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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Tamias - 03.08.2011

Gut. Der Neue stellte sich ebenfalls höflich vor. Alvarez. Soso. Er erschien mir auf den ersten Blick ganz sympatisch. Hoffentlich blieb das so.
Als Kaya hervor kam, beruhigte sich mein Gemüt ein wenig. Leichte entspannung machte sich breit. Jedoch nur kurz. Eigentlich hatte ich ja gedacht, wir würden hier hallo sagen und dann wieder weiter ziehen, doch Kaya hatte wohl andere vorstellungen. Er beantwortete zwar Arkanis´ Frage jedoch stellte er gleich wieder eine sehr unpassende.
Ein Knurren und ein Zähne zeigen verkniff ich mir. Irgendwie hatte ich grad kein gutes Gefühl. Vielleicht sollten wir die Fähen holen.
Ein jedoch leicht finsterer Blick an Kaya. Dann ein flüchtiger zu den beiden anderen.

"Ja genau. Uns gehts gut. Wir sind aber nicht alleine. Wir reisen mit drei Fähen."

Damit war der Wind vielleicht erstmal aus den Segeln genommen. Als ich so an die drei dachte, überkam mich schon wieder ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht oder würde bald nicht mehr stimmen. Sie da alleine zu lassen, - und ja es mochte sich jetzt mütterlich anhören, - fand ich eine bescheuerte Idee. Es könnte ihnen sonst was passieren.

"Und genau nach denen werde ich sehen. "

ohne auf eine Reaktion von den anderen zu warten oder gar geschweige denn von Kaya, zog es mich wieder in das Dickicht. Je weiter mich meine Pfoten trugen, desto mehr kam mir ein Geruch in den Fang, den ich keines wegs beruhigend fand. Es schien jemand bei den Wölfinnen zu sein. Ein Fremder.
In dieser Sekunde hätte ich mir selbst in meinen befellten Hintern beißen können. Wie konnten wir die bloß alleine lassen. Es könnte sonst was passieren. Menschen, fremde Wölfe, sie hätten gar abhauen können. So viel von unserem Zusammenhalt.
Ich war nicht mal sauer in diesem Moment auf Kaya, meine Sorge um die Drei war größer als daran zu denken, dass Kaya es war, sie zurück zu weisen.
Noch ein paar Schritte. Der Geruch dieses Fremden wurde immer intensiver. Automatisch sträubte sich mein Nackenfell. Mit geduckter Haltung, zuckenden Lefzen und zum Angriff jederzeit bereit trat ich aus dem Gebüsch.
Ich hatte zwar kein Wort verstanden von dem, was gesprochen wurde, jedoch sah in dieser Sekunde einen Fremden bei meinen Fähen. Okay, zugegeben es waren ja nicht meine, aber vielleicht war es meine Schuld das sie möglicherweise nun in Gefahr sind.

"Wer bist du?"

Knurrte ich diesen hellen Haufen Fell vor mir an. Jeder Muskel war angespannt. Innerlich so wütend, wütend auf mich selbst, dass ich nicht erkannte, dass diese Situation eigentlich relativ entspannt war. Ich sah nur diesen Rüden und es gefiel mir nicht das er hier war bei den Dreien. Wir waren zwar kein Rudel, aber sie reisten mit uns und wir beschützten einander, jagten mit einander und so gehörte es sich nunmal, arg skeptisch zu sein in solchen Situationen. Zweitrangig machte ich mir sogar indirekt Gedanken um Arkanis Welpen. Ein Fremder war hier wirklich nicht grade zum richtigen Zeitpunkt da.

[Bei Velvet,Skadi,Naminara / knurrt Kheran an]



