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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Kimya - 31.05.2011

Stille überkam mein kleines, welpisches Gemüt. Mit großen, aufmerksamen Augen betrachtete ich die Miene des Wolfes, zu dessen Pfoten ich lag. Eine ganze Zeit lang blieb ich stumm und sah meinen neuen Freund Tryss bloß an. Er redete viel, doch ich konnte nicht gleich antworten - noch nicht. Erst einmal musste ich die ganze Sache sehr genau überdenken. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren. Etwas machte den großen Wolf traurig. War ich es? Oder etwas, das ich gesagt hatte?

Er vermisst seine Mama.

Die Erkenntnis kam und sogleich wurde mein umsorgendes Wesen aktiv. Ich drehte mich von meinem Rücken zurück auf die Pfoten und hopste ein wenig in die Höhe. Meine Vorderpfoten stemmte ich gegen Tryss' Brust, um seinen Fang mit dem meinen zu erreichen. Freundschaftlich schleckte meine winzige Zunge über seine Lefzen, ehe ich inne hielt und ihm meine Antwort schenkte.

"Ich werde mich beeilen und schnell wachsen. Dann suchen wir zusammen deine Mama, Tryss. Wir finden sie bestimmt. Bis dahin teile ich einfach meine Mama mit dir."

Ich kam mir sehr schlau vor und war gespannt, ob dem größeren Wolf mein Vorschlag gefallen würde. Dass Arkanis die ganze Zeit über Aufbruchsvorbereitungen getroffen hatte, bekam ich erst mit, als sie schon verschwunden war. Verwundert hüpfte ich über den ausgestreckten Lauf meines Freundes und sah mich fragend auf dem kleinen Platz vor der Höhle um. Nanu? Wo war sie denn hin? Ich wollte ihr doch Tryss vorstellen. Sorgenvoll begann ich nach ihr zu schnüffeln, drehte mich einige Male um mich selbst und konnte ihren bunten Pelz noch immer nicht entdecken. Nur Avis war noch da. Avis und Tryss und eine andere Wölfin, aber nicht Mama. Verärgert fing ich fiepend an nach ihr zu rufen. Ich musste ihr meinen Freund vorstellen. Wie konnte sie da einfach weggehen? Angst hatte ich keine, immerhin hatte sie uns auch in der Höhle öfter zurückgelassen. Mama kam immer wieder zurück, daran zweifelte ich nicht, aber musste sie ausgerechnet jetzt fehlen?

"Mama!"

Schließlich zuckte ich mit den Schultern und tapste wackeligen Schrittes zurück zu Tryss. Etwas beleidigt setzte ich mich auf den Popo und schmollte vor mich hin. Die getrübte Stimmung hielt jedoch nur wenige Augenblicke, dann war sie auch schon wieder verflogen, als nämlich ein flatterndes kleines Ding an mir vorüberzog. Eilig tapste ich dem fliegenden Gesell nach, die Nase steil in die Luft erhoben.

"Tryss! Tryss! Was ist das da? Welchen Namen hat das?"

Wild wedelnd hopste ich mehrere Male in die Luft, konnte das Flatterding aber nicht erhaschen. Ich wünschte mir, dass es einmal anhielt und zurückkam. Ich wollte doch so gerne wissen was es war. Wozu war es gut? Was tat es so? Konnte man das essen? Als der kleine Falter eine Pause an der Rinde eines Baumes machte, hüpfte ich aufgeregt wuffend an dem Stamm hoch, ohne den kleinen Flieger erwischen zu können.

[Platz vorm Bau | Tryss, Dekaja, Avis | auf Falterjagd]



- Kaya - 01.06.2011

Ich war gar nicht so unfroh darüber, dass Velvet meine Worte so offen empfing, wie sie es tat. Denn ich wusste, dass sie sich hüten würde, daraus ein Thema zu machen, beziehungsweise ein größeres als es das eigentlich war. Aber dabei würde es nicht bleiben, da war ich mir irgendwie sicher.
Der Regen verwischte die Gedanken an Tryss keineswegs, der mir in der Tat ein wenig zu fehlen schien, jedenfalls musste ich so wirken als sei dem so, da war ich mir sicher. Also schon wieder.

„Solche Verbindungen zu Wölfen haben ist nicht immer gut.“

tat ich noch leise kund. Dann hob ich den Blick und musterte Skadi ein wenig, die mir in diesem Moment irgendwie doch ein wenig leidtat – wer wusste schon, was die Braune erlebt hatte, dass sie so geworden war, wie sie es nun war? Ich wusste es nicht, aber eines wusste ich: Mit ihr tauschen würde ich mein Lebtag nicht wollen, nein. Ich seufzte leise und bereitete mich darauf vor, weiterzustaksen, als sich Tamias aus der kleinen Gruppe löste und mich nicht nur konfrontierte sondern gleich auch noch seine – exklusive – Sicht der Dinge kundtat. Ah, wunderbar – hatten wir nicht gerade erst Frieden gesucht und gefunden? Wunderbar, Herr Wolf!

