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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Velvet - 20.10.2011

Für mich war es nahe zu offensichtlich das Kaya sich über unser Wiedersehen genau so freute wie ich mich selbst freute, auch wenn unsere Trennung nur von kurzer Dauer war. Immer wieder spürte ich seine Schnauze in meinem Fell und begnügte mich damit ihm ab und an die Schnauze meinerseits ins Fell zu drücken. Es war ein wunderbares Gefühl und ich fragte mich ob es nicht doch richtig gewesen war Kaya als meinen Gefährten zu bezeichnen – und vor allem nahm ich mir vor mit besagtem Rüden ein Gespräch über dieses Thema zu führen – irgendwann mussten wir das ja mal tun! Nebenbei lauschte ich den Worten der Anwesenden und knurrte leicht als Tryss die beiden Rüden aufforderte ihm zu folgen um endlich etwas im Raum stehendes zu klären. Klären konnten sie wegen meiner was sie wollten – dies war nicht meine Angelegenheit – aber ich erinnerte mich noch viel zu gut an unsere letzte Auseinandersetzung zu diesem Thema und ich hatte keine Lust das diese ganze Geschichte eskalieren würde. Grummelnd warf ich Tryss, Tamias und Kaya einen Blick zu ehe ich mich geschlagen gab. Skadi stand nun ebenfalls alleine da. Also gesellte ich mich zu ihr, hatte ich doch den selben Wunsch wie sie, wobei sie ihn geäußert hatte. Ich lies mich neben ihr nieder und blickte zu den drei Rüden hinüber, die sich einige Schritte von uns entfernt hatten um ihr 'Gespräch' zu führen. Letztlich entschied ich mich jedoch dazu Skadi anzuschauen.

„Scheinbar haben wir jetzt doch die Möglichkeit mal ein Gespräch unter uns zu führen.“

Ein leichtes Lachen klang mit meiner Stimme mit, auch wenn ich kaum anlass hatte um zu Lachen so wollte ich meinen Worten doch etwas härte nehmen und deutlich machen das ich mich über die Tatsache, mich einmal mit Skadi zu unterhalten wirklich freute. Ich fragte mich bloß wie lange diese Ruhe da blieb, noch immer war ich besorgt darüber das die Rüden sprechen wollten, alleine. Ich kannte Kaya's Sturkopf gut genug und Tamias tempramentvolle Art war mir auch nicht fremd und sollte Tryss nur die Hälfte von Kaya's oder Tamias' Art haben so würde das gewiss nicht positiv ausgehen. Ich hoffte das beste für uns alle. Jetzt musste mir nur noch ein Thema einfallen mit der ich die Unterhaltung starten konnte. Ich überlegte ob die letzten Worte Skadi's auf unserem letzten Stück Weg ein Thema boten und war erfreut das dies auch zu traf.

„Das Kaya und du nicht wirklich die besten Freunde seit, ist mir aufgefallen. Aber dafür hast du ja Tamias. Ihr beide scheint euch gut zu verstehen.“

Das war doch ein fast schon guter Einstieg in ein Gespräch und gleichzeitig zeigte ich Skadi das ich dieses Gespräch wirklich führen wollte – jedenfalls hoffte ich das. Ein leichtes Grinsen lag in meinen Augen als ich das nächste Wort an sie richtete.

„Während du dich mit Kaya Streitest tue ich das selbe mit Tamias. Und wir beide verstehen uns. So entsteht Gruppen halt...“

Lachend beendete ich meinen Satz. Ich hoffte inständig das Skadi verstand was ich damit sagen wollte und warf einen Blick auf Naminara und Kheran. Die beiden sahen sich wirklich verdammt ähnlich und ich fragte mich wie das kam – ob die beiden Geschwister waren oder ob es nur Zufall war? Auch fragte ich mich, was in der Zeit wo sie von uns getrennt waren geschehen war aber ich war mir sicher, das Kheran unserer Reisegefährtin nichts getan hatte. Naminara wusste sich zu wehren, da war ich mir sicher. Nun jedoch hieß es warten – auf die Reaktion der anderen.

[erst bei Kaya, dann Skadi | versucht ein Gespräch zu beginnen]



- Kaya - 20.10.2011

Langsam wuchs die Anspannung derart, dass sie mir förmlich die Glieder hochgekrochen kam und mein Blut unangenehm zum schwappen brachte – ein seltsames Gefühl von dem ich mich nicht erinnern konnte, es jemals zuvor verspürt zu haben. Aber das war im Prinzip auch egal, denn nun stand ich hier und hatte nicht mehr unbedingt die Möglichkeit, mich zurückzuziehen.

