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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Kheran - 03.09.2011

Äußerlich war ich völlig ruhig und gelassen geblieben und hatte mich erheblich mutiger gegeben, als ich es eigentlich war. Dennoch atmete ich erleichtert auf, als alle außer Naminara im Gebüsch verschwunden waren. Ich hatte gehofft, dass es so endet, doch sich sein konnte ich mir nun einmal nicht. Ich ließ mich erleichtert auf den Boden plumpsen und streckte erst einmal die Beine von mir. Angst, dass Naminara mich angehen könnte, hatte ich eigentlich überhaupt nicht, schließlich war sie es gewesen, die mich sogar indirekt verteidigt hatte vor Tamias. Dass dieser mich nicht leiden konnte, war mir völlig klar, doch war mir das herzlich egal, solange er mich nicht weiterhin offenkundig anging. Denn sollte er mich weiterhin angreifen wollen, würde ich mich wehren müssen und dass ein Kampf zwischen uns nicht unbedingt unblutig verlaufen würde, schien von vornherein festgelegt.

Deshalb war ich schon froh, wenn er mich einfach in Ruhe ließ. Außerdem war ich ja nicht hier, um mit fremden Rüden Freundschaft zu schließen. Mein Blick streifte den von Naminara und ich erwiderte ihr erleichtertes Lächeln. War doch alles nochmal glimpflich abgelaufen. Und so waren wir jetzt allein. Alles in allem keine üble Situation. Ich spürte jedoch, dass sie innerlich immer noch unruhig war und sich nicht recht entspannen konnte. Als sie schließlich sprach, waren ihre Worte so beiläufig, als ob sie eigentlich an niemanden gerichtet waren. Vermutlich hatte ich damit auch Recht, es klang einfach nur wie eine Feststellung. Dennoch fühlte ich die Anspannung, die hinter der Stimme lag und wollte die Situation ein wenig auflockern.

"Sei froh, dass ich schon erwachsen bin, sonst müsstest du mich füttern" grinste ich von unten zu ihr herauf. Ihr irritierter Blick sagte alles und ich lachte schallend, einfach nur um die Anspannung in meinem Inneren zu vertreiben. Und Lachen war ja bekanntlich ansteckend.

[Wald | Naminara]



- Alvarez - 08.09.2011

Als ich Arkanis aufmerksam zuhörte, meinte ich meinen Ohren nicht trauen zu können. Ein Ort an dem die Menschen friedlich mit Natur und Wolf lebten?

„Wie bitte?“

Ich kam nicht umhin ein abfälliges Schnauben von mir zu geben.

„Der Mensch ist nicht einmal in der Lage uns außerhalb ihres Revieres zu dulden, wie sollten wir dann mit ihnen zusammen leben können? Sie würden uns töten, wie sie es schon immer taten, wenn sie die Chance dazu bekommen.“

Und diese Wölfe, oder zumindest dieser Kaya glaubte tatsächlich an diese Geschichte einer sterbenden Wölfin? Ich betrachtete den grauen Wolf vor mir. Er sah nicht dumm aus, oder wirkte gar einfältig und trotzdem schien er der festen Überzeugung sein, dass dieses ‚Lied der Wölfin’ der Wahrheit entsprach. Er schüttelte leicht den Kopf, als ein Heulen erklang. Es war die Stimme des Wolfes, der sich als Tamias vorgestellt hatte. Ich sah Arkanis an und dachte über ihre und Kayas Worte nach. Anscheinend war die Fähe gewillt Tryss überall hinzufolgen und diesen Aspekt nutzte Kaya ebenfalls in seinen letzten Worten. Ich war weniger überzeugt von der Sache. Aber mein Leben hatte dank der Menschen seinen Sinn verloren, ich hatte keine Aufgabe mehr gehabt und war in einer Art Trance gewandert und unbeachtet Dinge hinter mir gelassen. In der kleinen Gruppe war ich langsam wieder zum Leben erwacht. Nicht nur körperlich waren die Wunden und Zeichen beinahe komplett verheilt, auch psychisch schien ich genesen. Zumindest hatte ich mir selber eine Aufgabe gegeben, die mich nicht nur zu einem Ding in dieser Welt machte, welches orientierungslos seinen Weg suchte. Ich wollte die Jungwölfe, Welpen und Arkanis schützen, dass hatte sich all zu deutlich in der Zeit, wo die Fähe in der Höhle verbrachte heraus kristallisiert, als ich meine Streifzüge und Kontrollen unternommen hatte. Meine Ohren spitzten sich, als Schritte deutlich zu vernehmen waren. Tamias war auf den Weg zurück, mit noch anderen Wölfen.