Ein leises Knurren entfuhr meiner trockenen Kehle und dennoch ließ ich Tamias erst seinen Monolog zuende führen. Denn sprechen konnte er ja durchaus, immerhin aber musste er mir die Chance zur Rechtfertigung lassen, worüber ich alles andere als unerfreut war. Und schließlich kam der Zeitpunkt dann auch, als ich nach des Rüden Lauscher hapste, freilich ohne ihn treffen zu wollen – und auch ohne es zu tun.

„Hör zu, Wolf! Ich möchte nicht wissen, wie Du an seiner Stelle reagiert hättest. Wenn Du weniger Lebenserfahrung gehabt hättest. Wenn Du....ähnlich geblendet gewesen wärst.“
Ich beschrieb einen Halbkreis um Tamias herum. „Ich weiss durchaus, dass Tryss einen Fehler gemacht hat – aber wir alle die wir hier sind, sind wir alle nicht frei von Fehlern. Wenn Du dir anmaßen möchtest, über Tryss zu richten, dann nur zu – jag ihn, verfolge ihn und ziehe ihn zur Rechenschaft. Ich finde, wir haben das Ganze gut genug überstanden um nach vorn zu blicken und nicht verklärt in die Vergangenheit. Vielleicht lernst auch Du das irgendwann – dass verzeihen mit dazu gehört! Oder MUSS ich jemanden weniger mögen, ihn weniger in meinem Herzen tragen, nur weil er nicht frei von Fehlern ist? Mag sein, dass Du das kannst, Wolf.“

Ich hatte meinen Ton alles andere als gedämpft, denn im Vergleich zum vorherigen war dies etwas, das wohl alle angehen dürfte die wir hier waren. Allerdings unterbrach ich meinen Lauf nicht, sondern musterte nur Tamias, ehe ich mich hinter Velvet zurückzuziehen gedachte – damit der Fellhaufen sie auch jaaa ganz betrachten konnte.

[bei Velevt, Tamias hinzu, Skadi und Naminara in der Nähe]



- Velvet - 01.06.2011

Langsam lief ich neben Kaya her und war durchaus überrascht wie Tamias urplötzlich bei uns war und in einem Ton – der wenn man mich fragt sich schon vergriff – seinen Standpunkt klärte. Ich wusste nicht genau was damals geschehen war und warum sie sich getrennt hatten aber eines war sicher: Streit wollte ich nicht provozieren mit meinen Worten. Ich konnte nicht verstehen wieso Kaya und Tamias so unterschiedliche Meinungen hatten, vielleicht hatte aber auch Kaya mit seinen nächsten Worten recht. Er umkreiste Tamias mehr oder weniger und machte auch deutlich wie wenig er von dem ganzen Verhalten hielt. Verzeihen, ja das war wichtig. Doch ehe ich dazu ansetzten konnte zu Antworten bemerkte ich das Kaya nun fast hinter mir lief und Tamias mich eindeutig komisch musterte und dabei war mir überhaupt nicht wohl, vor allem da ich diesen scheinbaren stimmungswechsel nicht verstand. Ohne Tamias damit verletzten zu wollen lief ich so langsam weiter das Kaya wieder zwischen uns lief und berührte diesen leicht an der Schnauze, ein Zeichen dafür das er sich nicht aufregen sollte. Dann wandte ich mich zu Tamias.

“Nun ich hatte in keinster weise Beabsichtigt irgendeinen Streit heraufzubeschwören und denke das jeder seine eigene Meinung vertreten kann. Und doch denke ich ist es letztlich ziemlich fragwürdig wenn solche Dinge verschwiegen werden, vor allem wenn wirklich der Fall auf treten kann und wir den anderen am Ziel begegnen können.“

Ich machte eine kleine Pause um mich einmal zu beruhigen. Ich merkte genau das es mir nicht gefiel wie Tamias sprach, auch wenn ich Tryss nicht kannte so war ich doch der Meinung das dieser gewiss einen Grund für sein Handeln damals gehabt hat, auch wenn er vom Alter her vielleicht noch ein wenig Jung war. Ich atmete noch einmal tief durch ehe ich mich erneut an Tamias und Kaya wandte.