Noch ehe ich mich auch nur ansatzweise beruhigt hatte, erschien der noch Fremde Rüde, der sich als Alvarez vorgestellt hatte und nach wie vor einen etwas mysteriösen Eindruck auf mich machte, auch wenn ich geneigt war zu glauben dass er genau das sicher nicht unbedingt bezweckte. Trotzdem konnte ich mich nicht erinnern, ihn eingeladen zu haben und gab mir dementsprechend wenig mühe, meinen aufkommenden Unmut zu verbergen.

Mein Unmut ließ sich auch dann nicht absenken als Tamias sich dazu herabließ, mich zu ermahnen – wobei er im Prinzip nicht einmal unrecht haben mochte. Aber ich hielt ihn doch nicht hier. Wenn er schon gehen wollte, sollte er das schlicht und ergreifend tun; herumzueiern brachte weder ihm noch mir wirklich etwas. Aber da kam auch schon der nächste Kaya-Nicht-Versteher an, nämlich Tryss höchstselbst. Wobei das nun wirklich niemanden verwundern mochte.

„ Tryss.“

begann ich, besann mich dann aber darauf, dass es vielleicht nicht unklug wäre, ihn ausreden zu lassen. Nein, vielleicht lag darin sogar eine kleine Lösung. Dummerweise erzählte er einerseits nichts neues, tat aber andererseits genau so kund, mich nicht zu verstehen. Kurz zogen sich meine Innereien zusammen, das folgende Winseln verließ meinen Fang und ließ mich leicht angebuckelt einen halben Schritt zurück machen.

„Du bist erwachsen, aber das warst Du vorher auch. Du triffst eigene Entscheidungen, das hast Du vorher auch getan. Du findest Worte für die Dinge die du willst, aber das hast Du vorher ebenso getan. Aber nichts davon wird mich daran hindern...“

Die Pause die ich mir nahm war keine Kunstpause, denn ich sah zu Tamias und schnippte mit dem rechten Lauscher. Die Gefahr war groß, dass er die Flucht ergriff, wenn ich weitersprach, weshalb ich gut abwägen musste ob ich wirklich den einen entscheidenden Schritt weiterging – oder hier verharrte und mich fragen lassen musste, warum ich Sätze anfing die ich dann doch nicht beendete. Schließlich aber – und nach einem hinteren Blick auf Velvet – entschied ich mich dafür, dem Satz das Ende zu geben das ihm zustand.

„Wir sind alle Wölfe, wir machen alle Fehler – und niemand ist wie der andere, Tryss. Du machst es einem verdammt schwer, mit Dir zu kommunizieren ohne eben anzuecken oder Dinge zu sagen die du möglicherweise missverstehst – weil du sie nicht alle kennst. Ich zum Beispiel, Tamias weiss das und es gefällt ihm nicht, mag Dich. Punkt. Dass ich dich nicht mit einem haufen Schuld belade wegen den Dingen die passiert sind, auch nicht. Aber du trägst daran noch am allerwenigsten schuld – und eigentlich sollte das Thema nun gegessen sein. Was für uns – und ich glaube kaum einem hier mag es anders gehen – viel wichtiger ist, ist die Frage ob der Weg den wir gehen noch der richtige ist. Und wenn wir zur Entscheidung kommen, „Ja er ist richtig“, müssen wir schauen ob wir ihn getrennt oder gemeinsam suchen und gehen.“

Ich hatte einen Halbkreis um den Rüden beschreiben wollen, es dann aber einfach gelassen. Nicht, dass Tryss sich am Ende noch bedrängter fühlte als er es sollte. Bedrängen wollte ich ihn ja auch gar nicht, vielleicht aber dem Rüden...nahe sein? Irgendwie sowas, denke ich. Aber erstmal galt es, abzuwarten. Vielleicht nahm er sich ja auch heraus, Tamias oder mich mit Schimpf und Schande vom Hof zu jagen – wer weiss.