Abweisend drehten sich meine Ohren zurück und legten sich schließlich gänzlich an den Kopf. Mir gefiel es ganz und gar nicht mit so vielen neuen Wölfen konfrontiert zu werden, die ich nicht vorher beobachtet hatte. Wieder erklomm ein Kehllaut meinen Fang und ich machte zwei Schritte zurück.

„Das sind mir definitiv zu viele Fremde auf einmal. Du magst ihnen vertrauen Arkanis- ich tue das nicht… Ich werde gehen und Tryss hier hin schicken. Soviel wie ich herausgehört habe, besteht hier Klärungsbedarf und ich werde nicht zulassen, dass ein kompletter Pulk Wölfe zu den Welpen kommt.“

Eigentlich hätte Arkanis entscheiden müssen, wer zu ihren Welpen kam, aber ich wollte gehen und so viele neue Wölfe nicht in meinem ‚Revier’ haben, welches ich Wochenlang beschützte. Wahrscheinlich würde die Braune nicht gerade erfreut darüber sein, dass ich ihr einfach die Entscheidung entrissen hatte und vor vollendete Tatsachen stellte. Mir behagte es zwar nicht, sie alleine bei diesen Wölfen zu lassen. Aber da sie eine Zeit lang mit zwei von ihnen gewandert war, konnte ich es verantworten sie allein bei ihnen zu lassen. So nickte ich Kaya zu und kehrte ihnen den Rücken, bevor Arkanis etwas erwidern konnte.

[ungläubig ; äußert seine Meinung ; hört Tamias ect; entscheidet Tryss zu holen; geht]



- Tryss - 08.09.2011

Es war zum verrückt werden .Eigentlich hatte ich gedacht, mein Plan würde gut funktionieren. Solche kleinen Racker ließen sich doch oft zu Dingen anstacheln, wenn man sie nur ordentlich neckte, oder etwa nicht? Ich meinte jedenfalls, dass man mich früher hätte gut mit solchen Worten hätte aufziehen können. Aber entweder hatten sich die Zeiten geändert, oder Avis war von einem ganz anderen Schlag als ich. Er ließ sich nicht ködern, sondern tat genau das Gegenteil von dem, was ich hatte erreichen wollen. Er drehte sich um und tapste entschlossen weiter. Ich fluchte leise und schüttelte gleichzeitig resigniert den Kopf. Arkanis sollte nur nicht auf die Idee kommen mich noch einmal als Babysitter für ihren Welpen einzusetzen. Auf Kimya würde ich gerne aufpassen, der war ein wenig pflegeleichter. Avis wurde mir zu schwierig – und das obwohl ich erst seit kurzer Zeit mit ihm beschäftigt war. Wo würde das enden, wenn ich länger mit ihm zusammen bleiben musste? Nein, das würde ich schön Deka überlassen. Sie schien besser mit ihm umgehen zu können als ich. Aber wieso eigentlich? War das so vorherbestimmt? Dass manche Wölfe mit anderen besser zurecht kamen? Lag das an den Charakteren? Aber Deka war mir doch so ähnlich! Wie konnte es sein, dass sie mit Avis zurecht kam und ich nicht? Oder war der einfache Grund, dass sie eine Fähe war? Aber wieso kam ich dann mit Kimya zurecht? So viele Fragen! Ich nahm mir vor Arkanis danach zu fragen, obwohl ich nicht mit einer Antwort rechnete. Ach, wir brauchten einfach jemanden wie meine Mutter. Oder meinen Bruder. Sie hätten sich meine Fragen angehört und sie beantwortet. Alle und ohne die Geduld zu verlieren. Bei Arkanis und Alvarez konnte ich weder auf das eine, noch auf das andere hoffen. Und Deka war leider genauso jung und unwissend wie ich. Wie ärgerlich! Ich seufzte leise und trottete zu Kimya. Er sah mich zwar hilfesuchend an, aber Deka kümmerte sich ja bereits um Avis und ich hatte immer noch keine Lust ihm hinterher zu laufen. Wenigstens machte Kimya mir keine Vorwürfe. Bis jetzt jedenfalls noch nicht. Ich ließ mich ein paar Schritte von ihm entfernt auf den Hinterpfoten nieder und seufzte noch einmal.