“Tamias, ich kann verstehen das es dich nicht glücklich macht was damals passiert ist, vor allem wenn Wölfe dabei ums Leben kamen. Aber dennoch kann ich auch Kaya verstehen und nur zu stimmen: Man muss auch verzeihen können.“

Wer mich kannte dem konnte auffallen das ich mit meinen letzten Worten auch nachdenklicher wurde. Verzeihen. Natürlich hatte Kaya recht und ich stimmte da auch vollkommen zu. Ich fragte mich ob es auch für mich Zeit war mit dem Verzeihen zu beginnen und vor allem ob ich bereit war ihm zu verzeihen. Ganz leicht schüttelte ich meinen Kopf um diesen Gedanken abzuschütteln, darüber wollte ich jetzt wirklich nicht nachdenken. Leider war ich mir sicher, dass Tamias meinen Versuch aus seinem direkten Blickfeld zu entschwinden als kränkend empfand, jedoch war es mir so lieber. Ich schaute einmal zu Kaya und zu Tamias und fragte mich wie viel von der Unterhaltung Skadi und Naminara mit bekommen hatten. Noch einmal erhob ich das Wort, jetzt wo ich mich wieder vollständig gefasst hatte.

“Es tut mir Leid dass ich einen Streit heraufbeschworen habe, dies war nicht meine Absicht.“

Und ich nahm mir an dieser Stelle fest vor gewiss nicht noch einmal davon anzufangen. Irgendwie war es scheinbar ein Riesen Tabu Thema, jedenfalls für einige von uns, denn Kaya hatte mir letztlich doch ohne Umschweife alles erzählt. Und so wie seine letzten Worte sich anhörten mochte er Tryss wirklich. Inständig hoffte ich, dass jetzt nicht Kaya und Tamias anfingen um meine Gunst zu werben, denn ganz so sah es nun aus.

[bei Tamias & Kaya | Skadi und Naminara in der nähe]



- Skadi - 01.06.2011

In meinen eigenen Gedanken war ich gefangen und erst als sich Tamias von meiner Seite entfernte und seine bös brüllenden Worte ertönten, holte mich das in die jetzige Situation zurück. Es ging immernoch um Tryss. Der eine entschuldigte ihn, der andere verdammte ihn. Und sie stritten. Laut, wütend und auf einer art unterschwellig beleidigend.
Velvet schien mit der Lage leicht überfordert zu sein. Sie nutzte viele Worte und versuchte den Streit zu schlichten. Mir entwich nur ein Schnauben. Den Streit konnte Wolf nicht schlichten. Dazu waren die Rüden, beide, zu dickköpfig und beharrten beide auf ihre Meinung ohne sich irgend eine andere an zu hören. Und jetzt stritten sie. Schon wieder. Über das selbte.
Und ich stand naneben. Vollkommen neben meiner Spur. Emotional so angegriffen, dass ich eben auch so handelte. Ich wollte einfach nur Ruhe. Knurrend drehte ich mich um, hetze wenige, kurze Schritte und schnaubte dabei das Wort Ruhe. Als ich zwischen Kaya und Tamias stand - Velvet hatte sich inzwischen wieder hinter den erstgenannten gestellt - knurrte ich nur und zeigte bedrohlich meine Zähne. Beide ernteten einen bitter bösen Blick.

"Seit Still! Das hat doch keinen Sinn mit euch beiden!"

Es war ein bösartiger Ton. Ein Feindlicher, knurrender, einfach wütender Ton. Würde ich mich selber hören, dann würde ich mich vor mir erschrecken.
Ich gönnte mir eine Pause, bevor ich etwas ruhiger, jedoch immernoch mit tiefen Knurren im Hintergrund, weiter redete. Meine Augen hielt ich geschlossen.

"Ihr werdet nie auf einen Zweig kommen. Ihr hört nicht zu. Lasst nicht ausreden. Ihr versucht gar nicht, den anderen zu verstehen. Und ihr redet verdammt noch mal über Meinungen. Recht hat keiner von euch!"

Meine Blicke wanderten nun zwischen Kaya und Tamias hin und her.

"Seit einfach Still!"

Ich schnaubte noch einmal, so, als wäre nun sämtliche Last von mir gefallen. Und zu guter letzt schüttelte ich mein Kopf und Halspelz. Kleine Tropfen von dem leichten Regen flogen zu allen Seiten und das der eine oder andere Tropfen einen der Rüden traf, konnte nicht verhindert werden.
Inzwischen hatte sich mein Blick aus dem von Wut erfüllten zu einen Hilfesuchenden geändert, der letzten Endes auf Velvet traf. Tief atment stand ich noch immer zwischen den Rüden. Ich wusste nicht, was nun kommen würde. Ich wünschte mir nur Ruhe. Für mich. Damit ich mich wieder finden konnte. Wieder vergessen konnte.
Naminara schien in dieser Truppe in diesme Moment die einzige bei Verstand zu sein.