- Velvet - 04.08.2011

Bisher hatten wir die Situation mit dem neuen ja ganz gut gemeistert. Wir waren zwar noch immer nicht glücklich über die Situation aber wir haben sie doch hinbekommen. Skadi hatte sich wie auch ich dazu entschieden das Wort an den Fremden zu richten, wohingegen Naminara nur einsilbig ihren Namen nannte. Aber was anderes hätte mich auch gewundert, sie war keine Fähe vieler Worte, jedenfalls nicht soweit ich sie einschätzen konnte. Immerhin hatte der Fremde sich entschieden ganze Bäche von Wörtern zu ergreifen und ich hatte alle Mühe genau diesen zu folgen, mit einer solchen Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Er nannte neben seinem Namen auch die Herkunft und seine Ziele. Selten hatte ich einen so offenen Wolf erlebt, vor allem mit seinen letzten Worten erstaunte er mich sichtlich.
Gerade wollte ich mich noch weiter entspannen und den Fang für die ersten Worte öffnen als auch schon Tamias auftauchte und sich als 'großer Retter' aufspielte. Langsam wurden diese Rüden wirklich lästig! Sofort spielte dieser sich natürlich auf als würden wir in Lebensgefahr schweben. Mussten wir – nur weil wir Fähen waren – gleich auch wehrlos sein? Mit einem leisen knurren in der Kehle schob ich mich einen Schritt vorwärts um mit Tamias gleichauf zu sein. Am liebsten hätte ich dem Rüden ja die Meinung gesagt, verschob dieses jedoch im Kopf auf einen späteren Zeitpunkt. Lieber nahm ich den Fremden Rüden ein wenig in Schutz, das Verhalten von Tamias war ja noch unangebrachter die Situation wo er zu uns gekommen war.

“Das ist Kheran. Ich glaube kaum das von ihm Gefahr droht, er sucht eine Gemeinschaft der er sich anschließen kann.“

Ja das war doch durchaus gut ausgedrückt, fand ich jedenfalls und ich heftete meinen Blick wieder nach vorne auf den jungen Rüden. Das knurren welches aus meiner Kehle gekommen war, war bereits wieder verstummt und so erhob ich nun, deutlich freundlicher als zuvor, die Stimme um mit dem jungen Rüden erneut zu sprechen.

“Das hier ist Tamias. Verzeih sein Verhalten, er wollte dir gewiss nichts böses aber unsere Gruppe ist im Moment getrennt, das ist für niemanden einfach.“

Genug der Worte und ich hoffte für den Rüden neben mir das dies wirklich so war. Ich war noch immer sauer auf ihn und auch auf Kaya, aber momentan wohl mehr auf Tamias der sich aufspielte obwohl er und der graue uns alleine gelassen hatten und nicht anders herum. Da wir keinen Leitwolf hatten war ich der Auffassung das ich durchaus das Wort ergreifen durfte, schließlich bestanden sämtliche Wölfe dieser komischen Gruppe immer darauf das wir keine Leittiere hatten sondern die Entscheidungen zusammen fällten, auch wenn dies nicht immer funktionierte.

[Wald || Naminara, Skadi, Kheran, Tamias]



- Skadi - 05.08.2011

Nachdem alle Namen gefallen und die Vorstellung so durch war, sprudelten nur die Worte aus dem jüngeren Rüden. Mir fiel es schwer ihm zu folgen. Absichten daraus zu erkennen fiel mir noch schwerer. Und als er fertig war, war es still - vorerst.
Ich ließ die letzten Worte revue passieren. Vom Süden kommt er her, kein ansässiges Rudel, kein genaues Ziel, aber er sucht Artgenossen. Und fragte fast bei uns zu bleiben? Oh, wie würden Kaya und Tamias reagieren, wenn wir ihnen gleich - obwohl es uns verboten war - hinter her kamen und dann noch einen Rüden mitbringen würden?

Aber so würde es nicht kommen. Denn bevor auch nur einer von uns Fähen antworten konnte, raschelte es im Busch und binnen weniger als Augenblicke kam Tamias heraus gehetzt. Groß und gefährlich baute er sich vor Kheran auf. Sein Nackemfell in den Himmel ragend, die Zähne blitzen auf. Böse knurrend forderte er den deutlich jüngeren und kleineren Rüden auf sich nochmals vor zu stellen.

Velvet handelte mir zuvor. Sie ließ Kheran keine Chance zu sprechen, denn sie antwortete für ihn auf Tamias Frage. Ich hingegen ging zu Tamias, stubste ihn in sein Brustfell und schüttelte grinsend meinen Kopf.

"Tamias, glaubst du, ein einzelner Rüde hätte eine Chance gegen uns drei? Oder würde es gar wagen uns an zu greifen??"

fragte ich ihn leise und deutete auf Kheran. Er war noch nicht alt, er schien unerfahrener, als Velvet und ich es waren. Naminara selbst war ungefähr im selben Alter, wie der Rüde. Und sie sahen sich dabei auch noch sehr ähnlich. Fast könnte man glauben, sie seien Geschwister. Aber ich sah in diesem grauen Fell keine Gefahr für die Gruppe und schon gar nicht für drei Fähen die sowieso schon ihre Wut zügelten.

