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Passus III - Eine ungewollte Unterbrechung - Druckversion

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- Dekaja - 09.06.2011

Avis hatte es am Ende doch ziemlich schnell zu Kenntnis genommen, dass er jetzt eine Weile auf seine Mama würde warten müssen. Das zuerst noch traurige Gesicht des Kleinen schaute erst noch Alvarez und Arkanis nach, dann wand er sich wieder mir zu und da schon gar nicht mehr so unfroh aus. Vielleicht war er ja wirklich sehr mutig! Ebenso, wie er mich beobachtete ich ihn einen Augenblick stumm. Sah, wie der kleine Kopf nicht still halten konnte und sein Blick hin und her zog, und schließlich am Himmel kleben blieb. Vor lauer Aufregung hatte ich gar nichts wirklich vom leichten Regen mitbekommen, doch nun, als er mich danach fragte, fuhr mein blick verwirrt zum Himmel. Tatsache! Es regnete leicht. Während ich meine Nase, ebenso wie Avis kurz zum Himmel hielt, sog meine Nase den erfrischenden Duft des feuchten Waldes ein. Ich mochte Regen war nicht sonderlich, zumindest nicht, wenn er zu intensiv wurde, aber ich mochte doch die frische, klare Luft und den verstärkten Geruch des Waldes durch einen Regenguss. Noch immer lag ich auf meinem Platz, hatte dem Zwerg aber nun meinen Blick wieder zugewandt.

„Das was der Himmel da verliert ist Regen, und jeder einzeln heißt Regentropfen. Der Himmel verliert ihn manchmal, wenn er ganz grau ist so wie jetzt, manchmal ist es dann auch windig. Manchmal regnet es aber auch ganz doll, dass wir uns eine Höhle suchen um kein nasses Fell zu kriegen. Warum das aber vom Himmel fällt, weiß ich nicht.“

Es war für mich natürlich nicht schön, ihm etwas nicht erklären zu können, zumal ich ja selbst alles immer hinterfragte…

„Weißt du, manchmal denke ich, es regnet wenn die Bäumen und der Wald, also das wo wir grad sind, Wasser brauchen.“

Ich runzelte kurz die Stirn. Moment! Wasser kannte er ja noch gar nicht.

„Also Wasser. Wir großen Wölfe brauchen Wasser wenn wir Durst haben, das was du jetzt noch von deiner Mama als Milch kriegst wenn du es brauchst. Nur große Wölfe und die Bäume und so haben ja keine Milch, also trinken sie Wasser. Das was du da spürst ist Wasser, nur man nennt es Regen weil es vom Himmel fällt.“

Ich schaute ihn kurz hoffnungsvoll an und versuchte zu ergründen ob er überhaupt auch nur etwas verstand von meinem Geblubber, was ich manchmal selbst nicht ganz verstand. Ich hatte noch nie verstanden, warum das nicht einfach alles Wasser heißen konnte und warum Wasser verschiedene Namen hatte. Fluss, Weiher, Bach, Regen. So ein Quatsch, am Ende war es doch einfach alles nass und überlebenswichtig. Leider hatte ich noch keinen gefunden, der mir darauf Antworten hatte geben können, vielleicht sollte ich Tryss mal danach fragen?


[Regendeutung - Avis | Tryss & Kimya]



- Kaya - 10.06.2011

So langsam drohte sich das wirklich zu einer Situation auszuwachsen, in der man gar nichts anderes mehr tun konnte, als Mal um Mal mit den Augen zu rollen, wenn man es denn konnte. Ich zuckte ein wenig zusammen – einerseits vor Schreck, andererseits aber auch vor Erstaunen, weil Velvet sich anmaßte – jedenfalls musste das in den Augen der anderen so aussehen, da war ich mir sicher – für mich (und damit auch indirekt für Tryss) Partei zu ergreifen. Das wirkte nicht nur gefährlich und blauäugig, sondern das war es auch.

Ich schüttelte den Kopf. Die Graue hatte sicher vieles heraufbeschworen, aber ein Streit zählte sicher nicht dazu. Den hatte es schon vorher gegeben und beinahe erschien es mir so, als müssten wir förmlich streiten, um uns gegenseitig am Leben zu erhalten, die Energie auf einem hohen Level zu halten, ebenso wie die Aufmerksamkeit. Denn wer zufrieden war, der wurde nachlässig und tat sich leicht damit, sich in sein Schicksal zu fügen.

Ich wollte gerade zu einer unterstützenden Aussage ansetzen, als der grausigste aller Unfälle eintrat: Skadi spielte sich zur Mutter der Nation auf, behandelte Tamias wie auch mich wie einen Pulk von Welpen und wirkte auch nach ihrer Aussage noch nicht zufrieden, wahrscheinlich weil niemand am Boden herum kroch oder aber ihr die Kehle darbot. Anders konnte man ihre Aussage ja kaum interpretieren, wenigstens den ersten Teil davon.