[Zwischen Kaya und Tamias, Velvet direkt hinter Kaya | Naminara leicht versetzt hinter allen]



- Dekaja - 03.06.2011

Es geschah in letzter Zeit offensichtlich regelmäßig, dass man es schaffte mich dermaßen zu überraschen, denn ich konnte es nicht anders sagen, doch dieser kleine Winzling vor meinen Pfoten erfüllte mich mit Freude. Wie hatte ich mir Welpen eigentlich vorgestellt? Ich selbst hatte noch nie welche gesehen. Es war doch eine willkommene Abwechslung, mal nicht nur die Grummelwölfe meines Rudel zu haben, oder die zwei älteren Weggefährten mit denen mein Weg sich in letzter Zeit gekreuzt hatte. Obwohl mir mein Rudel doch sehr fehlte, vor allem meine Mutter, konnte ich jetzt kaum etwas anderes vor mir sehen, als Avis. Seine Neugier war faszinierend und ich hoffte doch stark, dass sie im Alter nicht nachlassen würde. Meine Augen fixierten den Kleinen und so konnte ich jedes Wackeln und jede Bewegung wahrnehmen. Als er zu mir dann meinte, ich sei auch mutig und meinen Namen zum ersten mal aussprach pendelte auch meine Rute erneut freudig über den Waldboden. Ich hatte mich wieder nieder gelassen um dem Kleinen so besseren Zugang zu ermöglichen, denn ich wollte nicht von oben herab handeln, sondern auf seinem Level bleiben. Dass er mich als mutig bezeichnete erstaunte mich jedoch. War ich mutig? Eigentlich nicht wirklich. Wenn ich so über mein bisheriges Leben nachdachte, konnte man wohl sagen, dass ich bisher nur durchs Leben gestolpert war und oft sehr viel Glück hatte. Wie zum Beispiel, als ich den Hügel runter gefallen war und vor Tryss Pfoten stoppte. Wäre das nicht passiert, wäre ich jetzt nicht hier. Eigenartige Zufälle hielt das leben bereit, ich war echt gespannt ob ich mal mutig sein musste, aber das wollte ich dem Kleinen jetzt lieber nicht erzählen.

Als ich aus den Augenwinkeln heraus vernahm, wie sich Arkanis und Alvarez umkehrten um eine Runde zu drehen und den plötzlichen panischen Laut aus dem kleinem Maul vor mir vernahm, stockte kurz mein Herz. Es erinnerte mich daran, wie ich damals plötzlich vor der Höhle stand und niemand mehr da war, mit dem Unterschied, dass der Kleine hier kaum mehr 4 Wochen als war. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals tapfer runter und stupste Avis beruhigend mit der Schnauze an. Mein Blick war warm und offen.

“Natürlich kommt deine Mama wieder, sie würde dich niemals so allein lassen.

Ich hielt meine Stimme ruhig und vollkommen überzeugend um dem Kleinen Sicherheit zu vermitteln, obwohl ich von solchen Sachen keinerlei Ahnung hatte, versuchte ich mich zu bemühen. Immerhin hatte Arkanis uns beiden die Zwerge anvertraut. Ich wollte sie nicht enttäuschen und ihr beweisen, dass ich auch etwas auf dem Kasten hatte, hoffentlich ging das nicht nach hinten los. Doch bevor ich noch etwas anderes hätte sagen können, stellte Avis mir die nächste Frage. Uff. Was sollte ich denn jetzt darauf antworten? Ich wollte auf keinen Fall, dass Kanis dachte ich folge ihr, weil ich mit dem Kleinen nicht klar kam.

“Avis, ich denk das ist keine gute Idee. Weißt du, deine Mama möchte auch mal wieder ganz allein durch den Wald streifen um danach dann doppelt so viel Zeit für dich zu haben.“

Okay, ich staute auf die Pfoten vor mir, ob das eine Gute Erklärung war, die den Welpen abhalten würde? Wohl kaum.

“Außerdem möchte deine Mama doc testen, die tapfer und mutig du bist, ob du es eine Weile ganz ohne sie schaffst, verstehst du dass?“

Ich schaute den Winzling vor mir direkt in die Augen, versuchte seine ganze Aufmerksamkeit einzufangen…

“Ich bin aber hier und passe auf dich auf bis deine Mama wieder da ist.
Meine Zunge fuhr kurz über seine Schnauze. Ein Zeichen von Zuneigung, ein Versuch sein Vertrauen zu gewinnen.