„Oh je, das ist nicht so gelaufen, wie ich gehofft hatte. Dein Bruder ist ganz schön eigensinnig, kann das sein? Nicht so wie du, du bist irgendwie einfacher. War das in der Höhle auch schon so? Wie ist deine Mama damit umgegangen?“

Ich hatte den Kopf ein wenig schief gelegt und blickte den kleinen Rüden an. Ob er sich daran erinnerte? Ob er überhaupt darauf geachtet hatte, wie Arkanis sich verhalten hatte? Ob sie den kleinen Avis verhätschelt hatte? Ich hoffte nicht, nicht, dass der Junge zu so einem Wolf heranwuchs wie seine Mutter einer war. Mit noch so einem, konnte ich es sicher nicht aushalten!


[Kimya | Avis und Deka etwas abseits]


- Naminara - 09.09.2011

Kheran hatte sich neben mir lang auf den Boden gelegt und wirkte genauso erleichtert wie ich. Die ganze Situation war aber auch vertrackt im Moment. Erst tauchten Wölfe auf, die einige von uns wohl schon kannten und die eigentlich bisher immer ein Streitpunkt in der Gemeinschaft gewesen waren, vor allem zwischen Tamias und Kaya. Dann tauchte noch ein völlig Fremder auf und wirbelte die ganze Truppe noch mehr durcheinander. Ich hoffte nur, dass sich am Ende irgendwie alle zusammenraufen würden. Vielleicht würden die alten Bekannten ja auch wieder mit uns reisen. Doch da ich den Grund für die Trennung damals nicht kannte, wagte ich es auch nicht, ein Urteil darüber abzugeben. Die Zeit würde zeigen, wie es nun weitergehen sollte.

Eigentlich war ich sogar froh, nicht in die Diskussion und den Konflikt, der drüben im Wald stattfand, hineingezogen zu werden. Da passte ich lieber auf dass unser Neuankömmling keine Dummheiten machte. Der nächste Gedanke entglitt mir, denn in just diesem Moment gab Kheran eine so völlig unerwartete Bemerkung ab, dass ich ihn einen Moment lang nur perplex anstarren konnte. Dann fiel ich schließlich in das schallende Lachen mit ein. Die Vorstellung, wie ich dem Wolf, der größer als ich selbst war, Futter heranschleppte und ihm womöglich auch noch das Fell putzte, war aber auch zu komisch.