[bei Tryss & Tamias, Alvarez in der Nähe]



- Tamias - 20.10.2011

Na wunderprächtig. Nun wusste ich nicht was ich sagen sollte und ob ich was sagen sollte.
Kaya erhob das Wort und allem anschein nach, wollte er das Thema wirklich beenden und zwar so schnell wie möglich. Er hatte in einigen Punkten recht. In einem jedoch, täuschte er sich. Ich stand dem Thema "Kaya mag Tryss" eher neutral gegenüber. Wenn die beiden sich verstanden, war das für mich kein Problem. Ich hatte wirklich nichts dagegen. Nur sollte hier keiner erwarten, dass ich Freudensprünge mache.
Auch wenn keiner das hier so offen kund tat, war es doch klar, dass wir wieder gemeinsam reisen würden. Vielleicht in Gruppen aber das uns der Weg wieder zusammen geführt hatte und nicht nur bei den beiden Rüden "die chemie" stimmte, sollte einer gemeinsamen Reise nichts im Wege stehen.
Tryss mochte erwachsener gewesen worden sein, wie weit und wie gut wir uns verstehen würden, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Ein flüchtiger Blick nach hinten zu den beiden Fähen, ein Schnüffler durch die Luft ehe ich kurz Kaya ansah.
Die beiden Fähen verstanden sich gut, Skadi mochte ich sowieso und mit Velvet musste ich eh noch ein Wörtchen reden. Aber auch, wenn sie mir nicht die symphatischste war, so war sie mir kein Laster. Schließlich hing sie an Kayas Rockzipfel, nicht an meinem.
Ich sah Kaya nun etwas tiefer in die Augen und ich spürte seine Anspannung. Dann ließ ich den Blick ab und sah zu Tryss. Einige Sekunden lang sah ich ihm in die Augen, ehe ich mein Wort dann doch erhob.

"Wir können ja sehen, wie weit uns unser gemeinsamer Weg führt. Was meinst du, Tryss? Lassen wir die Vergangenheit ruhen?"

So, dass war aber nun auch gut. Sonst mochte ja noch jemand denken ich würde Tryss mögen oder ihm gar verzeihen. Es war zwar schon sowas, wie ein Friedensangebot, ein Waffenstillstand, aber mehr auch nicht. Wir würden es ja sehen, wie weit wir kommen. Vielleicht bis zum nächsten Dorf?
Es brachte jedenfalls nichts, sich hier aufzuführen. Eine Sache, die ich in dieser Gemeinschaft gelernt habe. Aufbrausend zu sein verbreitet schlechte Stimmung. Und das wollte ich nicht.
Eigentlich wollte ich grade nichts außer diesen Haufen Wölfe hier vorran zu treiben. In meinen Pfoten kribbelte es, ich wollte weiter. Wir verplemperten hier so viel Zeit mit Diskussionen und Gesprächen. Irgendwann konnte man ja auch mal weiter reisen. Und ich wollte zu Skadi. Ein Gefühl, was mir fremd geworden war und was mir nicht geheuer war. Aber dafür war hier jetzt keine Zeit. Ein wechselnder Blick zwischen den beiden Rüden und leichtes Lächeln in meinem Gesicht. Ein Stückchen Zufriedenheit. Vielleicht hatte ich Tryss auch schon mehr verziehen, als ich zugebe mochte.

[Bei Kaya/Tryss]



- Skadi - 22.10.2011

Nachdem ich Tryss begrüßt hatte und mich wieder neben Tamias gesellt hatte, ging alles recht schnell. Ein Gespräch zwischen den Rüden sollte stattfinden und es kam mir so vor, als ob es alle wollten. Aber doch jeder schien sich zu zieren. Tamias hatte zu anfang seine Lefzen erzittern lassen. Kaya wollte es vor allen klären - in meinen Ohren klang es einfach nur so, als ob er Tryss nicht 'gehorchen' wollte und er einen besseren Vorschlag halten wollte. Aber er folgte den deutlich jüngeren Rüden dann doch. Und Tamias schien Kaya auch noch belehren zu wollen. Ein Seufzen entkam mir, als sie dann letz endlich doch etwas Abseits waren und das klärende Gespräch begann.

Ich verlor mich in meinen Gedanken. Das die Reise weiter ging, war mir bewusst. Nun stand die Frage offenkündig im Raum, ob sich die Gruppen fusionieren würden - oder ob sie wie gehabt weiter reisen würden. Vielleicht mischten sich auch einige Wölfe unter die andere Gruppe. Aber egal wie es passieren würde, es würde bestimmt irgend wann ein Mal die Situation kommen, wo irgendjemand die heutige ntscheidung bereuen würde. Sei es ein Streit zwischen den Rüden, oder sei es eine Situation, in der die größe Gruppe besser gewesen wäre. Irgendwann wär jede Entscheidung die falsche gewesen - also konnte es gar kein richtig oder falsch geben.