Dann jedoch stellte Velvet nun auch Tamias vor. Ich zuckte leicht erschrocken mit meinen Augen auf und mein Maul klappte leicht auf, bevor ich ihn wieder schloss. Ich an Tamias Stelle würde mir das nicht gefallen lassen. Vielleicht war ich da Eigen, aber etwas von mir Preis zu geben ist ganz alleine meine Entscheidung. Und das vor allem, wenn noch nicht beschlossen ist, ob der dem es gesagt wird ein Teil der Gruppe sein wird!
Natürlich war ich auch noch enttäuscht von dem zuvorigen Handeln von 'unseren' Rüden, aber ich wollte keinen der Beiden vor Fremden in den Rücken fallen.
Aber wie gesagt, vielleicht bin ich auch so eingefahren darin, dass ich lange brauch um vertrauen auf zu bauen, dass es für andere gar kein Vergehen war, wie Velvet sich verhalten hat.

[Wald | Kheran, Tamias, Velvet, Nami]



- Kimya - 05.08.2011

Ah! Kurz wallte so etwas wie Stolz oder Zufriedenheit durch meinen kleinen Welpenkörper. Später jedenfalls würde ich dieses Gefühl einmal so betiteln können. Für den Augenblick fühlte es sich einfach nur gut an. Mir schien es, als hätte ich alles richtig gemacht. Meine leuchtenden Augen suchten strahlend nach Tryss, um ihm meinen Erfolg zu zeigen und sein Lob einzufangen. Ich hatte Avis nämlich gehörig überrumpelt und mich sogar mit ihm über den feuchten Boden kullern können. Allerdings musste ich eine Weile nach Tryss suchen, ehe ich ihn begraben unter der Fähe entdeckte, mit dieser gehörig verheddert. Mir war dabei nicht gleich bewusst, dass ich schon wieder den Fehler beging und mein Brüderchen dafür aus den Augen ließ. Was nun folgte war eine Lektion, die ich hoffentlich nicht so schnell vergessen würde. Es war niemals klug seine Beute aus den Augen zu lassen, wenn man nicht sicher war, dass sie bereits tot war. Und einem Gegner den Rücken zu kehren war auch nicht die beste Idee, die ich an meinem ersten Tag in der neuen Welt hatte. Avis revanchierte sich nämlich. Er war seit ich das Denken begonnen hatte immer schon der Stärkere von uns beiden gewesen. Wenn es um Rangfolgen und Streitereien ging, so war er verbissener als ich. Er war ein Siegertyp, jemand, der sich nicht unterbuttern ließ oder wie auch immer sich das nennen ließ. Er war eben nicht wie ich. Er war nun mal Avis und nicht Kimya.

Seine spitzen Zähne in meinem Nackenfell erschreckten mich. Ich stieß ein ersticktes Fiepen aus, als er mich nun seinerseits umwarf. Seine tapsig zu groß geratenen Pfoten drückten mich zu Boden. Das nasse Erdreich fühlte sich kalt an und mein flauschiger Pelz wurde sofort feucht vom Regen. Mir gefiel das ganz und gar nicht. Grummelnd und knurrend versuchte ich mich von dem Gewicht von Avis Pfoten, die mich niederdrückten, zu befreien. Es gelang nicht wie ich es wollte. In dem aufgeweichten Grund fanden meine eigenen Pfoten keinen Halt. Obwohl ich die Zehen spreizte und meine kleinen Krallen somit haltsuchend ausgefahren hatte, rutschte ich doch immer wieder ab. Ich grub nur kleine Furchen in den Boden ohne mich selbst stützen zu können.

„Avis. Lass mich jetzt los. Mama!“

Mein ärgerliches Knurren wurde lauter, damit er bloß merkte wie ernst ich es meinte. Ich hatte keine Lust mehr. Das Spiel wurde mir blöd. Wie immer wenn ich mit meinem Bruder rang gewann er. Es war mir nicht recht. Er wusste doch, dass er immer gewann. Musste er seinen Triumpf dann jedes Mal so lang und breit demonstrieren? Das war erniedrigend, ärgerlich. Er sollte endlich aufhören damit. Ich hatte es ja verstanden und wollte nun, dass das blöde Spiel aufhörte.