Das Lachen hatte etwas Befreiendes an sich. Nach einiger Zeit atemete ich tief durch und ließ mich dann ebenfalls zu Boden gleiten, nun endgültig überzeugt, dass ich von dem Grauen nichts zu befürchten hatte. Er war offenbar ein Clown, doch dies war mir erheblich sympathischer als die Griesgrämige Art der beiden anderen Rüden. Überhaupt war die ganze Reise über alles immer so bitterernst gewesen. Wann hatte ich das letzte Mal so herzhaft gelacht? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, was es vermutlich auch war. Ich grinste Kheran offenherzig an. Der Jungwolf würde wenigstens ein wenig Leben in die Gemeinschaft bringen.

"Du bist wirklich lustig, du Clown" kam es über meine Lefzen. Ein Blick hoch in die Wolken, die den dämmrigen Himmel langsam dunkler erscheinen ließen, als es eigentlich war. Hoffentlich fing es nicht wieder an zu regnen. Es war zwar kühl geworden, doch die Temperatur empfand ich noch als angenehm. Die Nacht würde wohl ziemlich frisch werden, es wurde Zeit, dass der Sommer anbrach. Ich mochte zwar keine Hitze, doch die lauen Sommernächte waren einfach nur wunderschön. Ich seufzte leise und musste plötzlich gähnen. Die Anspannung war von mir abgefallen und machte nun einer umfassenden Zufriedenheit und ein wenig Schläfrigkeit Platz.

[bei Kheran]



- Kheran - 09.09.2011

Es war schön zu sehen, dass die junge Fähe in mein Lachen mit einstimmte. Als jenes schließlich langsam abebbte, sah man regelrecht, wie sehr die Anspannung von ihr abfiel. Das Lachen war befreiend und gerade in einer Situation wie dieser einfach nur eine Wohltat. Erstaunt hob ich eine imaginäre Augenbraue, als sich Naminara dann plötzlich neben mir auf den Boden sinken ließ. Denn dies bedeutet ja schon einen ziemlichen Vertrauensbeweis. Doch ich war froh darüber, denn mir waren Misstrauen und Streit einfach zuwider. Schon damals, als ich noch bei den Menschen lebte, hatte ich mich brav untergeordnet, damit es nur keinen Ärger gab. Die jungen Hunde, die eigentlich schwächer und in meinen Augen auch dümmer waren als ich, hackten häufig auf mir herum, doch ich ließ es immer mit Gleichmut über mich ergehen. Schließlich wusste ich es besser. Streit führte nur zu noch mehr Streit und Versöhnung gab es unter diesen dummen Vierbeinern kaum.

Ich ließ den Kopf auf die Pfoten sinken und schnaubte leise. Die Situation war gerade einfach nur wunderbar entspannt und friedlich. Wer wusste schon, wie lange dies noch andauern würde, denn wenn erst einmal die anderen Wölfe zurückkehrten... Nein, lieber den Augenblick genießen. Die Abendluft war kühl, doch nicht sehr kalt und die Körperwärme, die von der neben mir Liegenden ausging, ließ es beinahe gemütlich wirken. Auch wenn der Himmel, genau betrachtet ein wenig nach Regen aussah. Ich hoffte, dass eben jener ausbleiben würde, denn Regen hatte ich in den letzten Wochen beileibe genug gehabt. Aus den Augenwinkeln betrachtete ich Naminara, die in diesem Augenblick herzhaft gähnte. Ich war versucht, zu grinsen, bis ich spürte, wie auch mir ein Gähnen in der Kehle hochstieg und ich es nicht mehr zurückhalten konnte. Ein leichtes Lachen schlich sich hinterher.

"Es ist ganz schön kühl geworden. Glaubst du, dass wir lang warten müssen? Ich würde gerne noch ein wenig auf die Jagd gehen, bevor die Nacht ganz hereinbricht, denn bei diesen Wolken dürfte es ziemlich dunkel werden"

Auf ihre Bemerkung ging ich erstmal gar nicht ein. Clown, pah, wenn sie mich so sehen wollte. Naja, vielleicht hatte sie ja Recht. Vielleicht war ich ein geborener Clown. In diesem Moment hatte ich nicht das Bedürfnis, Seelenforschung zu betreiben, das Einzige, was mich etwas beschäftigte war mein leerer Magen.