Als sie allerdings weitergesprochen hatte und – so hörte es sich zumindest an – den Ton ein wenig gemäßigt hatte, wirkte die nun folgende und von mir gleich zweimal überdachte Aussage doch gleich ein wenig wölfischer als sie es zuvor getan hatte. Viel ruhiger, wenn man so wollte, auch wenn ich Skadi im Leben nicht auf der Rechnung hatte, nochmal so etwas wie Zuneigung zeigen zu können. Ich beschloss, auch auf ihre Aussage zu reagieren, wurde allerdings in meinem Elan erneut gebremst, als Naminara sich einschaltete. Scheinbar waren der Nation die Mütter ausgegangen, denn auch Naminara wirkte eher gluckenhaft auch wenn das vermutlich nicht ihre Absicht gewesen war. Auf sie zu reagieren nahm sie mir allerdings ab, indem sie von sich aus die „Flucht“ ergriff – vielleicht besser so, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie ansonsten vor meinen Augen implodiert wäre.

Seufzend machte ich mich endlich daran, mich wieder ein wenig zu bewegen, nach Worten zu suchen und jeden einzelnen Wolf ansprechen zu wollen als...richtig: Tamias hatte mir ja noch gefehlt. Ich hörte nur mit einem halben Ohr hin, denn für mich hatte ich eine Entscheidung getroffen: Ich musste hier weg. Ganz einfach. Nicht unbedingt weg von diesen Wölfen, aber weg aus dieser Situation, die so zerfahren war, dass es kein Wundermittel geben konnte um sie noch einmal, womöglich ein letztes Mal, zu kitten. Abgesehen davon dass auch meine Kraft dafür schlicht und ergreifend nicht mehr ausreichen würde. Hatte ich in den Augen der Wölfin versagt und ließ sie mich das nun spüren? Ich wusste es nicht, ausschließen konnte ich es gleichwohl aber auch nicht unbedingt.

Ich stakste einige Schritte und stattete den Wölfen, ausgenommen Naminara, in der Reihenfolge ihrer „Attentate“ einen kleinen Besuch ab, wobei Velvet hier den Anfang machte.

„Danke.“ war das einzige, was ich auf die Schnelle sagen konnte, denn wesentlich mehr als das fiel mir auch nicht ein. Ich musste mit einem Male Asbachuralt wirken, wie ich so dastand – die Miene eingefallen, der Fang ergraut, die Läufe durchhängend. Aber ich gab mir auch keine große Mühe, dieses Bild nennenswert zu verfälschen. Denn im Moment fehlte mir auch einfach die Kraft, die Maske wieder aufzusetzen und der große, starke Wolf zu sein, der ich – tief in meinem Herzen zumindest – gar nicht sein wollte.

Als nächstes trugen mich meine müden Pfoten zu Skadi, ein Weg der glücklicherweise ebenso kurz zurückzulegen war, wie es der zu Velvet war. Man hatte ja glücklicherweise nicht die Flucht ergriffen, auch wenn ich selbst dafür wohl Verständnis aufgebracht hätte, wie ich mich kannte. Ich seufzte erneut kurz, musterte die Braune und sprang über meinen – ohnehin nicht mehr sehr großen – Schatten.

„Skadi, Skadi, Skadi.“ Ich zögerte. „Vielleicht hast Du schlicht und ergreifend Recht. Vielleicht sind wir Wölfe die wir hier sind, besonders die Taschenträger, nicht dazu gemacht, sich mit Dingen nachhaltig auseinanderzusetzen. Es geht nicht darum, Recht zu haben, Skadi. Es geht darum, jeden das sagen zu lassen was er sagen möchte. Ihm zuzuhören. Und wenigstens zu versuchen, seine Aussage zu verstehen. Und wenn man sie nicht versteht, nachzufragen. Das fehlt mir hier sehr, auch wenn ich selbst nicht viel zur Aufklärung beitrage.“

Sollte sie mit meinem kleinen Eingeständnis doch machen, was sie für richtig hielt – vielleicht hatte sie ja eine richtig bombige Idee, was ich so alles tun konnte, um das wieder gutzumachen. Oder es eben seinzulassen, ganz nach ihrem Gusto, ihrem Geschmack. Ich blieb stehen wo ich war und fixierte Tamias, der ebenso nicht unbedingt zog Meilen weit weg war. Dass ich ihn Wolf genannt hatte, hatte nichts mit ihm selbst zu tun – in solchen Situationen waren Namen nicht so deeskalierend wie eine neutrale Ansprache. Aber die Fähigkeit, dies einzusehen und zu verstehen, war nunmal nicht jedem gegeben, also konnte ich das Tamias auch nicht wirklich übel nehmen. Allerdings richtete ich mein Wort dennoch an den Rüden, der sich bisher trotz des einen oder anderen zwischenfalls durchaus als loyal erwiesen hatte.