Ich versuchte nun wenigstens meinen Kopf zu heben, um mich hilfesuchend nach Tryss umzusehen. Auch das wollte mir nicht so recht gelingen, aber immerhin konnte ich meinen großen Freund aus den Augenwinkeln sehen. Er schien sich kaum noch für mich zu interessieren. Die Fähe lenkte ihn ab. Wer sollte mir nun gegen Avis helfen? Mutter war ja nicht da. Zum ersten Mal wurde es mir schmerzlich bewusst, dass sie weg war und vor allem, was das bedeutete. Sie war nicht da, konnte nicht helfen, nicht für uns da sein. Nun entwich mir doch ein leises Winseln, auch wenn es nicht Avis galt. Plötzlich vermisste ich Mutter. Sie sollte schnell zurückkommen.

[Platz vor der Höhle | unter Avis, bei Tryss & Dekaja]



- Alvarez - 06.08.2011

Schweigend beobachtete ich, wie sich die Unterhaltung entwickelte. Naja, eigentlich konnte ich dazu keine Unterhaltung sagen, es waren kurze Sätze. Kleine Feststellungen und ich hatte nicht den Eindruck das die Wiederbegegnung auf große Freude stieß. Dann sah ich, wie sich ein weiterer Pelz sich zu uns gesellte, dieser hatte jedoch nicht die Höflichkeit wie Tamias zuvor, sich vorzustellen, also verzichtete ich ebenfalls darauf. Wobei mir bewusst war, dass er sicherlich beim näherkommen meinen Namen aufgeschnappt hatte. Aus dem kurzen Auskundschaften wurde also doch eine längere Unterhaltung und zumindest das schien den braunen Wolf zu stören. Er schien keine weiteren Worte wechseln zu wollen und zog sich geschickt unter einem verständlichen Vorwand zurück. Auch ich hatte nicht sonderlich das Bedürfnis mich weiter mit den fremden Wölfen auseinander zu setzen, aber da Arkanis bisher nicht die Anstalten machte zu gehen, blieb ich eben an ihrer Seite und ließ die Situation geschehen.

Als der, für mich namenlose Graue dann auf Tryss zusprechen kam, meldeten sich bei mir die Alarmglocken. Selbst wenn seine Tonart freundlich war, gefiel es mir nicht, dass er mehr über unsere Gruppe zu wissen schien als ich. Unglücklicherweise machte ich meinen Unmut darüber Platz und ließ aus meiner Brust ein dunkles Grollen anschwellen. Als ich mir darüber bewusst wurde, verstummte es auch sogleich, doch ich senkte weder beschämend mein Haupt, oder gar den Blick, noch entschuldigte ich mich dafür. Für mich war das ganze hier eine seltsame Situation. Ich war Teil einer kleinen Gruppe geworden, die es galt zu beschützen. Tryss, Dekaja, Arkanis, wie die beiden Welpen, die überlebt hatten. Und das jemand über Tryss bescheid wusste und anscheinend auch über Arkanis, gefiel mir nicht. Es waren Risikos die wir hier eingingen. Zumal der Braune zuvor davon sprach, dass es noch mindestens drei weitere Wölfe gab. Ich schwieg vorsorglich weiterhin, zumal ich nicht die Absicht hatte dem Rüden irgendwelche Auskünfte zu geben. Es lag in Arkanis ermessen was sie sagte und was nicht. Immerhin waren ihr die Artgenossen bekannt.