[Waldlichtung || liegt vor Avis || Tryss und Kimya in der Nähe]



- Avis - 05.06.2011

Traurig zuckte meine kleine Rute noch kurz hin und her, ehe Mutter mit ihren wenigen Worten auch schon wieder verschwunden war. Natürlich, in der Höhle hatte sie uns auch manchmal alleine gelassen, aber da kam mir das ganze ebenso merkwürdig vor wie jetzt. Auch wenn sie sagte, sie würde wieder kommen, war ich nervös. Vorsichtig zuckten meine Ohren hin und her, oft in die Richtung in die die beiden Wölfe gegangen waren, und dann schließlich wieder zu Dekaja. Meinen Kopf hatte ich schon wieder zu der Fähe gedreht, und beobachtete sie nun. Mitkommen würden wir also nicht ... aber wieso eigentlich nicht? Wollte Arkanis mich nicht dabei haben, war ich noch zu klein, oder mochte sie den anderen Wolf vielleicht lieber als mich? Kurz fiel mein Blick auf Kimya, der sich ja prächtig zu amüsieren schien. Und ich? Ich hatte angst, Mutter würde nicht mehr zu uns zurückkehren. Doch eigentlich war das ganze ziemlich überflüssig, immerhin musste ich mich auf sie Verlassen, ihr Vertrauen. Sie würde noch öfters gehen und wieder kommen, bestimmt.
So fiel mein Blick kurzzeitig auf den Himmel, der etwas zu verlieren schien. Das, was da runter kam, war irgendwie ziemlich komisch - doch als ich Deka fragen wollte, was das war, stupste sie mich plötzlich an. Ehrlich gesagt, hatte ich meine Sorgen in dem Moment schonwieder ein wenig vergessen gehabt. Also stupste ich sie zurück, an ihrer großen Nase. Vermutlich hatte Deka recht mit dem was sie sagte, sie musste auch mal etwas Zeit für sich haben ... auch wenn ich das etwas komisch fand.

Wusste Mama etwa noch nicht, dass ich mutig sein konnte, oder es die ganze Zeit über war? Vielleicht musste sie das erst erkennen, und wenn nicht, würde Deka ihr das bestimmt erzählen. So wie ich sie einschätzte würde sie das machen, immerhin hatte sie mir auch ihre Nase hingehalten.
Verwundert zuckten meine Augen kurz zusammen, ehe ich sie wieder öffnete. Ah! was war das gewesen? Vorsichtig betrachtete ich erst meine Nase, dann meine Schnauze. Irgendwie hatte das gekribbelt, war lustig gewesen. Ein kurzes lächeln zierte meine Lefzen, ehe ich wieder auf meine Beinge sprung und freudig mit der Rute wedelte.

Du, Deka? Was ist das eigentlich, was der Himmel die ganze Zeit verliert?

Freudig lief ich umher, lies mich durch meine kurzen Beine ein wenig forttragen und beobachtete weiterhin den Himmel.



[Platz vor dem Bau | bei Dekaja | Tryss, Kimya ]



- Tryss - 06.06.2011

Der kleine Mann schaffte es schnell und effektiv meine traurigen Gedanken zu vertreiben. Als er sich gegen meine Brust stemmte und mir über die Lefzen leckte, musste ich sogar wieder lächeln. Freudig wischte meine Rute über den Boden und ich leckte dem Welpen die Nase. So ein goldiger kleiner Kerl! Aus dem würde bestimmt mal ein toller großer Wolf werden. Vielleicht ja sowas wie ich? Mit ganz vielen Fragen auf dem Herzen und ganz tollen Ideen im Kopf. Eine gute hatte er ja schon.

„So machen wir das. Aber du musst deine Mama nicht mit mir teilen, das ist doch deine Mama. Außerdem würde deine Mama mich bestimmt nicht als Sohn sehen, ich bin ja schon viel zu groß für einen Welpen.“

Obwohl... manchmal glaubte ich, dass Arkanis und Alvarez in mir und Dekaja tatsächlich zu groß geratene Welpen mit vielen Flausen und Fragen im Kopf sahen. Dabei war zumindestens ich doch öfter einmal ziemlich nachdenklich. Ich konnte auch erwachsen, das hatte ich im Dorf gut genug unter Beweis gestellt. Zusätzlich zu meiner Unfähigkeit und der Fähigkeit andere gut in Gefahr zu bringen. Für den Verlust der beiden Fähen konnte ich nichts. Die waren einfach verschwunden. Ich glaubte nicht, dass die Menschen sie gefangen hatten. Sie waren sicher vor Angst einfach davon gelaufen, als sie an die Menschen gedacht hatten. Wie feige! Ob sie Angst um ihr Leben gehabt hatten? Nun, Ares hatte keine gehabt. Und ihn hatten die Hunde erwischt. Herrje, ich schweifte schon wieder in traurige Gefilde ab, Zeit sich auf Kimya zu konzentrieren. Der schien gerade noch kurz Arkanis hinterher gelaufen zu sein, schmollte gerade ein weing. Aber als ich den Fang öffnen wollte, um ihn ein bisschen aufzumuntern und eine tolle Erkundungstour vorzuschlagen, da hatte er schon einen Schmetterling entdeckt und folgte ihm. Ein breites Grinsen legte sich auf meine Lefzen und ich erhob mit, um dem Welpen freudig tänzelnd zu folgen.