[Bei Naminara]



- Kaya - 17.09.2011

Ich hatte den Blick nach wie vor wenigstens zum Teil auf meinen beiden Gegenübern, auch wenn mein Blick sich immer mehr um die nähere Umgebung bemühte und sich anstrengte, die Eindrücke einzufangen die sich dort auftaten. Doch mit der Zeit begann ich, mich in meinem Fell gar nicht mehr so wohl zu fühlen, denn mich beschlich das ungute Gefühl dass wir hier nichts anderes taten als unsere kostbare Zeit zu verplempern. Und einhergehend mit diesem Gefühl stieg die Ungeduld von Sekunde zu Sekunde in der ich auf Antworten warten musste, obschon ich kaum eine Frage gestellt hatte. Aber ich wollte Aussagen haben, solche auf denen ich aufbauen konnte, mit denen ich planen konnte.

Alvarez gefiel ganz offenbar so gar nicht die Richtung, die wir einzuschlagen gedachten. Mit „wir“ meinte ich in diesem Moment unser Quintett plus Arkanis, plus Tryss – und was da sonst noch sein würde. Ich hatte auch mit großen Gruppen bisher keine Probleme festgestellt. Aber der Rüde vor mir schien etwas anders, skeptischer zumindest. Gerade hatte ich auf Alvarez' Worte etwas erwähnen wollen, als sich auch schon Tamias' misstöniges und grüßendes Geheul an meine Lauscher schob. Viel zu früh, wie ich einerseits fand, vielleicht aber andersherum gerade rechtzeitig, ehe wir zwei Rüden uns gegenseitig an die Kehle fahren würden, nur weil wir zufällig unterschiedlicher Meinung waren. Alvarez war – und das mochte man später durchaus als Lob sehen – ziemlich schwer zu durchschauen. Niemals wusste man, was er als nächstes tun würde, so zumindest wirkte der Rüde auf mich.

In diesem Moment aber war die Reaktion erstaunlich nachvollziehbar, denn der Schlaks zog sich zurück und überließ Arkanis das Feld, die sich allerdings in Schweigen hüllte. Ich ahnte, dass Tamias nicht lange brauchen würde, bis er hier angelangt war – und dann würde ich ihm begreiflich machen müssen, dass wir erneut zum warten „verurteilt“ waren, so wenig uns das auch gefallen mochte. Denn die Sorge die Alvarez zu treiben schien, war nachvollziehbarer als es auf den berühmten ersten Blick schien. Ich richtete also meinen Blick – da Arkanis schwieg – in die Richtung aus der ich Tamias erwartete. Ich ging einfach davon aus, dass er meinen unseren Pfotenstapfen folgen würde, die noch gut zu erkennen waren. Ehe Tamias allerdings angelangt war, war ich zu nichts anderem als Nichtstun verdammt.

[bei Arkanis und Alvarez; letzterer geht, Tamias im Anmarsch]



- Naminara - 18.09.2011

Kheran gähnte und ignorierte meine Worte vollkommen. Entweder wollte er sich nichts davon annehmen oder aber er stimmte mir einfach stumm zu. Wie dem auch sei, an seinen Worten war etwas Wahres dran. Es würde schon sehr bald extrem dunkel werden und auch mein Magen war nicht gerade voll. Der Gedanke an eine Jagd war vorhin durch all die Turbulenzen völlig aus unseren Köpfen vertrieben worden, doch nun machte sich der Hunger wieder breit. Es gab zwar in diesem Abschnitt des Waldes kein größeres Wild, wie wir zu unserem Leidwesen schon festgestellt hatten, doch für zwei Wölfe sollten sich doch ein paar Kleinnager finden lassen, die zumindest den ersten Hunger stillten.