[Bei Kaya l grollt kurz l schweigt weiter]



- Arkanis - 08.08.2011

Noch immer lag meine Rute dicht an den Schenkeln und ihr Ende soweit es denn reichte über meinen vorderen Pfoten. Die buschige Spitze aber zuckte unruhig. Dieses vermeintlich entspannte hier sitzen und eine gesittete Unterhaltung führen kostete mich insgeheim viel Überwindung. Ich war nicht entspannt, auch wenn ich diesen Eindruck vermitteln wollte. Im Hinterkopf behielt ich dabei stets die beiden Welpen, welche auf meinen Schutz als Mutter angewiesen waren. Statt aber an ihrer Seite zu verweilen und ihre ersten Schritte genau zu beobachten hatte ich sie zurückgelassen und saß nun hier. Ich hatte die Gefahr der Fremden einschätzen wollen. Nun zwang ich mich zu weiterer Ruhe und Freundlichkeit, um nicht doch einen Umsturz in der Stimmung herbeizuführen. Die Chancen standen immerhin gut, dass die bekannten Rüden unser Wiedersehen bloß abnicken und dann weiterziehen würden. Die Annahme verwarf ich jedoch bald wieder, als Kaya uns zur Gänze erreichte. Er machte unsere Pläne zunichte, die immerhin auch Tamias zu verfolgen schien.

Obwohl die Frage zweifellos an mich gestellt worden war, blieb ich zunächst einmal stumm. Ich konnte an Tamias Mienenspiel erkennen, dass er nicht einverstanden war mit dem, was sein Reisegefährte da anfing. Höflich hielt ich mich daher zurück und ließ den Braunen aussprechen, was ihn beschäftigte. So, also war die Gruppe tatsächlich gewachsen. Eigentlich rücksichtsvoll von den beiden Rüden, dass sie uns nicht gleich mit der vollen Stärke ihrer Truppe überrannt hatten. Es schien mir nun, zumindest entnahm ich das den folgenden Beobachtungen, dass Tamias noch immer nicht zum größten Redner geworden war. Es war schon mein erster Eindruck von diesem Rüden gewesen, dass er ein Wolf war, der Taten sprechen ließ. Ein wenig mürrisch vielleicht manches Mal, aber auf jeden Fall zuverlässig. Ich nahm es also nicht bloß hin, dass er uns schnell wieder den Rücken kehrte, sondern hieß es sogar durchaus gut. Eigentlich wollte ja keiner von uns eine längerfristige Begegnung, bis auf Kaya wohl.

„Hallo Kaya.“

Im Grunde war diese Begrüßungsfloskel überflüssig und ich hätte sie auch niemals gebraucht, doch wollte ich somit meinem grauen Begleiter zuspielen, der als einziger nicht alle Namen dieser Runde kannte. Diesem warf ich nun auch einen kurzen, wohlmöglich etwas zu strengen Blick zu, als er sein Knurren erhob. Eine plötzlich umkippende Stimmung dieser Begegnung schien mir einfach nicht die beste Idee.

„Natürlich musstest du feststellen, dass Tryss bei uns ist. Aber für den Moment sage ich dir nur: Er ist nicht hier.“

Diese Worte hatte ich bewusst außerordentlich bestimmt ausgesprochen, obwohl sich meiner Stimmlage gleichfalls kein unfreundlicher Klang nachsagen ließ. Ich wollte diese Gruppe lediglich nicht treu-doof zu meinen Welpen führen. Das war alles. Zur Verstärkung meiner Aussage erhob ich mich nun und wechselte in einen breitbeinigen, festeren Stand, mit dem ich dem älteren und größeren Rüden nötigenfalls den Weg versperren könnte. Wenn Kaya ein ernsteres Interesse daran hatte sich mit Tryss wieder zu versöhnen, dann ließ sich darüber sprechen. Denn den geradezu liebevollen Unterton hatte ich nicht überhört.

„Er geht seinen Weg und er trägt Verantwortung für sein Handeln. Ich fürchte nur, er könnte über die Richtung im Zweifel sein.“

Sollte Kaya diese Worte ruhig als Mahnung für den damaligen Streit ansehen. Sie hatten sich unnötig darum gebalgt wer für die Katastrophe im Dorf verantwortlich gewesen war und auch darum wie man nun weiterziehen würde. Verständlich, dass es einem Wolf mit Kayas Lebenserfahrung schwer fiel den jungen Tryss als einen Führer anzunehmen. Doch ihre Meinungsverschiedenheiten waren an diesem Tag ausgeartet und hatten die Gruppe unnötig getrennt.