„Weisst Du...Wolf. Ich weiss dass Du Tamias heisst, aber ich werde Dir liebend gern erklären, warum ich Dich Wolf nenne. Als Du vorhin sprachst, mich indirekt einen Lügner nanntest, jemanden der Halbwahrheiten verbreitet, da bist Du mir mit einem Male fremd geworden. So fremd, dass ich mich weigerte, Deinen Namen zu nennen, denn irgendetwas in mir zweifelte, dass es wirklich Du warst, der dort gesprochen hatte. Also eben der Wolf, der sich in Deinen Pelz geschlichen hatte. Ich hoffe, er verschwindet dort bald wieder und räumt den Platz für den aufrichtigen Mitstreiter, den wir alle so schätzen.“

Es war abzusehen dass ich noch nicht fertig war, also veränderte ich meine Position nicht und ließ meinen Blick weiter auf dem kaum jüngeren Rüden ruhen, auch um ein wenig seine Reaktion einzufangen und verstehen zu können, wenn ich diese Fähigkeit denn noch besaß.

„Weisst Du....vielleicht reagierst Du auch mal weniger impulsiv. Weisst Du was ich meine? Anstatt herumzufahren und mir zu unterstellen, ich hätte ganz bewusst verschwiegen, was im Dorf passiert war, hättest Du dich danebenstellen und sagen können „Und da war noch dies und das.“ Aber auf die Idee bist Du leider nicht gekommen – ich denke nicht, dass das kleine Einlenken und mal-weniger-impulsiv-sein unserer Meinung über Dich geschadet hätten. Vielleicht hast Du daraus gelernt, so wie ich meinen Teil gelernt habe.“

Ich seufzte leise und wartete ab, ob noch eine Reaktion erfolgte. Große Hoffnung hatte ich ebensowenig wie Befürchtungen – ich wollte wie schon erwähnt nur hier weg. Denn so langsam begann ich zu fühlen, dass wir weitermussten, wenn wir noch etwas erreichen wollten.

[bei Velevt, dann Skadi, dann Tamias, Naminara etwas weiter weg]



- Alvarez - 11.06.2011

Ich bahnte mir den Weg durchs Unterholz. An der Lichtung, welche für die Wurfhöhle hatte herhalten müssen, was das Dickicht lichter gewesen. Hatte es uns ermöglich hindurch zu gucken, um eventuelle Bewegungen zu registrieren. Doch das lockere Gestrüpp war nur anfangs so. Nicht sehr viele Schritte hatte es benötigt, um in das dichter werdende Unterholz einzudringen. Eines von meinen Ohren drehte sich zurück, nur um das tappen der Fähe zu vernehmen, welche zugleich zu ihm aufschloss. Man konnte Arkanis förmlich ansehen, wie jeder Schritt ihr neue Kraft verlieh, oder ihr zumindest ihre alte zurückgab. Man schien es ihr nicht nur anzusehen, sondern sie spürte es auch, denn ihre Absichten teilte sie ihm mit. Jagen. Es verwunderte ihn nicht, wer hielt es schon so lange in einem engen Bau aus, ohne sich wirklich bewegen zu können. Eine Jagd trieb schnell die Instinkte, die in letzter Zeit etwas schläfrig geworden waren, wieder auf Hochtouren. Von dem Adrenalinrausch mal abgesehen. Aber bevor wir uns wirklich dazu entschlossen, zu jagen, sollte Arkanis lieber noch etwas laufen.

„Bevor wir jagen, solltest du lieber erst einmal genügend Bewegung bekommen. So jedenfalls könnte dich selbst ein Altwolf alt aussehen lassen.“

Gab ich ihr zu bedenken. Gut, eventuell hatte ich damit etwas übertrieben, aber danach krähte jetzt auch kein Hahn. Die Wildfarbene würde wissen, was ich meinte. Meine blassen Seelenspiegel musterten sie einen kurzen Augenblick. Nun, da ich eben schon etwas frech gewesen war, könnte ich genauso gut damit weiter machen. Ich ließ mich unbemerkt etwas zurückfallen, so dass Arkanis Schultern sich nun nahe meinem Kopf befanden. Ich brummte und drehte mich etwas seitlich, um ihr dann meine Vorderpranken auf die Schulter zu legen, um mich bei ihr abzustoßen und sie somit leicht zu schubsen.

„Na los altes Mädchen, wenn du jagen willst, musst du auch laufen können.“

Und damit zog ich mein Tempo an. Meine kräftigen Läufe griffen weit aus, um meinen Körper dann flink nach vorne zu stoßen. Je nach Ebenheit des Bodens spreizten sich meine Zehen, um mir den besten Halt zu ermöglichen. Blätter raschelten derweil, als ich an den Sträuchern davon zog. Ästchen verhedderten sich in meinem Steingrauen Pelz, nur um wenige Meter darin zu verweilen und dann zu Boden zu fallen. Kurz warf ich einen Blick über die Schulter. Es wurde Zeit Arkanis wieder aus ihrer Starre zu bekommen. Und wie konnte man das Besser, als den Ehrgeiz anzusprechen und dann auch noch unhöfliche Worte zu wählen? Ich für meinen Teil genoss es. Mein Kopf spürte den leichten Wind, der nur hier unter den Bäumen herrschte, gegen mein Gesicht schlagen. Ließ Gerüche auf mich einstürmen, die so explosionsartig die Vielfalt der Düfte wiedergab, dass es mir nicht möglich war, alles einzuordnen. Doch nichts deutete auf Gefahr hin, also ließ ich mich von meinen Pfoten tragen.

