinem Bruder einen kleinen Streich zu spielen. War das normal? Lobenswert war es sicher, aber Welpen waren doch sonst viel frecher oder? Ich fragte mich für einen Moment, wie ich als Welpe gewesen war. Neben fragend und neugierig nervig für meinen Vater. Aber so richtig viel kam mit dabei nicht in den Sinn. Nun ja. Ich freute mich, dass der junge Rüde so viele Fragen stellte – das konnte ihm nur gut tun und ich setzte alles daran sie so gut wie möglich zu beantworten, damit Kimya auch möglichst viel lernte – was noch viel besser für den Kleinen war.

„Wir könnten mal auf einen Berg oder einen Hügel gehen. Da ist die Erde viel höher und manchmal sind sie sogar so hoch, dass man über alles drüber hinweg schauen kann. Das wird dir bestimmt Spaß machen. Hat dir deine Mama schon von Bergen erzählt?“

Nun, selbst wenn nicht würde das nicht allzu schwer sein. Die Gegend hier war ja nicht unbedingt die flachste. Auch ich war in einem eher hügligeren Gebiet aufgewachsen und auf einem dieser Hügel zu sitzen, die Welt und die untergehende oder aufgehende Sonne zu beobachten, war selbst für mich immer ein Erlebnis gewesen, das mich sprachlos machte. Aber Sprachlosigkeit konnte ich mir im Moment nicht leisten, denn Kimya wandte seinen Kopf verschwörerisch zu meinem und wollte etwas von meinem Streich wissen. Na also!

„Wenn du es nicht möchtest, musst du es sagen. Aber siehst du, wie beschäftigt die beiden mit sich selbst sind? Ich denke, wir könnten ein bisschen anschleichen üben. Wir schleichen uns an sie heran und versuchen sie einzufangen als wären sie Schmetterlinge. Dann bekommst du ein bisschen Übung und es klappt vielleicht beim nächsten Mal mit Schmetterlingfangen. Ich würde Deka übernehmen und du deinen Bruder. Na, was meinst du? “

Ich hatte die Stimme weiter verschwörerisch gesenkt und war mit dem Kopf ganz nah an Kimya herangerückt. Der vordere Teil meines Körpers lag flach auf dem Boden, während mein Hinterteil in die Luft gestreckt war. Meine Rute wedelte aufgeregt und ein wenig verräterisch, aber ich konnte meine Spannung und Tatendrang kaum wirklich unterdrücken. Ich war gespannt, was Kimya zu meinem Plan sagen würde.

[Platz vor dem Bau | Kimya | Deka und Avis]



- Naminara - 27.06.2011

Skadis Blick hatte sich nach meinen Worten wieder dem Wasser zugewandt und auch ich ließ ihn wieder ins Gebüsch schweifen. In einiger Entfernung raschelte plötzlich etwas und ich hörte ein kurzes auffordernd wirkendes Bruffen, das sich dem Tonfall nach Kayas Fang entrungen hatte. Ich seufzte leise, innerlich immer noch angespannt, doch scheinbar schien mir keiner meinen 'Ausbruch' wirklich übel zu nehmen. Meine Augen drehten sich wieder in die Richtung der braunen Fähe, deren Worte ich zwar gehört, doch nicht wirklich wahrgenommen hatte. Woher wusste sie, wie es um meine Läufe bestellt war? Vielleicht plagten sie ja ähnliche Probleme? Auf jeden Fall wirkte sie ehrlich daran interessiert, nicht überaus neugierig oder aufdringlich, einfach nur ein leichtes Interesse. Ich war nicht erpicht darauf, meine ganze Lebensgeschichte vor ihr auszubreiten, doch immerhin sollte ich sie nicht ganz im Dunkeln lassen.

"Meine Läufe machen leider häufiger schlapp, als es vielleicht bei euch der Fall ist. Ich hatte... so etwas wie einen Unfall vor längerer Zeit. Meine Knochen sind instabil und brechen leicht und wenn ich nicht aufpasse und regelmäßig ausruhe, sind sie schnell wieder kaputt. Ich will euch damit nicht behindern, doch das halbwegs gemächliche Tempo im Moment gefällt mir daher schon besser als das stramme Wandern vorher..."

Wieder verstummte ich. Ich hatte mich von meinem Platz erhoben und schüttelte mir den Sand aus dem Bauchpelz. Meine Augen richteten sich wieder auf Skadi, die offensichtlich gewillt war, den Anderen zu folgen und auch ich war dazu bereit. Auch wenn ich mittlerweile noch mehr an der Gemeinschaft zweifelte als es bisher der Fall war. Auf Dauer würde das niemals gut gehen...