Meine Ohren zuckten, als ich Velvets Stimme vernahm und ich verkniff mir mein Lächeln nicht, als sie ihren ersten Satz gesprochen hatte. Ich musste auch gar nicht überlegen, welches Thema wir nun bearbeiten würden, als sie wieder ihren Fang öffnete. Indirekt verglich sie das Verhältnis das sie mit Kaya hatte mit Tamias und mir. Meine Ohren zuckten und ich erhob leicht meinen Kopf. Zusätzlich sah ich automatisch zu den Rüden herüber. Erst jetzt fiel mir auf, dass Tamias und ich nie eine große Außeinandersetzung hatten. Und da mir mehrmals aufgefallen war, dass Tamias ein Wolf war, der in bestimmten Situationen sehr aufbrausend war und dass er einige Dinge nicht einfach so hin nahm, sondern seine Ethik stimmig sein musste, überkam mich ein komisches Gefühl. Wir hatten nicht viel gesprochen, aber wir waren oft schweigend neben einander her gelaufen. Wenn ich mich unwohl fühlte, hatte ich mich unbewusst oft neben ihn gesellt, um Schutz zu suchen.
Ich schüttelte kurz den Kopf. Was hatte Velvet grad noch gesagt? Gruppenentstehung - ja. Da hat sie recht. Ein verzögertes Nicken folgte und ich sah sie wieder an. Sollte nun das peinliche Schweigen folgen? Nein!

"Ich schätze, dann müssen wir beide zwischen den Rüden kommunizieren und das glatt bügeln, was siemit ihrer ruppigen und unsensiblen Note aufrütteln!"

Ein Grinsen schlich in meine Gesichtszüge. Und mein Ton war offen und witzelnd gewählt, so dass Velvet wissen musste, dass das keine Worte waren, die für eine Goldwaage bestimmt waren. Natürlich waren Rüden grober und vergriffen sich häufiger in ihrer Ton- und Wortwahl. Nur dazu konnten sie ja nichts. Hormone und schlicht und ergreifend das autoritäre Geschlecht zwang sie quasi dazu. Was nicht hieß, dass Rüden kein Gefühl haben und keine Liebevollen Züge an sich haben.

[Bei Vel :) ]



- Tryss - 25.10.2011

Und am Ende verstand ich überhaupt nichts mehr. Beide – Kaya und Tamias – hatten ihre Meinung gesagt. Ich überhörte Kayas Gerede von ich würde nicht alles verstehen. Genau solche Worte waren es, die ich mir nicht bieten lassen musste. Was fiel dem Griesgram ein mich beurteilen zu wollen? Mich als dumm, naiv und hitzköpfig abzustempeln? Er wusste nichts von mir, glaubte aber alles zu wissen. Aber nur einige Worte später, war anscheinend alles gut. Plötzlich klang alles nach Friede, Freude, Eierkuchen. Ich traute dem Braten nicht. Was war passiert? Wo waren der Tadel und die Vorwürfe, die noch vor einigen Wochen hin- und hergeworfen worden waren? Ich kniff misstrauisch die Augen zusammen und wich zwei Schritte zurück. Mein Kopf senkte sich leicht und ich beobachtete die beiden Rüden mit Argwohn.

„Das ist alles? Wir gehen so viele Wochen getrennter Wege, nur um dann zusammen zu kommen und zu entscheiden, dass wir plötzlich wieder Freunde sind?“

Das Misstrauen in meiner Stimme war nicht zu überhören. Ich warf einen kurzen Blick hinüber zu Skadi und fragte mich, ob sie den beiden das eingeimpft hatte. Hatte sie den Rüden beigebracht nett zu mir zu sein, um mich nicht zu verärgern? Der arme kleine Tryss, der nicht auf sich selbst aufpassen konnte und schutzbedürftig war, weil er sonst nicht in der Welt bestehen konnte? Viele Fragen schossen durch meinen Kopf und machten mir mehr als deutlich: Ich verstand nicht, was hier vor sich ging. Was wollten die Rüden? Was war ihr Ziel? Doch nicht die Einigung, um der Einigung Willen?

„Ich glaube euch nicht, dass das alles so mir nichts, dir nichts verschwunden sein soll. Anscheinend bin ich der Einzige, der nicht vergessen hat, was geschehen ist. Ich weiß euer Freundschaftsangebot zu schätzen und ich nehme die Reise gerne wieder auf. Aber wo ist euer Zorn hin? Wo sind die Vorwürfe? Verpufft? Verschwunden? Das glaube ich einfach nicht.“

Um meine Worte zu unterstreichen, schüttelte ich ungläubig den Kopf.