[im Wald mit Arkanis ]



- Velvet - 11.06.2011

Es war doch wirklich nicht zufassen wie die ganze Situation zu eskalieren begann. Ich hatte lediglich eine einfache Frage gestellt mit dem Ergebnis das sich erst Kaya und Tamias stritten und letztlich sich Skadi und sogar Naminara in das ganze noch einmischten. Mit wachsendem Erstaunen hörte ich den gesprochenen Worten der anderen zu. Skadi wandte sich letztlich mit ziemlich großen Worten an die beiden Streithähne und Naminara sagte ebenfalls etwas dazu. Doch bevor irgendjemand auf Naminara reagieren konnte war diese auch schon verschwunden. Jedoch machte ich mir da keine all zu großen Sorgen um sie, denn letztlich war sie immer mal wieder zwischen durch verschwunden und am Ende doch wieder aufgetaucht. Ich hörte allen aufmerksam zu und als Kaya die Stimme als letztes erhob. Er wirkte älter als noch vor einem Moment und als er sich bei mir bedankte – meiner Meinung nach hätte er das nicht mal tun müssen – stupste ich ihn einmal an die Schnauze. Schweigend lauschte ich den weiteren Worten von Kaya, die sowohl an Skadi und auch an Tamias gerichtet waren. Ich hatte das Gefühl das Kaya keine Lust mehr auf dieses Thema hatte und als dieser zu Ende gesprochen hatte begab ich mich erneut an seine Seite und schaute erst einmal dorthin wo Naminara verschwunden war und dann die anderen beiden an.

“Ich weiß ehrlich nicht wie eine einfache Frage in einer solchen Diskussion enden konnte. Jedoch denke ich hat Naminara recht. Es hat doch keinen Sinn einen Ort zu suchen wo es Frieden gibt wenn wir auch nur streiten. Ich würde sagen wir belassen das Thema bis sich alle beruhigt haben und Zeit hatten darüber nachzudenken. Vielleicht … sind die Worte die gesprochen wurden ja wirklich einmal Anreiz darüber nachzudenken. Wir sollten weiter laufen, schließlich haben wir wahrscheinlich noch einen weiten Weg vor uns.“

Ich wollte mich jetzt nicht als Streitschlichter oder ähnliches aufspielen sondern nur das aussprechen was ich dachte. Ich hoffte inständig das Naminara nicht zu weit weg war und uns weiterhin begleiten wollte, aber auf der anderen Seite wollte ich diesen – momentan doch arg Streitlustigen – Haufen aus Wölfen nicht alleine lassen. Ich deutete mit der Schnauze in die Richtung in die wir uns eigentlich bewegt hatten, bevor wir letztlich durch den Streit stehen geblieben waren. Ich schaute noch einmal - und diesmal aufmerksamer – Kaya an und berührten diesen noch einmal sanft an der Schnauze. Ich war mir ziemlich sicher das dieses ganze Gespräch ihn nicht wirklich glücklich machte und letztlich war ich auch nicht glücklich darüber das ich es wieder gewesen war die das ganze angesprochen hatte. Undeutlich fühlte ich mich an meine erste Begegnung mit dieser Gruppe erinnert. Damals war Kaya von Anfang an freundlich zu mir gewesen und dies hatte dann zu Unmut zwischen Skadi und Kaya geführt. Ich schien dem ganzen Vorhaben nun wirklich nicht Glück zu bringen. Vor meinem inneren Auge sah ich einen Augenblick das letzte Bild von Tay vor mir, wie er glücklich wie immer zur Jagd aufgebrochen war. Mit einigen Mühen verscheuchte ich den Gedanken aus meinem Kopf was ein leichtes Kopfschütteln zur Folge hatte. Ich versuchte mich zu einem kleinen lächeln zu zwingen und drehte sich auf der Stelle neben Kaya herum um wieder in die Laufrichtung zu schauen. Vorsichtig machte ich den ersten Schritt, schaute die anderen der Reihe nach an ehe ich Kaya noch einmal aufmunternd anlächelte.