[Wald | Alvarez, Kaya]



- Tryss - 09.08.2011

Auf meinen Lefzen hatte sich das Lachen festgesetzt und ich betrachtete Deka mir gegenüber schmunzelnd. Sie hatte sich tatsächlich für einen Moment erschrocken! Ich jubelte innerlich, was für ein Erfolg! Unser Angriff war mehr als gelungen und diesen kleinen Spaß hatte meine neue Wolfsfreundin mir auch noch gegönnt. Herrlich! Doch dieses Triumph-Gefühl sollte nicht lange anhalten. Im nächsten Moment blickte Deka erschrocken drein, als ob sie einen wild gewordenen Elch erblickt hätte. Nein, noch schlimmer! Einen wild gewordenen Elch im Kaya-Arkanis-Tamias-Alvarez-Pelz! Hilfe! Ich riss ebenfalls erschrocken die Augen auf und blickte mich um. Was war denn los? Was war denn los? Und warum starrte sie so auf meinen Kopf. Ich versuchte die Augen so zu verdrehen, dass ich einen Blick auf meine Nase oder gar auf meine Ohren erhaschen konnte, aber so richtig gelingen wollte mir das nicht. Also sprang ich auf und drehte mich einmal um mich selbst. Was denn, was denn? Ich konnte nichts sehen. Und musste im nächsten Moment, als ich mich wieder soweit gedreht hatte, dass ich Deka ansehen konnte, feststellen, dass sie mich nun gefoppt hatte. 'Oh, Tryss du Dummkopf!' schalt ich mich und konnte mir trotzdem das Schmunzeln nicht verkneifen. Gar nicht schlecht.

„Gut gut, du hast gewonnen. Langsam machst du dich, wenn du dich weiter so anstrengst, wirst du irgendwann noch mal so ein toller Wolf wie ich.“

grinste ich Deka an und stupste ihr sanft gegen den Fang, bevor sie sich zu Avis und Kimya wandte. Achja, die beiden Welpen waren ja auch noch da, das hatte ich beinahe verdrängt. Und das ausgerechnet jetzt! Was waren wir nur für Beschützer, ließen unsere kleinen Schützlinge einfach für eine Balgerei aus den Augen. Das durfte Arkanis nie erfahren, sie würde uns den Hals umdrehen. Wenn sie uns nicht gleich zum Teufel jagte oder in Stücke biss. Ai, ai, ai, das waren ja herrliche Aussichten. Wir mussten besser aufpassen. Also folgte ich Deka die wenigen Schritte und trat näher an Kimya und Avis heran, die sich mittlerweile gut zu zanken schienen. Kimya knurrte unaufhörlich und immer lauter. Und Avis ließ einfach nicht los. Ich runzelte die Stirn, als Kimya aufjaulte und sein Bruder immer noch nicht locker ließ.

„Hey, hey Avis. So heißt du doch oder? Du hast gewonnen, würde ich sagen. Du kannst Kimya jetzt loslassen, der Kampf ist doch vorbei. Wir haben euch überrascht, aber ihr habt den Kampf trotzdem gewonnen. Also hör auf. Dein Bruder ist doch keine Beute, die du totschütteln musst. Wenn er quietscht, solltest du aufhören, bevor du ihm unnötig weh tust.“

Sonst kommt irgendwann ein stärkerer Wolf daher, der dir das gleiche antut. Das wollte ich nicht anfügen, da ich dem kleinen Wolf keine Angst machen wollte. Und ich war eigentlich ja auch gar nicht befugt ihm irgendwelche Anweisungen zu geben. Und ich wusste auch gar nicht, ob er sie akzeptieren würde. Aber ich war um einiges älter, größer und stärker. Weh tun wollte ich dem Kleinen nicht, aber Respekt beibringen würde ich ihm sicher, wenn es nötig werden sollte. Immerhin war Kimya auch mein Schützling und er verließ sich auf mich!

[Kimya, Avis, Deka]



- Kaya - 10.08.2011

Ich fühlte mich in meiner Rolle als eine Art Mittler – jedenfalls sah ich mich für den Moment so – gar nicht mal unwohl. Ich hatte erstaunlich viele Worte von mir gegeben, von denen ich allerdings kein einziges bereute; jedenfalls noch nicht. Dass ich es hier theoretisch gleich mit zwei Wölfen zu tun hatte, änderte daran nichts.