„Das ist ein Schmetterling. Der kann ziemlich gut fliegen und durch die Gegend flattern. Siehst du ja. Dabei wechselt er ziemlich oft die Richtung, weshalb er ziemlich schwer zu fangen ist. Aber hey, wir können es ja mal versuchen. Vielleicht kannst du ihn ja schnappen!? Ungefähr so, pass auf!“

Ich beobachtete den Falter an der Baumrinde und duckte mich an den Boden. Mein Po war in die Luft gereckt, meine Vorderpfoten und meine Brust waren flach an den Boden gedrückt. Meine Rute wedelte aufgeregt durch die Luft. Ach, das war spannend! Ewig hatte ich sowas nicht gemacht! Ich wartete voller Ungeduld in den Pfoten, bis der Schmetterling genug von Kimyas Gewuffe und Gehopse am Baum hatte und losflog. Dann sprang ich, durchsegelte die Luft genau auf den Schmetterling zu und streckte die Pfoten nach dem Flattermann aus. Fast hatte ich ihn, aber als ich ihn mit meinen Pfoten auf den Boden drücken wollte, war der Boden schon wieder da – und drückte sich gegen mich. Ich landete unsanft mit einem leisen Fiepen und der Schmetterling flog fröhlich weiter durch die Luft. Na toll! Vorführeffekt!

[Platz vorm Bau | Kimya, Avis, Deka]



- Kimya - 08.06.2011

Es wollte mir einfach nicht gelingen, den kleinen Falter zu erreichen. Doch aufgeben, kam nicht in Frage. Wieder und wieder hüpfte ich an dem Baum hoch, stets ohne Erfolg. Als meine Ohren die Stimme von meinem neuen Freund vernahmen klappten sie wie von selbst in seine Richtung. Ich unterbrach meine erfolglosen Versuche und hörte gelehrig zu, was Tryss zu sagen hatte. Die darauf folgende Vorführung betrachtete ich gebannt und war begeistert. Das sah ja lustig aus! Mehr äffend als kläffend sprang ich mit meinen tapsigen, breiten Pfoten auf den kollidierten Wolf zu, um mich in das Getümmel aus strampelnden Läufen zu werfen. Gleich vor ihm hielt ich dann jedoch inne und neigte zunächst einmal fragend den Kopf zur Seite. Vielleicht war meinem großen Freund ja etwas passiert? Erfreut hatte sein Fiepen nicht geklungen.

„Hast du dir wehgetan?“

Mutter hatte das früher oft gefragt, wenn Avis und ich heftig gebalgt hatten. Jetzt tat sie das nicht mehr so häufig. Meine Mutter, die ich gerne bereit gewesen wäre mit Tryss zu teilen, aber der große Wolf wollte ja nicht. Abermals holte mich das Flattern zarter Flügel aus meinen verworrenen Gedanken. Der Schmetterling, so hatte Tryss das Ding genannt, flog schon wieder unmittelbar über meine Nase hinweg. Sofort wollte ich mein Glück versuchen. So wie Tryss es vorgemacht hatte ließ ich meine Brust auf die Pfoten fallen und reckte dafür meinen Po umso höher in die Luft. Dann sprang ich so hoooch ich nur konnte und bestimmt höher, als ich jemals zuvor gesprungen war. Meine Pfoten paddelten unkontrolliert durch die Luft, als sie versuchten den tanzenden Gesellen zu erwischen. Ich konnte ihn nicht fangen. Ebenso plump wie Tryss stürzte ich wieder aus der Luft, die mich nicht halten wollte. Der Boden kam schneller näher, als er sich entfernt hatte. Eine komische Begebenheit, wieso war das so? Jungend sammelte ich meine Pfötchen unter mir hervor und schüttelte mich überrascht. Plötzlich war alles so schnell gegangen. Irritiert starrte ich meinen großen Freund an. Der Schmetterling tanzte noch immer hoch über unseren Köpfen, als amüsiere ihn unser Spiel.

„Der Boden geht so langsam weg, aber er kommt viel schneller wieder!“

Meine Feststellung klang ebenso empört wie interessiert. Das war aber auch mal merkwürdig. Hatte er mich etwa vermisst? Wollte er mich gar nicht erst gehen lassen? Fragend schnüffelte ich kurz am feuchten Waldboden. Ich war geneigt diesen direkt zu fragen, doch ich hatte ihn bisher nicht sprechen gehört und war mir unsicher, ob er nicht wohlmöglich ebenso stumm war wie das Gras. Eigentlich wollte ich gar nicht glauben, dass Gras nicht sprechen konnte. Es konnte bestimmt! Ich würde nur lernen müssen richtig zuzuhören. Eines Tages würde ich es schon verstehen können. Vielleicht wenn ich groß war.