[bei Kaya, Skadi, Tamias | Naminara in der nähe | versucht sie zum weitergehen zu bewegen]



- Avis - 14.06.2011

Mein Blick fiel hin und her, von einem zu dem anderen Ding. Ja, das ganze hier war wesentlich spannender als das, was zuvor gewesen war. So dunkel wie es zuvor gewesen war, war es nun nicht mehr, und ein rundes Ding versuchte die Welt zum strahlen zu bringen. Doch mehr als ein Versuch wollte der Scheibe wohl nicht gelingen, da der Himmel noch immer seine Teile am verlieren war, oder was auch immer das sein sollte. Waren kleine Teile des Himmels immer so feucht? Und waren sie vorallem immer so klein? Vorsichtig hob ich meinen Kopf und öffnete den Fang, hatte ich doch das Gefühl, als müssten diese Teilchen eingesammelt werden, damit der Himmel noch bestehen könnte. Sonst wäre er irgendwann weg, was ich natürlich hoffte. Doch schon wenige sekunden nachdem ich meinen Fang geöffnet hatte, lies ich meinen Kopf hinunter hängen und die Teilchen wollten einfach nicht bleiben. Huh? Komisch, dieser Himmel. Ebenso wie die Erklärung von Deka, sprach sie doch irgendwie ein bisschen zu schnell für mich. Also was genau war jetzt ein Regentropfen und was hatte 'grau' mit wind zu tun? Vorsichtig rollte ich mit den Augen und zog meine Lefzen zu einem großen lächeln zusammen, obwohl ich nicht wirklich etwas verstand. Gut, dass, was dann der Himmel die ganze zeit am verlieren war, hieß also Regentropfen. Oder etwa nicht? Einen Moment lang lies ich mich auf den Boden rollen, stand sogleich wieder auf und sah zu Kimya. Ob er schon wusste, warum Regentropfen vom Himmel fiel, und was grau eigentlich sein sollte? Einmal hatte Mutter gesagt, dass Steine grau waren .. doch was waren das nochmal für welche? Natürlich wollte ich mir nichts anmerken lassen und hoffte, Kimya wusste noch nicht was das eigentlich war. So könnte ich es ihm später erklären und stünde dann als ein Held da, oder so ähnlich. Oder, wenn ich einfach ehrlich sein wollte, gönnte ich es meinem Bruder zu diesem Zeitpunkt einfach (noch)nicht, so viel zu wissen. Wasser Das Wort schoss durch meinen Kopf, setzte sich irgendwo ab, und meine Augen weiteten sich. Ein schönes Wort. Fast so schön, wie Dekaja .. oder Avis ! Und der wald, und die Bäume ... und sie alle brauchten wasser. Dekas Erklärung für dieses schöne Wort, war fast so schön, wenn auch etwas schwieriger zu verstehen. Also fiel doch keine Regentropfen vom Himmel, sondern nur Regen.

Du, Deka? Wasser .. ist ein schönes Wort. Und, ähm .. gibt es auch nichtwasserregentropfen? Wie nennt man das dann?

Neugierig und gespannt hatte ich mich wieder hingelegt und betrachtete nun, neben Dekajas Augen (die mich übrigens faszinierten) , zwischendurch den Regen und die Bäume und den Wald. Hatten sie alle jetzt Durst, so wie ich manchmal? Würde ich auch einmal 'wasser' trinken? Ich freute mich in diesem Moment unheimlich darauf und merkte, wie meine Rute fröhlich hin und her pendelte.


[Platz vor dem Bau | bei Dekaja | Tryss, Kimya ]



- Tryss - 15.06.2011

Ich schüttelte energisch den Kopf und rappelte mich dann schnell wieder hoch. Aus dem Augenwinkel hatte ich beobachtet, dass Kimya schon einen eigenen Schmetterling-Fangversuch startete und das wollte ich keinesfalls verpassen. Seine Frage ignorierte ich ausnahmsweise. Er war sowieso beschäftigt und wenn er sah, dass ich stand und ihm zuschaute, würde sich die Antwort darauf ohnehin alleine ergeben. Ich beobachtete den kleinen Mann mit schieflegtem Kopf und aufmerksam in seine Richtung gerichteten Ohren. Aber er hatte nicht viel mehr Glück als ich und landete ebenso auf seinem Hosenboden, ohne dass er den Schmetterling erwischen konnte. Ich zuckte die Achseln und lief gemächlich die paar Schritte zu ihm hin. Dort angekommen, stupste ich ihn aufmunternd an und lächelte freundlich.

„Alles okay? Ja, die Erde, also der Boden, lässt einen nicht so gerne gehen. Jedenfalls uns Wölfe nicht. Schmetterlinge schon, die können ja fliegen, wie du gesehen hast. Vögel können das auch. Da kann man ganz schön neidisch werden oder? Die können alles von oben sehen! Und von oben hat man immer einen viel besseren Ausblick.“

Ich nickte heftig um meine Worte gegenüber Kimya gebührend zu unterstreichen. Das war wichtig, das musste er sich unbedingt merken! Aber langsam wurde das ein bisschen langweilig. Kimya hatte noch nicht genug Übung, und ohne die konnte er den Schmetterling sowieso nicht fangen. Wir brauchen ein Übungsobjekt an dem wir anschleichen üben konnten. Mal sehen... ich ließ den Blick ein wenig schweifen. Über die Bäume, über den Boden, über den Punkt wo Arkanis und Alvarez verschwunden waren, über Deka und ihren kleinen Freund... Moment mal! Ha! Die beiden würden doch ein gutes Ziel abgeben oder? Ich drehte den Kopf zurück, ein Grinsen lag auf meinen Lefzen.