Tamias schien nicht wirklich begeistert – ich hatte keine Zeit, zu überlegen ob es an meinen Worten oder aber meinem Auftreten lag, denn der Rüde verschwand ausgesprochen schnell. Fähen suchen? Aber ich hatte die doch angehalten, zu warten! Gut...erzählt hatte ich Tamias davon eher weniger, das mochte ja sein.
Den Blick auf die beiden verbliebenen Wölfe gerichtet musste ich erst einmal mit dem Lauscher zucken als ich mich doch in der Tat angegrollt fühlte. Was wurde denn das wenn es fertig wäre? Immerhin schwieg der Graue, der sich als Alvarez vorgestellt hatte. Ich kam nicht umhin, zu vermuten dass er sich wohl nichts als Sorgen machte – ein Grund mehr, nicht auf seinem kurzen Grollen herumzureiten sondern sich wichtigeren Dingen zu widmen.

Arkanis wirkte nach aussen hin deutlich gefasster als der fremde Rüde, was aber nicht weiter verwundern musste, immerhin hatten wir uns ja kennengelernt – auch wenn dieses Kennenlernen gute drei Monde her sein mochte, vielleicht sogar noch ein Weilchen länger. Ihre Aussage Tryss betreffend ließ mich allerdings einen Langgezogenen Seufzer loswerden, der danach klingen musste als schien es als hätte ich jede Hoffnung auf eine gütliche Einigung aufgegeben – oder ähnliches zumindest. Theoretisch musste Tryss nun wie ein verlorener Sohn wirken – aber war er das eigentlich wirklich?

„Ich...er...“, begann ich und unterbrach mich, als Arkanis ihre kleine Rede fortsetzte. Mein Respekt der braunen Schönheit gegenüber wuchs von Sekunde zu Sekunde ein wenig mehr und hatte ich anfangs noch den Grauen neben ihr ins Auge gefasst, so ruhte mein Blick nun komplett auf der Fähe, die sicher eine gute Mutter abgab.

„Weisst Du, Wölfin....es ist viel Zeit ins Land gegangen. Ich denke, wir alle sind reifer geworden. Manch einer verzeiht, andere wiederum nicht. Bei manchen mag Einsicht herrschen, bei anderen nicht. Ich glaube an das Lied der Wölfin und ich bin mir sicher, dass es einen Grund haben muss, warum wir Euch wiedertreffen. Eine Art Bestimmung, verstehst Du?“

Ich hatte für meine Verhältnisse wohl erneut ungewohnt sanft geklungen, aber damit musste ich jetzt leben – ich konnte ja nicht ständig nur grummeln, grollen und knurrig wirken. Kurz seufzte ich als ich der eigentlichen Aussichtslosigkeit meines Tuns erkenntlich wurde, schüttelte mich dann allerdings und sah mich um. Von Tamias war absolut nichts mehr zu sehen, also hatte ich das hier jetzt allein zu handlen, sozusagen...

[bei Alvarez & Arkanis, Tamias zu Beginn noch da, dann weg]



- Avis - 12.08.2011

Schnell lies ich das Fell meines Bruders los, während meine Pfoten noch auf seinem Körper ruhten. Natürlich konnte ich stolz auf mich sein, war ich natürlich auch - was anderes wäre doch nicht passend gewesen! Also ragte ich meinen Kopf in die Höhe und tat so, als könnte ich über Kimya herrschen. Ja, eigentlich war ich doch der König des ganzen - ein Herrscher ( quasi ) über alle hier und natürlich das Land, dass vermutlich ziemlich groß war ... zumindest hoffte ich das, vergrößerte sich dadurch doch mein Selbstbewusstsein um einiges. Auch Deka war sichtlich stolz auf mich, zumindest interpretierte ich ihre geste so, und das gefiel mir natürlich. Ob Kimya und der andere große Wolf das auch so sahen? Kurz schrak ich zurück als die hübsche Fähe plötzlich mit ihrem großen Kopf in unsere nähe kam und meinem Bruder tatsaächlich ein Lob aussprach. Pah! Als könnte er etwas besser als ich ... und überhaupt, erschreckt hatte er mich doch eigentlich gar nicht. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sah wieder zu meinem Bruder hinunter. Ob aus Spaß oder nicht - darüber sollte man sich streiten können - zwickte ich ihn noch einmal in seine Pfote ehe er dieses grässliche Geräusch von sich gab. Dieses lästige fiepen hatte ich schon immer im Bau gehasst, wenn Mama nur wenige Minuten nach draußen gegangen war. Anscheinend vermisste Kimya sie sehr und war nicht so stark wie ich und konnte das für sich behalten. Schon öfters hatte mein Bruder nach Mutter gerufen, doch als aus dem lästigen fiepen ein leises knurren wurde, erschrak selbst ich. Doch da ich noch immer meine Pfoten auf seinem kleinen Körper hatte, schritt nun auch der zweite große Wolf ein. Warum erkannten sie denn alle nicht, dass das bloß ein Spiel war? Ich durfte nie zeigen wie gut ich eigentlich war, was mich sehr verärgerte. Ebenso die Worte des großen Rüden - er schien wirklich gar nichts zu verstehen!
So bewegte ich mich langsam von meinem Bruder weg und ging in die Richtung in die auch Mama gegangen war.