[Platz vorm Bau | Tryss, Deka, Avis]



- Naminara - 09.06.2011

Was war hier eigentlich los? Gerade eben waren wir noch friedlich nebeneinander gewandert und plötzlich gingen Tamias und Kaya aufeinander los, Skadi blaffte auch noch dazwischen und Velvet redete ebenfalls mittenrein. Tamias war sauer, Kaya war sauer, Velvet fühlte sich schuldig, Skadi war auch noch sauer. Und ich fühlte wie die unterschwelligen Aggressionen, die sich mit der Zeit zwar gelegt hatten, dennoch irgendwie immer vorhanden, nun wieder hoch kochten zwischen den Parteien. Warum nur mussten sie sich immerzu streiten? Damals, bei den Menschen war das auch nicht anders. Immerzu stritten sich die Menschen untereinander, stritten mit den Tieren, bis diese sich auch untereinander in die Haare bekamen. Es war doch immer das Gleiche. War denn jede Gemeinschaft so? Immerzu nur streiten? Selbst meine sogenannten Brüder hatten sich kurz vor der Eskalation damals nurnoch gestritten. Wenn auch subtil und nicht so gewalttätig wie die anderen Hunde die man manchmal durch die offene Haustür sehen konnte, wenn sie sich gegenseitig an die Kehle gingen. Doch wie sollte mich das noch wundern. Es war doch immer das Gleiche. Und wieder spürte ich den Zweifel an mir nagen. Wie sollte das mit uns denn weitergehen? Konnte man sich nicht einfach vertragen? Und wie lange würde es wohl dauern, bis sie auch wieder auf mich losgehen würden? Schließlich war ich hier sowas wie die Aussenseiterin, das fünfte Rad am Wagen. Schon hörte ich wieder die Stimmen, die mir ins Ohr flüsterten. Unfähig, unzuverlässig, schwach, hässlich, all die bösen Worte, die mein Leben lang auf mich eingeprasselt waren, wie immer in solchen Momenten mischten sich die Stimmen der Aussenwelt und die, die nur ich hören konnte zu einem einzigen, riesigen Chaos. Und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus.

"Genug jetzt!" schrie ich heraus, so laut ich noch konnte. Ich kochte vor Wut, doch meine Körpersprache war zwiegespalten, drückte halb Angst und halb Wut aus. Auch wenn ich in letzter Zeit eher still gewesen war, nun hob ich doch noch meine Stimme.

"Was tut ihr da eigentlich? Seit ich eurer Gruppe beigetreten bin, sehe ich ständig irgendjemanden mit einem oder mehreren Anderen streiten. Ihr wollt also einen Ort finden, an dem ihr in Frieden leben könnt? Ihr könnt doch nicht einmal miteinander in Frieden wandern! Wie wollt ihr zusammen leben? Wenn ihr schon früher so miteinander umgegangen seid, ist es kein Wunder, dass eure Gruppe sich schon gespalten hat. Und ihr solltet euch nicht wundern, wenn diese sogenannte Gemeinschaft bald ganz zerbricht!"

Zwar war meine Stimme bei diesen Worten ruhiger und etwas leiser als zuvor, doch ich hatte mit Nachdruck gesprochen. Meine Kehle schmerzte und in mir schrie alles nur danach, fortzugehen und sich dieses Elend nicht länger mit anzusehen. Und genau diesem Drängen gab ich nach einigen Sekunden auch nach. Es war sowieso egal. Sollten sie doch machen, was sie wollten. ich war erschöpft, körperlich wie geistig. Ich hasste Streit. Ich hasste jegliche Form von Gewalt, es sei denn sie ginge gegen den wahren Feind eines jeden Tieres, den Menschen. Doch wie konnte man nur so sturköpfig sein, sich ständig gegenseitig anzugreifen? Ich verstand es einfach nicht. Und ich wollte kein Teil davon sein. Ich wusste nicht, ob ich genauso werden würde, doch ich wollte es nicht einmal herausfinden. Ich lief nicht weit, ließ mich an einem kleinen Wasserlauf, kaum als Bach zu bezeichnen nieder und trank ein paar Schlucke und versuchte meine müden, schmerzenden Beine auszuruhen. Meine Augen brannten, doch ich hielt sie hartnäckig offen. Mein Herz hämmerte und trotzdem ich mir meiner Sache sicher war, konnte ich ja nicht ahnen, wie sie reagieren würden. Meine große Klappe hatte mich schon öfter in schwierige Situationen gebracht. Es hatte schon seinen Grund, weshalb ich meist lieber schwieg. Doch diesesmal waren die Worte aus mir herausgeplatzt, ich hatte einfach meine Gedanken ausgesprochen und vielleicht würden sie ja den einen oder anderen Wolf zum Nachdenken anregen. Mir war es in dem Moment gleich. Ich hoffte nur, dass man nicht gleich zu dritt oder viert auf mich losging um mich für meine Unverschämtheit zu bestrafen. Wäre ja nicht das erste Mal...