„Wer hat euch den Kopf gewaschen? Skadi? Oder glaubt ihr, ihr müsstest mich beschützen? Glaubt ihr, diese Wochen allein haben Arkanis und ich nur mit Glück überlebt? Ist es das? Oder glaubt ihr, ich werde die ganze Menschheit gegen euch aufhetzen, wenn ihr mich aus den Augen lasst?“

Ja! Das wäre immerhin ein plausibler Grund. Sie wollten mich unter Beobachtung stellen, damit ich nichts – in ihren Augen – Dummes anstellte. Wollte ich bei so etwas mitmachen? Nein, nicht, wenn der Frieden aus solchen Gründen herrührte. Andererseits... es gab noch die Welpen. Avis und Kimya würde es sicher nicht schaden, wenn sie ein paar mehr Wölfe um sich herum hatten, die sie beschützen könnten. Wer wusste schon, ob Arkanis die Rolle der liebenden Mutter weiter auf sich nehmen würde? Was, wenn sie ging? Dann wären Alvarez, Deka und ich allein, obwohl ich noch bezweifelte, dass Alvarez dann bleiben würde. Ich war unschlüssig. Das Angebot klang durchaus verlockend. Ich hatte Lust, die neuen Wölfe kennen zu lernen, sie über die Welt auszufragen und zu sehen, ob sie genauso griesgrämig waren wie diese beiden Gefährten hier. Und ich wollte wieder mit Skadi reden. Und die beiden Welpen wären gut umsorgt, zumal man sich in so einer großen Gruppe besser verteidigen könnte. Aber waren Kaya und Tamias ehrlich? Warum? Warum so ein plötzlicher Sinneswandel? Ich verstand es immer noch nicht und entschied mich mit einer Zustimmung zu warten, bis ich eine Antwort bekommen hatte.


[Kaya, Tami | die anderen etwas abseits]



- Kheran - 26.10.2011

Ein wenig eingeknickt saß ich am Rand der Lichtung und beobachtete die Wölfe um mich herum. Skadi und Velvet unterhielten sich leise, während Naminara stumm neben ihnen saß und in Gedanken versunken schien. Tamias hatte sich mit dem grauen Rüden und dem Jüngeren ein wenig zurückgezogen, sie hatten wohl einiges zu klären, da wollte ich mich lieber nicht einmischen. Auch die Fähen schienen völlig mit sich selbst beschäftigt. Ich seufzte leise, erhob mich dann mit leicht steifen Gelenken und schüttelte das leichte Frösteln aus meinen Knochen. Es war zwar nicht wirklich kalt geworden, doch irgendwie fühlte ich mich innerlich kühl. Ich beschloss, mich ein wenig in der Gegen umzusehen, solange man mir keine Aufmerksamkeit widmete. Der leichte Wind, der mir um die Nase wehte, trug tausende von Gerüchen mit sich, unter anderem auch den von einigen Wölfen. Ich konnte in dem ganzen Mischmasch jedoch nichts genaueres herauslesen, die alten und neuen Fährten mischten sich mit dem Geruch der Bäume, der Erde und verschiedenem Kleingetier.

Langsam wanderte ich durch das mehr oder weniger dichte Gebüsch, ohne recht auf meine Umgebung zu achten. Ich lauschte dem leisen Geräuschteppich um mich herum, das Knistern und Rascheln im Gebüsch, das leise Gemurmel der Anderen, von denen ich mich langsam entfernte und irgendwo zwitscherte ein Vogel. Ich richtete meinen Blick in die Baumkronen, um vielleicht einen Blick auf den kleinen Sänger zu erhaschen, doch das Licht war bereits zu schummrig, um etwas genaues zu erkennen. Ich hätte vielleicht auch besser auf den Weg achten sollen, denn plötzlich schlug mir ohne Vorwarnung die Witterung eines Rüden in die Nase und beinahe wäre ich mit ihm zusammengeprallt. Ruckartig blieb ich stehen und starrte ihn regelrecht an. Er war ein gutes Stück größer als ich, wirkte jedoch recht schmal, vom Gewicht her schätzte ich ihn in etwa gleichauf mit mir ein.

Sein Fell ähnelte meinem, hatte allerdings mehr dunkle Töne und wirkte auch ein wenig dichter als meines. Seine Augen konnte ich im Dämmerlicht nicht richtig sehen, doch sie wirkten grau. Seine Haltung war misstrauisch, wirkte aber nicht aggressiv, eher überrascht. Ich blieb stehen, wich jedoch nicht zurück, um nicht ängstlich zu wirken. Meine Rute pendelte locker herunter, meine Ohren hatte ich aufgestellt. Ich wollte nicht aggressiv und auch nicht ängstlich wirken, hatte ich mir doch bei den Hunden damals einige Verhaltensregeln abgeschaut, auch wenn ich immer noch nicht ganz sicher war, ob ich das so zu hundert Prozent auf meine Artgenossen übertragen konnte. Abwartend taxierte ich den großen Rüden vor mir, er sollte ruhig den ersten Schritt machen, denn ich wollte nicht aufdringlich wirken.