" Ich suche jetzt meine Mama! "

Verkündigte ich also stolz und beachtete die anderen nicht weiter. Der Regen prasselte zwar noch immer auf mich und alle anderen hinunter, aber was, wenn Mutter etwas zugestoßen war? Normalerweise hätte sie doch schon lange wieder zurück sein müssen. Doch bevor ich wirklich losging, drehte ich mich noch kurz um.

"Ihr seid alle so gemein. Auch du Deka! Warum darf ich denn nie zeigen wie gut ich bin? Immer hören wir auf mit dem spielen wenn es am lustigsten wird. Kimya du bist so ein Weichling ... du wirst schon sehen ich bin ja schon groß und gehe jetzt Mama suchen nur weil du zu ihr möchtest ... und das sage ich ihr. Ich sage ihr, dass du nicht ohne sie auskommst und dann bin ich wieder der Held."

Atemlos drehte mein Kopf und der rest meines Körpers wieder in die Richtung die ich einschlagen wollte. Eigentlich vermisste ich meine Mama ja schon, aber so vor den anderen das zugeben? Niemals!



- Alvarez - 13.08.2011

Denn strengen Blick Arkanis nahm ich aus dem Augenwinkel wahr. Ich drehte ihr meinen Kopf einen kurzen Moment zu und sah sich mit meiner unbewegten Miene an. Jetzt und hier über mein Verhalten zu diskutieren, war nicht sinnvoll. Fremden - mir fremden - Wölfen zu demonstrieren, wie wenig einig man sich ist, war eine Schwäche, die man sich nicht bei solche einer Situation geben durfte. Also beließ ich es dabei, sie nur ausdruckslos anzusehen und dann wieder meine Aufmerksamkeit auf Kaya zu lenken. Arkanis war ja so freundlich und hatte seinen Namen genannt, so dass ich nun wusste, wie dieses Individuum hieß. Der Rüde schien sich dazu entschlossen zu haben, nicht auf mein Grollen einzugehen und sprach stattdessen über das Lied der Wölfin. Meiner Distanziertheit mischte sich Verwirrung bei. Wovon sprach dieser Wolf vor ihm?

Anscheinend war irgendetwas zwischen den Wölfen vorgefallen zu sein, wovon ich keinen blassen Schimmer hatte und das ärgerte mich. Aber durfte ich sie deshalb verurteilen? Nein, sie hatten Geheimnisse vor mir und ich vor ihnen. Das war normal. Aber hier zeigte sich gerade, dass manche Geheimnisse aus der Vergangenheit einen einholten. Bei ihm machte er sich weniger Hoffnungen, dass soetwas geschah. Dafür hätte jemand überleben müssen und hatte das jemand? Das war eine Frage die ich nicht beantworten konnte. Ich verdrängte die Erinnerungen. Anstatt nun weiter zu schweigen, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, sah ich zu Arkanis, an die ich meine Worte richtete.

"Was ist das Lied der Wölfin?"

Und sie trafen sich wegen einer Art Bestimmung wieder? Bei Wulf, woran glaubten diese Wölfe hier? So weit von seinem Geburstort war ich doch noch gar nicht, warum also redeten diese Wölfe über Dinge, die ich nicht nachvollziehen konnte? Unruhig spielten meine Ohren nach vorne und wieder nach hinten. Das die braune Fähe sich bereits erhoben hatte, machte deutlich, dass sie niemanden weiter gehen lassen wollte, um ihre Brut zu sehen.

[hört zu l stellt Arkanis eine Frage]