[Ein Stück von der Gruppe entfernt im Wald]



- Tamias - 09.06.2011

Das hier gleich wieder überreagiert werden muss.
Ich wollte keinen Zoff, aber sollte ich Tryss in ein gutes Licht stellen lassen? Waren wir hier nicht alle für die Wahrheit? Und die Wahrheit sah nunmal nicht so schön aus. Und wenn Kaya alles verschönern möchte, nur zu. Aber ohne mich. Jeder hatte ein Recht darauf zu erfahren, wie es wirklich war.

" Es geht nicht um Fehler Kaya. Eigentlich geht es nicht einmal um Tryss. Es geht darum, dass wenn wir hier schon so viel auf Wahrheit Wert legen, dann sollte man auch die ganze Wahrheit erzählen, auch die unschönen Dinge. Die sind nunmal passiert, das sollte nicht verschwiegen werden."

Meine Worte waren ruhiger und meine Stimme tief.

"Wer hier wem verzeihen muss oder nicht ist außen vor. Und nenn mich nicht Wolf, wenn du meinen Namen kennst."

Die letzten Worte waren dann doch etwas schärfer, jedoch lag keine Aggression mehr in meiner Stimme.
Meine Ohren zuckten zurück, als Skadi sich zwischen uns stellte. Meinen Kopf erhob ich nun wieder.

" Es geht nicht um Meinungen. Es geht um die Wahrheit. Es war nicht meine Absicht, dass es hier so eskaliert, ich möchte einfach nur nicht das solch wichtige Dinge verschwiegen werden. Wenn Velvet nach der Wahrheit fragt, sollte sie auch die Wahrheit bekommen. Ich hoffe wir schließen das Thema nun endlich ab. Fehler hin oder oder. Jeder hat schon mal einen gemacht. Tryss verzeihen oder nicht, dass bleibt jedem selbst überlassen. Und nein, es macht ihn nicht zu einem schlechten Wolf weil er einen Fehler gemacht hat, das habe ich mit keinem Wort behauptet. Vielleicht sieht man ihn ja mal wieder, wer weiß das schon."

Ich atmete einmal tief durch. Naminaras Worte hatte ich zwar vernommen, aber antworten konnte ich nicht darauf, dafür war sie zu schnell wieder verschwunden. Aber viel machte ich mir aus ihren Worten jetzt nicht.
Wir "suchen" einen Ort, wo Menschen und Wölfe zusammen friedlich leben.Was nicht heißt, dass alles friedlich ist. Es geht nur um die Harmonie zwischen Wolf und Mensch. Streit ist normal, das passiert immer mal. Auch, dass wir selbst dran schuld sind, durch unserem Verhalten dass wir gespalten sind, ist nicht wahr. Wir trennten uns nicht, weil wir immer nur stritten, wir spalteten uns, weil wir noch nicht bereit waren zu verzeihen. Kaya konnte es ja mittlerweile. Und hier konnte jeder gehen, wann er wollte. Wenn sie nicht mit ziehen möchte, so soll sie gehen. War das jetzt mein Problem, wenn sie die Meinungsverschiedenheiten nicht ab kann? Es passierte nunmal unter Fähen und Rüden, dass man nicht immer einer Meinung war.
Mein Blick wanderte vom einen Wolf zum anderen. Wenn jemand Naminara zurück holen wollte, nur zu. Noch einmal machte ich es nicht. Wir konnten sie ja schlecht zwingen.
Meine Haltung entspannte sich leicht. Kayas abwertenden Worte verstand ich nicht. Jetzt nannte er mich nur noch Wolf, statt meinen Namen zu nennen, nur weil wir anderer Meinung waren? Er umkreiste mich, nur weil ihm meine Meinung nicht passte? Im Prinzip vertrat ich seine Meinung mit der Wahrheit und der Offenheit in der Gemeinschaft. warum also dieses Dominanzverhalten? Sollten wir uns jetzt einander stemmen um zu schauen, wer stärker war? Da machte ich nicht mit. Sein Temperament konnte er sich wo anders hinstecken.

[mittem im halbkreis, versucht zu klären]