[Bei Alva]



- Kaya - 29.10.2011

Ich schüttelte den Kopf, aber mein Kopfschütteln hatte nichts mit den um mich befindlichen Rüden zu tun, sondern eher mit der Tatsache dass mir langsam wirklich die Argumente auszugehen drohten – so einfach sah das aus. Denn irgendwie drehten wir uns im Kreis. Ein entgegenkommen war da, aber irgendwie auch wieder nicht. Frustrierend.

Jetzt war es offenbar Tamias, der sich die Sache ziemlich einfach machen wollte und seinerseits „sein“ Friedensangebot an Tryss unterbreitete. Wäre ich Tryss gewesen, hätte ich vermutlich nicht gezögert, mich darauf einzulassen aber (un-)glücklicherweise war ich weit davon entfernt, Tryss zu sein. Wobei das natürlich auch seine Vorteile hatte, denn so musste ich keine Entscheidungen treffen. Jedenfalls keine die eben jenen Tryss betrafen.

Die Tatsache dass der junge Hüpfer ein wenig zurückwich und somit ein wenig mehr an Distanz aufbaute, ließ mich aufseufzen. Offenbar verstand er schon wieder nicht – zumindest dachte ich das. Wahrscheinlich verstand er zehnmal mehr als ich ihm zuzutrauen bereit war, nach allem was ich bisher mit ihm erlebt hatte. Als er sich in vielen Worten doch wenig aussagend mokierte, man habe die Veränderung nicht bemerkt und mache es sich zu einfach – gerade wir! - platzte mir dann doch ein Teil meines ohnehin nicht mehr allzu schmalen Kragens. Zumindest einen der beiden Distanzvergrößernden Schritte tat ich ihm nun nach.

„Tryss! Denkst Du wirklich – oder glaubst du – dass Du der einzige bist, der sich in den letzten Wochen Entwickelt hat? Der eine Entwicklung durchgemacht hat, der Sachen gelernt hat? Der ein Herz hat auf das er ab und zu mal hören sollte? Der aber auch einen wachen Verstand hat, den es auch braucht um hier draussen auf der Wanderung zu überleben? Glaubst Du das wirklich?“

Ich gab mir keine Mühe, zu verbergen dass ich der Resignation nahe war. Allerdings konnte ich trotzdem von mir behaupten, mich immer noch ungerecht behandelt zu fühlen.

„Tamias war damals im ersten Moment erbost, bis wir dahinterkamen, wer wirklich für die Schande die über uns kam verantwortlich zu machen ist. Es ist nicht rückgängig zu machen aber der Verlust von Zcara, Seritas und auch Ares hat uns stärker gemacht. Es ist nicht leichter geworden, aber wir haben gelernt damit umzugehen.“ Ich suchte Tryss' Blick, jenem – falls er den meinen aufzufangen versuchte – nicht ausweichen wollend. „Was habe ich Dir damals bitteschön um die Lauscher gehauen? Falls es etwas ist, das einer Rechtfertigung oder Entschuldigung bedarf, lass es mich wissen. Sollte es unentschuldbar sein, ebenso. Dann weiss ich wenigstens woran ich bin.“

Ich schüttelte erneut den Kopf, als ich den Kopf gen Tamias drehte. Der hatte mich all die Wochen ertragen und wusste durchaus was in mir vorgegangen war, als Tryss sich aufgemacht hatte und wir nicht den Hauch eines Lebenszeichen hatten.

„Frag Tamias, was er in den letzten Wochen mit mir durchmachen musste. Kein Tag an dem ich ihm nicht in den Lauschern gelegen und ihn genervt habe. Womit? Ich habe den jungen Kerl vermisst, der meine Tage erhellt hat, Tryss. Den Wolf, dem mehr Gefühl gehört als es manch anderen jemals gehören wird. Und ich habe es Tamias alles andere als leicht gemacht. Aber das kann er Dir vermutlich besser selbst sagen. Nicht?“

Mein Blick drehte sich just in jenem Moment zurück gen Tryss und wieder auf Tamias, als wollte ich den Gesprächsfaden nun auf die beiden weiterleiten. Was ja im Grunde genommen vielleicht auch gar nicht mal so verkehrt war.