„Weißt du, ich glaube wir sollten erst noch einmal ein bisschen an etwas größerem üben. Große Sachen lassen sich immer leichter fangen als so kleine wie der Schmetterling. Was hälst du davon, hm? Und wie wäre es, wenn wir deinem Bruder und Deka, also der Fähe dahinten, gleich noch einen kleinen Streich spielen würden? Glaubst du, das könnte dir Spaß machen?“

Ich hatte meine Stimme ein wenig verschwörerisch gesenkt und blinzelte Kimya mit schelmisch blitzenden Augen an. Da konnte man doch glatt selbst noch einmal zu einem Welpen werden!

[Platz vor dem Bau | Kimya; Avis und Deka]



- Skadi - 17.06.2011

Schwer atment, mit aufgestellten Nackenfell, bei jedem Atemzug die Reißtähne leicht vorblitzend stand ich zwischen Tamias, Kaya und Velvet. Es war mir zu viel. Ich selbst stand unter Strom und konnte keinen rechten Gedanken fassen. Meine Muskeln zitterten vor Anspannung und schrien danach, dass sie sich komplett auslasten wollten. Und gleichzeitig signierte mir mein Körper, dass er ausgelaugt war. Ruhe und Pause wurde verlangt von Kopf und Seele.

Aber dies gönnte mir hier wohl keiner der anwesenden Wölfe - ausgenommen von Naminara. Zwar wurden ihre ersten Worte aus den tiefen ihren Halses raus geschrien, doch der Zusatz war ruhig gesprochen und das einzig vernünftige, was ich bisher gehört hatte. Zugegeben, richtig sortieren von wem was genau kam konnte ich nicht mehr, aber das war auch kaum nötig. Denn alle rechtfertigten ihre zuvor gesprochenen Worte. Alle wollten sie keinen Streit und eigentlich sagten sie auch alle das selbe. Jeder wollte weise Worte klugscheißen und besser da stehen, als der andere. Würden Rüden des zuhörens mächtig sein, dann wäre es wohl gar nicht erst eskaliert. Oder spätestens jetzt würden sie gemeinsam darüber lachen, wie falsch sie gehandelt hatten.

Ich hatte nichts mehr zu sagen. Was würde das auch bringen? Ich würde genau so handeln wie die anderen. Ich würde die gut ausgewählten Worte, die Weisheit, die Lösungsstategien der anderen nur übertrumpfen wollen, worauf der nächste wieder da sgleiche versuchen wollen würde. Und im endeffekt würden nur die Worte gehört werden, die zu Übertrumpfen wären.
Ich schüttelte meinen Kopf. Unwillkürlich winselnd hatte ich mich abgewandt und war einfach gegangen, Wortlos folgte ich Naminara, dessen Spur nicht weit fort führte. Als ich sie sah, verstummte mein Winseln und ich schaute sie einfach nur an. Wieso war sie so still und schweigsam, wo sie doch so viel zu erzählen hätte. Wo sie her kam, was sie antreibt und was sie ausbremst. Was sie denkt und fühlt. Irgendwann, sohoffte ich, würden wir alle als Gemeinschaft einen festen Platz ergattern. Jeder würde die stärken und schwächen der anderen kennen und wir wüssten, das wir auf uns vertrauen könnten. Wir wüssten, dass mal der eine die Worte sprechen sollte und ein anderer schweigen müsste. Aber bis wir das erreichen würden, das wir uns kennen und alle Macken und Schwächen akzeptieren, war noch ein weiter Weg. Mich würde ich nicht gut reden. Ich bin kein Wolf, der vertrauen kann. Wenn mir etwa snicht gefällt, sehe ich nicht einfach drüber hin weg. Ich war aber kein Wolf, der es ablehnte an sich selbst zu arbeiten. Man müsste mir nur beweisen, dass es sich lohnen würde - und mir mit selbiger Tat entgegen kommen.

Das kalte Wasser benetzte Zunge, Rachen und Speiseröhre, bis es in den Magen kam, wo ein Wärmeunterschied der Speisen und Getränke nicht mehr vorhanden war - zu lang ist der Weg durch den Körper dort hin.
Meine Pfoten badeten in dem kühlen Nass und sie fühlten sich unglaublich lebendig an, als sie so frisch umspült wurden. Gewiss war es kein Fluss dessen starken Strömungen zu spüren gewesen waren. Es war einfach nur nass und kalt. Eine empfindung. Ein zeichen, dass zumindest mein Körper sich noch in dem hier und jetzt auf Erden aufhielt.

"Manchmal verstehe ich, dass du dir deine Ruhe suchst und mit distanz schaffst."