[Bei Skadi | Etwas abseits der Rest]



- Kimya - 28.06.2011

Berge? Hügel? Interessiert fingen meine großen Ohren die Worte des Freundes ein. Sie zielten bald jedoch auf ein anderes Thema ab, das mich für den Augenblick sowieso mehr in seinen Bann gezogen hatte: der erwähnte Streich. Ich würde später noch einmal auf die Berge zurück kommen müssen. Mit großen Augen betrachtete ich viel lieber aufmerksam wie sich die Haltung des Wolfes veränderte. Er hielt die Brust dicht am Boden, ganz ähnlich wie er es beim Schmetterling getan hatte. Aber Deka und Avis flogen ja nicht über unseren Köpfen. Ich wunderte mich, dass dieselbe Technik auch hier funktionieren sollte und war begierig darauf alles von Tryss zu lernen. Meine hungrigen Sinne sogen alles auf, was der bunte Rüde an Beobachtung hergab, und sogleich versuchte ich sein Verhalten zu imitieren. Allerdings stellte ich bald fest, dass es leichter aussah als es war. Meine Pfoten waren mit ständig im Weg. Ich konnte den Oberkörper nicht ablegen, denn da waren diese unpraktisch großen Pranken ja bereits. Immer wieder schwenkte mein Fang zu Tryss, um einen kleinen Hinweis zu erhaschen wie er es fertigbrachte an seinen Pfoten vorbeizukommen. Es wollte alles nicht so recht klappen und am Ende kauerte ich mehr schlecht als recht am Boden. Für den Anfang sollte dies reichen, so beschloss ich und empfand meinen ersten Versuch im Grunde als gar nicht so schlecht. Ein wenig wackelig auf den Beinen wartete ich auf die nächsten Ideen von Tryss. Was nun? Gespannt starrte ich ihn an und würdigte dabei Avis, mein Opfer, nicht mit einem Blick. Niemand hatte mir schließlich gesagt, dass man die Beute stets im Auge behalten musste.

„So etwa?“,

flüsterte ich in die Nähe des größeren Ohres. Viel lieber hätte ich ihn ausgequetscht was nun als nächstes geschehen würde. Das war die Frage die mir wirklich auf der Zunge brannte. Aber ich kam mir selbst schon nervig vor, wenn ich nur daran dachte nun mehrmals „Was nun? Was nun?“ zu jammern. Nein, so etwas sollte mir nicht ähnlich sehen. Also nahm ich all meine Geduld zusammen und starrte Tryss gebannt an, in der Hoffnung meine Augen würden ihm schon verraten, dass er endlich mehr verraten sollte. Vor lauter Spannung hatte sogar meine Rute ganz vergessen aufgeregt zu wedeln. Starr wackelte ich also vor mich hin, darum bemüht nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Lange würde ich das jedenfalls nicht aushalten. Besser es ging nun schnell weiter. Noch immer hatte ich keine Zeit Avis oder Dekaja zu beobachten.

[Platz vor dem Bau | Tryss | Dekaja, Avis]



- Dekaja - 30.06.2011

Neugierig und überschwänglich beobachtete ich Avis Bewegungen. Ich hatte seine Neugier geweckt, zuviel war offensichtlich. Sein Strahlen zauberte auch im meinen Fang ein Lächeln. Ich konnte zwar nicht ganz sicher sein, aber zumindest hatte ich das kleine Fellknäul mit meiner „Regenausführung“ belustigt. Alles andere war doch eh erstmal unwichtig oder? Der Rest kam schon von allein. Es erstaunte und erfreute mich gleichzeitig, als Avis zu mir kam und es mir gleich tat. Sein Blick war unvergesslich für mich, als seine kleine Pfote zum ersten mal das kühle Nass berührte. Seinen Blick einzufangen, als seine Pfote tropfend in der Luft hing war zu komisch und dann seine Frage.

„Ja Avis, sie ist nass. Alles was mit Wasser in Berührung kommt wird nass.“

Aufmunternd ging ich zu ihm und stupste mit meiner Schnauze sanft in seine Seite. Er war ein pfiffiges Kerlchen und würde bestimmt so vieles lernen. Mein Herz machte einen erfreulichen Hüpfer bei dem Gedanken, dass ich ihm vielleicht ein kleines Stückchen von der Welt zeigen konnte. Ehrlich gesagt machte ich mir wenig Hoffnung, dass Arkanis den Welpen alles so erklären würde sie Tryss oder ich. Wahrscheinlich würde sie grimmig durch den Wald gehen und ihnen sagen „Das ist ein Reh! Das ist ein Bach! Das ist ein Vogel!“. Schon allein bei dem bildlich vor meinen Augen entstandenen Gedanken konnte ich ein kichern nicht mehr unterdrücken. Vor ich den Blick von Avis auf mich spürte und grad so noch seine Frage mitbekam. Stimmt da war ja noch ein Welpe. Ein Bruder.

“Ich weiß nicht ob dein Bruder das Wort kennt, aber es ist gut möglich. Wenn deine Mama dich geputzt hat, war dein Fell doch auch nass.“

Um meine Aussage zu unterstützen schleckte ich ihm spontan kurz am Gesicht entlang und hinterließ auf seinem flauschigen Welpenfell eine nasse Spur. So etwas wie Schalk glitzerte in meinen Augen auf. Avis machte den Eindruck, als wollte er mehr lernen und wissen als sein Bruder. Wetteifern. Hatte ich das früher mit meinem Bruder auch gemacht?
Mein Blick wurde ein wenig nachdenklich, als ich an meine Familie denken musste. Ob sie stolz auf mich gewesen wären nach meiner Jagd, oder in dieser Situation jetzt hier? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das würde ich wohl in nächster Zeit nicht erfahren, zumindest waren meine Hoffnungen in den letzten Wochen immer weiter gesunken.
Schnell lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den wissbegierigen Wolf vor mir.

“Was möchtest du denn noch wissen, was kann ich dir erklären?“

Ich war gern bereit Avis viel zu erklären und meine Rute wedelte genauso im Takt hin und her. Tryss und Kimya hatte ich keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt und so von ihrer Aktion noch nichts mitbekommen.


[Vor Höhle im Wald / Avis / Tryss & Kimya]