[Wald, bei Tamias & Tryss]



- Avis - 31.10.2011

Den Kopf hoch erhoben machte ich mich also auf, die Gruppe zu verlassen. Oder was man sich eben unter verlassen vorstellen wollte. Denn wirklich gehen wollte ich ja nicht, bloß meine Ruhe haben. Ich war enttäuscht, und das wohl sichtlich, von Deka und von allen anderen, auch wenn es dazu keinen Grund gab und ich noch nicht einmal alle Wölfe bei Namen kannte, die sich auf mehreren Haufen verteilt hatten. Eigentlich wollte ich auch zu ihnen, so wie Deka, immerhin war mein Name gefallen. Doch den Gefallen wollte ich ihr nicht tun, wenn sie wohl dachte mit mir zu reden wie Alvarez es mit Tryss getan hatte. Oder zumindest so ähnlich.
So vollkommen in Gedanken zuckte ich zusammen, als sich plötzlich ein riesiger Fellball vor mir plazierte, den ich sogleich als Dekaja ausmachte. Aha. Die gleiche Taktik wie zuvor auch, zumindest vermutete ich das zu dem Zeitpunkt. Sie wollte mich zurückbringen, oder so ähnlich, uns vermutlich mich auch wieder davon überzeugen, dass es besser war bei ihr und den anderen zu bleiben. Ich freute mich schon auf die Standpauke die sie mir halten würde und war froh darüber, dass Tryss nicht in unserer Nähe war. Denn dieser hätte vermutlich noch schlimmere Sachen gesagt als Deka. So dachte ich nun einmal ohne überhaupt zu wissen, was als nächstes folgen würde. Als Instinkt, oder irgendwas anderes, konnte man das ja schlussendlich nicht wirklich bezeichnen. Doch woher sollte ich das auch wissen? So viele Eindrücke gab es zu behalten, immerhin war dies mein erster Tag hier draußen, und eigentlich gefiel es mir auch. Aber eben nur eigentlich, wenn man mich auch machen lies.
Doch der Blick der Fähe stimmte mich irgendwie traurig. Sie schaute mir direkt in die Augen, so offen und herzlich. Ja freundlich und trotzdem irgendwie 'bestimmend'. Es klang so, als wüsste sie worüber sie sprach. Vielleicht war es an der Zeit ein wenig klein beizugeben, und nicht nur den großen raushängen zu lassen. Vielleicht aber auch nur, und wenn dann bloß für Dekaja und keinen anderen. Wenn Kimya das mitbekäme, würde er sich bestimmt über mich lustig machen, und das wollte ich auf garkeinen fall. Solch' einen Triumph wollte ich ihm dann doch nicht gönnen. Also blickte ich ihr einfach 'zurück in die Augen', und nickte sanft. Aber so, dass nur sie es sehen konnte. Also gab ich Deka wirklich recht, obwohl ich sie erst einen tag lang kannte. Was tat ich da eigentlich? Sie war mir doch genauso fremd wie die anderen Wölfe auch, oder nicht? Doch Zeit um darüber nachzudenken gab sie mir nicht, lauschte ich doch schnell weiter ihren Worten. Und sie deprimierten mich. Wie, die waren noch größer als ich? Pah, was dachte Deka bloß? Vielleicht von der Größe her, aber nicht von der Stärke un vom Willen. Oder meinte sie das vielleicht so? Na immerhin hatte sie mir nicht gesagt, dass die anderen mutiger waren als ich. Pluspunkt für die hübsche Fähe, die noch immer vor mir lag.
Vorsichtig streckte ich meine Pfoten nach vorne und öffnete meinen Fang. Ich war ziemlich müde geworden von dem vielen hin und hergelaufe, und legte mich nun hin. Aufrichtig und mit großen Augen sah ich zu Deka, ehe ich auch meinen Kopf ablegte und die Augen kurz zusammenkniff.

"In Ordnung. Aber du darfst nicht vergessen das ich der mutigste überhaupt bin. Ja, Deeeka?"

Den Namen hatte ich natürlich extra lang gezogen. Vielleicht würde sich das ganze so besser einprägen. Zumindest hoffte ich darauf, obwohl das natürlich alles vollkommener Unsinn war, den ich da eigentlich von mir gab.

"Du, ich bin total müde. Bist du nicht müde?"

Kurz gähnte ich, ehe mein Kopf wieder auf den Pfoten ruhte. Was für ein anstrengender Tag!