Es waren leise Worte, die Naminara galten. Jedoch schaute ich bei diesen Worten auf meine Füße nieder, die durch das Wasser größer aussahen, als normal.

[bei Naminara | Abseits der Gruppe]



- Naminara - 17.06.2011

Ein stetiges Zittern überlief immer und immer wieder meinen Körper. Die innere Unruhe war mir äußerlich nur zu gut anzusehen. War ich zu weit gegangen? Unstet irrte mein Blick über das dichte Gebüsch, wartend, auf ein Zeichen, was nun geschehen würde. Wären es die Hunde gewesen, die ich nur zu gut kannte, würden sie mich wohl in der Luft zerreissen. Doch bei diesen hätte ich es sowieso nicht gewagt, derart... ach, wem machte ich eigentlich etwas vor? Ich hätte genauso gehandelt. Mochte ich auch nicht mutig sein und ganz gewiss niemand, zu dem man aufschaute, irgendwann wurde es wohl jedem zu viel. Ich zuckt merklich zusammen, als sich vor mir die Büsche teilten und ich den brauntönernen Körper Skadis sah, der sich langsam auf mich zu bewegte.

Sie wirkte nicht aggressiv, dennoch spannte ich mich innerlich an. Wieder konnte ich ein leichtes Zittern nicht verhindern, doch versuchte ich mit aller Gewalt die Panik zurückzuhalten, die in mir aufstieg. Mit aufgerissenen Augen betrachtete ich die braune Fähe, die mich eine ganze Weile einfach nur mit unergründlichem Blick ansah, dann jedoch kurz an mir vorbeischlenderte und lieber anfing, zu trinken, anstatt irgendetwas zu sagen. Ich war noch immer angespannt, doch ein wenig erleichtert, dass man nicht gleich auf mich losging. Skadi wirkte erschöpft, dies war mir schon früher aufgefallen. Wieder zuckte ich leicht zusammen, als die andere Fähe das Wort plötzlich doch an mich richtete. Ihre Worte verwirrten mich ein wenig. Offenbar nahm Skadi an, ich suchte meine Ruhe vor der Gemeinschaft, was gar nicht meine Absicht gewesen war.

Bis zu diesem Zeitpunkt jedenfalls nicht. Ich atmete tief durch. Sollte ich Skadi vertrauen? Doch wenn ich nicht langsam damit anfing, würde ich nie ein Teil dieser Gemeinschaft sein. Auch wenn diese vermutlich irgendwann an sich selbst zerbrechen würde. Ich hatte mich so an die Anwesenheit der anderen Wölfe gewöhnt, dass mir der Gedanke, sie wieder zu verlassen, beinahe Angst einjagte. Bisher hatte ich die Einsamkeit begrüßt, die mich mehrere Monate lang begleitet hatte, doch nun...

"Es... hat nichts mit euch zu tun. Ich... kann nur manchmal nicht so, wie ich möchte..."

Die Worte kamen nur leise, stockend, über meine Lefzen. Meine Augen blickten leicht unsicher an Skadi vorbei, doch ich hielt sie immer im Augenwinkel.

[bei Skadi | Abseits der Gruppe]



- Tamias - 17.06.2011

Mit meinen wachsamen Augen verfolgte ich Skadi.
Was war hier bloß los?
Hatte ich jetzt so viel mit der Wahrheit angerichtet?
In meinen Gedanken spielte sich die eben geschehene Situation nochmal ab.
Ich hätte es nicht dabei belassen können, dass Kaya Velvet die halbe Geschichte verschweigt. Irgendwann war der Topf einfach voll und schwabbte über. Anfangs war er leer. Da konnte auch nichts drin sein, weil niemand bei mir war. Er füllte sich jedoch mit dem stetigen Ungehorsam von Tryss und der besagten Aktion. Das drei Artgenossen starben machte ihn auch nicht leerer und dann, dass Tryss uns so entgegen kam, brachte ihn fast zum überschäumen. Aber das Kaya nun auch noch so gut über ihn redete, gar schwärmte, dass konnte ich nicht so stehen lassen.
Das ich meinen Senf eben dabei getan hatte, hatte nichts mit Velvet zu tun. Sie war mir eigentlich ziemlich egal, genauso wie Naminara. Wir hatten kaum Worte miteinander gewechselt, ich kannte sie gar nicht.
Von Skadi war ich jedoch ein wenig enttäuscht. Nach unserem kleinen Ausflug, vor einigen Monden, hätte ich gedacht sie könnte mich ein wenig besser verstehen.
Mein Blick lag noch immer auf ihr, bis sie wirklich vollkommen schweigend uns verließ.
Ich senkte meinen Blick ab und sagte ebenfalls nichts mehr. Als Velvet ihr Wort erhob, reagierte ich nicht. Sollte sie doch bei Kaya bleiben.
Ich wusste in diesem Moment nicht, was ich tun sollte.
Kurz sah ich zu Kaya hinüber, doch es wollten mir keine Worte einfallen.