Eigentlich war mir nicht nach Bewegung, doch ich fürchtete, wir würden noch eine ganze Weile warten müssen, bis wir wieder zu den Anderen stoßen würden. Ich gehörte nicht zu den Fähen, die ihre Neugier nicht im Zaum halten können, was mit ein Grund war, weshalb ich mich freiwillig als 'Babysitter' gemeldet hatte. Nun waren Kheran und ich allein und ich wollte das Beste aus der Situation machen. Also wandte ich den Kopf in die Richtung des Rüden und öffnete den Fang.

"Ich weiss nicht. Es herrscht im Moment extreme Verwirrung und Aufregung in der Gruppe. Du hast dir einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht um zu uns zu stoßen. Aber da wir nun einmal warten müssen, könnten wir uns die Zeit ruhig mit einer kleinen Jagd vertreiben. Ich bin zwar nicht übermäßig hungrig, doch es ist auch schon etwas länger her, dass ich etwas in den Magen bekommen habe. Leider gibt es hier schon seit einigen Tagen kein größeres Wild mehr, ich fürchte, wenn wir losziehen, werden wir uns mit Kaninchen oder etwas Ähnlichem begnügen müssen. Wenn wir zusammenarbeiten, sollten wir genug finden, bevor die Nacht ganz über uns hereinbricht. Doch wir sollten uns beeilen"

Ich sah über seinen Kopf hinweg in die Richtung, in der die Anderen verschwunden waren. Hoffentlich gab es nicht noch mehr Ärger, langsam wuchs mir die Sache über den Kopf. Ablenkung war wohl das Einzige, was jetzt helfen konnte.

[Kheran]



- Kheran - 19.09.2011

Aufmerksam lauschte ich den Worten der jungen Fähe neben mir. Ja, mir war die ganze verquere Situation auch schon aufgefallen, doch ich hatte ja nicht ahnen können, was hier gerade ablief, als ich mich zu den drei Fähen gesellt hatte. Ich war nur froh, dass die ganze Situation nicht eskaliert war und ich einigermaßen glimpflich davon gekommen war. Ich mochte mir nicht ausmalen, was eventuell noch auf mich zukam, wenn ich denn auf den Rest der Gruppe stoßen würde. Oder wie auch immer. So ganz blickte ich eh nicht mehr durch, wieviele es jetzt im Endeffekt waren, doch es war mir auch gleich. Ich würde schon irgendwie mit ihnen auskommen und wenn nicht... nun dann würde ich halt allein weiterziehen. Oder vielleicht... nein, solche Gedanken sollte ich mir momentan erstmal aus dem Kopf schlagen.

Ich war froh, dass Naminara meinem Vorschlag, jagen zu gehen, zustimmte und erhob mich auch kurz nachdem ihr Fang sich wieder geschlossen hatte. Ich streckte mich kurz und streckte den Fang in den auffrischenden Wind. Ich konnte jedoch kaum eine Witterung ausmachen, abgesehen vom noch recht frischen Duft der Wölfe, die uns erst vor kurzem verlassen hatten.

"Ich würde sagen, wir sollten nach Osten wandern. Der Rest der Gruppe ist ja nach Westen und nach Süden gibt es nichts, das habe ich ja schon auf dem Weg hierher festgestellt. Und zu weit nach Norden sollten wir im Moment vielleicht auch nicht vorstoßen, da wir nicht genau wissen, ob sich dort nicht vielleicht noch andere Wölfe aufhalten. Ich glaube auf weitere Begegnungen von der Art Tamias' kann ich momentan echt verzichten. Und vielleicht finden wir östlich ja sogar etwas größeres als Kaninchen. Ich würde alles für einen saftigen Rehbraten geben, ich hab seit Wochen nichts außer Kaninchen und anderem Kleingetier in den Magen bekommen..."