- Velvet - 01.11.2011

Erneut schlich sich ein grinsen auf meine Gesichtszüge, als ich ihre Worte hörte. Sie war scheinbar ebenso erfreut über die Möglichkeit unsere Unterhaltung zu beenden wie ich es war. Ihre nächsten Worte brachten mich auf einen weiteren Gedanken, eine Sache die ich mich gefragt hatte seit Skadi nach mir und Kaya gefragt hatte. So wandte ich mein Blick, nachdem ich kurz zu den drei Rüden geblickt hatte, wieder in Richtung der anderen Fähe.

„Was ist das eigentlich zwischen euch? Also dir und Tamias?“

Diese Aussage erinnerte aber auch mich an etwas, Kaya und ich mussten ebenfalls noch ein Gespräch führen, eines was endlich mal klarstellte was zwischen und eigentlich war und vor allem wie es weiter gehen sollte. War es falsch gewesen ihn als meinen Gefährten zu betiteln? Ich wusste es wirklich nicht und ein Blick in Richtung der drei Rüden machte mich auch nicht viel glücklicher. Was auch immer die drei besprachen, es verlief nicht so wie die drei es sich scheinbar erhofft hatten. Tryss war zurück gewichen, Kaya schien ganze Romane zu erzählen was so gar nicht seine Art war und Tamias, nun denn konnte Skadi vermutlich besser einschätzen als ich.

„Ich hoffe das Gespräch verläuft friedlicher, als unser letztes über das selbe Thema.“

Zu gut erinnerte ich mich noch daran, welche Diskussion und Streitereien ausgebrochen waren als ich mich nach Tryss erkundet hatte. Ich seufzte, wandte den Blick dann aber dennoch von den drei ab um mich wieder Skadi zu zuwenden. Sie mochte zwar Kaya nicht so kennen wie ich, doch ich war mir sicher sie machte sich um den Ausgang des Gesprächs genau so viele Sorgen wie ich es mir machte. Vor allem würde dies auch entscheiden wer von nun an mit wem Reisen würde. Ob sich die Gruppen zusammen tun würden, oder ob wir vielleicht nur in anderen Gruppen reisen würden? Unwillkürlich fragte ich mich auch, ob einige von uns gehen würden oder ob wir einfach so weiter reisten wie wir es bisher taten, auch wenn die Rüden ihren Zwist nun beilegen würden.

Naminara, so stellte ich fest, hielt sich dezent im Hintergrund während der Neue, Kheran, sich zu dem anderen Rüden begeben hatte der in Tryss' Gruppe gereist war und durch ihn dazu gestoßen war, dessen Namen ich aber noch nicht kannte. Wenn die Gruppen zusammen blieben, so war dies eine durchaus gute Möglichkeit neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen.

[bei Skadi || antwortet]



- Tamias - 01.11.2011

Mir entwich ein etwas lauterer Lacher als mir lieb war. Und wenige Sekunden danach musste ich noch einmal über meinen falschen Lacher lachen.

"Ich könnte dir mondelang noch Vorwürfe machen, Tryss. Ich könnte dich auch für die Taten hassen und dich meinen Groll spüren lassen. Doch was würde das bringen? Kaya mag dich, Skadi mag dich und so weiter. Ich gebe dir die Chance das Vergangene ruhen zu lassen und du weichst zurück? Dann tut es mir leid. Entweder arrangieren wir uns und versuchen zu vergessen und zu verzeihen oder wir lassen es. Deine Entscheidung. "

Was dachte er sich eigentlich? Da reiß ich mich schon zusammen und versuch freundlich zu sein und er will nicht? Wo würde es uns denn hin bringen, wenn wir alle den anderen zeigen, wie wir ihn finden und was wir von ihm halten und von seinen Taten? Ich mochte Tryss nicht besonders, aber wieso sollte ich ihm jetzt zeigen wie wütend ich noch auf ihn bin? Irgendwann ist mal ruhe. Dieses Thema hat schon lange genug Trubbel gemacht und für Aufregung gesorgt.
Doch in welche Richtung wollte Kaya jetzt das Gespräch führen? Wollten wir uns jetzt wirklich darüber unterhalten, wie er zu mir war in den letzten Wochen? Ja es hat ihn bedrückt und ja es war nicht einfach für ihn. Aber jetzt mit Tryss darüber zu reden?
Ich nickte nur einmal kurz zu dem Thema und drehte mich leicht um.

"Aber eins sage ich dir, Tryss. Wenn wir zusammen reisen, dann werde ich dich bei Gefahr genauso schützen wie alle anderen. Egal wie eigenständig und reif du meinst geworden zu sein."

Ein kurzer Schmunzler an Tryss gerichtet ehe ich mich vollends abwandte.