Oo... das sieht dir doch schon ähnlicher. Warst ja schließlich noch nie Meister der großen Worte... oO

vielleicht war es wirklich besser, einfach die Schnauze zu halten. Verstehen konnte mich hier wohl niemand.
Meine Miene wurde ausdrucksloser von Sekunde zu Sekunde.
Da mir aber so langsam die Situation etwas zu blöd wurde, kehrte ich wortlos um und lief in die Richtung, in der wir wandern sollten. Die geplante Rute.. wohin führte sie noch gleich? Genau, zu einer Illussion.
Wir latschten einer Illussion hinterher. War das jetzt besser als alleine hinter nichts her zu rennen oder schlechter?
Ich bemühte mich nicht einmal, meinen Kopf zu den anderen zu wenden um zu schauen, ob jemand hinterher kam. Wenn alle das selbe Ziel hatten, so konnten die Wege nun nicht allzu unterschiedlich sein. So würde man sich sehen, wann auch immer.
Mein Gang war locker trabig, die Gedanken frei.
Ich wäre gern Skadi gefolgt oder Naminara. Doch sie liefen nicht umsonst weg. Ich würde nur stören.
Also lief ich einfach dort hin, wo wir ja eh hin wollten.

[Stimmung getrübt / Wald]



- Arkanis - 19.06.2011

Oh wie gut mir die Bewegung tat. So wie der Wald dichter geworden war, so hatten sich auch meine Muskeln gelockert und waren warm geworden. Meine Bewegungen waren wieder flüssig und elegant wie eh und je. So gut in Form war ich seit meinem Käfigaufenthalt nicht mehr gewesen. Mühelos suchten meine Sinne den Wald ab und registrierten alle wichtigen Begebenheiten. Immerhin würde ich im Notfall auch den Weg alleine zurückfinden müssen, aber ich wollte den Teufel nicht an den nächsten Baum malen. Die Stimmung zwischen Alvarez und mir war entspannt und der Graue schien auch nicht in Sorge um eventuelle Gefahren. Die Gegend hatte sich in den vergangenen Tagen wohl als sicher herausgestellt. Tief sog ich die vom Regen gereinigte Waldluft in beide Lungenflügel ein. Meine Ohren spielten im Lauf, als sie die neckischen Worte des Rüden vernahmen. Er wollte mich ärgern, doch ich ließ mich nicht von ihm lumpen.

„Eine gute Täuschung ist eben schon der erste Schritt zum Erfolg. Warum sonst solltest du deinen Pelz in gealtertem Grau zeigen? So haben wir beide unseren Weg gefunden, um älter zu wirken als wir sind.“

Etwas misstrauisch beobachtete ich dann, wie er zu weiteren Spielereien ansetzte. Alvarez, der graue Geselle, der so verschlossen und abwägend erschienen war. Ausgerechnet der war nun zu solchen Späßen aufgelegt? Was war in den vergangenen Tagen passiert? Der Graue war nicht einzuschätzen und so wich ich den Pranken auf meiner Schulter zunächst ein wenig aus, indem ich mich geschmeidig darunter wegduckte. Zwar konnte ich den Druck seiner großen Pfoten nicht ganz von meinem Rücken nehmen, doch immerhin brachten sie mich nicht aus dem Gleichgewicht. Dann spurtete er plötzlich los. Noch etwas verdutzt sah ich ihm zunächst nur hinterher. Spielen? Ich war gerade zwei kleinen Welpen entkommen. Spielen müssen hatte ich in der letzten Zeit genug und würde ich in der nächsten noch mehr. Doch die versteckte Herausforderung lockte mich aus der Reserve. Wie von selbst wechselte ich in den typischen Wolfsgalopp und Sprung um Sprung streckte sich mein Körper immer mehr in die Länge. Ich war die geborene Sprinterin: klein und leicht, mit langen Läufen versehen. Alvarez würde dies nun zu spüren bekommen, denn als hätte jemand einen Schalter umgelegt gewann ich plötzlich an Geschwindigkeit. Katapultartig schoss mein Körper vorwärts. Wie der Blitzt jagte ich der grauen Silhouette eines Wolfes nach und schloss bald zu ihm auf. Durch das Unterholz zu gleiten fiel mir nicht schwer. Ich wand mich geschickt zwischen Ästen, Gestrüpp und Steinen hindurch. Mit dünneren Zweigen legte ich es auf eine Auseinandersetzung an. Ihre zierlichen Finger versuchten sich in meinen Pelz zu krallen, doch sie konnten mich nicht halten. Mit unverminderter Geschwindigkeit erreichte ich den Rüden und passierte ihn. Leichtfüßig wie ein Reh sprang ich ihm dann in die Quere und verlangsamte damit gleichsam meinen Lauf. Er würde stark bremsen müssen, um nicht in mich hinein zu krachen. Sobald er das tat, würde ich ihm wieder davon stürmen und mit dieser Taktik einen beträchtlichen Vorsprung gewinnen.

[Wald | Alvarez]