Mein Blick ruhte weiter auf der jungen Fähe, abwartend, ob sie meinem Vorschlag zustimmen würde. Vielleicht kannte sie sich ja auch besser aus und wir würden doch nach Norden wandern. Es war nur ein Vorschlag gewesen, der mir selbst am sinnvollsten erschien. Ich hielt die Nase wieder in den Wind, der mir weiterhin die entfernten Witterungen von Skadi, Velvet und Tamias entgegentrug, weiter weg gab es noch weitere Wolfswitterungen, doch zu entfernt, sie richtig zu bestimmen. Insgeheim war ich ganz froh, dass ich nun nur mit Naminara unterwegs sein würde. Wenn ich mich mit ihr richtig anfreunden konnte, hatte ich vielleicht auch bei den anderen Wölfen ihrer Gruppe einen Stein im Brett.

[Naminara | Will aufbrechen zur Jagd]



- Avis - 24.09.2011

Was bildeten sich diese großen Wölfe eigentlich ein? Kimya natürlich auch, der tat ja auch so groß. Natürlich tat er aber auch wieder so, als ob er stark und intelligenter war, und alles - wirklich alles - besser konnte als ich! Deka enttäuschte mich auch ziemlich, und nachdem mich Tryss so komisch angeguckt und angesprochen hatte, schien es mir so, als ob ihm alles egal wäre. Ihn kümmerte doch nur Kimya, dabei hatte der das doch eigentlich gar nicht verdient. Das würde ich natürlich Mama erzählen, die war nämlich eine starke Fähe, und würde den anderen schon zeigen das ich absolut im Recht lag - mit dem Wissen darüber, dass meine Meinung und Einstellung allein die richtige war. Nicht die der anderen. Nicht einmal die Dekajas in diesem winzigen Moment. Irgendwie tat sie mir aber auch wieder leid, doch gehörte sie ebenfalls zu jenen, die versuchten mir etwas falsches zu erzählen. Was sollte das eigentlich? Was wollten die anderen mir damit sagen? Wollten sie mir Dinge vorgeben, die ich zu tun hatte, und vor allem wie? Nur Arkanis hatte das recht dazu und kein anderer. Zumindest nicht wirklich ...
Vorsichtig setzte ich also nun eine Pfote vor die andere und wollte fast schon wieder zurück blicken, 'alles' aufgeben, lief aber trotzdem weiter. Die anderen sollten doch nicht von mir denken, dass ich nichts konnte. Obwohly Tryss das vermutlich sowieso schon tat. Kurz erschrocken zog sich mein Körper aber zusammen, als ich ein leises - aber vielleicht entscheidenes - Knurren vernehmen konnte. Es kam aus der Richtung der anderen, und schien wohl von Deka gekommen zu sein. Fand sie des Rüdens Worte wohl ebenso unpassend wie ich sie empfunden hatte? Was würde sie nun machen? Viele Fragen hatte ich in meinem Kopf, doch für keine eine wirkliche Antwort parat.

Plötzlich konnte man ein lautes fiepen aus meinem Fang entnehmen! Verdammt, was war das? Wer zog mich da weg? Ich würde dem Wolf - wenn es doch hoffentlich einer war - in die Pfote beißen! Irgendwie hatten die anderen schon recht, es war wirklich gefährlich alleine im Wald, aber die anderen hatten es ja nicht anders gewollt ...
Als man mich losgelassen hatte, drehte ich mich schnell im Kreis, die Rute königlich aufgestellt- und lies ein kleines Knurren ertönen. Eigentlich wollte ich dem 'etwas' ja in die Pfote beißen ... aber da es Deka war, verzichtete ich nun darauf. Natürlich war ich leicht böse auf sie, aber nicht so sehr wie auf die anderen beiden. Da sie mir sagte, dass ich leise sein sollte, hörte ich natürlich darauf. Immerhin sprach sie auch leise zu mir.

"Was soll das?!"

Warf ich ihr also vor. Doch das, was sie vor hatte war brilliant und genial zur gleichen Zeit. Irgendwie hatte sie ja recht, aber ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Außedem konnte man damit noch etwas warten, wollte ich doch zuerst Mama wieder finden.

"Erst muss ich Mama finden!"

flüsterte ich der Wölfin vor mir leise zu, als plötzlich ein bekannter Geruch in meine Nase stieg und ich mich umsah.

"Da kommt doch jemand ..."



- Dekaja - 25.09.2011

Ich hatte mir eigentlich kaum Hoffnungen gemacht, dass mein eigenartiger Plan funktionieren würde. Was sollte ich mir in aller Schnelle auch einfallen lassen? Tryss war echt ein Witzbold und nun ließ er mich den Schlamassel ausbaden. Grmpf! Doch ich sollte mich getäuscht haben, denn nachdem sich Avis zunächst aufgeregt hatte, stieg er sofort auf meinen „brillianten“ Plan ein. Bei Wulf, die kleinen Flauschbälle waren doch einfacher im die Pfote zu wickeln als sie erwartet hatte. Gut zu wissen. Innerlich stieß ich ein erleichtertes Schnauben aus. Katastrophe abgewendet. Zumindest dachte ich das, genau ein paar Sekunden lang dürfte ich das denken, aber Welpen funktionieren offenbar vollkommen falsch, denn Avis beschloss sofort in seinem nächsten Satz, dass er unbedingt seine Mutter suchen gehen würde. Na toll. Schnell überlegte ich, wie ich es nun am allerbesten anstellen konnte ihn zu locken, aber das war gar nicht so einfach und offenbar war ich nicht sonderlich geschickt darin mit Welpen umzugehen, wie auch, immerhin war das hier heut mein erster Versuch und bislang war der nicht sonderlich viel versprechend.

Also senkte ich meinen Kopf, um mich besser auf Avis Höhe zu befinden, es machte die Sache deutlich leichter den Knips etwas zu verinnerlichen, meine Stimme hielt ich bewusst im Flüsterton.

„Aber wenn du jetzt deine Mama sucht, werden sie uns wahrscheinlich folgen und dann wäre der ganze Plan im Eimer. Vielleicht ist das deine letzte Chance deinen Bruder und Tryss so zu erschrecken!“

Kein wirklich toller Einfall, aber mein Kopf strengte sich grad nicht sonderlich an irgendwie, also hoffte ich das es reichen würde, als Avis dann aber in Richtung ferne Bäume schaute und meinte es komme jemand war ich auf der Hut. Sofort veränderte sich meine Haltung, wurde etwas steifer und mit einem Schritt stand ich schützend vor Avis, meine Nase hoch erhoben, witternd. Warum hatte er schneller eine Fährte gewittert als ich, verdammt, er war vier Wochen alt und normal war das meine Aufgabe, ich musste auf ihn aufpassen, nicht umgekehrt. Aber dieses ganze Welpenstorys konnten einen auch echt schwächen, wenn man das nicht gewohnt war, sollte natürlich keine Ausrede sein, aber ändern konnte ich es jetzt auch nicht. Zu meiner Erleichterung kannte ich den Geruch der sich dort näherte, Alvarez. Von Arkanis war noch nichts zu wittern, aber dann konnte es bestimmt nicht mehr lange dauern. Ich senkte meinen Kopf wieder…

„Alvarez ist auf den Weg hierher, also wird deine Mama bestimmt auch gleich kommen, wir sollten uns also beeilen, wenn wir Tryss und Kimya noch erschrecken wollen, deine Mutter hat da bestimmt sonst nichts für übrig.“

Mit meiner Schnauze stupste ich ihn in die gewünschte Richtung, zurück zu Tryss und Kimya und beschleunigte dann eine Schritte in der Hoffnung er würde flogen. Wobei meine Hoffnungen heut schon mehr als einmal verplatzt waren.

[Avis, auf den Weg zu Tryss]